12,99 €
Zen-Weisheit für den Alltag
Wie lässt sich die Philosophie des Zen im Alltag anwenden und leben? Shunryu Suzuki, einer der bedeutendsten Zen-Meister der Neuzeit, ist für seine außergewöhnliche Gabe bekannt, traditionelle Zen-Lehren in einfacher Sprache zu vermitteln.
In "Zen - Leben im Hier & Jetzt" werden seine Unterweisungen am Beispiel von Alltagssituationen zum Leben erweckt. Diese Begegnungen mit Zen sind berührend, direkt, humorvoll und überraschend – und durch ihre Einbettung in den realen Lebenskontext wunderbar zugänglich.
Jede dieser Geschichten, die sein langjähriger Schüler David Chadwick herausgegeben hat, zeigt: Das Potenzial, Erleuchtung zu erlangen, existiert für uns alle genau hier und jetzt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 97
Veröffentlichungsjahr: 2025
Buch
Wie lässt sich die Philosophie des Zens im Alltag anwenden und leben? Shunryu Suzuki, einer der bedeutendsten Zen-Meister der Neuzeit, ist für seine außergewöhnliche Gabe bekannt, traditionelle Zen-Lehren in einfacher Sprache zu vermitteln.
In »Zen – Leben im Hier & Jetzt« werden seine Unterweisungen am Beispiel von Alltagssituationen zum Leben erweckt. Diese Begegnungen mit Zen sind berührend, direkt, humorvoll und überraschend – und durch ihre Einbettung in den realen Lebenskontext wunderbar zugänglich.
Jede dieser Geschichten, die sein langjähriger Schüler David Chadwick herausgegeben hat, zeigt: Das Potenzial, Erleuchtung zu erlangen, existiert für uns alle genau hier und jetzt.
Autor
Der Japaner Shunryu Suzuki (1904 – 1971) gilt als einer der bedeutendsten Zen-Meister der Neuzeit. Als einfacher Tempelpriester – wenn auch mit gediegener klassischer Mönchsausbildung – entschloss er sich 1959, als Meditationslehrer nach Amerika zu gehen. In San Francisco gründete er das erste Zen-Zentrum des Westens, später das legendäre Zen-Kloster Tassajara in den kalifornischen Bergen. Der Roshi (»alter Meister«) wurde zu einem geistigen Mittelpunkt der kulturellen und spirituellen Szene der 1960er-Jahre an der Westküste Amerikas. Zu seinen Schülern und Verehrern gehörten berühmte Künstler wie Alan Watts, Allen Ginsberg und John Lennon.
SHUNRYU SUZUKI
ZEN
Leben im Hier & Jetzt
Kleine Geschichten und Unterweisungen des Zen-Meisters
Herausgegeben von David Chadwick
Aus dem Amerikanischen von Katja Wiederspahn und Hanna R. Müller
Die Originalausgaben von Teil 1 / Teil 2 erschienen 2021 unter den Titeln Zen Is Right Here / Zen Is Right Now bei Shambhala Publications, Inc. Teil 1 ursprünglich erschienen 2001 unter dem Titel To Shine One Corner of the World bei Broadway Books.
Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Copyright der Originalausgaben © 2001/2021 by David Chadwick. Veröffentlicht in Absprache mit Shambhala Publications, Inc., Boulder.
Deutsche Erstausgabe von Teil 1: 2004 O. W. Barth Verlag
Copyright der deutschsprachigen Gesamtausgabe © 2025 bei Arkana Verlag, München,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
(Vorstehende Angaben sind zugleich Pflichtangaben nach GPSR.)
Alle Rechte vorbehalten.
