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Wintertage in Andalusien sind etwas sehr Besonderes. Sie sind keineswegs so, wie die gängige Vorstellung es verspricht: ganzjähriges Badeparadies, Strandleben rund um die Uhr, liegen, lesen, faulenzen. Nein, so ist es nicht, denn auch Andalusien hat seinen Winter, der in den Bergen recht kühl werden kann. Dieses Buch erzählt von Wintertagen in Andalusien mit seinen sonnigen, aber auch mit seinen schattigen Seiten. Es ist ein realistischer Bericht, über das, was einen jenseits von touristischen Reiseversprechungen erwartet.
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Seitenzahl: 85
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Wintertage in Andalusien sind etwas sehr Besonderes. Sie sind keineswegs so, wie die gängige Vorstellung es verspricht: ganzjähriges Badeparadies, Strandleben rund um die Uhr, liegen, lesen, faulenzen. Nein, so ist es nicht, denn auch Andalusien hat seinen Winter, der in den Bergen recht kühl werden kann. Wintertage in Andalusien sind etwas Einmaliges, Wunderbares, sehr Kostbares, das am besten mit allen Sinnen geschätzt und gelebt wird.
Prof. Dr. phil. Rainer Gerckens, M. A. ist Kultur- und Sozialwissenschaftler, lebt in Hamburg und verbringt seit mehr als zwanzig Jahren Herbst- und Wintertage in Andalusien.
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Es ist das Gleißen und Schimmern, das Flirren und Glimmern, das Blenden und Leuchten, was das Licht des Südens vom Nordlicht unterscheidet. Es ist ein helleres Licht, ein weißeres Licht und ein blendenderes Licht, das sich gerade in den Wintermonaten von einer tief stehenden Sonne ausgehend über das Land ergießt und das Leben ganz anders konturiert, als wir es in unserem nordischen Alltag gewohnt sind.
Wintertage in Andalusien sind etwas sehr Besonderes. Sie sind keineswegs so, wie die gängige Vorstellung es verspricht: ganzjähriges Badeparadies, Strandleben rund um die Uhr, liegen, lesen, faulenzen. Nein, so ist es nicht, denn auch Andalusien hat seinen Winter, der in den Bergen recht kühl werden kann. Von unserem Standort, rund fünfzig Kilometer östlich von Malaga, sind es nur eineinhalb Autostunden in die Sierra Nevada, wo man in den Wintermonaten gewöhnlich Ski läuft und sich an den Hängen und auf den Pisten amüsiert. Andererseits gibt es hier natürlich auch die Wärme, die Wintersonne, die einem Norddeutschen das Herz und die Seele erwärmen und die, nur von wenigen Regentagen unterbrochen, tagsüber meistens scheint. Und die Sonnenuntergänge: Sie sind einmalig, unvergesslich und mit das Schönste, was die Natur mir in ihrer Farbenpracht bislang je zu bieten hatte.
Zudem ist die Pflanzenwelt hier auf eine ununterbrochene Vegetationsperiode eingestellt. Der Jasmin hat seine feinen weißen Blüten zwar bereits abgelegt, aber der Lavendel zeigt sich durchgehend in seiner violetten Pracht am Wegesrand und die Mandelblüten knospen bereits im Januar. Kurze Zeit später zeigt der Oleander seine ersten rosèfarbenen Blüten zwischen den dunkelgrünen, kräftigen Blättern. Auch die Aloen blühen noch und der eine oder andere Hibiskus. Während es im Norden in den Wintermonaten überwiegend karg und grau ist, leuchten hier bereits die Farben des Frühlings in der weiten bergigen Landschaft.
Es waren diese kalten norddeutschen Wintermonate, die in uns den Gedanken reifen ließen, für einige Zeit nach Spanien zu gehen. Der Ukrainekrieg hatte die Strahlkraft der heimischen Heizungsanlage gerade auf ein Minimum reduziert, da sehnten wir uns in südliche Gefilde. Ich hatte meine Professur bereits ein gutes Jahr zuvor aufgegeben und Gabi hatte im Herbst ihre letzten Arbeitstage in der Beratungsstelle hinter sich gebracht. So stand einer etwas längeren winterlichen Reise in den Süden nichts entgegen.
Niko und Lina hatten uns die Casa Niko oberhalb von Algarrobo, im östlichen Andalusien in ihrer selbstlosen Großzügigkeit zur Verfügung gestellt. Auch ein opulenter Geländewagen stand ohne Einschränkung für uns bereit. Ein großer Dank geht an die beiden für dieses wunderbare Geschenk, das sie uns hiermit bereitet haben. Voller Dankbarkeit und Demut denke ich heute zurück an die unvergesslichen Wintertage am Meer.
Gelernt habe ich aus dieser Reise: Wem immer es möglich ist, der sollte Wintertage in Andalusien einmal im Leben genießen. Oder wie der Globetrotter und Lebenskünstler Ernst von Hesse-Wartegg es bereits 1894 ausdrückte:
„Die Zeit, welche wir in Andalusien zugebracht haben, gehört zu den schönsten unseres Lebens.“
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Rainer Gerckens
Hamburg, im März 2023
Als wir in tiefschwarzer Nacht das Flugfeld in Fuhlsbüttel hinter uns lassen, ergießt sich der Regen in düstere Pfützen. Die Positionslampen des Fliegers spiegeln sich auf dem nassen Asphalt der Startpiste. Die grünen, orangenen und roten Leuchten der Fahrbahnmarkierungen blitzen in unser Kabinenfenster, als der A320neo über die Bahn schießt und in den grauen, regengepeitschten Morgenhimmel über Hamburg abhebt.
