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Der Gänserich Jupp lebt auf einem großen Bauernhof. Er träumt davon, die Welt kennenzulernen und ein Leben in Freiheit zu führen. Aber wie soll er diesen Traum verwirklichen? Er kann nicht fliegen und ist zudem noch träge. Und was genau will er überhaupt? Wie kann er es schaffen, dass sein Leben so wird, wie er es sich wünscht? Da begegnet ihm der weise Adler. Dieser zeigt ihm, was er tun muss, um sich seinen großen Wunsch zu erfüllen. Er zeigt ihm, wie man Ziele definiert, wie man Hindernisse überwindet und wie Strategien, Routine und die richtige Einstellung das Leben für immer verändern können. Eine inspirierende, humorvolle und motivierende Erzählung darüber, dass jeder sein Ziel erreichen kann.
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Seitenzahl: 143
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Kirsten Sar
Wie kommt die Gans ins Adlernest?Vom Mut, sein Leben zu verändern, um Großes zu erreichen
„Es ist der Traum, der dich treibt, die Strategie, die dich lenkt und das Ziel, das dich belohnt“
Inhalt:
Der Gänserich Jupp lebt auf einem großen Bauernhof. Er träumt davon, die Welt kennenzulernen und ein Leben in Freiheit zu führen. Aber wie soll er diesen Traum verwirklichen? Er kann nicht fliegen und ist zudem noch träge. Und was genau will er überhaupt? Wie kann er es schaffen, dass sein Leben so wird, wie er es sich wünscht? Da begegnet ihm der weise Adler. Dieser zeigt ihm, was er tun muss, um sich seinen großen Wunsch zu erfüllen. Er zeigt ihm, wie man Ziele definiert, wie man Hindernisse überwindet und wie Strategien, Routine und die richtige Einstellung das Leben für immer verändern können.
Eine inspirierende, humorvolle und motivierende Parabel darüber, dass jeder sein Ziel erreichen kann
Inhaltsverzeichnis
Die Vorgeschichte | Ein zufälliges Treffen
Die Geschichte | Überlege, was du willst
Jede Veränderung beginnt mit einer Entscheidung
Erfülle dir deine Träume
Entwickle eine Strategie
Wer seine Ziele hochsteckt, hat viel Platz zu wachsen
Verschwende keine Zeit – Beginne innerhalb von 72 Stunden, dein Vorhaben umzusetzen
Umgib dich mit Vorbildern, denn sie sind es, die dich prägen
Selbstdisziplin – Entwickle eine Routine
Lerne – Immer. Konstant. Stetig.
Glaube an dich!
Mut zum Risiko – Nur wer wagt, gewinnt
Niederlagen gehören zum Erfolg
Gib niemals auf! Niemals! Nie!
Gib 110 Prozent
Werde selbst zum Vorbild – So prägst du andere
Geht nicht gibt's nicht – Auch Unmögliches ist zu schaffen
Wecke ungeahnte Kräfte in dir
Wachse mit deinen Problemen!
Gib und vergib
Autosuggestion – der Weg, dich selbst zu überzeugen
Visualisierung - Tu so, als hättest du dein Ziel schon erreicht
Passe dich immer den Gegebenheiten an, aber ändere nie dein Ziel
Überwinde deine Grenzen
Teile dein Wissen mit anderen
Jahre später
Das Gespräch auf der Bank
Kirsten Sar
Wie kommt die Gans ins Adlernest
Vom Mut, sein Leben zu verändern, um Großes zu erreichen
Eine Erzählung darüber, dass jeder sein Ziel erreichen kann
Impressum
Texte: © 2022 Copyright by Kirsten Sar
Umschlag:© 2022 Copyright by Kirsten Sar
Lektorat und Korrektorat: Jessica Guaia
Verantwortlich
für den Inhalt:Kirsten Sar
Marsstraße 13
82266 Inning
Druck:epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
Die Vorgeschichte | Ein zufälliges Treffen
„Ist das Buch interessant?“Julia war vertieft in ihr Buch und blickte überrascht auf, als die Stimme neben ihr erklang. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass ein älterer Mann neben ihr Platz genommen hatte.„Entschuldigen Sie, ich habe den Titel zufällig gesehen“, fuhr der Mann fort. Sie saßen beide auf einer Bank im Park. Es war Frühling und die ersten Blüten sprossen aus den Bäumen und Sträuchern. Hundebesitzer spazierten mit ihren Vierbeinern durch die aus dem Winterschlaf erwachende Oase.
