WIE SIE EIN BUCH SCHREIBEN - Martin Selle - E-Book

WIE SIE EIN BUCH SCHREIBEN E-Book

Martin Selle

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Beschreibung

Motivierend, konstruktiv, leicht verständlich! - Dieser Ratgeber ist anders. Ein Buch zu schreiben ist lernbares Handwerk, strategische Planung und leidenschaftliche Arbeit. Um an das Ziel zu gelangen, (s)ein packendes Buch zu Papier zu bringen, helfen die schrittweise Arbeitsmethode und die Schreibtechniken der Bestsellerautoren. Lernen Sie, Schritt um Schritt angeleitet, ein Buch zu schreiben, indem Sie vorgehen wie die großen Autoren. Entdecken Sie die Geheimnisse hinter Welterfolgen mit einem Praxis-Ratgeber, der bewusst auf graue Theorie verzichtet, sich stattdessen konkret und prägnant auf den Kern der Sache, das schriftstellerische Handwerk, konzentriert. Und das in bewusst einfach und verständlich gehaltener Sprache. Dieses Buch verlangt einiges von Ihnen. Und das soll auch so sein. Es ist so und nicht anders geschrieben, weil es Sie wachrütteln und aufwecken möchte. Es möchte, dass Sie sich nicht länger von lähmenden Dogmen wie "Ich habe kein Talent zum Schreiben" oder "Ich finde nie einen Verlag", die Chance auf Ihr beruflich erfülltes und finanziell freies Leben durch Ihre Lieblingsbeschäftigung - das Schreiben - nehmen lassen. Es möchte, dass Sie die Nase gestrichen voll davon haben, zwar schreiben zu wollen, aber nicht zu schreiben. Es möchte in Ihnen das intensive Verlangen wecken, endlich loszulegen und Ihren ersten Bestseller in die Buchregale zu bringen. Martin Selle ist bekannt als "Der weltweit einzige Autor für unterhaltsam bildende Kinder- und All-Age-Literatur" und als "Der wirksamste Lese-Motivator im deutschsprachigen Raum". Seit mehreren Jahren motiviert er Schreibinteressierte, das Handwerk zu lernen und endlich Nägel mit Köpfen zu machen - mit großem Erfolg. Das Buch enthält einen Test, mit dem Sie einfach feststellen können, ob Sie erfolgreich schreiben oder es jemals werden. Lassen Sie sich motivieren von einem der bekanntesten Bestsellerautoren, der gründlich aufräumt mit abgedroschenen Warum-ich-nicht-schreiben-kann-Einstellungen.

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Martin Selle

WIE SIE EIN BUCH SCHREIBEN

Martin Selle

WIE SIE EIN BUCH SCHREIBEN

Praxisratgeber

Die schrittweise Schreibanleitung von der ersten Idee bis zum fertigen Manuskript.

Insiderwissen, Erfolgsformeln und Schreibwerkzeuge der Bestsellerautoren, Geheimnisse hinter Welterfolgen.

WIE SIE EIN BUCH SCHREIBEN

Deutschsprachige Erstlizenzausgabe 2007

Lektorat & Satz: Sabrina Tomasi

In der gültigen Rechtschreibung/DUDEN

Herausgeber: Martin Selle, Susanne Eckert

© Copyright der U.S. Originalausgabe mit freundlicher Lizenz-Genehmigung 2007

ISBN 9783743906358 (Taschenbuch)

ISBN 9783743906365 (Hardcover)

ISBN 9783743906372 (eBook)

© Copyright der deutschen Ausgabe 2017:

Martin Selle

1. Auflage 2017

Alle Rechte vorbehalten. Jegliche Form des Nachdrucks und der Verbreitung des Inhalts, auch teilweise, ist rechtlich verboten.

INHALT

DER (KONSTRUKTIVE) TRITT IN DEN HINTERN FÜR ALLE, DIE WIRKLICH AUTOR SEIN WOLLEN

ÜBER MARTIN SELLE

1. WER ZUR QUELLE WILL, MUSS GEGEN DEN STROM SCHWIMMEN

2. HELDEN SIND DIE STORY

2.1 DAS GEHEIMNIS SPANNENDER FIGUREN

2.2 MEISTER-TECHNIKEN ZUR FIGURENERSCHAFFUNG

2.3 DIE KÖNIGSWEGE ZUR BESTSELLERFIGUR

2.4. DIE PROFI-METHODEN ZUR BLITZCHARAKTERISIERUNG

2.5. DIE MEISTERFORMEN DER FIGURENPRÄSENTATION

2.6. WEITERE INSIDER-GEHEIMNISSE

2.7. TIPPS ZUM FEHLER VERMEIDEN

2.8. NÜTZLICHE FRAGEN, MERKHILFEN

2.9. KONTROLLLISTE FIGURENERSCHAFFUNG

2.10. EIN HELD WIRD GEBOREN

3. SIE (ER)FINDEN IHRE GESCHICHTE

3.1. WAS IST EINE GESCHICHTE? – DAS GEHEIMNIS DER ›W‹

3.2. DAS GEHEIMNIS, WIE SIE GESCHICHTEN (ER)FINDEN- 10 ERFOLGS-METHODEN VON BESTSELLER-AUTOREN

3.3. SO ERKENNEN SIE, OB IHRE IDEE DIE RICHTIGE IST

4. WER ERZÄHLT IHRE STORY?

4.1. DIE KÖNIGS-TECHNIKEN

4.2. PROFI-TIPPS ZUM FINDEN DER BESTEN PERSPEKTIVE

5. DER WEG ZUM ZIEL – SIE BAUEN DIE HANDLUNG IHRER STORY

5.1. DAS GEHEIMNIS DES HANDLUNGSAUFBAUS

5.2. DIE ERFOLGS-FORMELN HANDLUNG UND PLOT

5.3. NEBENHANDLUNG

5.4. 16 PROFI-PLOTS FÜR IHRE STORY

5.5. KONTROLLLISTE HANDLUNGSAUFBAU

5.6. PRAXISTEIL 4: DEN WEG ZUM ZIEL FESTLEGEN

6. ERZÄHLTECHNIKEN DER WELT-BESTSELLERAUTOREN BILDER MIT WORTEN MALEN

6.1. SO SCHREIBEN SIE MIT ALLEN SINNEN

6.2. WIE SIE MIT WORTEN GEFÜHLE UND BILDER MALEN – DIE MAGIE DER DETAILS UND DES TREFFENDEN AUSDRUCKS

6.3. SO BESCHREIBEN SIE GEDANKEN UND GEFÜHLE

6.4. DIE MEISTER-TECHNIKEN DES ERZÄHLENS

6.5. KÖNIGS-DISZIPLIN: DIE SZENE

6.6. DIE WICHTIGKEIT DES ERZÄHLRHYTHMUS

6.7. DAS GEHEIMNIS DER ERZÄHLZEIT

6.8. WIE LANG SOLL IHR BUCH SEIN?

6.9. GEHEIMNISSE VON RÄUMEN, ORTEN UND SCHAUPLÄTZEN

6.10. BESCHREIBUNGS-FALLEN

6.11. PRAXISTEIL 5: DA SZENE, DORT ZUSAMMENFASSUNG

7. WIE SIE FESSELNDE SPANNUNG ERZEUGEN – SPANNUNGSTECHNIKEN DER PROFIS

7.1. 19 PROFI-TECHNIKEN, DIE PACKENDE SPANNUNGERZEUGEN

7.2. KONTROLLLISTE ›IST SPANNUNG IM TEXT?‹

8. REDEN IST SILBER, DIALOG IST GOLD! – DIE GEHEIMNISSE BRILLANTER DIALOGE

8.1. DAS GEHEIMNIS DES PROFESSIONELLEN DIALOGS

8.2. MERKMALE VON MANGELHAFTEM DIALOG

8.3. DIE MEISTER-METHODEN FÜR ZÜNDENDEN DIALOG

8.4. DIE KÖNIGS-DISZIPLIN: INDIREKTER DIALOG

8.5. KONTROLLLISTE DIALOG

9. ANFANG GUT, ALLES GUT! WIE SIE EINEN PACKENDEN ANFANG ZAUBERN

9.1. DAMIT DER ERSTE SATZ NICHT DER LETZTE IST

9.2. 9 PROFI-TECHNIKEN, WIE SIE PACKENDE ROMAN-ANFÄNGE SCHREIBEN

9.3. KONTROLLLISTE ROMAN-ANFANG

9.4. DAS GEHEIMNIS ERFOLGREICHER TITEL

9.5. DAS BUCH-ENDE

10. AUF DEM WEG ZUM WELTERFOLG – SIE SCHLEIFEN IHRE GESCHICHTE FEIN, ÜBERARBEITUNG

10.1. DIE URFASSUNG – ALLES, WAS ZÄHLT!

10.2. GEHEIMWAFFE ZEIT – ERFOLGS-FORMELN

10.3. ÜBERARBEITEN: DER 28-SCHRITTE-PLAN DER PROFIS

10.4. PRAXISTEIL 9: IHRE ZWEITFASSUNG ENTSTEHT

11. LEKTORAT, SPRACHE, STIL SIE EBNEN SPRACHLICHE ›SCHLAGLÖCHER‹

11.1. 17 ERFOLGS-GEHEIMNISSE ZUM SPRACHLICHEN FEINSCHLIFF VOM DIAMANT ZUM BRILLANT

11.2. SPRACHTECHNIKEN: MEISTERSCHULE

VON DER ERSTEN IDEE ZUM FERTIGEN MANUSKRIPT – DER KREATIVE SCHREIBPROZESS IM ÜBERBLICK

WAS NUN?

ERFOLGREICH SCHREIBEN: DER TEST

EIN GEDANKE ZUM SCHLUSS

DANKE AN …

UNSEREN KINDERN ZULIEBE!

Der (konstruktive) Tritt in den Hintern für alle, die wirklich Autor sein wollen

Dieses Buch verlangt viel von Ihnen. Und das soll bewusst so sein. Ich habe es so und nicht anders geschrieben, weil ich Sie aufrütteln und aufwecken möchte. Ich möchte, dass Sie endlich schreiben und damit aufhören, nur schreiben zu wollen. Ich möchte in Ihnen das unbändige Verlangen wecken, all das zu tun, was nötig ist, um ein erfolgreicher Bestseller-Autor zu werden. Sie können das – locker!