Zwei Stunden vergehen in tiefer Finsternis. Der Flieger rauscht in knapp zehntausend Metern Höhe durch die Nacht. Erst gegen acht Uhr morgens blinzelt eine rote Sonne über den östlichen Himmel. Zunächst zeigt sich nur ein weißlicher Strich am Horizont. Dann leuchtet ein blassblauer Streifen am Himmel, der in ein leuchtendes Gold und schließlich in tausend Organgetöne übergeht. Und letztlich erhebt sich ein roter Feuerball über dem Nachthimmel und taucht das ganze Firmament in ein weiches, rötliches Morgenlicht. Die weißen Schneegipfel der Pyrenäen reflektieren das frühe Morgengrauen und lassen die mächtigen Felsgipfel unter uns erahnen.
1: Wintermorgen über den Pyrenäen
Es dauert noch eine Stunde, bevor der Flieger am Malaga Airport aufsetzt. Schnell sind wir aus der Maschine und rollen mit unserem Handgepäck zum Exit. Niko erwartet uns schon mit dem schwarzen SUV am Ausgang und bringt uns über die A-7 Richtung Osten, Richtung Algarrobo zur Casa Niko.
2: Zufahrt zur Casa Niko
Die Casa Niko klebt auf knapp 400 Metern Höhe am südöstlichen Hang des Weges, der hinauf zur Ruine des Castel Bentomiz führt. Von hier aus geht der Blick über das Arroyo Bentomiz, die Schlucht des Baches, der von der Burgruine hinunterfließt, über rauen Fels und buschiges, mit Olivenbäumen besetztes Brachland, bis über den fruchtbaren Küstenstrich, der sich vor dem westlich gelegenen Ort Velez-Malaga bis zum Meer erstreckt.
An klaren Tagen ist die Straße von Gibraltar am Horizont zu erkennen und an besonderen Tagen im Winter das Rif-Gebirge mit seinen über 2000 Meter hohen Gipfeln, drüben im 200 km entfernten Afrika.
Die Freude ist groß, als wir Lina und die Kinder in die Arme nehmen. Noch eben haben wir gemeinsam Weihnachten im dunklen Norden verbracht. Und nun sitzen wir schon gemeinsam im Shirt auf der Terrasse und lassen uns die andalusische Sonne ins Gesicht scheinen.
Der Tag vergeht schnell. Zunächst ein Fußballmatch hinter dem Haus, das nicht enden will. Dann ein leckeres Abendbrot vom Grill und abschließend wieder Fußball, diesmal am Kickertisch. Wir kuscheln uns am Abend unter unsere Bettdecken, werfen noch einen kurzen Blick auf den Nachthimmel, die Lichter und das weite Meer und fallen nach einem langen Tag in einen tiefen Schlaf.
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Der Morgen ist dunstig, die spanische Wintersonne ist noch etwas zurückhaltend hinter einer dünnen Wolkenschicht versteckt. Ich muss einen Pullover überziehen, als ich mich zum Frühstück an den langen Tisch auf der breiten Terrasse setze. Aber die Luft ist seidig und schmeichelt der Haut im Gesicht und an den nackten Beinen.
Ein weicher Duft liegt in der Luft, dazu eine Stille, die mir erschreckend fremd ist. Das Großstadtrauschen ist immer ein fester Bestandteil meines Lebens. Hier hingegen herrscht eine ungewohnte Stille, die sich über das weite Tal bis in die Ferne ausbreitet und zurück in die Seele reflektiert. Eine wohltuende Gelassenheit breitet sich in mir aus.
3: Fischerboote am Strand von Torre del Mar
Am Nachmittag fahren wir hinunter nach Torre del Mar, ans Meer. Eine leichte Brise zieht über den breiten Strand. Das Wasser kräuselt sich nur ein ganz klein wenig und eine leichte Dünung lässt die Wellen an den Kieseln des Ufersaums brechen. Obwohl in Andalusien der Feiertag der Heiligen Drei Könige bevorsteht, ist der Strand leer. Die wenigen Menschen bummeln auf der weiten Promenade oder lassen sich zum Mittagssnack in einem der zahlreichen Strandbars und Restaurants nieder. Wir setzen uns in das Chiringito Estrellas, erfreuen uns an der deutschen Übersetzung der Espeto de Gambones auf der Speisekarte mit Garnelenspucke, bestellen kleine Mittagsleckereien und lassen uns den Vino blanco und das Bier schmecken. Die Jungs machen sich auf zum gegenüberliegenden Strand, um noch ein wenig zu kicken. Wir hören den Klängen zweier Mittsechziger zu, die sich gegenüber von unserem Tisch auf der Promenadenmauer mit Gitarre und Schlagzeug eingerichtet haben.
4: Straßenmusik in Torre del Mar
You are my heart und Johnny B. Goode tönen zu uns herüber. Die Januarsonne leuchtet mir ins Gesicht, das Meer rauscht leise und eine entspannte Leichtigkeit durchzieht den Körper. Ein Blick nach links und rechts macht deutlich, dass das Publikum auf der Promenade und im Restaurant überwiegend aus gleichsozialisierten, jeansjackentragenden europäischen Spätsechzigern besteht, den gealterten Kindern von Torremolinos, die vor dem düsteren Winternorden geflüchtet sind und sich noch ein paar warme Monate im Süden gönnen.
Zum Abschluss des Strandtages gibt es noch ein Familienfußballturnier im holzgezimmerten Strandstadion. Mit einem Feldmaß von 10 x 20 Metern ist es für uns Sechs, gerade noch zumutbar bespielbar. Es endet mit einem 5:3 für die eine Mannschaft, einem geprellten Fuß der Torwartin, verschwitzten T-Shirts und dem dringlichen Wunsch nach einem Bad im Meer, das bei 15 Grad Wassertemperatur angenehm kühlend wirkt.
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