Wirtschaftsethik und Menschenrechte - Bernward Gesang - E-Book

Wirtschaftsethik und Menschenrechte E-Book

Bernward Gesang

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  • Herausgeber: UTB
  • Kategorie: Fachliteratur
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Wir befinden uns in einer Welt, die von globaler Armut und Raubbau an zukünftigen Generationen gekennzeichnet ist. Was sollen die Staaten und Unternehmen dagegen tun? Bernward Gesang stellt eine kritische Rückfrage an die Ethik: Was nützt es dem Praktiker, wenn er liest, dass er als Kantianer das eine, aber als Utilitarist etwas ganz anderes tun sollte? Der Autor formuliert hier eine Konsensposition, der auch die meisten Moralphilosophen zustimmen können.

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Bernward Gesang

Wirtschaftsethik und Menschenrechte

Ein Kompass zur Orientierung im ökonomischen Denken und im unternehmerischen Handeln

Mohr Siebeck GmbH & Co. KG

Inhaltsverzeichnis

Für Irene ...Einleitung: Warum machen wir uns überhaupt die Mühe zu arbeiten?Der Plan des Buches:1. Kapitel: Wie rationale Homines Oeconomici einen Vertrag schließen und was im Kleingedruckten des Vertrages stehtI. EinleitungII. Rezepte gegen „Appellitis“III. Der Rahmen und seine KrankheitenIV. Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf – Die VertragstheorieV. Ist es die billigste Methode anständig zu sein, um anständig zu erscheinen?VI. Die Vertragstheoretiker träumen vom KonsensVII. Ist Dagobert Duck der Held der Moderne?VIII. Was von der Ökonomischen Ethik bleibt2. Kapitel: Pareto-Optimalität, weil mehr nicht geht?I. Utilitarismus – Was ist das?II. Die Grundpfeiler des UtilitarismusIII. Eine heilige Kuh der Ökonomie: Pareto-OptimalitätIV. Ein Dogma auf dem Prüfstand: Pareto in der KritikV. Kann ich wissen, wie sehr dir ein Bier besser schmeckt als mir?VI. Jenseits der Grenzen der Wissenschaftlichkeit?3. Kapitel: Nachhaltiges Wachstum oder Postwachstumsökonomie – wohin geht die Reise?I. Die Schattenseiten unseres WirtschaftssystemsII. Schluss mit dem Wachstum?III. Wachstum ade – scheiden tut nicht weh?IV. Green New Deal: Die ökosoziale MarktwirtschaftV. Eine Ökonomie, die auf Sonnenenergie beruht, verursacht keine UmweltproblemeVI. Kontraktion und KonvergenzVII. Drei Modelle – kein KönigswegA. Sind die Grenzen des Wachstums erreicht?B. Die „dritte Welt“ fehlt!C. Der arme Norden – umsonst geopfert?D. Kritik des Green New DealVIII. Wie es gehen sollte, wenn man wollte: Die AB-EconomyA. Grundidee und ethische RechtfertigungB. Einwände und KonsequenzenC. Knappe GrößenIX. Der Notausgang: Eine kleine moralische Wende zum Green New Deal?4. Kapitel: Wie sollte eine Demokratie aussehen, die Nachhaltigkeit kann?I. Die DiagnoseII. Politikversagen – die PolitikerIII. Politikversagen – die BürgerIV. Volksentscheide, BasisdemokratieV. Zukunftsräte als Hoffnungsträger?VI. Eine andere Variante der Idee: Ombudsmänner für zukünftige GenerationenVII. Generationengerechtigkeit als Staatsziel5. Kapitel: Wirtschafts- und Unternehmensethik – Kompass MenschenrechteI. Der Staat und die UnternehmenII. Wie Erzengel auf die Erde kommen oder wie Ethik-Komitees die Krankenhäuser verlassenIII. Menschenrechte anstelle bloßer Intuitionen: Wie ein Kompass für Entscheidungen entstehtIV. Gibt es Menschenrechte für Unternehmen?V. Individualrechte im Utilitarismus – Die Quadratur des Kreises?VI. Exkurs: Leistet der Chef 400 Mal so viel wie sein Angestellter? Soziale GerechtigkeitVII. Menschenrechte im Utilitarismus – Die Quadratur des Kreises zweiter TeilVIII. Was die Menschenrechte Unternehmern und Politikern sagen: 16MR-NormenIX. Was die Menschenrechte Unternehmern und Politikern nicht sagen: Sechs MR+-NormenLiteraturPersonenregisterSachregister
[Zum Inhalt]

|V|Für Irene

[Zum Inhalt]

|1|Einleitung:Warum machen wir uns überhaupt die Mühe zu arbeiten?