Aber um das zu schaffen, muss Ihnen dieses Buch ein paar Illusionen konstruktiv rauben, ein paar irreführende Denkmuster korrigieren und Sie dazu bewegen, sich mit Schreiben endlich das Leben zu schaffen, das Sie haben wollen. Sie sollen durch das Schreiben alles erreichen, was Sie sich wünschen! Ein Kollege von mir formulierte das einmal so: »Willst du wirklich Autor sein, brauchst du zu allererst einen Tritt in den Hintern – sonst bleibt es ewig beim Schreiben wollen.«

Einigen von Ihnen kommt diese Klarlegung vielleicht etwas direkt, ja sogar provokant vor, und wieder einige werden sich kaum getroffen fühlen. Das hängt alles davon ab, wo Sie in Ihrer Einstellung zum Schreiben gerade stehen. Dieser Ratgeber will aufräumen mit abgedroschenen Sprüchen und Binsenweisheiten wie: ›Ich habe kein Talent zum Schreiben.‹ Das ist so ziemlich der selbstmitleidigste Satz, den man zu hören bekommt, wenn es um das Schreiben geht. Vergessen Sie ihn gleich wieder! Ein richtig gutes Buch zu schreiben ist solides Handwerk. Und das können Sie lernen wie schon eine Menge Leute vor Ihnen. Bevor Sie anfangen, dieses Buch zu lesen, warne ich Sie aber erst einmal. Es gibt Aussagen in diesem Buch, die werden Sie kaum glauben können – oder wollen. Manches wirkt vielleicht etwas zu einfach oder eher sowas wie altklug auf Sie. Das rührt daher, dass wir uns ganz bewusst um eine direkte, von nichtssagendem Ballast entrümpelte, Sprache bemüht haben. Der pure praktische Nutzen für Sie steht für uns an erster Stelle.

Warum ich das sage? Warum kommt jemand, der einen Praxis-Ratgeber herausgibt, auf die Idee, seine Leser als Erstes vor seinem Buch zu warnen und ihnen zu sagen, sie werden an manchen Stellen irritiert sein? Nun, weil Sie es früher oder später ohnehin merken werden und es vernünftiger ist, wenn Sie vorgewarnt sind.

Ich sage Ihnen lieber gleich, mein Buch enthält jede Menge Aussagen, die Sie partout nicht glauben wollen, Aussagen, die jeder Ihrer bisherigen Ansichten über das Schreiben, an die Sie sich so gerne gewöhnt haben, zuwider laufen. Die dem widersprechen, was man Ihnen über das Autorwerden eingeimpft hat. Tatsachen, die Sie verwirren werden, Tatsachen, die Sie motivieren werden und Dinge, deren schlichte Einfachheit Sie erst einmal verdauen müssen. Dieses Ratgeberbuch bietet Ihnen Hilfe an und unterstützt Sie. Und natürlich finden Sie darin jede Menge Arbeit – Schreiben ist eben Handwerk und nicht Talent.

Wenn ich Ihnen das schon zu Beginn so direkt sage, dann deshalb, weil es mir ehrlich und notwendig scheint. Zu tief ist die irrige Meinung in unseren Köpfen verankert, Schreiben sei nur manch Begnadeten in die Wiege gelegt – Unsinn! Nun, wo wir das hinter uns haben, ahnen Sie vermutlich schon, dieses Buch ist keiner der typischen Schreibratgeber.

Und das ist auch gut so.

Ich habe hunderte Handbücher über das Schreiben gelesen, zahlreiche Schulen, Seminare und Kurse analysiert und mitgemacht. Das ist nicht übertrieben. Es waren wirklich hunderte von diesen Dingern. Und alle, bis auf ein paar wenige, waren reine Zeitverschwendung.

Als Leser wäre ich dankbar gewesen, hätte man mich gewarnt, dass das Buch, mit dessen Studium ich gerade begann, nichts als graue Theorie, nichts als leeres, praktisch unbrauchbares Geschwätz enthält. Doch mich hat niemand gewarnt. Stattdessen ließen Autor und Verlag mich das ganze Buch lesen, wodurch ich erst am Ende festgestellt habe, wirklich jede einzelne Seite enthält nur unbrauchbare Informationen – graue, praktisch nicht umsetzbare Theorie. Als ich mit der Lektüre fertig war, legte ich das Buch weg, sauer, meine Zeit mit einem Werk verschwendet zu haben, das nur wenig Substanz enthielt und konkret nicht anwendbar war.

Die meisten Handbücher über das Schreiben liefern Ihnen zahlreiche Gründe, weshalb es so gut wie unmöglich sei, einen Verlag zu finden, sprechen von edler Kunst und hoher Literatur, die es zu produzieren gilt und verbreiten demotivierende Stimmung, die Sie dazu veranlasst, sich in den langatmigen Passagen und Kapiteln zu verlieren, bis Sie vor lauter „Schwierigkeiten beim Schreiben“ überhaupt nicht mehr daran glauben, jemals ein verkaufsstarkes Manuskript zu Papier bringen zu können. Diese Ratgeber mystifizieren Begriffe wie Talent, Inspiration und Muse, texten Sie zu, ohne Ihnen klar zu sagen, wie Sie es konkret anstellen, schrittweise ein verdammt gutes Buch zu schreiben. Manche sagen Ihnen, Sie müssten das Schreiben nur genug lieben, dann käme der Erfolg von allein – klar doch, ich liebe Tennis spielen, bald bin ich Staatsmeister (natürlich von allein!). Die schaurigsten Autoren erzählen Ihnen belanglose Märchen aus dem eigenen Leben, meist mit so harmlosen Botschaften, dass Sie sich irgendwann wie im völlig falschen Film fühlen. Viele Schreibhandbücher enthalten zu viel Fachchinesisch, zu viel Geistreiches, zu viel Selbstgefälliges und Hochgestochenes, zu viel Gewäsch, zu viel von allem Möglichen nur das Wesentliche nicht: das Handwerk, das, was Sie zu tun haben, Schritt für Schritt, um ein verdammt gutes Buch geschrieben zu haben.

All diese Ratgeber verkaufen einem eine Menge Theorie-Ramsch und demotivieren Sie. Machen wir uns nichts vor: In Europa leben Sie in einem Neidklima, Konkurrenz ist verpönt, diese könnte ja den Etablierten Marktanteile kosten. Also lieber mal abschrecken und von Problemen faseln anstatt von Chancen zu sprechen. Dabei ist die Antwort auf alle Hürden beim Schreiben ganz einfach: Die Leute lernen das Handwerk nicht wirklich! Das ist alles. Ob Sie es glauben wollen oder auch nicht.

Viele Schreibinteressierte sind mangelhaft ausgebildet, oder fast gar nicht. Die Texte am Papier sind leblos, fließen nur zäh aus der Feder, zeigen dem Leser die Geschichte nicht. Und bei all dem sehen sie auch noch zu und schieben die Verantwortung auf das fehlende Talent anstatt auf sich selbst und ihr verbesserungswürdiges handwerkliches Können. Die meisten Leute schaffen es nicht in die Buchregale, weil sie zu faul sind, erst einmal den Griffel in die Hand zu nehmen und die Schreibtechniken gründlich zu lernen und zu trainieren. Bei einem Sportler aber, etwa einem Fußball-Profi, setzen wir selbstverständlich voraus, dass er den Ball beherrscht ausreichend Kraft und Kondition hat.

Ich vertrete in diesem Buch aus praktischer Erfahrung die Ansicht, jeder kann erstklassige Texte schreiben und den Sprung in die Bestsellerlisten schaffen, er muss das Schreiben nur mal als Handwerk begreifen und sich aneignen. Ich nehme die einzelnen Arbeitsbereiche des Schriftstellers unter die Lupe, zeige Ihnen die Techniken, erläutere sie Ihnen anhand von Beispielen und gebe Ihnen bequeme Checklisten, Musterblätter und Arbeitshilfen an die Hand.

Der Rest liegt an Ihnen.

Dieses Buch ist anders, als alle anderen Bücher, die Sie bislang gelesen haben. Ich serviere Ihnen die Wahrheiten des Autorenberufes schonungslos, ohne Zuckerguss, dafür jedoch einfach verständlich und vor allem: praktisch sofort und ganz konkret umsetzbar! Ich bediene mich dazu jener Sprache, die Sie am besten kennen und verstehen – Ihre eigene: locker, direkt und unkompliziert.

Dieser Ratgeber wirkt oft klar auf den Punkt gebracht und geradeheraus, denn Erfahrungen sind es, was ich Ihnen anzubieten habe. Es handelt sich um Erkenntnisse, die viele meiner Autorenkollegen und ich selbst in jahrelanger Schreib-, Berufs- und Schriftstellererfahrung und nach Jahren textlicher Jugendsünden gewonnen haben. Diese Erkenntnisse haben sich für uns in allen Facetten der Schriftstellerei bewährt. Niemand muss das Rad neu erfinden, aber es wird kontinuierlich weiterentwickelt. Und weil das Rad eben immer ein Rad bleibt, weiß ich, dass diese Erkenntnisse und Erfahrungen auch bei Ihnen funktionieren.

Warum Sie mir glauben können?

Ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe in meinen jungen Jahren ursprünglich mit Drehbüchern begonnen, dann auf kurze Kinderbücher für Fünfjährige umgesattelt. Es folgten kurze Geschichten aus verschiedenen Genres, schließlich komplexere Ratekrimis für Grundschüler. Verfallen Sie jetzt ja nicht in die fatale Irrmeinung, für Kinder zu schreiben sei einfacher, als Erwachsenenliteratur zu schreiben. Oder gar zu glauben, Kinder- und Jugendliteratur seien leichter zu bewerkstelligen. Im Gegenteil! Ich versichere Ihnen, Sie können sich nicht einmal im Ansatz vorstellen, welch harte Kritiker Kinder sind, wenn es um geschriebene Geschichten geht! Überhaupt sind sie die besten Kritiker und somit Lehrmeister, wenn es um das Schreiben geht. Kinderkritik ist unvoreingenommen, glasklar und direkt. Kinder halten Ihnen jeden noch so kleinen Mangel Ihres Textes unverblümt wie einen Spiegel vor die Nase. Kinder sind hervorragende Lektoren.