Tulpen und Narzissen säumten den Wegesrand. Die Luft war frisch und roch nach Hyazinthen. Julia liebte diesen Platz. Oft entfloh sie ihrer kleinen Zweizimmerwohnung und suchte den nahe gelegenen Park auf. Meist hatte sie ein Buch dabei, setzte sich auf eine Bank und las stundenlang darin. Und nun saß da dieser grauhaarige Mann neben ihr und sprach sie darauf an. Sie überlegte kurz, was sie antworten sollte.„Ja, es ist wirklich interessant. Das ist die Biografie einer Frau, die aus ihrem Leben ausgebrochen ist und neu angefangen hat.“Julia wandte sich wieder ihrer Lektüre zu.„Das klingt spannend.“ Der Mann schien sichtlich interessiert. „Und was hat sie wofür, aufgegeben?“Sollte das ein längeres Gespräch werden?„Sie tauschte ihren ungeliebten Job und ihr ödes Leben in einer noch öderen Kleinstadt mit einem Mann, der sie betrog und kleinhielt, gegen ein spannenderes Leben ein. Ursprünglich war sie Sekretärin. Dann hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht: Sie ist nun Besitzerin einer kleinen Konditorei.“ Während Julia davon berichtete, wanderte ihr Blick verträumt über den Park, über die Menschen, die dort saßen und spazierten und über den kleinen Flusslauf, der sich gemächlich durch das Grün der Wiese zog.„Das erfordert bestimmt enormen Mut“, meinte der Mann, der ihren Blicken gefolgt war.„Das glaube ich auch“, antwortete Julia.„Schade, wenn man nicht das Leben führen kann, das man sich immer gewünscht hat.“ Der ältere Mann sah nachdenklich in die Ferne.„Das ist es“, bestätigte Julia und war selbst überrascht, dass sie so offen war. Ihr Banknachbar nickte. „Was würden Sie denn ändern?“, fragte der Mann direkt. Julia zögerte kurz. „Ich weiß es nicht. Es geht mir ja gut“, antwortete sie. „Ich habe einen sicheren Job und bin zufrieden.“„Sie tappen also in die ‚Zufriedenheitsfalle‘. Wie viele Menschen. Soll heißen: Es ist alles gut, ich habe einen sicheren Job und ich bekomme irgendwann einmal meine Rente.“ Der Mann schüttelte den Kopf.„Aber nichts ist gut. Wissen Sie, wenn man zufrieden ist, dann stagniert man. Man entwickelt sich nicht weiter. Wozu auch? Man ist ja schließlich zufrieden“. Das letzte Wort klang beinahe abfällig. „Aber der wahre Grund, weswegen Sie sich noch dort befinden, wo Sie sind, ist der, dass Sie Angst haben. Oder?“ Nun sah er wieder zu ihr hinüber.
Julia war erstaunt, wie direkt er mit ihr sprach. Sie kannten sich doch gar nicht – sie waren Fremde, die lediglich auf der gleichen Parkbank saßen. Aber das Gespräch mit dem Unbekannten begann ihr zu gefallen. Er forderte sie heraus.„Es stimmt. Ich habe Angst“, gab sie ohne Umschweife zu.„Und diese Angst bremst Sie aus. Stellen Sie sich vor, Sie hätten die Garantie, dass das, was Sie zukünftig machen, von Erfolg gekrönt ist. Was würden Sie am liebsten machen?“ Kurzes Schweigen. Sie runzelte die Stirn.„Ich würde ins Ausland gehen. Vielleicht würde ich eine Pension eröffnen. Aber was soll's? Das sind Träume – fernab der Realität. Ich habe weder das Geld noch die Möglichkeiten, mir diesen Wunsch zu erfüllen.“„So habe ich auch mal gedacht. So wie Sie. Und dann habe ich eine wunderbare Geschichte gehört, die mein Denken komplett verändert hat. Sie heißt ‚Wie kommt die Gans ins Adlernest?‘ Möchten Sie sie hören?“ Der Mann sah sie fragend an. „Sehr gerne!“ Jetzt war sie neugierig geworden. Julia klappte ihr Buch zu und wartete gespannt auf die Geschichte, die sie gleich hören würde. Ihr Banknachbar lehnte sich zurück und begann zu erzählen.
Die Geschichte
Überlege - was willst du?