Jede wirtschaftsethische Betrachtung tut gut daran, zu Beginn die Frage zu stellen, wozu wir überhaupt Wirtschaft betreiben. Was ist der Zweck hinter unseren täglichen Mühen? Die Antwort mag einfach erscheinen: Wir wollen genug Güter zum Leben haben. Darüber hinausgehende Antworten haben dann mit Lebensqualität und Wohlergehen zu tun. So schreibt der Wirtschaftsethiker P. Ulrich: „Der grundlegende lebensdienliche Sinn des Wirtschaftens besteht also in der Versorgung aller Menschen mit den notwendigen ‚Lebensmitteln‘.“ (Ulrich 1997/2008, 224) Man kann das so erweitern, dass es bei der Wirtschaft darum geht, primär das materielle Wohlergehen der Menschen sicherzustellen.

Mit Ulrichs Zitat ist allerdings auch schon heiß umkämpfter Boden betreten, denn Ulrich spricht von „allen“ Menschen. Ist das Wohl aller notwendig der Zweck des Wirtschaftens? Will ich durch meine wirtschaftliche Tätigkeit das Wohl aller fördern? A. Smith meinte eher „nein“. Ich wolle mein eigenes Auskommen sicherstellen, wodurch ich „indirekt“ das Wohl aller bewerkstelligen würde. Diese Verbindung von Individual- und Allgemeinwohl übernimmt bei Smith einer gängigen (wenngleich umstrittenen, vgl. Sen und Rothschild 1994, 369) Interpretation zufolge die „unsichtbare Hand“ (Smith 1989/1990 Buch 4. Kpt. 2.). L. Erhard, Verfechter unserer heutigen sozialen Marktwirtschaft, bringt eine weitere Variante ins Spiel:

Da der Zweck des Wirtschaftens – Mittel für den Verbrauch zur Verfügung zu stellen und damit der sozialen Wohlfahrt des Volkes zu dienen – unabhängig von Zeiterscheinungen und Systemvorstellungen unverrückbar gegeben ist, sollte der Streit der Meinungen eigentlich nur noch um Fragen der Zweckmäßigkeit der dabei anzuwendenden Verfahren gehen können. (Erhard 1947)

Damit haben wir nun drei Parteien identifiziert, deren Wohl durch das Wirtschaften sichergestellt werden kann: Das Individuum, „das Volk“ und alle Menschen. Das Zweitgenannte legt auch der Begriff „Volkswirtschaft“ nahe, da in der Volkswirtschaftslehre untersucht wird, wie das Wohl eines Volkes als Wirtschaftseinheit vergrößert werden kann. Somit hat das Wirtschaften also mindestens drei potenziell Begünstigte und scheint einen Mechanismus zu bezeichnen, der das (primär |2|materielle) Wohlergehen seines jeweiligen Begünstigten angesichts knapper Güter optimiert.

Alle drei Begünstigten spielen in der Wirtschaft, und damit auch in der Wirtschaftsethik, eine Rolle. So geht die in Deutschland dominierende Wirtschaftsethik, die Ökonomische Ethik von K. Homann, davon aus: „Ökonomik befasst sich mit den Möglichkeiten und Problemen der gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil.“ (Homann und Suchanek 2000, 5) Dabei wird betont, dass diese Wissenschaft (und eben auch der Untersuchungsgegenstand, die Wirtschaft selbst) „auf das Vorteilsstreben der einzelnen Akteure“ (Homann und Suchanek 2000, 5) aufbaut.

Schon J. Locke und viele andere Autoren der Philosophiegeschichte bringen dieses Motiv zum Vorschein, das die wirtschaftliche Tätigkeit etwa mit dem Erwerb von Privateigentum verknüpft: „So viel, als ein jeder zu irgendwelchem Vorteil für sein Leben nutzen kann, bevor es verdirbt, darf er sich zu seinem Eigentum machen.“ (Locke 1974/1999, 25) Arbeit wird dabei so verstanden, dass das Individuum seine Güter durch Arbeit vom Gemeingut abgrenzt (Locke 1974/1999, 25). Nennen wir dieses Wirtschaftsmotiv und die damit verbundene Zweckzuweisung den egozentrischen Wirtschaftszweck. Dieser wird variiert, wenn als Ziel des Wirtschaftens eines Unternehmens die Maximierung der Rendite des eingesetzten Eigenkapitals gesehen wird, was einem Shareholder Value-Ansatz entspricht. Dann wird die egozentrische Perspektive auf eine Gruppe ausgedehnt: „All powers granted to a corporation or to the management of a corporation, or to any group within the corporation are at all times exercisable only for the ratable benefit of all the shareholders as their interest appears.“ (Berle 1931, 1049)[1]

Eine andere, durch weniger egozentrische Sympathien geprägte Gruppe wird de facto in den Wirtschaftswissenschaften erfasst, wenn das Wirtschaften den Wohlstand eines Volkes mehren soll. Hier werden andere Volkswirtschaften als Konkurrenten gesehen und man beabsichtigt, die eigene Volkswirtschaft gegenüber den Konkurrenten besser zu stellen, nennen wir das den nationalen Wirtschaftszweck.

