Zum 119. Mal 3 klasse Krimis für den Strand - Alfred Bekker - E-Book

Zum 119. Mal 3 klasse Krimis für den Strand E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis von Alfred Bekker: Kommissar Jörgensen und das Experiment mit Johann Ein Scharfschütze Der infrarote Tod Eine Organisation zu allem entschlossener Terroristen eröffnet den High Tech Krieg – und ein Team unerschrockener Ermittler tritt ihren Plänen entgegen. Ihnen bleibt nicht viel Zeit, um die Verschwörer zu enttarnen, die sich im Verborgenen zum entscheidenden Schlag gerüstet haben... Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

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Seitenzahl: 410

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Alfred Bekker

Zum 119. Mal 3 klasse Krimis für den Strand

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Inhaltsverzeichnis

Zum 119. Mal 3 klasse Krimis für den Strand

Copyright

Kommissar Jörgensen und das Experiment mit Johann

Ein Scharfschütze

Der infrarote Tod

Zum 119. Mal 3 klasse Krimis für den Strand

Alfred Bekker

Dieser Band enthält folgende Krimis

von Alfred Bekker:

Kommissar Jörgensen und das Experiment mit Johann

Ein Scharfschütze

Der infrarote Tod

Eine Organisation zu allem entschlossener Terroristen eröffnet den High Tech Krieg – und ein Team unerschrockener Ermittler tritt ihren Plänen entgegen. Ihnen bleibt nicht viel Zeit, um die Verschwörer zu enttarnen, die sich im Verborgenen zum entscheidenden Schlag gerüstet haben...

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

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© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Kommissar Jörgensen und das Experiment mit Johann

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Kommissar Jörgensen und das Experiment mit Johann: Hamburg Krimi

von ALFRED BEKKER

Kapitel 1: Die schlaflose Stadt

Hamburg bei Nacht ist die Königin der Dunkelheit, eine unermüdliche Dame, die niemals schläft. Ihre Gassen und Plätze sind erfüllt von dem Flüstern geheimer Abmachungen und dem unaufhörlichen Rhythmus des Lebens am Rande der Legalität. Hier trifft Glamour auf Verfall, und aus jeder Ecke dringt das pulsierende Herz einer Stadt, die ihre Schattenseiten nur allzu gerne zeigt.

Reeperbahn, das schillernde Epizentrum aller Versuchungen, zieht jede Nacht ein Publikum an, das so bunt und gefährlich ist wie die Neonlichter über den Eingängen der Nachtclubs und Bars. Zwischen den lauten Klängen von Musik und dem berauschenden Duft von Parfüm und Alkohol führt Lotte ihre Hand in die Manteltasche eines ahnungslosen Touristen. Sie ist eine geschickte Taschendiebin, die jeden Abend ihre Runden macht, stets das nächste Opfer ins Visier nehmend.

Währenddessen, nur ein paar Straßenecken weiter, öffnet sich die schwere, mit Gold verzierte Tür zum Club Noir. Drinnen schmiegt sich das samtige Dunkel von teuerstem Interieur an die Besucher. Andrej, der Barbesitzer mit einem Lächeln, das Verträge unterschreibt, mischt sich unter seine Gäste. Hinter seiner tadellos sitzenden Anzugfassade regelt er nicht nur die Getränkebestellungen, sondern auch diskrete Deals, die weit über den Tresen hinausgehen. Heute Abend trifft er auf Hassan, einen Anführer eines der berüchtigtsten Clans der Stadt. Ihr kurzes, kaum merkliches Nicken reicht aus, um ein anderes, ebenfalls kurzes Leben in Gang zu setzen.

Auf der Bühne des Lux Nightclubs schwingt sich Jasmine um die glänzende Stange. Ihre Bewegungen sind hypnotisch, die Blicke der Gäste kleben an ihr wie Gafferband. Jasmine ist mehr als nur eine Stripperin; sie ist eine Informantin, die für einen Zuhälter namens Viktor arbeitet. Viktor hat das Auge eines Falken und das Herz eines Wolfs; er kontrolliert seine Mädchen mit eiserner Hand und einem scharfsinnigen Verstand.

Ein paar Blocks weiter, in einem heruntergekommenen Gebäude, führt Vlad, ein zwielichtiger Drogendealer, seine Geschäfte. Sein Gesicht ist rau und narbig, doch seine Kunden kennen nur seine adrett gekleideten Boten, die die Päckchen an den Mann bringen. Gerade jetzt empfängt er einen neuen Lieferanten, einen glatt rasierten jungen Mann mit unschuldigem Gesicht.

Gar nicht weit entfernt ist das Reich derjenigen, die keine Wahl mehr hatten. Hier sitzt Johann, ein alter, wettergegerbter Obdachloser, auf einem zerfransten Karton. Johann hat früher selbst auf der "anderen Seite" der Gesetze gestanden, bevor er alles verlor. Ein Whisky spendet ihm Trost und vorübergehende Wärme. Er ist einer der wenigen, die den stillen Wandel der Kriminellen, wie sie kamen und gingen, mit eigenen Augen gesehen haben.

Als die Uhr Mitternacht schlägt, macht sich Ahmed, ein smarter und gut gekleideter Geschäftsmann, auf den Weg zum Blauen Palast, einem nobles Etablissement, in dem Exklusivität ebenso verkauft wird wie diskretes Amüsement. Ahmed hat Verbindungen zu Politik und Wirtschaft, doch seine blütensaubere Fassade verbirgt eine dunkle, kriminelle Maschinerie, die von Menschenhandel bis Geldwäsche reicht.

Diese schlaflose Stadt lebt und atmet durch die Geschichten und Geheimnisse jener, die ihren düsteren Pfad begehen. Und noch ahnt niemand, dass die Ereignisse dieser Nacht der Auftakt zu einer viel größeren und schrecklicheren Geschichte sind – einer Geschichte, die das Herz dieser Stadt erzittern lassen wird. Doch für den Moment verschlingen die Schatten Hamburgs all die kleinen Schurken und Schattenfiguren, als wären sie Teil eines perfekt inszenierten Stücks, das nur darauf wartet, im Licht der Morgendämmerung seine Wahrheit zu offenbaren.

Ein kalter Wind haucht durch die engen Gassen von St. Pauli, und die Stimmen der Nacht beginnen sich langsam zu vermischen mit dem ersten Licht des Morgens. Über der Reeperbahn schwebt ein Hauch von Auflösung, als würde die Stadt für einen kurzen Moment innehalten und sich vom Schleier der Nacht befreien.

Am Rande des schillerndsten Viertels liegt ein kleines Café namens "Morgenröte", ein unscheinbarer Zufluchtsort für die verlorenen Seelen der Nacht. Hier treffen sich gegen vier Uhr morgens die meisten Akteure der Dunkelheit, um sich einen starken Kaffee zu genehmigen und für einen Moment ihre Masken fallen zu lassen. Der Besitzer des Cafés, ein freundlicher älterer Mann namens Fritz, serviert den frisch gebrauten Kaffee mit einem wissenden Lächeln. Er sieht viel, redet aber wenig. Jeder in der Szene kennt und respektiert ihn, nicht zuletzt wegen seiner Diskretion.

Am Fensterplatz sitzt Lotte, die Taschendiebin, die mit ihren geschickten Händen eine beachtliche Beute gemacht hat. Neben ihr hat sich Klaus niedergelassen, ein heruntergekommener Ex-Rocker, der jetzt als Türsteher im Club Noir arbeitet. Sie tauschen ein paar zynische Bemerkungen über die Nacht und die wenigen verbliebenen Stunden Dunkelheit aus.

"Du solltest wirklich mal in Erwägung ziehen, dein Talent für was anderes zu nutzen", sagt Klaus und sieht dabei bedeutungsvoll auf Lottes überquellendes Portemonnaie.

"Und du solltest in Erwägung ziehen, weniger zu trinken, bevor du Leute aus dem Club wirfst", entgegnet Lotte mit einem witzelnden Lächeln. Es ist eine ihrer Eigenheiten, selbst in den ernstesten Situationen einen spöttischen Kommentar auf den Lippen zu haben.

Am Tresen nippt Jasmine an einem überzuckerten Kaffee. Auch Andrej ist dort, den Kragen seines Mantels hochgeschlagen, während er mit Fritz leise über die bevorstehende Lieferung spricht, die heute Abend ankommen soll. Ihr Gespräch wird unterbrochen von Viktor, der eben durch die Tür tritt und die Blicke sofort auf sich zieht. Sein Gesicht trägt die Härte überlebter Kämpfe, doch sein Auftreten ist von einer unerschütterlichen Überzeugung durchdrungen.

