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Zen in der Kunst des Bogenschießens E-Book

Eugen Herrigel

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Beschreibung

Wie kaum ein anderer Europäer ist Eugen Herrigel nicht nur intellektuell, sondern auch durch eigene Erfahrung in den Geist und die Praxis des Zen eingedrungen. Mit seinem weltweit bekannten »Zen in der Kunst des Bogenschießens« hat er ein Standardwerk der westlichen Zen-Literatur geschaffen, dessen Lektüre zu einem Schlüsselerlebnis für zahllose Künstler, Intellektuelle und Suchende auf dem geistigen Weg geworden ist. Eugen Herrigel wirkte als Professor für Philosophie in der 20er Jahren in Japan und begann 1926 ein intensives Training in der Kunst des Bogenschießens bei dem Shado-Meister Awa. Herrigels gleichnamiges Buch erzählt von einer Erfahrung, die sein Leben nachhaltig verändern sollte. Es ist ein authentischer Bericht, der mehr über die japanische Mentalität und Geistesschulung verrät, als es je ein bloß informierender Ratgeber könnte. Er vermittelt auf einmalige Weise, worum es im Kern bei der Zen-Praxis geht. »Eugen Herrigel war einer der ganz wenigen Nicht-Japaner, die das Wesen des Zen erfasst haben. Seine Schriften vermögen den westlichen Leser vertraut zu machen mit jener seltsamen und scheinbar unzugänglichen Art der östlichen Erfahrung, die wir ›Zen‹ nennen.« (Daisetz T. Suzuki)

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Eugen Herrigel

Zen in der Kunst des Bogenschießens

Knaur e-books

Über dieses Buch

Wie kaum ein anderer Europäer ist Eugen Herrigel nicht nur intellektuell, sondern auch durch eigene Erfahrung in den Geist und die Praxis des Zen eingedrungen. Mit seinem weltweit bekannten »Zen in der Kunst des Bogenschießens« hat er ein Standardwerk der westlichen Zen-Literatur geschaffen, dessen Lektüre zu einem Schlüsselerlebnis für zahllose Künstler, Intellektuelle und Suchende auf dem geistigen Weg geworden ist.

Eugen Herrigel wirkte als Professor für Philosophie in der 20er Jahren in Japan und begann 1926 ein intensives Training in der Kunst des Bogenschießens bei dem Shado-Meister Awa. Herrigels gleichnamiges Buch erzählt von einer Erfahrung, die sein Leben nachhaltig verändern sollte. Es ist ein authentischer Bericht, der mehr über die japanische Mentalität und Geistesschulung verrät, als es je ein bloß informierender Ratgeber könnte. Er vermittelt auf einmalige Weise, worum es im Kern bei der Zen-Praxis geht. »Eugen Herrigel war einer der ganz wenigen Nicht-Japaner, die das Wesen des Zen erfasst haben. Seine Schriften vermögen den westlichen Leser vertraut zu machen mit jener seltsamen und scheinbar unzugänglichen Art der östlichen Erfahrung, die wir ›Zen‹ nennen.« (Daisetz T. Suzuki)

Inhaltsübersicht

EinleitungKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Eugen Herrigel und Daisetz Teitaro Suzuki
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EINLEITUNG

von Daisetz T. Suzuki

Einer der wesentlichsten Faktoren in der Ausübung des Bogenschießens und jener anderen Künste, die in Japan und wahrscheinlich auch in anderen fernöstlichen Ländern ausgeführt werden, ist die Tatsache, dass sie keinen nützlichen Zwecken dienen, auch nicht zum rein ästhetischen Vergnügen gedacht sind, sondern eine Schulung des Bewusstseins bedeuten und dieses in Beziehung zur letzten Wirklichkeit bringen sollen. So wird Bogenschießen nicht allein geübt, um die Scheibe zu treffen, das Schwert nicht geschwungen, um den Gegner niederzuwerfen; der Tänzer tanzt nicht nur, um rhythmische Bewegungen des Körpers auszuführen, sondern vor allem soll das Bewusstsein dem Unbewussten harmonisch angeglichen werden.

