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Der Protagonist Roman, der sich selbst eigentlich als Devoter sieht, erhält im BDSM-Club Rote Lilie unerwartet die Möglichkeit, die Wege eines dominanten Herren zu beschreiten. Dafür wird ihm zu Übungszwecken eine überraschend rebellische Sub anvertraut, die sich bislang noch niemandem gegenüber wirklich geöffnet hat. Er stellt sich der Herausforderung und ergreift die Chance, durch diese Frau die Kunst der erotischen Spiele zu erlernen. Obwohl sie einander näher kommen, wissen Roman und die Frau dennoch, dass diese nicht die wirklich geeignete Sub für den heranreifenden neuen Meister ist. Und tatsächlich ist da auch schon jemand anderes, den Roman interessant findet.
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Seitenzahl: 211
Veröffentlichungsjahr: 2022
Andy Lyebhart
… wohnt in Weida, Thüringen, träumt gerne und viel. Er schreibt schon seit seiner Schulzeit, und hofft irgendwann einmal eines seiner Bücher in den Regalen eines Buchhändlers zu entdecken.
Andy Lyebhart
zärtlicher Meister
Teil 1 - devote Rebellin
Impressum
Copyright: ©2022 Andreas Gebhardt
Künstlername: Andy Lyebhart
Alle Rechte vorbehalten.
Autor: Andy Lyebhart
Twitter: @lyebhart2andy1
Druck und Distribution im Auftrag:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany
Covergestaltung:
Nadja Däubler-Schwieger | @MichelleETenner - Twitter
Bildnachweise: ©YKvisual, ©Alenavlad, ©Christina Henningstad |
Shutterstock.com; ©Meokonxd, ©designbyme, ©kucingpink |
CanvaPro
ISBN Softcover:
978-3-347-74516-2
ISBN e-Book:
978-3-347-74517-9
Diese Geschichte ist ein Werk reiner Fantasie. Sämtliche Ähnlichkeiten mit realen Personen, Handlungsabläufen und Orten sind rein zufällig und waren nicht vom Autor beabsichtigt.
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist allein der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autoren unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie.
Detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.
Inhaltsverzeichnis
1 - Ein verlockendes Angebot
2 - Die namenlose Sub
3 - Das Kennenlernen
4 - Meister Cortés
5 - Pärchentag
6 - Wachsendes Vertrauen
7 - Die Party
8 - Yasmin
9 - Die Dominanz meiner Sub
10 - Die Bedingung der Lady
11 - Heiße Bestrafung
12 - Die Erkenntnis
1
Ein verlockendes Angebot
Montag, 4. Mai 2020, morgens …
Der Wecker klingelte. Er riss mich aus einem wunderbaren Traum. Müde schob ich einen Arm unter meiner Decke hervor, tastete den Nachttisch nach dem lärmenden Objekt ab. Als ich es fand, drückte ich die Schlummertaste.
„Noch zehn Minuten …“
Sofort döste ich wieder weg, wurde dann aber unerwartet von lautem Klopfen geweckt. Ich hob den Kopf, die Decke rutschte herunter. Das Licht brannte schmerzhaft in meinen Augen.
Erneut erklang lautes Klopfen von der Tür.
„Roman, steh auf jetzt!“
Ich blinzelte gegen die Tränen an. Mein Blick streifte den Wecker, und ich erschrak.
Es war sieben Uhr fünfzig. Ungläubig blickte ich auf die in blassem Rot leuchtenden Zahlen. Scheinbar hatte ich anstatt der Schlummertaste die Aus-Taste erwischt.
„Scheiße!“
Ich warf die Decke zurück, als ich erneut das Rufen vor der Tür vernahm.
„Ich bin wach“, gab ich zurück. „Bin gleich unten.“
„Zeit wirds auch!“ Die Stimme meiner Schwester klang genervt. „Mama wartet.“
Ich eilte ins Bad, spülte mir mit einer Ladung kalten Wassers die letzte verbleibende Müdigkeit aus dem Kopf. Ein kurzer Blick in den Spiegel zeigte, dass mein inzwischen ansehnlicher Bart mal wieder einer Stutzung bedurfte. Aber heute war es nun leider nicht mehr möglich.
