William Wilberforce - Hugo Oertel - E-Book

William Wilberforce E-Book

Hugo Oertel

0,0

Beschreibung

William Wilberforce war ein britischer Parlamentarier und Anführer im Kampf gegen die Sklaverei und den Sklavenhandel. Als Kind lernte Wilberforce den ehemaligen Sklavenhändler John Newton kennen. Nach seiner Bekehrung begann er seine Mission zur Reform der Sitten und speziell zur Beendigung des Sklavenhandels. Nach 18 Jahren Kampagnen und Kampf gegen die Sklaverei, hatte Wilberforce schließlich Erfolg. Nach einer zehnstündigen Debatte im Parlament wurde das Gesetz gegen den Sklavenhandel am 24. Februar 1807 um vier Uhr morgens mit einer unerwarteten und überwältigenden Mehrheit von 283 zu 16 Stimmen angenommen. Einen Monat später, am 25. März 1807, trat das Gesetz in Kraft. Von da an war der afrikanische Sklavenhandel im britischen Machtbereich verboten und Sklavenhändler wurden den Piraten gleichgestellt. Nach Abschaffung des Sklavenhandels engagierte er sich für die Beseitigung der Sklaverei überhaupt. Seit 1825 lebte er aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. Er starb am 29. Juli 1833 in Chelsea, drei Tage, nachdem die Sklaverei in Großbritannien abgeschafft wurde. Er wurde in der Westminster Abbey begraben.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 199

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



William Wilberforce

Das Leben des Sklavenfreunds

Hugo Oertel

Impressum

© 2018 ceBooks.de im Folgen Verlag, Langerwehe

Autor: Hugo Oertel

Cover: Caspar Kaufmann

ISBN: 978-3-95893-182-4

Verlags-Seite und Shop: www.ceBooks.de

Kontakt: [email protected]

 

Dieses eBook darf ausschließlich auf einem Endgerät (Computer, eReader, etc.) des jeweiligen Kunden verwendet werden, der das eBook selbst, im von uns autorisierten eBook-Shop, gekauft hat. Jede Weitergabe an andere Personen entspricht nicht mehr der von uns erlaubten Nutzung, ist strafbar und schadet dem Autor und dem Verlagswesen.

Dank

Herzlichen Dank, dass Sie dieses eBook aus dem Verlag ceBooks.de erworben haben.

Haben Sie Anregungen oder finden Sie einen Fehler, dann schreiben Sie uns bitte.

ceBooks.de, [email protected]

Newsletter

Abonnieren Sie unseren Newsletter und bleiben Sie informiert über:

Neuerscheinungen von ceBooks.de und anderen christlichen Verlagen

Neuigkeiten zu unseren Autoren

Angebote und mehr

http://www.cebooks.de/newsletter

Inhalt

Titelblatt

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Unsere Empfehlungen

Kapitel 1

 

Wir haben für den Mann, dessen Lebensbild wir auf den nachfolgenden Seiten zeichnen wollen, vorne auf dem Titelblatt die nähere Bezeichnung „Sklavenfreund“ gewählt, und gewiss mit gutem Grund, wie jeder, der den Mann erst aus diesem Büchlein kennen lernt, nach Durchlesung desselben wird zugestehen müssen.

Aber ob auch jeder unserer lieben Leser weiß, was es mit dieser Bezeichnung auf sich hat, und wie sehr dieselbe berechtigt, denjenigen, welchem sie mit voller Wahrheit zukommt, unter die bedeutenden Menschen zu zählen, denen in diesem Büchlein ein ehrendes Gedächtnis gestiftet werden soll?

Was man unter Sklaven versteht, brauchen wir ja wohl niemanden erst weitläufig zu erklären. Jedermann hat ohne Zweifel von jenen unglückseligen Menschen gehört, die von anderen Menschen, ihren Brüdern, in der entsetzlichsten Knechtschaft gehalten werden; über die von diesen, ihren sogenannten Herren, das vollste unbeschränkte Eigentumsrecht in Anspruch genommen wird; die wie das Vieh oder eine tote Ware gekauft oder verkauft werden und meistenteils auch kaum eine bessere Behandlung wie das Vieh erfahren.

