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Dieser Band enthält folgende Krimis: Kommissar Jörgensen und der Mord in Ottensen: Hamburg Krimi Kommissar Jörgensen und die Kugel für Khalil Kommissar Jörgensen und der tote Dirigent Mein Name ist Uwe Jörgensen, Hauptkommissar bei der Kriminalpolizei in Hamburg. Seit über zwanzig Jahren diene ich dieser Stadt und ihren Menschen. Es mag ein harter Job sein, doch ich würde ihn gegen keinen anderen tauschen. Hamburg, die Perle im Norden Deutschlands, ist mehr als nur mein Arbeitsplatz – sie ist meine Heimat, mein Zufluchtsort und manchmal auch meine größte Herausforderung. Hamburg ist eine Stadt voller Kontraste. Elegant und rau, modern und geschichtsträchtig zugleich. Ihre Straßenzüge reichen von den prächtigen Alleen der Elbvororte bis zu den lebhaften, chaotischen Bezirken wie St. Pauli. Hier treffen Reichtum und Armut, Licht und Schatten aufeinander und formen das vielschichtige Bild einer Stadt, die niemals schläft. Mein Kollege Roy Müller und ich arbeiten seit Jahren zusammen und bilden ein eingespieltes Team. Roy ist immer der ruhige Pol, analytisch und besonnen, während ich manchmal mehr der Instinktmensch bin. Diese Kombination hat uns schon durch viele Stürme getragen. Roy ist jemand, auf den ich mich immer verlassen kann – ein Fels in der Brandung des oft aufgewühlten Polizeialltags.
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Seitenzahl: 184
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Zum 139. Mal 3 klasse Krimis für den Strand
Copyright
Kommissar Jörgensen und der Mord in Ottensen: Hamburg Krimi
Kommissar Jörgensen und die Kugel für Khalil: Hamburg Krimi
Kommissar Jörgensen und der tote Dirigent
Titelseite
Cover
Inhaltsverzeichnis
Buchanfang
Dieser Band enthält folgende Krimis:
Kommissar Jörgensen und der Mord in Ottensen: Hamburg Krimi
Kommissar Jörgensen und die Kugel für Khalil
Kommissar Jörgensen und der tote Dirigent
Mein Name ist Uwe Jörgensen, Hauptkommissar bei der Kriminalpolizei in Hamburg. Seit über zwanzig Jahren diene ich dieser Stadt und ihren Menschen. Es mag ein harter Job sein, doch ich würde ihn gegen keinen anderen tauschen. Hamburg, die Perle im Norden Deutschlands, ist mehr als nur mein Arbeitsplatz – sie ist meine Heimat, mein Zufluchtsort und manchmal auch meine größte Herausforderung.
Hamburg ist eine Stadt voller Kontraste. Elegant und rau, modern und geschichtsträchtig zugleich. Ihre Straßenzüge reichen von den prächtigen Alleen der Elbvororte bis zu den lebhaften, chaotischen Bezirken wie St. Pauli. Hier treffen Reichtum und Armut, Licht und Schatten aufeinander und formen das vielschichtige Bild einer Stadt, die niemals schläft.
Mein Kollege Roy Müller und ich arbeiten seit Jahren zusammen und bilden ein eingespieltes Team. Roy ist immer der ruhige Pol, analytisch und besonnen, während ich manchmal mehr der Instinktmensch bin. Diese Kombination hat uns schon durch viele Stürme getragen. Roy ist jemand, auf den ich mich immer verlassen kann – ein Fels in der Brandung des oft aufgewühlten Polizeialltags.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Bathranor Books, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
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von ALFRED BEKKER
Hamburg, die Stadt der Brücken und Kanäle, erwachte an einem feuchten, nebelverhangenen Morgen, der die Konturen weichzeichnete und die Geräusche dämpfte. Im Dunst der frühen Stunde wirkte die Hafenstadt wie ein Gemälde, in dem der Künstler mutige Pinselstriche durch sanfte, grau-blau schimmernde Lasuren gezogen hatte.