Nachdem ich mich abgetrocknet hatte zog ich rasch T-Shirt und Hose an, und eilte hinunter ins Erdgeschoss.
Am Fuß der Treppe stand meine Mutter. Sie blickte mich finster an. „Wenn du nochmal verpennst, gibts ne kalte Dusche statt Klopfen.“
Ich nickte, musste mir aber ein Kichern verkneifen. Es war nicht das erste Mal, dass sie mich mit diesen Worten begrüßte.
„Ich hab dich auch lieb, Mama“, sagte ich und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
Sie gab mir einen leichten Klaps auf den Hinterkopf, aber schloss mich dann in die Arme.
„Denk dran, dass du von jetzt an Jenny zur Uni bringst“, ermahnte sie mich.
Meine jüngere Schwester meldete sich aus der Küche: „Wenn ich zu spät komm, bist du schuld!“
„Jaja.“
„Und fahr vorsichtig“, ergänzte meine Mutter. „Ich muss jetzt los. Bis heut Abend. Und benehmt euch, alle beide!“
Nach diesen Worten schenkte sie uns ein Lächeln, so wie jeden Tag. Dann verließ sie das Haus.
Ich ging in die Küche, nahm eine Tasse aus dem Schrank und füllte etwas Kaffee hinein. Das Thema Frühstück hatte sich durch mein verspätetes Aufstehen erledigt, aber der Kaffee musste einfach sein.
Jenny saß am Küchentisch, tippte auf ihrem Handy herum. „Lange Nacht gehabt?“, fragte sie frech, ohne aufzublicken.
Ich erwiderte nichts.
„Hast du wenigstens Erfolg gehabt?“ Sie legte ihr Handy beiseite, blickte mich abschätzend an. „Eher nicht, oder?“
„Ja, das Spiel ist halt schwer.“, erwiderte ich und trank den bereits in der Glaskanne abgekühlten Kaffee. Danach spülte ich die Tasse aus und stellte sie dann umgedreht auf das Abtropfgitter.
„Wusst ich's doch“, grinste meine sieben Jahre jüngere Schwester.
Seit sie nun achtzehn Jahre alt war, hatte sie gelernt, wann sie sich mir gegenüber im Vorteil befand. Und was Videospiele betraf steckte mich Jenny ohnehin locker in die Tasche.
„Kannst mir ja ein paar Tipps geben“, schlug ich grinsend vor.
„Nö.“, gab sie locker zurück. „Da musst du selbst durch.“
Ich lachte leise. „Hast du deine Tasche schon fertig?“
Sie deutete in den Flur.
„Okay. Ich zieh mich noch rasch um, dann fahren wir los.“
Der Verkehr auf der zentralen Hauptstraße war wie immer anstrengend. Jeder Besitzer eines Fahrzeugs schien um diese Uhrzeit unterwegs zu sein, manche in Richtung Arbeit, andere schon wieder auf dem Heimweg.
Mir schien es, als würde ich einem geheimen Rhythmus folgen, während ich immer wieder bremsen und anfahren musste.
„Die sind wohl auch alle zu spät aufgestanden“, kicherte Jenny auf dem Beifahrersitz.
„Schweig!“, sagte ich mit gespielter Bosheit.
Ich mochte meine kleine Schwester. Diese freche, provokative Art war schon immer ein Teil von ihr, brach jedoch in den letzten drei Jahren immer öfter aus ihr heraus. Sie wurde zur Frau und wusste sich zu behaupten.
Auch körperlich hatte sich das vormals dickliche kleine Mädchen geradezu verwandelt. Dies war auch den jungen Männern in der Nachbarschaft und den Studenten der Brecheneier Universität aufgefallen.
Mama und ich machten uns immer Sorgen, wenn sie mal wieder später nach hause kam. Aber immer unbegründet. Sie konnte sehr gut auf sich selbst aufpassen.
„Und du holst mich dann auch nachher ab?“, fragte sie mit einem Blick zu mir.
„Nach meiner Schicht. Wie abgesprochen.“
Sie nickte.
Als wir den Parkplatz vor der Uni erreichten knurrte ich einen leisen Fluch. Es war kein einziger Platz mehr frei.
„Ich spring schnell raus“, sagte Jenny lachend und löste den Sicherheitsgurt.