Und wer etwa schon solch ein Buch gelesen hat, wie das wohlbekannte der Amerikanerin Harriet Beecher-Stowe, welches den Titel führt: „Onkel Toms Hütte“, der hat auch schon einen Einblick bekommen in das herzzerreißende Elend, welches die Sklaverei im Gefolge hat. Und wenn er nur ein menschlich fühlendes Herz in der Brust trägt, das sich von Jammer und Elend, wo und wie sie ihm begegnen, rühren lässt, geschweige denn, wenn sein Herz ein christliches ist, in welchem das Gebot lebt: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst! so kann er nicht anders, als seine höchste Achtung solchen zollen, die ihre ganze Kraft einsetzen, um das Elend der Sklaverei lindern zu helfen, ja die auf die gänzliche Abschaffung der Sklaverei hinwirken, welche ohne Zweifel der größte Schandfleck für die Menschheit ist, der nur gedacht werden kann.

Aber, so fragt man unwillkürlich, wie war es überhaupt möglich, dass etwas so Entsetzliches und Schändliches wie die Sklaverei in der Welt aufkam? Wie war es möglich, dass sich Menschen dazu herbeilassen konnten, andere Menschen in eine Lage zu setzen, in welcher die Menschenwürde geradezu mit Füßen getreten ist?

Auf diese Frage kann man denn aber nur die rechte Antwort finden, wenn man erwägt, dass von Uranfang her das Psalmwort (Psalm 10,10) seine Wahrheit hatte: „Der Gottlose zerschlägt und drückt nieder und stößt zu Boden den Armen mit Gewalt“; dass von jeher der Stärkere, weil er dazu befähigt war, sich auch berechtigt hielt, den Schwächeren zu unterdrücken und sich dienstbar zu machen. So war es ja von Uranfang her, seitdem durch das Eindringen der Sünde in die Welt und durch den dadurch hervorgerufenen Abfall der Menschenherzen von Gott, in diesen an die Stelle der Liebe, dieses Abglanzes des göttlichen Wesens, die Selbstsucht getreten ist. So ist es noch heute, wo das Recht des Stärkeren ohne Scheu als ein natürliches, unangreifbares Menschenrecht hingestellt, und auch in den Schranken, die das Gesetz nur irgendwie zulässt, mit der furchtbarsten Rücksichtslosigkeit geübt wird. So wird es auch bleiben, solange nicht das Grundgesetz des Christentums, das Gesetz der selbstverleugnenden Liebe allenthalben zur vollen Geltung gekommen ist, wonach der Starke seine Stärke nicht zur Unterdrückung, sondern zum Schutz des Schwachen verwenden soll.

Die Sklaverei an und für sich ist deshalb auch fast so alt wie das Menschengeschlecht, und jedenfalls so alt wie die Kriege in der Welt sind. Denn die ersten Sklaven waren ohne Zweifel Kriegsgefangene, die man zum Knechtsdienst zwang und gegen die man, weil sie Volks- oder Stammesfeinde waren, an deren Hände das Blut der eigenen Landsleute und Stammesgenossen klebte, ungescheut jede Grausamkeit und Gewalttat glaubte üben zu dürfen. Erst allmählich mag sich dann die Sklaverei als ein dauernder, sogar gesetzlicher Zustand herausgebildet haben, bei welchem die Sklaven als lebende Ware betrachtet und mit voller Rechtsgültigkeit gekauft und verkauft wurden.