In der Speicherstadt, mit ihren mächtigen Backsteingebäuden und den labyrinthartigen Fleeten, glimmten vereinzelte Gaslaternen und warfen zitternde Schatten auf die nassen Pflastersteine. Ein alter Mann, in einen abgetragenen Mantel gehüllt, zog einen hölzernen Karren hinter sich her. Sein treues Begleittier, ein müder, brauner Hund, trottete an seiner Seite. Hin und wieder hielt der Karrenbesitzer inne, um eine lose Holzplanke im Ladebrett zu befestigen oder die Schaniere mit einem Tropfen Öl zum Schweigen zu bringen. Seine Route führte ihn an den Brücken vorbei, unter denen das schwarze Wasser träge dahinrollte.
In einem der unzähligen Altbau-Cafés, die entlang der Alsterufer verstreut lagen, roch es nach frisch gemahlenem Kaffee und gebackenen Croissants. Der Barista, ein junger Mann mit dichten Locken und einer Leidenschaft für Espresso-Variationen, bereitete mit geschickten Handbewegungen eine Reihe von Getränken für die ersten Gäste des Morgens zu. An einem Tisch am Fenster saß eine Frau mittleren Alters mit einem roten Schal um den Hals, die Zeitung vor sich ausgebreitet. Sie nippte gedankenverloren an ihrer dampfenden Tasse und las die Schlagzeilen des Tages, ihre Finger streiften gelegentlich die Zeilen, als wollte sie die Wörter körperlich erfühlen.
Nicht weit von dort, auf dem Rathausmarkt, begann das bunte Leben der Marktstände. Obst- und Gemüsehändler breiteten ihre frischen Waren aus, während Fischer, die nur wenige Stunden zuvor aus dem Hafen zurückgekehrt waren, ihre Fische aus den Netzen lösten und für den Verkauf vorbereiteten. Die Luft war erfüllt mit einem Mischmasch aus Rufen, Gesprächsfetzen und dem charakteristischen Geräusch von rollenden Marktwagen.
Im Viertel St. Georg, das in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt hatte, mischte sich das sanfte Licht des Morgens mit einem Kaleidoskop aus kultureller Vielfalt. Ein kleiner Buchladen, kaum breiter als eine Haustür, öffnete gerade die Fensterläden. Der Inhaber, ein hagerer Mann mit Nickelbrille, stellte die ersten Bücherkästen nach draußen. In den Büchern wühlte sich ein junger, ernst aussehender Student, der eine antiquarische Ausgabe von Heinrich Heine suchte. Ein paar Meter weiter, in einer Bäckerei, lachten die Angestellten über einen Scherz, den eine Kundin gemacht hatte, während sie auf ihre Baguettes wartete.
An den Landungsbrücken, dort wo die Elbe die Stadt mit dem weiten Meer verband, stiegen die ersten Touristen auf ein Ausflugsschiff. Eine Gruppe von Schulkindern beobachtete voller Begeisterung die startenden und landenden Frachter, während ihr Lehrer ihnen etwas über den Warentransport erklärte. Möwen kreisten über ihnen und tauchten abenteuerlustig nach Abfällen oder, mit Geschick und Kühnheit, nach den Fischen, die von den Fischerbooten geworfen wurden.
Noch drängte sich keine Menschenmenge über die Reeperbahn und die Große Freiheit schlummerte nach einer langen Nacht in einem trügerischen Frieden. Hier und da parkten Motorräder und einige Restmüde wanderten langsam nach Hause, den Kopf tief in die Schultern gezogen, die Hände tief in den Taschen ihrer Jacken vergraben.
Es war dieser flüchtige, fast magische Moment, in dem Hamburg, vom morgendlichen Nebel eingehüllt, seinen Puls für einen Augenblick spürbar machte, als atme die Stadt selbst tief durch, bevor der geschäftige, laute Tag vollends die Szenerie durchdrang und die Verschwiegenheit des Morgens verscheuchte. Es war der perfekte Augenblick, um für einen kurzen Moment die Zeit anzuhalten und innezuhalten.
Doch ahnen konnte an diesem friedlichen Morgen noch niemand, welches düstere Geheimnis bald unter dieser vertrauten Oberfläche aufgedeckt werden würde. Hamburg würde sich bald verändert zeigen, doch für diesen Moment genossen seine Einwohner und Gäste die einfache Schönheit eines beginnenden Tags, unwissend und unbesorgt über das, was kommen mochte.
