Zauberhafte Märchenwelt - Verschiedene Autoren - E-Book

Zauberhafte Märchenwelt E-Book

Autoren Verschiedene

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Beschreibung

Was sind eigentlich Märchen? Märchen sind Prosatexte, die von wundersamen Begebenheiten erzählen. Märchen sind eine bedeutsame und sehr alte Textgattung in der mündlichen Überlieferung (Oralität) und treten in allen Kulturkreisen auf. Im Gegensatz zum mündlich überlieferten und anonymen Volksmärchen steht die Form des Kunstmärchens, dessen Autor bekannt ist. Im deutschsprachigen Raum wurde der Begriff Märchen insbesondere durch die Sammlung der Brüder Grimm geprägt. Im Unterschied zur Sage und Legende sind Märchen frei erfunden und ihre Handlung ist weder zeitlich noch örtlich festgelegt. Allerdings ist die Abgrenzung vor allem zwischen mythologischer Sage und Märchen unscharf, beide Gattungen sind eng verwandt. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Märchen Dornröschen, das etwa von Friedrich Panzer als märchenhaft 'entschärfte' Fassung der Brünnhilden-Sage aus dem Umkreis der Nibelungensage betrachtet wird. Dabei kann man die Waberlohe als zur Rosenhecke verniedlicht und die Nornen als zu Feen verharmlost ansehen. Lesen wir Märchen von Hans Christian Andersen, Gabrielle-Suzanne de Villeneuve und den Brüdern Grimm, garniert mit wundervollen Illustrationen.

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Verschieden Autoren

Zauberhafte Märchenwelt

Zauberhafte Märchenwelt

Illustrierte Ausgabe

Verschieden Autoren

Impressum

Texte: © Copyright by Verschieden Autoren

Umschlag:© Copyright by Walter Brendel

Illustrationen: © Copyright by Tina Vogt

Verlag:Das historische Buch, 2023

Mail: [email protected]

Druck:epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Berlin

Inhalt

Vorwort

Die Schöne und das Biest von Gabrielle-Suzanne de Villeneuve

Rotkäppchen von den Brüdern Grimm

Rapunzel von den Brüdern Grimm

Aschenputtel von den Brüdern Grimm

Schneewittchen von den Brüdern Grimm

Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich von den Brüdern Grimm

Dornrößchen von den Brüdern Grimm

Schneeweißchen und Rosenrot von den Brüdern Grimm

Hänsel und Gretel von den Brüdern Grimm

Brüderchen und Schwesterchen von den Brüdern Grimm

Die Sterntaler von den Brüdern Grimm

Däumelinchen von Hans Christian Andersen

Die sieben Raben von den Brüdern Grimm

Vorwort

Was sind eigentlich Märchen? Märchen sind Prosatexte, die von wundersamen Begebenheiten erzählen. Märchen sind eine bedeutsame und sehr alte Textgattung in der mündlichen Überlieferung (Oralität) und treten in allen Kulturkreisen auf. Im Gegensatz zum mündlich überlieferten und anonymen Volksmärchen steht die Form des Kunstmärchens, dessen Autor bekannt ist. Im deutschsprachigen Raum wurde der Begriff Märchen insbesondere durch die Sammlung der Brüder Grimm geprägt.

Im Unterschied zur Sage und Legende sind Märchen frei erfunden und ihre Handlung ist weder zeitlich noch örtlich festgelegt. Allerdings ist die Abgrenzung vor allem zwischen mythologischer Sage und Märchen unscharf, beide Gattungen sind eng verwandt. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Märchen Dornröschen, das etwa von Friedrich Panzer als märchenhaft ‚entschärfte‘ Fassung der Brünnhilden-Sage aus dem Umkreis der Nibelungensage betrachtet wird. Dabei kann man die Waberlohe als zur Rosenhecke verniedlicht und die Nornen als zu Feen verharmlost ansehen.

