Wunder warten überall - Stefan Weigand - E-Book

Wunder warten überall E-Book

Stefan Weigand

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Beschreibung

Denn das Gute liegt so nah

Wir brauchen nicht immer mehr, nicht einmal viel, sondern vor allem eins: das Richtige. Gerade durch die einfachen Dinge im Leben erfahren wir Klarheit und Ausgeglichenheit. Der Bleistift, der uns schon ein halbes Leben begleitet. Die selbst eingekochte Marmelade, die nach Sommererinnerungen schmeckt. Der Spaziergang im Frühling, der Geruch nach Erde und das plötzliche Gefühl von Aufbruch. All das kann uns zeigen, dass wir Teil eines großen Ganzen sind, dass es gut ist, wie es ist.

Dieses Buch ermutigt mit sinnlicher Gestaltung, seinen Lebensstil auf das Wesentliche zu fokussieren und dem einfachen Leben neu zu vertrauen. Es ist eine Einladung, die alltäglichen Schwierigkeiten als das zu erkennen, was sie sind: Momentaufnahmen. Schon hinter der nächsten Ecke kann das nächste Wunder warten. In den einfachen Dingen ist das Gute schon längst da, um uns herum, überall und jeden Tag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 90

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Warum die einfachen Dinge die kostbaren sind

Um Stille zu erfahren, Klarheit zu finden und achtsam zu leben, braucht es nicht viel – sondern nur das Richtige: Ein handgeschriebener Brief, ein Bleistift, der einen schon ein halbes Leben begleitet, oder die selbstgemachte Marmelade, die an den Sommer erinnert. Es sind die einfachen Dinge, die uns neu das Wunder des Alltags erzählen, überall und an jedem Tag.

Auf die einsame Insel würde Stefan Weigand seine Familie, ein schönes Buch und seinen Plattenspieler mitnehmen. Nach dem Theologie- und Philosophiestudium in Würzburg und Indien war er zunächst Sachbuchlektor in einem großen deutschen Verlag.

Seit mehreren Jahren führt er eine Agentur für Buch- und Webgestaltung und ist Konzeptionsberater für Buchprojekte. An ruhigen Abenden widmet er sich seinem Faible für Kunst, Literatur, Jazz und Indie-Musik. Er lebt in Schwäbisch Hall.

Die Natur kennt keine Nebensächlichkeiten. Sondern nur: Hauptsachen und Wichtiges. Im kleinsten Detail stecken die größten Wunder. Wenn schon eine Feder ein eigenes Wunderwerk ist, was ist dann erst der Rest unserer Welt?

Auf die einsame Insel würde Stefan Weigand seine Familie, ein schönes Buch und seinen Plattenspieler mitnehmen. Nach dem Theologie- und Philosophiestudium in Würzburg und Indien war er zunächst Sachbuchlektor in einem großen deutschen Verlag. Seit mehreren Jahren führt er eine Agentur für Buch- und Webgestaltung und ist Konzeptionsberater für Buchprojekte.

An ruhigen Abenden widmet er sich seinem Faible für Kunst, Literatur, Jazz und Indie-Musik. Er lebt in Schwäbisch Hall.

Stefan Weigand

Wunder

warten

überall

Die Wiederentdeckung

der einfachen Dinge

Kösel

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Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Copyright © 2020 Kösel-Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: Weiss Werkstatt München

Umschlagmotiv und Fotos Inhalt: © Stefan Weigand

Satz: dtp im Verlag

E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-25541-1V001

www.koesel.de

Inhalt

Prolog

Morgenlicht

Tonschalen

Quitten

Postkisten

Stille

Espresso

Schreibmaschinen

Kiesel

Bleistifte

Briefe

Schallplatten

Zeitungslesen

Notizbücher

Brot

Fensterbretter

Einmachgläser

Früh aufstehen

Nüsse knacken

Werkzeug

Fahrräder

Feierabend

Jahreszeiten

Buchhandlungen

Briefmarken

Spazieren gehen

Freitagessen

Mixtapes

Federn

Dankeschön

So wie du deine Tage verbringst,

so verbringst du dein Leben.

Annie Dillard

Prolog

»Sag mal Papa, in welche Richtung sind Schneckenhäuser eigentlich immer gedreht? Links oder rechts. Oder unterschiedlich?« Wir waren am Waldrand unterwegs und mein Sohn, damals im Vorschulalter, wollte noch ein leeres Weinbergschneckenhaus finden. Im Baumwollbeutel, den wir dabeihatten, sammelten sich schon Eicheln, ein Ast mit Flechten und zwei Steine mit besonderen Linien. Was man so eben findet. Ein oder zwei Schneckenhäuser fehlten noch. Aber in welche Richtung sie sich winden … Ich hatte keine Ahnung. Aber umso mehr war ich erstaunt, dass ich schon bestimmt tausend Schneckenhäuser in der Hand hatte – und trotzdem nicht sagen konnte, wie das genau ist. Dabei ist es doch ein ganz einfaches Ding, so ein Schneckenhaus.