Es folgten Detektivgeschichten für Neunjährige, schließlich Krimis, Thriller, Abenteuergeschichten und Gänsehautliteratur. Ich habe mir jedes Genre mit seinen Eigenheiten erarbeitet, bis ich mich in der jeweiligen Schreibweise erfolgreich zurecht fand.

Langenscheidt folgte, mit zweisprachigen Science Fiction-Romanen. Eine Krimireihe für Mittelschüler, die erstmals moderne Leseunterhaltung und Sachwissen vereinte, entstand. Auf dieses neue Konzept wurden die Medien aufmerksam. Erste Interviews im Fernsehen, in Radiosendern und Printmedien standen am Tagesplan. Auftritte bei den großen Buchmessen in Frankfurt, Leipzig und Bologna waren erstmals zu absolvieren.

2007 erhielt ich den renommierten österreichischen Publikumspreis Buchliebling, 2008 wurde ich mit dem dritten Rang ausgezeichnet. Schon in den Jahren 2000 und 2001 prämierten Kinder meine Bücher beim begehrten Federhasenpreis – einer Buchauszeichnung, auf die ich besonders stolz bin, lege ich meinen Arbeitsschwerpunkt doch auf die Kinder- und All-Age-Literatur, um junge Menschen mit modernen Büchern nachhaltig für das Lesen zu motivieren. In dieser Jury saßen ausschließlich Kinder. Die bewerteten alle vorgelegten Bücher durch ihre Kinder-Leseaugen. Und die schauen völlig anders auf Bücher, als unsere Erwachsenen-Leseaugen. Glauben Sie ja nicht, das Buch müsste nicht mit der Zeit gehen. Da irren Sie gewaltig! Ich habe in der Folge, und von dieser Erfahrung beeindruckt, eine Leseforschung unter 2500 Kindern zwischen 8 und 16 Jahren durchgeführt: Ein Buch muss heute anders geschrieben sein, als noch vor wenigen Jahren. Auch beim Schreiben ist Weiterentwicklung das Gebot unserer Zeit. Die Kinder sagen Ihnen, was in Bezug auf deren Lesewünsche angesagt ist. Ihre Leser werden es auch tun. Durch Beherrschen des Handwerks, werden Sie Ihre Leserschaft nie enttäuschen.

Erste Hörspiele folgten mit Dreamland Productions Frankfurt. Meine Bücher werden heute in Sprachen wie Chinesisch, Vietnamesisch und Ukrainisch übersetzt. Und ich bin nicht nur einer der bekanntesten Autoren, auch:

Der weltweit einzige Autor für unterhaltsam bildende Kinder- und All-Age-Literatur.® Der wirksamste Lese-Motivator im deutschsprachigen Raum.®

Das soll Ihnen weder imponieren noch als Vorbild dienen, aber es zeigt, ich habe völliges Neuland betreten, ohne jegliche Kenntnisse der Branche und des Metiers, habe mich mit Fleiß, harter Arbeit und Leidenschaft jedoch in die erste Liga hochgespielt. Dabei habe ich nebenher viele unterschiedliche Dinge getan und jede Menge Erfahrungen gemacht. Auch ich habe Absagen von Verlagen erhalten, Rückschläge und Enttäuschungen bei Verkaufszahlen hinnehmen müssen, Texte verfasst, mit denen ich nie wirklich glücklich war, ich habe Motivationstiefs überwinden müssen, bin stinkfaul gewesen - die ganze Palette.

Ich bin kein Professor für Germanistik, kein Gelehrter. Ich bin ein einfacher Junge, der nie aufgegeben hat und der es trotz mancher Rückschläge zu etwas gebracht hat – und zu dem, was er immer wollte. Auf diesem Weg habe ich eine Menge gelernt. Ich habe mich mit besseren Schriftstellern, als ich es bin, unterhalten, um aus ihren Erfahrungen zu lernen. Ich habe weit über 2000 Bücher gelesen und schriftstellerisch analysiert, um herauszufinden, wie es die großen Namen – John Grisham, Stephen King, Dan Brown …machen. Manche dieser Lektüren waren von unschätzbarem Wert, andere fürchterlich. Ich habe mir alle verfügbaren Kommentare von den weltbesten Autoren zusammengetragen und jede brauchbare Information daraus interessiert in mich aufgesogen. Ich habe studiert, gelesen und herumexperimentiert, bis ich verstanden habe, worauf es ankommt und wie es funktioniert, wenn man mit dem Schreiben von Büchern erfolgreich sein will. Auf diesem Weg habe ich es vom trockenen Kaufmann zum internationalen Bestseller-Autor gebracht.

Heute reise ich kreuz und quer durch die Lande, motiviere junge Menschen zum Lesen und zeige Schreibinteressierten, wie man das Handwerk erlernt. Ich spreche mit Leuten aller Art darüber, die unbedingt wissen wollen, wie sie sich ohne jede Vorkenntnis zum Autor machen können, weil sie sonst nirgendwo das bekommen, was sie dazu brauchen. Sie bezahlen mich dafür, dass ich Ihnen konkret zeige und sage, was Sie tun sollen, damit es nicht ewig beim bloßen Wunsch vom eigenen Buch im Regal bleibt. Auch Sie, liebe Leser, bezahlen mich dafür, dass ich Ihnen das Schreib-Handwerk auf nützliche Weise, also direkt anwendbar, an die Hand gebe, dass ich Ihnen unser ansonsten unausgesprochenes Insiderwissen gebe. Und ich möchte, dass Sie möglichst viel für Ihr Geld bekommen.

Ist das hier das richtige Buch für mich?

Bei diesem Ratgeber sind Sie richtig, wenn Sie über keinerlei Vorkenntnisse über das Schreiben verfügen, das Handwerk aber von der Pike auf lernen möchten. Sie sind richtig, wenn Sie schon schreiben, Ihre Kenntnisse vertiefen und anreichern möchten. Das Buch ist für jeden, der Freude am Schreiben hat, ob Hausfrau, Schüler, Angestellter, Unternehmer, Professor.

Dieses Handbuch enthält eine Menge Profi-Techniken und Erfolgs-Formeln. Nicht alle natürlich! Ich würde niemals behaupten, alle Schreib-Werkzeuge zu kennen. Es liefert Ihnen Antworten für diejenigen Fragen und Probleme, die sich uns Autoren im täglichen Arbeitsleben stellen. Die Arbeitsweisen, die ich Ihnen hier nenne, sind jene, die sich bei den weltweit erfolgreichsten unseres Faches bewährt haben. Orientieren Sie sich an diesen Schreibschritten, trainieren Sie diese, werden Sie sehen, dass sie funktionieren. Wenn Sie damit Erfolg haben, freuen Sie sich, dann hat sich Ihr Einsatz gelohnt. Auch wenn meine Vorschläge Sie nicht überzeugen, testen Sie sie trotzdem aus. Vermutlich hegen Sie ja den Wunsch ein Buch zu schreiben, aber die Art und Weise, wie Sie es gerade versuchen, klappt auch nicht so wirklich, und Sie tun vermutlich gut daran, es auf einem neuen Weg zu versuchen. Und wenn Sie meine handwerklichen Techniken und Schreib-Werkzeuge ausprobieren, aber keinen Erfolg damit haben, was haben Sie dann verloren? Ein wenig Zeit, Mühe und Geld, mehr nicht. Aber selbst in diesem Fall sind Sie Ihrem Ziel einen großen Schritt näher gerückt, herauszufiltern, was das Richtige für Sie ist.

Vielleicht denken Sie, wenn Sie diesen Ratgeber lesen: »Das kenne ich doch alles schon.« Ich hoffe für Sie, dass es so ist! Denn sollten Sie bislang nicht gewusst haben, dass man ein Handwerk solide erlernt, dass man organisiert arbeitet, auch an schlechten Tagen Zeilen zu Papier bringt, kontrolliert schreibt, durchhält, hart zu sich selbst ist und notfalls auch mal Nächte, Sonntage und Feiertage zum Arbeitstag macht, wäre es ganz schön schlecht um Sie bestellt. Um nichts anderes geht es in diesem Praxis-Handbuch. Sie brauchen kein studierter Germanist, Literaturwissenschaftler oder Nobelpreisträger zu sein, um das Schreib-Handwerk zu verstehen. Alles dreht sich nur um eine schrittweise Arbeitsmethode, die man jederzeit durch Überblick im Griff hat. Und deren Anwendung ich Ihnen beim Schreiben eines echt guten Buches zeige. Diese Arbeitsweisen sind mehr als Schreibprinzipien. Es sind Grundregeln im Beruf des Schriftstellers.

Genug geredet. Fangen wir an. Seien Sie offen, in diesem Ratgeber zumindest einen guten Gedanken, eine nützliche Technik für sich zu finden. Vielleicht ist es der oder die entscheidende, der oder die Sie nach vorne bringt. Das bedeutet nicht, das Buch enthält wenig brauchbare Ideen. Ich will nur, dass Sie hier wenigstens eine gute Anregung mitnehmen, die Sie bei Ihrer Schreibarbeit sofort umsetzen können. Eine gute Anregung kann Ihr Leben verändern, kann Ihren Bestseller und Sie reich machen. Wenn Sie in diesem Ratgeber auch nur die Lösung für eines Ihrer Schreibprobleme finden, ist er schon seinen Preis wert, oder? Selbstverständlich ist er das! Also legen Sie los. Besorgen Sie sich die paar Utensilien, die ich im ersten Kapitel beschreibe und ackern Sie das Buch durch. Lernen Sie die Techniken und Arbeitsweisen der Top-Autoren und setzen Sie diese in Ihrem Werk ab heute sofort um!