Nervös blickte ich mich um.
Auf der Fahrerseite bewegte sich der Verkehrsstrom langsam, aber unaufhaltsam. Die Beifahrerseite schien frei, nur ein paar Radfahrer zogen gemütlich dahin.
„Na gut“, sagte ich. „Sei vorsichtig. Und viel Spaß am ersten Tag des Semesters.“
Sie hatte die Autotür bereits geöffnet und drehte sich noch einmal um. „Und du sei fleißig!“, mahnte sie.
„Das bin ich immer.“
Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, und durch das kunstvoll verzierte Metalltor auf das Universitätsgelände gegangen war, ordnete ich mich wieder in den dahingleitenden Strom der Fahrzeuge ein.
Die Fahrt zu meiner Arbeitsstelle dauerte für gewöhnlich nur eine halbe Stunde. Doch das war durch den Umweg zur Universität nun vorüber. Knapp eine Stunde mehr würde ich fortan für die Strecke brauchen.
Aber dies hatten meine Eltern und ich so abgemacht, als Bedingung dafür, dass ich den Wagen erhalten hatte. Ich fuhr meine Schwester zur Uni, und durfte dafür den Zweitwagen nutzen, wann immer ich ihn brauchte. Diese Erlaubnis hatte ich zwar auch vorher schon gehabt, aber seit Mama den neuen Job hatte, war es einfach günstiger für sie, wenn ich den Chauffeur für Jenny spielte.
Die Absprache mit meinem Vorgesetzten war auch gut verlaufen. Mein Arbeitsbeginn war um zwei Stunden nach hinten verlegt worden. So schaffte ich es, trotz des Umwegs, stets pünktlich zu sein.
Während ich im stetigen Rhythmus von Gasgeben und Abbremsen durch die Stadt rollte, wuchs meine Anspannung. Es war jeden Tag dieselbe aufregende Vorfreude.
Die Beschäftigung, der ich nachging, war mir von meinem ehemaligen Kommilitonen Tim vermittelt worden. Bei einem Besuch hatte er einen Blick auf meine DVD-Sammlung geworfen, die zu einem Großteil aus erotischen Schmuddelfilmchen bestand.
„Interessiert dich sowas?“, hatte er gefragt.
„Was denkst du denn?“
Er hatte einen Film aus dem Regal gezogen, und mir das Cover gezeigt. Eine Frau, gefesselt, die sich wohlig auf einem Bett räkelte.
„Wirklich?“ Tim's Blick hatte seine Neugier gezeigt.
„Willst du den ausleihen?“
Er hatte die Hülle an ihren Platz zurückgestellt und mich angesehen. Er schien zu überlegen.
„Wie geht eigentlich deine Jobsuche voran, Roman?“
„Frag nicht. Bitte.“
Dann hatte Tim gelacht und mir einen Vorstellungstermin in Aussicht gestellt. In einem Club, den er regelmäßig besuchte.
Meine Fragen bezüglich dieses Clubs hatte er lässig beiseitegeschoben. Aber er hatte die Summe genannt, die ich monatlich erhalten könnte. Es war eine ansehnliche Menge Geld, die mich natürlich sofort von jeglichem Zögern befreit hatte.
Und nun war ich seit einem Monat dabei.
Die Tätigkeiten, die ich zu erledigen hatte, wechselten wöchentlich und machten Spaß. Letzte Woche hatte ich an der Bar ausgeholfen, und sogar ordentlich Trinkgeld erhalten. Für diese Woche war ich dem Putztrupp zugeteilt worden.
Der stetige Wechsel brachte zwar nicht immer eine wirkliche Verbesserung, aber es war der natürliche Lauf der ungelernten Arbeitskräfte in der Roten Lilie.
Das für mich eigentlich Interessante waren ohnehin die Gäste, die täglich in dem Etablissement ein und aus gingen. Die Besucher waren zahlreich, kamen meist zu zweit, manchmal auch in Gruppen.
Ihre Aktivitäten zu beobachten war ungemein reizvoll. Zu gerne wollte ich wenigstens einmal mitmachen.
Das hatte ich auch Tim mitgeteilt, der mich dann einem anderen im Club aktiven Mann vorgestellt hatte. Nach einem kurzen Gespräch war ich nicht mehr nur ein Angestellter, sondern obendrein ein Mitglied des sogenannten Sub-Pools geworden.
