Zeitgeschichte - Werner Heil - E-Book

Zeitgeschichte E-Book

Werner Heil

4,7

Beschreibung

Das "kurze" 20. Jahrhundert ist Inhalt dieses Bandes. Er beginnt mit der Darstellung der Weimarer Republik, behandelt den Nationalsozialismus und die Geschichte Deutschlands von 1945 bis 1990. Die von BRD und DDR Geschichte wird miteinander verzahnt, sodass der innere Zusammenhang der beiden Entwicklungen sichtbar bleibt. Die Darstellung endet mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Die Inhalte werden wieder auf der Grundlage des in Band 1 entwickelten Kompetenzkonzepts didaktisch reduziert, aufbereitet und vermittelt. Es wird gezeigt, wie moderner Geschichtsunterricht die Zeitgeschichte optimal vermitteln kann und welche didaktischen Methoden den Lernprozess begleiten und unterstützen. Charakteristische, die Epoche kennzeichnende Inhalte werden ausgewählt, aufbereitet und miteinander verknüpft. Im Unterschied zu den Bänden 2-4, in denen die historische Kompetenz der Schülerinnen und Schüler vor allem aufgebaut wurde, geht es bei der Zeitgeschichte in erster Linie darum, die erworbene Kompetenz zur historischen Urteilsbildung anzuwenden.

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Das 'kurze' 20. Jahrhundert ist Inhalt dieses Bandes. Er beginnt mit der Darstellung der Weimarer Republik, behandelt den Nationalsozialismus und die Geschichte Deutschlands von 1945 bis 1990. Die von BRD und DDR Geschichte wird miteinander verzahnt, sodass der innere Zusammenhang der beiden Entwicklungen sichtbar bleibt. Die Darstellung endet mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Die Inhalte werden wieder auf der Grundlage des in Band 1 entwickelten Kompetenzkonzepts didaktisch reduziert, aufbereitet und vermittelt. Es wird gezeigt, wie moderner Geschichtsunterricht die Zeitgeschichte optimal vermitteln kann und welche didaktischen Methoden den Lernprozess begleiten und unterstützen. Charakteristische, die Epoche kennzeichnende Inhalte werden ausgewählt, aufbereitet und miteinander verknüpft. Im Unterschied zu den Bänden 2-4, in denen die historische Kompetenz der Schülerinnen und Schüler vor allem aufgebaut wurde, geht es bei der Zeitgeschichte in erster Linie darum, die erworbene Kompetenz zur historischen Urteilsbildung anzuwenden.

Dr. Werner Heil ist Fachleiter für Geschichte am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Stuttgart.

Geschichte im Unterricht

Band 1:

Kompetenzorientierter Geschichtsunterricht

Band 2:

Vorantike und Antike Welt

Band 3:

Welt des Mittelalters

Band 3:

Welt des Mittelalters und der Frühen Neuzeit

Band 4:

Neuzeit

Band 5:

Zeitgeschichte

Werner Heil

Zeitgeschichte Das 20. Jahrhundert

Verlag W. Kohlhammer

Umschlag: wikipedia commons Umschlagkonzept: Peter Horlacher

1. Auflage 2013

Alle Rechte vorbehalten ©2013 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG Stuttgart Printed in Germany

ISBN 978-3-17-022639-5

E-Book-Formate

pdf:

epub:

978-3-17-027152-4

mobi:

