Wintergeschichten - Tania Blixen - E-Book

Wintergeschichten E-Book

Tania Blixen

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Beschreibung

Die perfekte Lektüre für lange Herbst- und Winterabende

Von der Gluthitze Afrikas in die Wintersonne des Nordens. Wie in ihren Erinnerungen »Jenseits von Afrika«, die durch die legendäre Verfilmung zum Bestseller wurden, erweist sich Tania Blixen auch in »Wintergeschichten« als Erzählerin von Weltrang. Ernest Hemingway sagte von ihr, dass sie an seiner Stelle den Literaturnobelpreis hätte erhalten sollen. Diese Ehre blieb ihr versagt. Doch ihr Werk hat sich einen festen Platz im Herzen der Leser erobert, ihre großartigen Geschichten haben bis heute nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt.

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Seitenzahl: 614

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Tania Blixen wurde die Scheherazade des Nordens genannt – dank ihres außergewöhnlichen Vermögens, Menschen mit ihren Geschichten in Bann zu ziehen, ja regelrecht zu bezaubern. Der Autorin selbst waren die »Wintergeschichten« von allem, was sie geschrieben hatte, am liebsten. Voller Sinnlichkeit, farbig und bildgewaltig haben Blixens wunderbare Erzählungen nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt. Einmal mehr erweist sie sich als Erzählerin von Weltrang.

TANIA BLIXEN(1885–1962), in Rungstedlund bei Kopenhagen geboren, wanderte nach dem Studium der Malerei in Kopenhagen, Paris und Rom mit ihrem Ehemann, dem schwedischen Baron Blixen-Finecke, 1913 nach Kenia aus, wo sie eine Kaffee-Plantage betrieben. Nach ihrer Scheidung führte sie die Farm allein weiter, bis sie 1931 gezwungen war, in ihr Heimatland zurückzukehren. Tania Blixens Schilderungen dieser Zeit fanden unter dem Titel »Afrika – dunkel lockende Welt« (»Jenseits von Afrika«) Eingang in die Weltliteratur. Blixen zählt heute zu den populärsten Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts.

TANIA BLIXEN BEI BTB

Babettes Fest (74618)

Tania Blixen

Wintergeschichten

Aus dem Englischen übertragenvon Jürgen Schweier

Die amerikanische Ausgabe, aus der übersetzt wurde, erschien 1942 zeitgleich mit der dänischen Originalausgabe unter dem Pseudonym Isak Dinesen.Titel der amerikanischen Ausgabe: »Winter’s Tales«Titel der dänischen Originalausgabe: »Vinter-Eventyr«

1. Auflage

Genehmigte Taschenbuchausgabe November 2013,

btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Copyright © 1942 by Random House, Inc., renewed 1970 by

Rungstedlundfonden

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 1985, 2013

by Deutsche Verlags-Anstalt, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: semper smile, München

Umschlagmotiv: Demurez Cover Arts / Antonius

MK · Herstellung: sc

ISBN 978-3-641-14404-3www.btb-verlag.de

www.facebook.com/btbverlag

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Inhalt

Der junge Mann mit der Nelke

Leidacker

Die Heldin

Die Geschichte des Schiffsjungen

Die Perlen

Die unbezwingbaren Sklavenhalter

Das träumende Kind

Alkmene

Der Fisch

Peter und Rosa

Eine tröstliche Geschichte

Bibliographische Hinweise

Der junge Mann mit der Nelke

In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts lag in Antwerpen, nahe dem Hafen, ein kleines Hotel, das »Hôtel de la Reine« hieß. Es war ein sauberes, solides Haus, in dem Schiffskapitäne mit ihren Frauen zu logieren pflegten. Diesem Hotel näherte sich an einem Abend im März ein junger Mann, in Trübsal versunken. Wie er so vom Hafen heraufkam, wo er mit dem Schiff aus England angekommen, war er, so dünkte ihn, das einsamste Wesen auf der Welt. Und niemanden gab es, mit dem er über sein Elend sprechen konnte, denn in den Augen der Welt schien er ein Glückskind zu sein, ein junger Mann, den jedermann beneiden musste.