In den schmalen Gassen von Ottensen, wo ein eigenwilliger Charme aus Alt und Neu die Atmosphäre prägte, öffneten die kleinen Boutiquen und Handwerksläden langsam ihre Türen. Auf dem Wochenmarkt boten die Händler ihre regionalen Spezialitäten an, und die ersten Einkäufer schlenderten zwischen den Ständen hin und her, kosteten von frischem Käse, deftigem Brot und knackigem Gemüse. Ein älterer Herr mit einer Fliege und einer Tweed-Jacke, der stadtbekannte Uhrmacher von Altona, tauchte mit seinem Enkel auf, um die Zutaten für das Familienessen zu besorgen. Seine Hände hatten schon unzählige Uhren wieder zum Laufen gebracht, und seine ruhige, besonnene Stimme konnte selbst die ungeduldigsten Kunden beruhigen.
Parallel dazu, in Hammerbrook, wo sich moderne Bürogebäude an historische Lagerhallen schmiegten, begann der Berufsverkehr unaufhaltsam die Straßen zu füllen. Die gläsernen Fassaden der Hochhäuser warfen ein kühles, beinahe steriles Licht auf die Umgebung. Geschäftsleute drängten eilig durch die Drehtüren und eilende Pendler strömten aus der U-Bahn-Station ans Tageslicht. Ein junges Start-up-Team, noch beflügelt von der Euphorie der Gründungsphase, bereitete sich auf eine wichtige Präsentation vor. Am Rand der Straße klopfte ein Straßenmusiker den Takt auf einer Cajón und sang, seine warme Stimme schuf einen melancholisch-schönen Kontrast zur hektischen Betriebsamkeit ringsum.
Während die Stadt allmählich erwachte, kräuselte sich an der Elbphilharmonie das Wasser. Die wellenförmige Glasfassade glitzerte im ersten Sonnenlicht, während die Elbe ruhig daran vorbei floss. Möwen flogen kreischend umher, neugierig beobachteten sie die ersten Besucher, die sich im Foyer der Philharmonie versammelten. Drinnen wurde das nächste große Konzert vorbereitet, die Tontechniker überprüften die Akustik, während die Musiker ihre Instrumente stimmten. Ein junges Paar, das ihren Besuch hier als besonderes Ereignis geplant hatte, blieb ehrfürchtig vor der beeindruckenden Architektur stehen, die Kamera gezückt, um den Moment festzuhalten.
Unterdessen erlebte die Sternschanze, das einstige Arbeiterviertel und heutige Szenequartier, einen langsamen, gemächlichen Start in den Tag. Die Graffitis an den Wänden erzählten Geschichten von Wandel und Widerstand, während kleine, unabhängige Cafés ihre Klientel mit fair gehandeltem Kaffee und selbstgebackenem Kuchen anlockten. In einem der verwinkelten Hinterhöfe war ein Kunsthandwerksbasar aufgeblüht. Dort bot eine junge Künstlerin, deren bunt befleckter Kittel stolz ihre Kreativität zur Schau stellte, ihre handgemachten Keramikarbeiten an. Ihr Stand, ein bunter Wirbel aus Schalen, Tassen und Vasen, zog die Blicke der Vorbeigehenden auf sich.
Auf einem kleinen Spielplatz am Rande des Viertels stritten sich ein paar Kinder um die Schaukel, während eine frischgebackene Mutter ihrem Baby die Flasche gab und dabei von zwei älteren Damen angesprochen wurde. Sie tauschten ein freundliches Lächeln, und für einen Moment war die Welt hier vollkommen in Ordnung.
Doch mitten in all diesen vordergründig ruhigen und alltäglichen Begebenheiten, gab es Nuancen, kaum wahrnehmbar, die eine Veränderung ankündigten. Die Stadt, dieser pulsierende, lebendige Organismus, schien stillzuhalten, als ob sie den Atem anhielte in Erwartung von etwas Großem, etwas, das bald enthüllt werden würde. Die schimmernden Wasser der Alster, die geschäftigen Menschenmassen in den Straßen, die spielenden Kinder und der kaum vernehmbare Herzschlag der Stadt trugen alle das Geheimnis in sich, dessen Enthüllung die Stadt grundlegend verändern sollte.