Die alten Denkmäler Ägyptens mit ihren Inschriften und Bildwerken erheben es zur unbestreitbaren Gewissheit, dass dort im Nilland schon etwa 1.600 Jahre vor Christus die Sklaverei bestand, dass vollständige Sklavenmärkte abgehalten wurden. Ja dass schon damals Negersklaven vorkamen, jedoch wohl nur als Kriegsgefangene, nicht aber als Glieder der Menschenrasse, die vorzugsweise zur Sklaverei bestimmt sei und bei der schon ihre Hautfarbe den Bann und den Fluch der Sklaverei bedingte. Der traurige Ruhm, diese letztere Anschauung von der Bestimmung der schwarzen Menschenrasse zur Sklaverei aufgebracht und diese Rasse als eine niedrige Menschenart hingestellt zu haben, die sich vom Tiere kaum anders als durch die äußere Gestalt unterscheide, fällt leider auf die christlichen Nationen der Neuzeit. Und, um dies hier schon einzufügen, leider wurde sogar aus dem Worte Gottes zu beweisen gesucht, dass die Sklaverei der Schwarzen ein gottgewollter Zustand sei. Man missbrauchte nämlich jenen schweren Fluch, den Noah über die Nachkommen seines Sohnes Ham, den man als den Stammvater der schwarzen Rasse ansieht, aussprach, wie 1. Mos. 9, 25. 27 zu lesen steht, als Beweisstelle dafür; man nahm also einen menschlichen Vaterfluch, der durch eine schwere Sünde des Sohnes hervorgerufen war, als Ausdruck eines göttlichen Willens und begründete dadurch jene heillose Verwirrung der Gewissen, aus der, als aus einer trüben Quelle, all das entsetzliche Elend der Negersklaverei, all die grauenhaften Grausamkeiten des Handels mit Schwarzen hervorfloß.

Auch unter den Juden findet sich schon in frühester Zeit Sklaverei und Sklavenhandel. Abraham besaß eine Menge von „Knechten“, die wohl nichts anderes, als leibeigene Sklaven gewesen sind. Denn 1 Mos. 17, 23 werden ausdrücklich unter diesen Knechten solche unterschieden, die daheim im Hause geboren, und solche, die erkauft waren. Wir haben also da schon eine durch Geburt vererbte und ebenso wohl eine durch Kauf zustande gekommenene Knechtschaft, und zwar in sehr ausgedehntem Maße. Denn 1 Mos. 14, 9 werden allein 318 waffenfähige Knechte erwähnt, die im Besitze des Erzvaters waren.

Und weist nicht der Umstand, dass Jakobs Söhne ihren Bruder Joseph an israelitische Händler verkauften, ebenfalls darauf hin, dass der Sklavenhandel damals schon etwas ganz Gewöhnliches und Herkömmliches war?

Allerdings scheinen die Knechte oder Sklaven damals völlig zur Familie gehört zu haben und keineswegs als völlig rechtlos geachtet worden zu sein. Denn sie wurden ebenso wie die eignen Kinder und Hausgenossen durch die Beschneidung in den Bund aufgenommen, den Gott der Herr mit Abraham gemacht hatte (1 Mos. 14, 9) und bei Elieser, dem treuen Knecht Abrahams, wurde sogar das Knechtsverhältnis ein so verschwindendes, dass Abraham, als ihm noch der eigene Sohn mangelte, Eliesers Sohn zu seinem Erben zu machen gedachte. (1 Mos. 15, 4.)

Als Israel Gottes Volk geworden war und jedes Glied ein Knecht Gottes, durfte kein Israelit „auf leibeigene Weise“ (3 Mos. 25, 42) verkauft werden, während die Leibeigenschaft von Nichtjuden nach wie vor bestehen blieb.

Allerdings konnte ein Israelit nach dem Gesetz in die Dienste eines anderen kommen, entweder wenn er selbst sich und die Seinigen freiwillig demselben in die Dienstbarkeit verkaufte, weil er wegen Armut seine Familie nicht mehr durchbringen konnte, oder wenn er durch gerichtlichen Zwangsverkauf ihm zufiel, weil er z. B. für einen – begangenen Diebstahl nicht den genügenden Ersatz leisten konnte. Aber es waren im Gesetz Anordnungen getroffen, welche dem in solcher Weise unfrei gewordenen die Rückkehr in die Freiheit und Selbstständigkeit ermöglichten; und vor allem durfte ein solcher Unfreier an Auswärtige nicht wieder verkauft werden.