978-3-17-027153-1

Inhaltsverzeichnis

Vorwort und Einführung

1 Weimarer Republik

1.1 Planung der Unterrichtseinheit

1.2 Vom Kaiserreich zur Republik

1.3 Die Weimarer Verfassung

1.4 Die innere Zerrissenheit der Republik

1.5 Das Krisenjahr 1923

1.6 Die Außenpolitik der Weimarer Republik

1.6.1 Der Versailler Vertrag

1.6.2 Der Vertrag von Rapallo

1.6.3 Die Locarno-Verträge

1.6.4 Deutschlands Eintritt in den Völkerbund

1.6.5 Der Dawes- und der Youngplan

1.7 Die Weltwirtschaftskrise 1929

1.8 Der Bruch der Großen Koalition und die Skepsis gegenüber der Demokratie

2 Nationalsozialismus

2.1 Planung der Unterrichtseinheit

2.2 Die Stufen der Machtergreifung

2.2.1 Hitlers Ernennung zum Reichskanzler

2.2.2 Aufhebung der Grundrechte und Ausschaltung des Parlaments

2.2.3 Die Gleichschaltungen

2.3 Die Herrschaftsideologie des Nationalsozialismus

2.4 Die Rassenlehre und die Vernichtung der Juden

2.5 Die Außenpolitik des Nationalsozialismus

2.6 Der Zweite Weltkrieg

2.7 Widerstand gegen den Nationalsozialismus

2.8 Die Politik der Alliierten

3 Deutschland nach 1945

3.1 Planung der Unterrichtseinheit

3.2 Die Situation unmittelbar nach Kriegsende

3.3 Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Ostgebieten

3.4 „Vergangenheitsbewältigung“ durch Alliierte und Deutsche

3.5 Wiederaufbau einer deutschen Verwaltung und der Weg in die Teilung

4 Die Entwicklung Deutschlands im Zeichen der Teilung

4.1 Die Entstehung eines westdeutschen Staates: Die Bundesrepublik Deutschland

4.2 Die Entstehung eines ostdeutschen Staates: Die Deutsche Demokratische Republik

4.3 Die Ära Adenauer und die Westintegration der BRD

4.4 Die Ära Ulbricht und die Ostintegration der DDR

4.5 Die DDR unter Erich Honecker

4.6 Gesellschaftliche Veränderungen in der BRD der 60er Jahre

4.7 Die Politik Willy Brandts

4.8 KSZE und Rüstungswettlauf

4.9 Kompetenzorientierte Beurteilung von BRD und DDR

5 Wende und Wiedervereinigung

5.1 Gorbatschows Bemühungen zur Reform des Sozialismus

5.2 Wirtschaftliche und politische Krise der DDR

5.3 Die friedliche Revolution

5.4 „Dritter Weg” oder Preisgabe des Sozialismus in der DDR

5.5 Kohls „Zehn-Punkte-Plan”

5.6 Die Wahlen vom 18. März 1990

5.7 Die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion

5.8 Der Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes

5.9 Die internationale Dimension der Wiedervereinigung

Nachbemerkung zur Kompetenzbildung

Anhang

Vorwort und Einführung

Der vorliegende Band schließt die Gesamtdarstellung der Unterrichtsinhalte ab, die in den Bänden 2–5 der Reihe „Geschichte im Unterricht“ vorgelegt wurden. Band 4 behandelte das „lange“ 19. Jahrhundert von der Französischen Revolution bis zum Deutschen Kaiserreich; der vorliegende Band widmet sich dem „kurzen“ 20. Jahrhundert von der Weimarer Republik bis zur Wende 1990. Wie allen vorausgehenden Bänden liegt dem Unterricht das im ersten Band entwickelte Kompetenzmodell zugrunde. Dieses Kompetenzmodell versucht, durch eine systematische Entwicklung und Vernetzung von kategorialen Begriffen zu einer Kompetenzbildung zu gelangen.

Auch in diesem Band orientiert sich die Darstellung an den Bedürfnissen und den Bedingungen des Geschichtsunterrichts am Gymnasium. In den bisherigen Bänden wurde die kategoriale Wissensbasis der Orientierungskompetenz kumulativ aufgebaut. Dieser Wissensaufbau war mit der Französischen und der Industriellen Revolution abgeschlossen. Die darauf folgenden Unterrichtsinhalte dienen daher allein der Vertiefung und der Anwendung der Orientierungskompetenz. Diese Anwendung wird vor allem in der Beurteilung und Bewertung der historischen Phänomene bestehen; die Orientierungskompetenz geht damit in Handlungskompetenz über. Da die kategoriale Entwicklung der Orientierungskompetenz abgeschlossen ist, enthält dieser Band keine kompetenzorientierten Ergebnissicherungen auf der Kategorienebene mehr.