Aber für jetzt—nur für diesen kostbaren Moment—war Hamburg in einen Nebel der unbekümmerten Normalität gehüllt. Und vielleicht war dies das letzte Mal, dass die Stadt so friedlich, synchron mit den ersten Lichtstrahlen des Tages, erwachen durfte. Die Schatten, die noch unter der Oberfläche schlummerten, würden bald herausbrechen und Hamburg unvermittelt in das Zentrum einer packenden Geschichte katapultieren—einer Geschichte, in der jeder nur eine Figur in einem verzweigten Netz aus Geheimnissen, Intrigen und Enthüllungen war.
Herr Friedrich Meier, der Uhrmacher, war eine Institution in Ottensen. Mit seinen 75 Jahren hatte er einen Großteil seines Lebens damit verbracht, die Mechanismen der Zeit zu verstehen und zu reparieren. Seine eisgrauen Haare waren zurückgegelt, und seine Augen, hinter einer Nickelbrille verborgen, strahlten trotz der Falten, die das Leben in seine Haut gezeichnet hatte, eine wache Neugier aus. Seine Tweed-Jacke, stets makellos gebügelt, und die polierte Fliege verliehen ihm ein distinguiertes Aussehen. Friedrich war nicht nur für seine Kunstfertigkeit bekannt, sondern auch für seine Geduld und Herzlichkeit. Sein Geschäft war klein, aber vollgestopft mit alten Pendeluhren, Taschenuhren und liebevoll restaurierten Zeitmessern. Seine größte Freude war es, mit seinem Enkel Max Zeit zu verbringen, dem er mit Hingabe die Geheimnisse der Uhrmechanik näherbrachte. Max, ein lebhaftes, zehnjähriges Kind mit leuchtenden Augen und unbändigem Forscherdrang, folgte ihm stets auf Schritt und Tritt.
Clara Hoffmann, die Inhaberin des kleinen, gemütlichen Buchladens, hatte eine Erscheinung, die wie aus einer anderen Zeit zu stammen schien. Ihre langen, dunkelbraunen Haare trug sie oft in einem unordentlichen Knoten, aus dem sich immer wieder ein paar rebellische Strähnen lösten. Mit ihren wachen, tiefblauen Augen und dem sanften Lächeln auf den Lippen strahlte sie eine einnehmende Ruhe aus. Ihr Laden, gefüllt mit aktuellen Bestsellern und verborgenen Antiquitäten, war ein Refugium für Träumer und Denker. Clara liebte es, ihren Kunden persönliche Empfehlungen auszusprechen, oft begleitet von einer Anekdote über das jeweilige Buch. Vor allem junge Menschen zog es in ihren Laden, denn Clara verstand es, die Leidenschaft für das Lesen zu wecken. Ihre treue Katze, Frau Schmidt, eine betagte, aber agile Siamesin, lag oft schnurrend auf dem Tresen oder streifte zwischen den Bücherregalen umher.
Mehmet Kaya, ein kräftiger Mann in den Vierzigern, betrieb einen bunten Obst- und Gemüsestand auf dem Wochenmarkt von Ottensen. Sein breites, einladendes Lächeln und seine warmen, braunen Augen machten ihn schnell zum Liebling der Kundschaft. Ursprünglich aus der Türkei stammend, brachte er die Wärme seiner Heimat in die Hamburger Kühle und schuf auf dem Markt eine kleine Oase der Gastfreundschaft und Herzlichkeit. Seine Waren, stets frisch und ordentlich arrangiert, waren berühmt für ihre Qualität. Mehmet war ein begnadeter Erzähler, seine Geschichten über die Herkunft seiner Produkte und die besten Zubereitungsarten zogen die Menschen an. Seine kleinen Kinder, Leyla und Cem, halfen oft an den Wochenenden, stolz die kleinen Helfer am Marktstand des Vaters.
