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Auf dem Dach des Balkans mit den Bergfreundinnen Die Bergfreundinnen starten in ein neues Abenteuer: Es geht für die drei auf den Balkan! Sie wollen dort echte Wildnis und ursprüngliche und unerschlossene Bergregionen für sich entdecken, ihnen völlig unbekannte Länder kennenlernen und Frauen treffen, deren Lebensrealität weit weg von ihrer eigenen ist. Dafür nehmen sie sich einen Teil des Dreiländer-Wanderwegs "High Scardus Trail" vor. Der grenzüberschreitende Fernwanderweg führt durch Nordmazedonien, den Kosovo und Albanien, durchquert sechs Nationalparks, fünf Gebirgszüge und eine Hochebene, die von Einheimischen liebevoll "Little Mongolia" genannt wird. Unterwegs erwarten die Bergfreundinnen unberührte, stille Pfade, weglose Gebirgsrücken und einsames Hochland – inmitten der Heimat von Luchsen, Bären und Wölfen. Zehn Tage wandern sie auf dem bereits mit Preisen ausgezeichneten Weg und legen dabei gute 10.000 Höhenmeter und 175 Kilometer zurück. In diesem Buch begleiten wir die Bergfreundinnen bei ihrer Reise durch die Wildnis und zu sich selbst!
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Antonia Schlosser, Katharina Kestler und Lisa Bartelmus lieben die Berge. Bei den BERGFREUNDINNEN, dem Podcast für das Leben mit den Bergen, nehmen sie ihre Hörerinnen mit raus und sprechen – auch mit anderen, starken Bergsteigerinnen – über die großen Themen am Berg und im Leben. Außerdem teilen sie ihre Abenteuer immer wieder in spannenden Dokuserien in der ARD-Mediathek.
Die Bergfreundinnen Toni, Kaddi und Lisa nehmen uns in ihrem neuen Buch mit auf ein außergewöhnliches Abenteuer: Der grenzüberschreitende Dreiländer-Wanderweg »High Scardus Trail« führt sie durch den Kosovo über Nordmazedonien bis nach Alba- nien. Sie durchqueren drei Nationalparks, drei Gebirgszüge und eine Hochebene, die Einheimische liebevoll »Little Mongolia« nennen. Inmitten der Heimat von Luchsen, Bären und Wölfen warten auf sie stille Pfade, weglose Gebirgsrücken und einsames Hochland. Zehn Tage wandern sie auf dem preisgekrönten Trail und legen dabei 175 Kilometer und gut 10.000 Höhenmeter zurück. Eine Tour durch die grenzenlose Wildnis der Berge des Balkan, voller Bewährungsproben, Perspektivwechsel und Selbsterkenntnisse. Begleiten wir sie dabei!
Antonia Schlosser, Katharina Kestler und Lisa Bartelmus
mit Anja Woertge
WILDE BERGE DES BALKAN
Ein Fernwander-Abenteuer der Bergfreundinnen
ullstein
© Ullstein Buchverlage GmbH,
Friedrichstraße 126, 10117 Berlin 2025
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Ale Rechte vorbehalten
Covergestaltung: zero-media.net, München
Coverabbildung: © Timeline Productions / Bayerischer Rundfunk
Autorinnenfotos: © Jens Scheibe
Karte: © Peter Palm
ISBN: 978-3-8437-3593-3
Für alle Frauen und Bergfreundinnen des Balkan.
Und für unsere Freundin und Kollegin Sabina,die uns auf dem High Scardus Trail als Regisseurinder ARD Doku-Serie begleitet hat.
ANTONIA SCHLOSSER
geboren und aufgewachsen im Allgäu, hatte schon immer die Berge vor ihrer Nase und in ihrem Herzen. Der Weg zu den Alpen ist für sie von München aus jetzt zwar länger, aber ihre Freude umso größer, auch in ihrem Beruf als Journalistin ihre Bergliebe ausleben zu können. Nicht nur bei den Bergfreundinnen, sondern auch als Moderatorin des Rucksackradios in Bayern 2.
KATHARINA KESTLER
liebt Mountainbiken, Freeriden und Skitourengehen – wie praktisch, dass sich ihre Hobbys oft perfekt mit ihrem Beruf als freie Journalistin verbinden lassen. Derzeit pendelt sie der Liebe wegen zwischen ihrer hügeligen fränkischen Heimat und dem bergnahen München. Doch wer weiß? Vielleicht tauscht sie die Stadt eines Tages ganz gegen das Leben auf einer Hütte oder Alp ein.
LISA BARTELMUS
Aufgewachsen im Dreiländereck bei Basel, hat Lisa Bartelmus schon in vielen verschiedenen Ländern gelebt und dort auch Berge bestiegen. Nun wohnt die junge Journalistin in der Münchner Umgebung, um die bayerischen Alpen näher kennenzulernen und als Nachfolgerin von Cathi Schauer bei den Bergfreundinnen spannende Podcasts und Dokus über das Leben mit den Bergen zu produzieren. Der Balkan-Trip ist ihr erstes großes Abenteuer mit den Bergfreundinnen.
