Wo das Glück auf Wellen tanzt - Diana Hillebrand - E-Book
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Wo das Glück auf Wellen tanzt E-Book

Diana Hillebrand

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Beschreibung

Ein traumhaft gelegenes Haus am See, ein geheimnisvoller Maler und eine junge Frau auf der Suche nach dem Glück: Diana Hillebrands Roman "Wo das Glück auf Wellen tanzt" ist warmherzig, anrührend und so entspannend wie ein Tag am See. Als die Journalistin Anna das Kunstwerk eines Malers in Händen hält, ahnt sie noch nicht, dass sie schon bald bei ihm einziehen wird. Doch sein idyllisch gelegenes Haus am See scheint genau der richtige Platz, um all die kleinen Glücks-Momente zu erleben, über die sie schreibt. Auch das nahe Café Komet und deren Besitzerin Halley sind Glückstreffer. Nur ihr Vermieter gibt ihr Rätsel auf: Er geht ihr aus dem Weg und hängt überall seine emotionalen Bilder auf – die alle ein- und dieselbe Ansicht des Sees zeigen. Welches Glück mag er verloren haben? Und kann Anna ihm helfen, es wiederzufinden? Ein einfühlsamer Roman über die Liebe, das Glück und den Sinn des Lebens. "Lieber J. L., ich weiß nicht, wie Sie das machen, oder besser gesagt Ihre Bilder. Aber ich kann nicht schweigen. Ich lese in Ihren Gemälden. Sie flüstern mir etwas von Einsamkeit in mein Herz. Vielleicht täusche ich mich. Sagen Sie es mir! Ich kann nicht malen. Ich kann nur Worte geben. Bitte. Nehmen Sie sie an! Anna"

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Diana Hillebrand

Wo das Glück auf Wellen tanzt

Roman

Knaur e-books

Über dieses Buch

Ein traumhaft gelegenes Haus am See, ein geheimnisvoller Maler und eine junge Frau auf der Suche nach dem Glück: Diana Hillebrands Roman »Wo das Glück auf Wellen tanzt« ist warmherzig, anrührend und so entspannend wie ein Tag am See.

Als die Journalistin Anna das Kunstwerk eines Malers in Händen hält, ahnt sie noch nicht, dass sie schon bald bei ihm einziehen wird. Doch sein idyllisch gelegenes Haus am See scheint genau der richtige Platz, um all die kleinen Glücks-Momente zu erleben, über die sie schreibt. Auch das nahe Café Komet und deren Besitzerin Halley sind Glückstreffer. Nur ihr Vermieter gibt ihr Rätsel auf: Er geht ihr aus dem Weg und hängt überall seine emotionalen Bilder auf – die alle ein- und dieselbe Ansicht des Sees zeigen. Welches Glück mag er verloren haben? Und kann Anna ihm helfen, es wiederzufinden?

Ein einfühlsamer Roman über die Liebe, das Glück und den Sinn des Lebens.

Inhaltsübersicht

Widmung1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel15. Kapitel16. Kapitel17. Kapitel18. Kapitel19. Kapitel20. Kapitel21. Kapitel22. Kapitel23. Kapitel24. Kapitel25. Kapitel26. Kapitel27. Kapitel28. Kapitel29. Kapitel30. Kapitel31. Kapitel32. KapitelEinige Wochen später …RezepteHalleys Brioches mit ErdbeereinschlagFocaccia mit RosmarinBrotsalatDankesworte
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Für

Martina und Andrea

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1. Kapitel

Frisch gewaschener Morgen. Der Tau setzt sich in feinen Tropfen auf die Giebel der braven Stadt. Ziegelrote, spitze Dächer, die am Horizont kratzen, und ein blassblauer Himmel, in dem schon das Versprechen eines milden Maitages liegt. Vereinzelt schimmert hier und da Licht hinter den Fenstern auf. Familienfrieden. Kaffeeduft. Barfuß durch die Wohnung laufen. Wach werden. Glück.

Anna klappte ihr Notizbuch zu und steckte es in ihre Umhängetasche auf dem Beifahrersitz. Sie blieb noch ein paar Sekunden im Auto sitzen und sah hinaus. In einem beleuchteten Schaukasten kündigte die Johanniskirche ihre Gottesdienste an. Die Laternen rund um die Kirche spendeten schwaches Licht. Langsam, ganz langsam verabschiedete sich die Nacht, um einem neuen Tag Platz zu machen. Diese Zeit zwischen Dunkelheit und Licht mochte Anna ganz besonders. Wenn sich die Silhouetten der Gebäude aus dem Schlaf schälten und das Gezwitscher der Vögel das lauteste Geräusch war. Anna zog den Zündschlüssel, griff nach ihrer Tasche und stieg aus.

Walderstadt hatte nicht einmal zwanzigtausend Einwohner und gehörte laut Glücksatlas zu den glücklichsten Städten in Deutschland. Lag es an der Überschaubarkeit dieser Stadt, die man weder als klein noch als groß bezeichnen konnte? Ein paar Bäcker, eine gut ausgestattete Stadtbücherei, Schulen, ein Rathaus mit einem Rundturm auf der linken Seite und üppigen roten Geranien vor den Kassettenfenstern, Cafés, Restaurants, mehrere Immobilienmakler, Tankstellen, eine hübsche Allee aus großen Platanen und der Eiler Bach, der gelegentlich über die Ufer trat. Die Einheimischen nannten ihn eigenwillig, weil er sich immer wieder neue Wege ins Bachbett spülte. Ihn zu begradigen wäre trotzdem niemandem in den Sinn gekommen. Genau genommen war Walderstadt eine Kleinstadt wie viele andere. Bedeutungslos für das Weltgeschehen, aber voll von Einzelschicksalen ganz normaler Menschen.

Nur einmal im Jahr stellten die Walderstädter ihre Haushalte auf den Kopf, schoben alte Töpfe zur Seite, krochen tief in ihre Kleiderschränke hinein, durchwühlten Dachböden, Keller und die Zimmer der Kinder und suchten mit ihren Trüffelnasen nach längst vergessenen Schätzen für den Trödelmarkt. Einen Trödelmarkt, der weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt war, weil er seinesgleichen suchte. Denn er bestand nicht nur aus einigen Holzbuden auf dem Stadtplatz, sondern der gesamte Ort verwandelte sich für drei Tage in ein lebendiges Handelszentrum. Dann wurden die Tore zu den Hinterhöfen weit aufgestoßen, und jeder, der wollte, konnte hereinkommen und sich aus dem Hausstand aussuchen, was zum Verkauf oder Tausch von der Familie freigegeben worden war. So kam es vor, dass die geschliffene Bleiglas-Vase der Oma nur zwei Häuser weiterzog und auf dem Kaminsims des Nachbarn ein neues Zuhause fand. Ein großer Teil des Handels untereinander wurde durch Tauschgeschäfte vollzogen. Lediglich die Besucher von außerhalb bezahlten für ihre Fundstücke. Sie kauften ein bisschen Geschirr hier und da, einen alten Stuhl oder eine Lampe und fuhren wieder nach Hause, meistens ohne die Seele dieses Marktes erspürt zu haben.

