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Manchmal fühlt sich Liebe wie Rettung an. Bis du merkst, dass du dich darin verlierst. Lina glaubt, in Jonas den Menschen gefunden zu haben, der sie endlich versteht. Er ist aufmerksam, tiefgründig, sagt all die Dinge, die sie nie über sich sagen konnte. Doch was sich anfangs wie echte Nähe anfühlt, kippt in Kontrolle, Manipulation und emotionale Abhängigkeit. Zwischen Gaslighting, Schuldgefühlen und brennender Sehnsucht verliert Lina den Halt – und sich selbst. Aber was, wenn das Gift nicht nur in ihm steckt? Was, wenn es aus ihr herauswächst – aus alten Wunden, ungelösten Ängsten und dem Wunsch, endlich geliebt zu werden? Ein psychologisch intensiver Roman über toxische Beziehungen, emotionale Abhängigkeit und die Kraft, sich selbst zurückzuholen. Eindringlich. Schmerzhaft ehrlich. Hoffnungsvoll. Wenn du tiefe Emotionen liebst, psychologische Spannung und Figuren, die unter die Haut gehen – wirst du dieses Buch nicht vergessen.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Wenn Liebe zur Wunde wirdEin psychologischer Liebesromanüber toxische Nähe unddie Kraft des Neuanfangs
vonFinja Lindholm
IMPRESSUM
Autorin und verantwortlich im Sinne des § 5 TMG / § 55 RStV:Kerstin HeilFinja Lindholmc/o COCENTERKoppoldstraße 186551 AichachDeutschland
E-Mail: [email protected]
Titel:Zersplittert – Wenn Liebe zur Wunde wirdEin psychologischer Liebesroman über toxische Nähe und die Kraft des Neuanfangs
Veröffentlicht über Tolino Media
Satz und Layout: MS Office 365Covergestaltung: Canva Pro / Kerstin Heil / ChatGPT
Hinweis zur KI-Nutzung:
Dieses Werk wurde in Teilen mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz erstellt.Verwendetes Tool: ChatGPT von OpenAI (Textassistenz, Formulierungshilfe, Cover).Die finale inhaltliche Verantwortung, Auswahl und Gestaltung lagen bei der Autorin.Alle Inhalte wurden sorgfältig geprüft und verletzen nach bestem Wissen keine Urheberrechte oder Persönlichkeitsrechte Dritter.
Copyright:© 2025 Kerstin HeilAlle Rechte vorbehalten.Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Autorin unzulässig.
TriggerwarnungDieses Buch enthält Darstellungen psychischer Erkrankungen, emotionaler Abhängigkeit, toxischer Beziehungen sowie Erfahrungen mit Trauma, Angst und Selbstverlust.Einige Passagen können belastend wirken.Wenn du dich aktuell in einer schwierigen psychischen Situation befindest, lies bitte achtsam – und zögere nicht, dir professionelle Hilfe zu holen.
Haftungsausschluss:Zwischenräume ist ein literarisches Werk. Die Figuren, Ereignisse und Dialoge sind frei erfunden. Auch wenn psychologische Themen behandelt werden, ersetzt dieses Buch keine therapeutische, medizinische oder psychologische Beratung. Bei persönlichen Belastungen oder psychischer Notlage wende dich bitte an eine psychologische Fachkraft oder eine entsprechende Beratungsstelle.
Hinweis:Diese Geschichte ist frei erfunden.Auch wenn manche Gefühle tiefgreifend, manche Gedanken erschreckend vertraut wirken – die Figuren und Ereignisse in diesem Buch sind nicht real.Sie entspringen meiner Vorstellungskraft, nicht meiner Umgebung.Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind unbeabsichtigt und rein zufällig.
VORWORT DER AUTORIN
Dieses Buch ist kein Ratgeber. Es will nicht heilen. Es will zeigen, was oft im Verborgenen bleibt: Wie leise ein Mensch in der Liebe verschwinden kann – und wie laut die Stille danach sein kann.