Um wirklich Meister des Bogenschießens zu sein, genügt technische Kenntnis nicht. Die Technik muss überschritten werden, sodass das Können zu einer »nichtgekonnten Kunst« wird, die aus dem Unbewussten erwächst.

In Bezug auf das Bogenschießen bedeutet dies, dass Schütze und Scheibe nicht mehr zwei entgegengesetzte Dinge sind, sondern eine einzige Wirklichkeit. Der Bogenschütze ist nicht mehr seiner selbst bewusst, als stünde ihm die Aufgabe zu, die Scheibe vor ihm zu treffen. Dieser Zustand der Unbewusstheit wird aber nur erreicht, wenn er von seinem Selbst vollkommen frei und gelöst ist, wenn er eins ist mit der Vollkommenheit seiner technischen Geschicklichkeit. Dies ist etwas vollkommen anderes als jeder Fortschritt, der in der Kunst des Bogenschießens erreicht werden könnte.

Dieses andere, das einer ganz anderen Ordnung angehört, wird satori genannt. Es ist Intuition, die aber vollkommen verschieden ist von dem, was gemeinhin Intuition genannt wird. Darum nenne ich sie prajna-Intuition. Prajna kann als »transzendentale Weisheit« bezeichnet werden. Aber auch dieser Ausdruck vermag nicht alle Tönungen wiederzugeben, die in dieser Bezeichnung enthalten sind, denn prajna ist eine Intuition, die sofort die Totalität und Individualität aller Dinge erfasst. Es ist eine Intuition, die ohne irgendwelche Meditation erkennt, dass Zero unendlich ist (—) und Unendlichkeit Zero ist (—); und dies ist nicht symbolisch oder mathematisch gemeint, sondern ist eine unmittelbar wahrnehmbare Erfahrung.

Satori ist deshalb, psychologisch gesprochen, ein Jenseits der Grenzen des Ichs. Logisch betrachtet ist es Einblick in die Synthese von Bejahung und Verneinung, metaphysisch gesprochen intuitives Erfassen, dass das Sein Werden und das Werden Sein ist.

Der charakteristische Unterschied zwischen Zen und allen anderen Lehren religiöser, philosophischer oder mystischer Art ist die Tatsache, dass es niemals aus unserem täglichen Leben schwindet und doch bei all seiner praktischen Anwendungsmöglichkeit und Konkretheit etwas in sich schließt, das es aus dem Schauspiel der weltlichen Befleckung und Rastlosigkeit herausstellt.

Hier berühren wir die Beziehung zwischen Zen und Bogenschießen oder den anderen Künsten wie Fechten, Blumenschmücken, Teezeremonie, Tanzen und die feinen Künste.

Zen ist »das tägliche Bewusstsein«, wie Baso Matsu (gestorben 788) es ausdrückt. Dieses »tägliche Bewusstsein« ist nichts anderes als »schlafen, wenn man müde ist, essen, wenn man hungert«. Sobald wir nachdenken, überlegen und Begriffe bilden, geht das ursprünglich Unbewusste verloren und ein Gedanke taucht auf. Wir essen nicht mehr, wenn wir essen, schlafen nicht mehr, wenn wir schlafen. Der Bogen ist abgeschossen, aber er fliegt nicht gerade zur Scheibe hin, und die Scheibe steht auch nicht dort, wo sie stehen soll.

Der Mensch ist ein denkendes Wesen, aber seine großen Werke werden vollbracht, wenn er nicht rechnet und denkt. »Kindlichkeit« muss nach langen Jahren der Übung in der Kunst des Sich-selbst-Vergessens wieder erlangt werden. Ist dies erreicht, dann denkt der Mensch und denkt doch nicht. Er denkt wie der Regen, der vom Himmel fällt; er denkt wie die Wogen, die auf dem Meere treiben; er denkt wie die Sterne, die den nächtlichen Himmel erleuchten; wie das grüne Laubwerk, das aufsprießt unter dem milden Frühlingswind. Er ist in der Tat selbst der Regen, das Meer, die Sterne, das Grün.