"Jasmine, ich hoffe, du hast gute Nachrichten für mich", bemerkt Viktor, ohne die Höflichkeit eines Grußes. Jasmine nickt, ihre Augen verraten einen Hauch von Erschöpfung, gemischt mit der Stärke, die sie als Informantin auszeichnet.

Draußen auf der Straße, vor dem Café, rauchen Vlad und sein neuer Lieferant eine Zigarette. Das Flackern der Glutspitze erhellt ihre Gesichter abwechselnd. Ihre Unterhaltung dreht sich um neue Lieferwege und Konsumenten, die bereit sind, jeden Preis zu zahlen.

Zwei Blocks entfernt betritt Ahmed den Blauen Palast, das Luxus-Etablissement, welches seine zweite Heimat geworden ist. Er wird von Carla, einer der exklusivsten Edel-Prostituierten der Stadt, begrüßt. Carla kennt alle wichtigen Spieler und Fäden, die das Netz der Hamburger Unterwelt spannen. Ihre Verbindungen und ihr Instinkt allein sind Gold wert, doch Ahmed hat eine besondere Verwendung für sie in seinen Plänen.

Der Morgen rückt näher, und Johann, der Obdachlose, wacht aus seinem Halbschlaf auf. Die Kälte zieht durch seine abgenutzte Jacke, und er schüttelt den Kopf, um die Erinnerungen der Vergangenheit zu vertreiben. Jeder in dieser Stadt hat seine eigene Geschichte, und Johann, der das Auf und Ab des Lebens in St. Pauli miterlebt hat, hat mehr als nur ein paar Geheimnisse auf Lager – Geheimnisse, die so tief reichen, dass sie brechen könnten, was andere mühsam aufgebaut haben.

Während die Stadt langsam erwacht und das Licht grauer Morgenstunden die Schatten der Nacht auflöst, ahnt niemand, dass sich unter der Oberfläche ein kompliziertes Netz kriminalistischer Intrigen spinnt. Jeder bereitet sich auf den nächsten Akt vor, unwissend, dass bald ein Ereignis das fragile Gleichgewicht der schlaflosen Stadt verändern wird.

Für den Moment trinken die Protagonisten der Nacht ihren letzten Kaffee, machen ihre letzten Geschäfte, und jeder von ihnen denkt, dass sie den nächsten Tag so meisterhaft durchspielen werden wie diesen. Doch Geheimnisse und Schatten haben die Angewohnheit, nicht ewig verborgen zu bleiben. Der Tag wird kommen, und damit die Offenbarungen, die niemand hat kommen sehen.

*

Johann wälzt sich auf seinem improvisierten Lager aus alten Kartons und einer zerschlissenen Decke. Die Kälte zieht schmerzhaft in seine Knochen, doch es ist nicht die Kälte, die ihm den Schlaf raubt. Es sind die Erinnerungen, die ihn immer wieder heimsuchen, Bilder und Gesichter aus einer Zeit, die längst vergangen ist, aber immer noch einen festen Griff um sein Herz hat.

Johann kam nicht als Obdachloser nach Hamburg. Einst war er Johann Weber, ein aufstrebender Geschäftsmann in den glitzernden Straßen dieser Stadt. Er führte ein kleines, aber erfolgreiches Unternehmen, das Luxusautos importierte und verkaufte. Sein Büro lag nahe der Elbe, mit einem Panoramablick auf den Hafen, und seine Kunden reichten von wohlhabenden Geschäftsleuten bis zu den Halunken, die in der Stadt ihre Wege fanden.

Die Geschichte seiner Abwärtsspirale begann mit einer Einladung zu einer exklusiven Veranstaltung im Blauen Palast. Ahmed, der smarte Geschäftsmann, den er flüchtig kannte, hatte ihn eingeladen. Es schien eine fantastische Gelegenheit zu sein, neue Kontakte zu knüpfen und das Geschäft auszubauen. Johann nahm die Einladung an, ahnte dabei nicht, dass dies der erste Schritt in sein Verderben sein würde.

Im Blauen Palast traf Johann auf Viktor, den Zuhälter, und auf Andrej, den Barbesitzer – Männer, deren Geschäfte jenseits legaler Konturen verliefen. Unter dem Einfluss von Alkohol und den verführerischen Anblick der Stripperinnen wie Jasmine, ließ sich Johann auf Gespräche ein, die ihn immer tiefer ins Netz der Unterwelt zogen. Was als harmloser Abend begann, entwickelte sich zu einem Teufelskreis aus kleinen Gefallen, die zu größeren Verbindlichkeiten führten.

Viktor wusste, wie man Schwächen ausnutzt, und er erkannte schnell Johanns Sehnsucht nach Erfolg und Ansehen. Ein paar Gefälligkeiten hier, ein diskreter Deal da, und ehe Johann sich versah, waren seine Geschäfte untrennbar mit den Machenschaften von Viktor verbunden. Er verlieh Geld an Viktor und andere zwielichtige Gestalten, akzeptierte riskante Aufträge und betrieb schließlich auch Geldwäsche für Andrej.

Doch das kühle Geschäft, das Johann einst als lukrativ empfand, verwandelte sich in ein Netz aus Schulden und Gefahren. Ein gescheiterter Deal führte zu massiven Verlusten, und plötzlich hatten die Clan-Kriminellen, angeführt von Hassan, auch noch ihre Forderungen. Johann versuchte, seine Geschäfte zu retten, doch es war zu spät. Er verlor alles – erst das Geld, dann sein Geschäft und schließlich seine Wohnung.

Es folgte ein sturzähnlicher Abstieg in die Obdachlosigkeit. Seine früheren Kontakte mieden ihn, vielleicht aus Angst, vielleicht aus Verachtung. Die Stadt, in der er einst als respektabler Geschäftsmann bekannt war, verschlang ihn und spuckte ihn als gebrochenen Mann wieder aus. Die wenigen, die ihn noch kannten, wie Fritz aus dem "Morgenröte", begegneten ihm mit einem bedauernden Lächeln und einem heißen Kaffee.

In den Straßen von St. Pauli fand Johann eine neue Art von Existenz. Er wurde ein stummer Zeuge der unablässigen Kriminalität, ein Mann, der gesehen hatte, wie tief die Abgründe der Stadt reichten. Die verbotenen Geschäfte, die er einst selbst betrieben hatte, spielten sich nun vor seinen Augen ab – doch er war nur noch ein Schatten seiner selbst.

Jetzt, wenn der Morgen graut und die Kälte ihm ins Mark fährt, bleibt ihm nur die bittere Erkenntnis: Hamburg ist eine Stadt, die Träume formt und zerstört, und Johann ist ein lebendes Zeugnis dafür, dass niemand vor den Schatten sicher ist, denen er zu entkommen versucht.

Johanns Leben in der Obdachlosigkeit ist ein ständiger Kampf ums Überleben, geprägt von den Kontrasten zwischen den schillernden Lichtern der Stadt und den dunklen Abgründen, die sich in ihren Schatten verbergen. Jeden Morgen, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Reeperbahn langsam erhellen und das Nachtleben verblasst, macht sich Johann auf die Suche nach Möglichkeiten, den Tag zu überstehen.

*

Er beginnt seinen Tag meist im "Morgenröte", dem kleinen Café, wo Fritz ihm mit einem heißen Kaffee und einem warmen Lächeln ein wenig Trost spendet. Fritz kennt Johann nur zu gut, und obwohl er kein Mitleid zeigt, bietet er ihm immer einen Platz und ab und zu eine Kleinigkeit zu essen an. Johann schätzt diese kleine Geste der Menschlichkeit, eine Ankerstelle in einem sonst so erbarmungslosen Alltag.

Johanns nächster Stopp ist oft der Hamburger Hauptbahnhof. Dort versammelt sich eine bunte Menge an Obdachlosen, Straßenmusikern und Pendlern. Zwischen den Eiligen und den Gleichgültigen sucht Johann nach kleinen Gelegenheiten, ein bisschen Geld zu verdienen oder etwas Essbares zu finden. Das Münzgeld, das er durch das Betteln bekommt, reicht kaum für eine warme Mahlzeit, geschweige denn für eine sichere Unterkunft. Manchmal erzählt er den Vorbeigehenden Geschichten aus seinem früheren Leben; einige glauben ihm, andere tun es als Fantastereien eines verwirrten alten Mannes ab.

Doch Johann ist nicht allein. In den Straßen von St. Pauli hat sich eine eigene kleine Gemeinschaft von Obdachlosen und Gestrandeten gebildet, ein Netzwerk, das auf gegenseitiger Hilfe und ein wenig Misstrauen basiert. Er ist bekannt als "der Alte", ein Überbleibsel früherer Tage, der immer noch wertvolle Informationen und Geschichten zu teilen hat.