Damit hatten die komplett neuen Erfahrungen für mich begonnen.
Das ehemalige Industriegebiet, am Stadtrand von Brechenei, wirkte seit einiger Zeit wieder belebt. Verschiedene vormals leerstehende Gebäude waren modernisiert worden, und wurden nun von einigen in der Stadt ansässigen Firmen als Bürogebäude oder Lagerhallen genutzt.
Im Schritttempo fuhr ich durch die verwinkelten Straßen. Mein Ziel lag am hinteren Ende des weitläufigen Industriegeländes.
Einige auf den Grünflächen arbeitende Personen beobachteten meinem Wagen kurz, setzten dann aber ihre Arbeit fort. Vielleicht dachten sie, dass ich etwas von ihnen wollte, als ich mich näherte.
Die große Lagerhalle, die von dem Club Rote Lilie als Parkhaus genutzt wurde, hatte vor zwei Wochen einen neuen weißblauen Außenputz erhalten. Sie schimmerte sanft im Licht der Vormittagssonne.
Drinnen herrschte das mir bereits vertraute dämmrige Licht. Ich fuhr meinen Wagen auf den mir zugeteilten Parkplatz im hinteren Bereich des weitläufigen Gebäudes.
Angenehm kühle Luft umschmeichelte mich, als ich durch die noch fast leere Halle zu der Metalltür ging.
„Auch schon da?“ Tim's Stimme klang fröhlich, wie jeden Tag.
Er saß auf einer kleinen Bank, die neben der Tür stand, durch welche die Angestellten des Clubs direkt in den Umkleideraum kamen.
„Erster Tag des neuen Semesters“, erklärte ich.
Tim nickte verstehend.
Ich hatte ihm am Vorabend eine Nachricht geschrieben, dass ich ab heute später anfangen würde. Die familiäre Pflicht ging eben vor.
„So allein heute?“, fragte ich und sah mich um. „Wo ist Vi?“
„Die muss sich noch umziehen.“, grinste er. „Hab ihr ein neues Kostüm mitgebracht.“ Sein verschlagener Blick genügte, damit ich die Anspielung verstand.
Die Tür öffnete sich, und eine junge Frau im Katzenkostüm trat heraus. Als sie mich sah lächelte sie leicht, nickte mir zu.
Ich erwiderte den wortlosen Gruß.
Tim, der sich bequemer hingesetzt hatte, deutete auf eine Stelle vor sich. Die junge Frau trat vor ihn und drehte sich langsam, so dass er sie ausgiebig betrachten konnte.
„Perfekt“, lobte er.
Nickend stimmte ich zu.
„So, ich muss dann jetzt aber anfangen“, sagte ich und trat auf die Tür zu.
Bevor ich hineinging warf ich noch einen Blick zu Tim und der Frau. Diese hatte sich vor ihn hingekniet, blickte ihn beinahe sehnsüchtig an. Tim hatte sich vorgebeugt, hatte seine Hände an ihre Wangen gelegt.
Schmunzelnd betrat ich den kurzen Gang, der zum Umkleideraum führte.
Ich wusste, dass die beiden nun eine Weile nichts anderes tun würden als einander anzublicken. Es war Tim's Art als Dom, ein dominanter Meister, auf diese Weise mit seiner Sub, der devoten, unterwürfigen Vi, zu verfahren. Ein Spiel, welches ich bereits öfter hatte verfolgen können.
Im Umkleideraum trat ich an meinen Spind, nahm die beiden Utensilien heraus, die mir von meinen Vorgesetzten überreicht worden waren.
Ein braunrotes Lederhalsband mit einem metallenen Clip in Form einer Lilie, welches mich als unabhängig und frei kennzeichnete. Jeder Angestellte der Roten Lilie trug dieses Schmuckstück.
Aber das für mich wichtigere Accessoire war ein ledernes Armband, schwarz mit zwei weißen Streifen. Dies war das Zeichen eines Pool-Subs, welches mir verliehen worden war.
Diese Institution innerhalb des Clubs ermöglichte es Interessierten, sich als Devoter auszuweisen, als verfügbar für jeden Dom, der dem Club angehörte.