Jedoch auch die heidnischen Sklaven hatten sich nach dem mosaischen Gesetze einer im Ganzen menschlichen Behandlung zu erfreuen. Wer einen seiner heidnischen Sklaven bei etwaiger Züchtigung oder im Zorne tötete, wurde bestraft, wenn der Tod unmittelbar erfolgte. Überlebte dagegen der Sklave die Misshandlung um einige Tage, sodass sein Tod nicht als unmittelbare Folge derselben angesehen werden konnte, so wurde angenommen, dass der Tod nicht absichtlich herbeigeführt worden sei, und der Herr wurde als durch den Verlust des Sklaven genug bestraft angesehen.

Auch bei den alten Griechen stand die Sklaverei in voller Blüte trotz des starken Freiheitssinnes, der in diesem Volk lebte; ja die ganze gesellschaftliche Ordnung der Griechen forderte gewissermaßen die Unfreiheit anderer, die Sklaverei, als notwendige Unterlage. Damit sich die freien Staatsbürger ganz und ausschließlich dem öffentlichen Leben und den Staatsgeschäften widmen könnten, wie es in einer Republik nötig erschien, durfte es nicht an Solchen fehlen, die sich lediglich den kleinlichen Geschäften des täglichen Lebens und der Besorgung des Hauswesens widmeten. Zu den schwereren und gröberen Arbeiten verwendete man die Kriegsgefangenen, während die auf den Märkten gekauften Sklaven vorzugsweise zu Hausdienern genommen wurden. Berühmte Sklavenmärkte wurden auf den Inseln Delos und Chios abgehalten, wohin aus Ägypten auch Negersklaven geschickt wurden, die als Luxus-Sklaven sehr beliebt waren und von besonderem Reichtum des Besitzers Zeugnis gaben.

Ehe der berühmte Solon seine Gesetze gab, durfte der Gläubiger auch zahlungsunfähige Schuldner in die Sklaverei verkaufen, und selbst Eltern war dies mit ihren Kindern gestattet.

Jedoch war bei den Griechen die Behandlung der Sklaven im Großen und Ganzen nichts weniger als unmenschlich. Der Herr konnte genötigt werden, einen Sklaven, den er aus Bosheit grausam behandelte, zu verkaufen, ja er konnte selbst alle seine Rechte auf ihn verlieren. In Athen wurde der Herr, welcher einen seiner Sklaven getötet hatte, in die Verbannung geschickt, und die Tötung eines fremden Sklaven wurde ebenso bestraft wie die eines freien Mannes. Überhaupt war der Sklave bei den Griechen nicht völlig rechtlos, konnte sogar bis zu einem gewissen Grade eigenes Vermögen erwerben.

Anders war es bei den alten Römern, deren ganzes Staatswesen auf Gewaltsamkeit aufgebaut war und denen die beständig geführten Kriege zahllose Gefangene als Sklaven zuführten. Bei ihnen galt der kriegsgefangene Sklave nicht mehr als jede andere tote Kriegsbeute; er war nur eine Sache, über die dem Herrn das unbeschränkteste Eigentumsrecht zustand. Er konnte und durfte seine Sklaven ganz willkürlich verheiraten und dann wieder von Weib und Kind weg verkaufen, sie wegen Krankheit aussetzen, zum Kampf mit wilden Tieren bestimmen oder auch selbst ungestraft töten.

Rom wurde bald der bedeutendste Sklavenmarkt der Welt, und reiche Römer hatten die Sklaven zu vielen Hunderten. Allein dieselben wurden keineswegs bloß zu den niedersten Knechtsdiensten verwendet, sondern es gab unter ihnen Ärzte, Schreiber, Dichter, Schriftsteller, Lehrer und Erzieher.