ANJA WOERTGE
verwebt in ihrer Arbeit als freie Journalistin ihre Liebe zu Mode und Design mit ihrem Interesse für innovative, nachhaltige Produktionsverfahren und ihrer Leidenschaft für den Bergsport. Auf ihren Reisen genießt sie es, Länder und Kulturen auf möglichst authentische, ganzheitliche Weise zu erleben. Die Bergfreundinnen unterstützt sie mit ihrem Berg-Know-How hinter der Kamera, redaktionell und bei der Planung von Touren. Auch bei diesem Buch hat Anja die Fäden zusammengehalten.
1. Unser Traum von der großen Wildnis
Interview Ina Harvaraj
2. Verregneter Start im Kosovo
3. Erster Gruß vom Bären
4. Erste Schmerzen auf dem Weg nach Nordmazedonien
Interview Anela Stavrevska-Panajotova
5. Kein Wasser in der Wildnis
6. Bärenspuren im Tal der Träume
7. Gemeinsam albern und neue Frauenfreundschaften
8. Toni geht baden
9. Mann oder Bär?
10. Ein Käckerchen mit Ausblick
Interview Sonja Manchevska
11. Allein auf dem Dach des High Scardus Trail
12. Wir und die Wildnis
Alles, was du für deinen Trip in die Wildnis wissen musst
Danksagung
von Kaddi Kestler
»Wenn es so weiterregnet, sollten wir uns vielleicht dieses Boot mitnehmen«, sage ich zu Toni und Lisa. Die beiden lachen. Trotzdem sehe ich ihnen die Sorgen an. Die Sorgen, die ich mir auch mache. Dass der Regen nicht aufhört und es unsere anstehende Fernwanderung komplett verregnet. Wir drücken uns gegen die staubige Schaufensterscheibe, wie Kinder vor einem Spielzeugladen, um vor dem Regen geschützt zu sein und um zu erkennen, was das Sortiment des Outdoorladens hergibt. Ein großes Motorboot nimmt die komplette Breite des Fensters ein, weiter hinten an der Wand entdecken wir ein paar Kanus und Kajaks. Aber ob wir hier das Campinggas bekommen, das wir brauchen, um uns die nächsten elf Tage in der Wildnis zu verpflegen?
Mir rinnen Regentropfen von meiner patschnassen Cap ins Gesicht, ich senke den Kopf und blicke auf meine Trekkingschuhe hinunter. Nach unserem kurzen Sightseeing-Bummel durch die kosovarische Hauptstadt Pristina sind sie komplett durchweicht und nicht mehr hellrosa, sondern matschbraun. Ob es eine gute Idee war, diese leichten Sommerwanderschuhe auf unsere elftägige Balkan-Wanderung mitzunehmen? Ein paar Meter entfernt steht das schwarze Taxi, das uns hierhergebracht hat, mit laufendem Motor. Ein VW, in dessen Cockpit alle drei Minuten das deutsche Wort »Kühlflüssigkeit« neben einem kleinen roten Warndreieck aufblinkt, begleitet von einem schrillen Ton – offenbar ist der Wagen genau wie wir der Landessprache nicht mächtig. Auf Englisch und mit zehn ausgestreckten Fingern herumfuchtelnd hat Lisa den Fahrer gebeten, einige Minuten zu warten, bis wir unsere Einkäufe erledigt haben. Laut Google sollte der Laden eigentlich geöffnet haben – hat er aber nicht. Laut Google sollte aber der andere Laden, in dem wir vor einer halben Stunde waren, ebenfalls ein Outdoorladen sein. Doch vor Ort hat er sich als Skateshop entpuppt. Google ist offenbar keine verlässliche Quelle in Pristina. Schon im Taxi hat Lisa deshalb sicherheitshalber die Nummer angerufen, die im Internet für diesen Laden hier angegeben war. Der Mann am anderen Ende der Leitung hat ihr erklärt, der Laden habe zwar nicht geöffnet, aber er wohne nebenan und komme gern extra für uns vorbei. In fünf Minuten sei er da. Die fünf Minuten sind mittlerweile vergangen, da ist er nicht. Auch nach zehn Minuten nicht. Wir fangen an, darüber zu diskutieren, ob er uns veräppelt haben könnte. Da kommt eine Nachricht: »Five minutes please, it’s a little traffic.« Wohnt er etwa doch nicht gleich nebenan?! Na ja, wir warten weiter. Nach einer Viertelstunde kommt dann nicht der Mann vom Telefon, sondern die Frau, die eben noch vom Balkon des Hauses gegenüber zu uns hinübergeblickt hat, und sperrt uns wortlos den Laden auf. Wir schauen uns verwirrt an, dann huschen wir hinter der Frau mit dem Schlüssel in den dunklen Laden hinein. Schon jetzt, am ersten Tag unseres Abenteuers, denke ich mir: »Auf dem Balkan, da läuft scheinbar alles ein bissl anders als daheim.«
Der Balkan. Noch vor Kurzem stand er bei keiner von uns drei Bergfreundinnen ganz oben auf der Bucket List. Wie wohl bei den meisten Bergmenschen stehen dort aber Orte, an denen man mit dem Berg möglichst allein ist. Regionen, wo der Berg noch ein echter Berg ist – auch im übertragenen Sinne: ohne Seilbahn, ohne Schnellrestaurants mit Currywurst und Pommes, ohne Hulapalu, ohne geschotterte Wanderwege, breit wie Landstraßen, und auch – und vielleicht sogar vor allem – ohne Touristenmassen. Solche Regionen versprechen echte Abenteuer in einer rohen und ursprünglichen Natur, in der Wildnis.