Die Walderstädter aber erlebten diese Tage wie ein äußeres und inneres Aufräumen, eine Grunderneuerung, die traditionsgemäß den Sommer einläutete. Ein allgemeines Glücksgefühl schien sich dann über die Stadt zu legen. Eine freudige Erregung, wie man sie kannte, wenn etwas Neues einzog und man sich von alten Dingen trennte. Man begegnete sich, blieb in der Tür stehen, begutachtete Handbemaltes, setzte sich, trank Kaffee und redete. Die Kinder drückten sich von Haus zu Haus und machten große Ohren. Drei Tage lang herrschte in Walderstadt ein gemeinschaftliches Treiben, und das hatte sich über die Jahre herumgesprochen. Noch war es ruhig, aber der Ansturm würde nicht lange auf sich warten lassen.

Anna schlenderte, die Hände tief in den Taschen vergraben, auf den Stadtplatz zu. Sie hatte es nicht eilig. Es ging ja erst los, und die professionellen Händler bauten noch auf. Stabile Holzbuden, die in ein paar Stunden von der Vergangenheit so vieler Menschen zeugen würden. Zerkratzte Pfannen, Teppiche, silberne Kerzenständer, Vasen, Keramik, Saucieren, Waschschüsseln, Spiegel, gerahmte Kunst – und an allem haftete das Leben. Vergangene Glücksmomente zum Anfassen. Anna wollte von Anfang an dabei sein, wollte den Geschichten begegnen, bevor sich später große Menschentrauben durch die Gassen schieben würden. Sie war noch in der Dunkelheit in München losgefahren. Doch nun war sie zu früh dran und fror. Anna zog die Jacke fester um sich, drehte sich unschlüssig im Kreis und steuerte dann auf das einzige hell erleuchtete Fenster in der Nähe zu: Lotto Otto. Sie lächelte.

»Hmm.« Der Mann hinter der Theke stützte sich mit den Ellenbogen auf eine Zeitung. Er blickte auf, als die Glocke an der Tür ertönte.

»Guten Morgen. Wie schön, dass Sie schon aufhaben!«, rief Anna.

»Kommt selten vor, dass um diese Uhrzeit jemand mit guter Laune hier reinkommt.«

»Tatsächlich? Also wenn ich jetzt noch einen Kaffee bekommen könnte, wäre ich sogar wunschlos glücklich.«

Der Mann, den Anna anhand seines Namensschildes als Otto ausmachte, deutete auf einen Kaffeeautomaten.

»Perfekt.« Sie schob einen Pappbecher unter den Auslauf und drückte auf die Taste Milchkaffee. Ohne sich umzusehen, spürte sie Ottos Blick in ihrem Rücken. Als der Kaffee durchgelaufen war, drehte sie sich um: »Sie werden es nicht glauben, aber ich war sogar schon einmal hier. In Ihrem Laden.«

Otto blickte von seiner Zeitung auf. »Sie? Das wüsste ich aber.«

Anna nahm einen Plastiklöffel und rührte ihren Kaffee um. »Doch, Sie wissen es nur nicht mehr. Es ist schon ein paar Jahre her. Mein Vater war dabei.« Sie schmunzelte. »Ich war ungefähr zehn, jetzt bin ich über dreißig.«

»Ach so«, sagte Otto. »Da hatte ich den Laden ja gerade erst eröffnet.«

»Und?«, fragte Anna.

»Und was?«

»Was ist in der Zwischenzeit passiert?«

Otto schnaubte. »Was halt so passiert in zwanzig Jahren. Ich bin älter geworden, meine Frau hat mich verlassen, Walderstadt hat eine Bürgermeisterin, und einmal hat einer bei mir richtig was gewonnen. Aber glücklicher ist er deshalb nicht geworden.«

»Nicht?«

»Nicht.«

»Dabei habe ich gelesen, dass die Menschen in Walderstadt zu den glücklichsten in ganz Deutschland gehören sollen.«

Otto zuckte mit den Schultern. »Man muss auch nicht alles glauben, was man liest«, sagte er dann und vertiefte sich erneut in seine Tageszeitung.

Anna probierte den Kaffee, der seinen Namen kaum verdiente. Die Pappe des Bechers setzte sich geschmacklich eindeutig durch.

»Ich bin übrigens nicht nur wegen des Marktes hier.«

Otto nahm die Zeitung beiseite. »Ach, nicht?«

Anna lächelte. Otto war wohl ein Freund weniger Worte. »Nein. Ich habe später noch einen Termin bei einem Makler. Vielleicht ziehe ich sogar hierher.«

Otto sah auf. »Spielen Sie Lotto?«

»Manchmal«, sagte Anna, »aber nur, wenn ich von Zahlen träume.«

»Na, dann sind Sie bei mir in bester Gesellschaft. Ich habe Kunden, die kommen nur, wenn ihnen eine Sieben oder eine Zwölf begegnet. Oder wenn der Postbote dreimal geklingelt hat.« Er nickte Richtung Fenster. »So, jetzt geht der Zauber draußen aber bald los. Für die besten Stücke sollten Sie sich langsam auf den Weg machen.«

Man hätte diese Bemerkung als freundlichen Rausschmiss deuten können, aber so dachte Anna nicht. Es gab Freunde, die nannten sie naiv oder sogar realitätsfremd. Doch so einfach war es nicht. Annas Antennen empfingen lediglich positive Signale. Sie wollte das Gute sehen. Mit aller Macht. Immerhin sicherte ihr diese Eigenschaft seit einigen Jahren ihren Lebensunterhalt. Hätte sie sich nur ein paar Minuten länger in Ottos Laden umgesehen, hätte sie mit Sicherheit in einem Magazin oder einer Zeitschrift einen Artikel von sich gefunden, den sie unter ihrem Pseudonym Julia Jupiter geschrieben hatte. Doch nun stand ein viel größeres Projekt auf ihrer Agenda, und Anna bekam ein bisschen Bauchschmerzen, wenn sie daran dachte. Sie seufzte und zwang sich, nicht weiter darüber nachzudenken. Sie hatte einen Plan. Erst einmal würde sie sich den Markt ansehen, so wie sie es vor vielen Jahren mit ihrem Vater schon einmal gemacht hatte, und danach, danach würde sie das Immobilienbüro Graf & Graf aufsuchen. Der Termin stand für den Mittag in ihrem Kalender. Wenn alles klappte, würde sie vielleicht schon bald eine neue Wohnung hier in Walderstadt beziehen können. Und wenn das geschafft war, dann würde sie sich endlich in Ruhe ihrem großen Ziel widmen können.

 

Anna verließ Ottos Laden und schob ihre Hand in die Jackentasche. Dort war der Zettel, der vom vielen Anfassen schon ganz weich geworden war. Um ihn vor dem völligen Zerfleddern zu bewahren, hatte sie ihn sogar einmal mit Klarsichtfolie verstärkt. Manchmal zog sie ihn heraus und betrachtete die kantige, winzige Schrift ihres Vaters.