Pool-Subs waren für gewöhnlich einfach Devote, die bisher keinem Dom gehörten, oder auch von ihrem Dom dem Pool hinzugefügt wurden, wenn er selbst gerade keine Zeit zum Spielen hatte. Sie waren dann für andere Doms verfügbar, die sie bei Interesse mieten konnten.
Ich selbst war nun seit etwa zwei Wochen dem Pool zugehörig. Es hatte auch schon Gespräche mit einigen Doms gegeben. Aber bisher hatte mich noch niemand gemietet, was mich schon irgendwie nervte.
Anfangs dachte ich, dass es an der Markierung auf dem Armband lag. Zwei weiße Streifen hießen, dass ein Sub noch neu und unerfahren war.
Doch genau das zeichnete eigentlich jeden neuen Sub aus. Die wenigsten wussten zu Anfang, was sie wollten. Sie mussten dies erst noch selbst herausfinden. Und dabei half eben ein Dom.
Dieses darauf warten, hoffen einem interessierten Dom aufzufallen das war wirklich nervig.
Aber die Arbeit half dabei, sie lenkte mich ab.
Als ich aus dem Umkleideraum in den Vorraum trat, blickte der Portier auf. Er winkte mich zu sich.
„Die Tanzfläche muss geputzt werden“, wies er mich ein. „Deine Kollegen haben schon angefangen.“
Mit einem freundlichen „Danke!“ eilte ich durch die Tür, die erst in einen abgedunkelten Ruheraum und dahinter in den großen Saal des Clubs führte.
Nur einige wenige Paare waren um diese Uhrzeit hier. Das war oft so, auch wenn der eigentliche Reiz für die Mitglieder am Spiel in der Menge lag.
Auf dem Weg zur Tanzfläche, die in der Nähe der Bar lag, verfolgte ich kurz das Spiel einer weiblichen Dom mit ihrem Sub. Dieser hatte sich in Fötusstellung auf die Seite gelegt, den Kopf in ihrem Schoß. Sie streichelte ihn zärtlich, summte eine leise Melodie.
Ein solch sanftes Spiel konnte man nur zu ungestörten Zeiten, also hauptsächlich vormittags erleben. Es war selten, wirkte irgendwie bizarr. Dennoch war die zärtliche Verbundenheit der beiden deutlich zu erkennen.
Meine beiden Kollegen, ebenfalls mit Halsband und Armbinde, grüßten mich, als ich die zugewiesene Arbeitsfläche erreichte.
„Na du?“ Der eine reichte mir einen Schrubber. „Wie war die Fahrt zur Uni?“
„Stressig!“, gab ich zu.
„Brechenei ist um die Uhrzeit halt ein Irrenhaus.“
Wir plauderten immer während der Arbeit, um uns die Zeit zu vertreiben. Dennoch wurden wir stets rechtzeitig fertig.
Es war wichtig mit den Reinigungsarbeiten durch zu sein, bevor der tägliche Ansturm begann. Meist geschah dies am frühen Nachmittag, am Abend war der Club immer ausgelastet.
„Kev ist übrigens genommen worden“, bemerkte einer der beiden.
Ich blickte auf.
„Der ist nach uns in den Pool, oder?“
„Jap. Reiner Sub, ohne Aufgaben.“
„Glückspilz.“
Der andere Kollege schüttelte den Kopf. „Glaub ich nicht. Die Dame in weiß hat ihn ausgewählt. Ihr Sub ist wohl aktuell im Urlaub, deshalb brauch sie einen Ersatz.“
Ich schluckte hart.
Kev tat mir leid. Ich hatte bereits von dieser Dame in weiß gehört. Sie hieß Lady Snow, und war eine echte SM-Dom. Als solche liebte sie es, ihre Spielzeuge mit Schlägen und Tritten zu 'verwöhnen'. Manchmal sollten bei ihr sogar Elektro-Spielzeuge zum Einsatz kommen.
Gerade wollte ich etwas sagen, als eine Stimme uns aufhorchen ließ.
„Hey, Pools!“ Ein Mann im feinen Anzug war an die Tanzfläche herangetreten. Er sah uns einen nach dem anderen an. „Ihr seid doch Pools, richtig?“
Wir zeigten die Armbänder vor, als der Mann nähertrat. Kurz musterte er die Verzierungen.