„Zersplittert“ entstand aus Beobachtungen, aus Gesprächen, aus eigenen Erfahrungen. Es erzählt keine Autobiografie, aber es ist persönlich. Es ist ein Buch für alle, die einmal glaubten, dass Liebe bedeutet, sich selbst kleiner zu machen. Für jene, die sich in anderen verlieren – und irgendwann fragen, ob sie noch da sind.
Wenn dieses Buch dich anrührt:Halte inne.Nicht weil du schwach bist – sondern weil du fühlst.Und das ist Stärke.
„Warum ich Dark Romance schreibe? Dark Romance bedeutet für mich nicht, Gewalt zu romantisieren – sondern sie sichtbar zu machen. Ich schreibe über das, was sich zwischen Menschen abspielt, wenn Liebe zur Waffe wird. Über Manipulation, die nicht laut ist. Über Nähe, die gefährlich werden kann. Weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie schmerzhaft es ist, wenn Vertrauen benutzt wird, um zu manipulieren. Meine Geschichten entstehen nicht aus Distanz – sondern aus dem Versuch, das zu verstehen, was ich überlebt habe. Ich schreibe, um das Unsagbare greifbar zu machen. Nicht, weil es mich „fasziniert“, sondern weil ich glaube, dass wir hinschauen müssen. Auch dann, wenn es wehtut. Ich will keine rosaroten Liebesgeschichten, sondern echte Emotionen und knallharte Wahrheiten, die oft hinter Beziehungen stecken. Für mich sind diese Geschichten mehr als nur Unterhaltung – sie sind ein Spiegel, in dem Leser:innen lernen können, komplexe Dynamiken wie Manipulation, Narzissmus, Co-Abhängigkeit oder toxische Liebe zu erkennen. Ich möchte mit meinen Büchern nicht nur spannende, emotionale Geschichten erzählen, sondern auch Bewusstsein schaffen und Menschen helfen, sich selbst und andere besser zu verstehen. Ich sehe meine Geschichten als eine Art Beziehungscoach in Buchform: spannend, ehrlich und mit einem Schuss Hoffnung. Wenn Leser:innen dadurch lernen, gesündere Grenzen zu setzen oder schwierige Beziehungen zu hinterfragen, dann sehe ich darin einen echten Mehrwert und eine Verantwortung als Autorin. Meine Geschichten sind sozusagen Ratgeber durch Fiktion – ein Weg, um Heilung und Hoffnung zu vermitteln, auch wenn es manchmal dunkel wird. Und ja, ich glaube fest daran, dass wir gerade durch solche Geschichten viel fürs echte Leben lernen können.“
Finja Lindholm, 2025
Tag 1Noch 39 bis zur Wahrheit. Noch 6 bis zum siebten Tag. Noch 1 Herz, das nichts mehr will, aber trotzdem schlägt.
Der Regen hatte schon vor einer Weile angefangen. Nicht plötzlich, nicht heftig. Kein Gewitter, kein Drängen. Nur dieser gleichmäßige Niesel, der sich leise über alles legte, als wolle er nicht bemerkt werden. Er benetzte die Fensterscheiben, aber auch ihre Stirn, ihre Gedanken, selbst die Stellen in ihr, die sie lange nicht mehr gespürt hatte.
Lina saß auf der Rückbank des Taxis und sah hinaus, ohne sich wirklich zu orientieren. Da war eine Straße. Ein Gehweg. Ein Gebäude. Aber sie registrierte nichts davon, nicht in Bildern. Eher wie durch Nebel. Die Welt draußen war seltsam weichgezeichnet, konturlos – wie ihr Kopf.
Der Fahrer warf ihr durch den Rückspiegel einen kurzen Blick zu. „Da wären wir.“Die Stimme war tief und heiser, als hätte er heute schon zu vielen Menschen zu oft das Gleiche gesagt. Vielleicht hatte er das. Vielleicht fuhr er regelmäßig solche Strecken. Vielleicht kannte er den Blick, mit dem Menschen hier ankamen.
Lina antwortete nicht. Sie griff nach ihrem Rucksack, ohne Eile, fast mechanisch. Das Material fühlte sich fremd an. Zu fest, zu kalt. Der Griff war feucht, der Reißverschluss klemmte kurz, bevor er nachgab. Es war ein vertrauter Handgriff. Und trotzdem fühlte es sich nicht nach ihr an.