Auf einem großen Bauernhof mitten in den Bergen lebten vor langer Zeit zahlreiche Gänse, einige Enten, ein paar Puten, viele Hühner und der dazugehörige Hahn. Tagein tagaus verbrachten sie ihre Zeit in einem großen Gehege, in der Scheune oder im Stall, der unmittelbar neben der Scheune lag. Die Bäuerin kam jeden Morgen mit einem großen Kübel und fütterte die Tiere, die sich alle auf die Körner stürzten. Das Leben hätte schön sein können, wenn es nicht so langweilig gewesen wäre. So dachte zumindest einer der Gänseriche. Sein Name war Jupp. Er saß in der Ecke des Geheges und blickte zum Himmel, während er sinnierte. Dort nämlich kreiste ein Adler, der hin und wieder einen Blick hinunter auf das Federvieh warf, ehe er mit einem großen, eleganten Bogen weiterflog und in der Ferne verschwand. Jupp begann nach und nach sein Leben zu hinterfragen. War denn das schon alles? Warum konnte er nicht frei sein wie dieser Adler? Was hatte er noch zu erwarten? Seine Gedanken wurden jäh von Boris, seinem Bruder, unterbrochen.„Na, was hängst du so rum, Jupp?“ Er rempelte ihn an und grinste. „Worüber grübelst du?“„Ich weiß auch nicht.“ Jupp schwieg.„Komm, lass es raus, Bruderherz.“ Boris nickte ihm ermunternd zu. „Ich bin einfach am Überlegen, ob mir das alles hier reicht.“Er deutete mit seinem Kopf in das Gehege. Dann blickte er erneut gen Himmel. „Ich wäre gerne frei wie ein Adler.“ „Papperlapapp“, meinte Boris. „Wir sind Gänse und keine Adler. Wenn wir Adler wären, dann hätten wir große Flügel und säßen nicht hier, sondern in irgendeinem Adlerhorst. Dem ist aber nicht so.“ Boris zwinkerte seinem Bruder zu. „Wir haben es doch gut.“ Sprach’s und wackelte davon. So war er, der Boris, immer mit allem zufrieden, stets gut gelaunt und nichts hinterfragend, weil ihm einfach alles genügte.„Vielleicht hat Boris ja recht“, grübelte Jupp, „vielleicht habe ich nur einen schlechten Tag“. Aber diese Gedanken hatte er immer öfter. Plötzlich ertönte lautes Gegacker aus der anderen Ecke des Geheges. Einige Hühner zankten sich.„Was ist denn nun schon wieder los?!“, donnerte der Hahn. Im Nu kehrte Stille ein. Man hätte eine Stecknadel fallen hören. Nelson - so der Name des Hahns - blickte verärgert in die Runde. „Könnt ihr nicht einfach das tun, was zu tun ist, anstatt herumzustreiten?“ Er wollte sich gerade wieder seinen Dingen widmen, als Thea, die Oberhenne, sich zu Wort meldete.„Es gibt hier eine kleine Diskussion darüber, wer heute die Küken hütet und wer Ordnung macht.“Erwartungsvoll blickte Thea auf Nelson. Thea war eine sehr gewissenhafte und ordnungsliebende Henne, die sich um alles Organisatorische kümmerte.„Genau!“, rief eine Henne aus den hinteren Reihen. „Ich bin es leid, mich ständig um die Kleinen zu kümmern. Ich möchte auch mal etwas anderes machen. Aber nein, ständig muss ich den Bälgern hinterherlaufen und mich mit ihnen beschäftigen. Es wird Zeit, dass wir mal die Regeln ändern!“Der Hahn bekam einen hochroten Kopf, wie immer, wenn er sich aufregte. „Ich hab hier das Sagen und ich sage, dass es so bleibt, wie es ist!“ Alles zuckte zusammen. „So war es schon immer und so bleibt es auch!“, wetterte er hinterher. Alle wussten, dass er keinen Widerspruch duldete. Und so gingen die Streithennen leise vor sich hin schimpfend wieder auseinander und alles ging seinen gewohnten Gang. Jupp saß noch immer in der Ecke. „Es war schon immer so und so bleibt es auch …“, murmelte er leise und schüttelte kaum merklich den Kopf. Am nächsten Tag schien die Sonne und kein Wölkchen war am Himmel zu sehen. Abermals kreiste der Adler über den Köpfen jener, die ihre tägliche Arbeit verrichteten und währenddessen vor sich hin gackerten oder quakten.