Johann ist besonders gut mit Lotte befreundet, der Taschendiebin. Ihre Wege kreuzen sich häufig, und obwohl sie selbst mitten in ihrem eigenen Überlebenskampf steckt, steckt sie ihm ab und zu ein paar Münzen oder einen Snack zu. Lotte schätzt Johann, weil er ein unauffälliger Beobachter ist, der die Augen und Ohren offen hält und ihr manchmal nützliche Hinweise gibt, wer ein lohnendes Ziel sein könnte.

Gefährlich wird es für Johann meistens nachts, wenn er in den dunkleren Ecken der Stadt Schutz sucht. Die Konkurrenz um die besten Schlafplätze ist hart, und manchmal führen Streitigkeiten zwischen den Obdachlosen zu handfesten Auseinandersetzungen. Johann versucht, solchen Konflikten aus dem Weg zu gehen, doch er weiß, dass er in dieser rauen Umgebung jederzeit auf seine Vorsicht angewiesen ist.

Manchmal kreuzen sich seine Wege mit Hassan und den Clan-Kriminellen oder Vlad und seinen Drogenkurieren. Johann hat gelernt, wann er sich noch unauffälliger verhalten muss, und wann ein paar gut platzierte Worte ihm und seinen Freunden aus der Klemme helfen können. Seine Vergangenheit gibt ihm ein tieferes Verständnis für die Mechanismen der Unterwelt, was ihm hilft, gefährliche Situationen zu überstehen.

In den einsamsten Momenten, wenn die Nacht am kältesten und stillsten ist, kann Johann nicht anders, als in Erinnerungen zu schwelgen. Er denkt an sein früheres Leben, an die Höhen und Tiefen, die Entscheidungen und Fehler, die ihn hierhergebracht haben. Die Vergangenheit verfolgt ihn wie ein Schatten, doch manchmal bieten die Erinnerungen auch einen Funken Hoffnung – die Hoffnung, dass es vielleicht doch noch einen Weg gibt, sich aus dieser Misere zu befreien.

Es sind Momente wie sein regelmäßiges Treffen mit Fritz im Café, ein unerwartet mitfühlender Blick von Lotte, oder ein seltenes Gespräch mit einem noch vertrauensvollen Fremden, die Johann ein kleines Maß an Würde und Zusammenhalt geben. Diese kleinen Gesten sind es, die ihm den Glauben bewahren, dass auch in einem vom Chaos und Verbrechen geprägten Umfeld ein Stück Menschlichkeit und Hoffnung überleben kann.

In den Straßen von Hamburg mag Johann eine vom Leben gezeichnete Figur sein, aber er ist auch ein Symbol der unauslöschlichen Verbindung, die eine gemeinsame Geschichte und das Streben nach einem besseren Leben miteinander teilen. Irgendwann, so hofft Johann, wird die Zeit vielleicht wieder auf seiner Seite sein, und er wird seine Rolle im unermüdlichen Spiel der Stadt verändern können. Bis dahin bleibt er ein stummer Beobachter und ein stiller Teilnehmer des schlaflosen Dramas von St. Pauli.

Johanns Leben in der Obdachlosigkeit ist ein ständiger Kampf ums Überleben, geprägt von den Kontrasten zwischen den schillernden Lichtern der Stadt und den dunklen Abgründen, die sich in ihren Schatten verbergen. Jeden Morgen, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Reeperbahn langsam erhellen und das Nachtleben verblasst, macht sich Johann auf die Suche nach Möglichkeiten, den Tag zu überstehen.

*

Johann hatte sich gerade in einer dunklen Ecke abseits der Reeperbahn niedergelassen, als ein schlanker, gut gekleideter Mann auf ihn zukam. Seine Kleidung war tadellos, ein scharfer Kontrast zu Johanns abgenutzten Anzug, der noch Überreste einer früheren Eleganz trug. Der Fremde stellte sich als Dr. Felix Mahlow vor, ein Wissenschaftler, der für ein renommiertes, wenn auch mysteriöses Forschungslabor arbeitete.

"Ich habe von Ihnen gehört", begann Dr. Mahlow, ohne zu viel Aufhebens zu machen, "und ich denke, wir könnten eine für beide Seiten vorteilhafte Vereinbarung treffen."

Johann, skeptisch und müde von den endlosen Angeboten und Streitigkeiten der Straße, verzog nur das Gesicht. "Ich habe genug gesehen, mein Freund. Was soll das für ein Angebot sein?"

Dr. Mahlow ließ sich nicht abschrecken und nahm eine Mappe aus seiner Aktentasche. "Wir führen ein medizinisch-technisches Experiment durch und suchen nach Freiwilligen. Dafür bietet unser Institut eine stattliche Summe Geldes an. Es geht darum, einen Chip zu implantieren – eine Art computergestütztes Gerät, das verschiedene Funktionen überwachen und verbessern soll." Er hielt inne und sah Johann fest in die Augen. "Es wird Ihr Leben für immer verändern. Und wie ich gehört habe, könnten Sie das Geld brauchen."

Johann musterte den Mann für einen langen Moment, versuchte seine Absichten zu ergründen. Seine Misstrauen war durch jahrelange Enttäuschungen tief verwurzelt, doch die Aussicht auf finanzielle Sicherheit war verlockend. "Wie viel Geld reden wir hier?", fragte Johann schließlich.

"Genug, um Ihr Leben neu zu beginnen", antwortete Dr. Mahlow ruhig. "Fünfzigtausend Euro – sofort nach der Operation. Darüber hinaus erhalten Sie monatliche Beträge für die kontinuierliche Überwachung und Datenübermittlung."

Johanns Gedanken rasten. Fünfzigtausend Euro waren mehr, als er sich erträumen konnte. Es wäre genug, um von der Straße wegzukommen, einen festen Ort zum Leben zu finden und vielleicht sogar einen Neuanfang zu wagen. Doch die Vorstellung, einen Chip implantiert zu bekommen, war beängstigend und fremdartig. Was könnte das für seine Zukunft bedeuten? Welche Risiken und Nebenwirkungen kämen damit?

Dr. Mahlow schien Johanns innere Zerrissenheit zu spüren. "Ich verstehe, dass es eine große Entscheidung ist. Aber überlegen Sie, was es für Sie bedeuten könnte. Ein neuer Anfang, eine Chance, dem Leben auf der Straße zu entkommen."

In einem Augenblick untypischer Offenheit stieß Johann einen tiefen Seufzer aus. "Was ist der Haken? Es gibt immer einen Haken."

"Es gibt keine offensichtlichen Risiken", erklärte Dr. Mahlow langsam. "Der Chip ist so konzipiert, dass er sich nahtlos in Ihr Nervensystem einfügt und sowohl medizinische als auch technologische Vorteile bietet. Natürlich gibt es, wie bei jedem Eingriff, unbekannte Variablen. Aber unsere Tests sind gründlich, und Ihre Überwachung wäre konstant."

Johann war hin- und hergerissen. Sein Herz pochte schneller bei dem Gedanken an das Geld, das ihm ein neues Leben ermöglichen konnte. Doch die Idee, ein Experiment zu sein – ein lebendes Versuchskaninchen – ließ ihn zögern. Er dachte an seine Jahre in der Obdachlosigkeit, die Kälte, den Hunger und die ständige Unsicherheit. Vielleicht war dies seine einzige Chance auf einen Ausweg.

Nach einem langen Moment des Schweigens nickte Johann schlussendlich. "Ich tue es. Aber ich will noch einmal darüber nachdenken und sicherstellen, dass ich jede Einzelheit kenne."

Dr. Mahlow lächelte und reichte Johann eine Visitenkarte. "Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Rufen Sie mich an, wenn Sie Ihre Entscheidung getroffen haben. Das Angebot steht."

Mit diesen Worten verschwand Dr. Mahlow in der Menge, und Johann blieb zurück, eine Flut von Gedanken und Gefühlen in sich tragend. Die Aussicht auf finanzielle Sicherheit stand im Konflikt mit der Angst vor dem Unbekannten.

War dies seine Chance auf Erlösung? Oder der Beginn eines neuen Alptraums? Nur die Zeit würde es zeigen. Aber eines war sicher: Johann hatte eine Entscheidung zu treffen, die sein Leben für immer verändern würde.

*

Kapitel 2: Der eingefrorene Schatten

Hamburg an einem kalten Novembermorgen. Der Nebel liegt schwer über der Stadt und verdeckt die Konturen der Speicherstadt, während die Möwen über dem Hafen kreischen. Ich bin schon früh auf den Beinen, ein weiteres Opfer der schlaflosen Stadt, das in den frühen Morgenstunden zur Arbeit hetzt. Mein Name ist Uwe Jörgensen, Kriminalkommissar bei der Kripo Hamburg, und heute ist kein gewöhnlicher Tag.