Sie öffnete die Tür. Der Geruch von nassem Asphalt stieg ihr in die Nase. Blätter, Erde, altes Wasser. Für einen Moment blieb sie sitzen, ein Fuß schon draußen, der andere noch im Wagen.Sie hätte einfach wieder zufallen lassen können. Sich zurücklehnen, dem Fahrer sagen, er solle weiterfahren. Wohin, wusste sie nicht. Nur: weg. Aber sie tat es nicht.
Der Regen fühlte sich kälter an, sobald sie draußen stand. Nicht richtig nass, nur unangenehm nah. Er kroch unter die Kleidung, legte sich in den Nacken, klebte ihr an den Haaren.
Das Gebäude vor ihr war größer, als sie es erwartet hatte. Weißer Putz, breite Fenster, klare Linien. Keine Willkommensschilder. Kein Versuch, freundlich zu wirken. Es war einfach da. Funktional. Wie ein Verwaltungsgebäude. Oder ein Ort, an dem Menschen untergebracht wurden, wenn sie für eine Weile nicht mehr funktionieren konnten.
Sie hörte, wie das Taxi hinter ihr wendete. Keine Hupe, kein Gruß. Nur Motorenklang und das leise Spritzen der Reifen auf dem Asphalt. Dann war er weg. Und sie allein.
Ein Schild am Zaun: Klinik Falkenstein. Darunter ein Logo, zu neutral, um beruhigend zu wirken.Sie hätte lachen können, wenn sie Kraft dafür gehabt hätte. Aber da war keine Ironie mehr in ihr. Nur Müdigkeit.
Die automatische Tür öffnete sich mit einem Zischen. Innen war es hell, steril, zu klar.
Am Empfang saß eine Frau in grüner Kasackkleidung. Sie lächelte, sobald Lina eintrat. Ein Lächeln, das zu schnell kam, zu rund war, zu einstudiert.
„Hallo. Lina Hoffmann?“
Lina nickte.
„Dann komm bitte mit. Ich zeig dir dein Zimmer, und danach machen wir das Aufnahmegespräch.“
Die Stimme der Frau war weich, aber so, wie ein Kissen weich ist, das niemandem gehört. Keine Wärme, kein echtes Interesse. Nur etwas, das weich genug war, um nicht abzuweisen.
Lina folgte ihr durch einen langen Gang. Der Boden war aus Linoleum, braun und leicht klebrig vom letzten Wischen. Die Wände trugen Bilder – keine Kunst, sondern Drucke. Bäume, ein See, Berge. Orte, die nichts mit hier zu tun hatten.
Die Pflegerin sprach weiter, als sei es Teil des Protokolls: „Du bist auf Station B2. Gemischte Gruppe. Depression, Angststörungen, Trauma. Die meisten hier sind so zwischen Anfang zwanzig und Mitte vierzig. Du bist nicht allein.“
Nicht allein. Ein Satz, der leichter gesagt war als gelebt. Lina hatte ihn oft gehört. Von Freundinnen, von Ärzten, von Stimmen am Telefon. Und doch war da diese Leere. Nicht außen. Sondern innen.
Sie erreichten Zimmer 203. Die Pflegerin schloss auf. „Hier bist du erst mal allein. Ob das so bleibt, hängt davon ab, wie’s weiterläuft.“
Das Zimmer war karg. Zwei Betten, zwei Spinde, ein Fenster mit blickdichtem Vorhang. Auf dem Tisch lag ein Informationsheft in Klinikfarben.
Willkommen in der Klinik Falkenstein – Gemeinsam Wege finden.
Lina setzte sich auf das Bett. Der Stoff der Matratze war rau. Die Decke steif vom Waschmittel. Der Geruch erinnerte sie an irgendetwas. Einen anderen Ort. Eine Zeit, die sie längst nicht mehr in sich tragen wollte.
Sie spürte ihr Herz klopfen, zu schnell für das, was gerade war. Ihre Hände lagen in ihrem Schoß, ruhig – aber sie wusste, dass sie leicht zitterten.