Gefahren für den kompetenzorientierten Unterricht

Wichtig bleibt aber nach wie vor das konsequente Wiederholen und Vertiefen der kategorialen Begriffe. Ein Nachlassen in der Konsequenz führte bei jüngeren Schülerinnen und Schülern umgehend zu einem Absinken des Leistungsniveaus; durch die Wiederaufnahme der Wiederholungs- und Vertiefungsarbeit konnte aber das höhere Niveau schnell wieder erreicht werden.

Man könnte beklagen, dass das Modell zu einer gewissen Schematisierung der Geschichtsbetrachtung führe. Diese Schematisierung liegt aber keineswegs in der Natur des Kompetenzmodells, sondern in seiner noch unentwickelten Anwendung. Am Anfang werden – insbesondere jüngere – Schülerinnen und Schüler das Modell zunächst in der Tat schematisch anwenden; das ist ganz selbstverständlich und gar nicht zu vermeiden, da ihnen zu Beginn noch keine elaborierte, vernetzte Begrifflichkeit zur Verfügung steht; sie muss ja erst im Laufe der Zeit im Umgang mit den Kategorien und in der Entwicklung der Kompetenz entstehen. Die schematische Anwendung entspricht den ersten tappenden Gehversuchen eines Kindes, das im Laufe der Zeit seine Beine immer geschickter und natürlicher zu bewegen lernt, wenn die entsprechende Übung dazukommt. Nicht anders verhält es sich im kognitiven Bereich der Kompetenzbildung.

Kompetenzbildung

Durch zunehmende Vernetzung und Vertiefung der Begriffe entsteht die notwendige Gewandtheit im Umgang mit den Begriffen, die das Schematisieren als eine erste Niveaustufe der Entfaltung der Kompetenz hinter sich lässt und zu dem führt, was durch die Kompetenzbildung erreicht werden soll – eine reflektierte und begründete Urteilsbildung, die sich ihrer eigenen Voraussetzungen bewusst ist. Die schematische Anwendung der Begriffe entspricht der Niveaustufe A; sie gibt zu erkennen, dass die historische Begrifflichkeit vorhanden ist, aber noch nicht die notwendige Flexibilität hat, die der Vielgestaltigkeit des Geschichtsprozesses gerecht wird. Diese Beweglichkeit des Denkens entsteht auf der zweiten Niveaustufe, auf der die Begriffe, die die Wissensbasis der Kompetenz konstituieren, zueinander in Beziehung gesetzt werden. Dies geschieht sowohl in zeitlicher wie auch in kausaler Hinsicht. Die Schülerinnen und Schüler kommen dadurch in die Lage, Entwicklungen darstellen zu können, z. B. die Entwicklung der Herrschaftsform von der Stammesherrschaft zur heutigen Demokratie. Soll diese Darstellung über die chronologische Genese hinausgehen, muss sie auch kausale Erläuterungen enthalten. Dazu ist nötig, über die Grenzen der jeweiligen Domäne1 hinauszugehen und die Kategorien anderer Domänen zu Erklärung heranzuziehen. Auch da wird eine solche Erklärung zunächst einfach und unbeholfen ausfallen müssen, da die Schülerinnen und Schüler sich zuerst auf eine oder zwei weitere Domänen stützen werden. So könnten sie die Entstehung der Aristokratie oder Demokratie auf eine Veränderung der Gesellschaft zurückführen. Durch Hinzuziehung weiterer Domänen wie „Wirtschaft“ oder „Religion“ differenziert sich die Erklärung weiter, sodass die Schülerinnen und Schüler allmählich lernen, von einer monokausalen zu einer multikausalen Erklärung überzugehen. Dies bedeutet einen weiteren Schritt in der Ausarbeitung der Kompetenz; wir bewegen uns nun auf einer oberen Graduierung innerhalb der Niveaustufe B.