Wie das eigentlich alles angefangen hat? Ich habe mich das oft gefragt, wie es dazu kam, dass scheinbar unscheinbare Dinge in unserer Familie nach und nach wieder an Aufmerksamkeit und Wertschätzung gewonnen haben. So viel Wahlmöglichkeiten als sechsköpfige Familie hat man nicht im Alltag. Man muss einfach gut durchorganisiert sein: Hier den Großen zum Sport bringen, dort noch schnell Einkaufen und dann nach Möglichkeit von unterwegs telefonieren, um zu vereinbaren, wie das mit dem Besuch am Wochenende aussieht. Ein fester Tagesablauf mit vielen Schauplätzen. Beruflich als Selbstständiger zu arbeiten und eine Agentur zu leiten, bringt noch mehr Verpflichtungen, Abgabetermine, Absprachen, Planungen. Es lief irgendwie und meist immer gut. Doch wie das so ein paar Jahre nach dem Studium ist: Die Zeit verging wie im Flug und alles klappte wirklich wunderbar – und doch hatte ich nach und nach den Eindruck, dass jeder Tag nur noch vor Bildschirmen stattfand oder eben mit dem Smartphone in der Hand. Dabei machte das das Leben nicht einfacher – im Gegenteil. Umso mehr man organisierte und managte, umso kleinteiliger und komplizierter wurde alles.

Vielleicht war es so wie bei Menschen, die von einer ganz reduzierten und minimalistischen Einrichtung träumen und dafür sämtliche Bildbände und Wohnmagazine zum Thema horten. Dann stapeln sich Bücher und Zeitschriften auf Tischen, sammeln sich in Regalen – und sorgen dafür, dass die Wohnung alles andere als minimalistisch ist. Der Wunsch nach weniger führt nur dazu, dass sich noch mehr ansammelt. »Mehr vom Gleichen hilft nicht«, sagt man dann.

Umso öfter stellte ich mir die Frage, was ich denn eigentlich brauche, um gut zu leben. Oder was ich anders machen sollte. Alles komplett ändern? Dreimal im Jahr eine Auszeit machen?

»Irgendwie muss ich mein Leben ändern.« – Nicht nur in Filmen ist mir dieser Satz schon häufiger begegnet; vielleicht habe ich ihn auch schon selbst gesprochen. Aber was ist das schon, »das Leben«? Das klingt wichtig (und ist es auch), aber wo beginnen? Die amerikanische Autorin Annie Dillard hat eine Art Antwort darauf formuliert: »So wie du deine Tage verbringst, so verbringst du dein Leben.« Als ich den Satz zum ersten Mal gelesen habe, hat er mir ganz schön Respekt eingeflößt: Weil alles auf einmal an Bedeutung gewinnt. Das Naheliegende, das unmittelbar Nächste, der Tag heute und morgen. Auch die Minute, die gerade läuft.

Zum Glück hat man dann Kinder und andere Menschen um sich, die einen so herrlich verunsichern und eben auf ihre Art auch mal fordern. Nicht nur in Sachen Schneckenhäuser, sondern etwa mit dem Wunsch, mal Marmelade zu kochen oder die Schreibmaschine auszuprobieren, die im Umzugskarton entdeckt wurde. Nicht jedes Mal war ich begeistert von den Einfällen. Aber dann war ich doch froh, wenn ich mich auf so manche Unbequemlichkeit eingelassen hatte und nach Jahren wieder einmal einen Brief von Hand geschrieben habe – statt der raschen Textnachricht mit Autovervollständigung.

Vieles von dem, was ich und wir da wiederentdeckt haben, ist für meine Eltern und Großeltern ganz normal; für die Generation, zu der ich gehöre, aber schon weit weg. Mir wurde deutlich, wie schnell Wissen und Selbstverständlichkeiten aus dem Alltag verschwinden. Dabei waren sie teilweise über Jahrhunderte hinweg fester Bestandteil. Ich habe mich dabei gefragt: Was passiert da eigentlich, wenn wir einfachen Dingen wieder Raum im Leben geben? Und: Warum halten sich manche Dinge, obwohl sie umständlicher oder eben alles andere als digital oder smart sind.