Über Martin Selle

Er ist bekannt als ›Der weltweit einzige Autor für unterhaltsam bildende Kinder- und Jugendliteratur‹®, als ›Der wirksamste Lesemotivator im deutschsprachigen Raum‹® und als Anbieter der für Schulen, Bibliotheken und Buchhändler am einfachsten organisierten und unkompliziertesten Motivations-Lesungen die es für junge Leser von 6 bis 14 Jahren gibt.

Er schreibt gestalterisch originell, erfinderisch, zukunftsweisend – wie bei jungen Leuten heute angesagt. Die Seiten seiner Bücher blättern sich wie von selbst um. Er scheut nicht davor zurück, gewohnte literarische Schablonen zu überwinden und innovativ weiterzuentwickeln. Er stellt die Lesewünsche seines Publikums an die erste Stelle, weil ihm eine hohe Lesekompetenz junger Menschen wahrhaft wichtig ist. Er ist ein Modernisierer der Leseförderung und einer der heute gefragtesten Vorleser an Schulen im gesamten deutschen Sprachraum. Er ist jemand, der nicht in gewohnten Konventionen verharrt und davon überzeugt ist, dass Lesen für junge Leute heute noch ebenso attraktiv ist wie einst – sofern sich das Buch weiterentwickelt, wie alle anderen Produkte und Dienstleistungen dies auch tun.

Er ist ganz bestimmt der Einzige seiner Art – und das auch deshalb:

Er vermittelt das Handwerk des Schreibens bewusst sachbetont, machbarkeitsorientiert und in der Sprache gewollt verständlich ohne schmückendes Beiwerk. Er zeigt dabei prägnant und übersichtlich die einzelnen Arbeitsschritte, Schreib-Werkzeuge und Prinzipien, und dass diese in jedem Genre funktionieren. Er ist aus Erfahrung überzeugt, jeder kann erfolgreich schreiben, akzeptiert er erst einmal die Tatsache, dass Schreiben ein für jeden umsetzbares Handwerk ist und nicht künstlerisches Talent.

Als einer der heute gefragtesten professionellen Lese-Motivatoren für junge Menschen und Schreib-Coach spricht Martin vor Schulklassen, Interessentengruppen und Seminarteilnehmern im ganzen deutschsprachigen Raum über seine Philosophie des erfolgreichen Autors durch solides Erlernen des Handwerks und die Macht, die aus dem konstruktiven Handeln heraus resultiert.

Er spricht motivierend, ganz geradlinig und unkompliziert anschaulich – in seinen Vorträgen und in dem, was er schreibt. Er zeigt auf, wie jeder als Autor ins Ziel kommen kann. Er vermittelt dabei trotzdem kein falsches Bild, indem er leichtfertig eine Erfolgsgarantie abgibt oder vorspiegelt, sämtliche Kniffe des Metiers zu beherrschen. Er selbst gesteht ein, nicht alles von dem vollständig im Griff zu haben, worüber er auf den folgenden Seiten redet. Er ist ehrlich und sagt Ihnen, er macht nur das Bestmögliche aus dem, was er gelernt hat, so lange, bis er ein wenig mehr dazulernt, und dann versucht, es besser zu machen.

Und das ist wahrhaft interessant.

 

»Der beste Weg, sich selbst eine Freude

zu machen ist: zu versuchen, einem

anderen eine Freude zu bereiten.«

MARK TWAIN

Haben Sie Freude mit meinem Buch,

ich habe es für Sie geschrieben.

Ihr Martin Selle

1. Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen

Schreiben ist erlernbares Handwerk, nicht Talent. Ich weiß, es fällt Ihnen vermutlich schwer, diese Auffassung zu teilen. Da sind Sie keine Ausnahme. Dennoch ist es so. Es geht, wie schon angesprochen, um solides Handwerk, wie wir im Laufe des Buches sehen werden.

Ein gut fundierter Schreibprozess, von der ersten Idee bis zum fertigen Manuskript, umfasst drei wesentliche Arbeitsschritte:

Die Vorarbeiten

Das Schreiben des Manuskripts

Das Überarbeiten des Textes

Anhand dieser grundlegenden, noch groben Gliederung der schriftstellerischen Arbeit, sehen wir schon, dass es notwendig ist, das Schreiben eines guten Buches sorgfältig zu planen. Den Überblick im Ozean der Ideen zu behalten und organisiert zu arbeiten, darin liegt der Schlüssel zum Erfolg.

WIE SIE EIN BUCH SCHREIBEN zeigt Ihnen, wie Sie Schritt für Schritt vorgehen können, um am Ende ein professionelles Manuskript vorliegen zu haben. Was Sie mitbringen müssen, ist Leidenschaft, Disziplin und Durchhaltevermögen - nichts weiter.

Sie werden entdecken, wie durch kreative Ideenfindung, sorgfältige Ausarbeitung, gründliches Entwickeln der Handlung, Entwerfen, Planen und Feinschleifen ein wirklich spannendes Buch entsteht. Sie lernen, problemlos eine Geschichte zu (er)finden, die Spannungs-Techniken jederzeit bewusst einzusetzen, packende Anfänge zu schreiben und überraschende Wendungen zu kreieren. Dieses Praxisbuch ist eine Anleitung, Ihr Routenplaner, wie Sie Wort für Wort ein überzeugend gutes Buch schreiben. Ob Thriller, Krimi, Abenteuer, Fantasy, Science-Fiction spielt dabei keine Rolle.

Sie werden damit anfangen, Ihre Story zu finden, unvergessliche, faszinierende Figuren und Helden erschaffen. Sie werden einen fesselnden Plot entwerfen, voll von Geheimnissen und Rätseln, Gefahren, Spannung, stürmischer Konflikte und feuriger Streitigkeiten.

Zudem werden Sie erfahren, wie man fesselnde Szenen entwirft und zündende Dialoge verfasst. Ein detaillierter 28-Schritte-Plan von Bestseller-Autoren zeigt Ihnen, wie man ein Manuskript strafft, den guten Text noch stärker macht, poliert, feinschleift.

Der Ehrlichkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, das Buch kann Ihnen keine Garantie dafür geben, dass Sie einen Bestseller schreiben werden. Leider. Warum? Dafür hängt zu viel von Ihnen selbst ab, worauf die hierin ausgeführten Techniken keinen Einfluss nehmen können. Doch wenn Sie die Arbeitstechniken dieses Buches beherzigen, sie sorgfältig umsetzen und anwenden, wenn Sie schreiben, überarbeiten, schreiben, überarbeiten, bis Ihre Geschichte lebendig ist, dann können Sie wahrhaft enormen Erfolg haben! Viele Autoren haben bei null begonnen und stehen heute in den Bücherregalen rund um den Globus.

Bei Büchern ist es wie bei Sensationsnachrichten: Das Publikum ist unersättlich, ständig damit versorgt zu werden. Es gibt also einen riesigen Markt für gute Bücher, der bedient werden möchte. Sind Sie in der Lage, dieses Material zu liefern, dann wird es in der Regel auch gekauft. Sie sehen, Ihre Chancen, ein Buch zu verkaufen stehen tatsächlich gut. Voraussetzung ist, Ihr Buch ist ansprechend geschrieben. Das wiederum setzt voraus, dass Sie das Handwerk des Schriftstellers sorgfältig erlernt haben. Und genau darum geht es hier im Gegensatz zu anderen Büchern über das Schreiben.

Noch einmal kurz ein Wort zum Talent. Es kann nicht oft genug ausgesprochen werden: ›Ich würde gerne schreiben, habe aber kein Talent dazu.‹, diesen Satz kennt jeder. Er ist nichts weiter, als ein fataler Irrglaube. Warum? Weil wir unter Talent verstehen, dass jemand ohne das Handwerk zu lernen, gut schreiben kann. Ich versichere Ihnen: Ohne solides Handwerk ist noch niemals ein veröffentlichungsreifer Text entstanden.

Verbannen Sie bitte den Begriff Talent aus Ihrem Gedächtnis. Er demotiviert. Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen. Ersetzen Sie den Begriff Talent durch konkrete Inhalte, die auf Sie als Person zutreffen. So verliert das Gespenst Talent schnell seine einschüchternde Ausstrahlung. Diese Begriffe sind: Leidenschaft und Bauchgefühl. Schreiben Sie einen Satz, der nicht ›funktioniert‹, dann wird sich in Ihrer Bauchgegend etwas regen, das Ihnen sagt ›So nicht‹. Das nenne ich natürliches Gespür, nicht Talent. Und jeder Mensch verfügt über dieses natürliche Gespür! Im Laufe unserer Erziehung verkümmert dieses durch Ge- und Verbote, durch vorgegebene Verhaltensmuster nur immer mehr. Aber es ist in Ihnen da. Sie werden noch sehen.

Ebenfalls wichtig: Haben Sie keine Scheu davor, klar zu definieren, warum Sie schreiben wollen. Ihr Motiv ist wichtig, denn nur so sind Sie sich selbst sicher, dass Sie an dem arbeiten, was Ihnen Spaß macht. Einem Autor muss der kreative Prozess einfach Spaß machen. Ohne Ziel gibt es keine Motivation. Und ohne Motivation kein Ergebnis. Ich nenne Ihnen hier die häufigsten Gründe, warum Menschen überhaupt schreiben wollen. Sie stammen aus meinen Schreibkursen und Workshops, in denen ich diese Frage immer stelle:

Sich selbst verwirklichen.

Streben nach finanzieller Unabhängigkeit.

Sehnsucht nach Besonderheit.

Bedürfnis, etwas mitzuteilen.

Anders sein wollen als die Anderen.

Ich habe in diesem Praxis-Ratgeber mit mehr als 50 international renommierten Autoren-Kollegen, das Fachwissen, die Meister-Techniken und Erfolgs-Geheimnisse des Creative Writing-Handwerks für Sie zusammenzutragen und zu einem Praxis-Kurs aufbereitet. Das Arbeitsbuch ist in zehn Teilen (Arbeitsschritten) aufgebaut. Jedes Modul gliedert sich in drei Teilbereiche:

a) Handwerkliche Techniken der Profis lesen (lernen).

b) Ihren Lieblingsroman hinsichtlich der Techniken dieses Moduls untersuchen, zergliedern und entwirren (üben). Um diesen Teil der Ausbildung zu erleichtern, bringe ich Ihnen immer wieder Beispiele aus Welterfolgen, die deutlich veranschaulichen, wie Profis die einzelnen Techniken in ihren Romanen gebrauchen. Auch meinen Thriller ›Die Wahrheit über Derek Foster‹ ziehe ich heran, um gewisse Kniffe zu verdeutlichen.

c) Das neue Können auf Ihre Story anwenden (schreiben).