Glück besteht in der Kunst, sich nicht zu ärgern, dass der Rosenstrauch Dornen trägt, sondern sich zu freuen, dass der Dornenbusch Rosen trägt.

Wenn sie die wenigen Worte las, klang seine freundliche Stimme in ihr wie ein fernes Echo nach. Es waren nicht seine letzten Worte gewesen. Anna hatte viel darüber nachgedacht. Wüsste man, dass man seine letzten Worte sprach, was sollte man dann noch sagen? Bleischwer würde das Gewicht dieser Worte wiegen. Jeder gut gemeinte Ratschlag, jeder Wunsch und jede Aufgabe konnte dann eine schwere Bürde für den Empfänger bedeuten. Soweit sie wusste, hatte ihr Vater keine letzten Worte für sie hinterlassen. Vielmehr hatte er jenes arabische Sprichwort in einem der unbedachten Momente aufgeschrieben, in denen man sich des Glückes gar nicht bewusst war. Am liebsten hatte Anna es, wenn sich der Zettel in der Innentasche ihrer Jacke direkt über ihrem Herzen befand. Dort, wo auch die Lupe steckte. Dann fühlte sie, wie die Wärme sich ausbreitete und ein wohliges Gefühl sie durchströmte.

Früher, als sich ihr Leben noch nicht in ein Davor und ein Danach aufgeteilt hatte, hatte sie über das Glück gar nicht nachgedacht. Sie hatte es mit der Selbstverständlichkeit eines Kindes gehalten, das sein Alter noch an seinen Fingern abzählen konnte. Sie lachte, sie tanzte, sie hüpfte und sie dachte, so würde es immer sein. Ein Leben voller Lichtpunkte und mit üppigen blühenden Rosen im Garten.

Heute trugen die Blumen in ihrem inneren Garten nur wenige Blüten. Doch mit der Sturheit eines Gärtners im Felsenmeer pflegte und hegte Anna ihn. Und mit jedem noch so kleinen Moment der Freude, mit jedem Lachen und vor allem mit dem Glück anderer erblühten neue, zartblättrige Rosen in ihrem Herzen. So war Anna zu einer beharrlichen Glückssucherin geworden.

 

»Suchen Sie etwas Bestimmtes?«

Anna, die auf dem Boden kniete, sah hoch und lächelte den Standbesitzer an. Rasch erhob sie sich. Sie war nicht verlegen, auch wenn der Mann sie gerade dabei ertappt hatte, dass sie das Gemälde mithilfe einer Kinderlupe eingehend betrachtet hatte. Sie ließ die Lupe zurück in ihre Jackentasche gleiten.

»Oh, wundern Sie sich bitte nicht. Ich schaue mir die Dinge nur gern sehr genau an, und das Bild hat was.«

Sie wies nach unten, wo sie ihren Fund wieder neben den antiken Spiegel gelehnt hatte.

»Stimmt«, sagte der Mann und stemmte seine Hände in die Hüften. »Und Sie haben Glück. Denn bei mir können Sie noch echte Schätze finden.« Er bückte sich, nahm das Bild hoch, und Anna konnte wieder nicht wegsehen. Das Gemälde strahlte etwas aus, was sie direkt ins Herz traf.

»Ach, ist es wertvoll?«

Der Händler lachte laut auf. »Das liegt wie immer im Auge des Betrachters. Es ist kein van Gogh oder so etwas. Aber es stammt von einem Künstler hier aus der Gegend, und soweit ich weiß, malt er nicht mehr. Es hat also Seltenheitswert.«

»Wie schade«, hauchte Anna, als der Händler ihr das Gemälde wieder in die Hand drückte. »Er sollte nicht aufhören zu malen. Das Bild ist fantastisch.«

»Sagen Sie ihm das, wenn Sie ihm begegnen. Aber sehen Sie es mal positiv: Dieses Bild von ihm können Sie für fünfzig sofort mitnehmen.«

Bei dem Preis zuckte Anna zusammen, doch es gelang ihr nicht, das Gemälde an seinen Platz zurückzustellen. Irgendwie hatte die Ausdrucksform des Malers sie vom ersten Moment an seltsam berührt. Atemlos und mit dem Gefühl, eine neue Welt zu entdecken, strich sie mit den Fingerspitzen über die Leinwand. Sie glitt an pastosen, kraftvollen Pinselstrichen entlang, ertastete Furchen, erforschte Erhebungen. Auf Farben hatte der Maler verzichtet, das Bild war eine Komposition aus Schwarz, Weiß und Grautönen. Anna musste keine Kunstexpertin sein, um zu erkennen, dass dies ein Meisterwerk war: Wie schwarze Seide spannte sich die Nacht über die Leinwand. Anna konnte den Wind regelrecht spüren, der in die Weiden griff und mit ihnen spielte, als wären es Harfen. Sie glaubte, die rauschende Melodie der Blätter und Gräser zu hören, und in der Mitte lag der nachtfarbene See ihrer Träume, der wie ein Onyx unter dem dunklen Himmel schimmerte.

Der Verkäufer beobachtete seine Kundin genau, während sie das Bild in ihren Händen hielt. »Also, ich an Ihrer Stelle würde es kaufen.« Er machte eine Pause, bevor er mit verschwörerischer Stimme weitersprach: »Wissen Sie, es ist nämlich so bei all diesen Sachen.« Mit einer Armbewegung beschrieb er einen Halbkreis in Richtung Stand. »Die Leute glauben, sie suchen sich etwas aus, aber in Wirklichkeit ist es andersherum. Die Dinge suchen sich ihre neuen Besitzer aus. Und Sie beide, also ich meine das Bild und Sie, Sie gehören zusammen. Das habe ich gleich gemerkt«, schloss er.

»Meinen Sie?« Es gefiel ihr, wie der Händler für seine vermeintlichen Schätze schwärmte.

»Natürlich glaube ich das. Denken Sie, ich erzähle Ihnen Märchen?«, fragte der Mann ein wenig beleidigt. »All das hier hat schließlich eine Seele. Jeder Schrank, jedes Spitzendeckchen und auch jedes Gemälde trägt seine Geschichte ja offen zur Schau. Sie müssen nur richtig hinsehen!«

Anna betrachtete die Szenerie, die sie nicht loslassen wollte. Der Künstler hatte eine samtene Dunkelheit eingefangen, die unendlich schön, gleichzeitig aber auch traurig wirkte. Es war, als hätte jemand die Zeit für einen winzigen Moment lang angehalten. Noch einmal zog Anna ihre Lupe aus der Tasche. Schwarz, Weiß, Grau und viele Schattierungen dazwischen mischten sich in den sanften Wellen, die über den See strichen.

»Ich nehme es.«

Der Verkäufer klatschte in die Hände und machte flott einen Schritt auf sie zu.

»Eine gute Wahl.«

Anna sah ihm in die Augen. »Ich glaube, es ist, wie Sie sagen. Nicht ich habe das Bild gefunden, das Bild hat mich gefunden.« Sie kramte in ihrer Hosentasche und fand einen Fünfziger.

Der Mann nahm das Geld und packte das Bild in Zeitungspapier.