Übersetzung: Katja Wiederspahn (Teil 1) und Hanna R. Müller (Teil 2)
Redaktion: Ulrike Kretschmer
Coverdesign: ki36 Editorial Design, Bettina Stickel, München
Covermotiv: © istockphoto/kotoffei
Gestaltung, Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN 978-3-641-33166-5V001
www.arkana-verlag.de
Inhalt
LEBENIMHIER
Einführung
LEBENIMJETZT
Einführung
Erläuterung buddhistischer Begriffe und Namen
Dank zu »Leben im Hier«
Dank zu »Leben im Jetzt«
Weiterführende Literatur
Quellen
Weitere Quellen
Bildnachweis
Über Autor und Herausgeber
LEBEN IM HIER
Sie vergessen vielleicht, was du gesagt hast,
aber sie werden niemals vergessen,
wie sie sich in deiner Gegenwart gefühlt haben.
Carl W. Buechner
Einführung
Shunryu Suzuki Roshi, ein Soto-Zen-Priester aus Japan, kam 1959 im Alter von 55 Jahren nach San Francisco. Er kümmerte sich zunächst um eine japanisch-amerikanische Gemeinde in einem Tempel namens Sokoji, Soto Zen Mission, in der Bush Street in Japantown. Seine Mission ging jedoch weit über das hinaus, was seine Gastgeber mit ihm im Sinn hatten. Er brachte seinen Traum mit in die USA: die Praxis der Weisheit und Erleuchtung des Buddha, die seine Lehrer an ihn weitergegeben hatten, im Westen bekannt zu machen. All jenen, die von der Zen-Philosophie fasziniert waren, gab er etwas zu tun – Zazen (Zen-Meditation) und die Zen-Praxis (die Ausweitung von Zazen auf das tägliche Leben). Schnell scharte sich eine Gemeinschaft von Schülerinnen und Schülern um ihn. Viele von ihnen zogen in Wohnungen in der Nähe des Tempels, um frühmorgens und abends zu Fuß zum Zazen gehen zu können.
1964 begann eine kleine Gruppe von Schülerinnen und Schülern, sich täglich in Los Altos, südlich von San Francisco, zum Zazen zu treffen. Andere Gruppen entstanden in Mill Valley und Berkeley. Soweit es ihm möglich war, besuchte Suzuki Roshi, wie er genannt wurde, jede Gruppe einmal in der Woche. Er wohnte bis 1967, dem Jahr, in dem das Zen Mountain Center in Tassajara Springs, tief in der Wildnis des Monterey County, gegründet wurde, ausschließlich in Sokoji. Der Rückzugsort in den Bergen war nicht nur das erste buddhistische Kloster für Praktizierende aus dem Westen, er brach auch mit der Tradition, da es Männern und Frauen, verheiratet oder alleinstehend, gestattet war, gemeinsam zu praktizieren. Dieser Ort ist der Schauplatz vieler Geschichten in diesem Buch. Im November 1969 verließ Suzuki Roshi Sokoji, um das City Center in der Page Street in San Francisco als Zentrum für Zen-Praxis mit angeschlossenem Wohntrakt zu etablieren. Dort starb er 1971.
Für Suzuki Roshi ist das Herz eines Zen-Tempels der Zendo, die Zazen-Halle. Dort traf er sich mit seinen Schülerinnen und Schülern zum Zazen (oft einfach »Sitzen« genannt) sowie zu formellen Mahlzeiten und Zeremonien, bei denen Sutras, buddhistische Schriften, rezitiert wurden. Dort hielt er auch seine Vorlesungen, manchmal als Dharma-Vorträge bezeichnet. »Dharma« ist ein Sanskrit-Begriff für die buddhistische Lehre. Normalerweise wurde am frühen Morgen und am Abend ein- oder zweimal vierzig Minuten Zazen gesessen. Manchmal gab es ein Sesshin, bei dem bis zu sieben Tage lang vom frühen Morgen bis in die Nacht Zazen gesessen wurde, nur durch kurze Gehperioden, Zeremonien, Mahlzeiten, Vorträge und kleinere Pausen unterbrochen. Während des Sesshin führte Suzuki formelle Einzelgespräche, auch Dokusan genannt, mit seinen Schülerinnen und Schülern. Seine Frau nannten wir Okusan, japanisch für »Ehefrau«.