Was mir immer klarer wurde: Die Gegenstände, mit denen wir uns umgeben und die wir täglich in den Blick und in die Hand nehmen, prägen uns mehr als wir zunächst glauben. So wie wir die Welt um uns gestalten, gestalten wir auch unser Innerstes. Deshalb ist es eben nicht egal, was wir den ganzen Tag machen – und wie.

Es ist nicht egal, wie ich mit dem umgehe, was ich esse, was ich anziehe, welchen Themen und Geschichten ich Aufmerksamkeit schenke, wie viel Zeit ich mir für die Menschen nehme, die um mich herum leben. Weil alles, was ich nach außen tue, auch nach innen wirkt, also mich selbst betrifft. Und formt.

Unsere Welt ist mehr und mehr digital geprägt, Abläufe werden immer schneller und automatischer – und es sind großartige Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben. Ich schätze all das sehr und arbeite ja auch selbst täglich mit an dieser digitalen Welt.

Zugleich merke ich aber auch: Wenn das Leben komplett handhabbar geworden und alles verfügbar geworden ist, wird es seinen Zauber verlieren. Wie ein Gegenprogramm haben mich die einfachen Dinge gelehrt: Wir werden nie die Sehnsucht nach Gegenständen verlieren, die wir in die Hand nehmen können, die Präzision erfordern und Disziplin. Dinge, die uns fordern und manchmal auch umständlich und nicht komplett erklärbar sind – und gerade deshalb ihre Magie und Mystik entfalten.

Von solchen Dingen handelt dieses Buch. Es sind Fundstücke, die mir einfach so zufielen. Wenn sie mir so manch ruhigen Moment und die eine oder andere Klarheit im Leben gegeben haben, dann vielleicht auch Ihnen. Ich schenke sie gerne weiter.

Stefan Weigand

Morgenlicht

Abbiegen an der vertrauten Kreuzung. Dann vielleicht das Fahrrad wie immer am Eck anketten. Die letzten Meter auf dem Gehsteig, dann durch die Eingangstür noch ein paar Schritte ins Büro. Alles vertraute Griffe und Schritte. Egal ob der Weg zur Arbeit mit dem Auto, mit der U-Bahn, per Rad oder auch zu Fuß zurückgelegt wird, es läuft meist gleichförmig und fast wie von selbst ab. Wie ein inneres Räderwerk zieht es einen von einem Punkt zum anderen. Bis man da ist, wo man hinwollte.

Routine eben.

Mein Weg ins Büro ist ebenfalls so. Laptop, Isolierkanne mit Tee und das Notizbuch zusammenpacken – und kurz darauf sitze ich am Schreibtisch vor dem Bildschirm. Mal ist der Weg dorthin neblig, mal sonnig, mal muss ich durch den Regen sprinten. Irgendwie bin ich dabei gedanklich schon immer einen Schritt weiter: Die Mails checke ich schon mal von unterwegs und kann sortieren, was es zu tun gibt. Welches Projekt kommt als erstes dran? Was muss ich noch für einen Telefontermin vorbereiten? Halten wir den Zeitplan – oder soll ich doch gleich alles umorganisieren? Es ist eine Mischung aus Planung und Stressbewältigung, die mich da auf dem Weg begleitet.

Doch an diesem einen Tag sind diese Gedanken wie weggewischt, als ob jemand eine imaginäre Pause-Taste gedrückt hätte. Denn das Büro hat sich über Nacht verändert. Auf einmal sind da Formen auf dem Boden, die vorher gar nicht da waren. Längliche Schatten, dort ein Bogen, dazwischen Trapeze, die an Türen und Wände hochwandern. In spitzen und stumpfen Winkeln fallen Lichtstreifen über die Gegenstände und überqueren Dielenbretter. In den Tagen zuvor war das Licht nicht da, heute strahlt es. Weil die Sonnenstrahlen in einem Winkel in das Zimmer fallen, wie sie ihn in diesem Jahr noch nicht hatten.

Wunderschön.

Kein Wunder, dass Menschen schon vor Jahrtausenden keine Strapazen scheuten, um solche Augenblicke einzufangen. Gewaltige Steinblöcke wurden bewegt und zu Steinkreisen aufgestellt, Spuren in Felsen geritzt oder Himmelsscheiben aufwendig gegossen – um astronomische Daten und jahreszeitliche Konstellationen festzuhalten. Ich denke, solche Bauwerke und Vorhaben sind aber auch deshalb entstanden, um einfach besondere Augenblicke einzufangen. Zum Glück sind dazu nicht immer Granitfelsen oder aufwendige Steinformationen nötig. Es braucht eigentlich gar nicht viel. Im Büro reichen schlichte Kieferndielen, die alles andere als »astrein« sind, und ein geöffneter Fensterladen. Und natürlich: Licht.