„Hey, du da!“ Jupp hob erschrocken seinen Kopf.„Ja, du da!“ Über ihm zog der Adler seine Bahnen.„Meinst du mich?“, fragte Jupp.„Ja, genau dich!“Der Adler landete auf einem Baum im Gehege und sah Jupp mit seinem scharfen Blick an. Dieser wurde unsicher. „Was gibt's?“, fragte der Gänserich vorsichtig.„Ich beobachte dich schon länger. Und gestern hab ich gehört, als du zu deinem Bruder sagtest, dass du gerne ein Adler wärst.“Peinlich berührt schwieg Jupp. Er hatte den Adler am Vortag nur wegfliegen sehen und nicht bemerkt, dass sich dieser noch in der Gegend aufgehalten hatte.„Ist das wahr?“, fragte der Adler.Jupp schwieg immer noch. Dann ertönte ein leises „Vielleicht“. „Soso …“Kurzes Schweigen. Jupp rang nach Worten. „Aber ich bin kein Zugvogel, sondern nur eine Hausgans. Und Hausgänse können nicht fliegen“, fügte er entschuldigend hinzu. „Soso …“Der Adler sah ihn an.Mittlerweile hatte auch das andere Federvieh den Gast im Baum erblickt und lauschte interessiert dem Gespräch. Ein leises Gackern kam aus der Hühnerecke. Die Hennen rätselten, warum sich ein stolzer Vogel wie der Adler mit einer Hausgans wie Jupp unterhielt. „Und was genau willst du?“Der Adler richtete seine Frage an den eingeschüchterten Gänserich.„Ich weiß es nicht.“„Na, dann solltest du dir darüber mal Gedanken machen“, raunte der große Vogel vom Baumwipfel herab. „Nein.“ Nun wurde Jupp mutig. „Ich muss mich mit dem, was ich kann und bin, zufriedengeben.“„Du musst dich mit nichts zufriedengeben“, sagte der Adler. „Du musst dich lediglich entscheiden, was du willst – der Rest ergibt sich dann von selbst.“„Ich möchte frei sein. So wie du!“ Jupp wurde lauter. „Ich möchte fliegen wie du!“Ein empörtes Gackern und Quaken wurde laut.„Was soll der Unsinn?“, krähte Nelson, der Hahn. „Du bist und bleibst eine Hausgans! Eine dicke Hausgans“, fügte er herablassend hinzu. „Und Hausgänse können nicht fliegen.“„Eben!“, schnatterte eine der Enten aus der Entenriege.„Und du hast es doch gut hier bei uns!“, meldete sich Boris zu Wort. „Wozu das Ganze? Sei doch einfach zufrieden.“„Ich bin aber nicht zufrieden!“ Jupp wurde ärgerlich. „Mein Traum ist es, frei zu sein wie ein Adler.“„Pah! Träume!“ Nun fiel der Hahn wieder ins Wort. Er fürchtete, dass seine Hennen das als Rebellion werten könnten und sich am Ende dem dummen Gänserich anschließen würden.„Wir bekommen täglich unser Futter, haben nur kleinere Arbeiten zu erledigen und können ansonsten gut leben“, polterte der Gockel. Boris nickte bestätigend, während Nelson weitersprach. „Was willst du mehr?“Die Hennen gackerten beipflichtend, was Nelson zu gefallen schien. „Und das soll es gewesen sein?“, fragte Jupp in die Runde. „Das soll es wirklich gewesen sein!?“, wiederholte er etwas lauter. Dann richtete sich sein Blick auf den Hahn. „Und zu dir: Immerhin habe ich einen Traum. Schlimmer ist es, gar keinen zu haben.“ Der Hahn schwieg. Ihm fehlten die Worte bei so viel Dreistigkeit. Er war es nicht gewohnt, dass ihm widersprochen wurde oder dass ihn gar jemand belehrte.„Träume sind die Ziele von morgen“, sagte der Adler und machte sich zum Abflug bereit. „Weißt du was? Ich gebe dir 24 Stunden Zeit, damit du dir überlegen kannst, was du willst und ob du auch bereit bist, dafür etwas zu tun. Ich weiß, es ist nicht immer leicht, sich zu entscheiden. Aber wenn du das nicht tust, dann wird sich auch nichts ändern. Die Entscheidungskraft bestimmt, ob wir glücklich oder unglücklich sind. Ob wir traurig oder freudig oder ob wir gebunden oder frei sind.“ Ein weiser Vogel, der Adler, der nun seine Flügel ausbreitete und abhob. „So ein Quatsch“, murmelten die Hennen. „Völliger Blödsinn“, schnatterten die Enten.