Wunschlos glücklich - Sabine Bieberstein - E-Book

Wunschlos glücklich E-Book

Sabine Bieberstein

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Beschreibung

Der Wunsch, glücklich zu leben, ist zeitlos und universell. Nur die Wege, dies zu realisieren, waren und sind vielen Veränderungen unterworfen. Dieses Buch bringt moderne Antwortversuche mit Texten der Bibel in Verbindung. Von der Frage nach der eigenen Verantwortung für das Glück über das Glück der Liebe bis hin zum Anteil Gottes am Glück reicht die Spannweite, die durch psychologische Aspekte und das biblische Verständnis von Glück ergänzt wird. Die Beiträge sind so geschrieben, dass sie zur persönlichen Lektüre einladen. Die enthaltenen Bibelarbeiten setzen das Thema für die Arbeit mit Gruppen um.

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FrauenBibelArbeit

Herausgegeben vonSabine Bieberstein, Anneliese Hecht,Eleonore Reuter, Sonja Angelika Strube,Yvonne Thöne

Band 37

Wunschlos glücklich

Wo das Glück gründet

Herausgegeben vonEleonore Reuter

»Die Bibel verstehen und leben«FrauenBibelArbeitHerausgegeben von Sabine Bieberstein, Anneliese Hecht,Eleonore Reuter, Sonja Angelika Strube, Yvonne ThöneBand 37

© 2017 Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, StuttgartAlle Rechte vorbehalten

Für die Texte der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift© 2016 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart

Gesamtgestaltung: wunderlichundweigandHerstellung: Finidr s. r. o., Český Tĕšín

www.bibelwerk-impuls.deISBN 978-3-460-25317-9eISBN 978-3-460-51008-1

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Eleonore Reuter

ZUM THEMA

Alles Glück dieser Erde …

Konzepte vom Glück in der Bibel

Eleonore Reuter

Auf der Suche nach dem Glück

Denkanstöße aus psychologischer Perspektive

Anke Weidmann

BIBELTEXTE KONKRET

Gebete um den Hals

Glücksbringer: Käferamulette und andere „vierblättrige Kleeblätter“

Florian Lippke

„Glücklich allein ist die Seele, die liebt“

Biblisches Liebesglück

Yvonne Thöne

Der Weg zum Glück

Lebensweisheit in den Psalmen

Gabriele Theuer

„Nicht im Menschen gründet das Glück“

Das Buch Kohelet und das Glück

Elisabeth Birnbaum

Glücks-Zusagen

Mit den Seligpreisungen die Welt verwandeln

Sabine Bieberstein

„Beobachtet die Lilien des Feldes“

Der Aufruf zur Sorglosigkeit in der Bergpredigt

Sonja A. Strube

BIBELARBEITEN

Bibelarbeit zum Hohen Lied

Bibelarbeit zu Psalm 1

Bibelarbeit zu Kohelet

Bibelarbeit zu den Seligpreisungen

Bibelarbeit zu Mt 6,25–33

ANHANG

Herausgeberinnen, Autorinnen/Autor und Redaktionskreis

Abdrucknachweise

Vorwort

Wunschlos glücklich – wann sind Sie das zum letzten Mal gewesen? Wie fühlt es sich an, wunschlos glücklich zu sein? Was war da anders als sonst?

Vielleicht hat der Titel dieses Buches Fragen angestoßen, wo und wie in Ihrem eigenen Leben Glück vorkommt. Denn Glück ist ein Thema, das niemanden unbeteiligt lässt. Wer würde schon von sich selbst sagen, dass es egal ist, ob das Leben glücklich wird? Bei allen wichtigen Gelegenheiten wünschen wir ganz selbstverständlich „viel Glück!“

Ähnlich ist es mit den Wünschen. Alle Menschen sind wünschende Wesen und wer einen Wunsch äußert, ist schon einen ersten Schritt zur Verwirklichung des Wunsches gegangen. Ist es deshalb überhaupt gut, von „wunschlos glücklich“ zu sprechen?

In den alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat … Mit diesen Worten beginnen manche Märchen. Die Worte klingen voller Sehnsucht und es scheint so, als ob diese Zeiten lange zurückliegen würden. Automatisch denkt man an unerfüllte Wünsche und fragt sich, wie es ist, wenn das Wünschen hilft. Am Ende von Märchen erfährt man auch, wie sich das auswirkte. Denn oft hören Märchen mit den Worten auf: „Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.“

Angenommen, die gute Fee käme und gewährte drei Wünsche: Was würde ich mir wünschen? Bin ich nach drei Wünschen wunschlos glücklich?

Mit „wunschlos glücklich“ ist eine Steigerung von Glück gemeint, die jenseits aller Realität zu liegen scheint. Denn die Erfahrung lehrt, dass jeder erfüllte Wunsch auf der Stelle viele neue Wünsche hervorbringt. Ist es also schon etwas Besonderes, wenn man glücklich ist, so klingt mit „wunschlos glücklich“ die Sehnsucht nach vollkommenen Leben und nach Vollendung an. Wer wunschlos glücklich ist, ist schon angekommen. Alle anderen sind höchstens unterwegs dahin.