Meine beiden Kollegen hatten, anders als ich, keine weißen Streifen auf ihren Bändern. Bei ihnen waren es einmal grün und blau, und einmal blau und rot.
Jede Farbe stand für eine spezielle Vorliebe des Pool-Subs. Während weiß für „unentschlossen und neu“ stand, bedeutete grün „Fesseln“, blau „sanfte Folter“ und rot „Masochismus“.
„Eure Namen?“, wollte er wissen.
„Rey.“
„Nico.“
Als ich meinen Namen nannte, blickte er mich mit einer Mischung aus Neugier und Zweifel an.
Der Mann räusperte sich und deutete auf meine Kollegen. Diese nickten, legten ihre Schrubber ab und folgten ihm.
Ich seufzte.
Nicht nur, dass ich nun den Rest der Tanzfläche allein fertig putzen musste. Ich war wieder nicht ausgewählt worden.
Wenn ich mehr Erfahrung sammeln könnte, würde ich auch andere Markierungen auf dem Armband haben. Doch dazu müsste ich überhaupt erst mal Erfahrungen machen können. Nur durch Lesen oder Filme war mir ein Weiterkommen kaum möglich.
„Mist, ey!“, sagte ich, und hob die niedergelegten Schrubber auf.
„Wieder übergangen worden?“, hörte ich eine amüsierte Stimme.
Überrascht blickte ich auf.
Eine junge Frau stand an eine Säule gelehnt vor der Tanzfläche. Sie musterte mich mit einem Schmunzeln.
Auch sie trug ein Halsband. Es war aus dunklem Naturleder aber mit einer blauen Einlage aus Samt. Der an dem Ring baumelnde kleine Anhänger war das Zeichen ihres Dom - eine rot schimmernde Flamme.
„Du gehörst zu …“ Ich kannte das Zeichen. „Master Flames, oder?“
Sie nickte, kam auf mich zu. Kurz umrundete sie mich, als würde sie mich begutachten. Sie wirkte dabei beinahe so wie eine dominante Herrin.
„Mein Meister möchte dich sprechen, Roman.“ Sie strich über meine Schultern.
„Du kennst mich?“
„Hab deinen Namen vorhin gehört.“ Ihr Lächeln wirkte beinahe hypnotisch. „Mein Meister hat direkt nach dir verlangt. Und zwar sofort!“
Ich erwähnte, dass ich noch das Putzzeug beseitigen müsse, worauf sie anbot, mir zu helfen. Anschließend folgte ich der jungen Frau ins Zentrum der Halle.
Auf einem stabilen Gerüst aus Stahlträgern, und nur über eine Metalltreppe erreichbar, befand sich dort das persönliche Spielzimmer von Master Flames. Er war der inoffizielle Leiter der Roten Lilie, von den anderen Doms anerkannt, durch seinen unübersehbaren Einfluss. Die Macht, die dieser Mann im Club besaß, war jedem bekannt.
„Warum will er mich sprechen?“, fragte ich verunsichert, als wir die Treppe empor stiegen.
„Weiß ich nicht. Ich befolge nur seine Aufgabe.“
„Mich zu holen?“
Sie nickte, und warf mir erneut einen forschenden Blick zu. Anscheinend überlegte auch sie, was ihr Meister von mir wollen könnte. Aber da war noch etwas in ihren Augen. Halb verborgen, etwas raubtierhaftes, jagendes.
Diese Sub war mir irgendwie unheimlich.
Als wir die Tür erreichten, gebot sie mir zu warten. Dann betrat sie das Zimmer.
Ich ließ meinen Blick schweifen. Die Aussicht, welche man von hier oben hatte, war wirklich atemberaubend. Der komplette Saal lag vor einem.
Selbst jetzt, wo eigentlich fast niemand hier war, wirkte es unglaublich beeindruckend. Wie mochte dieser Anblick erst sein, wenn die Spielenden anwesend waren?
Die Tür öffnete sich, und die Sub befahl mich herein.
Master Flames saß auf der Couch, blickte mich an, als ich eintrat.