»Hier. Viel Freude damit.«

Anna nickte und beschloss, ihre neue Errungenschaft erst ins Auto zu bringen, bevor sie sich weiter umsah.

Auf dem Rückweg über den Marktplatz entdeckte sie ein Café namens Komet, doch als Anna darauf zusteuerte, hielt sie eine lange Schlange davon ab, sich einen Platz zu suchen. Vermutlich hatte sie an diesem Tag auch keine Chance. Es sah hübsch aus, und Anna hoffte, sie würde wann anders eine Gelegenheit finden, dort einen Kaffee zu trinken. Cafés zogen Anna magisch an. In ihnen schlug das Herz einer Stadt, und nirgendwo sonst konnte man so leicht mit Menschen ins Gespräch kommen. Anna nutzte sie deshalb oft als Schauplatz für ihre Interviews. Es passierte, dass sich während eines Gesprächs gleich ein neues ergab, weil jemand am Nachbartisch zuhörte und sich einschaltete. Doch während des Trödelmarktes war alles überfüllt, und Anna wollte lieber noch ein bisschen weiter in den ausgestellten Stücken wühlen.

 

Vier Stunden später saß sie mit dem Gefühl eines Marathons in den Beinen auf dem Rand eines Brunnens. Sie hatte die Schuhe ausgezogen und rieb sich die Füße. Anfangs war sie noch systematisch vorgegangen und hatte sich Straße für Straße vorgearbeitet. Doch irgendwann war sie nur noch ihrer Nase gefolgt, und die hatte sie kreuz und quer durch die Stadt geführt. Doch so ein Gefühl wie bei dem Bild stellte sich nicht mehr ein. Anna sah auf die Uhr. In einer halben Stunde hatte sie den Termin bei Graf & Graf. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und suchte sich die schnellste Route. Dann machte sie sich auf den Weg, und mit jedem Schritt, den sie sich dem Maklerbüro näherte, klopfte ihr Herz ein bisschen schneller.

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2. Kapitel

Augenblick, mein Freund. Lass uns anhalten. Stehen bleiben und Luft holen. Mein Herz, es zittert in meiner Brust. Es kann hellsehen. Spürst du, wie einzigartig dieser Moment ist? Du, mein Augenblick, wirst mein Leben verändern. Nur ein winziger Schritt in eine neue Richtung, und alles danach wird anders sein. Ade, mein altes Leben. Nun werde ich dem Neuanfang mutig entgegentreten. Ein anderer Ort, eine neue Wohnung, ein Buch.

Anna schloss das Notizbuch. Sie hatte Übung darin, ihre Gefühle in Worte zu fassen. Ihre Aufzeichnungen halfen ihr dabei, sich der Dinge bewusst zu werden. Immer wieder kam sie darauf zurück, dass jede noch so kleine Entscheidung etwas veränderte. Anna stellte sich das Leben wie eine riesige Uhr mit vielen verschiedenen großen und kleinen Zahnrädern vor, die ineinandergriffen, sich drehten und damit wiederum weitere Rädchen bewegten. Manche der Zahnräder standen viele Jahre lang still. Wenn man nur eines dieser still stehenden Ritzel ein wenig anstupste, griffen unweigerlich andere Zahnräder ineinander, dann veränderte sich etwas im Inneren des Uhrwerks, während die Zeit weiterlief.

Sie holte tief Luft, dann betrat sie das Immobilienbüro Graf & Graf in Walderstadt in dem Wissen und in der Überzeugung, dass sie gerade ganz massiv an den Rädchen ihrer Uhr drehte.

 

Maximilian Graf trug die Haare etwas länger, als es der Mode entsprach, und die Jeans zum Sakko gaben ihm einen lockeren Anstrich. Einige helle Strähnen in den Haaren und die gebräunte Haut ließen vermuten, dass er gern draußen war. Ein Naturbursche, dachte Anna und dass sie bisher eine andere Vorstellung von Immobilienmaklern gehabt hatte. Dieser hier gefiel ihr. Ehrliche blaue Augen sahen Anna an, als er ihre Hand ergriff und herzlich schüttelte.

»Frau Thalberg. Ich freue mich, dass Sie da sind. Kommen Sie, setzen wir uns.«

Das Angebot nahm Anna nur zu gern an, denn ihre Füße taten immer noch weh. Graf bot ihr etwas zu trinken und ein paar Kekse an.

»Sie wollen also zu uns ins schöne Walderstadt ziehen?«

Anna nickte. »Ja, ich will weg aus der Großstadt, etwas mehr ins Grüne, aber mit guter Infrastruktur. Nicht zu abseits. Für meine Arbeit suche ich den Kontakt zu den Menschen.«

Graf zog die Augenbrauen hoch. »Darf ich fragen, was Sie beruflich machen?«

»Ich schreibe Beiträge für einige Zeitungen und Magazine. Vielleicht kennen Sie ja die Early Bird?«

Graf nickte und Anna sprach weiter.

»Aber jetzt habe ich mir was Größeres vorgenommen. Deshalb suche ich einen stimmungsvollen Ort, wo es ruhig ist, aber auch mit einer guten Anbindung an die nächste Stadt. Walderstadt wäre ideal.«

Maximilian Graf stand auf und nahm einige Mappen von seinem Schreibtisch. »Waren Sie denn schon einmal hier?«

Anna zögerte mit ihrer Antwort nicht lange, aber jemandem, der sie gut kannte, wäre vielleicht aufgefallen, dass sich ihre Miene ein wenig bewölkte. Vor allem ihre sonst hellgrünen Augen schienen zu einem etwas dunkleren Moosgrün zu wechseln.

»Ja, ich war schon einmal hier und ich habe Walderstadt in guter Erinnerung. Ich suche eine neue Wohnung, einen Platz, an dem ich in Ruhe an meinem Buch arbeiten kann.« Anna dachte an ihren Vater und fixierte die Tischplatte. Sie wollte sich zusammennehmen, sich nicht vom Sog der Erinnerung mitreißen lassen. Sie wusste, würde sie die Augen schließen, würde sie alles vor sich sehen. Es war ein heißer Sommertag gewesen und auch die Nacht hatte keine Abkühlung bringen können. Ihr Vater war leise in ihr Zimmer gekommen und hatte sie geweckt, indem er ihr sanft über die Wange strich. »Heute machen wir einen Ausflug«, sagte er an jenem Morgen und Annas Herz klopfte bis zum Hals. Sie packten ihre Rucksäcke wie für eine große Expedition. Taschenlampen, Fernglas, Lupen, warme Pullover und natürlich Proviant. Sie waren für alles gewappnet.

Als sie ihn ansah, wurde ihr warm ums Herz. Blaue Augen, umrahmt von vielen Lachfalten. Anna hatte seine wilden braunen Locken geerbt und noch einiges mehr, wie ihre Mutter so gern betonte. Damit meinte sie vermutlich seine unermessliche Neugier, die manchmal auch anstrengend gewesen war. Wer robbte schon mit einer Lupe im Garten herum? Von ihrer Mutter hatte Anna vor allem ihre außergewöhnliche grüne Augenfarbe mitbekommen. Aber was zählte das für ein Kind?