Charakteristisch für Märchen ist unter anderem das Erscheinen phantastischer Elemente in Form von sprechenden und wie Menschen handelnden Tieren, von Zaubereien mit Hilfe von Hexen oder Zauberern, von Riesen und Zwergen, Geistern und Fabeltieren (Einhorn, Drache usw.); gleichzeitig tragen viele Märchen sozialrealistische oder sozialutopische Züge und sagen viel über die gesellschaftlichen Bedingungen, z. B. über Herrschaft und Knechtschaft, Armut und Hunger oder auch Familienstrukturen zur Zeit ihrer Entstehung, Umformung oder schriftlichen Fixierung aus. Nach der schriftlichen Fixierung der Volksmärchen setzte eine mediale Diversifikation ein (Bilder, Illustrationen, Übersetzungen, Nacherzählungen, Parodien, Dramatisierungen, Verfilmungen, Vertonungen usw. usf.), die nun an die Stelle der mündlichen Weitergabe trat.

Insofern ist die ‚Rettung‘ der Märchen etwa durch die Brüder Grimm zwar einerseits begrüßenswert, aber andererseits setzt dies auch der mündlichen Weitergabe eines monomedialen Texttyps ein jähes Ende.

Märchen sind sehr alt und reichen weiter als alle anderen literarischen Formen in der Menschheitsgeschichte zurück; sie können nach verschiedenen Typen klassifiziert und versuchsweise verschiedenen Zeitaltern zugeordnet werden.

Zu den ältesten Märchen gehören die Zaubermärchen. Sie weisen Erzählstrukturen auf, wie wir sie auch aus antiken griechischen und lateinischen Mythenerzählungen kennen (Götter- und Heldensagen), deren Erzählmaterial ebenfalls weit vor den Gebrauch der Schrift als Überlieferungsweg zurückreicht.

In den Schriftzeugnissen aller frühen Hochkulturen finden sich märchenhafte Züge, so bereits im Gilgamesch-Epos, das Motive enthält, die auch in Märchen vorkommen.

Das alte Ägypten war reich an Zauber- und Tiergeschichten. Indien wird eine vermittelnde Rolle zwischen den Erzähltraditionen Asiens und des Vorderen Orients zugeschrieben. Allzu vereinfachende Thesen wie die von Benfey, die europäischen Märchen seien indischen Ursprungs, gelten jedoch als überholt, da sich identische Märchenmotive in extrem weit auseinander liegenden und einander ganz fremden Kulturen finden. Gerade dieser Umstand ist eine der faszinierendsten Beobachtungen in der Märchenforschung.

Carl Gustav Jung versuchte, das mit der Annahme eines „Kollektiven Unbewussten“ der Menschheit zu erklären.

Ebenso überholt sind die Thesen von Bruno Bettelheim, dass es sich bei Märchen ursprünglich stets um Geschichten für Kinder gehandelt habe, die zeitlos seien und in allen Gesellschaften erzählt und verstanden werden könnten.

Tatsächlich beziehen sie sich immer auch deutlich auf soziale Realitäten in ihren Entstehungskontexten, auch wenn Motive von Land zu Land entlehnt wurden.

Als erster großer europäischer Volksmärchensammler und -nacherzähler gilt der Italiener Giambattista Basile, dessen Sammlung Il Pentamerone in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erschien. Selbstverständlich finden sich zahlreiche Motive seiner Märchen auch in den Märchen der Grimms.

Ähnliches gilt für die erste größere französische Volksmärchensammlung von Charles Perrault aus dem Jahr 1697 mit dem Titel Histoires ou contes du temps passé, avec des moralités: contes de ma Mère l’Oye.

Freilich tragen beide Sammlungen stark die Handschrift ihrer Herausgeber, vor allem die Perraults. Aber auch die Volksmärchen der Brüder Grimm sind sprachlich überarbeitet und alle weiteren europäischen Märchensammlungen des 19. Jahrhunderts in der internationalen Nachfolge der Grimms ebenfalls. Völlig unberührt gelassene Fassungen aus mündlicher Überlieferung gibt es erst im 20. Jahrhundert.