Lina blieb noch einen Moment auf dem Bett sitzen, während die Pflegerin im Türrahmen wartete. Keine Aufforderung, kein Druck – aber auch kein echtes Zögern. „Das Aufnahmegespräch machen wir gleich unten. Fünf Minuten?“ Lina nickte. „Gut. Ich warte dann am Fahrstuhl.“
Die Tür fiel leise ins Schloss. Kein Klicken, kein Knallen. Aber es war trotzdem deutlich: Jetzt war sie hier. Kein Zurück. Kein Umdrehen.
Sie ließ sich nach hinten fallen. Nicht dramatisch, nicht mit einem Seufzen. Nur der Körper, der endlich losließ. Die Decke über ihr war weiß und strukturlos. Nichts, woran man sich festhalten konnte. Kein Riss, kein Fleck, keine Ablenkung. Nur Stille. Und dieses leise Summen in den Ohren, das kam, wenn der Kopf zu voll war und die Gedanken sich ineinander verknoteten.
Das Aufnahmegespräch fand in einem kleinen Raum im Erdgeschoss statt. Die Ärztin war jung, ordentlich. Sie trug einen Dutt und ein Namensschild, das leicht schief hing. Ihre Bewegungen waren klar, präzise. Ihre Stimme klang so, als hätte sie gelernt, alles in die richtige Tonlage zu legen – beruhigend, aber sachlich.
Sie begann mit den Standardfragen. Wie lange die Symptome schon bestehen.Ob es Medikamente gibt. Ob es Vorerkrankungen in der Familie gibt. Ob sie an Selbstverletzung gedacht hat.
Lina antwortete. Nicht zu ausführlich, aber ehrlich genug, dass es nicht auffiel. „Suizidale Gedanken?“
„Nein.“
Ihre Stimme klang fest. Nicht weil sie es war – sondern weil sie wusste, dass man bei dieser Frage keine Pause machen durfte.
Die Ärztin machte sich Notizen. Zwischendurch nickte sie. Es war ein leises, mechanisches Nicken – kein echtes Verstehen, eher ein Takt, um den Gesprächsfluss zu halten.
„Was erhoffen Sie sich von der Behandlung?“
Lina zögerte. Dann zuckte sie mit den Schultern. „Keine Ahnung.“
Das war nicht gelogen.
Es folgte die Taschenkontrolle. Eine Pflegekraft ging mit ihr ihre Sachen durch, während Lina dabei saß, als würde sie jemand anderem zusehen.
Deo – in Ordnung.
Rasierklinge – nein.
Nagelschere – abgeben.
Glasflasche – zu gefährlich.
Parfüm – wegen dem Alkoholgehalt, lieber weglassen.
Sie fragte nicht nach. Nicht, weil sie alles akzeptierte – sondern weil es keinen Unterschied machte. Was sie behalten durfte, war nebensächlich. Was sie brauchte, konnte sowieso keiner geben.
Nachmittags war sie zum ersten Mal allein im Zimmer. Die Uhr an der Wand tickte nicht. Es war ein digitaler Wecker auf dem Nachttisch, der in grellem Rot die Zeit anzeigte. 15:12 Uhr.Sie starrte ihn minutenlang an, ohne sich zu bewegen.
Der Regen hatte draußen aufgehört. Es war heller geworden, aber nicht freundlich.Sie stellte sich ans Fenster. Das Glas war beschlagen, die Sicht verzerrt. In der Ferne liefen zwei Gestalten über den Klinikparkplatz – beide in Jeans, beide mit Kapuze. Sie redeten, gestikulierten, wirkten irgendwie lebendig. Lina fühlte nichts beim Zusehen. Kein Neid, keine Sehnsucht. Nur Abstand.
Später ging sie in die Cafeteria. Nicht aus Hunger. Mehr, weil der Raum leerer war als ihr Zimmer. Sie nahm sich einen Tee – Kamille, aus einem Spender, der tropfte – und setzte sich an einen Tisch nahe dem Fenster.