Auf meinem Weg ins Polizeihauptpräsidium in der Bruno-Georges-Platz klingelte mein Handy. Es war Roy Müller, mein Partner und Kollege, dessen sachliches Timbre mir ankündigte, dass es Zeit war, die Kaffeetasse stehen zu lassen und mich an die Arbeit zu machen. „Uwe, wir haben einen Toten in St. Pauli. Der Obdachlose Johann Weber. Treffpunkt an der Fundstelle.“

Als ich den Hörer auflegte, wusste ich, dass dies kein Routinefall sein würde. Johann war kein Unbekannter. Ein Überlebenskünstler, der sein Leben in den Gassen von St. Pauli fristete. Vielleicht war es die bittere Ironie eines Mannes, der einst das harte Pflaster Hamburgtown's glanzvolle Straßen kannte, um schließlich in deren schmutzigste Ecken zu geraten.

Am Tatort angekommen, war der Nebel immer noch dicht und schwer. Polisabsperrungen hielten die Neugierigen fern, und ein paar Kameraleute versuchten bereits, die besten Winkel zu erwischen. Roy stand neben einem kleinen Haufen Müll und schaute finster drein.

"Was haben wir?", fragte ich, als ich mich dem Ort näherte.

Roy nickte einem Punkt zu, wo Johann lag, eingewickelt in eine zerfetzte Decke. "Dr. Förnheim ist bei der Arbeit. Typische Erstuntersuchung. Aber bevor wir zu viel hineinlesen, solltest du einen Blick darauf werfen."

Das machte ich also. Dr. Dr. Friedrich G. Förnheim, unser geniales Forensik-Genie, war bereits dabei, mikroskopische Fasern zu analysieren. Oder so sah es zumindest aus. Er blickte kaum auf, als er sprach – eine Mischung aus Geringschätzung und Arroganz lag in seiner Stimme.

"Ach, Jörgensen. Schön, dass Sie sich dazugesellen. Wir haben hier einen klaren Fall von externer Gewalteinwirkung", sagte er und zeigte auf das blutige Kopftrauma des Opfers. "Möglicherweise durch einen stumpfen Gegenstand herbeigeführt. Ich werde das vollständige Protokoll nach der Autopsie einreichen, aber bis dahin sollten Sie sich die Umgebung ansehen. Vielleicht finden Sie ja etwas nützliches?"

Ich nickte nur und trat zurück, um mich den Beweisen zu widmen, die wir bereits hatten. Roy hatte angefangen, die Passanten und Nachbarn zu befragen. Ich beschloss, mich ihm anzuschließen.

Unser erster Gesprächspartner war ein heruntergekommener Mann mit einem Gesicht wie gegerbtes Leder. Er kannte Johann flüchtig aus den Nächten, die sie gemeinsam in der Kälte verbracht hatten.

"Erzähl uns, was du letzte Nacht gesehen hast", sagte Roy, und seine Stimme nahm den Tonfall schneidender Autorität an.

"Ich weiß nicht viel", stammelte der Mann. "Johann war ruhig gestern, wie immer eigentlich. Aber da war ein Typ, gut gekleidet, der ihn angesprochen hat. Die haben leise geredet. Nach einer Weile sind sie zusammen verschwunden, und das war's."

"Können Sie diesen Mann beschreiben?", fragte ich.

"Groß, schlank, schicke Kleidung. Irgendso ein Business-Typ. Passte nicht hierher. Mehr weiß ich nicht."

In Gedanken vertieft, zogen Roy und ich Bilanz. Ein mysteriöser Fremder in der Nacht, ein toter Mann am Morgen. Es war klar, dass wir im Hauptpräsidium Infos zu Johann zusammenführen mussten.

Im Präsidium angekommen, erwartete uns Kriminaldirektor Jonathan Bock mit einem kurzen, routinierten Nicken. Er wies uns an, unsere Ergebnisse so schnell wie möglich mitzuteilen. Die Presse war bereits unerbittlich und gierte nach irgendeiner Sensation in St. Pauli.

Unser Rückweg führte uns zu Dr. Gerold Wildenbacher, unserem Pathologen. Der Anblick in der Gerichtsmedizin war wie immer... fröstelig. Wildenbacher hatte bereits mit der Autopsie begonnen und schob seine Brille zurecht, als er uns bemerkte.

"Ah, Jörgensen, Müller. Da seid ihr ja", begrüßte er uns, während er sich über Johann beugte. "Schädeltrauma durch scharfe Gewalt. Aber sehen Sie sich das mal an", er zeigte auf eine kleine Narbe hinter dem Ohr des Opfers. "Da war was implantiert. Ein verdammter Chip. Sieht teuer und kompliziert aus. Keine Ahnung, womit wir es hier zu tun haben, aber das ist definitiv keine übliche Unterwelt-Geschichte."

Wie der Wind, der über die Elbbrücken wehte, durchzog eine unheimliche Ahnung mein Denken. Ein Chip. Ein technisches Experiment. Eine geheimnisvolle Präsenz.

Ich wusste, dies war nur der Auftakt eines Falles, der uns durch die dunklen Gassen und schillernden Etagen von Hamburg führen würde. Jahre des Dienstes haben mir gezeigt, dass jede Antwort immer nur neue Fragen aufwirft. Und jetzt, in dieser schlaflosen Stadt, stand ich erneut vor einem Rätsel, das alles in Frage stellte, was ich zu wissen glaubte.

Roy sah es ebenso. "Uwe, ich denke, wir stecken knietief in der Scheiße."

Ich konnte nur zustimmen und den Kaffeeduft des Präsidiums noch einmal tief einatmen, bevor die Jagd begann.

*

Roy und ich verließen die Gerichtsmedizin mit dem Gefühl, dass sich die Dinge in eine absurde Richtung entwickelten. Ein Chipimplantat in einem Obdachlosen war nichts, was man jeden Tag erlebte. Unser nächster Halt war das Polizeihauptpräsidium, wo wir die Informationen zusammenführen und eine Strategie entwickeln mussten.

Zurück in unserem Büro im vierten Stock begrüßte uns der Anblick von Schmierzetteln, halb geleerten Kaffeebechern und einem altmodischen Korkbrett, auf dem wir Beweisfotos und Notizen anhefteten. Die Wände waren voll von Fallakten und tatverdächtigen Fotos, ein chaotisches, aber effektives System.

"Das hier wird ein harter Brocken, Uwe," sagte Roy, während er einen frischgebrühten Kaffee einschenkte. "Wer implantiert einem Kerl wie Johann einen High-Tech-Chip?"

Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und rief die Datei von Johann Weber auf. Seine Vergangenheit sah düster aus, aber sie erklärte nicht, warum jemand solche Ressourcen in ihn investiert hatte. "Zuerst müssen wir herausfinden, wer dieser schicke Typ war, der ihn gestern angesprochen hat," antwortete ich, "und was genau dieser Chip tut."

Roy tippte eine Nachricht in unser digitales Fallbuch. "Ich kontaktiere HafenCity. Vielleicht haben wir Glück und eine der Überwachungskameras hat den Kerl erwischt."

In diesem Moment bog Kriminaldirektor Jonathan Bock um die Ecke, seine Stirn in ernsthafte Falten gelegt. "Jörgensen, Müller, was habt ihr bisher?"

Ich brachte ihn auf den neuesten Stand: "Obdachloser Johann Weber, eindeutig Mord. Er hatte ein High-Tech-Chip-Implantat. Unbekannter gut gekleideter Mann wurde zuletzt mit ihm gesehen. Wir versuchen, Identifikation durch Überwachungskameras zu bekommen."

Bock nickte nachdenklich. "Das bedeutet, dass dieser Fall weit komplexer ist, als wir dachten. Was ist mit dem Chip? Irgendwelche Anhaltspunkte?"

Ich schüttelte den Kopf. "Dr. Wildenbacher hat den Chip sichergestellt. Wir müssen noch herausfinden, was er macht und wer ihn implantiert hat."

"Bleibt dran. Das könnte uns an die Spitze von etwas Großem führen," sagte Bock und verschwand wieder. Ein Mann weniger Worte, aber als Vorgesetzter unumstritten.

Unser nächster Schritt führte uns in die Forensik, wo Dr. Dr. Friedrich G. Förnheim schon ungeduldig auf uns wartete. Er stand vor einer Reihe von Bildschirmen, die verschiedene Analysen von Johann Webers Chip zeigten.

"Endlich, da sind Sie ja," begrüßte er uns mit einer Mischung aus Selbstgefälligkeit und herablassendem Ton. "Der Chip ist ein Musterbeispiel moderner Technologie. Offenbar eine Kombination aus Gesundheitsmonitor und Kommunikationsgerät. Höchstwahrscheinlich zu Forschungszwecken entwickelt."

Ich verschränkte die Arme und trat näher heran. "Friedrich, können Sie irgendetwas darüber herausfinden, wer diesen Chip hergestellt hat?"