„Träume sind was für Träumer“, quakten auch die Gänse. Dann gingen sie alle auseinander.Allein zurück blieb Jupp, der sich in seine Gedankenwelt zurückzog, um das, was er gerade erlebt und gehört hatte, zu verarbeiten. Und um eine Entscheidung zu treffen. Denn bevor sich etwas ändern würde, müsste er sich entscheiden. Das war ihm jetzt klar. Sollte er dieses beschauliche, gemütliche Leben aufgeben, um es gegen ein anderes – vielleicht interessanteres, freieres, aber womöglich auch ärmeres, härteres – Leben einzutauschen? Denn er wusste: Wenn er hier weggehen würde, gäbe es kein Zurück mehr.Jupp tat die ganze Nacht kein Auge zu. Er saß noch immer unter dem Baum und dachte nach. Seine Gedanken kreisten um das Gespräch mit dem Adler. Und dieser erwartete am nächsten Tag eine Antwort. Nicht mehr und nicht weniger. Dabei wusste Jupp gar nicht, worauf er sich einließ. Was würde passieren, wenn er sich dafür entschied, frei zu sein? Dann käme das nächste Problem. Wie sollte er aus dem Gehege kommen? Er war noch nie geflogen. Was machte ihn überhaupt so sicher, dass der Adler wiederkommen würde? Der Gänserich kam bei seinen Überlegungen vom Hundertsten zum Tausendsten. Was wäre wenn …? Was würde passieren …? Und überhaupt …Aber irgendwie vertraute er dem Greifvogel. Er wusste nicht warum, aber er vertraute ihm. Irgendwann in den frühen Morgenstunden, als die ersten Sonnenstrahlen sich in den Tautropfen, die an Gräsern, Blumen und Blättern hingen, spiegelten, schlief er erschöpft ein und träumte davon, wie er mit einer Leichtigkeit zum Adlerhorst – dem Nest des Adlers – flog, um diesen zu besuchen.
Jede Veränderung beginnt mit einer Entscheidung
„Guten Morgen!“ Die markante Stimme des Adlers riss Jupp aus dem Schlaf. Er blinzelte nach oben und erkannte den großen Vogel, der wieder auf einem der Zweige im Baum saß und auf ihn herabblickte. „Guten Morgen“, antwortete der Gänserich gähnend. „Wie sieht es aus? Entscheidung gefällt?“ Der Vogel kam gleich zur Sache. Nun hatte auch eine der Hennen den Gast entdeckt und gackerte laut los. Sofort eilten die anderen herbei. Keine von ihnen wollte etwas verpassen. Nelson war alles andere als begeistert, als er den Adler erblickte. „Nicht der schon wieder“, murmelte er und folgte schnellen Fußes dem weiblichen Federvieh, um gegebenenfalls einschreiten zu können, falls der Greifvogel sich einer seiner Damen nähern sollte. Doch daran dachte der Adler gar nicht. Er konzentrierte sich auf Jupp. „Na?“, hakte er nach.„Ich will hier raus!“ Jupps Stimme war fest.Die Hennen hielten die Luft an. Was war das? Er wollte raus? Unfassbar! „Ja, ich will hier raus!“, bekräftigte er. Seine Stimme duldete keinen Widerspruch, was auch die Hennen, der Hahn und die soeben vor Ort eingetroffenen Enten wahrnahmen. Das waren sie von Jupp nicht gewohnt. Er war sonst eher widerspruchslos und alles hinnehmend.Plötzlich ertönte ein Jammern. „Nicht doch, Jupp! Das kannst du doch nicht machen.“ Hinter den Enten sank ein weiterer Gänserich gerade in sich zusammen. Boris. „Was wird dann aus mir?“Jupp sah seinen Bruder an. Kurze Stille. Dann erhob er sich. „Du kannst ja mitkommen“, forderte er ihn auf. „Aber wo sollen wir denn hin?“ Boris schien an der Idee keinen Gefallen zu finden. Die anderen Vögel folgten dem Gespräch wie einem Ping-Pong-Spiel. „In die Freiheit!“ Jupp gefiel der Gedanke. „Hinaus in die Freiheit.“Der Adler nickte zufrieden. „Wenn wir uns entscheiden, dann bestimmen wir unser Schicksal“, erklärte der große Vogel mit dem gekrümmten Schnabel und den dunklen Augen. „Wir nehmen unser Schicksal selbst in die Hand und warten nicht nur ab, was geschieht.“