Erst unter den Kaisern wurde die völlige Rechtlosigkeit der Sklaven einigermaßen beschränkt. Sie konnten jetzt Testamentserben werden und Verträge selbständig und rechtskräftig schließen; sie standen unter den Gesetzen des natürlichen Rechtes, durften z. B. nicht in bestimmten Verwandtschaftsgraden heiraten; sie konnten, wenn sie ihre Freilassung erlangt hatten, ihre früheren Herren wegen erlittener Misshandlungen gesetzlich belangen. Gegen das Ende der Kaiserzeit war es für die vornehmen Römer ein Ehrenpunkt, recht viele Freigelassene zu haben, die zu dem Haus des Befreiers in einer gewissen Beziehung blieben.

So blühte in der ganzen alten Welt die Sklaverei, allerdings zum größten Nachteil der Sklavenbesitzer selbst, die sich durch die Sklaverei der freien Arbeit entwöhnten und diese als eine Schande für den Freigeborenen ansehen lernten, ja der Staaten selber. Man kann wohl sagen, die alte Welt ging an der Sklaverei zu Grunde, weil sie durch dieselbe den arbeitenden Mittelstand verlor, ohne den kein Staatswesen auf die Dauer bestehen kann.

Im Mittelalter nahm die Sklaverei die mildere Form der „Hörigkeit“ an, welche die Freiheit und das Recht der Selbstbestimmung für die Hörigen keineswegs ganz aufhob. Nur wo das römische Recht volle Geltung erlangte, fand sich noch wirkliche Sklaverei der Kriegsgefangenen. Sonst wurden die Bewohner eines eroberten Landes nur gezwungen, den Grund und Boden zu bearbeiten und dann an die Sieger neben persönlichen Dienstleistungen, die bestimmt festgesetzt waren, gewisse Natural-Abgaben von dem Ertrag des ihnen überlassenen Landes zu entrichten.

Wir haben schon oben erwähnt, dass erst die neuere Zeit sich den traurigen Ruhm erwarb, die Negerskaverei eingeführt und die Ansicht in Gang gebracht zu haben. Dass die Neger eigentlich gar keine rechten Menschen seien, und dass es für die Weißen nichts Unmenschliches, sondern etwas völlig Berechtigtes sei, sie in die Sklaverei zu schleppen und sich ihre rohe Kraft dienstbar zu machen.

Schon um's Jahr 1440 brachten die Portugiesen Negersklaven in den Handel und im Jahre 1460 bestand in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon ein öffentlicher Markt, auf welchem Neger zum Kauf gestellt wurden.

Wie man dieselben erhielt? – Durch Raubzüge, die man auf den Küsten Afrikas veranstaltete und auf denen man alle Neger, deren man habhaft werden konnte, einfing und sie in möglichst großer Zahl enge zusammengepfercht in kleine, schnellsegelnde Schiffe packte. Ging dabei auch ein großer Teil der Eingefangenen und vielleicht schwer Verwundeten zu Grunde, so wurde doch noch immer an den Überlebenden ein so großer Gewinn gemacht, dass die Habsucht reiche Befriedigung fand und die auf solche Raubzüge verwendeten Kosten hohe Zinsen trugen. Als diese Raubzüge sich nicht mehr lohnten, weil die Neger, durch Schaden klug gemacht, auf ihrer Hut waren und sich in das Innere des Landes und seine unzugänglichen Schlupfwinkel zurückgezogen, sobald sich ein Schiff an der Küste blicken ließ. Auch den räuberischen Weißen blutigen Widerstand leisteten und den Tod der Gefangenschaft vorzogen, da suchte man mit den Negerhäuptlingen Verträge abzuschließen, welche diese verpflichteten, gegen nichtigen Tand und geringwertige Zeuge und Geräte ihre Untergebenen an die Weißen zu verkaufen. Wo die Überredung dabei nicht zum Ziel führte, musste der Branntwein helfen, den halb oder ganz Trunkenen die Einwilligung abzupressen.

