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In "Zeit der Einweihung" beschreibt der Autor aus seiner Sicht den Sterbeprozess seines Vaters, welcher ihm nachtodlich begegnete und ihn mit an den Lichttunnel nahm, durch welchen der Verstorbene gehen durfte. Zuvor findet jedoch ein reger Austausch zwischen dem Autor und seinem verstorbenen Vater statt. Durch das innere Wort erhält der Schreiber Aufklärung über Fragen des Lebens und dem Verhältnis des Menschen zu seinem Schöpfer.
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Seitenzahl: 196
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Für Nevena
Gott spricht:
Der Sinn deines Daseins steht einzig im Dienste deines geistigen Erwachens, Mein Kind, deiner Höherentwicklung im Geiste der Liebe und somit der Orientierung auf Mich, den Ursprung und das Ziel allen Lebens und Strebens, allen Werdens und Vergehens.
Dienstknecht, Hans, Aus Liebe zu Gott, Kundgabe 9.6.2012
Vorwort
Mein schönstes Weihnachtsgeschenk, der Glaube an Gott und die geistige Welt
Die frühe Suche
Vertrauen in Gott gewinnen
Sonne und Regen
Gott hat immer zu uns gesprochen
Göttliche Texte
Aus Liebe , das innere Wort durch mich gegeben
Herzensgespräch
Inneres Wort
Das Leben ist kein Zuckerschlecken
Gnadengeschenk
Das einzige was zählt ist die Liebe
Warum werden wir in Unwissenheit geboren?
Kind sein
Segen und Frieden sei mit euch
Glaube ist das, was die Menschen daraus machen
Enden die Schwierigkeiten mit der Überwindung des Egos?
Vertrauen
Liebe und Verzeihen unter den Menschen
Seelenschau
Übergreifende Gedanken zum Thema Selbstsucht....
Die Welt steht Kopf
Zeichen der Zeit
Wahrheit
Himmel und Hölle
Ich möchte Dich herausholen
Lebenswege
Wie finden wir in dieser hektischen Zeit den Weg?
Lieber Vater, wie sollen wir mit dieser Welt umgehen?
Was bedeutet: „In das Gefühl bringen“?
Ermutigung
Lieber Vater, ich habe da eine Frage
Der schmale Weg zu Gott
Wie bringen wir Ruhe in die Familien?
Zeichen und Symbole der Menschheit
Politik
Liebe ist nicht zu erkaufen
Übergebt mir eure Herzen
Jesus
Weihnachtsgruß
Suchen und Erfahren
Sinnsuche
Jeder Mensch setzt seine Erkenntnisse oder
Erfahrungen mit dem Übersinnlichen anders um
Der Schlaf
Botschaften und Hilfen aus der geistigen Welt
Übergabegebet aus dem inneren Wort
„Hallo bin ich schon auf Sendung?“, frage ich. „Ja, guten Abend, sind Sie. „Willkommen bei meiner Sendung, Tod, was kommt danach“, tönt es aus dem Telefon und Radio gleichzeitig. „Hier ist Guido Färber aus München, zunächst möchte ich Ihnen meine Kondolenz zum Versterben Ihres Papas vor einer Woche aussprechen.“ Der Moderator am anderen Ende fast unbeschwert: „Mir geht es gut, denn wie ich schon gesagt habe, durfte ich das Sterben meines Papas begleiten.“ Ich möchte überleiten zu meinem Beitrag am Hörertelefon: „Mein Papa ist auch vor drei Jahren gestorben und ich habe einen guten Kontakt zu ihm.“ Verhaltene Stille am anderen Ende und im Radio. Jetzt wird eine Erklärung erwartet zu meiner unglaublichen, hier öffentlichen Behauptung. Mir wird heiß und fühle, jetzt muss ich mich erklären, damit ich nicht in der vorbeifliegenden Zeit falsch verstanden werde. „Ich durfte erleben, dass er nichts von seinem Leben vergessen hat und sein Bewusstsein andauert. Ihre Sendung ist sehr interessant und besonders die Erfahrungen, von denen ihre Zuhörer berichten zeigen doch deutlich, dass ein jeder die Dinge anders betrachtet, auch wenn er selbst schon eine Nahtoderfahrung zu