Na, was passiert jetzt bei dir im Kopf, wenn du das Wort Wildnis liest? Dringt der Schrei eines exotischen Vogels im dicht bewachsenen, dampfigen Dschungel an dein gefühlt mit fünfzig Mückenstichen verziertes Ohr, während du versuchst, auf keine Schlange zu treten? Oder zerrt ein Sandsturm an dem Tuch, das du dir ums Gesicht gewickelt hast, um nicht von den Sandkörnern weggepeelt zu werden, während deine Füße bei jedem Schritt in den Dünen versinken? Oder klebt dir die Zunge am Gaumen, während du auf dem Rücken am Strand einer einsamen Insel liegst und auf ein Flugzeug am Himmel hoffst, das dich retten wird? Oder drehst du dich gerade einmal um die eigene Achse auf einem einsamen Berggipfel, rings um dich herum nur andere Gipfel, tief unten Wälder in sämtlichen Grünschattierungen und spiegelnde Seen, gespeist von haushohen Wasserfällen – keine Straße, keine Schornsteine, keine Dächer weit und breit?
Das Wort Wildnis malt bei jeder und jedem von uns andere Bilder im Kopf, geprägt von Daniel Defoes Robinson Crusoe, Filmen wie Cast Away oder Into the Wild oder der Reality-Survival-Show 7 vs. Wild. Das Etymologische Wörterbuch des Deutschen beschreibt die Wildnis nüchtern als »unbebaute, unkultivierte Gegend mit üppigem Pflanzenwuchs und ungezähmten Tieren«.
In unseren Köpfen kommt die Wildnis aber selten mit dem Nüchternheitsgrad einer Definition daher. Meist gesellt sich noch eine Prise Romantik dazu, die dafür sorgt, dass wir sofort ein bisschen Sehnsucht verspüren. Sehnsucht danach, von der bequemen, völlig gefahrenfreien und damit auch ein wenig langweiligen Couch, auf der du vielleicht gerade dieses Buch liest, aufzustehen. Und dich mit roten Backen vor nervöser Vorfreude auf ein echtes Abenteuer hinauszuwagen in die ungezähmte und raue Wildnis.
So wie wir drei im September 2024 hier in diesem eigentlich geschlossenen Outdoorladen in Pristina. Mit einer Verkäuferin, die eigentlich keine ist und die kaum ein Wort Englisch spricht. Eigentlich auf der Suche nach den Gaskartuschen mit Drehmechanismus für unseren Campingkocher, aber mit irgendeiner anderen Dose in Tonis Hand. Ihren Verwendungszweck können wir uns allerdings nicht erklären, weil wir die Sprache auf der Verpackung nicht verstehen. Wir steuern planlos durch den finsteren Laden, bis die Frau mit dem Schlüssel den Lichtschalter findet. »Ah!«, entfährt es Lisa, Toni und mir zeitgleich, und wir stöbern weiter.
Zu Hause in Deutschland arbeiten wir als Journalistinnen. Unser gemeinsames Baby ist Bergfreundinnen, der Podcast für dein Leben mit den Bergen, beim Bayerischen Rundfunk. Seit fünf Jahren treffen Toni und ich für diesen Podcast bereits inspirierende Bergfrauen, teilen unsere eigenen Erfahrungen und sprechen über die großen Themen rund um die Berge – von Angst über Notfälle und Freundschaft bis Sexismus. Lisa ist neu bei uns und kam erst kurz vor unserem Balkan-Trip ins Bergfreundinnen-Team. Sie folgt auf Bergfreundin Cathi, die uns aus beruflichen Gründen verlassen hat, genau wie Anna, die vor Cathi uns Bergfreundinnen komplett gemacht hat. Für die ARD Mediathek lassen wir uns außerdem bei unseren Bergabenteuern von Kameras begleiten. Egal, ob wir mit Anna auf einer selbst geplanten Route von Oberstdorf an den Comer See über die Alpen laufen, oder mit Cathi in Bikepacking-Manier auf den Spuren der Tour de France nach Paris radeln, ein Praktikum auf einer Alm und einer Alpenvereinshütte machen oder auf einem Pferd vom Chiemgau nach Südtirol reiten. Auch jetzt, im Outdoorladen in Pristina, sind die Kameramänner Max, Louis und Paale mit ihren Kameras dabei und erleichtert, dass das Licht mittlerweile eingeschaltet wurde.
Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als wir vor neun Monaten auf olivgrünen Stühlen an einem überdimensionierten ovalen Holztisch in einem biederen Besprechungsraum des Bayerischen Rundfunks zusammen saßen und überlegten, dass wir für unser nächstes Abenteuer die Wildnis in den Bergen suchen wollen. Schnell waren wir uns einig: Wir möchten nicht in die hinterletzte Ecke Sibiriens oder an den nördlichsten Zipfel Alaskas. Wir wollen nicht weit reisen, sondern in Europa bleiben und am liebsten ganz entspannt mit dem Zug in Richtung Wildnis tuckern. Doch die Wildnis ist mittlerweile ein rares Gut, nicht nur im dicht besiedelten Europa, sondern weltweit. Tourismus, Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Abholzung, Bergbau, Klimawandel – das sind die großen Gegenspieler der letzten Wildnisse unseres Planeten. Und mit dem Erstgenannten, dem Tourismus, sind wir schon bei unserer nächsten großen Herausforderung, auf der Suche nach der Wildnis. Selbst wenn wir eine Region finden, die uns wild genug erscheint, sollten wir drei dann überhaupt dorthin reisen? Und nicht nur das, sollten wir dorthin und ein Buch darüber schreiben, eine Doku-Serie drehen, in unseren Podcasts davon erzählen? Und damit auch andere, zum Beispiel dich, inspirieren und motivieren, ebenfalls Zelt, Campingkocher und Regenjacke in den Rucksack zu werfen und dich auf den Weg zu machen? Oder wäre es nicht besser und wichtig, die letzten verbliebenen wilden Gebiete dieser Welt zu schützen – und unbekannt und unentdeckt vor sich hin wildern zu lassen? Wo finden wir Wildnis, und wie können wir verantwortungsbewusst davon berichten? Wie können wir die Faszination Wildnis selbst erleben, teilen und zugänglicher machen für alle, ohne sie zu zerstören?
Diese Fragen ließen uns keine Ruhe. Am Ende landeten wir schließlich gedanklich und mit dem Finger auf der Landkarte auf dem Balkan. Ehrlich gesagt wusste ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht viel über die Region.
Zwar begleiteten die Tagesschau-Bilder der Jugoslawienkriege (1991 – 2001), einschließlich des Kosovo-Krieges (1998 – 1999) und des Mazedonien-Konflikts (2001), mein gesamtes Erwachsenwerden – die Konflikte der Region prägten schließlich zehn Jahre das politische Geschehen in Europa. Aber sehr viel näher als in einem Campingurlaub in Kroatien oder vor einem Teller mit Cevapcici bei einem der »Jugoslawen«, die es in den 1990ern in jeder Stadt gab, bin ich der Region nie gekommen.
Wir Bergfreundinnen wussten aber, dass es in den Balkanländern noch recht unbekannte Berge gibt und stiegen in die Recherche ein. Schnell stießen wir auf den Dreiländerwanderweg Peaks of the Balkans durch Albanien, Kosovo und Montenegro. Wir lasen in der Beschreibung des Fernwanderwegs von einer der »letzten Abenteuerrouten Europas«, »Spuren von Wölfen und Bären«, »abgelegenen Dörfern, in denen die Zeit stillzustehen scheint« und von einer »unberührten, ursprünglichen und wildromantischen Bergwelt«. Und wir erfuhren auch, dass der Peaks of the Balkans seit den frühen 2000ern von lokalen Wandervereinen und Tourismusorganisationen gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) entwickelt und 2012 eröffnet wurde. Damit wurde eine Region zugänglich gemacht, die durch die Kriege und deren Folgen (zum Beispiel die Verminung weitläufiger Landstriche) für ausländische Gästinnen und Gäste lange Zeit verschlossen blieb. Man wollte die Länder der ehemaligen Konfliktregion über die Zusammenarbeit und gemeinsame Interessen einander näherbringen. Und mit einem nachhaltigen Wandertourismus eine Existenzgrundlage für die Bevölkerung in den abgelegenen Bergregionen schaffen. Dafür gab es dann auch mehrere Preise, zum Beispiel für nachhaltigen Tourismus, oder 2014 den World Travel Award – den Oscar der Reiseindustrie – als »Best Adventure Tourism Product«.
