Wie man die lebenswerteste Stadt der Welt überlebt - Andreas Rainer - E-Book

Wie man die lebenswerteste Stadt der Welt überlebt E-Book

Andreas Rainer

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Beschreibung

Wien mag weltberühmt sein für seine Schnitzel, Bälle und die Oper. Doch die irrwitzigsten Vorstellungen spielen sich auf den kleinen Gassen der Stadt ab, nicht auf ihren großen Bühnen. Jeder Besuch im Kaffeehaus wird zum Kabarett, jede Fahrt mit der Straßenbahn hat das Potenzial zur Tragödie. Wo auch immer man hingeht, die Stadt ist eine einzige Bühne, auf der Kellnerinnen, Straßenkehrer und Passanten zu Hauptdarstellern einer niemals endenden Vorstellung werden. Andreas Rainer taucht mit 50 Zitaten aus dem Alltagsleben tief in das Herz der Wiener Seele ein, um den unmöglichen Widerspruch einer Stadt abzubilden, in der man zwar die Muße hat, den ganzen Tag im Kaffeehaus zu sitzen, aber schon eine Panikattacke bekommt, wenn die U-Bahn erst in sechs Minuten kommt.

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Seitenzahl: 44

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Andreas Rainer

Wie man die lebenswerteste Stadt der Welt überlebt

story.one - Life is a story

1. Auflage 2024

© Andreas Rainer

Produktion, Design und Konzeption:

story.one - the library of life - www.story.one

Eine Marke der Storylution GmbH

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags, der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen sowie Übersetzung, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Copyright-Inhabers reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Sämtliche Angaben in diesem Werk erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Eine Haftung der Autoren bzw. Herausgeber und des Verlages ist ausgeschlossen.

Alle Zitate von der Wiener Alltagspoeten Community.

Fotos von:

Alexander Schauer, Lukas Ginzinger, Rudolf Matheis, Nicole Schnalzer, Caroline Mauritz, Claudia Fedorko, Anita Altenhofer, Melanie Zeiler-Rausch, Sissy Marchetti

Coverfoto von Michael Röhsner.

Gesetzt aus Minion Pro, Lato und Merriweather.

Printed in the European Union.

ISBN: 978-3-903715-34-9

eISBN: 978-3-903715-35-6

INHALT

1. Anderswo ist es noch schlimmer

2. Arbeitsmoral: Man kann nicht genug klagen

3. Schmäh: Blöd schauen hab ich studiert

4. Kaffeehaus: Durch Winken geht es nicht schneller

5. Trunkenheit: Draußen gibt es nur Alkohol

6. Würstelstand: Eine Eitrige und ein 16er Blech

7. Deutsche: Wollen Sie eine Tüte dazu?

8. Öffis: Sechs Minuten? Kommt der Zug aus Australien?

9. Wetter: Richtig angenehm ist es nie

10. Wohnungssuche: Es ist überall gleich schlecht

11. Zugereiste: Die psychisch labilen Wiener nicht anschauen

12. Sehnsucht: Jeder vernünftige Mensch will nach Wien

13. Tod: Wennst mich nicht mehr siehst, ist es nicht mehr gegangen

Anhang: Wiener Wörterbuch

46er Station

Schottenfeldgasse

Mann 1:

"Wie gehts eana?"

Mann 2:

"Jo, passt eh, und selbst?"

Mann 1:

"I sog ja immer, man kann ned genug klagen"

1.

Anderswo ist es noch schlimmer

“Wien ist die lebenswerteste Stadt der Welt.” Jedes Jahr macht diese Nachricht in Österreich die Runde. Während eine derart bemerkenswerte Auszeichnung in jedem anderen Land gefeiert werden würde, verkommt sie hierzulande zur Randnotiz. Tonfall in den Medien: Wir müssen das bringen, es ist uns aber bewusst, dass es nervt. In Wien akzeptiert man diesen ersten Platz als etwas Selbstverständliches, vergleichbar mit dem Sonnenaufgang jeden Morgen, bei dem auch niemand auf die Idee kommen würde, extra zu applaudieren. Keineswegs wird die Wahl dahingehend interpretiert, dass die Zustände in Österreichs Hauptstadt so wunderbar sind. Man nimmt vielmehr an, dass es andernorts schlicht noch schlimmer sein muss. Dabei ist es nicht so, dass uns internationale Ranglisten nicht interessieren würden. Wenn ein paar Wochen später die Medaille für die unfreundlichste Stadt der Welt vergeben wird, lässt keine Zeitung, kein Fernsehsender und schon gar nicht der Wiener Alltagspoet diese Gelegenheit aus, ein Fass aufzumachen. Hunderte, ja tausende Kommentare finden sich unter dieser Meldung, sie wird abgefeiert, als wäre Österreich Fußballweltmeister geworden.

Wien ist ein Paradoxon, auf diese Tatsache werde ich im Verlauf dieses Buches noch öfter hinweisen. Denn wie ist es überhaupt möglich, dass eine so unfreundliche Stadt derart lebenswert sein kann? Schließt das eine das andere nicht eigentlich aus? Wer schon einmal zu den Stoßzeiten in Wien die U-Bahn genommen hat und nicht innerhalb von Sekundenbruchteilen der aus- oder einsteigenden Masse ausgewichen ist und als Konsequenz von den Mitreisenden entweder angeblafft oder einfach zur Seite geschoben wurde, weiß, dass das Leben hierzulande auch seine Eigenheiten hat. Andererseits, springt man an einem heißen Sommertag in die Donau, findet eine schöne Altbauwohnung zu, im Vergleich mit anderen europäischen Metropolen, immer noch halbwegs leistbaren Preisen oder trinkt im Winter auf den schönsten Weihnachtsmärkten Europas einen Glühwein, versteht man die andere Seite der Medaille. Vielleicht sind die Wiener auch deshalb so unfreundlich, weil es in Wahrheit gar nicht so einfach ist, etwas wirklich Negatives über die eigene Heimatstadt zu sagen (bitte erzählt niemandem, dass ich das geschrieben habe). Eventuell handelt es sich bei der Unfreundlichkeit in Wahrheit um bloße Bescheidenheit. Schließlich möchte man die anderen nicht noch schlechter aussehen lassen.