Suzuki lehrte vor allem schweigend – durch die Art, wie er eine Teetasse in die Hand nahm, jemandem begegnete, während er einen Weg oder einen Flur entlangging, oder mit seinen Schülerinnen und Schülern arbeitete, Mahlzeiten einnahm und meditierte. Was er jedoch sagte, wenn sich die Gelegenheit dazu ergab, hinterließ einen tiefen Eindruck. Dieses Buch ist eine Aufzeichnung dieser Eindrücke, jeder kurze Wortwechsel hat sich dreißig Jahre oder länger in der Erinnerung einer Person erhalten. Die so dokumentierten kurzen Blicke auf Suzuki Roshi machen deutlich, dass sein Weg nicht systematisch oder formelhaft war. Er betonte, dass die Unfassbarkeit des Buddhismus das sei, was andauern werde, während sein Ausdruck sich unablässig verändere. Die Lehren des Buddha, so Suzuki Roshi, hätten Gültigkeit für bestimmte Augenblicke, Menschen und Situationen, sie seien relativ und unvollkommen.
Shunryu Suzuki berührte Tausende von Menschen, Buddhisten und Nicht-Buddhisten, viele im direkten Kontakt und noch mehr durch eine berühmt gewordene Sammlung seiner Vorträge mit dem Titel Zen-Geist, Anfänger-Geist. Heute gibt es überall im Westen kleine buddhistische Gruppen seiner und anderer Traditionslinien, deren Existenz zu einem nicht unbeträchtlichen Teil auf die Bemühungen dieses Mannes zurückgeht.
1999 veröffentlichte ich eine Biografie Suzukis, Shunryu Suzuki oder die Kunst, ein Zen-Meister zu werden. Ich werde auch weiterhin die mündlichen Überlieferungen aus diesen vergangenen Zeiten aufzeichnen, Gespräche und Korrespondenzen mit Menschen über ihre Erfahrungen mit Suzuki Roshi und die Zen-Praxis führen und darüber nachdenken, was ich in den fünf Jahren Studium bei ihm gelernt habe. Das vorliegende Buch basiert auf solchen Aufzeichnungen, auf Material aus den Archiven des Zen Center und auf einigen anderen Quellen. Der Titel des ersten Teils leitet sich aus einem der Gespräche aus diesem Buch ab. »Zen ist überall«, stimmte Suzuki Roshi seinem Schüler zu. »Aber für dich ist Zen genau hier.«
Ich hoffe, Sie finden Gefallen an der Weisheit von Suzuki Roshi; er hatte großes Vertrauen in die Ihre.
David Chadwick
Eines Morgens, als wir alle Zazen saßen, hielt Suzuki Roshi spontan eine Rede. Er sagte: »Ihr alle seid vollkommen, so wie ihr seid … und könntet euch durchaus noch ein wenig vervollkommnen.«
Einmal fragte ich Suzuki Roshi: »Was ist Nirwana?«
Er antwortete: »Eine Sache bis zum Ende zu verfolgen.«
In Tassajara packten Suzuki Roshi und einige Schüler eines Tages ein paar Geräte zusammen und kletterten einen heißen, staubigen Weg hinauf auf einen Hügel, um dort zu arbeiten. Als sie oben ankamen, bemerkten sie, dass sie vergessen hatten, eine Schaufel mitzunehmen. Die Schüler fingen an zu diskutieren, wer zurückgehen sollte, um sie herbeizuschaffen. Als sie mit dem Diskutieren fertig waren, stellten sie fest, dass Roshi nicht mehr da war. Er hatte sich schon längst auf den Weg gemacht, um die Schaufel zu holen.
Eines Tages beschwerte ich mich bei Suzuki Roshi über die Leute, mit denen ich zusammenarbeitete.