glauben gehabt hat. Ich habe eine Mitteilung von meinem jenseitigen Papa erhalten, aus der sein Standpunkt in der gegenwärtigen Situation hervorgeht, Glauben heißt nicht Wissen. Veranschaulicht diese Aussage eigentlich nicht das Dilemma, in welchem wir uns befinden, bedeutet es nicht vielmehr, dass jeder suchen und erfahren soll? Gibt uns das Leben nicht die Möglichkeit, Sinnsuche zu betreiben, ist es nicht gar für den einen oder anderen die eigentlich gestellte Aufgabe, seine Herkunft zu erkennen und wohin wir gehen werden. Es sind aber persönliche Erfahrungen und ein Wissen um das Vorhandensein einer größeren Wahrheit, das nicht vermittelt werden kann. Man kann das selbst erlebte und die daraus gewonnenen Erkenntnisse niemanden zum Geschenk machen. Es ist sinnlos, einem anderen Menschen überreden zu wollen, an ein Leben nach dem Hinübergehen zu glauben, ebenso wenig, wie man seinen Mitmenschen keine religiösen Ansichten einreden und aufzwingen kann. Der Mensch sollte in sich selbst den Drang empfinden, den Weg der Erfahrung zu gehen und sich auf die Suche begeben.“ „Den Tod nach meiner Erfahrung gibt es nicht, der Tod ist lediglich unsere hilflose Anschauung des körperlichen Endes auf dieser Welt. Die Geburt in diese Welt stellt für die geistige Welt einen Abschied dar von dem zu inkarnierenden Geistmenschen, wir sterben in diese Welt hinein und werden wieder in die geistige Welt hineingeboren.“ Nach kurzem Schweigen erwidert der Moderator: „Das wird wohl jeder anders sehen…“. Inzwischen bin ich schon fast euphorisch und fühle, dass ich nicht mehr viel Zeit zu sprechen habe, da die Radiosendung live über den Äther geht. Ich knüpfe unmittelbar an: „Ja, das sehen viele Menschen unterschiedlich und dennoch besteht die Möglichkeit, sich selbst zu erkennen und wenn man sich auf den Weg macht, die Wahrheit zu erforschen, verändert sich mit jedem Schritt das eigene Leben.“
„Vielen Dank“, meinte der Moderator der nächtlichen Sendung, “auch solche Erfahrungen gibt es, einmal etwas ganz anderes als das bisher hier gehörte.“ Ich legte den Hörer auf und bin mir nicht sicher, ob ich das Richtige gesagt habe. Hat mich jemand verstanden? Ich überfliege gedanklich das Gespräch mit einem vielleicht über-forderten Moderator.
War in dem, was ich mitteilte, auch Verständliches enthalten. In mir wächst der Wunsch, niederzuschreiben und auszuführen, welche Begebenheiten mich zu dem Anruf am Hörertelefon bewegten. Ich benötige Ruhe, um mich wieder in die wunderbare Zeit meiner Erlebnisse zu versetzen. Es soll kein Gedanke, kein Gefühl zu kurz kommen. Die Frage, was nach dem leiblichen Tod folgt, beantwortet sich letztendlich für einen jeden, wenn der Mensch über die Schwelle zum Jenseits tritt. Er kann und wird erfahren, dass es ein Weiterleben gibt, dass er selbst noch ist, auch wenn er seinen irdischen Leib verlassen hat. Hat ein Suchender zu Lebzeiten im Diesseits bereits das Interesse, Erfahrungen zu sammeln, dann können die Erlebnisse als Beginn einer geistigen Neugeburt angesehen werden. Diese geistigen Schlüsselerlebnisse erwecken bei manchem das Bedürfnis, sich mitzuteilen, um die seiner Ansicht nach Unwissenden wachzurütteln. Hierbei spielt auch die Überzeugung eine große Rolle, die Welt zum Guten hin verändern zu können. Wenn doch alle nur wüssten, dass es weitergeht nach dem körperlichen Hinscheiden. Der Erfahrene erlebt mit seinem etwas erweiterten Bewusstsein die Ausweglosigkeit, den scheinbar