Wird den Schülerinnen und Schüler im Laufe der Arbeit bewusst, dass sie zwar gewandt und gekonnt mit den kategorialen Begriffen arbeiten können, dass diese Begriffe aber selbst nur eine Auswahl und damit eine Begrenzung ihrer Urteilsfähigkeit darstellen, dann erreichen sie die Niveaustufe C. Sie sind nun in der Lage, ihre eigenen Überlegungen zu reflektieren und die Grenzen ihrer Urteilsbildung zu erkennen. Auf der Niveaustufe C bewegen sie sich ebenfalls, wenn sie die Kategorien mehrerer Domänen zusammennehmen, um eine historischen Erscheinung zu beurteilen – z. B. die Idee der Volkssouveränität in der Neuzeit.

Der Aufbau der historischen Kompetenz geht also von der kumulativen Erarbeitung kategorialer Begriffe aus, die dann zunehmend vernetzt und reflektiert werden. Die Kompetenz wird dadurch zu einem dynamischen Ganzen, das sowohl selbstreflexiv wie auch kreativ ist. In Bd. 5 geht es vor allem um diese dynamische und selbstreflexive Anwendung der Orientierungskompetenz.

Einfache Form der Orientierungskompetenz

Orientierungskompetenz:

Die Schülerinnen und Schüler können sich

(a) in der Geschichte orientieren

(b) durch Geschichte orientieren (Standort und Identität)

Domäne

Kategorie

Niveaustufe

Operator

Herrschaft

Demokratie

Aristokratie

Theokratie

Stammesherrschaft

(a) Reproduktion

Wiedergabe der Domäneninhalte

(a) Reproduktion

Domäneninhalte

benennen

zeitlich einordnen

eigenen Standort beschreiben

Identität benennen usw.

Gesellschaft

Bürgerliche Gesellschaft

Ständegesellschaft

Kollektive Gesellschaft

Recht

Rechtsgleichheit

Standes- oder Gruppenrechte

Rechtlosigkeit

(b) Problembewusstsein

Fragen zu

den Domäneninhalten,

ihrer Entwicklung

und ihrem wechselseitigen Zusammenhang formulieren

(b) Problembewusstsein

Den Bezug von Domäneninhalten zueinander erklären

Die Bedeutung des Standorts erläutern

Identität analysieren usw.

Wirtschaft

Marktwirtschaft

Merkantilismus

Feudalismus

Kollektivwirtschaft

Wirklichkeit

Sinneswirklichkeit

Symbolische Wirklichkeit

Gedankliche Wirklichkeit

tterwirklichkeit

(c) Problemlösung

Domäneninhalte beurteilen

Methodische Reflexion

(c) Problemlösung

Domäneninhalte beurteilen

Ihre Berechtigung begründen

Standort und Identität beurteilen und bewerten

Fremdverstehen methodisch begründen und herleiten usw.

Selbstverständnis

Individualismus

Partikularismus

Kollektivismus

Religion

Religionsfreiheit

Monotheismus

Polytheismus

Wissenschaft

Wissenschaft

Interpretation

Mythos

Krieg

Ächtung des Kriegs

Heiliger Krieg

Gerechter Krieg

Krieg als Naturzustand

Wissen

Können

Begriffsgefüge als dynamische Einheit

Grundlegende Bedenken, die dem Kompetenzmodell entgegen gebracht wurden, beruhen auf dem Missverständnis, dass man das Begriffsgefüge des Strukturgitters nicht als dynamische Einheit, sondern als eine Addition abstrakter Begriffe aufgefasst hat. Kenntnis der lernpsychologischen Grundlagen der Kompetenzbildung kann ein solches Missverstehen vermeiden; denn unsere Begriffskonfiguration der Orientierungskompetenz wie auch aller weiteren Kompetenzen stellt nichts anderes als ein solches lernpsychologisches Schema dar. Auch sei nochmals daran erinnert, dass die Niveaustufen essenzieller Bestandteil der Kompetenz sind. Auch sie verdeutlichen, dass man die Kategorien der Domänen nicht als statische Elemente verstehen kann und darf, die die Schülerinnen und Schüler nur zu lernen hätten.