Bei Volksmärchen lässt sich kein bestimmter Urheber feststellen. Die mündliche Weitergabe war für lange Zeit die ausschließliche und ist bis heute die natürliche Form der Überlieferung. Dennoch hat auch die schriftliche Überlieferung seit ihren Anfängen auf die traditionelle mündliche Erzählweise miteingewirkt, denn schon im Mittelalter fanden Märchen Eingang in die schriftliche Literatur. Mit der Möglichkeit des Buchdrucks seit dem Ende des 15. Jahrhunderts hat die schriftliche Verbreitung naturgemäß eine größere Bedeutung bekommen. Aufgrund der mündlichen Erzähltradition treten Volksmärchen in vielen teils sehr unterschiedlichen Varianten auf, die desto zahlreicher sind, je älter und je weiter verbreitet ein Märchen - d. h. eine im Wesentlichen gleiche Kombination von Handlungseinheiten - ist. Umgekehrt zeigen auch ganz unterschiedliche Märchen, selbst in weit voneinander entfernten Erzähltraditionen und über Sprachgrenzen hinweg, auffällig viele Gemeinsamkeiten in den einzelnen Handlungsmotiven, das heißt in den kleinsten isolierbaren Handlungseinheiten. Dies hat zum Aarne-Thompson-Index geführt, einer umfangreichen Liste von Märchentypen und einer systematischen Katalogisierung der Handlungseinheiten. Das Märchen ist somit (wie beispielsweise auch das Volkslied) eine Literaturform, die weder Originale noch Nachahmungen kennt; selbst ein Begriff wie „Veränderung“ bezogen auf ein Märchen, das einem anderen ähnelt, ist inadäquat; die Gesamtheit der Volksmärchenliteratur ist prinzipiell von der Permutation der Handlungseinheiten gelenkt, kein konkretes Märchen X ist von einem andern konkreten Märchen Y „abhängig“, wie das in der schriftlich tradierten Literatur in der Regel der Fall ist.

Betreten wir das Zauberland der Märchen und lesen Märchen von Hans Christian Andersen, Gabrielle-Suzanne de Villeneuve und den Brüdern Grimm.

Es war einmal...

... so könnten viele Märchen beginnen, die auf Sie warten.

Betrachten wir die Märchen genauer und erfreuen uns an den wunderbaren Bildern von Tina Vogt.

Walter Brendel

Die Schöne und das Biest von Gabrielle-Suzanne de Villeneuve

Es war einmal ein Kaufmann, der hatte drei Söhne und drei Töchter. Der Vater liebte seine jüngste Tochter ganz besonders, denn sie hatte ein freundliches und kluges Wesen. Weil sie so hübsch war, wurde sie überall >die Schöne< genannt. Wie die Geschwister miteinander heranwuchsen, wurden die älteren Schwestern immer neidischer auf die jüngste und verspotteten sie bei jeder Gelegenheit, denn es ärgerte sie, dass die Schöne die Aufmerksamkeit der reichsten und hübschesten jungen Männer auf sich zog. Diese wurden allerdings alle höflich, aber bestimmt abgewiesen, und die Schöne sagte jedes Mal, dass sie noch nicht bereit sei, ihren Vater zu verlassen.

Eines unheilvollen Tages aber ging die gesamte Flotte des Vaters samt ihrer Fracht unter und die Familie fiel in größte Armut. Sie mussten ihr Haus in der Stadt aufgeben und zogen in die Wälder, wo sie ein einfaches Leben führten. Die Schöne begann ohne viel Aufhebens, sich um das Haus zu kümmern und für jeden zu sorgen, so wie es einst die Dienstboten getan hatten. Der Vater und die Brüder waren ihr sehr dankbar dafür, die Schwestern aber verachteten sie. Nach vielen Monaten schien sich das Geschick des Vaters wieder zum Besseren zu wenden und er kehrte in die Stadt zurück, um sich um seine Geschäfte zu kümmern.

Die älteren Schwestern verlangten lautstark, er möge ihnen neue Kleider mitbringen, nur die Schöne sagte nichts, bis er sie fragte: „Und du, Schöne, was soll ich dir mitbringen? Du warst so hilfsbereit und hast hart für uns alle gearbeitet. Ich will auch dir ein Geschenk machen.“ Die Schöne dachte eine Weile nach und sagte dann: „Ich bitte dich, mir eine einzige rote Rose zu bringen.“

Die Geschäfte gingen nicht gut für den Kaufmann, und entmutigt machte er sich wieder auf den Heimweg. In der Nacht geriet er in einen schrecklichen Sturm und er suchte Schutz in einem Schloss. Er war verwundert über dieses Schloss, denn er konnte sich nicht daran erinnern, es zuvor an dieser Stelle gesehen zu haben.