Ein selbstgefälliges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Das Design ist einzigartig und verrät einige Hinweise auf die Herkunft. Es gibt nur eine Handvoll Unternehmen weltweit, die solche technologischen Durchbrüche machen. Ich werde eine genaue Analyse vornehmen. Ergebnisse in spätestens 48 Stunden."

"Perfekt. Informieren Sie uns sofort, wenn Sie etwas finden," sagte Roy trocken und wandte sich wieder der Tür zu.

Zurück in unserem Büro versuchten wir, die Puzzleteile zusammenzusetzen. Die Aussage des Obdachlosen, der gut gekleidete Fremde, der morbide Chip – alles konnte irgendwie zusammenpassen, aber wie?

In Gedanken versunken, durchwühlte ich erneut die Akten, während Roy versuchte, eine mögliche Connection zu der mysteriösen High-Tech-Firma zu finden. Plötzlich leuchtete sein Gesicht auf. "Uwe, schau dir das an. Eine der HafenCity-Kameras hat den Typen aufgenommen. Das Bild ist nicht perfekt, aber besser als nichts."

Ich betrachtete das grobkörnige Schwarz-Weiß-Bild. Der Mann sah gepflegt aus, mit glattem, schwarzem Haar und einem teuren Anzug. Wir hatten einen ersten, wenn auch kleinen Anhaltspunkt.

"Check, ob du etwas über ähnliche Attentate oder vermisste Personen findest, die mit solchen Implantaten in Verbindung stehen könnten," sagte ich, während ich eine Vergrößerung des Fremden druckte und es auf unser Korkbrett heftete.

Während sich der Tag in die Nacht zog und die Schatten der Stadt länger wurden, arbeiteten Roy und ich gezielt an einer Lösung. Doch die Dunkelheit brachte mehr Fragen als Antworten, und in dieser schlaflosen Stadt wusste ich, dass jede Neuigkeit eine Lawine von Rätseln auslösen konnte.

Eines war sicher: Der Nebel der Ungewissheit legte sich noch dichter auf Hamburg, und Roy und ich mussten schnell handeln, bevor mehr Leichen den Boden der Stadt pflasterten.

*

Es war später Nachmittag, als Roy und ich zurück in der Gerichtsmedizin aufkreuzten. Dr. Gerold Wildenbacher erwartete uns bereits und führte uns schnurstracks in den Sezierraum. Der Anblick von Johann Webers Leiche, jetzt sauber und kalt auf dem Metalltisch liegend, empfing uns still und beklemmend.

Wildenbacher wies auf den Schädel des Opfers. "Also, meine Herren. Das war kein Zufallsopfer. Der Schlag war gezielt und mit erheblicher Wucht ausgeführt. Der Tatort spricht für einen professionellen Ansatz. Der Täter wusste, was er tat."

Ich trat näher heran und musterte die Verletzung. Wildenbachers schroffe Art war nichts Neues für uns, aber seine Präzision und Fähigkeit, die Fakten klar darzustellen, machten ihn zu einem der Besten in seinem Fach.

"Und der Chip?" fragte Roy, der bereits den umgebenden Bereich mit den Augen durchforschte, als suchte er nach einem letzten Hinweis, der uns weiterbringen konnte.

Wildenbacher nickte, ging zu einer kleinen Ablage und holte eine versiegelte Plastiktüte hervor. "Das hier, meine Herren, ist das Herzstück dieses Rätsels. Wie bereits gesagt, dieser Chip ist nicht irgendetwas. Er ist komplex und technologisch hochentwickelt. Ich habe ihn entfernt und Dr. Förnheim übergeben. Er sollte jetzt bereits tief in dessen Analyse stecken."

"Was genau haben Sie noch herausgefunden, Dr. Wildenbacher?" fragte ich und betrachtete den winzigen Chip hinter dem Plastik.

"Eine Sache vielleicht noch...", begann Wildenbacher, seine Stirn in Falten gelegt. "Es gibt Anzeichen auf der Haut und im Gewebe rund um die Implantatstelle, die darauf hinweisen, dass dies nicht der erste Chip war, der Johann eingesetzt wurde. Es sieht aus, als wären mehrere Durchgänge notwendig gewesen, um es richtig zu platzieren – oder auszurichten. Jeder Anlauf ist dokumentiert in Form von winzigen Narben."

"Das bedeutet, jemand hat Johann wieder und wieder aufgesucht, um sicherzustellen, dass dieser Chip korrekt funktioniert?" fragte Roy und versuchte, das ganze Bild zu erfassen.

"Genau", bestätigte Wildenbacher grimmig. "Es ist ein starker Hinweis darauf, dass unser unbekannter Täter oder zumindest jemand in seiner Organisation diesen Chip sehr wichtig fand."

In diesen Momenten, während wir über die Leiche eines Obdachlosen gebeugt waren, breitete sich eine unheimliche Vorahnung aus. Johann Weber war kein zufälliger Mord, das war sicher. Es schien, als wäre er eine Art Versuchsperson für eine düstere, weitreichende Operation. Jemand Größeres und Böseres hatte seine Finger im Spiel, und dieser Jemand wollte auf keinen Fall, dass sein Experiment publik wird.

"Sag mal, Gerold", ich sah den Arzt fest an, "kannst du uns irgendwie sagen, welche Bedeutung dieses Implantat für Johann hatte? Hat es seine Lebensqualität verbessert?"

"Das kann ich im Moment nicht sagen. Ein Untersuchung außerhalb meiner Expertise. Ihr müsst Förnheim fragen", sagte Wildenbacher knapp, während er die Dokumentation zusammenlegte. "Aber eins ist klar: Das war nicht einfach nur irgendein technisches Spielzeug. Das war wichtig – und gefährlich. Und jemand wollte sicherstellen, dass dieser Mann sein Wissen nicht weitergeben kann."

Ich nickte und wandte mich an Roy. „Sieht aus, als sind wir mit mehr Fragen zurückgekommen, als wir hatten. Aber zumindest ist klar, dass dieser Chip eine zentrale Rolle spielt.“

Zurück im Büro begannen wir, alle Informationen zu analysieren und miteinander zu verknüpfen. Die Aussage des geheimnisvollen Fremden, die Komplexität des Chips und die gezielte Tötung deuteten auf ein Netz hin, das größer als Johanns Vermächtnis in den Hamburger Straßen war. Die Frage war nur: Wer zog die Fäden?

Wir telefonierten erneut mit Dr. Förnheim, der uns bestätigte, bereits tief in der Analyse zu stecken. „Wenn Sie was Handfestes bezüglich des Chips wollen, dann lassen Sie mich meine Arbeit machen. Erklärung in spätestens zwei Tagen. Ich rufe Sie an, wenn ich konkrete Ergebnisse habe“, sagte er, mit einem deutlichen Unterton der Ungeduld in seiner Stimme.

„Okay, Roy“, sagte ich, als ich den Hörer auflegte, „für den Moment können wir nichts weiter tun, als zu warten und weitere Informationen einzuholen.“

Er nickte, ein Funke von Besorgnis in seinen Augen. Die schlaflose Stadt schien uns wieder einmal in ihren finsteren Armen zu halten, das Rätsel um Johann Weber war erst der Anfang. Und wir standen an der Schwelle zu einem Abgrund, der uns all unser Wissen und Können abverlangen würde, um die Kontrolle zu behalten.

Nur die Zeit würde uns zeigen, ob wir rechtzeitig die richtige Richtung einschlagen oder uns in den unendlichen Schatten der Stadt verlieren würden.

Kapitel 3: Der geheimnisvolle Chip

Dr. Dr. Friedrich G. Förnheim war genau die nächste Station, die wir nun mit Bedacht ansteuerten. Wenige Schritte im Polizeipräsidium, und schon stand sein Name an der Tür zu seiner heiligen Bastion der Forensik – ein Raum voller modernster Technik und zugleich einem Hauch von Arroganz, der durch die Luft schwebte. Es war klar, dass der Mann von seiner überragenden Intelligenz mehr als überzeugt war. Ein Genie in seinem Handwerk, aber menschlich ziemlich schwer zu ertragen.

Kaum hatten wir den Raum betreten, sah Förnheim uns mit hochgezogenen Augenbrauen an. Seine Hände steckten tief in den Taschen seines weißen Laborkittels, und ein selbstgefälliges Lächeln zierte seine Züge.

"Ah, meine geschätzten Kommissare", begann er, und diese Begrüßung klang mehr nach einer subtilen Beleidigung als nach einer tatsächlichen Wertschätzung. "Ich hoffe, Sie haben sich schon gefragt, wann der große Förnheim endlich Ergebnisse liefert."

"Wir sind hier, um genau das zu erfahren", entgegnete Roy rasch, die Ungeduld in seiner Stimme kaum verbergend. "Was haben Sie über den Chip herausgefunden?"

