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Unternehmer haben keinen guten Ruf. Sie gelten als unsozial, gierig und reiche Unternehmer gar als schädlich. Doch ohne Unternehmer gäbe es die Welt, in der wir heute leben, gar nicht erst. Denn Unternehmer stehen nahezu hinter allem, was unsere Welt heute fortschrittlich macht. In Medizin, Technologie und in der Bildung – ohne Unternehmer gehen im wahrsten Sinne des Wortes die Lichter aus. In diesem Buch blickt Julien Backhaus auf die Entstehungsgeschichte unserer modernen Gesellschaft. Er zeigt, wie Unternehmer die Welt gerettet haben und auch die Zukunft retten werden. In zahlreichen Gesprächen mit der weltweiten Unternehmer-Elite hat er außerdem die Erfolgsgeheimnisse herausgearbeitet, die Macher ausmachen. Er zeigt, wie Milliardäre und Innovatoren wie Carsten Maschmeyer, Philipp Plein oder Verona Pooth ticken und welche Wege es heute gibt, selbst ein Unternehmen zu gründen. Denn der Gründungswille ist auf einem Tiefstand und bedroht unsere wirtschaftliche Zukunft. Der Leser erfährt, wie simpel und günstig es sein kann, ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Ohne Kredite, ohne Investoren, ohne eigene Ideen. Aber es braucht Macher! Mit einem Vorwort von Tech-Superstar Frank Thelen und Beiträgen prominenter Persönlichkeiten wie Sarna Röser, Rainer Zitelmann und Frank Schäffler bietet dieses Buch einen Blick hinter die Kulissen der Unternehmer, Macher und Selfmade-Männer und -Frauen.
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Seitenzahl: 174
Veröffentlichungsjahr: 2025
JULIEN BACKHAUS
WIR BRAUCHENMACHER
UNTERNEHMER RETTEN DIE WELT
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Originalausgabe
1. Auflage 2025
© 2025 Deutscher Wirtschaftsbuch Verlag
Christoph-Rodt-Straße 11, 86476 Neuburg an der Kammel
www.deutscherwirtschaftsbuchverlag.com
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Satz: inpunkt[w]o, Wilnsdorf (www.inpunktwo.de)
Korrektorat: Christiane Otto
Cover- und Umschlaggestaltung: www.b3k-design.de, © 2025 Andrea Schneider & diceindustries
Coverfoto: © Mathias Binder
eBook: ePUBoo.com
ISBN druck: 978-3- 69066-003-7
ISBN ebook (PDF): 978-3- 69066-005-1
ISBN ebook (EPUB, Mobi): 978-3-69066-004-4
Vorwort von Frank Thelen
In deutschen Medien und Köpfen hält sich hartnäckig das Bild des bösen Unternehmers. Dieses verzerrte Narrativ bremst unseren Wirtschaftsstandort, blockiert Innovationen und schadet unserem Land. Während Gründer in anderen Ländern als Vorbilder gefeiert werden, stoßen sie hierzulande viel zu oft auf Misstrauen und Widerstände. Selbst beliebte Serien wie der ARD-Tatort stilisieren Unternehmer zu Betrügern und Bösewichten – ein Klischee, das weit entfernt von der Realität ist.
Denn wer, wenn nicht Unternehmer, lösen die drängenden Probleme unserer Zeit? Sie sind es, die Risiken eingehen, Jobs schaffen und Technologien entwickeln, die unseren Alltag verbessern. Ohne ihren Mut gäbe es kein Tesla, kein Amazon, kein Apple. Doch wo sind unsere europäischen Unternehmerhelden? Wer inspiriert uns, selbst anzupacken und Großes zu wagen? Nach Porsche, Siemens und SAP gab es keine neuen, internationalen Helden.
Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen: Klimawandel, Digitalisierung, globaler Wettbewerb. Der Status quo reicht nicht mehr aus. Wir brauchen Menschen, die aus Ideen Produkte formen und Rückschläge als Antrieb für noch größere Ziele nutzen. Wir brauchen mehr Gründer, die sich weder von Bürokratie noch von Vorurteilen bremsen lassen. Unternehmertum darf kein Schimpfwort sein, sondern muss als Motor für Wohlstand und Fortschritt verstanden werden.