Johanna Lenz, eine aufstrebende Künstlerin Mitte dreißig, war eine unverwechselbare Gestalt in Ottensen. Mit ihrem lebhaften, rot gefärbten Bob und den großen grünen Augen, die vor Kreativität und Leidenschaft funkelten, war sie immer ein Blickfang. Johanna hatte eine Werkstatt in einem Hinterhof, wo sie ihre keramischen Kunstwerke schuf. Ihre Fingernägel waren oft mit Farbspritzern und Tonresten bedeckt, was sie selbstbewusst mit Stolz trug. Johanna war für ihre unkonventionellen Designs bekannt, die oft Elemente der Natur und städtische Themen kombinierten. Viele sammelten ihre Kunst, und ihr Stand auf dem Kunsthandwerksbasar war stets gut besucht. Sie liebte es, mit den Besuchern über ihre Arbeit zu sprechen und war immer bereit, Einblicke in ihre kreative Welt zu geben.
Helga Krüger führte die kleine Bäckerei in dritter Generation. Eine stämmige Frau in den Fünfzigern, deren Wangen ständig rosig und deren Augen stets freundlich funkelten. Mit ihren graumelierten Haaren, die sie zu einem praktischen Knoten gebunden trug, und ihrer ständigen Schürze war sie die Mutter der Nachbarschaft, zu der jeder mit seinen Sorgen und Freuden kam. Helgas Spezialitäten waren legendär: Ihre Franzbrötchen, saftigen Kuchen und herzhaften Brote hatten einen unverwechselbaren Geschmack, der Kindheitserinnerungen weckte. Ihr Lachen, das oft aus dem Geschäft zu hören war, zog die Menschen in ihren Bann und brachte eine heimelige Wärme in die Straßen von Ottensen. Ihre Tochter Marie half ihr oft, wobei deren jugendliche Frische und die modernen Ideen eine perfekte Ergänzung zu Helgas traditionellen Rezepten waren.
Diese Charaktere, ein bunter Reigen aus verschiedenen Lebensgeschichten und Leidenschaften, prägten die lebendige und zugleich heimelige Atmosphäre der Gassen von Ottensen. Sie waren wie die Pinselstriche auf der Leinwand dieser einzigartigen Ecke Hamburgs, jeder individuell und unverwechselbar, aber zusammen formten sie das Bild eines außergewöhnlichen und vielschichtigen Viertels.
Es war ein sonniger Samstagmorgen in Ottensen, als Herr Friedrich Meier seinen Uhrmacherladen öffnete. Die Fenster waren noch beschlagen von der Morgenkühle, als er seinen Laden zur Begrüßung der ersten Kunden vorbereitete. Sein Enkel Max saß unterdessen auf einem alten Hocker und schaute aufmerksam zu, wie Friedrich eine antike Taschenuhr vorsichtig auseinander nahm und die filigranen Teile untersuchte.
Gegenüber, in Claras Buchladen, sorgten die ersten Sonnenstrahlen für ein warmes Lichtspiel, das durch die Fenster fiel und sich goldgelb über die Regale ergoss. Clara hatte gerade mit der einladenden Arrangierung einer neuen Lieferung begonnen, als Frau Schmidt leise schnurrend auf dem Tresen Platz nahm und neugierig zu den Kunden hinüberschaute, die sich in die gemütliche Leseecke setzten.
Am Wochenmarkt hatte Mehmet Kaya seinen Stand bereits voller frisch angelieferter Waren aufgebaut. Die bunten Farben der Gemüse und Früchte leuchteten wie kleine Juwelen in der strahlenden Sonne. Er begrüßte jeden Kunden mit einem herzlichen Lächeln und einem freundlichen Wort, während Leyla und Cem spielerisch zwischen den Ständen herumtollten und sich eifrig daran machten, bei der Lieferung der Einkäufe zu helfen.
In einer verborgenen Nische des Marktes hatte Johanna Lenz ihre keramischen Kunstwerke perfekt angerichtet. Ihre Hände waren bereits von frischem Ton befleckt und ihre Augen leuchteten vor Begeisterung. Sie diskutierte gerade mit einer Kundin über die Inspiration hinter einer ihrer Vasen, als sie aus den Augenwinkeln Friedrich und Max entdeckte, die gerade über den Markt schlenderten.