Förnheim drehte sich zu einem großen Bildschirm um, auf dem sich komplexe Diagramme und Daten stapelten. "Der Chip ist eine technologische Meisterleistung. Ein mikroskopisches Wunderwerk, das sowohl medizinische als auch kommunikative Funktionen hat. Solche Technologie ist nicht weit verbreitet. Sie könnte nur von einer Handvoll Institutionen weltweit stammen, die in der Lage sind, so etwas zu entwickeln."

"Das wussten wir bereits", sagte ich und trat näher heran. "Kommen Sie zum Punkt, Friedrich. Was genau tut dieser Chip und warum war er in einem Obdachlosen implantiert?"

Förnheim fuhr fort, ganz begeistert über seine Erklärungen. "Dieser Chip wurde ursprünglich entwickelt, um den Gesundheitszustand des Trägers rund um die Uhr zu überwachen und gleichzeitig in der Lage zu sein, biometrische Daten über ein verschlüsseltes Netzwerk zu senden. Er hat mikrobiologische Sensoren, die alles von Blutdruck bis zu Hirnströmen aufzeichnen können."

Roy unterbrach ihn. "Also wollten die Leute, die Johann diesen Chip eingesetzt haben, ihn überwachen. Aber warum? Was war der Zweck?"

"Nun, das ist der spannende Teil", antwortete Förnheim mit einem triumphierenden Glitzern in den Augen. "Es sieht so aus, als wäre das wahre Ziel dieses Experiments die Hirnaktivität in Echtzeit zu analysieren und vielleicht sogar zu manipulieren. Der Chip hat eine Art neuronales Interface, das Signale nicht nur aufzeichnen, sondern diese auch zurück ins Gehirn senden kann. Eine gewaltige technologische Leistung, wenn man bedenkt, dass man damit kognitive Prozesse beeinflussen könnte."

Ich fühlte, wie sich die Nackenhaare bei diesen Worten aufstellten. Die Vorstellung, dass jemand Johann's Gedanken und Handlungen überwachten oder gar beeinflussten, war beängstigend. "Aber warum Johann Weber?", fragte ich schließlich. "Warum ein Obdachloser? Hätten die nicht jemanden genommen, dessen Verlust weniger Aufmerksamkeit erregt?"

Förnheim zuckte die Schultern. "Vielleicht, weil ein Obdachloser gut im Verborgenen agieren und vielleicht auch besser kontrolliert werden kann. Weniger Risiko, dass jemand ihn vermisst oder Fragen stellt. Das sind nur Spekulationen, Jörgensen. Sie kennen die Abgründe dieser Stadt besser als ich."

"Wir müssen herausfinden, wer Zugang zu dieser Technologie hat und wer ein Interesse daran hätte, Johann Weber zu überwachen oder zu beeinflussen", sagte Roy und machte sich sofort Notizen. "Das ist kein Zufall. Das ist geplante Manipulation."

Förnheim nickte anerkennend. "So ist es. Ich hoffe, Sie verstehen inzwischen, dass das, woran wir hier arbeiten, weit über den gewöhnlichen Mord hinausgeht. Sie haben es mit Wissenschaftlern und Organisationen zu tun, die mehr Macht und Einblick haben als wir uns vorstellen können."

Roy und ich verließen den Raum, unser Kopfgefüge voll von neuen Informationen und noch mehr Fragen. Der Nebel legte sich dichter um die Straßen von Hamburg, genau wie die dichten Geheimnisse, die unter der Oberfläche brodelten. Die Spur führte in die Labore und Think-Tanks großer Konzerne oder Universitäten, wo dieser Chip entwickelt worden sein könnte.

„Roy, wir müssen jeden erdenklichen Stein umdrehen“, sagte ich, mehr zu mir selbst als zu ihm. „Das wird eine lange, verworrene Reise.“

„Ich bin bereit, Uwe“, antwortete er. „Los, wir haben einiges zu tun.“

Die schlaflose Stadt hielt uns fest in ihrer eisigen Umarmung und das Rätsel um Johann Webers Tod zog uns immer tiefer in ihre labyrinthartigen Geheimnisse. Aber eines war klar: Wir würden nicht ruhen, bis wir die Wahrheit ans Licht gebracht hatten und die Verstrickungen dieser dunklen Machenschaften zerrissen.

Kapitel 4: Anfänge und Verbindungen

Zurück in unserem Büro versuchte ich, die neuen Informationen zu verarbeiten und in Zusammenhang zu bringen. Der Gedanke, dass jemand die Gedanken eines Menschen manipulieren wollte, war erschreckend. Doch das machte den Fall nur umso dringlicher. Wer hatte das Wissen und die Mittel, so etwas zu tun? Und warum hatten sie Johann Weber ins Visier genommen?

Roy war bereits in unsere Datenbank vertieft und durchsuchte alles, was mit technologischen Experimenten und illegalem Chip-Implantieren zu tun hatte. "Uwe, wir müssen herausfinden, welche Firmen oder Institutionen in der Lage sind, solche Chips zu entwickeln. Und wer hier in Hamburg diese Art von Ressourcen haben könnte."

"Richtig," antwortete ich und tippte konzentriert auf meiner Tastatur. "Lass mich die großen Technologieunternehmen und Universitäten prüfen. Irgendwer muss bemerken, wenn solche Technologie verschwindet oder für unethische Zwecke genutzt wird."

Während wir suchten, kam uns eine Idee: „Roy, erinnerst du dich an den Mann, der mit Johann gesehen wurde? Der Typ sah aus, als würde er nicht in St. Pauli herumlungern, sondern eher wie jemand aus der oberen Gesellschaftsschicht. Vielleicht arbeiten wir von dieser Seite aus – wohlhabende Individuen oder Firmen, die mit hochtechnologischen Forschungen zu tun haben.“

Roy nickte. „Ich werde mal versuchen, ein Match für unser Kamerabild durch soziale Netzwerke und Geschäftsunterlagen zu bekommen. Vielleicht haben wir Glück und er taucht irgendwo auf.“

In die Arbeit vertieft, kam uns ein erster Lichtblick: Ein Name tauchte auf – Dr. Felix Mahlow, ein führender Wissenschaftler bei NeuroBrainTech, einem in Hamburg ansässigen Unternehmen, das für seine Fortschritte in der neuronalen Technologie bekannt ist. Deren Forschung war stets auf der Grenze zwischen medizinischer Innovation und ethischen Grauzonen. War Mahlow der Mann, den Johann zuletzt traf?

„Uwe, schau dir das an“, sagte Roy und schob mir den Laptop mit Mahlows Bild herüber. Es passte zur Beschreibung unseres Zeugen, und das Kamerabild verstärkte unseren Verdacht. „NeuroBrainTech könnte hinter dieser ganzen Sache stecken. Wir sollten einen Besuch abstatten.“

Mit einer neuen Adresse und Ziel vor Augen machten wir uns auf den Weg nach NeuroBrainTech. Das Gebäude lag im modernen Geschäftsviertel von HafenCity, umgeben von Glasfassaden und hoch aufragenden Strukturen. Es wirkte elegant und steril, genau das Gegenteil von den schmutzigen Straßen, die wir oft durchkämmten.

Wir meldeten uns an der Rezeption an und trugen unsere Namen in das Besuchsbuch ein. Nach einigem Warten wurden wir von einem Assistenten in einen Konferenzraum geführt, wo Dr. Felix Mahlow bereits auf uns wartete. Er erinnerte sich sofort an uns, als er uns gegenüber saß, oder er tat zumindest so.

„Kommissare“, begrüßte er uns höflich, „wie kann ich Ihnen helfen?“

Ich legte die Hände auf den Tisch und lehnte mich vor. „Dr. Mahlow, wir ermitteln wegen des Todes eines Mannes, den Sie möglicherweise kennen – Johann Weber. Er trug einen Chip, der scheinbar von Ihrem Unternehmen entwickelt wurde.“

Ein schwer zu deutender Ausdruck glitt über Mahlows Gesicht. „Ich erinnere mich an Weber. Er war ein Teilnehmer an einer unserer Studien. Ein Experiment, um die Kommunikationsfähigkeiten von Gehirn zu verbessern. Aber sagen Sie, er ist tot? Das ist in der Tat besorgniserregend.“

„Nicht nur tot, Dr. Mahlow“, sagte Roy. „Er wurde ermordet. Und wir glauben, dass dieser Chip eine zentrale Rolle in seinem Tod spielt. Können Sie uns sagen, warum ein Obdachloser ausgewählt wurde?“

Mahlow seufzte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Wir benötigten Personen, die aus verschiedenen sozialen Schichten stammen. Weber war perfekt – ein gewiefter Überlebenskünstler, dessen Lebenserfahrung uns unschätzbare Daten liefern konnte.“

„Und wer hätte ein Interesse daran, ihn zum Schweigen zu bringen?“, bohrte ich weiter. „Wer könnte hinter solch einer Tat stehen?“

„Das kann ich Ihnen nicht sagen.“ Mahlows Stimme klang ehrlich verwundert. „Wir sind uns keiner Feinde bewusst und haben keine Fehden mit anderen. Aber vielleicht gibt es Kräfte, die an unserem Fortschritt nicht interessiert sind?“

„Wir werden sehen, Dr. Mahlow“, antwortete ich, „aber verlassen Sie Hamburg nicht. Wir könnten weitere Fragen haben.“

Mit ernsten Gesichtern verabschiedeten wir uns und traten in die kühle Luft der HafenCity zurück. Schritte hallten einsam über den gepflasterten Boden, und die Lichter der Stadt erwachten langsam zum Leben.