Als dritte Möglichkeit kann der Zweck des Wirtschaftens in der Steigerung des Wohles aller Menschen gesehen werden. Das ist eine Bedingung für einen utilitaristischen Wirtschaftszweck, der jüngst noch |3|von T. Jones und W. Felps hervorgehoben wurde: „Indeed, the classic justification for the economic system we call market capitalism is fundamentally utilitarian.“ (Jones und Felps 2013, 212) G. Gysi bringt es auf den Punkt: „Der Zweck von Wirtschaft ist die Wohlfahrt des Menschen.“ (Gysi 2005, 83) Und auch moderne Ökonomen wie R. Vaubel äußern sich annähernd poetisch: „Ökonomen sind verhinderte Utilitaristen.“ (Vaubel 2007, 109; vgl. Kleinewefers 2008, 35f.)

Zum utilitaristischen Wirtschaftszweck gehört aber auch ein spezielles Verständnis von „optimieren“ als maximieren. Man kann Wohlergehen optimieren, indem man Nutzen maximiert, Gleichheit zwischen den Menschen herstellt, die Schlechtestgestellten bevorzugt etc. Bei manchen Ökonomen gibt es ein besonderes Verständnis von Optimierung: das sogenannte Pareto-Prinzip. Es ist die nach Vaubel dem „verhinderten Utilitaristen“ übrig gebliebene „Ersatzposition“. Ein Utilitarismus erscheint vielen Ökonomen unmöglich, weil er erfordert, meinen Nutzen mit deinem Nutzen aus einem Gut x zu vergleichen. Nutzenvergleiche zwischen Personen sind seit L. Robbins (Robbins 1932/2005) in der Volkswirtschaftslehre ein Problem. Daher befürworten manche eine andere Position, die solche Vergleiche nicht benötigt: Das Wohl wird bei einer gegebenen Ausgangsverteilung der Güter optimiert, wenn ein Zustand erzeugt wird, in dem das Wohl eines Subjekts S nicht mehr weiter verbessert werden kann, ohne das eines anderen Subjekts S’ zu verschlechtern (vgl. dazu Kpt. 2).

Zwischen den Zwecksetzungen zu entscheiden, ist einer der wichtigsten Ausgangspunkte der Wirtschaftsethik. Dazu kann man sich verschiedener Quellen der normativen Ethik bedienen. Man kann argumentieren, dass dem egozentrischen und dem nationalen Wirtschaftsbild oft eine Vertragstheorie der Moral zugrunde liegt, die ein Mensch, der moralisch sein will, nicht akzeptieren kann (vgl. Kpt. 1). Ebenso kann man gegen das egozentrische und das nationale Wirtschaftsbild vorbringen: Es nicht rational begründbar, wieso die eigene Person bzw. die eigene Gemeinschaft oder der eigene Staat Vorrang gegenüber anderen Personen, Gemeinschaften oder Staaten haben sollte, nur weil es sich gerade um die eigene Person oder Gruppe handelt (vgl. Gesang 2000a, 62–90; Hare 1992, Kpt. 6). Das ist genauso, als würde man den Begriff „Fernsehstar“ nicht auf alle in relevanter Hinsicht ähnlichen, also durch das Fernsehen bekannten, eitlen und egomanen, sicher aber reichen und stylisch gekleideten Personen anwenden. Unterlässt man dies, handelt man willkürlich und begeht einen Bruch des logisch zwingenden Prinzips, Gleiches |4|gleich zu behandeln. Ein solcher Bruch verlangt nach Begründung.

In diesem Buch soll der utilitaristische Wirtschaftszweck verteidigt werden und es soll analysiert werden, welche Forderungen mit ihm verbunden sind.

Der Plan des Buches:

Das ökonomische Denken ist in einigen fixen Vorstellungen gefangen: Diese Vorstellungen müssen ergänzt oder ausgetauscht werden. Ökonomische Rationalität rechtfertigt häufig egozentrische und nationale Zwecksetzungen. Das ist insbesondere so, seit J. Buchanan Vertragstheorien von der Art verteidigte, wie sie T. Hobbes hinterlassen hat (Buchanan 1975/1984). Viele Wirtschaftswissenschaftler haben sich seit V. Pareto auf Wege beschränkt, die es erlauben, pareto-optimale Zustände zu erzeugen und bauen ihre Methodik wesentlich auf den Homo Oeconomicus[2] auf. Inhaltlich vertreten sie die Marktwirtschaft und das hinter dieser stehende Wachstumsparadigma: Wirtschaft muss wachsen oder zugrunde gehen. Auf Ebene der Unternehmen wird das mit M. Friedmans „The business of business is business.“ übersetzt (Friedman 1970, 32f.).

Diese Paradigmen ökonomischen Denkens sind zu überwinden: Die Vertragstheorie und die auf ihr beruhenden Zwecksetzungen sind unmoralisch, das Pareto-Prinzip sollte durch einen humanen Utilitarismus (Gesang 2003) ergänzt werden. Das Prognoseinstrument des Homo Oeconomicus (HO) stellt ein Verhalten als unumgänglich dar, das man verändern kann und muss. Wachstum muss nachhaltig werden oder es gefährdet zahllose Leben in Gegenwart und Zukunft. Auf Ebene der Unternehmen brauchen wir ein moralisches Leitbild, und das sollte sich an den Menschenrechten orientieren. Diese Ideen will ich durch eine bestimmte Variante des Utilitarismus begründen. Damit ist das Programm des Buches kurz beschrieben.