statischen Zustand einer Menschheit, die nicht in der Lage ist, sich zu korrigieren. Er erkennt, dass sich der Mensch selbst ändern muss, um seine Umwelt zu verändern, sei es in Betrachtung derselben oder durch Wort und Tat. Schon die Gedanken, die ein Mensch hegt, könnten durch das geschärfte Bewusstsein gehoben werden. Ein großer Fortschritt wäre schon eine angstfreie Gesellschaft, aus der sich eine sich gegenseitig helfende Gemeinschaft entwickeln würde und keiner sich über den anderen stellt, ein jeder sich als Teil der Menschheit sieht, deren Evolution noch nicht abgeschlossen ist, besonders nicht in Anbetracht ihres geistigen Fortschritts. Leider erscheinen uns die guten Lebensbedingungen und die richtigen Lebenskenntnisse noch als weit entfernte Zukunft. Wie sehr muss noch jeder an seiner Lebensauffassung arbeiten, um dann die positiven Empfehlungen den nach-kommenden Generationen zu übermitteln. Ratschläge, die der Wahrheit näher kommen und die den Menschen nicht mit seiner isolierten Betrachtung auf sein vermeintlich einziges Leben hier auf der Erde alleine lassen. Könnte dem suchenden Menschen Hinweise auf ein Leben nach dem irdischen Dasein gegeben werden, die helfen, das Leben, den Sinn des Erdenweges zu verstehen, dann würde er seine Existenz als Seelen-Reifeprüfung oder Aufgabe betrachten lernen. Geht es doch in unserem Leben essenziell um Selbsterfahrung und letztendlich auch um Selbsterkenntnis. Diese Arbeit an sich hat jeder selbst zu verrichten, ob im Diesseits oder im Jenseits. Die Evolution geht über die rein irdische Betrachtung des Materiellen hinaus, geistiger Fortschritt ist nicht mit der irdischen, sterbenden und sich erneuernden Materie abgeschlossen. Der Geistmensch besteht fort in einem neuen Plan der Entwicklung, wenn er diese Erdenschule verlassen hat.
Wäre es nicht eine traurige Angelegenheit, nach all den Lebensmühen und Sorgen des Alltags zu vergehen, nicht mehr zu sein. Ebenso würde unseren Nachkommen dieses Schicksal gleichermaßen zuteilwerden. Der Gedanke, dass unsere geistige Energie sich im Nichts verliert, käme einem Betrug an unserer Existenz gleich. Vor dieser Zeit meiner Erfahrungen machte ich mir, wie viele andere Menschen auch, Gedanken über das Sterben. Was erwartet mich nach dem körperlichen Ableben, waren meine besonderen Erlebnisse, die ich zu Lebzeiten hatte Nahtoderlebnisse oder fantasievolle Ausschweifungen meines Gehirnes? Es ereignete sich, ich war ungefähr 14 Jahre alt, als ich beim Baden in einem Naturgewässer von einem Wasserstrudel eines unscheinbaren Wasserfalles heruntergezogen wurde, als mir plötzlich bewusst wurde, dass ich da nicht mehr rauskommen könnte. Erinnerungen an meine Familie und speziell an meine Mutter setzten ein und deren Liebe gab mir plötzlich die Kraft, mich aus der Umklammerung des Strudels zu befreien. Auch fühlte ich mich als Jugendlicher eines Tages nicht sehr wohl und sah plötzlich ein weit entferntes blaues Licht vor mir und dazwischen einen leeren, dunklen und lärmenden Raum. Dabei hatte ich den Eindruck, meine Seele würde sich aus meinem Körper erheben. Der Schreck in dieser Situation war groß und das Adrenalin füllte meine Adern, sodass ich schnell zu Bewusstsein kam. Ich benötigte Tage, um mich wieder in meinem Körper zurechtzufinden, ihn wieder anzunehmen, obwohl die Erfahrung nur Sekunden dauerte. Aber die Ungewissheit über ein Leben nach dem Tode blieb und ich konnte mir aus dem Erlebten keinen Reim machen.