Dieses Buch ist eine Hommage an die Macher – an all jene, die Risiken auf sich nehmen, um unsere Welt zu gestalten. Es zeigt, warum wir ein neues Narrativ brauchen und wie Unternehmer zu echten Helden unserer Zukunft werden können. Europa hat das Potenzial für großartige Innovationen. Lasst es uns entfesseln und das veraltete Bild vom bösen Unternehmer endgültig hinter uns lassen.
Die Welt gehört nicht den Kritikern. Sie gehört den mutigen Machern.
Frank Thelen
Ich persönlich hatte nie das Ziel, die Welt zu retten. Ich habe meine Karriere und mein Unternehmen nur aus egoistischen Beweggründen heraus aufgebaut. Das trifft zwar auf die Mehrzahl der Unternehmer zu, ich bin aber einer der wenigen, die auch öffentlich dazu stehen. Weil ich den Begriff Egoismus rein gar nicht verwerflich finde. Zum ersten Mal habe ich 2019 ganz beiläufig darüber in einem YouTube-Video gesprochen. Das hat zu mehreren Anfragen durch die Medien geführt. Unter anderem hat mich die ARD zu ihrer Talkshow Nachtcafé im SWR eingeladen, in der das Thema Egoismus behandelt werden sollte. In den Kommentaren zur Sendung hagelte es erwartungsgemäß viel Kritik zu meiner Person. In der Folge kamen weitere Einladungen von ARD und Privatsendern hinzu. Weil ich merkte, wie negativ die Bewertung des Egoismus in der Gesellschaft war, schrieb ich ein Buch darüber. EGO – Gewinner sind gute Egoisten (FBV) war der Titel. Darin beschreibe ich, dass wir alle als Egoisten geboren werden. Später werden wir gesellschaftlich immer mehr zur Anpassung gedrängt. Ich glaube hingegen, dass die Fokussierung auf die eigenen Ziele und eine gewisse Rücksichtslosigkeit besser sind. Und zwar für alle Mitglieder der Gesellschaft. Wenn Sie also etwas besonders gut können, sollten Sie sich da voll hineinsteigern. Ob Künstler oder Unternehmer, die ganze Gesellschaft wird davon unweigerlich profitieren. Auch Rücksichtslosigkeit hilft zu einem gewissen Grad, denn wenn Sie auf alle Befindlichkeiten der Menschen Rücksicht nehmen wollen, werden Sie niemals etwas voranbringen. Das müssen selbst idealistische Politiker einsehen. Apropos Idealismus: Es gibt Unternehmer, die – zumindest offenkundig – einem Ideal folgen. Sie wollen tatsächlich die Welt retten. Elon Musk will mit seinen Elektroautos und seinen Solarpaneelen die Welt vor fossiler Energie retten. Bill Gates will dies mit neuer Kernenergie erreichen. Ich möchte Ihnen zurufen: Auch wenn Sie keine Weltrettungsfantasien haben, werden Sie als Unternehmer unweigerlich ein Stück zu einer besseren Welt beitragen. Ich hatte, wie gesagt, keine Absichten, die Welt zu retten. Ich wollte und will auch keinen Weltkonzern aufbauen. Ich wollte auch nichts Bahnbrechendes erfinden. Meine Unternehmen halten zwar ein paar Patente und Schutzrechte, aber für banale Dinge. Ich wollte meiner kreativen Leidenschaft nachgehen und frei von äußeren Zwängen arbeiten. Darum hatte ich mich selbstständig gemacht. Trotzdem habe ich die Welt im Laufe der Jahre ein Stückchen besser gemacht und ein wenig zu ihrer Rettung beigetragen. Über die Zeit habe ich rund 100 Menschen eingestellt. Für viele davon war es ein Karriereschub und einige davon haben sich später selber selbstständig gemacht. Darüber hinaus habe ich Steuern und Sozialabgaben gezahlt, auf die der Staat angewiesen ist. Wir haben jungen Menschen eine Berufsausbildung ermöglicht. Allesamt haben übrigens mit hervorragenden Abschlusszeugnissen abgeschnitten. Als Unternehmen sind wir logischerweise Kunde bei vielen anderen Unternehmen, Selbstständigen und Freiberuflern. Das alles kostet uns Millionen. Mit unseren Presseprodukten informieren und unterhalten wir Menschen überall auf der Welt. Die freie Presse ist schließlich eine wichtige Säule der Gesellschaft. Mit meinen Büchern konnte ich viele Leben zum Positiven beeinflussen, wie mir unzählige Zuschriften bestätigten. Weil ich als Unternehmer auf andere Menschen angewiesen bin, um meine egoistischen Ziele zu erreichen, verbessere ich gleichzeitig die Welt. Das klingt nach einer einfachen Gleichung. Sie geht aber auf.