Eine Standardposition der heutigen Ökonomie will ich aber hier nicht herausfordern. Auch ich glaube, dass eine marktwirtschaftliche Ordnung angesichts der Aufgabe, die Bedürfnisse in Massengesellschaften zu koordinieren, derzeit als alternativlos gelten kann, denn wo wären Konzepte für eine völlig neue Organisation des Wirtschaftens?

|5|Selbst moderne Varianten des Ökosozialismus legen sich häufig auf eine mixed economy oder einen market socialism fest, welche Schlüsselindustrien vergesellschaften wollen, staatliche Kontrolle und Mitarbeiter-Mitbestimmung groß schreiben oder ein bedingungsloses Grundeinkommen fordern, aber den Markt als Koordinationsinstanz beibehalten (z.B. Arndt und Rogall 1983/1984, 496f.; oder als Beispiel für eine anarchistische Form des Anti-Kapitalismus: Chartier und Johnson 2011). Jedenfalls scheint es derzeit kaum ein Wirtschaftssystem zu geben, das völlig auf den Markt verzichtet und ich werde alle Systeme als „Marktwirtschaften“ bezeichnen, welche den Markt beibehalten, aber unterschiedlich stark eingrenzen. Wie stark ich selbst meine, den Markt politisch eingrenzen zu müssen, zeigen die Kapitel drei und fünf. Allerdings versuche ich soweit wie möglich in den Grenzen des Durchsetzbaren zu bleiben. Wenn im Sozialismus also Enteignungen von Unternehmen und Branchen gefordert werden, kann dies z.B. in Bezug auf Banken ein richtiger Gedanke sein, der aber so weit von den derzeit realisierbaren Optionen entfernt ist, dass ich meine Konzeption nicht darauf aufbauen möchte.

Die Kritik des egozentrischen und des nationalen Wirtschaftszwecks soll in diesem Buch nicht im Vordergrund stehen, gleichwohl werden beide Zwecke im ersten Kapitel kritisiert. Die dominierende Wirtschaftsethik in Deutschland, die sogenannte Ökonomische Ethik, macht sich den egozentrischen Ansatz zunutze. Obgleich ihr schon häufig widersprochen wurde, soll ihr hier mit neuen Argumenten widersprochen werden. Im zweiten Kapitel wird der Utilitarismus vorgestellt und das von vielen Ökonomen verfochtene Verständnis von Optimierung als Pareto-Optimalität kritisch beleuchtet, denn es stellt die Möglichkeit eines Utilitarismus in Frage. Beide Kapitel sind hilfreich, um den in diesem Buch vorgestellten Entwurf hinreichend gegen andere Konzepte abzuheben. Im weiteren Verlauf des Buches soll dann Neuland beschritten und geklärt werden, welche Wirtschafts- und Unternehmensethik sich ergibt, wenn man eine utilitaristische Perspektive einnimmt. Diese Perspektive fehlt im Konzert der wirtschafts- und unternehmensethischen Positionen derzeit häufig, wie Jones und Felps (Jones und Felps 2013) feststellen. Das ist ein guter Grund, sie zu ergänzen.

Allerdings hätte man damit zwar die ethischen Stimmen in der Partitur des Musikdramas „Wirtschafts- und Unternehmensethik“ vervollständigt, aber dieses klänge deshalb nicht besser, sondern immer noch nach Donaueschingen im Jahr 1970. Was nützt es dem Politiker, |6|Unternehmer oder Manager, wenn er liest, dass er als Kantianer a, als Utilitarist b und als Vertragstheoretiker c tun soll? Wie ordnet man einen völlig dissonanten Orchesterklang, so dass Harmonie entsteht? Sollen Politiker und Unternehmer selbst normative Ethik betreiben, sich also die Vor- und Nachteile der Modelle klar machen, um einen eigenen Standpunkt zu beziehen? Im Idealfall wäre das gefordert, aber de facto führt es häufig dazu, dass Praktiker sich überfordert von der Ethik abwenden.

Das eigentlich gute Vorhaben, sich für Ethik zu interessieren, fällt dann zusammen wie ein Kartenhaus. Daher wird im fünften Kapitel dieses Buches eine Konsensposition formuliert, der Kantianer, Utilitaristen, Mitleidsethiker und andere Moralphilosophen weitestgehend zustimmen können. Diese Position ist aber utilitaristisch begründet und zeigt, dass der Utilitarismus imstande ist, viele Forderungen aus anderen Positionen zu übernehmen, weil sie seinem Ziel der Glücksmaximierung zuträglich sind. Daher ist er ein besonders guter Ausgangspunkt, um eine Konsenslösung zu entwerfen. Ein Baustein für diese Lösung sind die Menschenrechte, da sie von vielen Theoretikern, Menschen in der Praxis und westlichen Unternehmen anerkannt werden, die nach wie vor tonangebend auf der Welt sind. Das heißt, das Buch soll im letzten Kapitel einen Kanon von Pflichten für Unternehmen und Staaten ausformulieren, der auf den Menschenrechten fußt, und der lediglich um einige weitere Forderungen ergänzt wird, die zwischen den am Konsens beteiligten Ethiken weitgehend unstrittig sind.