Niveaustufen der Kompetenz

Niveaustufe

Beschreibung

Operator

A

Wiedergeben (Wissen, Reproduktion)

„nennen, herausarbeiten, beschreiben,

charakterisieren

“ usw.

B

Vertiefende Fragen stellen

Probleme erkennen

Wissen und Können auf andere Zusammenhänge übertragen (

Problembewusstsein

, Transfer)

„erstellen, darstellen, analysieren, einordnen, begründen, erklären, erläutern, vergleichen“ usw.

C

Selbstständig Probleme lösen

Das Vorgehen bedenken und begründen (Problemlösefähigkeit, Reflexion)

„überprüfen, beurteilen, bewerten, erörtern, gestalten“ usw.

Didaktische Reduktion

Wie für jeden Geschichtsunterricht stellt eine radikale Reduktion der historischen Inhalte auf grundlegende Strukturen auch für die Kompetenzbildung eine wesentliche Voraussetzung dar. Damit wird ein zweites Ziel des Buches formuliert. Es geht um die Herausarbeitung der inhaltlichen Essenz des Geschichtsunterrichts, nicht um eine methodische Vermittlung der Inhalte, nicht um Arbeits- und Sozialformen. Das inhaltlich Wesentliche herauszufiltern bedeutet die größte Herausforderung für die jungen Kolleginnen und Kollegen, nicht ihre methodische Vermittlung. Trotz der Notwendigkeit zur didaktischen Reduktion nehmen die historischen Inhalte in der Darstellung – wie auch schon in Band 4 – einen größeren Raum ein. Dies ist lehrplanbedingt, da der Bildungsplan der Behandlung der Neuzeit und der Zeitgeschichte deutlich mehr Zeit einräumt als der Entwicklung von der Vorgeschichte bis zum Absolutismus. Daher müssen die Inhalte differenzierter dargestellt werden als das zuvor in den Bänden 2 und 3 der Fall war. Dennoch wird nur das dargestellt, was zur Behandlung der Materie im Unterricht notwendig ist. Dabei bleibt die Kompetenzorientierung vollständig erhalten, auch wenn sie in der Darstellung gegenüber den Inhalten in den Hintergrund zu treten scheint. Dies scheint aber nur so; denn die Kompetenzkategorien werden auf differenziertere Inhalte angewendet, ohne dass sie selbst weiter differenziert werden müssen. Differenzierter wird allerdings die Anwendung der Kompetenzkategorien ausfallen.

Problemorientierung und Handlungskompetenz

In unsere Darstellung werden auch immer wieder reflektierende Passagen eingebaut, die in ihrer grundlegenden Fragehaltung in der Geschichtswissenschaft weniger üblich sind. Sie sind der spezifischen Natur des Geschichtsunterrichts und des kompetenzorientierten Geschichtsunterrichts geschuldet. Zum einen muss der Geschichtsunterricht durchgehend problemorientiert angelegt sein; die Schülerinnen und Schüler sollen zum Nachdenken angeregt werden. Sie sollen historische Sachverhalte nicht nur auf der Inhaltsebene kennenlernen (Niveaustufe A), sondern sie auch verstehen und begreifen (Niveaustufen B und C). Dieses Verstehen- und Begreifenlernen führt zum systematischen Aufbau einer historischen Urteilsfähigkeit. Die Urteilsbildung findet auf der Grundlage der erworbenen Kompetenzkategorien statt, die dadurch zu einer reflektierten Basis der historischen Urteilsbildung werden. Durch diese Urteilsbildung wird die Handlungskompetenz entwickelt, die beurteilt, ob eine historische Entwicklung wünschenswert ist oder eher vermieden oder verhindert werden sollte. Dadurch kommt ein normatives Element ins Spiel, das für die Geschichtsentwicklung berechtigt ist, da es in ihr auch um die Entwicklung und Umsetzung von Werten geht. Entscheidend ist dabei allerdings, dass dieses normative Element durch den Bezug auf die historischanthropologische Entwicklung des Menschen, nicht nach subjektivem Wähnen und Meinen begründet wird. Wir kennzeichnen die Prozesse der Urteilsbildung in den Marginalien als „Kompetenzorientierte Urteilsbildung“.