Auf diese Weise entsteht nicht nur Ihr eigener Roman, Sie sparen auch die enormen Kosten einer teuren Schreibschule und viel Zeit, die Sie konstruktiv zum Schreiben nutzen.

Bevor wir unser Abenteuer beginnen, noch ein paar Worte darüber, wie Sie dieses Buch geschickt anwenden. Das Schreiben der Geschichte selbst ist lediglich ein Teil der Arbeit, die wir Schriftsteller auf dem Weg von der Idee bis zum fertigen Manuskript zu leisten haben. Ich spreche in diesem Zusammenhang von der 80:20-Formel. 80 Prozent der Tätigkeit eines Autors betreffen die Vor- und Nacharbeiten wie Recherche, Figuren entwickeln, Handlung bauen, überarbeiten, lektorieren. 20 Prozent sind der eigentliche Schreibprozess, das Worte-auf-Papier-bringen.

Die einzelnen Teile sind vom Inhalt her so angeordnet, wie viele Schriftsteller ihren Arbeitsprozess gliedern. Insgesamt sind es zehn Teilbereiche. Gehen Sie beim Erlernen der Reihe nach vor! Ansonsten versinken Sie leicht im Chaos Ihrer vielen Ideen, verlieren den Überblick und in weiterer Folge Ihre Schreiblust. Gut Ding braucht wirklich Weile. Besonders beim Schreiben.

Zuerst lesen Sie ein Kapitel und erwerben dadurch die nötigen Werkzeuge des einzelnen Schreibbereichs. Lesen Sie ein Kapitel mehrmals, wenn nötig. So lange, bis Sie das Gefühl haben, den Inhalt im Griff zu haben. Sie sollten die handwerklichen Techniken grundsätzlich im Kopf haben. Im praktischen Teil festigen und vertiefen Sie diese dann automatisch.

Nach der Lektüre zum Handwerk folgt der praktische Teil zum jeweiligen Kapitel. Sie setzen das erworbene Wissen sofort in beschriebene Papierseiten um, erfinden Figuren, suchen Namen, bauen Handlung auf, erfinden Szenen, suchen Schauplätze, erfinden Probleme und mehr. Ein paar hilfreiche Schreibwerkzeuge erleichtern Ihnen die Arbeit mit diesem Buch ungemein. Sie sollten sich diese besorgen:

Textliner (möglichst viele verschiedene Farben). Haben Sie zu wenige Farben, verwenden Sie zusätzlich Buntstifte. Die Vielzahl der Farben ist wichtig.

Karteikarten. Format ca. 10,5 x 7,5 cm. Besorgen Sie sich auch hier verschiedene Farben. Ein dickes liniertes Heft für die Analysen an ›Die Wahrheit über Derek Foster‹.

Den Thriller ›Die Wahrheit über Derek Foster‹. Ein Exemplar, in das Sie Notizen und Farbmarkierungen machen werden. ISBN 978-3-9447-2963-3, Amrun Verlag.

Nehmen Sie sich ausreichend Zeit. Schreiben ist Geduld, ein kreativer Prozess. Und da geht nichts auf Kommando. Ehe es nun losgeht, noch zwei konkrete Ratschläge, die Ihnen in jedem Fall äußerst hilfreich sein werden. Als Schriftsteller denken Sie ja in Bildern und versetzen sich wie ein Schauspieler in die agierenden Figuren hinein.

1) Lesen Sie wie ein Schriftsteller

Lesen Sie und analysieren Sie dabei. Untersuchen Sie, wie der Schriftsteller Personen, Orte, Handlungen, Gedanken und Gefühle beschreibt. Stoppen Sie an jeder Stelle, an der Ihre Aufmerksamkeit erregt wird. Finden Sie heraus, wie und warum es dem Autor gelungen ist, Spannung zu erzeugen. Wodurch hat er Sie gefesselt? Filtern Sie heraus, wie die Handlung aufgebaut ist. Wie sieht die Szenenabfolge aus? Was geschieht nacheinander? Zwischen welchen Handlungssträngen pendelt der Autor hin und her? Wie findet der Schriftsteller die Auflösung? Wie lösen sich die geschaffenen Probleme auf?

2) Beobachten und speichern Sie

Hören Sie anderen Leuten gut zu. Wie reden diese miteinander?

Merken Sie sich Geräusche, Gerüche, Milieusprachen und leiten Sie daraus Hintergründe in Bezug auf Orte und Menschen ab. Zum Beispiel der Kaffeeduft in einem Tchibo-Laden. Beobachten Sie Menschen, deren Mimik, Gestik. Speichern Sie diese Bewegungen. Sie können später nützlich sein.

Die wohl wichtigste Fähigkeit des Schriftstellers ist sein bildliches Vorstellungsvermögen – ein Handwerkszeug des Schreibens. Und das in Verbindung mit allen anderen Sinnen. Trainieren Sie Ihre Sinne durch das Beobachten und Speichern aller Sinneseindrücke. Dann können Sie später im Kopf Ihrer Leser lebendige Geschichten heraufbeschwören. Los geht’s!

2. Helden sind die Story

Figur-Typen und deren Bedeutung

Wir beginnen nicht mit dem Thema?, werden Sie verwundert fragen. Nicht damit, woher ein Schriftsteller seine Ideen bekommt? Und auch nicht damit, wie ein Autor mit seinen Ideen umgeht, diese weiter entwickelt? Dazu kommen wir später. Zuerst müssen Sie verstehen, dass eine Geschichte aus den Figuren besteht. Sie sind es, die handeln und somit die Story entstehen lassen. Diese Erkenntnis ist ungemein wichtig. Nur durch sie können Sie Ihren Ideen Leben einhauchen. Denken Sie an einen Ihrer Lieblingsfilme, an einen Ihrer Lieblingsromane, an eines Ihrer Lieblingstheaterstücke. Immer werden es die Personen, die darin vorkommen, sein, an die Sie sich erinnern. Das liegt daran, dass Ereignisse bedeutsamer werden, wenn wir die Menschen kennen, die von ihnen betroffen sind. Stellen Sie sich bloß folgende Zeitungsmeldung vor:

Der Schüler erlag noch an der Unfallstelle seinen inneren Verletzungen.

Das ist wirklich tragisch, berührt Sie aber nur am Rande. Sie kennen den Schüler ja nicht näher. Nun stellen Sie sich vor, die folgende Meldung erreicht Sie per Telefon:

Der Schüler erlag noch an der Unfallstelle seinen inneren Verletzungen. Es ist Ihr eigener Sohn Jan.

Gut werden Sie sagen, ich habe (Gott sei Dank) keinen Sohn Jan. Aber Sie wissen, was ich meine. Je näher Sie eine Person kennen, desto tiefer berührt Sie deren Schicksal, weil die Katastrophe ein menschliches Gesicht, ein Leben bekommt. Wenn Ihr Leser Tragödien auf menschliche Weise erlebt, weil er sie mit wirklichen, ihm vertrauten Personen verbindet, die die Katastrophe überlebt haben oder durch sie gestorben sind, prägen sich diese Ereignisse unauslöschlich in seinem Bewusstsein ein. Und genau darauf kommt es Ihnen als Schriftsteller an.

Wenn Sie beginnen, Ihr Buch zu schreiben, dann fangen Sie bei den Figuren an. Wenn es Ihnen gelingt, unsterbliche Helden zu erschaffen, die sich dem Leser unauslöschlich einprägen, dann wird er Ihren Roman nicht mehr aus der Hand legen – und ein Verleger und Lektor ebenso wenig. Sehen wir uns deshalb an, wie Sie es anstellen, derart lebendige Figuren zu erfinden.

Es gibt Meister-Techniken, mit deren Hilfe Sie vermeiden, unrealistische, fehlerlose Götter zu erschaffen. Es geht darum, echte Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen zu kreieren, denn Menschen sind nicht perfekt. Und die Figuren in Ihrem Roman dürfen das auch nicht sein, sonst berühren Sie den Leser nicht tief in seinem Inneren. Eine Romanfigur, die in einem Bereich perfekt ist, sollte in einem anderen unvollkommen sein. So könnte der clevere Detektiv auf der anderen Seite spielsüchtig sein. Sehen wir uns nun an, wie Sie derartige Figuren erschaffen.

Die Bedeutung der Figur im Allgemeinen

Wie bereits erwähnt: Keinem anderen Teil Ihres Werkes kommt so viel Bedeutung zu wie dem Charakter, der Figur. Wenn es dem Schriftsteller nicht gelingt, einen lebendigen, lebensechten Charakter zu entwerfen, mit dem sich der Leser identifiziert, mit dem er lacht, weint, Angst hat und leidet, dann wird sein Roman kaum auf Platz 1 der Bestsellerlisten stehen. Kurz gesagt: Es muss Ihnen gelingen, eine Figur zu zeichnen, die den Leser restlos in Bann zieht. Und das von der ersten Seite Ihres Werkes an.

Wie erschaffen Sie unsterbliche Figuren? Was ist das Geheimnis unvergesslicher Helden? Es gibt Techniken, um Charaktere zu zeichnen, die der Leser in sein Herz schließt, die ihn regelrecht vereinnahmen. Top-Autoren bedienen sich ganz bestimmter Arbeitstechniken, die einzigartige Figuren entstehen lassen. Wir reden von speziellen Insider-Methoden, die Sie umgehend in die Lage versetzen, Romanhelden zu erfinden, die der Leser ein Leben lang nicht mehr vergessen wird. Bevor wir uns dieses Know-how aneignen, machen wir jedoch ein interessantes Experiment. Und zwar mit Ihnen:

Denken Sie bitte an einen Roman, der Sie restlos fasziniert hat, an ein Buch, von dem Sie gewollt haben, es würde niemals enden. Und nun fragen Sie sich: Erinnere ich mich an eine Figur aus dieser Geschichte? Oder ist es die Handlung, die mir im Gedächtnis haften geblieben ist?