Ihr Vater war ihr liebster Spielkamerad gewesen. Sie hörte noch die Stimme ihrer Mutter, die so oft rief: »Manchmal glaube ich wirklich, ich habe zwei Kinder.« Vor allem wenn er sich mit Anna zusammen versteckt hatte, wurde ihre Mutter wütend. Dann verharrten Vater und Tochter mit angehaltenem Atem und pressten sich gegenseitig die Hand auf den Mund, um nicht laut loszulachen. Hinter einer Schranktür warteten sie darauf, dass ihre Mutter sie öffnete. Tat sie es, war der Teufel los. Es war das ganz große Glück gewesen, nur hatten sie es nicht gewusst.

»Na, dann kennen Sie die Stadt ja schon ein bisschen.«

Anna zuckte zusammen und sah Graf überrascht an. Sie brauchte nur eine Sekunde, um in die Gegenwart zurückzufinden. »Ja, sicher, ein bisschen schon, aber wie gesagt, das ist lange her.«

Der Immobilienmakler legte die Mappen auf den Tisch und setzte sich. »Gut, dann schauen wir doch einmal, was ich für Sie habe.«

Er hatte sich mit seiner Auswahl Mühe gegeben: eine Dachgeschosswohnung samt Dachgarten, eine lichtdurchflutete Wohnung in einem Zweifamilienhaus, eine etwas kleinere über einer Gärtnerei. Alle sehr charmant, hell und großzügig.

Anna hielt den Atem an. Graf hatte ihr in ihrem telefonischen Vorgespräch wohl nicht richtig zugehört, oder er wollte ihr etwas andrehen. Jedenfalls schien er ihre finanziellen Möglichkeiten weit zu überschätzen. Sie griff eine der Hochglanzmappen und blätterte darin herum. Graf beobachtete sie. Es war Zeit, die Situation zu klären.

Anna seufzte. »Also, lieber Herr Graf, das ist alles wunderschön, und ich würde in jede dieser Wohnungen vermutlich sofort einziehen, allerdings … übersteigen sie mein Budget bei Weitem.«

Wenn Graf enttäuscht war, ließ er es sich nicht anmerken. »Stimmt, über die Miete haben wir noch gar nicht richtig gesprochen.«

»Das Wichtigste«, sagte Anna.

»Ach, das würde ich so nicht sagen«, antwortete Graf freundlich, und Anna dachte, dass er leicht reden hatte. Vor dem Haus stand ein Sportwagen mit seinem Firmenlogo. »Wir müssen lediglich die Möglichkeiten abstimmen.«

Anna sah ein, dass es überflüssig war, um den heißen Brei herumzureden. »Meine Möglichkeiten sind beschränkt. Leider wird man vom Schreiben nur sehr selten reich. Jedenfalls bin ich es bis heute noch nicht geworden.«

Der Immobilienmakler machte eine wegwerfende Geste. »Sagen Sie das nicht, Frau Thalberg. Ihr Schreiben macht Sie vielleicht reicher, als ich es jemals sein werde.«

Seine Hausaufgaben als Verkäufer hat er jedenfalls gemacht, dachte Anna. Doch nun musste sie die Karten auf den Tisch legen. Sie hatte sich ausgerechnet, wie viel sie für ihre Traumwohnung ausgeben konnte. Es war mehr, als sie im Moment zahlte, aber ihre unsichere Auftragslage zwang sie dazu, vorsichtig zu wirtschaften. Ja, wenn das Buch einmal fertig war, dann würde es vielleicht anders aussehen. Aber nachdem Graf ihr die Mietpreise genannt hatte, schien der Traum vom großzügigen Schreibplatz mit Blick ins Grüne gerade in endlose Ferne zu rücken.

Graf war aufgestanden und hatte sämtliche schwarze Hochglanzmappen wortlos vom Tisch genommen. Anna sackte innerlich zusammen. Das war nicht nur niederschmetternd, sie schämte sich auch, dass sie den Immobilienmakler offenbar nicht eindeutig genug über ihre finanzielle Situation aufgeklärt hatte.

»Wissen Sie, ich könnte mir auch vorstellen, bei einer alten Dame im Haus zu wohnen und ein wenig im Garten zu helfen. Vielleicht nehme ich etwas Renovierungsbedürftiges, das ist auch kein Problem.«

Seine Antwort war ein bedächtiges Kopfschütteln, und Anna konnte die Aussichtslosigkeit mit Händen greifen, schon stand sie auf und wollte sich für Grafs Mühe bedanken, als sie seine Hand auf der Schulter spürte, die sie sanft nach unten drückte.

»Vielleicht habe ich doch etwas für Sie, aber es ist – speziell.«

»Spezielle Dinge sind meine Stärke.«

»Gut. Das ist gut.«

Er verließ den Raum und kam einige Minuten später mit einer weiteren Mappe zurück. Sie war rot. Mag ich eh lieber, dachte Anna und beugte sich über die Unterlagen. Was sie sah, ließ sie jedoch restlos am Verstand des Immobilienmaklers zweifeln.

»Wollen Sie sich lustig über mich machen?«, fragte sie.

Graf überging ihre Frage. »Schauen Sie sich den Grundriss an. Könnte Ihnen das gefallen?«

»Gefallen? Sie spielen mit meinen Gefühlen.«

»Das würde mir niemals in den Sinn kommen.« Der Immobilienmakler fixierte die aufgeschlagene Seite mit dem Grundriss und Anna verstand gar nichts mehr. Inzwischen war sie sich sicher, dass der Makler sich einen Scherz mit ihr erlaubte.

»Bitte schön, dann sagen Sie mir, wie ich mir diese Luxusherberge mit, mit einhundertzwanzig Quadratmetern und Seeblick leisten soll? Ich habe Ihnen doch gerade gesagt, dass …«

»Gefällt es Ihnen?«

»Hmpf.«

»Bitte, sagen Sie es mir.«

»Wollen Sie mich quälen?«

»Nein, ich bin Immobilienmakler.«

Anna sah dem Mann in die Augen und fand darin tatsächlich keine Spur von Spott. Es war unfassbar, aber er meinte es offenbar ernst.