Um sie herum Menschen. Stimmen, Gespräche, Lachen sogar. Alles gedämpft. Als käme es aus einem anderen Film, einer anderen Welt. Manche saßen allein. Manche in Gruppen, die sich wie alte Freunde unterhielten – obwohl sie sich vermutlich erst seit Tagen kannten. Therapie konnte so etwas auslösen. Vertrautheit aus Not.
Sie rührte in ihrem Tee, ohne ihn zu trinken.
Dann: eine Stimme. „Ihr Tee sieht aus, als würde er Sie beleidigen.“ Lina sah auf. Ein Mann stand vor ihr. Etwa Anfang dreißig. Dunkelblonde Haare, zerzaust, nicht nachlässig, eher gewollt. Graugrüne Augen, klar, aufmerksam. Nicht weich, aber offen. In seiner Hand: ein Kaffeebecher. In seinem Gesicht: ein Ausdruck, der sie nicht ansprach, aber auch nicht auswich.
„Darf ich?“
Sie nickte.
Er setzte sich.
Er roch nach Seife und Rauch. Eine Mischung, die irritierte – aber nicht unangenehm war.
„Ich bin Jonas. Aber das erfährst du morgen sowieso in der Morgenrunde.“
„Lina.“
„Erster Tag?“
Sie nickte wieder.
„Dann sag ich dir, wie das läuft: Am dritten Tag kommt der erste emotionale Zusammenbruch. Am fünften willst du gehen. Und am siebten findest du jemanden, den du hasst oder liebst. Oder beides.“
Sie zog die Augenbrauen leicht hoch. „Und du?“
„Tag neununddreißig.“
„Dann müsstest du ja längst über allem stehen.“
Er lächelte. Nicht spöttisch. Nicht charmant. Eher resigniert. „Ich bin nicht hier, um besser zu werden. Ich bin hier, weil ich sonst nicht mehr da wäre.“
Sie sah ihn an. Für einen Moment nicht als Patient. Nicht als jemand, der in dieselbe Statistik fiel wie sie. Sondern als jemand, der den Abgrund kannte. Und nicht mehr davorstand.
Jonas sagte nichts mehr. Und das war gut. Er blieb noch ein paar Minuten, nippte an seinem Kaffee, beobachtete die Leute. Dann stand er auf, ohne Kommentar, ohne Verabschiedung.Lina sah ihm nach. Nicht weil er besonders war. Sondern weil er irgendetwas in sich trug, das sich vertraut anfühlte.
Nicht angenehm.
Nicht einladend.
Aber vertraut.
So wie Schmerz vertraut ist, wenn man ihn lange genug kennt.
Sie blieb noch sitzen. Hörte Gesprächsfetzen von Nachbartischen.
„Ich hab gestern wieder den Traum gehabt, mit dem dunklen Zimmer und der Tür …“
„… die auf A2 weint nur noch. Ich glaub, die geht bald freiwillig in die Akutstation …“
„… mein Bruder weiß nicht mal, dass ich hier bin. Der denkt, ich mach Urlaub.“
Dann stand sie auf. Trug den Becher zurück. Der Boden klebte leicht unter ihren Schuhen, dort wo Tee oder Kaffee danebengetropft war. Ein kleines Detail. Aber spürbar. Sie hasste es, wenn etwas klebte.
Zurück im Zimmer lag auf dem Bett ein Zettel. Handschriftlich. „Zimmernachbarin: kommt morgen. Aktuell noch im Aufnahmeprozess. – P.“
Sie war also heute Nacht allein. Das war gut. Allein bedeutete: keine Geräusche, keine fremden Bewegungen, keine gezwungene Unterhaltung. Aber es bedeutete auch: Zeit. Raum. Stille.Und in der Stille lauerte meistens das, was man tagsüber noch halbwegs verdrängen konnte.
Gegen acht klopfte es an der Tür. Eine Frau – vielleicht Anfang vierzig – stand da. Blasse Haut, dunkle Locken, Tränensäcke, die nicht frisch waren, sondern tief. „Ich bin Jana. Ich mach morgen die Morgenrunde auf B2. Wenn du willst, komm einfach mit. Du musst nicht reden. Aber besser, als hier zu vergammeln.“
Lina nickte. Nicht zustimmend. Nicht dankbar. Einfach nur, um das Gespräch zu beenden.