Dieses Buch ist kein Ratgeber darüber, was Sie tun können, um sich glücklicher zu fühlen. Vielmehr werden ganz verschiedene Facetten des Themas angesprochen und mit Aussagen der Bibel ins Gespräch gebracht. Auch wenn Sie hier keine Rezepte für mehr Glück finden, so enthält es doch Impulse für einen neuen Blick auf die Suche nach dem Glück.

In der Bibel ist nicht von wunschlosem Glück die Rede, sehr wohl aber von vollkommenem Leben und den Bedingungen, unter denen Leben gelingen kann. Im Buch Kohelet erfährt man, dass weder Geld, noch Macht, noch Bildung helfen, sondern die Erfahrung von Glück ein Geschenk ist, das wir nur dankbar annehmen können.

Zwischen der Zeit, in der die Bibel entstanden ist, und unserer Suche nach dem Glück liegen Jahrtausende. Trotzdem sind manche Erfahrungen ähnlich geblieben: Das Glück, das alle erleben, wenn sie sich verlieben – und diese Liebe erwidert wird. Geblieben ist auch der Versuch, mit Hilfe von Glücksbringern das Glück zu sichern, selbst wenn das heute mit vierblättrigen Kleeblättern oder Marienkäfern und nicht mehr wie in der Antike mit Mistkäfern geschieht.

„Jeder ist seines Glückes Schmied“. So, wie dieses Sprichwort heute teilweise zutrifft und teilweise falsch ist, sieht auch die Bibel den Anteil der Menschen am Glück kritisch. Glück ist nicht machbar, es ist aber auch nicht unabhängig vom Verhalten der Menschen.

Seit 75 Jahren erforschen Psychologen an der Harvard Universität in zwei Langzeitstudien mit über 700 Personen, wann Menschen sich glücklich fühlen. George Vaillant, einer der Leiter, fasst die Erkenntnisse etwa so zusammen:

•Glück ist, nicht immer alles gleich und sofort zu wollen, sondern sogar weniger zu wollen. Das heißt, seine Impulse zu kontrollieren und seinen Trieben nicht gleich nachzugeben.

•Die wahre Glückseligkeit liegt in der echten und tiefen Bindung an andere Menschen.

Mit anderen Worten: Nicht haben, sondern lieben macht glücklich. Das Leben wird erst mit anderen wirklich schön. Weder das glückliche Ereignis noch entspannte Wellness machen auf Dauer glücklich. Zwar ist beides nicht zu verachten, doch zielt die eigentliche Sehnsucht auf ein tieferes Glück, das bedeutet, mit dem ganzen Leben einverstanden zu sein. Wer ständig um die Steigerung der individuellen Lust kreist, scheint das Glück zu verpassen.

Auch hier ist die Bibel anschlussfähig: In der Bergpredigt werden Menschen als glücklich bezeichnet und Verhaltensweisen empfohlen, die nicht darauf zielen, wie ICH glücklich werde, sondern wie das Leben gelingt. Statt Glücksoptimierung ist es wichtiger herauszufinden, wie wir so miteinander leben können, dass das Glück der wenigen nicht zu Lasten des Glücks der Mehrheit gewonnen wird.

Bitte beachten Sie, dass die Bibelarbeiten, die methodische Vorschläge für die Gruppenarbeit mit den behandelten Texten enthalten, sich am Ende des Buches befinden. In der gemeinsamen Beschäftigung mit der Bibel und im Austausch darüber zeigt sich ihr ganzer Reichtum. Deshalb wünsche ich Ihnen auch gute Erfahrungen im Bibelgespräch zum Thema „wunschlos glücklich“.

Eleonore Reuter

ZUM THEMA

Alles Glück dieser Erde …

Konzepte vom Glück in der Bibel

Eleonore Reuter

Glück ist für die Menschen heute ein wichtiges Lebensthema. Fragt man Eltern, was sie sich am meisten für ihr Kind wünschen, nennen sie neben Gesundheit sicher auch, dass das Kind glücklich werden soll. Wer die Werbung aufmerksam betrachtet, wird sehen, dass sie zu einem großen Teil aus Glücksversprechen besteht. Für viele Menschen liegt der Sinn des Lebens darin, das Glück zu finden. Oft wird dabei unter Glück vor allem individueller Genuss verstanden, Wohlfühlglück sozusagen.

Dass das eine entscheidende Verkürzung ist, fällt erst auf den zweiten Blick auf. Denn ein sinnvolles Leben ist durchaus auch im Unglück denkbar. Die unausgesprochene, aber wirksame gesellschaftliche Übereinkunft, Sinn und Glück gleichzusetzen, führt zur Verpflichtung zum Glück. In dieser Sicht leben nur die richtig, die glücklich sind. Unglückliche Menschen haben ihr Leben verfehlt und müssen sich anstrengen, um glücklicher zu werden.