Ergebnissicherung

Die inhaltliche Essenz des Geschichtsunterrichts ist von jeder Methodik unabhängig; die Bedeutung des Nationalsozialismus bleibt unverändert dieselbe – gleichgültig, ob er schülerzentriert oder lehrerorientiert unterrichtet wird. Die didaktische Reduktion der Inhalte hängt auch nicht von der Frage ab, ob der Unterricht lernzielorientiert oder kompetenzorientiert angelegt ist. Sie stellt eine unerlässliche und zentrale Prämisse beider Unterrichtsformen dar. Der Unterschied beginnt erst an der Stelle, wo die inhaltlichen Ergebnisse zu einer Kompetenz weiterverarbeitet werden. Daher haben wir eine doppelte Ergebnissicherung durchgeführt: Eine inhaltliche Ergebnissicherung, bei der der lernzielorientierte Unterricht stehen bleiben kann, und eine kompetenzorientierte, wodurch der lernzielorientierte Unterricht in den kompetenzorientierten übergeführt wird. Die zweite benötigen wir, wie schon gesagt, bei der Zeitgeschichte in der elementaren Form nicht mehr, da sie bereits vorliegt.

Kompetenzüberprüfung

Eine Kompetenzüberprüfung findet im Anschluss an jede Unterrichtseinheit in der Weise statt, dass die oben angegeben Niveaustufen der Kompetenz mit der Frage „Kann ich ...?“ formuliert werden: „Kann ich einen Sachverhalt wiedergeben, erläutern, beurteilen?“ Das entspricht den drei Niveaustufen der Kompetenzbildung. Aufgaben dazu kann jede Lehrerin und jeder Lehrer ohne Probleme selbst erstellen, sodass wir auf ihre explizite Darstellung verzichten. Beispiele dazu finden sich in Band 1 und 2 unserer Reihe „Geschichte im Unterricht“.

1 Wir bezeichnen die großen Strukturbereiche der Geschichte als Domänen, insofern die zu diesen Bereichen gehörenden Begriffe die Wissensbasis der Kompetenz darstellen. Eine solche Wissensbasis bildet in der Lerntheorie eine Domäne.

1 Weimarer Republik

1.1 Planung der Unterrichtseinheit

Relevante Kategorien zur Planung der Unterrichtseinheit

Gehen wir, wie in den vorherigen Bänden, zur Planung der Unterrichtseinheit wieder von den Domänen aus und fragen, welche Kategorien für die Unterrichtseinheit „Weimarer Republik“ relevant sind.

Herrschaft

Recht

Gesellschaft

Religion

Wissenschaft

Neue Staatsform Republik

Nachwirkung monarchischer Traditionen

Verfassung

Rechtsgleichheit

für alle

Wahlrecht auch für Frauen

Bürgerliche Gesellschaft

Nachwirkung monarchischer Mentalitäten

Religionsfreiheit

Naturwissenschaft

Empirismus

Wirklichkeit

Selbstverstândnis

Wirtschaft

Krieg

Sinneswirklichkeit

Gedankliche Erfassung der Sinneswelt

Individualismus

Freiheit und

Selbstbestimmung

Verhältnis zu Demokratie und

Parlamentarismus

Inflation

Weltwirtschaftskrise

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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