Zum Verständnis der biblischen Schöpfungstage aus der Sicht der Anthroposophie - Harald Brandt - E-Book

Zum Verständnis der biblischen Schöpfungstage aus der Sicht der Anthroposophie E-Book

Harald Brandt

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Beschreibung

Wie können die biblischen Schöpfungstage verstanden werden? Und ist eine zeitliche Einordnung dieser Tage möglich? Was sagt die Anthroposophie zu diesem Thema? Zu diesen Fragen hat Harald Brandt eine Analyse von Rudolf Steiners Vortragszyklus zur Schöpfungsgeschichte aus dem Jahre 1910 vorgenommen und einen Vorschlag zur Zuordnung der Schöpfungstage zu den anthroposophisch-geisteswissenschaftlichen Zeitaltern erarbeitet.

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„So wird es unsere nächste Aufgabe sein, so wenig wie möglich an Bekanntes anzuknüpfen und so viel wie möglich uns freizumachen von alledem, was wir bisher uns vorstellten, wenn wir von Himmel und Erde, von Göttern, von Erschaffen und Schaffen und von einem Urbeginne sprechen“ (Rudolf Steiner, GA 122, Seite 33).

Inhaltsverzeichnis:

Vorbemerkung

Einleitung

Übersicht über die biblischen Schöpfungstage

Zum Verständnis der Schöpfungstage aus der Sicht der Anthroposophie

Zur Entwicklung der Welt, insbesondere in den geisteswissenschaftlichen Zeitaltern

4.1 Übersicht zur zeitlichen Gliederung

4.2 Entwicklungsprinzipien im polarischen, hyperboräischen und lemurischen Zeitalter

4.3 Zum Verständnis und zur Entwicklung der Äther und der Elemente

4.4 Markante Ereignisse im polarischen, hyperboräischen und lemurischen Zeitalter

Steiners Zuordnung der sieben biblischen Schöpfungstage zum polarischen, hyperboräischen und lemurischen Zeitalter

5.1 Der erste Tag

5.2 Der zweite Tag

5.3 Der dritte Tag

5.4 Der vierte Tag

5.5 Der fünfte Tag

5.6 Der sechste Tag

5.7 Der siebte Tag

5.8 Bewertungen des Verfassers

Vorschlag des Verfassers zur Zuordnung

Hinweise zu den Geschehnissen nach den sieben Schöpfungstagen

Literaturverzeichnis

Autobiografische Notiz

Vorbemerkung

Wenn man sich mit der biblischen Schöpfungsgeschichte näher befassen will, so ist es ratsam, verschiedene Bibel-Übersetzungen zu vergleichen. Denn einerseits erlaubt der Urtext offenbar einige Interpretationsmöglichkeiten und andererseits fließen die Anschauungen der Bearbeiter bzw. der Herausgeber in die jeweilige Übersetzung ein. An den ersten beiden Versen des 1. Buch Mose, Kap. 1, soll dies veranschaulicht werden:

Jubiläumsbibel, Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments (1964):

„1 Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. 2 Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes *schwebte auf dem Wasser. *wörtlich: brütete“

Einheitsübersetzung (Universität Innsbruck 2008) und Katholische Pfarrei St. Jakobus (Ockstadt, 2020):

„1 Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; 2 die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.“

Zürcher Bibel (1942):

„1 Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. 2 Die Erde war aber wüst und öde, und Finsternis lag auf der Urflut, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.“

Buber, M. und Rosenzweig, F.: Verdeutschung der Schrift (2007):

„1 Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. 2 Die Erde aber war Irrsal und Wirrsal. Finsternis über Urwirbels Antlitz. Braus Gottes schwingend über dem Antlitz der Wasser“.

Klemp, E.: Das Schöpfungs-Wort – Eine Übertragung aus Genesis, Kapitel 1 bis 9 nach dem Hebräischen (1995):

„1 Im Beginn schuf die Gottesmacht, zu der die Seele in scheuer Ehrfurcht aufblickt, ELOHIM, Himmel und Erde aus Welt-Erinnerung. 2 Und die Erde trat ins Dasein Tohu Wa Bohu – geist-erstrahlend und neue Gestaltung ersehnend – und Finsternis war auf dem Antlitz des Weltgrundes und im Luft-Element der Geist der Elohim wärmekraftend über dem Antlitz der Wasser.“

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Die vorstehende Textauswahl zeigt, dass es empfehlenswert ist, mit einer gewissen Offenheit an den Bibeltext sowie an die verschiedenen Auffassungen hierzu heranzugehen. So ist es möglich, mit neuen Gedanken und neuen Empfindungen sich einem alten Text zu nähern.