»Das ist doch genau das, was wir suchen!«, dachten wir uns. Wir recherchierten weiter, schauten Dokus, lasen Artikel und nahmen Kontakt zu Bergfrauen in der Region auf, zum Beispiel Ina Harvaraj. Sie wurde als Tochter einer albanischen Geflüchtetenfamilie in Kiel geboren und spricht daher Deutsch. Seit ihrem zweiten Lebensjahr lebt sie wieder in Albanien. Dort arbeitet sie heute als zertifizierte Reiseleiterin, ist seit 2024 Mitglied der UIMLA (Union of International Mountain Leader Associations) und Gründungs- und Vorstandsmitglied des SHUMSH – des albanischen Verbands der Bergwanderführer.
Doch kaum sprachen wir mit Ina persönlich, zerstörte sie prompt unsere Vorstellung, den perfekten Fernwanderweg in der Wildnis gefunden zu haben. In einem Videocall sagte sie uns: »Allein werdet ihr am Peaks of the Balkans im September nicht sein. Da trefft ihr vermutlich größere Wandergruppen.« Wir schauten verdutzt und Ina erzählte weiter: Der Peaks gelte zu Recht als einer der schönsten Wanderwege der Welt und habe sich deshalb in den letzten Jahren etabliert. Was gut sei, weil die Pläne der Trail-Entwicklerinnen und -Entwickler aufgehen und sowohl die Region als auch die Menschen dort von den wachsenden Touristenzahlen profitieren. »Der Peaks ist wirklich toll, es gibt dort auch keine Touristenmassen, aber wenn ihr Wildnis und Einsamkeit sucht, dann würde ich euch den High Scardus Trail empfehlen.«
Der High Scardus Trail. Zweiundzwanzig Etappen statt nur zehn wie beim Peaks of the Balkans. Mehr als doppelt so viele Kilometer und knapp doppelt so viele Höhenmeter. Kein Rundweg wie der Peaks, sondern ein Weg, der von Nord nach Süd verläuft. Während der Peaks durch Albanien, Kosovo und Montenegro führt, liegt der High Scardus Trail weiter südöstlich, kommt nicht durch Montenegro, dafür aber durch Nordmazedonien. Entstanden ist er aus denselben Gründen, gemacht von denselben Organisationen wie der Peaks of the Balkans. Er ist aber noch deutlich weniger bekannt und frequentiert.
Ich gebe zu: Mir passte die Aussage von Ina gar nicht. Zu sehr hatte ich mich schon in die Peaks-of-the-Balkans-Idee verliebt und in alles, was ich dazu recherchierte, alle Bilder, die ich davon schon gesehen hatte. Aber Inas Argumente überzeugten uns: Wir wollen die Wildnis, wir wollen die Einsamkeit, wir wollen keiner Gruppe vom Reiseanbieter des Alpenvereins oder von anderen, kommerziellen Veranstaltern begegnen. Wir mussten mit unserer Planung noch mal von vorne loslegen.
Im Outdoorladen in Pristina haben wir mittlerweile die zu unserem Kocher passenden grünen Kartuschen in der Hand. Nur wie viele brauchen wir davon? Zwei oder besser doch drei? »Wie viel wiegen die denn?«, fragt Toni. »Nicht viel, aber sie nehmen halt Platz weg«, entgegne ich. Wir gehen im Kopf die Anzahl der Nächte durch, in denen wir zelten wollen, und entscheiden uns für zwei. »And do you have bear spray?«, fragt Lisa die Frau mit dem Schlüssel. Sie schüttelt stumm den Kopf. »Dann eben kein Bärenspray«, denke ich. In den Kommentaren zu den einzelnen Etappen des High Scardus Trails in der Navigations-App Outdooractive haben wir von einigen Bärenbegegnungen gelesen, aber ein Treffen mit einem Bären erscheint mir noch richtig weit weg. Es verunsichert mich erst einmal nicht, keine Notfall-Waffe gegen den Bären in der Tasche zu haben – doch das wird sich noch ändern. Wir bezahlen – im Kosovo geht das praktischerweise mit Euro –, verlassen den Laden, huschen geduckt durch den Regen, quetschen uns zu dritt auf die Rückbank des schwarzen VW, der direkt wieder »Kühlflüssigkeit« schimpft, und fühlen uns fast ein wenig euphorisiert. Endlich sind wir bereit, die Stadt Richtung Wildnis zu verlassen.