Machen Sie das Gleiche nun mit einem Film, der Sie stark aufgewühlt hat. Erinnern Sie sich an eine Person oder an die Handlung?

In beiden Fällen wird es ziemlich sicher die Figur sein, an die Sie sich vordergründig erinnern, der Held, der Protagonist. Uns bleiben fast immer die Personen stärker im Gedächtnis als die Handlung, die Geschichte, weil es die Figuren sind, welche durch ihr Handeln die Story machen. Figuren sind, was sie tun. Charakter drückt sich stets durch Aktion aus, nicht durch Behaupten. Wenn Sie Ihre Figuren mit Leben erfüllen, entsteht aus dem, was sie tun, die Handlung Ihrer Story. Halten wir also fest:

Der Leser interessiert sich zuerst für die Hauptpersonen. Sie sind es, woran er sich in erster Linie erinnert.

Sie erahnen also, wie wichtig es ist, großes Augenmerk auf die Figuren zu legen. So weit, so gut. Ehe wir uns nun den Erfolgsformeln der Welt-Bestsellerautoren zuwenden, und ich Ihnen zusätzlich ein paar geheime Profi-Tricks nenne, um unsterbliche Helden zu kreieren, müssen wir jedoch zum klaren Verständnis der Figurenmaterie ein paar Begriffe klären.

Figuren-Typen und deren spezifische Tragweite

Im wirklichen Leben werden wir alle von Selbstzweifeln geplagt. Deshalb wünschen wir uns auch in der Literatur Figuren, die sich irren, die Fehler begehen und sich ab und zu schwach fühlen. Wir hören immer wieder von Hauptfiguren und Nebenfiguren und dergleichen. Sind mit Figuren nur Menschen gemeint? Derartige Fragen sollten klar beantwortet werden, ehe Sie mit dem Erschaffen Ihrer Helden beginnen. Sehen wir uns deshalb die verschiedenen Typen von Figuren an, mit denen Sie als Schriftsteller arbeiten:

Die Figur als Oberbegriff

Mit Figur bezeichnen wir in erster Linie Personen in einem literarischen Werk, aber auch andere handelnde Helden wie Tiere und Gegenstände. Denken Sie nur an Kindergeschichten. Da tauchen Feen, Geister und andere Fantasiegestalten auf.

Die Hauptfigur (auch Held, Protagonist genannt)

Die Hauptfigur ist jene Figur, die entscheidet, was getan wird. Der Held hat das letzte Wort, er steht im Mittelpunkt des Geschehens, ist aktiv, er überrascht und ist glaubwürdig. Ihr Held darf niemals vorhersehbar reagieren, dann ist er für den Leser langweilig. Wir sind es gewöhnt, die Welt um uns herum aus einem ganz bestimmten Blickwinkel (unserem ›Ich‹) heraus zu betrachten. In einer Geschichte benötigen wir eine Figur, die uns mit der Welt der Story verbindet – die Hauptfigur. Die Hauptfigur unterscheidet sich von allen anderen Figuren in zwei wesentlichen Punkten:

1: Wir erzählen die Geschichte aus Sicht der Hauptfigur, sehen die Story durch ihre Augen.

2: Die Hauptfigur ist jene Figur, durch deren Tun die Handlung entsteht. Zum Beispiel ›Raumschiff Enterprise‹: Es gibt mehrere wichtige Figuren – Mr Spock, den Ingenieur Scotty, den Arzt ›Pille‹ McCoy – aber die Hauptfigur ist eindeutig Captain James T. Kirk. Er entscheidet letztendlich, was getan wird. Oder betrachten wir die Personenstruktur im Thriller ›Die Wahrheit über Derek Foster‹: Dereks Freundin Saskia ist zweifellos eine präsente, eigenständig handelnde Figur. Ebenso Dereks Gegenspieler Kenneth Kowalski. Und doch ist es Derek, der die Handlung durch seine Entscheidungen vorantreibt. Er entscheidet aktiv, alle anderen reagieren auf seine Entscheidungen. Derek ist klar die Hauptfigur.

Der Held ist der Motor Ihrer Geschichte. Durch sein Handeln passiert, was passiert. Keine Figur hat stärkeren Einfluss auf die Geschichte als die Hauptfigur, der Held.

Der Held handelt. Er ist aktiv.

Achten Sie penibel darauf, dass Ihr Held immer agiert und nicht wie ein Spielball auf das Tun und Sagen der Nebenfiguren reagiert. Dann hätten Sie einen farblosen Helden, den der Leser als schwach empfindet und mit dem er sich nicht identifiziert.

Insider-Trick: Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Figur die Hauptfigur ist, dann schreiben Sie für jede infrage kommende Figur eine Zusammenfassung der Geschichte nur zwei oder drei Seiten lang. Das hilft Ihnen zu erkennen, welche der Figuren im Vordergrund steht, wer sich als Hauptfigur am besten eignet. Es wird jene Figur sein, welche die Handlung am stärksten vorantreibt und beeinflusst.

Es ist wichtig, dass der Leser von Beginn an deutlich erkennt, wer der Held, die Schlüsselfigur, ist. Nur so ist eine klare Identifikation des Lesers mit dem Helden möglich, nur so kann sich der Leser auf die Seite des Helden schlagen, sich mit ihm emotional verbünden und an seiner Seite mitstreiten. Der Leser muss den Charakter, das einzigartige Wesen, des Helden möglichst genau kennenlernen, um an seinem Schicksal emotional Anteil zu nehmen. Dazu sind ein klares Ziel und eine starke Motivation nötig. Bestimmen und zeigen Sie dem Leser so früh wie möglich, wer die Hauptfigur ist. So ermöglichen Sie dem Leser schnelle Identifikation. Wie machen Sie das in der Praxis beim Schreiben?

Indem Sie die Geschichte vor allem zu Beginn vom Standpunkt des Helden aus schildern. Der Leser sieht, was der Held sieht, beide erhalten dieselben Informationen. Hat sich der Leser mit dem Helden identifiziert, kann er Dinge erfahren, von denen die Hauptfigur nichts weiß.

Insider-Tipp: Sie erleichtern dem Leser die Identifikation, indem Sie den Helden, wenn er zum ersten Mal auftritt, in einer Situation zeigen, die dazu einlädt, sich mit ihm zu verbünden. Zum Beispiel könnte der Held an einen Tatort zu Hilfe eilen und von der Polizei unverschuldet als verdächtiger Mörder festgenommen werden. Es ist das Wechselbad der Gefühle, das Leser und Helden zu einem unzertrennlichen ›Team‹ verschmelzen lässt.

Sehen wir uns ein Beispiel an:

Ich beging meinen Geburtstag mit einer kleinen, sehr exklusiven, sehr festlichen und fröhlichen Party in der Fifth Street, genauso, wie ich es haben wollte.

Als besondere Überraschung war Damon aus dem Internat in Massachusetts nach Hause gekommen. Nana hatte die Verantwortung für die Feierlichkeiten übernommen und war allgegenwärtig, genau wie meine beiden Babys Jannie und Ali. Sampson und seine Familie waren da und natürlich auch Bree …

… Ich hielt sogar eine kleine Rede, die ich zum größten Teil sofort wieder vergessen habe, abgesehen von den einleitenden Worten. »Ich, Alex Cross«, fing ich an, …

… Das Telefon im Flur klingelte. Das war der Festnetzanschluss. Bei der Arbeit wussten alle, dass sie mich nur auf dem Handy anrufen sollten. Außerdem hatte ich noch einen Pager auf die Kommode gelegt, wo ich ihn auf jeden Fall hören konnte. Also konnte ich ohne allzu großes Risiko den Hörer abnehmen. Vielleicht war es ja sogar eine wohlmeinende Seele, die mir alles Gute zum Geburtstag wünschen wollte, oder im schlimmsten Fall irgendjemand, der mir eine Satellitenschüssel andrehen wollte.

Ob ich es jemals begreifen werde? In diesem Leben wahrscheinlich nicht mehr.

»Alex, hier Davies. Tut mir leid, dass ich Sie zu Hause belästigen muss.« Ramon Davies war Superintendant bei der Metropolitan Police und gleichzeitig mein Chef.

»Heute ist mein Geburtstag. Wer ist denn das Todesopfer?«, sagte ich. Ich war verärgert, hauptsächlich über mich selbst, weil ich überhaupt ans Telefon gegangen war.

»Caroline Cross«, sagte er, und mir wäre wirklich beinahe das Herz stehen geblieben. …

Insider-Tipp: Schreiben Sie eine Geschichte, in welcher der Held am Ende verliert, sein Ziel nicht erreicht und am inneren und äußeren Konflikt zerbricht, dann haben Sie einen tragischen Helden erschaffen. Sorgen Sie in diesem Fall dafür, dass sich der Leser am Ende der Story vom Helden, mit dem er leiden musste, lösen kann. Das machen Sie, indem Sie gegen Ende der Geschichte langsam beginnen, das Geschehen aus der Sicht einer anderen Figur zu schildern. Auf diese Weise geben Sie Ihrem Leser die Möglichkeit, zum Helden auf Distanz zu gehen und nicht mit ihm untergehen zu müssen. Letzteres wirkt für den Leser unbefriedigend, denn er kann der ausweglosen Situation des Untergangs nicht entkommen.

Der Gegenspieler

Stellen Sie Ihrem Helden mehrere Gegner gegenüber, dann müssen Sie von Beginn weg klar darstellen, wer der Hauptgegenspieler ist, ansonsten reagiert der Leser verwirrt. Der Hauptgegner sollte bis zum Schluss der Geschichte, bis zur großen Entscheidung, im Spiel bleiben. Fehlt der Gegner im entscheidenden ›Schlusskampf‹, ist der Leser unbefriedigt. Wir erwarten nichts mehr, als dass der Bösewicht am Ende auch seine verdiente Strafe erhält. Auch bei der Entwicklung des Gegenspielers müssen Sie sich als Schriftsteller fragen:

a) Wer ist der Gegner des Helden?

b) Welches Ziel verfolgt er (das gegenteilige zum Helden)?

c) Was ist seine Motivation (emotional und materiell)?