1. Einleitung

In seinem Vortragszyklus „Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte“ (GA 122) hat sich Steiner im Jahre 1910 eingehend mit den biblischen Schöpfungstagen und teilweise mit den daran anschließenden biblischen Darstellungen befasst. Dabei hat er etliche Erläuterungen zum Bibeltext gegeben und Querbezüge zu den Entwicklungsabläufen der Welt und des Menschen hergestellt, wie er sie in anderen geisteswissenschaftlichen Veröffentlichungen dargestellt hat, z.B. in seinen Büchern „Aus der Akasha-Chronik“ (GA 11) und „Die Geheimwissenschaft im Umriss“ (GA 13).

Auch in anderen Vorträgen hat sich Steiner zur biblischen Schöpfungsgeschichte geäußert. In diesem Zusammenhang seien nur drei Vorträge erwähnt, die er ein paar Jahre vor dem o.g. Vortragszyklus gehalten hat, nämlich am 08.12.1903 (GA 88, S. 216–223), am 09.06.1904 (GA 89, Seite 107–119) und am 13.11.1907 (GA 101, Seite 101–115). In diesen Vorträgen werden die biblischen Schöpfungstage z.T. aber ganz anders interpretiert als in dem Vortragszyklus im Jahre 1910.

Im Folgenden sollen nur die zehn Vorträge dieses Zyklus näher betrachtet werden. Die Darstellungen hierin stellen inhaltlich ein großes Ganzes dar. Da aber nicht ohne Weiteres ersichtlich ist, wie die Schöpfungstage im Einzelnen den anthroposophisch-geisteswissenschaftlichen Zeitaltern zugeordnet werden können, soll hierzu eine textliche Analyse und ein Vorschlag erarbeitet werden. Eine solche Synthese kann zu einem neuen Verständnis der Schöpfungsgeschichte beitragen.

2. Übersicht über die biblischen Schöpfungstage

Zur besseren Übersicht seien hier zunächst die „Taten“ der Elohim in den sieben Schöpfungstagen kurz zusammengefasst:

3. Zum Verständnis der Schöpfungstage aus der Sicht der Anthroposophie

Steiner trifft in seinem Vortragszyklus „Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte“ (GA 122) einige grundlegende Aussagen, die für das Verständnis der Schöpfungsgeschichte und die Zuordnung zu den anthroposophischen Zeitaltern von Bedeutung sind:

1.) Er betont die Unabhängigkeit seiner geisteswissenschaftlichen Forschungen. Erst nachdem er zu einer Gesamtsicht des Schöpfungsgeschehens gekommen war – z.B. so wie in der Akasha-Chronik und der Geheimwissenschaft – habe er seine Erkenntnisse mit dem biblischen Schöpfungsbericht verglichen und dabei weitgehende Übereinstimmungen festgestellt (vgl. GA 122, Seite 85).

2.) Es bestünden einige grundsätzliche Schwierigkeiten, die eine Parallelisierung der geisteswissenschaftlichen Tatsachen mit den entsprechenden Bibelstellen bereitet. „Wenn man gewissenhaft vorgeht, so bietet das eine außerordentlich schwierige Arbeit“ (GA 122, Seite 187).

Er spricht auch von einem besonderen Verantwortungsgefühl und einer gewissen heiligen Scheu bei dieser Arbeit (vgl. GA 122, Seite 44).

3.) Nicht zuletzt müsse man sich klarmachen, dass der Bibeltext in hebräischer Sprache überliefert wurde, und dieser hebräische Text eine andere Wirkung auf die Seele entfalten kann als irgendeine moderne Sprache (vgl. GA 122, Seite 32). Insbesondere sei es wichtig, die Empfindungen zu vergessen, die bei den üblichen Übersetzungen in moderne Sprachen hervorgerufen werden (vgl. GA 122, Seite 45). Es wäre daher eine außergewöhnliche Herausforderung, den hebräischen Text angemessen in eine heutige Sprache zu übertragen (vgl. GA 122, Seite 188 f).