Unternehmen und damit auch ihre Unternehmer genießen keinen guten Ruf in der Gesellschaft. Das liegt nicht zuletzt daran, dass auch die Medien gerne das düstere Bild des gierigen und rücksichtslosen Unternehmers zeichnen. Daniela Katzenberger antwortete mir einmal auf die Frage, ob sie als Unternehmerin noch mehr aufbauen möchte: »Ja, noch einiges. Aber ich glaube, wenn man das öffentlich sagt, wirkt das schnell gierig.«1 Diese Aussage sagt einiges darüber aus, wie heutzutage auf Unternehmer geblickt wird. Und das ist kein deutsches oder europäisches Phänomen. Weltweit sind in Krimi-Serien, Romanen oder Fernsehdokumentationen oft die Unternehmer die Schurken oder Unmenschen. Das Wissensmagazin Welt der Wunder titelte in seiner Coverstory im Dezember 2023 »Die gefährlichsten Konzerne der Welt«. Solche Überschriften lösen beim Betrachter unweigerlich das Gefühl aus, dass mit Unternehmern irgendwas nicht stimmt. Sie leiten Giftmüll in den Fluss, beuten Arbeitnehmer aus und gefährden Tag um Tag den Fortbestand der Zivilisation. Bei nüchterner Betrachtung trifft natürlich genau das Gegenteil zu. Menschen weltweit haben vom wirtschaftlichen Aufschwung profitiert. Die Quote absoluter Armut sank auf ein historisches Minimum. Menschen werden älter und atmen sauberere Luft.
Dennoch gibt es zweifelsohne Unternehmer, die Mörder sind, die Umwelt verschmutzen und Menschen unfair behandeln. Das hat allerdings nichts mit der Berufsgruppe der Selbstständigen zu tun. Denn diese Verwerfungen finden Sie ebenso bei Lehrern, Ärzten oder Politikern. Und ebenso, wie wenn ein Arzt absichtlich seine Patienten tötet, greift die Presse eine solche Geschichte auf. Negatives beziehungsweise Sensationelles hat psychologisch betrachtet einen höheren Wert für das menschliche Gehirn. Man nimmt Horrorgeschichten sehr viel sensibler wahr. Und merkt sie sich auch besser. Das ändert aber nichts an den Fakten, dass die Mehrzahl der Geschehnisse weltweit jeden Tag positiv ist. Nahezu alle Flugzeuge, die starten, landen auch wieder sicher. Dasselbe gilt für den Autoverkehr oder für Operationen im Krankenhaus. Aber wenn nun mal ein Flugzeug abstürzt, ist das eine Sensation. Und nicht wenige Leute stornieren ihren nächsten Flug – was völlig unlogisch ist. In seinem Gastkommentar für die Neue Zürcher Zeitung schrieb der Direktor für wirtschaftspolitische Studien am American Enterprise Institute in Washington, Michael R. Strain, dass die Welt mehr Milliardäre brauche, nicht weniger. Dabei geht er davon aus, dass Milliardäre in der Regel Unternehmer sind. Er schreibt: »Innovative Milliardäre schaffen einen enormen Wert für die Gesellschaft. Der Wirtschaftsnobelpreisträger William D. Nordhaus stellte 2004 in einer Studie fest, dass ›nur ein winziger Bruchteil der sozialen Erträge des technologischen Fortschritts‹ den Innovatoren selbst zugutekomme (etwa 2,2 Prozent). Der Rest, das heisst fast der gesamte Nutzen, gehe an die Verbraucher. Das Vermögen des Amazon-Gründers Jeff Bezos beläuft sich gemäß dem Bloomberg-Billionaires-Index auf ungefähr 170 Milliarden Dollar (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels, Anm. d. Autors). Wenn man die Ergebnisse von Nordhaus hochrechnet, könnte man zu dem Schluss kommen, dass Bezos mehr als 8 Billionen Dollar an Gegenwert für die Gesellschaft geschaffen hat.«2 Übrigens stand das Vermögen von Bezos Ende 2024 schon bei 246 Milliarden Dollar. Verständlicherweise verteufeln viele Menschen Unternehmer und ihre Firmen, wenn irgendwo auf der Welt wieder ein Umweltskandal passiert, in den eine Firma involviert ist. Aber die Mehrzahl der Unternehmen arbeitet trotzdem sozial verantwortlich, umwelt- und sicherheitsbewusst. Bestimmte Unternehmen zerstören vielleicht kleine Teile in der Welt. Und das ist in der Tat ein Skandal. Aber sie zerstören nicht die Welt. Die Unternehmen im Ganzen betrachtet retten die Welt.