Im dritten Kapitel wird der Frage nachgegangen, wie man die aus der Perspektive des Utilitarismus größten ethischen Probleme unseres vorherrschenden Wirtschaftssystems bekämpfen kann: globale Armut und Raubbau an zukünftigen Generationen. Dabei werden Postwachstumsökonomie, Green New Deal sowie Kontraktions- und Konvergenzansätze kritisch beleuchtet. Es zeigt sich, dass die utilitaristische Perspektive erneut zu Schlussfolgerungen führt, die von vielen anderen ethischen Konzepten geteilt werden:

Wenn wir uns mit fehlenden Ressourcen und Kapazitäten des Planeten, Schadstoffe aufzunehmen (Senken), befassen, wird klar: Wir können nur eine Wirtschaft verantworten, die den Naturverbrauch nach naturwissenschaftlichen und ethischen Vorgaben beschränkt (Cap). Für verbleibende Restmengen, die verbraucht werden dürfen, bietet sich ein Handelssystem (Trade) an. Dieses Handelssystem muss nicht auf einen Emissionshandel beschränkt gedacht werden, sondern kann viele knappe Größen einbeziehen. Die armen Menschen dieser Welt |7|müssen als Verkäufer von Zertifikaten, die zum Verbrauch knapper Größen ermächtigen, von dem System profitieren. Wenn eine solche Wirtschaft wächst, wächst sie in den durch das Cap fest definierten absoluten Grenzen, daher nenne ich sie Absolute Border Economy (AB-Economy). Damit löst man sich von der vorherrschenden Fixierung auf die Frage, ob die Wirtschaft der Zukunft noch wachsen darf. Innerhalb absoluter Grenzen ist ein Wachstum harmlos und der Markt, nicht die Politik entscheidet, ob es stattfindet.

Die Durchsetzung, nicht die normative Begründung einer AB-Economy, ist das eigentliche Problem. Das wird uns im vierten Kapitel zu Fragen wie der führen, ob die heutige demokratische Ordnung noch „Zukunft kann“ und nicht verändert werden müsste, um dies zu leisten. Hier wird der Ruf nach einer demokratisch legitimierten Reform unserer Institutionen laut, die gerade dann unausweichlich ist, wenn man Ökodiktaturen eine Absage erteilen will.

Die fünf Kapitel leisten eine Kritik des ökonomischen Denkens und sie gehen darüber hinaus, indem sie neue Wege bahnen und auch einen Kanon praxistauglicher Prinzipien für Unternehmen formulieren.

Danksagung: Für interessante Diskussionen und Anmerkungen zu diesem Buch muss ich mich bei vielen Menschen und Auditorien bedanken. Besonders hervorheben möchte ich: Vuko Andric, Gerhard Bronner, Karl Homann, Peter Graf Kielmansegg, Stefan Mann, Matthias Neumann, Mathew Rendall, Julius Schälike, Bryan Scheler, Jonathan Schmitt, Max Schormair, Bill Shaw, Elias Strehle, Roland Vaubel und Florian Wettstein.

Für Korrekturarbeiten und hilfreiche stilistische Hinweise bin ich Nina Fahr-Rühland, Sinah Döhren, Barbara Guckes, Sandra Göhl, Franziska Ludwig, Jonathan Schmitt, Birgit Schulte-Kloke und Annerose Eichenlaub dankbar. Nicht zuletzt gebühren dem Mohr Siebeck Verlag und der Lektorin Stephanie Warnke-De Nobili mein Dank.

[Zum Inhalt]

|8|1. Kapitel:Wie rationale Homines Oeconomici einen Vertrag schließen und was im Kleingedruckten des Vertrages steht

I.Einleitung

In diesem Kapitel möchte ich eine aktuelle Hauptströmung der deutschen Wirtschaftsethik, die ökonomische Ethik[3], mit einigen der wichtigsten und in den Debatten immer wieder verzerrten Kritikpunkten konfrontieren. Damit will ich den egozentrischen und den nationalen Wirtschaftszweck schwächen und so den utilitaristischen plausibler machen. Dass der egozentrische oder der nationale Wirtschaftszweck moralisch erlaubt seien, basiert wesentlich auf vertragstheoretischen Überzeugungen wie den folgenden:

 

1)

Alles Handeln ist nur vernünftig, wenn es durch Maximierung von Eigeninteressen erklärbar ist.

2)

Alles moralisch erlaubte Handeln muss vernünftig sein.

3)

Der Zweck des Wirtschaftens muss moralisch erlaubt sein.

K)

Alles moralisch erlaubte Handeln, inklusive des Zwecks des Wirtschaftens, muss durch Maximierung von Eigeninteressen erklärbar sein.