Helga Krüger, die immer frühe Bäckerin, hatte schon seit Stunden den Ofen geheizt und füllte die Luft mit dem köstlichen Duft frisch gebackener Brötchen und Kuchen. Marie half ihrer Mutter dabei, den Laden ordentlich zu halten und die witzigen Anekdoten der Stammkunden zu kommentieren, die wie immer in großer Zahl erschienen waren.
Eines Nachmittags, als der Markt in vollem Gange war und die Gassen von Ottensen von geschäftigem Treiben erfüllt waren, kreuzten sich die Wege der verschiedenen Charaktere auf besondere Weise.
Friedrich, der eigentlich nur einige frische Äpfel und Gemüse bei Mehmet kaufen wollte, wurde von Clara auf dem Weg zum Markt angesprochen. Sie hatte eine alte Ausgabe von "Ruhm" von Daniel Kehlmann gefunden, von der sie glaubte, dass sie ihn interessieren könnte. Friedrich, dessen Liebe zur Literatur nur durch seine Leidenschaft für Uhren übertroffen wurde, strahlte über das ganze Gesicht und versprach, das Buch bald zu lesen.
Währenddessen entdeckte Mehmet Leyla und Cem, die neugierig vor Johannas Stand standen und gebannt ihren geschickten Händen zusahen, wie sie eine kleine, feine Vase formte. Mehmet, erfreut über das Interesse seiner Kinder an der Kunst, stellte sie Johanna vor. Die Künstlerin freute sich über die begeisterten jungen Gesichter und versprach, ihnen beim nächsten Besuch eine kleine Einführung in das Töpfern zu geben.
Zum Höhepunkt des Markttages stieß auch Helga Krüger mit einem Korb frisch gebackener Franzbrötchen dazu. Sie hatte einen spontanen Einfall gehabt, ihre Köstlichkeiten bei Mehmet anzubieten, um die Einkäufer bei Laune zu halten und gleichzeitig Werbung für ihre Bäckerei zu machen. Mehmet begrüßte sie freundlich und bot ihr an, ein paar von den Brötchen auf seinem Stand anzubieten. Die Mischung aus dem Duft der frischen Backwaren und dem Aroma der reifen Früchte zog zahlreiche Kunden an.
Als der Tag zu Ende ging und die Sonne langsam hinter den Häusern verschwand, hatten die Begegnungen und Gespräche eine besondere Bindung zwischen den Charakteren geschaffen. Friedrich lud Clara ein, gemeinsam zu einem Literaturabend in der örtlichen Bibliothek zu gehen. Johanna versprach, Mehmet bei der Einrichtung eines kleinen Kunsthandwerkskurses in der Nachbarschaft zu helfen, sodass Leyla und Cem spielerisch ihre Kreativität entfalten konnten. Und Helga, dankbar für Mehmets Unterstützung, lud ihn und seine Familie zum Sonntagskaffee in ihre Bäckerei ein.
Ottensen, mit seinen verwinkelten Gassen und bunten Märkten, war mehr als nur ein Stadtviertel. Es war ein lebendiges Geflecht aus Geschichten und Begegnungen, in dem jeder Einzelne, ob Uhrmacher, Buchhändlerin, Markthändler, Künstlerin oder Bäckerei-Besitzerin, auf seine Weise das große Mosaik des Gemeinschaftslebens bereicherte. An diesem besonderen Tag hatte jeder eine neue Freundschaft geschlossen und eine weitere Faser in das bunte Tapetengewebe aus Menschen und Schicksalen gewoben, das Ottensen so einzigartig machte.
*
Der folgende Sonntag begann ähnlich friedlich, wie jener Samstag geendet hatte. Die Stadt schien noch in den stillen Umarmungen des Wochenendes gefangen zu sein, als in Helga Krügers Bäckerei die Vorbereitungen für den Sonntagskaffee in vollem Gange waren. Der Tisch im hinteren Teil der warm duftenden Bäckerei war bereits mit köstlichem Kuchen und duftendem Gebäck gedeckt, als Mehmet Kaya mit seiner Familie eintraf. Leyla und Cem waren aufgeregt und neugierig auf das versprochene Treffen.