Sowohl beim Helden als auch beim Gegenspieler sollte die Motivation, der Grund, weshalb sie ihre Ziele erreichen müssen, gefühlsmäßig begründet sein.

Machen Sie sich zudem bewusst, dass der Held nur so stark ist wie sein Gegenspieler. Diese beiden Figuren puschen sich gegenseitig zu Höchstleistungen auf. Schildern Sie beide Figuren immer als menschliche, lebendige Wesen. Zeigen Sie also auch deren Gefühle, Hoffnungen, Ängste und Verletzlichkeit. Tun Sie das nicht, erschaffen Sie unrealistische Engel und Teufel, Personen, mit denen sich der Leser schwer identifizieren kann.

Der Charakter

Mit Charakter bezeichnen wir einen Menschen samt seinen einzigartigen Eigenschaften, die ihn unverwechselbar machen (griech. character, urspr. ›das Eingeprägte‹, dann ›Eigenart, Gepräge‹). Dies trifft natürlich auch auf Tiere und Gegenstände zu (zum Beispiel in der Fabel). Verstehen Sie Charakter als eine Einheit von Figur und deren Charakterzügen. Es ist die Gesamtheit von Körperlichkeit und Seele, die die Wesensart einer Figur ausmacht.

Der Leser beurteilt den Charakter einer Figur ausschließlich aufgrund ihrer Taten, Handlungen.

Eine Figur ist, was sie tut, nicht, was sie sagt!

Tut eine Figur etwas anderes, als sie sagt, dann hält sich der Leser so gut wie immer an das, was getan wird. Zu Beginn Ihrer Geschichte sind die Figuren mehr oder weniger leblose Namen. Doch je besser wir sie im Verlauf der Geschichte kennenlernen, durch das, was sie tun, desto mehr verwandeln Sie die bloßen Figuren für den Leser in einzigartige, unverwechselbare Originale.

Insider-Tipp: Fragen Sie sich immer: Habe ich meine Figur so einzigartig gezeichnet, dass der Leser sie in einer Gruppe von 20 Personen sofort eindeutig erkennen würde? So sollte es sein. Welche Techniken die Profis anwenden, um das zu erreichen, das zeige ich Ihnen gleich.

Die Nebenfigur

Die Nebenfiguren erfüllen im Rahmen der Geschichte bestimmte Eigenschaften:

Sie veranschaulichen die Rolle des Helden und seine Bedeutung.

Sie vermitteln das Thema der Geschichte.

Sie treiben die Geschichte voran, indem sie den Helden zum Handeln motivieren.

Entwerfen Sie zum Beispiel eine Figur, die durch ihre Arbeit charakterisiert wird – angenommen, einen Kellner –, dann müssen Sie um diesen Kellner herum Figuren erfinden, die helfen, ihn als Kellner darzustellen. Das könnten Besucher in seinem Restaurant sein. Um eine liebende Mutter zu zeigen, müssen Sie die Mutterfigur mit Kindern umgeben. Ein berühmter Dirigent hat Musiker, Sänger und ein Orchester um sich.

Sehen wir uns ein Beispiel an.

Aus: Martin Selle, DARK NIGHT, Thriller

»Warum muss es denn ausgerechnet die Dark Night sein?«, fragte Doreen Perry.

»Am gewöhnlichen Camp teilzunehmen reicht doch auch.«

»Nein, Mam«, sagte Ron. »Ich hab es satt, im Internat der Feigling zu sein. Hab ich die Dark Night in der Tasche, ist das ein für alle Mal vorbei.«

»Also ich hab kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache«, seufzte Doreen Perry. »Die Legende «

»Ist doch nur eine von diesen erfundenen Schauergeschichten«, unterbrach John sie. …

… »Ron«, sagte seine Mutter in besorgtem Flüsterton. »Ron hör mir zu.«

Er wandte sich ab und tat so, als band er seinen Rucksack wieder zu.» Es ist noch nicht zu spät. Du kannst wieder ins Auto steigen und mit uns zurückfahren.«

»Nein, Mam, das kann ich nicht«, erwiderte er. »Dann haben sie ihren Hosenscheißer.«

Rons Mutter gab nicht auf. In dem ängstlichen Flüsterton, den er so hasste, redete sie weiter auf ihn ein. »Deine Freunde würden das verstehen, das weiß ich. Sie würden sicher –«

»Ich habe keine Freunde, Mam! Deshalb bin ich hier!« Ron sah, wie seine Mutter zusammenzuckte. »Du weißt doch, wie die sind.«

Doreen Perry seufzte. Ihr Unbehagen stieg. »Du änderst deine Meinung also nicht?«

Ron schwang sich den Rucksack auf den Rücken. …

In dieser Szene erleben wir Doreen Perry als enorm besorgte Mutter, gleichzeitig drängt ihre Sorge Ron zum Handeln. Ihr Sohn, die Hauptfigur entscheidet letztlich. Doreen, die Nebenfigur, vermittelt das Thema der Geschichte. Es geht um Mut statt Feigheit, um Rons Drang nach Selbstvertrauen und Anerkennung. Ohne Doreen könnte das in dieser Szene nicht so intensiv ausgedrückt werden.

Insider-Tipp: Um zu vermeiden, dass Sie der Geschichte Figuren hinzufügen, die Sie nicht benötigen, stellen Sie sich folgende Frage: Wen, außer meinem Helden und seinem Gegenspieler, benötige ich, um die Geschichte zu erzählen? Auf diese Weise vermeiden Sie es, Ihre Geschichte mit Personen zu überladen und so unübersichtlich zu machen. Die Geschichte entscheidet praktisch selbst, wie viele Nebenfiguren Sie benötigen.

Manche Nebenfiguren benötigen Sie jedoch unbedingt, sonst wird der Charakter Ihres Helden nicht sichtbar. Diese Nebenfiguren tauchen meist im Alltag des Helden auf (der Kellner im Restaurant, der Automechaniker in der Werkstatt).

Nebenfiguren versetzen Sie als Autor in die Lage, das Thema darzulegen, ohne redselig zu wirken. Themen, die Nebenfiguren vermitteln könnten, sind: Angst, Ruhm, Liebe, Unterdrückung, Macht, Reichtum, Erfolg, Tyrannei. Es gibt unzählige Informationen, die Sie durch Nebenfiguren gut ausdrücken können. Zum Beispiel in einem Dialog, einer Handlung. Ideale Nebenfiguren brauchen Erkennungszeichen, die es dem Leser ermöglichen, sich leicht an sie zu erinnern. Nebenfiguren tragen Namen und werden nur ›leicht‹ charakterisiert im Vergleich zu den Hauptfiguren. Da reicht eine körperliche Auffälligkeit, ein kleiner typischer Wesenszug (Doreens Ängstlichkeit als Mutter) oder ein auffälliges Kleidungsstück, eine Sprecheigentümlichkeit oder ein Tick wie Augenzwinkern. Seien Sie konkret, aber ziehen Sie nichts an den Haaren herbei.

Die Symbolfigur

Von einer Symbolfigur sprechen wir, wenn diese eine einzige Eigenschaft darstellt beziehungsweise verkörpert: Liebe, Macht, Hass. Solche Figuren benötigen Sie in Fantasy-Geschichten und in Märchen mit Superhelden wie Batman. Symbolische Figuren werden durch einen einzigen Charakterzug definiert. Ein gutes Beispiel ist hier die Götterwelt der Römer und Griechen: Venus, Göttin der Liebe, Hades, Gott der Unterwelt. Mit ›Venus‹ ist alles definiert, was zu Liebe gehört – Sexualität, Erotik, Freude, Leichtigkeit, Sympathie, Zuneigung, Erregung. Eben alles, was mit Liebe zu tun hat. Symbolfiguren bieten Ihnen ein weites Feld, um kreativ zu sein. Achten Sie darauf, dass die Symbolfigur mit der gewünschten Eigenschaft identifiziert wird.

Die nichtmenschlichen Figuren

Nichtmenschliche Figuren kommen nicht nur in Kindergeschichten vor (Lassie, Biene Maja, Bambi, Balu …). Diese Figuren sind einfach Tiere, Roboter, Monster mit menschlichen Eigenschaften. Sie sollen uns meist an Menschen erinnern. Stellen Sie beim Erschaffen von solchen Figuren zuerst die menschlichen Seiten in den Vordergrund (die Biene Maja ist neugierig und unverdorben wie ein Kind).

Im Vergleich zu menschlichen Figuren sind nichtmenschliche in verschiedene Kategorien einzuordnen. Menschliche Figuren besitzen das Potenzial, sich zu verändern, nichtmenschliche Figuren besitzen unveränderliche Charakterzüge (die Biene Maja wird immer neugierig und unverdorben bleiben, egal, welch schlimme Erfahrungen sie auch macht).

Ihr Leser verbindet mit der nichtmenschlichen Figur ganz bestimmte Eigenschaften. Durch die gedankliche Verbindung von Biene Maja mit den Eigenschaften Neugier und Unverdorbenheit verstärkt sich das Gefühl der Gleichheit zwischen Leser und nichtmenschlicher Figur. Anders gesagt: Hält der Leser sich selbst für neugierig und unverdorben, dann identifiziert er sich mit der Biene Maja, er wird ein ›Fan‹ der Figur. Indem der Leser Eigenschaften gedanklich mit Figuren verbindet (assoziiert), erhalten diese nichtmenschlichen Figuren ihre Persönlichkeit. Die Figur verkörpert bestimmte Gefühle, die im Leser lebendig werden.