In einem Sessel neben der Couch hatte eine Frau Platz genommen, gekleidet in ein mittelalterlich anmutendes Wickelgewand. Eine venezianische Maske verbarg die obere Hälfte ihres Gesichts. Neben ihr stand ein Mann, der, abgesehen von seinem Halsband, lediglich einen ledernen Slip trug.
Master Flames deutete auf die geöffnete Bar, woraufhin seine Sub augenblicklich drei Gläser füllte und zum Couchtisch trug. Dann kniete sie sich neben ihrem Herrn auf den Boden.
„Setz dich!“, sagte der Meister. Seine Stimme klang freundlich, aber ich kannte die im Club grassierenden Gerüchte über seinen Wankelmut.
Folgsam setzte ich mich auf den vor mir stehenden Stuhl.
Die beiden Doms betrachteten mich, wirkten als würden sie auf etwas warten.
„Master Flames, warum habt Ihr mich rufen lassen?“ Ich war nervös, was mir selbst an meiner Stimme auffiel.
Er lächelte amüsiert.
Auch die geheimnisvolle Frau schmunzelte.
„Wie lange bist du nun schon im Pool, Roman?“, fragte er schließlich.
Ich überlegte kurz. „Etwa zwei Wochen.“
„Einsätze?“, wollte die Frau wissen.
Ich seufzte, und gestand, dass mich bislang noch niemand angefordert hatte.
„Das ist frustrierend, nicht wahr?“ Master Flames stellte diese Frage mit einem Unterton. Es klang beinahe wie ein Scherz.
Will er sich über mich lustig machen?, überlegte ich leicht genervt. Dazu hätte er mich echt nicht herholen müssen.
Der Meister schnippte, deutete dann auf einen mit Ordnern vollgepackten Schrank. Seine Sub erhob sich, trat an das Möbelstück. Sie nahm einen der Ordner heraus, brachte ihn zum Couchtisch und kniete sich wieder neben ihren Herren.
„Sämtliche Pool-Subs werden beurteilt“, erklärte Master Flames. „Und jeder Dom kann seine Meinung über sie abgeben, musst du wissen.“
Wieder schmunzelten die beiden, blickten dann einander an. Die Frau nickte ihm zu.
„Auch über dich wurde uns einiges berichtet.“ „Bisher gab es aber nur Gespräche. Niemand wollte mich.“
„Und das hat auch einen Grund.“, sagte die Frau. Verwundert wanderte mein Blick zwischen den beiden hin und her.
Master Flames grinste mich an. „Du bist nicht wirklich zum Sub geeignet.“
Seine Worte trafen mich tief in meinem Inneren. Ich spürte regelrecht, wie ich zusammenzuckte.
„Also soll ich aus dem Pool austreten?“ Ich fühlte, wie meine Stimme zitterte. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, während ich die Tränen zurückhielt.
„Auf jeden Fall!“, sagte die Lady. „Ein Dom hat dort nichts zu suchen.“
Wieder seufzte ich, hob dann aber überrascht den Kopf. „Was?“
Nun lachten die beiden amüsiert.
„Alle Doms, die mit dir geredet haben, sind derselben Meinung. Sie alle sagen: in dir schlummert zu viel Dominanz.“ Die Stimme des Meisters war nun feierlich.
„Wenn du willst, kannst du als Sub im Pool bleiben“, fügte die Lady hinzu. „Aber es wird dich wohl kaum jemand auswählen. Ein Dom spürt, wer devot und wer dominant ist.“
Eine Welle des Unglaubens schoss durch meinen Körper. Bisher hatte ich angenommen, dass ich einfach langweilig auf die Doms gewirkt hatte. Aber, dass ich vielleicht eine dominante Ausstrahlung haben könnte, das hatte ich niemals in Erwägung gezogen.
„Und, was bedeutet das für mich?“, fragte ich unsicher. „Wenn ich aus dem Pool austrete?“ Ich zögerte kurz. „Geht das überhaupt?“
Master Flames legte seiner Sub die Hand auf den Kopf, streichelte sie.
„Normalerweise bleiben Pool-Subs dort, bis sich ein Dom findet, der sie dauerhaft auslöst. Bisher gab es nur einen Fall, in welchem ein Pool-Sub von selbst ausgetreten ist.“ Er blickte zu der Frau.