Elf Tage wollen wir auf dem High Scardus Trail unterwegs sein. Aus den insgesamt zweiundzwanzig Etappen haben wir uns die zehn schönsten, wildesten und anspruchsvollsten ausgesucht. Wir werden im Skigebiet Brezovica im Kosovo starten und in der Nähe von Rabdisht in Albanien enden. Wir werden auf einer Seehöhe zwischen 700 und 2 764 Metern unterwegs sein. Unser Highlight wird der Korab sein. Er steht genau auf der Grenze und ist der höchste Berg Nordmazedoniens und Albaniens. Wir werden bis zu 28 Kilometer am Tag laufen, mit elf (Kaddi) bis 14 (Lisa) Kilo auf dem Rücken. Wir werden im weglosen Gelände unterwegs sein und uns den Weg per GPS-Track suchen müssen. Wir werden oft keinen Empfang haben, deshalb haben wir uns ein Satellitentelefon organisiert. Vielleicht sehen wir Bären, ziemlich sicher aber ihre Losung, also ihren Kot. Zur Sicherheit haben wir uns kleine Metallpfeifen besorgt, um die Bären mit unserem Lärm zu vertreiben. Wir werden mehrere Nächte im Zelt übernachten. Wir werden so weit weg von der Zivilisation sein, dass wir uns mit gefriergetrocknetem Trekking-Essen verpflegen müssen. Jede von uns hat sieben Beutel davon im Rucksack.
Während wir in dem dampfig-feuchten Auto durch das regengraue Pristina fahren, denke ich darüber nach, warum wir diesen Aufwand überhaupt betreiben. Fernwandern könnten wir auch zu Hause, ohne Bärenpfeife und Campingkocher, dafür mit Drei-Gänge-Hüttenmenü jeden Abend. Warum sind wir so scharf auf ein echtes Abenteuer? Warum reizt uns die geheimnisvolle Wildnis so? Warum verspüren wir – und viele andere Menschen – diese Sehnsucht nach dem Unbequemen und Unberechenbaren? Was erwarten wir von den nächsten elf Tagen auf dem High Scardus Trail?
Ich drehe mich nach rechts und beobachte Toni, die in der Mitte sitzt, sich etwas nach vorne lehnt und neugierig durch die Windschutzscheibe schaut. Ich kenne sie so lange, dass ich jetzt schon die Situationen vorhersehen kann, in denen wir uns die nächsten zwei Wochen kurz richtig doll anpflaumen und wenige Minuten später wieder wortlos und nur mit Blicken versöhnen und verstehen werden. Während vor meinem inneren Auge im Schnelldurchlauf Hunderte solcher schon erlebten Situationen ablaufen, muss ich lächeln. Toni ist zweiunddreißig Jahre alt, aber über die Jahre wurden die Momente weniger, in denen ich mich aufgrund meiner elf Jahre mehr an Lebens- und Bergerfahrung wie ihre große Schwester fühlte. Denn schon häufig durfte ich teilhaben an ihrer Entwicklung als Bergsportlerin, als Mensch und als Frau und manchmal sogar ein bisschen dazu beitragen. Immer wieder hat sie mir eine andere Perspektive auf die Dinge ermöglicht, meine fokussierte, ehrgeizige und manchmal ein wenig verbissene Ernsthaftigkeit mit ihrem Humor durchbrochen, und nicht nur einmal hätte ich mir gern eine Scheibe davon abgeschnitten. (Ihr werdet diesen Humor spätestens ab Kapitel acht bei unserem Morgen in Restelica kennenlernen. Ab dort erzählt Toni unsere Reise aus ihrer Perspektive.) Und Lisa? Sie malt mit dem Finger eine Sonne auf die beschlagene Autoscheibe. Ich sehe nur ihren Hinterkopf und ein paar braune Locken, die sich durch die Feuchtigkeit unter ihrer lila Kapuze hervorkräuseln. Für sie ist der Speicher in meinem Kopf für den Schnelldurchlauf vorm inneren Auge noch leer. Wir kennen uns kaum. Ich behaupte immer, sie wäre halb so alt wie ich – das ist zwar etwas übertrieben, aber es liegen nun mal fast zwanzig Jahre zwischen mir mit meinen dreiundvierzig Jahren und der fünfundzwanzigjährigen Lisa. Und auch wenn der Altersunterschied bei Toni und mir keine Rolle spielt, so machen mir die fast zwanzig Jahre doch irgendwie Sorgen. Klar, Lisa ist unkompliziert und weit gereist – ich glaube, sie ist belastbar und hart im Nehmen. (Davon könnt ihr euch ab Kapitel vier und unserem Morgen in der Forellenfarm überzeugen – ab da nimmt Lisa euch mit auf unsere Wanderung.) Aber reicht das? Werden wir uns verstehen? Und werden wir das größte Bergfreundinnen-Abenteuer bisher gemeinsam meistern?
