Zeichnen - Eine Anleitung - Timo Pitkämö - E-Book

Zeichnen - Eine Anleitung E-Book

Timo Pitkämö

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Beschreibung

Zeichenlehrbücher gibt es bereits viele, eines wie das von Timo Pitkämö nun vorgelegte dagegen nicht. Timo Pitkämö arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Freier Künstler und Porträtzeichner und hat seine Erfahrungen und Erkenntnisse in diesem Buch zusammengefasst. Dabei bleibt diese Anleitung trotz der hohen Informationsdichte auch für Zeichenanfänger immer leicht verständlich und umsetzbar. Seine hier erstmals veröffentlichte Zeichen- und Lehrmethode beruht auf einem zeichnerischen Prozess, der kaum Entscheidungen verlangt oder möglich macht, und in jeder Hinsicht Beobachtung und Zeichnen simultan, also zeitgleich, erfolgen lässt. Freies Zeichnen ist demnach kein Konstruieren auf ein vorgeplantes Ergebnis hin unter Verwendung von vorgefertigten Schemata, sondern ein ergebnisoffener Vorgang mit oft überraschenden Resultaten.

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Seitenzahl: 43

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Zeichnen

Eine Anleitung

Timo Pitkämö

Impressum

1. Auflage

Copyright © 2021 Timo Pitkämö

www.zeichner.net

Umschlagzeichnung vorn: Hirsch, gezeichnet nach einer Tierfigur von Fiona, einer

Schülerin der 2. Klasse.

Umschlagzeichnung hinten: Zeichnung von Line Wasner.

Autor: Pitkämö, Timo

Druck und Bindung: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

ISBN: 978-3-347-29503-2 (Softcover)

ISBN: 978-3-347-29504-9 (Hardcover)

ISBN: 978-3-347-29505-6 (eBook)

Inhalt

Einleitung

Vorwort

Basics

Schwierigkeitsgrade

Zeichnen

Kritik

Proportionen und Perspektive

Material

Nachwort

Blindzeichnung. Man erkennt kleine Proportionsverschiebungen bei der Nase, bei der Hand und dem Ohr.

Einleitung

Zeichnen ist die ökonomischste Art, das Auge für gestalterische Prozesse zu schulen. Folgerichtig ist Zeichnen grundlegender Bestandteil jeder gestaltungsorientierten Fachrichtung. Ich halte die momentan bekannteste Methode Zeichnung zu lehren jedoch nur für begrenzt erfolgversprechend. Für mich hat dieser Ansatz zu keiner Zeit funktioniert, und so war der Anlaß für dieses kleine Buch gegeben. Nach mittlerweile 20 Jahren professionellen Zeichnens möchte ich hier meine Herangehensweise, Empfehlungen und Gedanken zum Thema festhalten.

Die etablierte Methode beruht auf einem konstruktivistischen Ansatz, nach dem ein Objekt/Landschaft/Figur in geometrische Einzelteile zerlegt wird, diese dann weiter eingeteilt, einzeln umgesetzt und später feiner ausgearbeitet werden. Als Beispiel zeichnet man ein Porträt, indem man erst ein Oval zeichnet, dieses zur Hälfte horizontal teilt und dort die Augen plaziert. Der untere Teil wird wiederum in Hälften und Drittel aufgeteilt, und auf diese Linien die Unterkante der Nase, der Mund usw. gezeichnet. Dieser Ansatz ist geeignet, wenn das Ziel Konstruktions- oder Comic-Zeichnungen sind, nicht jedoch, wenn es um Zeichnen als Kunst oder um organische Formen, also Freies Zeichnen geht. Für diese hat sich das hier vorgestellte Simultanzeichnen als überlegene Technik erwiesen.

In seinem Traktat über die menschliche Natur postulierte David Hume1, daß wir uns nichts vorstellen können, was wir nicht zuvor gesehen haben. Ebenso können wir nichts zeichnen, was wir nicht sehen oder gesehen haben. Aus dem Kopf zu zeichnen ist möglich und bringt gewisse Ergebnisse, die abhängig von den vorangegangenen Beobachtungen eher künstlerischer oder eher kitschiger ausfallen.

Diese Schule des Zeichnens beginnt deshalb mit dem Zeichnen eines tatsächlichen Objekts. Während des Zeichenprozesses wirst du immer neue Beobachtungen machen. Diese Beobachtungen schulen nicht nur das Auge, sondern fließen auch ins formale Gedächtnis ein. Mit einem reichhaltigen Erfahrungsschatz von gemachten Beobachtungen lassen sich dann auch aus dem Kopf wesentlich detailliertere und realistischere, jedenfalls aber überzeugendere Ergebnisse erzielen, als rein aus dem Kopf geborene.

Zur Überprüfung dieser Aussage bedarf es lediglich

1. des Zeichnens eines Elefanten aus dem Kopf (ohne Vorlage),

2. des Abzeichnens eines echten Elefanten2,

3. des wiederholten aus-dem-Kopf-Zeichnens eines Elefanten und

4. dem abschließenden Vergleich der ersten und dritten Zeichnung. Die Unterschiede werden frappierend sein.

Probiere das jetzt gleich einmal aus: Stell dir irgendetwas als Motiv vor, das du zu Hause hast, zum Beispiel eine Plastikfigur eines Schweins oder einen Blumenstrauß. Zeichne jetzt ein Schwein aus dem Kopf! Leg die Zeichnung beiseite. Im Kapitel „Zeichnen“ setzen wir diese Übung fort.

Meine Zeichenmethode unterscheidet sich deutlich von allen, die ich selbst in meiner Ausbildung kennenlernen konnte3. Sie beruht auf einem Zeichenprozeß, der sich an der Beobachtung orientiert, selbst kaum Entscheidungen verlangt oder möglich macht, und in jeder Hinsicht Beobachtung und Zeichnen simultan, also zeitgleich, erfolgen läßt. Die Methode des Simultanzeichnens ist leicht zu anzuwenden, schwer zu meistern und hat durchaus erstaunliche Lernfortschritte hervorgebracht.

1: David Hume (1711-1776) englischer Philosoph

2: hast du gerade keinen zur Hand, so tut es auch ein realistisches Modell, oder auch einfach ein anderer Gegenstand: Kerzenständer, Kaffeekanne, Klobürste

3: das stimmt streng genommen so nicht, denn diese Zeichenmethode ist tatsächlich weit verbreitet und konnte ich oft bei anderen Zeichnenden beobachten. Sie ist nur bislang nicht als Methode benannt oder in Worte gefasst worden.

Vorwort

Alles beginnt mit der Einstellung, und so gilt es erst einmal zu sagen, daß das Versprechen „Zeichnen lernen ist einfach“ reiner Blödsinn ist. Zeichnen ist nicht einfach, und nicht schnell und mal eben nebenbei zu erlernen. Leute besuchen eine Zeichenklasse, und nach zwanzig Stunden Übung sind sie frustriert, daß das Ergebnis nicht ihren Erwartungen entspricht. Warum sollte Zeichnen leichter zu erlernen sein, als zum Beispiel Geige spielen? Wer würde schon nach 20 Stunden Geige spielen erwarten, Vivaldis Vier Jahreszeiten spielen zu können? Also, erster Tip: das wird lange dauern, viel Einsatz erfordern und alle Erwartungen solltest du erst einmal aus dem Fenster werfen. Dann kannst du anfangen.

Das gute ist, Zeichnen kann man fast immer und fast überall üben, man muß kaum etwas vorbereiten, anschließend kaum etwas aufräumen und die notwendigsten Materialien sind von den Kosten her ein Klacks.