Daher schwächt es die besagten Zwecke, wenn man die Vertragstheorie und ihre Verbindung von Vernunft, Moral und Eigennutzen verwirft, in der die ökonomische Ethik verankert ist. Auch die Debatte um den homo oeconomicus (HO) war bislang durch ein „Aneinander-Vorbeireden“ geprägt, da verschiedene HO-Konzepte nicht voneinander unterschieden wurden. Daher standen zwei aufeinander aufbauende Thesen der ökonomischen Ethik nicht genügend im Zentrum der Debatte: 1) Die These, dass ein moralisch akzeptables Wirtschaftssystem auf die Zustimmung jedes Betroffenen angewiesen ist. 2) Die These, dass diese Zustimmung gerade in einer marktwirtschaftlichen Ordnung zu erwarten ist, weil die aufgeklärten Interessen |9|der Individuen darauf ausgerichtet sind, den Eigennutzen zu maximieren.

Ich will in diesem Kapitel begründen, dass 1) die von T. Hobbes stammende Vertragstheorie einen unzureichenden normativen Rahmen bietet, dass 2) gerade in einer Marktwirtschaft ein Konsens aller Betroffenen über diese Wirtschaftsform nicht besonders wahrscheinlich ist, selbst wenn die Menschen ihren Eigennutzen maximieren wollen und dass 3) die aufgeklärten Interessen der Individuen nicht automatisch mit denen eines Eigennutzenmaximierers zusammenfallen, weshalb „die Menschen“ auch unter Konkurrenz nicht automatisch ihren Eigennutzen maximieren. Das erschwert den Konsens über die Marktwirtschaft noch einmal. Zuletzt soll auch eine konstruktive Würdigung der ökonomischen Ethik stattfinden, um für die weiteren Kapitel Lehren aus dieser Theorie ziehen zu können.

II.Rezepte gegen „Appellitis“

Die ökonomische Ethik versucht, eine in der Ethik immer wiederkehrende Grundkonstellation aufzulösen: Hier gebietet die Ethik die Norm N und dort scheitert N an der Umsetzung. Ethik wird damit nach Auffassung der ökonomischen Ethik zur Moralpredigt, d.h. zur wirkungslosen „Appellitis“ (vgl. Homann und Blome-Drees 1992, 36). Diese Problemkonstellation versuchen Homann und seine Schüler zu vermeiden: Der Grund für das Problem ist demnach ein normativistischer Fehlschluss, in dem von normativen Idealen direkt auf Handlungsnormen geschlossen wird, ohne die realen Umsetzungsbedingungen zu beachten. Diese gibt die Empirie vor (Suchanek 2007, 31, 43–46). Die Fakten, an denen Ethiker mit normativistischen Fehlschlüssen meist vorbeigehen, bestehen demnach darin: Unter scharfem Konkurrenzdruck können selbst altruistisch motivierte Menschen nicht anders, als im Extremfall sogar ihre eigenen moralischen Überzeugungen zu verraten (Homann und Blome-Drees 1992, 26). Es besteht ein Zwang, dass letztlich alle Individuen unter Konkurrenz wie ein HO handeln (Suchanek 2005, 99; vgl. Homann und Blome-Drees 1992, 26). Damit sind empirische Annahmen derart gemacht, dass „auch moralisch motivierte Menschen nicht bereit sein werden, dauerhaft gegen ihre (sonstigen) eigenen Interessen zu verstoßen“ (Suchanek 2005, 99). Und: Wenn „moralisches Verhalten (…) systematisch und dauerhaft mit ökonomischen Nachteilen ‚bestraft‘ wird, dann wird die Moral (…) |10|sehr schnell erodieren; sie kann keinen Bestand haben.“ (Homann und Blome-Drees 1992, 94).

Wirkungslose Moralpredigten sollen vermieden werden, indem betont wird, dass das Individuum nicht die primär zuständige Instanz für moralische Veränderungen ist, sondern die Ordnungspolitik. Die Institutionen sind gefordert. Diese setzen in wesentlichen Teilen den Rahmen, also beispielsweise die gesetzlichen Spielregeln. Gegeben ein perfektes Regulierungssystems wäre somit allein der Rahmen der systematische Ort der Moral (Homann und Blome-Drees 1992, 35–47). Die Anreize, d.h. die Vorteilserwartungen für die Individuen, müssen durch die Institutionen verändert werden[4], damit so viel Kooperation möglich wird, wie in der eigentlich wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft erwünscht ist. Ansonsten sind die Individuen, selbst bei guten Absichten, nicht fähig zu moralischer Kooperation, wie mit dem Gefangenen-Dilemma (zur Darstellung: Homann und Blome-Drees 1992, 29–34) demonstriert wird. Erst wenn eine ursprünglich wirkungslose Norm N den Vorteil der Individuen vergrößert, wird sie umsetzbar, denn Individuen werden nicht dauerhaft gegen ihren Vorteil handeln (Suchanek 2007, 49f.). In einem perfekten Regulierungssystem sind die einzelnen Handlungen der Firmen und Kunden (Spielzüge) auf einer ersten, die Absichten der Akteure betreffenden Ebene „moralfrei“. Die Moral oder besser die Anreize für moralisches Handeln werden durch den Rahmen hergestellt. Dies ist nicht Aufgabe der Individuen, wenn der Rahmen perfekt ist. Diese sollen sich allein darum sorgen, den Gewinn zu maximieren, während sie die bestehenden Gesetze achten. Diese Gestaltung der Spielzüge wird auf einer zweiten Ebene begründet, denn dort soll dieses individuell „moralfreie“ (d.h. insbesondere von moralischen Motiven befreite) Verhalten moralisch fruchtbar sein. So wird nämlich das für alle nützliche marktwirtschaftliche System in Gang gehalten (eine Mischung aus unsichtbarer Hand und prästabilierter Harmonie). Daher wird sogar eine moralische Pflicht für Unternehmen darin gesehen, den Gewinn konform mit dem Rahmen zu maximieren (Homann und Blome-Drees 1992, 38).