Er hörte mir aufmerksam zu. Schließlich sagte er: »Wenn du der Tugend begegnen willst, musst du einen ruhigen Geist haben.«
Ein Schüler fragte in Dokusan: »Wenn ein Baum in einem Wald umfällt und niemand es hört, macht er dann ein Geräusch?«
Suzuki Roshi antwortete: »Das spielt keine Rolle.«
Es war mein erstes Sesshin, und bevor der erste Tag zu Ende ging, war ich davon überzeugt, dass ich es nicht durchhalten würde. Mein Mann sollte an diesem Nachmittag Dokusan haben; er bat Suzuki Roshi, stattdessen mit mir zu sprechen.
»Das ist alles ein Missverständnis«, teilte ich Roshi mit. »Ich kann das nicht. Ich bin nur hierhergekommen, um mit meinem Mann zusammen zu sein.«
»Da ist kein Missverständnis«, sagte er mit Nachdruck. »Du kannst selbstverständlich abreisen, aber es gibt keinen Ort, an den du gehen könntest.«
Eines Tages hielt sich ein Schüler in der Halle des Sokoji-Tempels auf. Suzuki Roshi trat an ihn heran und sagte: »Einfach lebendig sein, das ist genug.« Dann drehte er sich um und ging.
Eines Abends stellte ich Suzuki Roshi nach einem Dharma-Vortrag eine Frage zu Leben und Tod. Die Antwort, die er mir gab, ließ meine Angst vor dem Tod in diesem Augenblick platzen wie eine Seifenblase.
Er sah mich an und sagte: »Du wirst immer in irgendeiner Form im Universum existieren.«
In einem Vortrag sagte Suzuki Roshi einmal: »Wir sollten Zazen wie jemand praktizieren, der im Sterben liegt. Für ihn gibt es nichts, auf das er sich verlassen kann. Wenn ihr diese Art von Verstehen erreicht, wird euch nichts mehr täuschen.«
Ein Schüler saß in Tassajara Suzuki Roshi gegenüber auf einer Tatami-Matte in seinem Zimmer. Der Schüler sagte, er könne einfach nicht aufhören, sich zwischendurch in der Küche zu bedienen, und fragte, was er tun solle.
Suzuki Roshi griff unter seinen Tisch und sagte: »Hier, nimm ein paar Geleebonbons.«
Ein Schüler klagte voller Inbrunst und mit Tränen in den Augen: »Warum gibt es so viel Leiden?«
Suzuki Roshi antwortete: »Aus keinem Grund.«
Während einer Fragestunde mit Suzuki Roshi im Sokoji-Tempel wollte ein junger Mann wissen: »Was sollte ein Zen-Praktizierender in seiner Freizeit tun?«
Suzuki schaute zuerst verdutzt und wiederholte fragend den Ausdruck »Freizeit«. Er wiederholte ihn noch einmal und fing dann schallend an zu lachen.
Ein Schüler von Suzuki Roshi, ein Verleger von Beatlyrik, sah seinen Lehrer nach anderthalb Jahren in einem Einzelgespräch wieder. Er erzählte ihm, er könne nicht weitermachen, da er jedes Mal, wenn er Zazen sitze, anfange zu weinen. »Ich halte das nicht aus«, sagte er. »Ich gehe. Ich kann nicht mehr hierbleiben.«
Suzuki bat ihn nicht zu bleiben. Er sagte nur: »Du bemühst und bemühst dich, und du scheiterst, und dann gehst du tiefer.«
Ich fuhr Suzuki Roshi und einen Mitschüler vom Zendo in Mill Valley zurück zum Tempel. Mein Freund, der auf dem Rücksitz saß, seine Camel-Schachtel in der Hemdtasche, stellte Suzuki eine Frage zu Zen.
»Zen ist schwer«, erwiderte Suzuki. »Mindestens so schwer, wie das Rauchen aufzugeben.«
Ein bekannter japanischer Rinzai-Zen-Meister stattete Sokoji einen Besuch ab, um sich mit Suzuki Roshi zu treffen. Nachdem sie gemeinsam ein Sutra rezitiert hatten, wollte sich der Priester ein Sutra-Buch auf dem Al