*
Aber wie lange noch? Muss man wirklich wahnsinnig intelligent sein, um zu merken, dass Unternehmer, wenn sie weiter so abschätzig von Staat und Gesellschaft behandelt werden, vielleicht irgendwann einmal die Schnauze voll haben? Die Unternehmerin und Buchautorin Catharina Bruns schrieb in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung Die Welt: »Der inhabergeführte Mittelstand, zu dem auch größere Familienunternehmen gehören, erträgt eine Menge an Misstrauens-Bürokratie und wirtschaftsfeindlichem Irrsinn. Davon auszugehen, dass es immer so weitergeht, sollte man allerdings nicht.«3
Bruns formuliert damit eine Warnung, die insbesondere Politiker nicht hören wollen. Man kann Unternehmer nicht dauerhaft schlecht behandeln und trotzdem erwarten, dass sie mehr Wachstum hervorbringen. Das hat gar nicht unbedingt etwas mit fehlender Wertschätzung zu tun – Unternehmer sind sehr leidensfähig. Aber ein Auto, dem eine Parkkralle angelegt wird, kann nun mal keine Rennen mehr fahren. In den vergangenen Jahren jedenfalls sank die Stimmung der Unternehmer von Jahr zu Jahr. Die Bereitschaft, ein eigenes Unternehmen zu gründen, sank ebenfalls. Die verbliebenen Unternehmer fragen sich zu Recht, wann es Zeit ist, die Reißleine zu ziehen und in wirtschaftsfreundlichere Staaten umzusiedeln? Politiker wissen das. Aber sie konnten sich in der Vergangenheit darauf verlassen, dass es mit großen Hürden verbunden war, ein Unternehmen umzusiedeln. Ein Industriebetrieb passt nicht gerade in einen Reisekoffer. Aber die Zeiten haben sich verändert. Viele Unternehmen existieren heute vor allem in der Cloud, sind in der Informationstechnologie oder Dienstleistung zu Hause. Der Laptop mit virtueller Verbindung zum Server passt schon eher in einen Reisekoffer. Das war definitiv nicht immer so – wer vor gerade mal ein paar Jahrzehnten auf die Idee kam, sein Unternehmer-Köfferchen zu packen, der wäre nicht weit gekommen. Und wenn wir noch ein bisschen weiter zurückgehen, muss jeder von uns drei Kreuze machen, dass er im Hier und Jetzt lebt.
Stellen Sie sich vor, Sie wachen morgens auf und es ist das Jahr 1725 – also 300 Jahre vor unserer Zeit. Die Lebensbedingungen waren unerträglich im vorindustriellen Zeitalter. Seitdem hat sich viel getan. Oder um es anders zu sagen: Seitdem haben Unternehmer viel getan.
Lebten Sie damals in einer Metropole wie Hamburg oder London, konnten Sie nicht einfach ins Bad gehen und den Wasserhahn aufdrehen. Wasserleitungen, die jedes Haus mit Wasser versorgen konnten, sollten erst ab den 1870er-Jahren verfügbar sein. Auch das Kanalisationssystem gab es noch nicht. Das erste in Europa wurde erst 1856 in Hamburg installiert. Man wusste zwar seit der Antike, wie Wasserversorgung und Abtransport funktionieren können. Aber niemand war in der Lage, präzise Rohre in großen Mengen herzustellen. Und es gab keine Möglichkeit, die Rohre um Ecken laufen zu lassen, um die verzweigten Gassen einer Stadt zu verbinden. Denn auch Flansche und Dichtungen waren noch nicht erfunden. Darum wurden auch in modernen Städten noch immer viele Menschen von Krankheiten heimgesucht, die wegen der unhygienischen Zustände leichtes Spiel hatten. Die Sterblichkeitsrate war enorm hoch. Wenige Kinder überlebten nach der Geburt, die Erwachsenen starben früh. Es waren unschöne Zeiten. Und doch kündigte sich bald eine Revolution an. Die industrielle Revolution, die den Menschen in Lichtgeschwindigkeit Wohlstand, Gesundheit und Innovation brachte.