»Natürlich gefällt es mir. Also, zumindest das, was ich hier auf dem Plan sehe. Großes Wohnzimmer, Garten, Küche, Schlafzimmer, Bad, Terrasse, alles ganz wunderbar.«

»Gut, dann zeige ich Ihnen jetzt einige Fotos.«

»Aber …«

Graf hob die Hand und unterbrach Annas Protest. »Warten Sie bitte noch einen Moment, Frau Thalberg. Ich erkläre Ihnen gleich, was es mit dieser ungewöhnlichen Immobilie auf sich hat, ja?«

Er blätterte um und zeigte Anna Aufnahmen einer voll möblierten Wohnung. Wohnküche, davor ein Gemüsegarten, Badezimmer mit Regendusche, Schlafzimmer, ein Himmelbett … und Wohnzimmer und Arbeitszimmer mit Blick ins Grüne. Anna stöhnte, das würde sie sich niemals leisten können. Egal welches Angebot ihr Graf gleich machen würde, es musste einen Haken haben, daran konnte es überhaupt keinen Zweifel geben. Sie wollte gehen, sich ein paar Gedanken machen. Bezahlbar musste die Wohnung sein. Vielleicht fand sie erst mal ein Zimmer zur Untermiete in Walderstadt … Graf blätterte unbeirrt weiter, während er die Vorzüge der Wohnung aufzählte: »Küchenmöbel im skandinavischen Stil, Holzofen im Wohnzimmer, Panoramaschiebetüren zur Terrasse hin und …«

Anna atmete scharf ein. Dieses Geräusch ließ Graf überrascht innehalten. »Was ist los? Geht es Ihnen nicht gut?«

Anna ließ sich auf den Stuhl zurücksinken und hielt sich die Hand vor den Mund. Graf sprang auf und reichte ihr ein Glas Wasser.

»Entschuldigen Sie, Frau Thalberg, Sie müssen mich ja wirklich für verrückt halten. Aber ich verspreche Ihnen, ich zeige Ihnen die Wohnung nicht ohne Grund. Ich werde Ihnen gleich …«

»Ach, halten Sie doch die Klappe!«

Graf öffnete den Mund, schloss ihn wieder, und Anna konnte sich lebhaft vorstellen, wie sie auf den Immobilienmakler gerade wirkte: wie eine Durchgeknallte aus der Stadt, die jetzt auch noch unverschämt wurde.

Umständlich stand Anna auf und griff nach ihrer Jacke. »Entschuldigen Sie. Bitte, warten Sie einen Moment. Ich muss … ich komme gleich wieder.«

Damit ließ sie den verdutzten Immobilienmakler stehen und eilte aus dem Büro. Sie sah seinen bestürzten Gesichtsausdruck, doch sie konnte jetzt keine Rücksicht nehmen. Wenn es so etwas wie Vorsehung gab, dann hatte diese soeben mit aller Macht zugeschlagen.

 

Den Weg zurück schaffte sie in Rekordzeit, und als sie die Tür zu Grafs Büro erneut aufstieß, hatte sie sich auch schon ein bisschen beruhigt. Der Immobilienmakler schien wie festgewachsen im Raum stehen geblieben zu sein und musterte sie mit äußerst nachdenklichem Gesichtsausdruck. Aber was er von ihr dachte, war Anna in diesem Moment völlig gleichgültig. Hastig riss sie das Zeitungspapier von dem Bild herunter und hielt es ins Licht.

»Na, sag ich’s doch!«

»Also, mir haben Sie noch nichts gesagt«, meldete sich Graf zu Wort. Mit verschränkten Armen stellte er sich neben sie. »Ach!«

»Sie erkennen es auch, nicht wahr?« Anna hielt das Gemälde so, dass er es sehen konnte.

»Ja, was für ein Zufall! Es ist genau dieser Blick hinaus in den Garten und auf den See, den ich Ihnen soeben bei meinem Objekt gezeigt habe.«

»Genau«, sagte Anna, nahm das Bild mit an den Tisch und blätterte in den Unterlagen. »Und jetzt verraten Sie mir bitte, was es damit auf sich hat.«

Graf räusperte sich. »Das wollte ich ja sowieso, denn wie ich schon andeutete, das Objekt ist ein spezieller Fall. Unter normalen Umständen hätte ich Ihnen die Wohnung gar nicht gezeigt, aber ich glaube, es könnte passen.«

Anna setzte sich, diesmal nicht auf den Stuhl, sondern auf das weiße Ledersofa in dem Büro. Während Maximilian Graf erzählte, betrachtete sie das Bild, das auf ihren Knien lag. So erfuhr sie, dass der Künstler selbst in jenem Haus wohnte, das Anna vorgestellt worden war.

»Er wohnt dort allein und sehr zurückgezogen unter dem Dach, wo er wegen der riesengroßen Panoramafenster perfekte Bedingungen für sein Atelier hat«, berichtete Graf. »Mich hat er damit beauftragt, einen geeigneten Mieter für die Erdgeschosswohnung des Hauses zu finden. Dieser Mieter soll alleinstehend, ohne Kinder und ohne Haustiere sein und keinen Krach machen. Und …« Hier machte Graf eine bedeutungsvolle Pause. »Er muss besagten Künstler absolut in Ruhe lassen!«

Anna erfuhr, dass der Mann keinen Kontakt jeglicher Art wünschte. »Stellen Sie sich am besten vor, er wäre gar nicht da«, schloss Graf. »Sie werden sich vermutlich sowieso niemals begegnen.« Anna zuckte mit den Schultern, all das machte ihr nichts aus. Sie wollte an ihrem Buch schreiben und keine Kaffeekränzchen abhalten.

»Dafür«, fuhr Graf fort, »bekommt dieser Mieter die Wohnung sehr günstig. Samt Einrichtung und zuzüglich der üblichen Nebenkosten …« Er schrieb eine Zahl auf einen Zettel und reichte ihn Anna. »Sie werden vermutlich nicht so schnell noch mal ein derartiges Angebot bekommen.«

Anna las, was auf dem Zettel stand, und dachte, endlich habe das Glück auch einmal in ihre Richtung gesehen. Sie griff sich an die Stirn und massierte ihre Schläfen.

»Sagen Sie mir, wo der Haken ist. Was ist das für ein Künstler? Ist er … normal?«

Graf lachte. »Ja, natürlich. So normal, wie Künstler eben sind. Ich kenne ihn, Sie werden keine Probleme mit ihm haben. Er möchte nicht, dass die Wohnung leer steht, hat aber sehr genaue Vorstellungen von seinem Mieter. Das ist alles.«

»Das ist alles?«, fragte Anna.

»Das ist alles, bis auf eine Kleinigkeit, die Sie aber vermutlich nicht stören wird. Bei dem Mietobjekt handelt es sich um eine Einliegerwohnung, das bedeutet aber nur, dass der Künstler den Flur als Galerie für seine Bilder nutzt.«

»Kann er in meine Wohnung?«, wollte Anna wissen.

Der Immobilienmakler winkte ab. »Selbstverständlich nicht, Frau Thalberg.«

»Dann ist ja alles in Ordnung«, sagte Anna und reichte Graf die Hand.

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3. Kapitel

Die Nahrung des Glücks ist der Glaube daran! Natürlich kann man alles ins Gegenteil verkehren und sogar das allergrößte Glück schlechtreden. Man kann es in seine Einzelteile zerpflücken und misstrauisch von allen Seiten betrachten, bis man nach einiger Zeit endlich ein paar dunkle Stellen findet. Mein Glück hat fünf Seiten, einseitig bedruckt, Schriftart Arial, die ich gestern unterschrieben habe. Danach habe ich mit Graf angestoßen. Auf dich, du mein glückliches Glück. Ich glaube an dich!

Bist du verrückt geworden?«

Anna stellte die Kaffeetasse ab. Sie hatte mit dieser Reaktion gerechnet und lächelte ihre Freundin an. Niemand kannte sie so gut wie Antonia, sie war unbarmherzig ehrlich. Sie kannte Annas Cellulitis und ihren monatlichen Zyklus, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Antonia war nicht nur ihre beste Freundin, sie war auch Frauenärztin.