Hat der Mensch diese Stufe der »geistigen« Entwicklung erreicht, ist er ein Zen-Meister des Lebens. Er bedarf nicht wie der Maler Leinwand, Pinsel und Farben. Er bedarf nicht wie der Bogenschütze Bogen, Pfeil und Scheibe oder andere Ausrüstung. Er hat seine Glieder, seinen Körper, Kopf und Ähnliches. Sein Zen-Leben drückt sich durch alle diese »Werkzeuge« aus, die wichtig als seine Erscheinungsformen sind. Seine Hände und Füße sind die Pinsel, und das ganze Weltall ist die Leinwand, auf der er sein Leben siebzig, achtzig, neunzig Jahre lang aufmalen wird. Dieses Bild heißt »Geschichte«.

Hoyen von Gosozan (gestorben 1104) sagt: »Hier ist ein Mann, der die Leere des Raums in ein Blatt Papier, die Wellen des Meeres in ein Tintenfass und den Berg Sumeru in einen Pinsel verwandelt und die fünf Silben schreibt: so-shisai-rai-i. (Diese fünf chinesischen Silben heißen wörtlich übersetzt: ›Des ersten Patriarchen Grund, aus dem Westen zu kommen.‹ Dieses Thema bildet oft den Inhalt eines mondo. Es ist das Gleiche als frage man nach dem Wesen des Zen. Ist dies verstanden, ist Zen dieser Körper selbst.) Ihm gebe ich meinen zagu (Zagu ist einer der Gegenstände, die der Zen-Mönch trägt. Er wird vor ihm ausgebreitet, wenn er sich vor dem Buddha oder dem Lehrer verneigt.) und verbeuge mich tief vor ihm.« Man könnte fragen, was diese phantastische Art des Schreibens bedeutet. Warum ist ein Mensch, der solches vermag, der höchsten Verehrung würdig? Vielleicht würde ein Zen-Meister antworten: »Ich esse, wenn ich Hunger habe, ich schlafe, wenn ich müde bin.« Dem Leser aber wird die Frage nach dem Bogenschützen noch immer unbeantwortet erscheinen.

In dem vorliegenden wunderbaren Buch gibt Professor Herrigel, ein deutscher Philosoph, der nach Japan kam und die Kunst des Bogenschießens zum Verständnis des Zen übte, einen erleuchteten Bericht über seine eigene Erfahrung. Seine Ausdrucksweise wird den westlichen Leser vertraut machen mit jener seltsamen und scheinbar unzugänglichen Art der östlichen Erfahrung.

 

Ipswich, Massachusetts, Mai 1953

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Es muss auf den ersten Blick als unerträgliche Herabwürdigung erscheinen, das Zen – was immer man darunter verstehen möge – in Verbindung mit dem Bogenschießen gebracht zu sehen. Selbst wenn man in weitherzigem Entgegenkommen damit einverstanden sein sollte, das Bogenschießen als »Kunst« ausgezeichnet zu finden, wird man sich kaum dazu bereit fühlen, etwas anderes als ein ausgesprochen sportliches Können hinter dieser Kunst zu suchen. Man macht sich somit darauf gefasst, über erstaunliche Leistungen japanischer Kunstschützen etwas zu erfahren, die den Vorteil haben, sich auf eine altehrwürdige und niemals endgültig abgebrochene Tradition im Gebrauch von Bogen und Pfeil berufen zu können. Denn es ist im Fernen Osten erst wenige Menschenalter her, dass moderne Waffen die alten Kampfmittel zwar für den Ernstfall verdrängt haben; der Umgang mit ihnen aber wurde dadurch keineswegs unterbunden, sondern pflanzte sich weiter fort und wird seitdem in immer weiteren Kreisen gepflegt. Erwartet man daher nicht vielleicht eine Beschreibung der besonderen Art und Weise, in der das Bogenschießen als nationaler Sport in Japan heutzutage betrieben wird? Nichts kann verfehlter sein als gerade diese Vermutung. Unter Bogenschießen im hergebrachten Sinn, das er als Kunst achtet und als Vermächtnis ehrt, versteht der Japaner nicht einen Sport, sondern, so sonderbar dies zunächst auch klingen mag, ein kultisches Geschehen. Und somit versteht er unter »Kunst« des Bogenschießens nicht ein durch vorwiegend körperliche Übung mehr oder weniger beherrschbares sportliches Können, sondern ein Können, dessen Ursprung in geistigen Übungen zu suchen ist und dessen Ziel in einem geistigen Treffen besteht: sodass also der Schütze im Grunde genommen auf sich selbst zielt und dabei vielleicht erreicht, dass er sich selbst trifft.