Maschinen und Apparaturen waren schon erfunden, als James Watt 1764 in England in Erscheinung trat. Er war ein Ingenieur aus Glasgow, dessen Neugier schon als Kind unbändig war. Er tüftelte an den ersten bereits erfundenen Dampfmaschinen herum, denn diese hatten einen riesigen Energieverbrauch (in Form brennender Kohle) und einen geringen Wirkungsgrad. Wie so oft in der Geschichte ist nicht die Erfindung an sich das Problem, sondern die Konstruktion und die verwendeten Materialien. Diese herzustellen, ist in der Regel teuer und für Tüftler nicht zu stemmen. Watt hatte eine Methode entwickelt, wie die Dampfmaschine einen höheren Wirkungsgrad aufweisen und dabei 60 Prozent weniger Energie verbrauchen würde. Doch er war pleite. Er fand einen Eisenfabrikanten, der in die Idee investierte. Zusammen beantragten sie ein Patent auf die Maschine. Anschließend gründete Watt mit dem Industrieunternehmer Matthew Boulton die Firma Boulton & Watt. Nun ging es richtig los. Sie begannen, die Maschinen an große Hersteller zu liefern. Plötzlich war die Industrie in der Lage, große Mengen benötigter Produkte herzustellen. Insbesondere solche, die vorher von Menschenhand nicht bewältigt werden konnten. Nun konnten auch große Rohre in hohen Stückzahlen produziert werden, um beispielsweise Kanalisation und Wasserversorgung in die Städte zu bringen. Eine neue Ära der Menschheitsgeschichte begann, die Fortschritt, Wohlstand und eine höhere Lebenserwartung zur Folge hatte. Dass freie Märkte und der Kapitalismus den Menschen Wohlstand bringen würden, hatte schon ein alter Freund Watts prophezeit: Adam Smith, Autor von Der Wohlstand der Nationen. In den nächsten 200 Jahren ist auf der Welt mehr Gutes und Bahnbrechendes passiert als in den 200.000 Jahren Menschheitsgeschichte zuvor. Der Mensch wuchs plötzlich als Spezies über sich hinaus, denn er machte sich die (Dampf-)Maschine untertan. Ebenfalls in England wurde die erste Eisenbahn 1825 in Betrieb genommen. Man konnte nun auf dem Landweg große Distanzen überwinden und große Mengen an Gütern von A nach B bewegen. Ein Quantensprung vollzog sich in den Köpfen der Menschen. Alles schien möglich.1838 überquerten auch erstmals zwei Dampfschiffe den Atlantik. Jetzt konnten Menschen unbeschwert reisen und Wissen austauschen, in einer Schnelligkeit, die die Welt zuvor nicht kannte. Der Politikwissenschaftler Johan Norberg schreibt in seinem Buch Open – Die Geschichte des menschlichen Fortschritts, dass die Welt durch Offenheit und Kooperation erfolgreich wurde. Dadurch konnte die Globalisierung entstehen. In Zeiten der Abschottung hingegen litten die Länder. Indem wir von anderen Ländern lernen und Wohlstand durch Handel teilen, werden Menschen (auf der ganzen Welt!) heute älter als je zuvor. Sie leben gesünder als je zuvor. Mehr Kinder überleben die Geburt als je zuvor. Weniger Menschen sterben durch Naturkatastrophen als je zuvor. Mehr Menschen leben in Wohlstand als je zuvor. Wir haben dem modernen Zeitalter alles zu verdanken. Dennoch wächst die Kritik an der Globalisierung und dem freien Handel. Überhaupt sehen wir uns mit einer wachsenden Skepsis gegenüber dem Unternehmertum konfrontiert. Für mich ist das völlig unverständlich. Denn der Kapitalismus sorgt für die Wohlstandsvermehrung. Die Globalisierung sorgt für die weltweite Verteilung des Wohlstandes. Wer wahrhaft demokratisch und sozial handeln will, muss diese Prinzipien fördern, statt sie zu bekämpfen. Noch während der Zeit des Nationalismus herrschte weltweit große Armut. Die Menschen waren unterernährt, krank und hatten eine geringe Lebenserwartung. Und zwar nicht einige, sondern die Mehrzahl. Auch in Europa war dies üblich. Nur kleine Enklaven, oft Hafenstädte, waren in der Lage, Wohlstand zu mehren. Zum Beispiel, weil sie grenzüberschreitenden Handel betreiben konnten. Sie konnten exotische Güter aus der ganzen Welt einschiffen und diese über den Landweg in alle Ecken des Kontinents transportieren. Die ersten Andeutungen von Globalisierung waren klar erkennbar.