Jedoch vermutete ich bereits damals, dass die treibende Kraft für den Menschen die Liebe sein muss, die Liebe, die uns uneingeschränkt und nicht fordernd gegeben wird. Die Liebe, welche wir gerne erfahren wollen und doch so wenig bereit sind weiter zu geben. Der Gedanke an ein Absterben meines materiellen Körpers ohne ein danach, war für mich nur insoweit annehmbar, als ich mir mein eigenes Gedankenmodell errichtete. Ich stellte für mich fest: „Wenn danach nichts ist, so soll es mich nicht interessieren. Alles andere wäre zu erfahren.“
Aber Gott sei Dank, benötige ich dieses Gedankenhilfsmodell nicht mehr und bin eines Besseren belehrt worden, was mein Leben und den Inhalt desselben wesentlich verändern sollte. Es ist vielmehr die Erkenntnis, nach der ich schon lange gesucht habe, um mir mein Dasein in dieser Welt zu erklären und besonders, warum es Sinn macht, dieses Leben zu leben. Die Liebe gibt uns Kraft, um Verantwortung für unser eigenes Leben und das der anderen Menschen zu übernehmen. Wir haben hier und jetzt die Gelegenheit, uns mit anderen zu ergänzen, zu erweitern und auszutauschen, um Erfahrungen zu machen, zu denen wir alleine nicht im Stande wären. Unsere eigenen Töchter und Söhne nehmen hier eine zentrale Rolle ein, denn ist es denkbar, dass uns irgendwelche Seelen anvertraut werden, zu welchen wir keinen Bezug haben?
Vielmehr vermute ich, dass wir unsere Kinder selbst vor der Inkarnation ausgesucht haben und sie uns. Haben Sie auch so ein Gefühl Ihren Kindern und vielleicht auch Ihrem Partner gegenüber?
Ich denke, da liegen wir in unseren Annahmen nicht grundverkehrt, zudem gibt mir dieser Gedanke innere Ruhe und Zufriedenheit, da dies logisch erscheint und unsere Verbundenheit zu unseren Kindern erklären kann und uns manchmal auch hilft, Situationen besser zu verstehen, denn auch wir haben zu lernen, genauso wie die uns anvertrauten Seelen lernen müssen, um zu bestehen. Wir haben die Aufgabe übernommen, sie zu führen und zu begleiten, ändern können wir Sie nicht. Wir haben Gelegenheit hier Erfahrungen zu machen und zu lernen.
Ja, ich denke, wir müssen lernen und unser Leben gut führen, denn unser Leben hat einen Sinn gleich der gesamten Schöpfung, in der nichts Sinnloses zu finden ist. Jedoch unterliegt es der Betrachtung und dem Verständnis des Einzelnen, wie er sein Dasein in Willensfreiheit gestaltet. So wie ich meine Gedankenstütze baue, um etwas zu verstehen und meine eigene Realität darin finde, so verhält es sich mit der Betrachtungsweise meines Lebens.
Der geistig gesunde Mensch als Geisteswesen hat hierzu die vollkommene Freiheit, selbst dann, wenn er physisch unfrei ist. Ich stellte mir die Frage, wie lange benötigt man, um eine Erfindung zu machen, wann ist die Zeit dafür reif, vielmehr wie alt muss man werden, um Neues zu entdecken.
Auch wenn ich mir gerne Gedanken mache über technische Neuerungen und oft im Wahnsinn des Perpetuum mobiles lande, stelle ich fest, dass alles lediglich einer Wandlung unterliegt und Energie nie verloren geht. Energie, was für ein besonderes Wort in unserer Zeit, etwas was so an Bedeutung gewinnt und doch so unbekannt ist. Können meine Überlegungen doch in der Weise fruchtbar sein, indem ich feststelle, dass auch geistige Energie niemals verloren geht?
Geistige, uns nicht sichtbare Energie ist schon immer vorhanden, auch in uns. Entfernt sich jedoch die geistige Energie von dem, was wir Materie nennen, dann nennen wir dies einfach nur den Tod. Diese Veränderung oder dieses Abtrennen können wir nicht unmittelbar wahrnehmen, sondern sehen nur die eintretende Veränderung an der Materie, dem körperlichen Zustand.
Etwas, was nicht greifbar, also unfassbar ist, hat in unserem Paradigma wohl nichts verloren. Für mich war es immer erschreckend, wie fremd ein lebloser Körper auf mich wirkte, ja sogar so sehr, dass er Unwohlsein oder gar Ekel hervorrief. Dies ist in meinen Augen niemanden zu verdenken, denn es handelt sich wirklich nur um Materie, die nichts gemein hat mit einem belebten Körper, so wie wir ihn normalerweise kennen und wahrnehmen. Mein Wissen bestärkt mich heute in der Annahme, dass es sich um eine Schutzfunktion unseres Geistes handeln muss, wenn wir uns von Körpern, aus welchen das erfüllende Leben entwich, abgestoßen fühlen.