An dieser Stelle sei kurz gesagt, dass wir nicht einfach drei Freundinnen auf Wanderung sind, die auch noch ein Buch schreiben. Wir produzieren unterwegs für den Bergfreundinnen-Podcast und eine Doku-Serie in der ARD Mediathek. Unsere Freundin und Kollegin Sabina begleitet uns als Regisseurin – gerade sitzt sie vorne auf dem Beifahrersitz. Außerdem ist für die ganzen Orga-Aufgaben, die so ein großes Projekt mit sich bringt, Anja dabei, deren Namen du vielleicht schon vorne im Buch neben unseren entdeckt hast. Von ihr kommen die Tipps am Ende dieses Buches. Gerade organisiert sie für uns im Hotel die notwendigen SIM-Karten, überträgt die Outdooractive-Tracks auf unser GPS-Gerät und speichert unsere Notfallnummern ins Satellitentelefon ein. Und, nicht zu vergessen, die Kameramänner Max, Luis und Paale, die ich schon erwähnt habe. Insgesamt sind wir also zu acht. Drei Männer inklusive. Wir wollen ehrlich sein: Das wird unser Erlebnis auf dem Balkan verändern. Männer, die wir unterwegs treffen, werden aus Prinzip nur mit Max sprechen. Frauen, die wir unterwegs treffen, werden sich verstecken – weil sie die Kamera (und / oder die Männer) sehen. Wir werden mit weniger Menschen vor Ort in Kontakt kommen, als wenn wir nur zu dritt unterwegs wären. Aber wir werden es auch leichter haben: Wenn Toni und Lisa mich nerven, kann ich zum Beispiel ein Stück mit Anja oder Sabina gehen. Wir können uns den Konflikten in unserem Dreierteam entziehen – wir haben sozusagen einen sozialen Puffer dabei. In unserem Achter-Team werden wir uns außerdem nicht so schnell unsicher fühlen, nicht sofort eingeschüchtert sein und uns vermutlich seltener fürchten – egal ob es nachts im Zelt so klingt, als würde irgendein Tier (oder ein Mensch?!?) herumschleichen, oder ob wir auf einer einsamen Hochebene Schäfern und ihren kalbsgroßen Hütehunden begegnen. Und doch wollen wir versuchen, diese »Produktionsbedingungen«, wie das bei uns in der Medienbranche heißt, den Einfluss des Teams um uns herum, so klein wie möglich zu halten. Denn wie alle, die in ein Abenteuer starten, haben wir große Erwartungen. Und damit habe ich jetzt einen großen Bogen gespannt und komme wieder zurück in den dampfig-feuchten VW auf der Fahrt durch Pristina und zur Ausgangsfrage meiner Überlegungen über Toni, Lisa und unser Team: Warum betreiben wir diesen Aufwand? Warum haben wir uns das Abenteuer High Scardus Trail vorgenommen?
Ich nehme mir raus, diese große Frage für uns alle drei beantworten zu können – für Toni, die immer noch neugierig nach vorne aus dem Auto spitzt, um nichts von Pristina zu verpassen. Für Lisa, deren Sonne an der Autoscheibe mittlerweile zerlaufen ist. Und für mich selbst, die ich einfach nur froh bin, die zwei grünen Kartuschen mit Campinggas in Händen zu halten, auch wenn es noch vor einer Stunde gar nicht danach ausgesehen hat:
Wir wollen uns herausfordern, um zu sehen, was wir können. Wir möchten das Fremde kennenlernen, um zum Bekannten eine neue Perspektive einnehmen zu können, den eigenen Horizont erweitern und unsere Komfortzone gleich mit. Wir wollen uns frei fühlen und frei machen. Wir werden keinen unnötigen Kram dabei haben und unsere Handys oft ohne Empfang sein. Termine und Verpflichtungen, all die Regeln und Zwänge der Zivilisation, wird es für uns unterwegs nicht geben – und auch kaum Wegmarkierungen und keine Rettungskette. Wir werden also auf uns zurückgeworfen sein und unabgelenkt und fokussiert wahrnehmen, was bei uns passiert. Unter uns dreien und ganz tief in uns drin. Wir möchten uns lebendig und verbunden fühlen, untereinander und mit der Natur. Wir wollen allein auf wenig begangenen Wegen unterwegs sein, um uns selbst besser kennenzulernen. Über Schatten springen und Grenzen überwinden – sprich- und wortwörtlich. Eine Fernwanderung weit weg von daheim als Booster für Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Das ist unser Ziel. Ganz schön viel verlangt, ganz schön hoch angesetzt. Werden der High Scardus Trail und der Balkan unsere Erwartungen erfüllen? Wir werden es sehen.
Los geht’s!
von Anja Woertge
Ina ist eine albanische Bergwanderführerin. Die studierte Psychologin führt Touren auf international bekannten Trails wie dem Peaks of the Balkans, High Scardus Trail, Albanian Coastal Trail und in weiteren Tälern im Süden des Landes. Außerdem engagiert sie sich für die Entwicklung des nachhaltigen Bergtourismus im Land und ist Gründungsmitglied und Vorstandsmitglied des SHUMSH – des albanischen Verbands der Bergwanderführer und -führerinnen.
Ina, warum sprichst du so gut Deutsch?
Ich wurde in Kiel geboren. Meine Familie kommt aber aus Albanien, und als ich eineinhalb Jahre alt war, gingen wir zurück nach Tirana, der Hauptstadt von Albanien.