Einen besonderen Aufschwung nahm die Negersklaverei und der grausame Handel mit den armen Schwarzen nach der Entdeckung Amerikas zu Ende des 15. Jahrhunderts, denn die Spanier und Portugiesen erkannten bald, dass die eingeborenen Indianer der neuentdeckten Länder viel zu schwächlich seien, um die reichen Schätze, welche dort der üppige Boden und der Reichtum des Erdinnern an edlen Metallen in Aussicht stellten, in dem Maße zu heben, wie es die Habsucht und die entflammte Geldgier begehrten. Für Europäer aber erwies sich das Klima als ein zu mörderisches, als dass man hätte daran denken dürfen, solche zu schwerer Arbeit zu verwenden. Überdies wollten diejenigen Europäer, welche nach dem neuentdeckten Weltteil hinüberzogen, nichts weniger als schwer arbeiten, sondern waren nur von der Sucht getrieben, drüben, wo man das Gold auf der Straße zu finden hoffte, recht schnell reich zu werden und dann mit Gold beladen wieder heimzukehren.

So schien es als das Beste, ja als das allein mögliche, um die kostbaren Entdeckungen recht auszubeuten, dass man die kräftigen, an das heißeste Klima gewöhnten Neger nach Amerika verpflanzte. Und je mehr es sich bewährte, dass dieselbe das für die Europäer so verderbliche Klima auch bei der schwersten Arbeit prächtig ertrugen, desto mehr befestigte sich die Meinung und gestaltete sich allmählich zu einem unbestreitbaren Grundsatz, an dem niemand zu rütteln wagen durfte, dass die Neger für die westindischen Pflanzer ganz und gar unentbehrlich seien.

Über die Frage, ob es recht sei, sie gewaltsam zu rauben und in die Ferne zu schleppen, setzte sich die gewissenlose Habsucht und Goldgier leicht hinweg. Oder, wo noch ein Gewissen sich regte, sie zu erheben, da musste jene Stelle der heiligen Schrift (1. Mos. 9, 25, 27) über alle Bedenken hinweghelfen, durch die man den Beweis erbracht sah, dass die Nachkommen Kanaans, als die man die Schwarzen betrachtete, nach göttlicher Ordnung für alle Zeiten bestimmt seien, den Fluch der Knechtschaft zu tragen.

Die Wildheit der eingeführten Neger, die nur mit Zähneknirschen das aufgelegte Joch trugen, ihre für die Bewohner gebildeter Länder abschreckende Rohheit, ihre von derjenigen der Weißen so sehr abweichende Gesichtsbildung, alles dies brachte nun weiter leicht die Behauptung zur allgemeinen Geltung, die Schwarzen seien eigentlich nur Halbmenschen. Halbmenschen, welche nicht viel über dem Tier ständen, und in Bezug auf welche deshalb auch die wirklichen Menschen, die Weißen, das Gottesgebot für sich in Anspruch nehmen dürften, dass sie sich die Erde untertan machen und über alle ihre Geschöpfe herrschen sollten. Das allein reichte freilich schon hin, für die Negersklaven von Seiten ihrer Herren eine Behandlung herbeizuführen, die bei ihnen durchaus keine Menschenwürde mehr gelten ließ. Aber diese üble Behandlung musste sich notwendigerweise noch steigern, wenn es galt, die Neger zur Arbeit anzuhalten, und das Kapital, welches man auf ihren Ankauf verwandt hatte, und welches noch fort und fort ihre Unterhaltung erforderte, mit möglichst hohem Gewinn aus ihrer Arbeit herauszupressen. Denn da konnte nur der härteste Zwang die angeborene Trägheit der Neger überwinden, und nur der furchtbaren Peitsche aus Nashornhaut, die schonungslos die nackten Schultern zerfleischte, konnte es gelingen, jede leiseste Regung der Wut und des Widerstandes gegen die unbarmherzigen Peiniger im Keime schon zu ersticken.