Dies klingt zweifellos rätselhaft. Wie?, wird man sagen, das Bogenschießen, einst zum Kampf auf Leben und Tod geübt, soll sich nicht einmal in einen handgreiflichen Sport hinübergerettet haben, sondern zu einem geistigen Exerzitium geworden sein? Wozu dann noch Bogen und Pfeil und Zielscheibe? Hat man da nicht die mannhafte alte Kunst und den eindeutig redlichen Sinn des Bogenschießens verleugnet und an seine Stelle etwas Verschwommenes, wenn nicht geradezu Phantastisches gesetzt?

Es ist indessen zu bedenken, dass der eigentümliche Geist dieser Kunst, seit er sich nicht mehr in blutiger Auseinandersetzung zu bewähren hat, nur umso unabgelenkter und überzeugender hervorgetreten ist – jener Geist also, der nicht erst neuerdings in den Umgang mit Bogen und Pfeil hineingedeutet zu werden brauchte, weil er schon immer mit ihm verbunden war. Es verhält sich also durchaus nicht so, dass die überlieferte Technik des Bogenschießens, seit es im Waffengang keine Rolle mehr spielt, in einen heiteren Zeitvertreib verwandelt, damit aber auch zugleich verharmlost worden wäre. Die »Große Lehre« des Bogenschießens sagt etwas anderes darüber aus. Nach ihr ist Bogenschießen nach wie vor eine Angelegenheit auf Leben und Tod in dem Maße, wie es eine Auseinandersetzung des Schützen mit sich selbst ist; und diese Weise der Auseinandersetzung ist nicht verkümmerter Ersatz, sondern tragender Grund aller nach außen hin gerichteten Auseinandersetzung – etwa mit dem leibhaftigen Gegner. In dieser Auseinandersetzung des Schützen mit sich selbst zeigt sich also erst das geheime Wesen dieser Kunst, und die Unterweisung in ihr unterschlägt daher nichts Wesentliches, wenn sie auf die Nutzanwendung, welche die Praxis des ritterlichen Kampfes ehemals verlangte, verzichtet.

Wer sich heute dieser Kunst verschreibt, zieht daher aus der geschichtlichen Entwicklung den unbestreitbaren Gewinn, nicht der Versuchung zu erliegen, das Verständnis der »Großen Lehre« durch praktische Zwecksetzungen – auch wenn er sie vor sich selbst verbergen sollte – zu trüben, wenn nicht schlechthin unmöglich zu machen. Denn der Zugang ist, und darin stimmen die Bogenmeister über die Zeiten hinweg miteinander überein, nur denen vergönnt, die »reinen«, um Nebenabsichten unbekümmerten Herzens sind.

Fragt man von hier aus, wie japanische Bogenmeister diese Auseinandersetzung des Schützen mit sich selbst sehen und schildern, so muss ihre Antwort vollends rätselhaft klingen. Denn die Auseinandersetzung besteht für sie darin, dass der Schütze auf sich selbst – und wiederum nicht auf sich selbst – zielt, dass er dabei vielleicht sich selbst – und wiederum nicht sich selbst – trifft und somit in einem Zielender und Ziel, Treffender und Getroffener ist. Oder, um mich einiger Ausdrücke zu bedienen, die Bogenmeistern ans Herz gewachsen sind: Es kommt darauf an, dass der Schütze trotz all seinem Tun unbewegte Mitte wird. Dann stellt das Größte und Letzte sich ein: Die Kunst wird kunstlos, das Schießen wird zu einem Nichtschießen, zu einem Schießen ohne Bogen und Pfeil; der Lehrer wird wieder zum Schüler, der Meister zum Anfänger, das Ende zum Beginn und der Beginn zur Vollendung.