Diese führte die Erklärung fort: „Es gibt bislang keine Regel, die auf deinen Fall zutrifft. Aber wir wollten dir deine Möglichkeiten nicht vorenthalten.“
„Siehst du, Roman, kein Dom würde dich jemals darauf hinweisen, dass du nicht in den Pool gehörst“, fügte Master Flames grinsend hinzu. „Denn du bist freiwillig eingetreten. Doch wir möchten dir hiermit die Möglichkeit geben, eine Ausbildung zum Dom zu machen.“
Wieder trafen mich die Worte, diesmal auf andere Weise. Ich spürte ein aufregendes Kribbeln, jedoch war da auch ein Ziepen, welches immer dann auftrat, wenn eine Entscheidung riskant war.
Die Verantwortung, welche mit einer Zusage verbunden war, schien mir gewaltig. Ein Dominanter sein zu wollen war mit anderen Pflichten verknüpft als jenen, denen ein Devoter unterlag.
„Also?“ Master Flames sah mich forschend an.
„Darf ich darüber nachdenken?“, fragte ich vorsichtig. „Auch wenn es eine Ehre ist, so möchte ich diese Entscheidung nicht überstürzen.“
Die beiden Doms nickten, lächelten zufrieden.
Plötzlich bedrängte mich noch eine weitere Frage, die wohl wichtigste im Augenblick.
„Was ist mit meinem Job im Club?“
„Den behältst du. Keine Sorge“, sagte Master Flames. „Aber deine Stundenzahl wird reduziert.“
„Ich brauch aber das Geld.“
Die beiden überlegten, beugten sich zueinander und sprachen flüsternd. Dann nickten sie wieder.
„Als Dom wirst du deutlich weniger Zeit zum Arbeiten haben, Roman.“ Die Frau sah mich freundlich an. „Aber das sollte kein Problem sein. Sobald du einen Sub hast, kannst du diesen bei Veranstaltungen helfen lassen. Die Entlohnung für den Dienst erfolgt dann für dich nicht in Clubkrediten, sondern mit Geld.“
Damit war jedoch meine Sorge nicht aus der Welt geschafft. Was mich eigentlich beschäftigte war, dass ich ohne Arbeitsstunden wohl auch keine Bezahlung erhalten würde.
Als ich dies ansprach grinsten die beiden wieder.
„Dein Gehalt wird weiterhin gezahlt werden.“
Ich blickte ungläubig zu Master Flames.
„Wie gesagt, besteht bisher keine Regel für deinen Fall“, sagte er schmunzelnd. „Von daher ist es irgendwie ein Experiment. Und unser Versuchskaninchen sollte auch belohnt werden.“
An diesem Abend lag ich lange wach.
Das, was mir Master Flames und die Frau, welche sich mir schließlich als Lady Arcayn vorgestellt hatte, offenbart hatten, beschäftigte mich.
Wenn sie recht hatten, und all die Doms, die bisher mit mir geredet hatten, mich deswegen nicht genommen hatten, dann war ich wohl wirklich eher dominant als devot.
Dadurch eröffneten sich mir nun andere Möglichkeiten, das Spielen zu erleben. Nicht als der untergebene Bespielte, sondern als der anleitende, herrschende Part.
Tatsächlich reizte mich diese Seite noch mehr als die Vorstellung, dass jemand mit mir spielen würde. Aber dennoch war der Wunsch, des angeleitet Werdens, bisher nicht vollends von mir gewichen.
Vielleicht entsprach meine Natur sogar eher der von Master Flames' Sub?
Im Laufe unseres weiteren Gespräches hatten er und Lady Arcayn mir einige mir bislang nicht bekannte Informationen mitgeteilt. Dazu gehörte auch die Tatsache, dass die junge Sub des Masters eine Switcherin war.
Sie war hauptsächlich seine Sub, doch sie hatte auch eine dominante Ader. Und sie konnte, wie viele Switcher, nach Belieben wechseln. Mal war sie fügsam und unterwürfig, ein anderes Mal wieder herrisch und übernahm die Führung.
Master Flames gestattete ihr sogar, selber die Kontrolle zu übernehmen. Nicht ihm gegenüber, das wollte er nicht. Aber an manchen Tagen durfte sie tatsächlich ihre dominante Seite mit anderen Subs ausleben.