Je freier die Unternehmer waren, unabhängig vom Staat ihre Geschäfte auszubauen, desto besser ging es den Menschen. Wurden die Unternehmen hingegen entmachtet und der Staat gab den Takt vor, führte dies zu den größten humanitären Katastrophen der Menschheitsgeschichte. Während der Herrschaft des Marxisten Mao Zedong im kommunistischen China, genauer gesagt während der unter dem Namen Großer Sprung nach vorn bekannten Kampagne, die von 1958 bis 1962 dauerte, starben nach Schätzungen bis zu 55 Millionen Menschen. Die Menschen verhungerten entweder oder wurden getötet. Planwirtschaft ist menschenfeindlich. Und trotzdem genießt der Kommunismus (und damit die Planwirtschaft) fast einen besseren Ruf als der Kapitalismus mit seinen freien Unternehmern. Das ist schon ein ganz kleines bisschen absurd.
Ich sage es, wie es ist: Ohne Unternehmen ist alles nichts. Ein Staat, eine Gesellschaft braucht Unternehmen. Warum? Nehmen Sie die Unternehmen aus der Gleichung, geht sie nicht mehr auf. Ein Staat besteht aus mehreren Bereichen, die aus ihm letztlich einen funktionierenden und lebenswerten Flecken Erde machen.
Offensichtlich ist, dass der Bereich Wirtschaft nicht ohne Unternehmen funktioniert. Denn der Markt besteht aus zwei Seiten, dem Anbieter und dem Nachfrager. Die Anbieter sind Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen anbieten. Die Nachfrager sind die Konsumenten, die die Produkte kaufen. Übrigens sind die Konsumenten auch aus einem weiteren Grund auf Unternehmen angewiesen. Denn die Unternehmen zahlen das Geld in Form von Löhnen und Gehältern aus, mit dem die Konsumenten einkaufen gehen. Natürlich gibt es auch Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst, die ihr Geld direkt vom Staat erhalten. Aber auch hier besteht ein wichtiger Zusammenhang mit Unternehmen. Selbst wenn der Staat zu 100 Prozent als Anbieter fungieren würde, gäbe es de facto Unternehmen, einmal davon abgesehen, dass der Staat der wahrscheinlich schlechteste Unternehmer überhaupt ist.
Der Staat muss finanziert werden. Dies stellt er durch Steuereinnahmen und sonstige Abgaben sicher. Die Unternehmen müssen Steuern zahlen und die Abgaben ihrer Mitarbeiter abführen, damit der Staat seiner Pflicht nachkommen kann, ein funktionierendes Land bereitzustellen. Der Staat tritt in diesem Hinblick als Dienstleister für seine Bevölkerung auf. Dafür, dass jeder Steuern und Abgaben zahlt, gibt es eine Infrastruktur für Verkehr, Gesundheit, Bildung, ein Sicherheits- und Rechtswesen, ein Finanzsystem, ein Sozialsystem und so weiter und so fort. Um all das finanzieren zu können, müssen Unternehmen und ihre Mitarbeiter Steuern zahlen. Und solange das Gleichgewicht zwischen Abgaben und staatlicher Dienstleistung gewährt ist, wird dies auch toleriert. Aufstände gibt es in der Regel dann, wenn der Staat nur noch nimmt, aber nicht mehr gibt.