|11|Das Allgemeinwohl[5]und damit das Wohl jedes Einzelnen wird ohne Marktwirtschaft gemindert, denn von ihr profitiert jedermann; das zumindest in der Rolle des Konsumenten, die jedes Wirtschaftssubjekt einnimmt (Homann und Blome-Drees 1992, 26; vgl. Suchanek 2007, 77). Durch die Marktwirtschaft fallen die Preise und erhöht sich die Qualität der Produkte für die Konsumenten. Das vermehrt deren Freiheitsspielräume, denn mit gleichem Geld lassen sich mehr Präferenzen realisieren (Homann 2003, 123). Also gilt: Je billiger und besser die Produkte, desto höher die Freiheitsspielräume der Konsumenten und desto größer ihre Freiheit. Und individuelle Freiheit ist für Homann der höchste ethische Wert, der realisiert werden kann (Homann 2003, 125). Neben dem Konsumentenwohl werden auch andere Errungenschaften der Marktwirtschaft für das Wohl jedes Einzelnen hervorgehoben, etwa der stetige Innovationsprozess, der z.B. medizinische Erfolge für alle hervorruft. Wir leben alle länger dank der Marktwirtschaft (Lin-Hi 2011, 10).

Weiterhin wird von Homann auch mehr Solidarität als Ziel des Wirtschaftens und als vorteilhafte Wirkung der Marktwirtschaft ausgewiesen (Homann und Blome-Drees 1992, 26, 45). Aber diese Solidarität zu gewähren, heißt in modernen Massengesellschaften, Mittel für einen sozialen Ausgleich bereitzustellen. Diese müssen erwirtschaftet werden, eine arme Gesellschaft kann nicht solidarisch sein. Da die nötigen Mittel nur auf den Märkten und damit unter Konkurrenz erwirtschaftet werden können, gilt für die ökonomische Ethik: Wettbewerb ist solidarischer als Teilen (Homann und Blome-Drees 1992, 26). Sankt Martin hätte demnach nicht seinen Mantel teilen, sondern eine Fabrik für Mäntel bauen und dann Mäntel verkaufen sollen, das wäre marktwirtschaftliche Solidarität. (Man denke an all die Sankt-Martins-Aufführungen, für die dementsprechend ein neues Drehbuch geschrieben werden müsste.) So kommt Homann zu dem Fazit, dass „das Streben nach individueller Besserstellung – unter einer geeigneten Rahmenordnung – auch den anderen, allen anderen, Vorteile bringt“ (Homann 2003, 171).[6]

|12|All das begründet einen Perspektivwechsel: „Habgier“ von Unternehmern sei nicht schuld an moralischen Problemen, sondern sei moralisch erwünscht, sofern sie auf dem Boden der Rahmenordnung verbleibe. Es sei niemandem damit gedient, wenn ein „guter“ Unternehmer, der Moralappellen folge, vom Markt verschwinde. Der Bankrott würde sich zwangsläufig bei einem Unternehmen einstellen, wenn es Moralvorstellungen gegen die bestehenden Anreize durchsetze und zulasten seiner Gewinne handele (Homann und Blome-Drees 1992, 34). Der Wettbewerb wird als scharf aufgefasst (es gebe keine „Schlafmützenkonkurrenz“ und es solle sie auch nicht geben) und es wird behauptet, Unternehmen könnten sich seinem Zwang nicht entziehen und trotzdem fortbestehen. Wenn moralisches Handeln dauerhafte Gewinneinbußen bewirken würde, könne dies vom Individuum bzw. Unternehmen nicht gefordert sein (zur vertragstheoretischen Begründung dessen, s.u.). Alles andere wäre eine „Hypermoralisierung“ (Homann und Blome-Drees 1992, 36), eine Überdehnung der Individualethik (Pies 2010, 254). Eine Ethik des Opferns und Teilens stamme aus vergangenen Zeiten, in denen es keine modernen Massengesellschaften gab.