Ich bin der festen Überzeugung, der Geist macht uns zu dem, was wir sind und unser freier Wille kann Gott um Formung des Wesens nach seinem Willen bitten, dass wir zu den Kindern Gottes werden, die der Vater bei sich haben möchte.
Denn nur wer in den Gesetzen Gottes lebt, ist wirklich frei. Auch das Bemühen darum führt schon zu mehr Freiheit.
Jeder ist in seinen Entscheidungen frei zu handeln, Gott schaut in die Herzen. Das Bauchgefühl, das die Regungen unseres Gewissens zum Ausdruck bringen kann, wird uns in bestimmten Situationen den Weg weisen können, wenn wir es nur zulassen. Ich erlebe seit meinen Erfahrungen, in welchen ich Vertrauen zu Gott entwickeln durfte, dass Ruhe und Gelassenheit immer mehr meinen Weg erleichtern. Kann man Gewissen und Reue in einen Zusammenhang bringen? Lernen wir nicht durch Empfindung von Reue, um es "das nächste Mal" besser zu machen und uns für die Regungen unseres Gewissens zu sensibilisieren?
Empfinde ich jedoch das Erlebte als eine Reihe von Zufällen, so glaube ich auch nicht an meine Wesensveränderung zum Guten hin, denn das Geschehene wird nicht als Ursache von einer Wirkung erkannt und "es kommt" mit dieser einfachen Ansicht dann im Leben immer so, "wie es kommt". Das sogenannte Schicksal wäre unabänderlich. Das wäre doch ein trauriger Gedanke, wenn die notwendige innere Arbeit, die hellere Gestaltung des eigenen Wesens nicht zu besseren Lebensumständen und Ansichten führen würde und nicht die Liebe in uns aufflammen ließe.
Seit mein Papa 50 Jahre alt ist, drängt sich der Diabetes ins Zentrum seines Lebens. Jeder Tag ist strukturiert durch die Tabletteneinnahme. Dann muss er lernen sich zu spritzen. Probleme mit Herz, Atmung und Verdauung erschweren sein Leben, nehmen ihm die Vitalität. Die Durchblutung seiner Beine wird immer schlechter, eine Wunde am Fuß muss er täglich versorgen, weil sie sich nicht mehr schließt. Immer wieder erleidet er Zusammenbrüche, verbringt Tage auf der Intensivstation im Krankenhaus.
In der Woche vor Weihnachten, am 16. Dezember 2009, wird mein Papa 71 Jahre alt. Zu seinem Geburtstag besuche ich ihn im Krankenhaus. Wieder war er einige Tage zur Behandlung seines diabetischen Fußes auf Station. Als ich den Flur der Abteilung betrete, kommt mir meine Schwester entgegen, zuvor war meine Mutter schon da. Im Krankenzimmer hatte mein Papa sein Bett neben dem eines alten Kunden aus seinem Geschäftsleben. Papa meinte dem ginge es nicht so gut. In der Tat machte mein Papa einen munteren Eindruck und feierte nach besten Möglichkeiten seinen Geburtstag. Geschenke waren auf seinem Tisch aufgebaut und er begrüßte mich sogar mit einem Glas Prosecco. Er wirkte auf mich fröhlich und gut gelaunt. Mein mitgebrachtes Geschenk, ein Rasierapparat, veranlasste mich ihn zu rasieren. Er war seit ein paar Tagen unrasiert. Als ich mich ihm nähere, erkenne ich in seinem Gesicht Flecken, welche ich auch bei meiner Großmutter bemerkte kurz bevor sie von uns gegangen war und ich denke, „ das ist nicht gut “, verdränge aber diesen Gedanken wieder und widme mich der Rasur. Er erklärt mir, wie schrecklich es ist für ihn, hier im Krankenhaus ein Gemeinschaftsklo benutzen zu müssen, da das eigene Zimmer keines hat. Er sei dort seit einer Woche nicht mehr gewesen. Bei meinem vorherigen Besuch wollte ich ihn dazu noch bewegen das Krankenhaus zu wechseln, da eine Bekannte erzählt hat, wie unmenschlich es dort zugeht und wie schrecklich es sei, wenn die Leichen in den Kühlräumen gestapelt werden. Somit war ich vorgewarnt und befürchtete nichts Gutes. Das Krankenhaus wechseln will mein Papa nicht, hier sind sie doch auf Fälle wie die meinen spezialisiert. Die verschiedenen Situationen auf den Intensivstationen hatte er schon vorher durchgemacht und erleben müssen, wie die Menschen dort Abschied nehmen. Da kam eine große Traurigkeit über ihn und ich nahm ihn in den Arm und versuchte ihn zu trösten. Einen Fernseher wollte ich ihm damals noch beschaffen, damit der Aufenthalt in der nachfolgenden Pflegestation nicht zu trist wird. Ja, er sollte sich ablenken können und das war es, was ich damals für ihn tun konnte, für meinen Papa in der Art zu sorgen, wie ich dachte, der Situation gerecht zu werden. Ich sah es als meine Pflicht an, ihm mit einem Fernseher etwas Gutes zu tun, aber war es genug?