»Weißt du, was das Schöne an dir ist, Toni? Du bist vorhersehbar. Ich hätte schwören können, dass genau dies deine ersten Worte sein würden.«

Sie übertrieb nicht. Schon auf dem Weg zurück nach München hatte Anna gewusst, was sie in der Wohnung ihrer Freundin erwarten würde. Antonia würde nicht verstehen, warum Anna ohne lange zu überlegen einen Mietvertrag unterschrieben hatte, der sie ins dreißig Kilometer entfernte Walderstadt verschlug. Es gab kaum einen Menschen in Annas Leben, dem sie mehr vertraute als ihrer besten Freundin. Genau deshalb sprach sie erst jetzt mit ihr, einige Tage nachdem der Vertrag unterschrieben war.

»Deine Hellsichtigkeit ist ja großartig, aber wäre es nicht schlauer gewesen, vorher mal mit mir darüber zu sprechen?«

»Warum?«

»Warum, warum. Weil ich dir abgeraten hätte!«

Anna schmunzelte. »Siehst du, genau deshalb habe ich nichts gesagt.«

Antonia sprang auf und lief in ihrer winzigen Küche hin und her. Da darin kaum mehr Platz als für einen kleinen Tisch, zwei Stühle und eine Einbauküche war, kam sie nicht weit. Anna musste sich zusammenreißen, um nicht laut zu lachen, ihre Freundin sah aus, als hätte sie jemand unter Strom gesetzt. Aber genau so war sie: immer schnell auf hundertachtzig, ein Hochleistungsmotor, 1,56 Meter, mit krausen Haaren und einer fast drahtigen Figur. Zäh, wenn es darauf ankam, sich durchzubeißen, und jederzeit in der Lage, sich trotz ihrer geringen Körpergröße Gehör zu verschaffen.

»Ja, und jetzt hast du unterschrieben und es gibt kein Zurück mehr.«

»Wenn du damit den Umzug meinst, ja. Aber das wolltest du doch auch, oder? Du hast selbst gesagt, ich soll das alles hinter mir lassen, vor allem Philipp, und irgendwo ein neues Leben anfangen.«

Antonia setzte sich wieder. »Ja, das wollte ich, aber doch nicht so. Zu so einem verschrobenen alten Künstler ziehen und dann auch noch in ein Kaff.«

Anna hob abwehrend die Hand. »Nun, die Entfernung hält sich in Grenzen. Und Walderstadt ist immerhin eine Stadt, wie der Name schon sagt, und ein alter Künstler unter dem Dach ist mir allemal lieber, als weiterhin in Philipps Wohnung zu bleiben.«

Antonia hatte sich etwas abgekühlt und sah Anna in die Augen. »Ja, du hast ja recht. Es macht mich halt misstrauisch, wenn jemand für so eine Luxuswohnung so wenig Geld haben will. Da ist doch was faul.«

Anna legte ihre Hand auf Tonis. Die kleinen Hände waren ihr so vertraut. Ohne hinzusehen wusste Anna, dass die Spitzen ihrer beiden Zeigefinger leicht nach außen wiesen.

»Mach dir keine Sorgen. Am besten kommst du einfach vorbei und verschaffst dir selbst einen Eindruck. Und wenn du erst mal meine hauseigene Galerie gesehen hast, dann wird der Künstler über jeden Zweifel erhaben sein. Der malt seine Seele auf die Bilder, Toni. Aber mehr verrate ich nicht.«

Wenn Antonia weitere Bedenken hatte, so verschwieg sie sie, und Anna war froh, Toni nun endlich alles erzählt zu haben. Sie klopfte sich auf die Knie. »So, jetzt muss ich aber los. Und du fährst mir ein paar Kisten in die neue Wohnung, ja?«

»Klar, ich mach das, wenn die Kids bei ihrem Papa sind.«

Und damit war die Sache perfekt.

 

Als Anna drei Wochen später ihren Mini in den Carport lenkte, war sie so aufgeregt wie an dem Tag, als ihr erster Artikel veröffentlicht worden war. Es war kaum zu glauben, aber jetzt war sie hier, mit den letzten Habseligkeiten aus ihrer, oder besser: Philipps Wohnung, den Resten eines alten Lebens, das sie hinter sich lassen wollte. Annas Hände zitterten, als sie die Haustür aufschloss. Sie schaltete das Licht ein und zog die Tür sofort hinter sich zu. Sie wollte das Gefühl des Ankommens auskosten. Immerhin führte dieser Flur in ihr neues Leben. Und es war kein normaler Hausflur, sondern die Hausgalerie eines begnadeten Künstlers, so wie es ihr der Immobilienmakler gesagt hatte. Anna staunte, bei der Besichtigung war ihr gar nicht richtig aufgefallen, wie geschmackvoll dieser Raum gestaltet war, mit einem dunkelroten Teppich und indirekter Beleuchtung. Anna nahm die Stimmung der Bilder in sich auf, bewunderte die feinen Striche, alle auch hier schwarz-weiß. Links und rechts an der Wand hingen die Gemälde in langen Reihen nebeneinander. Auf der rechten Seite wurden sie von einer Tür unterbrochen, die in Annas neue Wohnung führte. Über sie gelangte man direkt in das geräumige Wohnzimmer, von dort aus ins Büro, in die Küche und ins Schlafzimmer, dem sich das Bad direkt anschloss. Der lange Flur diente einzig und allein der Ausstellung des Künstlers. Seine Wohnung erreichte er über eine hölzerne Außentreppe. Maximilian Graf hatte ihr jedoch versichert, dass sie ihm nie begegnen würde. Außerdem hatte Anna von Graf einen Schlüssel erhalten, mit dem sie die Tür zu ihrer Wohnung abschließen konnte, wenn sie nicht zu Hause war.

Plötzlich fiel ihr ein, dass die Kartons noch draußen waren. Die Umzugskartons, die Toni wie versprochen am Morgen, noch bevor sie in die Praxis gefahren war, von München hierhergebracht hatte. Sie hatten ausgemacht, dass Antonia später am Tag wiederkommen und ihr beim Einräumen helfen würde.