Er war ein Schriftsteller, der mit seinem ersten Buch berühmt geworden war. Das Publikum war entzückt davon; die Kritiker hatten es einhellig gelobt; und es hatte ihm Geld eingebracht, nachdem er sein Leben lang arm gewesen war. Das Buch beschrieb, aus seinen eigenen Erfahrungen heraus, das schwere Los armer Kinder, und es hatte ihn mit Sozialreformern in Verbindung gebracht. Er war mit Begeisterung in einen Kreis hochgebildeter, edler Männer und Frauen aufgenommen worden. Er hatte sogar in ihre Gemeinschaft eingeheiratet, die Tochter eines berühmten Gelehrten, eine schöne junge Frau, die ihn vergötterte.

Er befand sich nun zusammen mit seiner Frau auf der Reise nach Italien, um dort sein neues Buch zu vollenden; das Manuskript trug er in seiner Reisetasche bei sich. Seine Frau war ihm ein paar Tage vorausgefahren, denn sie wollte unterwegs ihre alte Schule in Brüssel besuchen. »Es wird mir guttun«, hatte sie lächelnd gesagt, »einmal über etwas anderes nachzudenken und zu reden als über dich.« Sie wartete jetzt im »Hôtel de la Reine« auf ihn und würde gewiss über nichts anderes nachdenken und reden wollen.

Alle diese Dinge sahen vortrefflich aus. Aber die Dinge waren nicht, wie sie schienen. Das waren sie eigentlich kaum einmal, dachte er, doch in seinem Falle lagen die Dinge genau umgekehrt. Seine Welt war auf den Kopf gestellt worden, kein Wunder, dass er sich in ihr elend, sterbenselend fühlte. Er war in die Falle gegangen und hatte es zu spät gemerkt.

Denn in seinem Herzen fühlte er die Gewissheit, dass er nie wieder ein großes Buch schreiben würde. Er hatte nichts mehr zu sagen, und das Manuskript in seiner Tasche war nichts als ein Packen Papier, der seinen Arm niederzog. Eine Bibelstelle kam ihm in den Sinn – denn als kleiner Junge war er in die Sonntagsschule gegangen –, und er sagte sich: »Ich bin zu nichts hinfort nütze, denn dass man mich hinausschütte und mich die Leute mit Füßen zertreten.«

Wie sollte er den Menschen vor die Augen treten, die ihn liebten und an ihn glaubten: seinem Publikum, seinen Freunden, seiner Frau? Er hatte nie daran gezweifelt, dass sie ihn mehr lieben mussten als sich selbst und seine Belange über ihre eigenen stellen mussten, seines Genies wegen und weil er ein großer Künstler war. Wenn aber sein Genie ihn verlassen hatte, so gab es künftig nur zwei Möglichkeiten. Entweder verachtete und verstieß ihn die Welt, oder aber sie liebte ihn weiterhin, und dann war ihr sein Wert als Künstler gleichgültig. Von dieser letzteren Möglichkeit wandte er sich, obwohl er in seinen Gedanken selten vor etwas zurückschreckte, in einer Art horror vacui ab; sie drohte die Welt zum leeren Raum und zur Karikatur zu machen, zu einem Tollhaus. Eher alles andere ertragen als das!

Der Gedanke an seinen Ruhm vergrößerte und verschärfte seine Verzweiflung. Wenn er in der Vergangenheit unglücklich gewesen war und zuzeiten erwogen hatte, ins Wasser zu gehen, war das wenigstens seine Privatsache gewesen. Jetzt dagegen war das grelle Scheinwerferlicht des Ruhms auf ihn gerichtet; Hunderte von Augen beobachteten ihn, und sein Scheitern oder sein Selbstmord würden Scheitern und Selbstmord eines weltberühmten Schriftstellers sein.

Doch selbst diese Überlegungen waren für sein Unglück von untergeordneter Bedeutung. Wenn es zum Schlimmsten kam, konnte er auch ohne seine Mitmenschen auskommen. Er hatte keine hohe Meinung von ihnen und konnte sie fahren lassen, Publikum, Freunde und Frau – und dies mit unendlich viel weniger Bedauern, als sie je vermutet hätten, solange nur er selbst im Angesicht Gottes leben konnte und in seinem Wohlgefallen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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