„Ich denke, in einer solchen Nacht werde ich hier in Sicherheit sein“, überlegte er, als er den hell erleuchteten Schlosshof betrat. Er wollte sich durch Rufen bemerkbar machen, doch niemand antwortete ihm. So betrat er das Schloss und schritt von Raum zu Raum, bis er zu einem Speisesaal kam. Dort war der Tisch appetitlich gedeckt und im Kamin brannte ein helles Feuer. Auch diesmal antwortete niemand auf sein Rufen. Da der Ort so warm und einladend wirkte, setzte er sich, um zu essen. Er erwartete, dass jeden Augenblick jemand erscheinen würde. Als er seinen Hunger gestillt hatte, fühlte er sich sehr müde und machte sich auf die Suche nach einem Zimmer, in dem er schlafen konnte. „Es scheint, dass man mich erwartet hat“, dachte er, während er sich in einem warmen Schlafzimmer in ein frisch gemachtes Bett legte.

Als der Kaufmann erwachte, fand er anstelle seiner staubigen Kleider vom Vortag frische Gewänder vor, und das Frühstück war für ihn zubereitet wie für einen willkommenen Gast. Weil die Sonne schien, begab er sich, bevor er das Schloss verließ, in den Garten, um dessen Schönheit zu bewundern. Plötzlich fiel sein Blick auf eine herrliche rote Rose, auf der der Tau in der Morgensonne glänzte. „Diese Rose muss ich für meine geliebte Schöne mit nach Hause nehmen“, beschloss er, und er streckte seine Hand aus, um die Rose zu pflücken. Doch in diesem Moment erscholl ein drohendes Gebrüll und eine hässliche Gestalt erschien vor ihm.

„Wie könnt Ihr es wagen, meine Rose zu stehlen!“, brüllte das hässliche Biest. „Dankt Ihr mir so für meine Gastfreundschaft? Dieses Vergehen müsst Ihr mit dem Leben bezahlen.“

Der verängstigte Kaufmann fiel auf die Knie und flehte: „Es tut mir sehr Leid, dass ich Euch beleidigt habe. Ich dachte nicht an Diebstahl, als ich meiner geliebten Tochter dieses kleine Geschenk mitbringen wollte; sie bat mich beim Abschied um eine einzige rote Rose.“

„Ihr solltet Euch besser überlegen, was Ihr tut“, knurrte das Biest. „Ihr müsst Eure Strafe haben. Wenn Ihr jedoch nach Hause geht und mir eine Eurer Töchter an Eurer Stelle schickt, sollt Ihr mit dem Leben davonkommen. Andernfalls müsst Ihr Eure Familie verlassen und in drei Monaten zu mir zurückkehren.“

Der Kaufmann verließ das Schloss des Biests und machte sich traurig auf den Heimweg, die rote Rose für die Schöne in der Hand. Seine Kinder hießen ihn voller Freude willkommen, doch ihre Freude verwandelte sich in Schrecken, als sie hörten, was sich zugetragen hatte. Die Schöne zögerte keinen Augenblick und war bereit, an ihres Vaters Stelle zu dem Biest zu gehen. Davon wollte dieser jedoch nichts wissen. „Du darfst nicht um meinetwillen leiden“, beschwor er das Mädchen. „Ich will mich noch eine kleine Weile Eurer Gesellschaft erfreuen, dann werden wir uns Lebewohl sagen und ich werde in das Schloss des Biests zurückkehren.“

Doch die Schöne war fest entschlossen, an Stelle ihres Vaters zu dem Biest zu gehen. „Ich kann ohne dich nicht leben“, sagte sie, „und so werde ich dich begleiten, wenn du mich schon nicht allein gehen lassen willst. Das ist mein fester Entschluss.“

Alle weinten, als die Schöne und ihr Vater sich auf den Weg machten, wenn auch die Trauer der Söhne aufrichtiger war als die der Schwestern. Schon bald erreichten sie das Schloss des Biests. Wie zuvor fanden sie einen gedeckten Tisch und frisch gemachte Betten vor, und zu ihrer größten Verwunderung fielen sie in einen erholsamen Schlaf und erwachten erfrischt. Die Schöne hatte von einer alten Fee geträumt, und nach diesem Traum fühlte sie sich weniger ängstlich. Sie erzählte dem Vater von dem Traum und sagte zu ihm: „Nun musst du mich meinem Schicksal überlassen. So soll es geschehen.“