Die Fantasy-Figur

Zwerge, Zauberer, Riesen, Gnome, Kobolde, Wassermänner, Hexen bevölkern eine fremde, magische und sagenhafte Welt. Solche Figuren verfügen nur über eine begrenzte Anzahl von Eigenschaften. Sie charakterisieren sich meist durch die Technik der Übertreibung von körperlichen Merkmalen, werden so unterscheidbar gemacht. Entweder sind sie riesengroß, blitzschnell oder können zaubern. Andere sind außergewöhnlich stark, listig, böse. Über die meisten Fantasy-Figuren erfährt der Leser nur ein paar Dinge, das Unbekannte regt so seine Fantasie an (in einer Höhle lebt ein Drache, den alle Menschen im Tal fürchten; hoch über den Bergspitzen, in der Wolkenstadt, lebt ein den Menschen unbekanntes Volk (Martin Selle, Kinderbuch ›Der letzte Drachenkrieger‹ ISBN 978-3-7074-1341-0). Indem der Leser aber nicht alles über die Fantasy-Figur weiß, stellt er sich seine ganz persönliche Figur vor und nicht jene, die Sie ihm als Autor vorgeben. Sie aktivieren die Fantasie des Lesers.

Insider-Tipp: Belassen Sie Ihre Fantasy-Figuren immer in deren magischer Welt. Tauchen plötzlich reale Menschen darin auf, zerstört das die Stimmung dieser märchenhaften Traumwelt, weil reale Menschen den Leser daran erinnern, dass er sich in einer Fantasy-Welt befindet. Da der Leser weiß, dass er sich in der Welt der Sagen, Märchen und Mythen befindet, akzeptiert er Dinge, die er in unserer wirklichen Welt als übertrieben oder unrealistisch ablehnen würde.

Wenn wir also von Figur, Person, Charakter sprechen, so meinen wir damit immer jemanden, der durch sein Handeln die Geschichte vorwärtstreibt. Am stärksten geschieht das natürlich durch den Helden. Es ist keine Hexerei, solche Bestsellerhelden mittels Meister-Techniken der Bestseller-Autoren zu erschaffen.

Zuvor aber noch ein äußerst wichtiger Aspekt: Helden kommen in jeder Geschichte vor, egal ob Sie Ihre Story in Form eines Romans, eines Drehbuchs oder eines Theaterstücks erzählen. Das Entscheidende bei der Sache ist, dass Sie Ihre Figuren, vor allem den Helden und seinen Gegenspieler, so unverwechselbar und einzigartig gestalten, dass der Leser sie sich leicht einprägen kann.

Nun aber genug der trockenen aber nötigen Definitionen. Sehen wir uns an, mit welchen Mitteln Sie es praktisch bewerkstelligen, unsterbliche Figuren zu entwickeln, die der Leser für alle Zeiten in seinem Gedächtnis mit sich herumtragen wird.

Ich betone es noch mal, man kann nicht oft genug darauf hinweisen: Ohne einen Helden, der Ihre Leser vom Hocker haut, ohne eine unverwechselbare, lebendige Hauptfigur werden Sie als Schriftsteller Schiffbruch erleiden. Leser wünschen sich nichts sehnlicher, als so zu sein wie ›ihr‹ Held, dessen Geschichte sie soeben lesen und erleben. Der Leser möchte sich mit Figuren gefühlsmäßig verbünden, an ihrem Schicksal teilnehmen und wissen, was mit ihnen passiert. Das liegt in der Natur von uns Menschen begründet.

Wenn es Ihnen gelingt, einen Helden zu zeichnen, von dem sich der Leser sagt ›So möchte ich auch einmal sein‹, dann haben Sie gewonnen! Es ist wie mit der Liebe: Wir treffen eine uns fremde Person zum ersten Mal, begegnen einem Menschen, von dem wir nichts wissen. Dann erfahren wir mehr und mehr über diese einzigartige Person und – oft wissen wir nicht wirklich, warum – verlieben wir uns in sie. Wir denken Tag und Nacht an diesen Menschen, wollen wissen, was er gerade tut, wo er ist, vermissen ihn. Es ist eine Sache der Gefühle. Ihr Held muss das Herz Ihrer Leser berühren und gewinnen, dann verliebt sich der Leser in ihn und kann das Buch nicht mehr zur Seite legen, ehe er weiß, wie die Geschichte mit ihm ausgeht. In gewisser Weise erlangt der Held für den Leser so etwas wie eine Vorbildfunktion.

Merken wir uns:

Der Leser möchte am Leben einer Figur sehr intensiv (gefühlsmäßig) teilhaben, sich in den Helden hineinversetzen.

Das führt uns zu einer weiteren wichtigen Frage.

Wie berühren wir als Schriftsteller nun die Gefühle unserer Leser? Die Zauberformel heißt:

Kennenlernen.

Nur wenn wir die handelnden Personen in unserer Geschichte kennen, mit ihnen vertraut sind, wissen, wer sie sind, dringt das Geschehen in einem Roman bis in unser Herz vor und spricht unsere Gefühle an. Das ist auch logisch. Warum sollte es Sie interessieren, wenn einer Person, die Sie überhaupt nicht kennen, etwas Schlimmes zustößt? Gut, ihr ist etwas Schlimmes passiert. Aber das war es dann auch schon. Die Zeitungen sind voll von solchen Geschehnissen. Ihre Gefühle berührt das nicht wirklich tief.

Nichts ist also derart wichtig, um einen Bestseller zu landen, wie ihr Held. Überprüfen wir diese Aussage anhand eines zweiten Experiments mit Ihnen. Lesen Sie sich den folgenden Satz bitte in Ruhe durch und lassen Sie ihn auf sich wirken:

Einer der Reisenden, Michael, kämpft seit dem Unfall um das Überleben.

Wie haben Sie auf den Satz reagiert? Vermutlich mit so etwas Ähnlichem wie ›Na und?‹. Ihre Anteilnahme an Michaels Schicksal hält sich in Grenzen, weil Sie Michael nicht kennen. Wie sieht es aber mit dem gleichen Sachverhalt aus, wenn der Satz so lautet:

Einer der Reisenden, Michael Jackson, kämpft seit dem Unfall um das Überleben.

Bitte verzeihen Sie mir, der King of Pop ist mittlerweile wirklich verstorben, dennoch lasse ich das Beispiel zu Übungszwecken im Text. Michael Jackson, egal, wie man zu seiner Musik und Person steht, war zweifelsfrei ein Mensch, der Millionen Herzen erreicht hat. Mit einem Schlag nehmen Sie an dem Ereignis intensiver Anteil, der Vorfall hat eine Bedeutung bekommen. Warum? Weil jeder, der Michael Jackson kennt, sich ein Bild von der Figur machen kann. Je näher uns eine Person steht, je besser wir sie kennen, umso tiefer nehmen wir an ihrem Schicksal Anteil! Den oben benannten Unfall gab es natürlich nie. Wir haben den Namen nur in unserer Vorstellung ausgeliehen, um gut zu veranschaulichen. Und zweifelsohne hat der Tod der Pop-Ikone in vielen Menschen tiefe Trauer ausgelöst – Anteil an diesem tragischen Schicksal.

Prägen wir uns ein:

Je besser der Leser eine Figur kennt, umso intensiver nimmt er an ihrem Schicksal und somit am Romangeschehen teil.

Es sind immer die handelnden Figuren, die an erster Stelle stehen. Hier einige Beispiele:

Ohne James Bond würde es die Abenteuer von 007 nicht geben.

Stellen Sie sich Richard Wagners Lohengrin ohne die Figur des Gralsritters Lohengrin vor. Unmöglich!

Was wäre Herman Melvilles Moby Dick ohne Kapitän Ahab?

Gäbe es Karl Mays berühmten Winnetou ohne die Figur dieses bemerkenswerten Apachen-Häuptlings?

Was bliebe von William Shakespeares King Lear ohne King Lear? Undenkbar.

Manche Werke tragen sogar den Namen der Helden: Romeo und Julia, Goethes Faust.

Was bliebe von Pippi Langstrumpf übrig ohne Pippi?

Oder was wäre Die Wahrheit über Derek Foster ohne Derek?

Dark Night, undenkbar ohne Ron Perry.

Ohne Miss Marple gäbe es eine Reihe von Agatha Christies genialen Kriminalromanen nicht.

Das Geschehen in Ihrer Geschichte sollte die Gefühle Ihrer Leser ansprechen. Das erreichen Sie, indem der Leser die Figuren kennt, indem Sie für ihn unvergessliche Helden erschaffen. Und für diesen Schaffensprozess stehen Ihnen als Schriftsteller eine Menge hervorragender und zugleich verblüffender Techniken zur Verfügung, mit denen wir uns gleich eingehend befassen werden.

Ich denke, die genannten Argumente reichen aus, um die enorme Wichtigkeit lebensechter, dreidimensionaler Figuren herauszustreichen.

Wie stellen Sie es nun an, Figuren zu entwickeln, die in der Oberliga der bekanntesten Helden mitspielen?

2.1 Das Geheimnis spannender Figuren

Als Schriftsteller sollten Sie sich davor hüten, über ›ganz normale Leute‹ zu schreiben. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich meine damit nicht, dass Sie über Wunderknaben, Engel oder Teufel schreiben sollen. Mit ›ganz normale Leute‹ bezeichnen Autoren Figuren, die sich nicht von der Masse abheben, Menschen, denen wir im Alltag ständig begegnen. Solche Personen empfinden wir als langweilig. Niemand liest einen Roman oder sieht sich einen Film an, um langweilige Menschen und deren Geschichte zu erleben. Der Leser ist auf der Suche nach außergewöhnlichen Charakteren, nach mitreißenden Lebensgeschichten, nach Ereignissen und Figuren, die anders sind als alles, was er bisher erlebt und kennengelernt hat.

Deshalb machen Autoren Ihre Leser schon bei der ersten Begegnung mit Figuren bekannt, die unsere Aufmerksamkeit erregen, weil sie anders, eben außergewöhnlich sind. Die Erfolgs-Methoden der Charakterbeschreibung sehen wir uns gleich an. Es lohnt sich jedoch zuvor, Beispiele für derartige gelungene Meister-Figuren anzusehen, um zu verstehen, warum sie dem Leser als außergewöhnlich in Erinnerung sind.

Schauen wir uns Agatha Christies Hercule Poirot