Der Philosoph Wilhelm Schmid spricht sogar von einem „Glücksdiktat“. Er sieht die Glückshysterie als den Versuch, einem tieferen Sinnmangel abzuhelfen. Die Menschen nennen es zwar „Glück“, meinen aber eigentlich „Sinn“. Wo Menschen mit ihrem ganzen Leben, also auch mit seinem wechselhaften Auf und Ab, zutiefst einverstanden sind, kann man mit Schmid vom „Glück der Fülle“ sprechen. Es gibt eine elementare Lust am Leben, die sich aus dem Glück, ergibt, auf der Welt zu sein, ohne dass dafür alles eitel Sonnenschein sein muss.

Wer bereit ist, für etwas Wichtiges alles zu investieren, sogar das eigene Leben, wird damit möglicherweise kein „Wohlfühlglück“, wohl aber Lebensfülle und Sinn erfahren.

Glück – ein seltenes Wort in der Bibel

In der Bibel kommt Glück dagegen auf den ersten Blick anscheinend kaum vor. Zumindest spielt das Wort „Glück“ keine große Rolle. In der Lutherübersetzung von 2017 gibt es 26 Stellen, an denen „Glück“, 15 Stellen, an denen „glücklich“ steht; keine davon im Neuen Testament. In der Einheitsübersetzung von 2017 sieht es mit 78 Belegen für Glück – keiner davon im NT – und 42 Belegen für glücklich – davon 3 im NT – ein wenig anders aus. Aber auch in dieser Bibelübersetzung ist Glück kein wichtiges Wort.

Die unterschiedliche Häufigkeit zeigt schon ein Problem an: Es gibt nicht die eine Vokabel im hebräischen (AT) oder griechischen (NT) Originaltext, die eindeutig mit „Glück“ übersetzt werden muss.

So kann man zum Beispiel das hebräische Wort tob, das „gut“ oder „schön“ bedeutet, manchmal auch mit „glücklich“ übersetzen. Und das Wort schalom meint mehr als Frieden, teilweise durchaus auch Glück.

Ein zweites Problem kommt hinzu. Nicht nur in der Bibel, auch in der Theologie insgesamt steht das Thema unter dem Verdacht, zur Ernsthaftigkeit eines religiösen Lebens im Widerspruch zu stehen. Die Probleme wie Leid, Ungerechtigkeit oder Not spielen eine sehr viel größere Rolle. Dagegen gilt das Streben nach Glück als egoistische Befriedigung individueller Bedürfnisse, die eines christlichen Lebens unwürdig sind. Doch das Gute nicht zu nennen, nur weil es auch das Schlechte gibt, ist keine Lösung.

Leben in Fülle – ein zentrales Thema der Bibel

Löst man sich jedoch von der Vokabel und berücksichtigt, dass Segen, Gnade, Heil genauso wie Glück das erfüllte, gelungene Leben meinen, dann ändert sich das Bild.

So ist die Frage, „Was muss ich tun, damit mein Leben gelingt?“, ein zentrales Thema der biblischen Weisheitsliteratur. Vor allem das Buch der Sprichwörter lässt sich als Sammlung von Antworten auf diese Frage verstehen. Allerdings prägen nicht theoretisch-abstrakte Überlegungen die Herangehensweise, sondern alltägliches praktisches Verhalten. Glück hat mit dem zu tun, was zum täglichen Leben notwendig ist: genügend Nahrung, gute familiäre und freundschaftliche Beziehungen, Gesundheit und ein langes Leben. Auch Öl und Wein, Freude am Fest werden als Fülle des Lebens gepriesen. Die ganze Schöpfung ist Grund, über das Geschenk des Lebens zu staunen. In Gen 1,31 wird sie mit „sehr gut!“ bewertet.

Glück, das Menschen zufällt

Die griechische Glücksgöttin ist Tyche, ihre römische Entsprechung Fortuna. Auf Bildern ist sie am Füllhorn zu erkennen, aus dem sie willkürlich Glück verteilt. Was dem Menschen zufällt, ist entsprechend von göttlichem Handeln abhängig, das zufällig und schicksalhaft ist. Ob eine Handlung, ja, ob das ganze Leben glückt, ist unberechenbar. Wie es ausgeht, ist letztlich nicht absehbar.

Die Bibel sieht das ganz ähnlich. Dass die eigenen Lebensbedingungen göttliche Zuteilung sind, bekennt z.B. Ps 16,5f: „Du bist es, der mein Los hält. Die Messschnur fiel mir auf liebliches Land. Ja, mein Erbe gefällt mir.“ Diese Zustimmung zum eigenen Leben verbindet sich in Ps 16 mit der Erfahrung, von Gott geborgen und gehalten zu sein.

Auf dem Hintergrund eines monotheistischen Gottesbildes ist jedoch nicht die Schicksalsgöttin verantwortlich, sondern der eine Gott. Dieser eine Gott wird mit den Begriffen „barmherzig und gnädig, langmütig und reich an Huld und Treue“ (Ex 34,6) charakterisiert und steht damit im Gegensatz zum launischen Schicksal. Es ist ein Glück, das nicht zufällig ist, weil Gott zuverlässig ist. Glück, als Erfüllung von allem Wollen und Streben, findet dieser Mensch bei Gott: „Mein ganzes Glück bist du allein“ (V. 2). Glück kommt hier als mystische, innere Erfahrung, die die ganze Existenz prägt, in den Blick.