Fazit: Moral wird umgesetzt, indem von Institutionen dafür Sorge getragen wird, dass sie sich langfristig lohnt. Es muss gewährleistet sein, dass Moral eine langfristige Investition zur Steigerung der Gewinne eines Unternehmens ist. I. Pies nennt eines seiner Bücher sogar „Moral als Produktionsfaktor“ (Pies 2009; vgl. Suchanek 2007, 51). So werden Win-win-Situationen aufgezeigt und erzeugt, um den wechselseitigen Vorteil zu mehren. Wenn das gelingt, wird Moral schnell umsetzbar, weil sie keine Revolution des menschlichen Denkens erfordert, sondern an die bestehenden, egoistischen Motivationsmuster der Mehrheit anschlussfähig ist. (Zwischenzeitlich mag man an die beste aller möglichen Welten von Leibniz erinnert werden, in der jedes „Übel“ in einen Vorteil umgemünzt wird – es gab allerdings schon Religionsphilosophen, die hier leichte Zweifel hatten …). Win-win-Situationen werden erzeugt, indem Institutionen geschaffen werden, die Moral möglich machen. Das heißt, es müssen Regeln eingeführt werden, die nicht von Trittbrettfahrern ausnutzbar sind, denn dauerhaft ausgenutzt zu werden, tötet die Motivation jedes moralischen Akteurs. Daher müssen die Institutionen und Regeln so konzipiert werden, dass sie den sogenannten HO-Test bestehen. Das heißt, dass sie es für einen HO-Akteur nicht attraktiv machen, sie auszunutzen, denn das kann eine Erosion auslösen: „Ein Anbieter, der legal die Umwelt |13|verschmutzt, zwingt die moralischer gesinnten Konkurrenten, ihre freiwillige Zurückhaltung aufzugeben.“ (Homann und Blome-Drees 1992, 42)[7]

III.Der Rahmen und seine Krankheiten

Soweit das Grundmodell der ökonomischen Ethik. Nun kümmern sich deren Vertreter aber auch um die tiefergehende Rechtfertigung und um einige Probleme des Grundmodells. Auch an die Rahmenordnung selbst, die sich vorrangig aus Gesetzen und weit verbreiteten Moralvorstellungen in der Gesellschaft zusammensetzt (Homann und Blome-Drees 1992, 23), sind moralische Anforderungen zu stellen, gerade damit sie jedermann nützlich sein kann. Wann ist der Rahmen moralisch? Homann bettet seine Konzeption in eine Hobbessche Vertragstheorie ein.[8] Diese besagt, wenn man sie auf die Moral überträgt, dass moralische Regeln (oder „Verträge“) nur zustande kommen, wenn sie dem Eigeninteresse jedes Menschen dienen. Beim Urahn dieses Theorietyps, bei T. Hobbes (Hobbes /, Kpt. –), gebe ich mein „Recht“ jemanden zu töten oder zu berauben nur dann auf, wenn ich mir davon selbst einen Nutzen versprechen kann (auch ich werde von den anderen nicht getötet und beraubt). Moral wird völlig auf Eigennutzen zurückgeführt. Mithilfe eines Cartoons lässt sich das wunderbar veranschaulichen. In diesem geben sich zwei Herren im Anzug die Hand und jeder hält hinter seinem Rücken eine steinzeitliche Keule versteckt: Der Vertrag ist nur eine besondere Form der Gewalt. Homann wählt diese Ethik aufgrund des gesellschaftlichen . Das heißt, die Menschen sind sich über Werte heutzutage nicht mehr einig. Daher kann man Homann folgend nur auf einem von allen geteilten, nicht strittigen und nicht moralischen Fundament aufbauen, dem Eigeninteresse (Homann und Blome-Drees , , ff.; Homann , ). Homann geht davon aus, dass der Rahmen in einem bestimmten Sinne moralisch sein muss, um eine optimale Verwirklichung des je eigenen Vorteils zu garantieren: „Der Mensch erlegt sich autonom per kollektiver Selbstbindung die moralischen Regeln auf – um größerer Vorteile willen und aus keinem anderen Grund.“ (Homann , ) Nur wenn die Rahmenordnung zum wechselseitigen Vorteil aller (d.h. „moralisch“ im Sinne der ökonomischen Ethik) ist, werden der individuelle Vorteil und der soziale Friede als Bedingung für bessere Geschäfte gewahrt (Homann und Blome-Drees , ; Homann , ). Um die Moralität des Rahmens und des gesamten Wirtschaftssystems zu sichern, wenden Homann und Blome-Drees ein scharfes Konsenskriterium an: Mitglied der Gesellschaft und genau genommen Vertragspartner des Welt-Gesellschaftsvertrags (Homann , ) müssen der durch den Rahmen vorgegebenen Wirtschaftsordnung im Prinzip zustimmen können (Homann und Blome-Drees , ff.). Sonst ist das Wirtschaftssystem eben keines zum wechselseitigen Vorteil aller (Homann , ). Jeder nicht berücksichtigte Akteur droht das gesamte System der Kooperation zu beenden, indem er bei geeigneten Dilemmastrukturen alle anderen zwingen kann, die Kooperation aufzugeben und Gegenausbeutung zu betreiben (Homann und Suchanek , ).

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