Dass solche Wut dennoch bei den leidenschaftlichen, heißblütigen Schwarzen gelegentlich zum Ausbruch kam und sich dann in Grausamkeiten gegen die verhassten Peiniger entlud, welche jeder Beschreibung spotten, konnte natürlich die Behandlung der Neger nicht besser machen. Sie wurden nur als Beweis dafür geltend gemacht, dass ihnen gegenüber nur die furchtbarste Härte am Platz und im Stande sei, die Weißen davor zu schützen, dass sie nicht von der überlegenen Körperkraft der Neger zermalmt würden. Zumal da, wo, wie auf einsam gelegenen Pflanzungen, die Weißen in einer ganz verschwindenden Minderzahl ständen.

Wie allgemein verbreitet und wie fest gegründet die Ansicht von der Notwendigkeit und Rechtmäßigkeit der Negersklaverei und des Negerhandels im Anfang des 16. Jahrhunderts war, beweist wohl nichts besser als der Umstand, dass selbst der edle Las Casas, der treue Freund und unermüdliche Schützer der amerikanischen Indianer, die Negersklaverei nicht für unchristlich ansah. Wenn es auch durchaus falsch ist, dass er seinen Indianern zu Liebe selbst die Negersklaverei eingeführt oder doch wesentlich gefördert habe. Erst gegen Ende seines Lebens ging ihm in betreff der Negersklaverei eine richtigere Erkenntnis auf und eine tiefe Reue darüber, dass er die Negereinfuhr gebilligt habe.

Wir haben schon erwähnt, dass bereits ums Jahr 1460 in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon ein förmlicher Markt für Negersklaven bestand. Die Portugiesen blieben auch fortan die Hauptsklavenhändler, während die Spanier für sich selbst bald den Sklavenhandel einstellten und sich durch Verträge mit anderen Nationen die für ihre westindischen Besitzungen nötigen Sklaven verschafften. So übernahm es im Jahre 1715 England vertragsmäßig, den Spaniern ihre Sklaven zu liefern und bedingte sich sogar das Recht aus, ihnen 144.000 Neger in die Sklaverei zu verkaufen.

Denn nachdem im Jahre 1525 die ersten Negersklaven in England gelandet und verkauft waren, blühte dort der Sklavenhandel, an dem die öffentliche Meinung nicht den geringsten Anstoß nahm, rasch auf, begünstigt selbst von den Königen, die von den Sklavenhändlern hohe Abgaben erhoben.

Von 1750 bis 1783 wurden etwa 30.000 Neger jährlich unter englischer Flagge in die Sklaverei geführt, besonders von Liverpool aus, das zum Hauptstapelplatz des Negerhandels wurde. Im Jahre 1771 hatte diese Stadt 105 Schiffe, die sich lediglich mit dem Sklavenhandel befassten und eigens dafür eingerichtet waren, während London nur 85, Bristol nur 25 solcher Schiffe hatte. Während man den Menschenverlust, den Afrika durch den Negerhandel erlitt, auf 40 Millionen Menschen schätzt, berechnet man den Gewinn, welchen England aus diesem Handel zog, auf 400 Millionen Dollars, also über 1.600 Millionen Mark!

Indessen gaben sich auch noch andere Nationen, wenn auch in geringerem Maße, mit dem Negerhandel ab. Denn es war ein holländisches Schiff, welches im Jahre 1620 die ersten Sklaven in Nordamerika landete, und zwar zu Jamestown in Virginien. Und so den Grund legte zu der bedeutenden Negereinfuhr, die nun auch dort, besonders in den südlichen Staaten, in den Gang kam und nachweisbar von 1620 bis 1740 etwa 130.000, von da bis 1776 etwa 300.000 Neger in die nordamerikanischen Staaten brachte.