Schweren Herzens küsste ihr Vater sie und ließ sie dann allein. Die Schöne winkte ihm noch nach und wanderte dann durch die zauberhaften Gärten und prächtigen Räume des Schlosses. In einem besonders hübschen Zimmer stand ihr eigener Name an der Tür. Dort setzte sie sich nieder und weinte um ihren Vater. Doch als sie aufblickte, sah sie in einem Spiegel vor sich an der Wand, wie ihr Vater wohlbehalten zu Hause ankam, und da fühlte sie sich schon viel besser.

Als es Mittag war, deckten unsichtbare Hände ihr den Tisch, und während sie aß, erklang eine sanfte Musik, die ihrer Seele wohl tat. Als sie sich abends wieder zum Essen niedersetzte, hörte sie ein Brüllen wie von einem wilden Tier, und sie zitterte, als das Biest erschien. Doch ihre Angst verwandelte sich in Erstaunen, als es mit sanfter Stimme fragte: „Liebe Schöne, darf ich hier bleiben, während du speisest? Wenn es dir lieber ist, werde ich wieder gehen, doch ich würde mich freuen, dir eine Weile Gesellschaft leisten zu dürfen.“ Die Schöne fürchtete sich, doch sie nickte zustimmend, und das Biest blieb und unterhielt sich mit ihr, während sie ihr Abendessen zu sich nahm.

Am nächsten Tag spielte sich alles genauso ab wie am ersten, und so verging die Zeit, ohne dass das Biest der Schönen etwas angetan hätte. Sie ängstigte sich immer weniger, und wie die Tage vergingen, fasste sie immer mehr Zutrauen zu ihm. Nach einiger Zeit stellte sie mit Erstaunen fest, dass sie sich schon auf die Mahlzeiten freute, bei denen es ihr Gesellschaft leisten würde.

Jeden Abend nach ihrer angeregten Unterhaltung schaute das Biest die Schöne sehnsuchtsvoll an und bat sie, ihn zu heiraten. „Aber nein“, antwortete sie jedes Mal, „obwohl ich dich sehr gern habe, könnte ich so ein Biest wie dich nicht heiraten.“ Bei diesen Worten lächelte das Biest traurig und wandte sich ab.

Eines Tages hatte die Schöne besonders großes Heimweh. Sie nahm all ihren Mut zusammen und fragte das Biest, ob es ihr jemals erlauben würde, ihren Vater wiederzusehen, sei es auch nur, um ihm zu sagen, dass sie in Sicherheit und gut versorgt war.

„Oh Schöne, deine Bitte bereitet mir großen Kummer“, antwortete das Biest auf ihre Frage. „Ich bin so glücklich, dass du hier bist, und ich fürchte, dass du mich vergessen wirst, wenn du weggehst. Und doch kann ich dir deine Bitte nicht abschlagen. Du darfst also zu deinem Vater gehen, aber vergiss mich nicht und komm nach einer Woche zu mir zurück. Nimm diesen Ring, er wird dich an mich erinnern. Sobald du bereit bist zurückzukommen, musst du ihn nur an den Finger stecken und du wirst sofort wieder hier sein.“

Die Schöne war von seiner Antwort gerührt. „Hab Dank, du liebes, freundliches Biest. Ich werde dich ganz bestimmt nicht vergessen. Ich werde nur wenige Tage fort sein und ich verspreche dir zurückzukehren, bevor die Woche um ist.“

Der Kaufmann war überglücklich, als seine Tochter plötzlich vor seiner Tür stand. Sie verbrachten so glückliche Tage miteinander, dass die Schöne völlig vergaß, wie lange sie schon fort war. Sie bat ihre Familie, sie daran zu erinnern, wenn die Woche um war, doch die Schwestern hatten verabredet, sie zu Hause zurückzuhalten, in der Hoffnung, dass das Biest sie verschlingen würde, wenn sie ihr Versprechen nicht hielt.