„Roy, das wird noch komplizierter, als wir dachten“, sagte ich. „Aber wir müssen dranbleiben. Lass uns die nächsten Schritte überlegen und schauen, was wir über NeuroBrainTech und ihre möglichen Feinde herausfinden können.“

Die Stadt hatte uns noch immer fest in ihrem Griff, und während sich der Nebel lichtete, war der Weg zur Wahrheit noch lange nicht klar. Die schlaflose Jagd ging weiter, und wir waren die Suchenden, die sich den Schatten der Wahrheit stellten.

*

Kapitel 5: Ein weiterer Toter

Es war noch früh am nächsten Morgen, als mein Handy klingelte. Der grobkörnige Bildschirm zeigte Roys Nummer an. Ein Anruf zu dieser Zeit konnte nichts Gutes bedeuten.

„Uwe hier“, sagte ich müde in den Hörer.

„Uwe, wir haben einen weiteren Toten. Noch ein Obdachloser, gefunden in der Nähe der Speicherstadt. Das Schema ist identisch. Und Uwe – die Gerichtsmedizin hat wieder einen implantierten Chip gefunden“, erklärte Roy hastig.

Mein Körper war sofort voller Adrenalin. „Ich komme sofort“, antwortete ich und griff nach meiner Jacke.

Die Morgenkälte biss in mein Gesicht, als ich aus dem Haus trat und mich auf den Weg machte, mein Auto zu erreichen. Die Straßen von Hamburg waren noch ruhig, von der morgendlichen Hektik kaum etwas zu spüren. Nur der Nebel schien undurchdringlich und schwer wie die Gedanken in meinem Kopf.

Am Tatort angekommen, war die Szenerie vertraut und schrecklich zugleich. Polizisten sicherten den Bereich ab, und die wenigen neugierigen Passanten wurden auf Abstand gehalten. Roy erwartete mich mit einem sorgenvollem Blick, während er mir eine heiße Tasse Kaffee in die Hand drückte.

„Der Leichnam wurde noch nicht abtransportiert“, sagte er. „Dr. Wildenbacher wartet in der Gerichtsmedizin auf uns. Aber es handelt sich offensichtlich um dieselbe Methode wie bei Johann Weber.“

Ich nickte und trat näher an die Leiche heran. Der Anblick war fast zu vertraut. Ein weiterer obdachloser Mann, zusammengeschrumpft in seinen abgetragenen Kleidern, das Gesicht still und grau vor Tod. „Hast du schon was von der Umgebung erfahren?“, fragte ich Roy.

„Einige Straßenmusikanten haben den Mann schon vor Tagen gesehen, aber niemand kennt ihn beim Namen“, antwortete Roy. „Wir haben seine Fingerabdrücke genommen und warten darauf, dass sie durchs System laufen.“

Ein Polizist trat mit einem Bericht auf uns zu. „Es gibt wieder eine Verletzung hinterm Ohr, wie der vorherige Fall. Dr. Wildenbacher hat uns gebeten, den Leichnam so schnell wie möglich zu ihm zu bringen.“

„Das ergibt unseren nächsten Halt“, sagte ich zu Roy und machte mich auf den Weg zurück zum Auto.

Die düstere Atmosphäre in der Gerichtsmedizin hatte mich bereits darauf vorbereitet, was uns erwartete. Dr. Gerold Wildenbacher, robust und unbeeindruckt von den Eindrücken seines Arbeitsplatzes, führte uns sofort in den Zimmer, wo die Leiche auf einer kalten Stahltrage lag.

„Da sind Sie ja“, begrüßte uns Wildenbacher mit einem grimmigen Lächeln. „Ihr zweites Opfer weist dieselben Merkmale wie das erste auf. Schwere Gewalteinwirkung am Kopf, und hier ist die Implantierungsstelle hinter dem Ohr.“ Er drehte den Kopf des Toten und zeigte uns die winzige, frische Wunde.

„Haben Sie den Chip schon untersucht?“, fragte Roy.

Wildenbacher nickte und deutete auf einen kleinen versiegelten Behälter. „Hier haben wir einen weiteren dieser High-Tech-Chips. Es erscheint extrem unwahrscheinlich, dass sich zwei solcher Vorfälle zufällig ereignen. Dr. Förnheim hat zugesagt, den neuen Chip sofort zu analysieren.“

„Dann nichts wie hin“, meinte ich und wir machten uns auf den Weg zu Förnheims Labor. Der Genialität dieses Mannes begeistert, aber auch genervt über seine zur Schau gestellte Überheblichkeit.

Im Labor empfing uns Förnheim wie gewohnt, unbeeindruckt von allem, was um ihn herum geschah. „Schon wieder ein Chip, sehr interessant“, sagte er, ohne von seinem Bildschirm aufzusehen. „Lassen Sie mich einen Blick darauf werfen.“

Während Förnheim den neuen Chip analyisierte, verarbeiteten Roy und ich die Tatsachen. Ein zweiter Toter bedeutete, dass wir es entweder mit einem Serienmörder oder einem durchdachten Plan mit mehreren Zielen zu tun hatten. In einer Stadt wie Hamburg, geprägt von Vielfältigkeit und Gegensätzen, konnte das jede Richtung annehmen.

Förnheim drehte sich zu uns, die Brillengläser blitzten in seinem Gesicht. „Dieser Chip“, begann er, „ist tatsächlich dasselbe Modell wie der erste. Auch er enthält ein neuronales Interface und sammelt biometrische Daten. Die Codierungen und Markierungen deuten auf denselben Hersteller hin.“

„NeuroBrainTech?“, fragte ich.

Förnheim nickte bestätigend. „Ja, das scheint sehr wahrscheinlich.“

In diesem Moment klingelte mein Handy erneut. Es war unser Kriminaldirektor Jonathan Bock.

„Jörgensen, kommen Sie sofort ins Büro“, sagte Bock kurzangebunden. „Wir müssen die nächsten Schritte besprechen. Dinge eskalieren hier schneller, als uns lieb ist.“

Roy und ich tauschten kurze, besorgte Blicke. „Wir sind gleich da“, antwortete ich und legte auf. „Danke, Förnheim. Halten Sie uns weiterhin auf dem Laufenden.“

Auf dem Weg zurück zum Präsidium breitete sich langsam ein Gefühl der Dringlichkeit aus. Zwei tote Obdachlose mit High-Tech-Implantaten waren mehr als nur Zufall. Das Muster begann sich zu zeigen, aber wie tief wurzelte es, und wer zog die Fäden?

Im Büro von Kriminaldirektor Bock erwartete uns ein ernstes Gesicht. „Setzen Sie sich, beide“, begann er, als wir den Raum betraten. „Die Sache wird immer brisanter. Zwei Tode innerhalb weniger Tage mit ähnlichen Merkmalen. Was haben wir herausgefunden?“

Ich brachte ihn auf den neuesten Stand, während Roy ergänzend die Informationen über NeuroBrainTech und den wahrscheinlichen Zusammenhang mit den Experimenten darlegte.

Bock nickte. „Gut. Wir müssen jeden Stein umdrehen. Von NeuroBrainTech bis zu ihren Wettbewerbern und Feinden. Diese Morde sind Teil eines größeren Plans, und wir müssen herausfinden, wer dahintersteckt.“

Hamburgs Straßen warteten erneut auf uns, gefüllt mit Geheimnissen und Schatten. Die Uhr tickte, und je tiefer wir gruben, desto mehr stießen wir auf die verborgenen Netzwerke einer Stadt, die ihre wahren Geschichten selten preisgab.

Eine schlaflose Nacht lag vor uns, aber wir waren entschlossen, das Puzzle zu lösen. Die schattenhaften Verbindungen mussten offengelegt werden, bevor ein weiterer Mensch sterben würde.