Die Ansichten über die Notwendigkeit und Rechtmäßigkeit des Sklavenhandels, die sich in Europa gebildet hatten, verpflanzten sich, von Eigennutz und Gewinnsucht getragen, rasch dorthin und gewannen so festen Grund in der öffentlichen Meinung, dass selbst die strenge Sekte der Quäker in Pennsylvanien die Sklaverei an sich nicht, sondern nur die dabei vorkommenden Gräuel missbilligte. Allein die in diesen Staat eingewanderten Deutschen protestierten von vornherein gegen die Sklaverei als gegen etwas Unsittliches und besonders Unchristliches und verlangten schon im Jahre 1688 bei der Volksvertretung die unbedingte Abschaffung derselben. Sie verschafften dadurch dem deutschen Namen den unvergänglichen Ruhm, zuerst gegen die grauenhaften Zustände der Negersklaverei öffentlich aufgetreten zu sein. Ehre jenen unerschrockenen Männern, die es wagten, gegen die gegenteilige öffentliche Meinung ihre bessere Überzeugung tapfer zu vertreten!

Allerdings fehlte es auch schon früher nicht an Einzelnen, welche sich wider die Sklaverei erhoben; aber es handelte sich dann stets um weiße Sklaven. So kaufte schon im 6. Jahrhundert der Bischof von Rom, Gregor der Große, britannische Jünglinge, welche in römische Kriegsgefangenschaft geraten und in Rom zum Verkauf gestellt waren, los, unterwies sie sorgfältig im Christentum und ließ sie dann als Freie in ihre ferne Heimat zurückbringen, dass sie dort das Christentum ausbreiteten.

Im Jahre 1270 schlossen England und Frankreich einen heiligen Bund, der zum Zweck hatte, die Raubstaaten an der nordafrikanischen Küste, die sogenannten Barbareskenstaaten Algier, Tunis und Tripolis, zu züchtigen, welche die durch Seeraub erlangten Schiffer oder Küstenbewohner des mittelländischen Meeres als Sklaven zu verkaufen pflegten. Sie setzten ihre Bemühungen auch später noch fort, ohne jedoch den Sklavenhandel dieser Raubstaaten ganz unterdrücken zu können. Erst in den 1930er Jahren wurde diesem schmählichen Handel durch die Eroberung und Kolonisation Algiers von Seiten der Franzosen ein Ende gemacht.

Gegen den Negerhandel jedoch erhob sich die öffentliche Meinung erst zu Ende des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhunderts, und zwar besonders infolge der eifrigen Bemühungen der englischen Quäkersekte und ihrer Führer G. Fox und W. Penn. Als es ihnen gelungen war, durch Wort und Schrift die Gewissen aufzuwecken, begann in England der Kampf gegen die Sklaverei und nahm nun von Jahr zu Jahr größeren Umfang an, wie sehr auch die westindischen Sklavenhalter und die englischen Sklavenhändler alles aufboten, denselben lahm zu legen. Und man muss es den Engländern lassen, dass sie die schwere Schuld, die sie den armen Schwarzen gegenüber auf sich geladen hatten durch den von ihnen getriebenen und geduldeten Negerhandel, redlich abzuzahlen bemüht gewesen sind und noch immer sich bemühen.

Denn sie sind es, die mit schweren Kosten für den Staat an den afrikanischen Küsten beständig Wachschiffe kreuzen lassen, um den Sklavenhändlern ihre Beute abzujagen, und wenn der Kommandant des englischen Geschwaders, welches diesen edlen Zweck zur Ausführung bringen soll, noch im Jahre 1880 an der Ostküste Afrikas 60 Sklavenschiffe weggenommen und 855 Negern wieder zur Freiheit verholfen hat. So beweist das ebenso wohl, dass der Sklavenhandel noch heute keineswegs völlig unterdrückt ist, wie auch das, dass England nach wie vor beharrlich und redlich bemüht ist, den Schandfleck abzuwaschen, den der Sklavenhandel auf den englischen Namen gebracht hat.

Auch die nachfolgenden Blätter sollen den lieben Lesern einen englischen Mann vorführen, der zu seiner Zeit ein Hauptförderer dieser Bemühungen gewesen ist, und der deshalb nicht bloß den Namen des „Sklavenfreundes“ mit vollem Fug und Rechte verdient, sondern ebenso sehr es verdient, dass sein Andenken von jedermann in hohen Ehren gehalten wird.

Kapitel 2