Am Tag vor Heilig Abend kann er mit meiner Mutter das Krankenhaus verlassen. Alles ist für die Pflege daheim vorbereitet. In unserem Haus treffen die Schwiegereltern und der Schwager ein. Sie sind mit dem Auto angereist, im Gepäck unter anderem die Weihnachtsgans. Aufgeregte Vorfreude auf das Fest, Wiedersehensfreude und die beginnende Schwangerschaft meiner Frau Vena bestimmen die Atmosphäre. Nach Einbruch der Dunkelheit ziehe ich mich zurück. Es drängt mich, mit meinem Papa zu sprechen. „Er ist eingeschlafen. Ich will ihn nicht mehr aufwecken“, so meine Mutter in dem kurzen Telefonat. Der 24. Dezember beginnt mit einem sonnendurchfluteten Morgen. In unserem Haus sind alle früh auf den Beinen. Vena verlässt das Haus. Sie will in den Ort fahren und letzte Besorgungen machen. An einer Kreuzung lächelt ein älterer Mann sie freundlich an und lässt sie abbiegen „Auch an einem solch herrlichen Tag sterben Menschen“, schießt es ihr durch den Kopf. Soll sie sich ihrer Mutter, die sie begleitet, darüber mitteilen? Ach, nein, wozu auch, macht sie sich ihre Gedanken. Ich liege im Bett. Im Halbschlaf höre ich Gesprächsfetzen. Sie erwarten mich zum Frühstück. Die Tür wird aufgerissen. Der vierjährige Vincent stürzt in mein Schlafzimmer: „Ich brauche deine Hilfe, steh auf“, fordert er mich auf. „Wobei, beim Spielen?“, frage ich. Aber da ist er auch schon wieder hinausgelaufen. Zu diesem Zeitpunkt kam mir in keiner Weise in den Sinn, dass mein Papa sich der Hilfe und der Sensibilität meines Sohnes bediente, um auf die neue und ungewohnte Situation aufmerksam zu machen, in welcher er sich jetzt befand.
Dann kommt der Anruf. „Schnell Guido, ich glaube er lebt nicht mehr! Ich war nur kurz beim Friseur. Ich war so unruhig seinetwegen. „Alles kaputt“, war das Letzte, das er zu mir gesagt hat, kurz nach dem Aufwachen, sehr niedergeschlagen. Er wollte doch liegen bleiben“, so die verzweifelte Stimme meiner Mutter. Dieser Anruf löst bei mir Sprachlosigkeit aus und in mir macht sich ein beklemmendes Gefühl der Hilflosigkeit breit. Vena kommt nach Hause und fragt was los sei, antworten kann ich ihr nicht, gehe einfach mit meinem Schwager zum Auto. Ich bin dankbar für seine Begleitung, denn er fühlte was vorging und dass ich seine Hilfe, seine Anwesenheit benötige. Seine Beteiligung tut gut und ich bin nicht alleine. Jetzt einfach nur funktionieren, ich muss zu meiner Mutter, was erwartet mich, ist es wirklich so, wie sie es beschrieben hat? Ja, wohl schon zu eindeutig war das Gespräch am Telefon. Vor uns kreuzt der Krankenwagen, dahinter der Notarzt, sie fahren einen Umweg. Die Straße hat noch keiner auf Anhieb gefunden, denke ich bei mir. Dennoch treffen die Helfer vor mir ein und ich lasse den Notarzt in das Haus vorlaufen, denn ich fühle mich bei dem Gedanken als Erster da zu sein nicht wohl, halte ein paar Sekunden inne, zögere.