Währenddessen teilte Clara Hoffmann mit Friedrich Meier an einem der vorderen Tische der Bibliothek eine gemütliche Lesestunde. Die alten Bücher, die Friedrich aus seiner Sammlung beigesteuert hatte, strahlten einen Hauch von Nostalgie und Geheimnissen aus vergangener Zeiten aus. Friedrich öffnete gerade eine seltene Ausgabe von "Ruhm" und begann zu lesen, als Clara mit einem freundlichen Lächeln ebenso vertieft in ihre Lektüre blickte.
Auf dem kleinen Kunsthandwerksbasar in Johannas Werkstatt hatte sich ebenfalls eine Gruppe eingefunden, als sie den Kaya-Kindern die ersten Handgriffe des Töpferns zeigte. Ihre raschen Hände formten den Ton mit einer Anmut, die selbst Mehmet in Ehrfurcht erstarren ließ. Es war ein harmonischer, fast schon perfekter Tag - doch nur für einen Moment.
Plötzlich wurde das friedliche Treiben von einem unerwarteten Ereignis unterbrochen. Ein lautes Krachen hallte durch die Gegend, gefolgt von einem dumpfen Schlag, als ob etwas Schweres zu Boden gefallen wäre. Die Geräusche kamen aus dem rückwärtigen Bereich von Helgas Bäckerei. Helga und ihre Gäste erstarrten, als sie versuchten, die Quelle des Lärms zu lokalisieren.
Mehmet rannte zum Hintereingang, wo er erstaunt feststellte, dass ein Fensterglas zerbrochen war. „Was in aller Welt…?“ murmelte er und späht vorsichtig hinaus. Vor ihm lag eine kleine Holzkiste, die grob verpackt schien und von einer alten, staubigen Decke halb verhüllt war.
Gerade als Mehmet sich bückte, um die Kiste aufzuheben, stieß Johanna hinzu, angezogen von dem Lärm, die Hände noch voller Ton. Helga, dicht gefolgt von Leyla und Cem, die vor Aufregung kaum stillhalten konnten, sahen ihn fragend an. Auch Clara und Friedrich, die aufgeschreckt aus der Bibliothek herbeieilten, gesellten sich zu der sich sammelnden Gruppe.
„Was könnte das sein?“ fragte Clara besorgt und sah zu Friedrich, der die Kiste prüfend betrachtete. „Vielleicht sollten wir sie öffnen, um sicherzugehen, dass sie ungefährlich ist,“ schlug Friedrich vorsichtig vor.
Mit einer Mischung aus Neugier und Vorsicht öffnete Mehmet langsam den hölzernen Deckel der Kiste. Zur allgemeinen Erleichterung fanden sie darin keine Gefahr, sondern etwas völlig Unerwartetes: Ein altes Buch, dessen Einband abgegriffen, doch überraschend gut erhalten war, lag darin. Daneben war ein kleines, in Leder eingebundenes Notizbuch und einige vergilbte Papiere, die wie handgeschriebene Briefe aussahen.
Friedrich nahm das alte Buch vorsichtig in die Hände und blätterte durch die Seiten. „Das ist unglaublich“, murmelte er, als er die Fülle der handgeschriebenen Notizen und Illustrationen betrachtete. „Es scheint eine Art Tagebuch zu sein, gefüllt mit historischen Einträgen und Karten.“
Clara blickte ihm über die Schulter, ihre Stirn gerunzelt vor Konzentration. „Vielleicht gehören diese Notizen und Briefe zusammen? Das könnte eine einzigartige persönliche Sammlung sein.“
Johanna, deren Künstlerhände neugierig das Leder des Notizbuches berührten, fügte hinzu: „Denkst du, das könnte Teil eines verlorenen Schatzes oder eines lange vergessenen Nachlasses sein?“
Mehmet, der mittlerweile wieder neben seinen Kindern stand und sich die Briefe ansah, nickte nachdenklich. „Wer auch immer diese Kiste hinterlassen hat, wollte sicher, dass sie gefunden wird. Die Frage ist, warum genau hier?“
Helga, die bis jetzt still zugehört hatte, sprach schließlich aus, was alle zu denken schienen: „Vielleicht ist es unsere Aufgabe, dieses Rätsel zu lösen.“
Die Gruppe entschied sich, die Briefe und Dokumente zu Hause durchzugehen und sich regelmäßig zu treffen, um die sich entfaltende Geschichte zusammenzufügen. So hatten sich die Schicksale von Friedrich, Clara, Mehmet, Johanna und Helga auf unerwartete Weise erneut verwoben.