Anna schleppte die Kisten in den Flur. Von da aus verteilte sie sie auf die einzelnen Zimmer. Im Wohnzimmer klappte sie den ersten Karton auf und warf ein paar blumengemusterte Kissen auf das Sofa. Es war das erste Mal, dass sie in eine voll möblierte Wohnung einzog. Doch wenn man es genau nahm, stimmte das gar nicht. Ihre bisherige Wohnung war ja auch komplett eingerichtet gewesen. Philipp hatte genaue Vorstellungen diesbezüglich gehabt, und Anna hatte in der Zeit ihres Zusammenseins kaum mehr als ein paar Kissen beigesteuert. Vielleicht war das schon ein schlechtes Zeichen gewesen. Das jedenfalls hatte Antonia oft behauptet: »Wenn er sich wirklich auf dich einlassen würde, dann würde man das sehen.« Aber Anna hatte abgewunken, Philipp mochte keine Veränderungen, schon ein neues Bild an der Wand stellte ihn vor eine emotionale Herausforderung. Wenn sie jetzt an ihn dachte, wurde sie doch ein bisschen traurig. Alles hatte so gut angefangen, sie hatten sich gut verstanden. Vielleicht zu gut. Es lief zu glatt, und irgendwann wurde Anna für Philipp eine Art Auffanggesellschaft. Wenn er abends erschöpft nach Hause kam, wollte er seine Ruhe haben, und sie war der alte Sessel, in dem er es sich gemütlich machte. Dabei hatte er ihre Bedürfnisse vergessen, und die Liebe war verkümmert. Wann war eine Beziehung zu Ende? Anna konnte es rückblickend genau sagen: Ihre Beziehung war zu Ende gewesen, als sie füreinander nur noch ein Möbelstück geworden waren.

Die paar Dinge, die sie aus der alten Wohnung mitgenommen hatte, waren schnell in ein paar Kisten verpackt gewesen. Nun begann ein neues Leben. Eine Wohnung, ein See, viel Platz und ein Buch, das zu schreiben war. Doch noch fühlte sich alles fremd an, und Anna ertappte sich dabei, ganz leise zu sein, so als ob sie die Bewohner nicht stören wollte. Sie lachte über sich selbst und zwang sich, ein paar laute Geräusche zu machen. Sie musste sich erst daran gewöhnen, dass sie nun hierhergehörte. So richtig glauben konnte sie es immer noch nicht. Aber das änderte sich mit jedem persönlichen Gegenstand, den sie auspackte. Auf dem ovalen Holztisch fand ihre silberne Obstschale Platz. Sie sortierte Bücher ins Regal und stellte die Lavalampe dazu, die ihr Toni vor Jahren geschenkt hatte. War es nicht sogar das erste Geburtstagsgeschenk von ihr gewesen? Den großen Buddha aus Holz stellte sie auf das Sideboard und davor eine goldene Lichtschale. Eine Hand der Figur zeigte die Erdberührungsgeste, mit der Buddha die Erde als Zeugin seiner Erleuchtung anrief.

In das lindgrüne Sofa hatte Anna sich vom ersten Augenblick an verliebt und sah sich dort schon an den Abenden sitzen, vor ihren Augen die herrliche Landschaft. Von nun an würde sie die Jahreszeiten sicher viel bewusster wahrnehmen.

Das Himmelbett im Schlafzimmer hatte sie von der Besichtigung ebenfalls noch gut in Erinnerung. Das Zimmer strahlte Reinheit aus und wirkte ein bisschen wie aus einem Möbelkatalog. Alles in Weiß. Die Vorhänge am Bett und am Fenster, der Teppichboden, die Nachttische zu beiden Seiten des Bettes, sogar der Baumstamm, dessen abgesägte Äste als Garderobenhaken dienten. Anna wusste noch nicht, ob sie das so lassen würde. Sie fischte eine üppig gemusterte Blumenbettwäsche aus einem Karton und bezog das Bett frisch. Viel besser. Dann öffnete sie das Fenster. Sofort gerieten die zarten Bettvorhänge in Bewegung. Anna ließ sich auf die Matratze fallen und fragte sich, wer hier wohl zuletzt geschlafen hatte. Es mochte einige Zeit her sein. Wie lange Maximilian Graf wohl nach einem Mieter gesucht hatte? Anna wusste immer noch nicht, warum er sich für sie entschieden hatte. War es Mitleid gewesen? Oder dachte er, Menschen, die schrieben, führten ein ruhiges Leben? Immerhin war sie schlau genug gewesen, ihm nicht auf die Nase zu binden, dass sie gelegentlich sehr laut Musik hörte, wenn die richtigen Worte nicht kommen wollten. Wenn nichts mehr ging, konnte Musik sie in jede erdenkliche Stimmungslage versetzen, aber eben nur, wenn sie laut war.

Sie sprang vom Bett und steuerte auf das angrenzende Bad zu, das mit seinem dunklen Schieferboden einen starken Kontrast zum weißen Schlafzimmer darstellte. Es gab keine Badewanne, aber eine ebenerdige Regendusche. Wunderbar.

 

Als es klingelte, war Anna sich sicher, dass das Chaos in den letzten Stunden nicht kleiner, sondern größer geworden war. Überall stand etwas herum, sie hatte komplett den Überblick verloren. Sie öffnete die Tür.

»Da bin ich wieder! Ich bin gerade mal ums Haus rum, das ist wirklich wunderschön hier.« Wie es ihre Art war, kam Antonia einfach rein. »Da hast du ja wirklich einen traumhaften Platz gefunden. Philipp würde blass werden, wenn er das sehen könnte … Ups!« Erschrocken legte ihre Freundin die Finger auf die Lippen. »Entschuldige, Anna, das wollte ich nicht.«

Anna zuckte mit den Schultern. »Ach, vergiss es, das Thema ist durch. Komm ins Wohnzimmer, dann siehst du die ganze Pracht.«

Antonia ließ sich nicht lange bitten. Ihre Reaktion war vorhersehbar. »Oh! Scheint so, als hättest du wirklich großes Glück, liebe Julia Jupiter.«

Anna lächelte. Es war typisch, dass Antonia sie gerade jetzt mit ihrem Pseudonym ansprach. Richtig, sie hatte diese wunderbare Wohnung gefunden. Doch beide wussten, dass das Glück Anna bisher auch gern einmal übersehen hatte. Sie knuffte ihre Freundin in die Seite.

»Willst du einen Cappuccino? Ich glaube, ich habe die Mokkamaschine und den Milchaufschäumer gerade irgendwo gesehen …«

Gemeinsam wühlten sie sich in der Küche durch die Kartons und fanden schon nach kurzer Zeit, was sie suchten. Milch und Espressopulver hatte Anna von zu Hause mitgebracht. Während sie Pulver in das Sieb löffelte und festdrückte, wurde Anna einmal mehr bewusst, dass ab heute diese Wohnung ihr Zuhause war. Das Gefühl elektrisierte sie. Sie fieberte dem Moment entgegen, an dem endlich alles an seinem Platz sein würde und sie in ihrem neuen Büro am Schreibtisch sitzen konnte.

Sie würde ein Buch über das Glück schreiben. Ihre Erfahrungen aus den Glückskolumnen würde sie gut darin unterbringen können, und sie wollte die Frage beantworten, was Glück eigentlich ausmachte. Wenn es nach Anna ging, dann sollte dieses Buch Menschen als Wegbegleiter dienen, um ihr Glück wiederzufinden oder überhaupt erst einmal zu erkennen. Sie hatte sich viel vorgenommen, und die Tatsache, dass sie bereits einen Verlagsvertrag unterschrieben hatte, machte die Sache nicht einfacher. Der Abgabetermin in sechs Monaten drückte, und sie hatte bisher nicht mal angefangen …

»Die Aussicht ist ja wirklich toll! Ich glaube, ich ziehe mit ein.«