Mein Papa liegt auf dem Boden im Bad. Die vorgefundene Situation schrie nach Hilfe und doch nach Ruhe, in mir der Gedanke, es ist zu spät, so habe ich meinen Papa noch nie gesehen, Vertrautheit mischt sich mit dem Eindruck des Fremden. Er ist diesmal nicht zusammengebrochen, sondern liegt ruhig auf dem Boden des Badezimmers. Fremd und vertraut, fast wie erwartet und doch neu für mich. Meine Mutter steht irritiert im Flur des Hauses, ich gehe zu ihr, „geh in die Küche, werde ruhig, ich bin da“. Ich fühle, dass ich da sein muss, es ist nicht anders möglich. Ich will, muss und soll hier sein.
Routiniert ziehen sie ihn ins Wohnzimmer und beginnen sofort mit einer Herzmassage, intubieren ihn. So wie die Sanitäter meinen Papa versuchen zu reanimieren, verspüre ich dennoch die Präsenz meines Papas, es ist nicht der Körper, der da vor uns liegt, es ist das starke Gefühl seiner Anwesenheit, ich verspüre eine Präsenz, als ob mein Papa hinter mir steht. Alle Wiederbelebungsversuche bleiben erfolglos. Als sie von ihm ablassen, bleibt er reglos liegen. Ich trete zu ihm. „Er ist nicht weg. Ich kann seine Gegenwart deutlich spüren“, fühle ich. Ich berühre seinen Körper, seinen Kopf, seine Arme. „Das ist nicht alles“, denke ich. „Er fühlt sich doch noch warm an?“, frage ich den Sanitäter neben mir. „Nein, nicht mehr sehr warm.“ und schütteln die Köpfe. So als wäre dies das Zeichen, mein Einsehen anzunehmen, dass sie ihre Bemühungen einstellen können. Warum liegt er da und ist wohl gestorben und ich fühle ihn ganz nah bei uns?
Warum erfasst mich nicht sofort das Gefühl der Endgültigkeit? Nein, es ist noch warm das Gefühl seiner Gegenwart. Es ist nicht der Raum, das Haus, die Umgebung, es ist meines Papas persönliche Gegenwart, die mich jetzt dazu drängt, das Richtige zu machen. Mich um meine Mutter zu kümmern, ihr die Last abnehmen, den Totenschein in Empfang zu nehmen und ihn meiner Mutter vorzulegen, mich um ein Beerdigungsinstitut zu kümmern, zu telefonieren, mitzuteilen was geschehen ist.
Mit dem Totenschein ist es amtlich, er ist gestorben, endgültig von uns gegangen. Oder ist er noch da? Warum stellt sich in mir nicht dieses Gefühl ein, was meine Mutter jetzt hat? Dieses Empfinden von schrecklicher Unumkehrbarkeit, das akzeptieren Müssen, dass nichts mehr zu ändern ist, diese Machtlosigkeit in einer Situation der Hoffnungslosigkeit. Mach das Richtige, dafür bist Du da, das höre ich immer wieder, als ob ich dieses mir selbst einsage, jetzt bin ich an der Reihe zu handeln. Meine Mutter sitzt noch immer in der Küche. Notarzt und Sanitäter verlassen das Haus. Meine Schwiegermutter trifft ein. Still sitzen die beiden Frauen in der Küche. Bald schon kommt die Vertreterin des denkwürdigen Institutes und begann Formalitäten abzufragen. Dabei wollte sie keinen Kunden, keine Leiche sehen, nur ihre Arbeit machen. Nach kurzem Ausdruck ihrer Anteilnahme packte sie schon die Kataloge der Särge und Kränze aus. Welches Sterbebild, welches Motiv, welcher Text. Intuitiv entscheiden wir uns für: Sterben ist nur ein Umziehen in ein schöneres Haus. Nichtsahnend, wie sehr sich dieser Vers als zutreffend bewahrheiten sollte.