Wie kamst du zum Bergsport?
Nach meinem Studium hat mir ein Freund, der selbst Bergwanderführer ist, den Tipp gegeben, dass die albanischen Tourismusorganisationen immer deutschsprachige Reiseleiterinnen und Reiseleiter suchen. Er hat mir den Job gut verkauft. Meinte, du bist dann die ganze Zeit mit Leuten in der Natur unterwegs, bewegst dich viel – das hat sich für mich super angehört. Jetzt führe ich seit etwa sieben Jahren Gruppen durch die albanischen Berge, aber auch in Grenzgebieten. Viele der hohen Gebirge mit der schönsten und wildesten Natur befinden sich nämlich an den Grenzen zwischen Albanien und Montenegro, Nordmazedonien und dem Kosovo.
Machst du das hauptberuflich?
Ja. Ich habe Psychologie studiert, doch mittlerweile arbeite ich Vollzeit für die Bergschule. Im Sommer führe ich, in der Nebensaison und im Winter mache ich viel Büroarbeit und helfe dabei, die Entwicklung des Bergtourismus in Albanien voranzutreiben. Mein psychologisches Wissen hilft mir aber bei der direkten Arbeit mit den Touristengruppen.
Verbringen die Albanerinnen und Albaner ihre Freizeit auch in den Bergen?
Traditionell spielt der Bergsport in Albanien keine Rolle, vielleicht gerade weil Albanien zu 75 Prozent aus Bergen besteht. Die Menschen hier waren gezwungenermaßen immer mit dem Leben in den Bergen konfrontiert, auch unter sehr schwierigen Konditionen. Es war für sie keine Freizeitbeschäftigung.
Als sich nach den Balkankriegen Ende der Neunziger die Grenzen öffneten, lockten die wilden, abgeschiedenen albanischen Berge erste ausländische Gruppen ins Land. Das wurde von vielen Einheimischen mit Verwunderung wahrgenommen.
Albanien liegt geografisch gesehen in Europa, aber ökonomisch und infrastrukturell haben wir noch viel aufzuholen. Deshalb haben wir alles Schöne und Moderne lange Zeit im Ausland gesehen. Doch spätestens seit Covid, als die Grenzen dicht waren, entdecken wir wieder die Schönheit im eigenen Land, und das Wandern ist auch unter der einheimischen Bevölkerung beliebter geworden. Der wachsende Tourismus der letzten Jahre nährt auch unseren albanischen Nationalstolz und lässt die Balkanländer näher zusammenrücken.
Sind die Konflikte aus den Neunzigerjahren in der Bevölkerung immer noch spürbar?
Ich merke, dass sich die Stimmung immer noch schnell aufheizt, wenn es um Politik geht. Unsere Politik manipuliert uns oft in eine falsche Richtung: Immer wenn es auf einen Wahlkampf zugeht, ist von Patriotismus und vom Schutz der Grenzen die Rede.
Die zwei Trails Peaks of the Balkans und High Scardus wurden genau zu dem Zweck entwickelt, die Grenzen passierbarer zu machen.
Ja, die Projekte sind wirklich toll für die beteiligten Länder. An den Grenzen des High Scardus Trails gibt es noch etwas zu tun. Aber wir arbeiten daran, die Grenzpolizei für unser Projekt zugänglicher zu machen. Die Fördergelder helfen, die Infrastruktur in den Grenzgebieten auszubauen. Es ist noch nicht lange her, da standen diese kleinen Staaten miteinander im Konflikt. Politische Spannungen, Rassismus und Vorurteile führten zu einer belasteten Stimmung. Projekte wie der Peaks of the Balkans und der High Scardus Trail stärken das Wir-Gefühl und wirken sich sehr positiv auf das Miteinander der Balkanländer aus.
Welche Besonderheiten muss ich beachten, wenn ich in den Bergen des Balkan unterwegs bin?
Die ganze Trail-Infrastruktur steckt noch in den Kinderschuhen. Unsere Bergrettung funktioniert nur durch die ehrenamtliche Tätigkeit extrem leidenschaftlicher Bergsteigerinnen und Bergsteiger. Aber wir haben natürlich nicht die Mittel wie eine bayerische Bergrettung. Deshalb muss man in den albanischen Alpen sehr gut auf sich aufpassen und gut vorbereitet sein. Man sollte sich auch bewusst sein, dass viele Menschen hier kein Englisch sprechen. Das kann in einem Notfall ein Problem werden.
Gibt es Fälle, in denen Wanderinnen und Wanderer die Trails unterschätzen und in Schwierigkeiten geraten?
Gerade der High Scardus Trail zieht Leute an, die Wildnis und Abgeschiedenheit suchen und die gern alleine unterwegs sind. Leider gibt es immer wieder Fälle, in denen Menschen verschwinden und nicht wieder auftauchen.