*

Kapitel 6: Die Jagd wird intensiver

Das Polizeipräsidium war wie ein Ameisenhaufen, hektisch und unermüdlich beschäftigt. Roy und ich marschierten durch die Gänge, auf der Suche nach einer verloren gegangenen Wahrheit. Die zwei Toten und die implantierten Chips hinterließen bei uns allen einen fahlen Beigeschmack.

Im Büro von Kriminaldirektor Bock wurden bereits Karten und Diagramme aufgezeichnet, die unsere bisherigen Erkenntnisse zusammenführten. Bock deutete auf eine Landkarte von Hamburg, auf der die Fundorte der Leichen markiert waren.

"Die beiden Tatorte liegen nicht weit auseinander", begann er und sah uns eindringlich an. "Das deutet darauf hin, dass unser Täter sich in diesem Gebiet auskennt oder es bewusst auswählt."

Roy stützte sich auf den Tisch und beobachtete die Karte. „Das bedeutet, dass wir die Überwachungsmaterialien der umliegenden Bereiche checken müssen. Wenn der Mörder sich dort oft aufhält, könnte er auf anderen Aufnahmen in der Nähe der Tatorte zu sehen sein.“

„Genau“, stimmte Bock zu. „Ich möchte, dass ihr euch sofort darum kümmert. Sprecht mit den Leuten vor Ort und stellt sicher, dass wir alles durchsuchen. Jeder kleine Hinweis könnte entscheidend sein.“

Wir nickten beide und machten uns sofort auf den Weg zur Speicherstadt, einem historisch reichen Viertel von Hamburg, das tagelang Geschichten erzählen könnte, wenn seine Wände sprechen könnten.

Die Speicherstadt präsentierte sich mit ihrem typischen labyrinthischen Wegenetz, roten Backsteinhallen und alten Brücken. Es war ein Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart aufeinanderprallten, und wo Schatten oft Geschichten verbargen, die niemand kennen wollte. Hier, in den schattigen Gassen und zwischen den alten Lagerhäusern, begannen wir, die Kameraüberwachung zu überprüfen.

Wir klopften an einige Türen und baten die Ladenbesitzer und Bewohner, ihre Aufnahmen der letzten Tage zu überprüfen. Die meisten waren kooperativ. Zwischen den Bildern von Touristen und vorbeifahrenden Autos suchten wir nach irgendetwas Auffälligem – einem gut gekleideten Fremden oder einem vertrauten Gesicht.

Eines dieser Gespräche führte uns zu einem kleinen Antiquitätengeschäft, das mehr wie ein verstecktes Schatzkästlein anmutete. Der Besitzer, ein älterer Mann namens Herr Albrecht, führte uns widerwillig in einen Raum voller alter Monitore und Videorekorder.

„Ich habe hier die Aufnahmen der letzten fünf Tage gesichert“, sagte Albrecht und zeigte auf Stapel alter VHS-Kassetten. „Das hier mag alt erscheinen, aber es funktioniert immer noch.“

Roy und ich warfen uns einen Blick zu, der die Arbeit andeutete. Viele der örtlichen Geschäfte setzten noch altmodische Sicherheitsüberwachung ein, was die Analyse nicht einfacher machte. Wir setzten uns und begannen, die Aufnahmen durchzugehen. Stunde um Stunde verging, während wir die monotonen Szenen von endlosem Vorbeigehen beobachteten.

Dann, nach fast zwei Stunden, hielt Roy plötzlich eine Kassette an. „Uwe, schau dir das an.“

Auf dem Bildschirm war eine schlaksige Figur zu sehen, die unter einer Straßenlaterne mit einem anderen Mann sprach. Der eine trug einen schäbigen Mantel, der andere war der gut gekleidete Fremde, dem wir auf den Fersen waren.

„Das könnte unser Mann sein“, sagte ich, die Augen angestrengt auf die unscharfen Umrisse gerichtet. „Wir sollten diese Aufnahme unserer Analyse unterziehen und alles herausfinden, was wir können.“

Wir nahmen die Kassette mit und dankten Albrecht für seine Hilfe. Nun war es an der Zeit, diese Aufnahmen mit unserer Datenbank und modernen Techniken zu analysieren. Zurück im Präsidium ließen wir die Aufnahmen von einem unserer Technikexperten digitalisieren und verbessern.

Nach endlosen Minuten des Wartens betrat ich den Raum der Technikabteilung, wo ein junger, talentierter Analyst namens Tobias gerade die verbesserten Ergebnisse betrachtete. „Ihr Boss hat es geschafft, die Bilder zu klären“, sagte Tobias und deutete auf den Bildschirm. „Seht euch das an.“

Das verbesserte Bild zeigte klar eine gut erkennbare Gestalt, die eindeutig Dr. Felix Mahlow war. Neben ihm stand der zweite Mann – groß, mit einer Kapuze über dem Kopf, das Gesicht in Schatten getaucht. Doch etwas an der Körpersprache des Mannes ließ mich innehalten.

„Roy, ich glaube, wir haben hier einen weiteren Schlüsselspieler. Ich werde die Bilder durch unsere Datenbank jagen und sehen, ob wir diese zweite Person identifizieren können.“

Während der Computer die Suche startete, klingelte mein Handy erneut. Der Name auf dem Display ließ mich seufzen – es war Förnheim.

„Jörgensen hier“, sagte ich ins Telefon.

„Ich habe neue Erkenntnisse zum zweiten Chip“, antwortete Förnheim ohne Umschweife. „Es gibt bestimmte Verschleißspuren und Mikroveränderungen, die darauf hinweisen, dass die Technik nicht nur wirkungsgeprüft wurde – sie wurde modifiziert. Dieses zweite Implantat könnte sich von dem ersten unterscheiden, sowohl in Funktion als auch in Absicht.“

„Können Sie das spezifizieren?“, fragte ich, während Roy interessiert lauschte.

„Ich arbeite noch daran, alle Ergebnisse zusammenzustellen. Aber ich möchte, dass Sie sich darüber im Klaren sind, dass wir es nicht nur mit reiner Überwachung zu tun haben – sondern möglicherweise mit Steuerung und Direktbeeinflussung der menschlichen Psyche.“

Förnheims Worte hallten in meinem Kopf nach, als ich das Gespräch beendete. Roy und ich tauschten nervöse Blicke aus. Die Implikationen waren erschreckend. Wer auch immer Dr. Mahlow und seine Begleiter waren, sie hatten mächtige und gefährliche Mittel in ihren Händen.

„Roy, wir müssen etwas gegen diesen Wahnsinn unternehmen, bevor noch jemand stirbt“, sagte ich entschlossen.

„Genau“, antwortete er. „Lass uns diesen Kerl finden und die Operation stoppen, bevor Hamburg überrannt wird von weiteren Opfern.“

Die schlaflose Stadt hielt uns weiterhin in ihren Fängen, aber wir würden nicht weichen. Die Jagd war eröffnet, die Jagd nach der Wahrheit – egal, wie tief die Schatten reichten.

Kapitel 7: Die Spur wird heiß

Die Erkenntnisse der letzten Tage hatten uns aufgerüttelt. Die Nähe zu den schattenhaften Strukturen in Hamburg und die schrecklichen Implikationen um die Chips setzten uns unter enormen Druck. Ein weiterer Toter war definitiv etwas, was wir nicht zulassen konnten.

Als wir ins Büro zurückkehrten, summte bereits unser Team – eine fieberhafte Betriebsamkeit, die unsere Entschlossenheit spiegelte. Roy setzte sich an seinen Schreibtisch und begann die vorliegenden Informationen der weltweit operierenden Technologie-Unternehmen durchzusehen, die sich mit neuronalen Chips beschäftigten.

„Uwe, wir haben ein Problem“, sagte er und schob mir eine Liste zu. „NeuroBrainTech ist nicht das einzige Unternehmen mit diesen Fähigkeiten. Es gibt dutzende Forschungseinrichtungen und Start-ups, die ähnliche Geräte entwickeln könnten.“

Ich seufzte und ließ meine Finger über die Liste gleiten. „Das bedeutet, wir müssen systematisch vorgehen. Wir fangen bei NeuroBrainTech an und überprüfen unsere Kontakte dort.“

Ich nahm das Telefon und begann, unsere Informanten anzurufen. Es dauerte nicht lange, bis wir ein paar Namen und verdächtige Verbindungen hatten, die wir überprüfen mussten. Doch bevor wir weiter eintauchen konnten, bekam ich einen Anruf von Kriminaldirektor Bock.

„Jörgensen, kommen Sie sofort in mein Büro“, herrschte seine Stimme aus dem Hörer.

Ich deutete Roy an, mitzukommen, und wir eilten zu Bocks Büro. Er sah uns ernst an, als wir eintraten, und bedeutete uns, Platz zu nehmen. Auf seinem Schreibtisch lag eine Mappe mit dem Siegel des Innenministeriums.