Was als sonniger, friedlicher Sonntag begonnen hatte, entwickelte sich langsam aber sicher zu einem Abenteuer, das die Verborgenheiten der Vergangenheit in die Gegenwart holte. Die Bewohner von Ottensen standen am Beginn einer Reise in die geheimnisvollen Tiefen der Geschichte—eine Geschichte, die vielleicht der Schlüssel zu einem lang gehüteten Geheimnis der Stadt sein könnte. Ihr kollektives Wissens- und Erfahrungspuzzle war der Startpunkt für eine neue, aufregende Ermittlung, die die engen Gassen von Ottensen bald in einem anderen Licht erscheinen lassen würde.
Es war ein nebliger Montagmorgen, als Roy und ich den Anruf von der Leitstelle bekamen. Meine Gedanken hingen noch an dem verregneten Wochenende, als ich den Schlüssel in die Zündung drehte und den Motor unseres Dienstwagens startete. Wir wurden zum Tatort in den Gassen von Ottensen gerufen.
„Na, das kann ja heiter werden“, murmelte Roy, während er sich die Kaffeetasse an den Rand seiner Lippen führte. „Montagmorgen und schon ein Mord.“
Der Name auf dem Display des Funkgeräts rief fast automatisch ein Bild in meinem Kopf hervor. Ottensen war bekannt für seine verwinkelten Gassen und engen Straßen, belebt und farbenfroh, aber auch ein Ort, an dem Geschichten verborgen lagen. In diesem Fall war die Geschichte zu einer Tragödie geworden.
Als wir am Tatort ankamen, war der Bereich bereits von den Kollegen der Schutzpolizei abgesperrt worden. Blaulichter warfen blinkende Reflexionen gegen die Backsteinwände, die Szenerie wirkte unwirklich, wie aus einem Film. Ein paar neugierige Anwohner standen hinter den Absperrbändern und wurden von den Polizisten auf Distanz gehalten. Roy nickte mir kurz zu, als wir durch die Menge gingen und unsere Abzeichen zeigten.
„Kommissar Jörgensen“, stellte ich mich vor, als ich den Schutzpolizisten ansprach, „was haben wir hier?“
„Der Tote wurde gegen sieben Uhr morgens gefunden“, antwortete der junge Polizist. „Ein alter Herr, scheint um die 70 zu sein. Er wurde in der Nähe seines Uhrmacherladens aufgefunden.“
Ein flaues Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Ottensen war ein Viertel, das ich gut kannte. Die Beschreibung machte es fast unvermeidlich, dass es sich um Friedrich Meier handeln musste.
Als ich näher trat, traf mein Blick tatsächlich auf Friedrichs reglosen Körper. Er lag auf dem kalten Pflaster, das Gesicht friedlich. Der Forensiker, Dr. Dr. Friedrich G. Förnheim, war bereits am Tatort und beugte sich über den Leichnam. Er hatte diese unnachahmliche Kombination aus Arroganz und Überlegenheit, die ihn auf so einzigartige Weise unsympathisch machte. Trotzdem war er ein Genie auf seinem Gebiet.
„Treten Sie nicht auf die Beweise, Jörgensen“, schnaubte Föhrnheim ohne sich umzudrehen, als er hörte, wie ich näherkam. „Das wäre selbst für Sie zu viel verlangt, oder?“
„Guten Morgen, Dr. Förnheim“, grüßte ich betont ruhig, wobei ich seine Spitze ignorierte. „Was haben wir hier?“
Er hob eine Augenbraue und musterte mich von oben bis unten. „Ein Schuss in die Brust. Nahdistanz, wie es aussieht, um die Rapport-Diskussion zu vermeiden: Qualitativ und quantitativ wertlos. Der Mann ist sofort tot gewesen. Der Tod liegt zwischen sechs und sieben Uhr morgens. Aber das hätten Sie ja auch selbst herausfinden können.“
Roy trat neben mich und stellte die Frage, die uns beiden auf den Lippen lag. „Gibt es Hinweise auf den Täter?“