Zündmodus - Max A. Steiner - E-Book

Zündmodus E-Book

Max A. Steiner

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Beschreibung

Irritierender, aber in seiner Detailfülle erstaunlicher Erlebnisbericht eines verstorbenen Freundes des Autors, der vieles erklärt und vieles offen lässt. Die Datei wurde zufällig beim Ausschlachten eines PCs entdeckt und für die Nachwelt gesichert. (War früher unter dem Titel "Ignition Mode" veröffentlicht; leicht nachbearbeitet.)

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Max A. Steiner

Zündmodus

Einem ungenannten Freund gewidmetBookRix GmbH & Co. KG81371 München

Wie alles begann

Zündmodus

Wie alles begann

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***

 

Nante reichte mir seine halbleere Bierflasche: „Willste nen Schluck?“

Ich lehnte dankend ab. „Nee, lass mal. Noch zu früh für mich.“

Ein leichtes Zucken der Mundwinkel, ein nur zu erahnendes Lächeln umspielte Nantes rissige Lippen, als er seinen halb ausgestreckten Arm zurückzog und die braune Flasche neben sich auf dem Mauersims am Kaufland abstellte. Das rötlich gefärbte Etikett wies den flüssigen Inhalt als Pilsator Exportbräu aus. „Gut, dann eben nicht. Dafür gebe ich dir nen Tipp. Wie du mehr aus deinen Flaschen rausholen kannst.“

Nante nahm einen tiefen Schluck. Ich hörte es leise gluckern.

Ich schwieg einen Moment, halb verlegen, halb aus Höflichkeit. Mein Blick muss in diesem Moment ziemlich verständnislos gewirkt haben. „Hmm. Wie meinste das, mehr aus den Flaschen rausholen? Die sind doch eh schon leer.“

„Leer, leer! Darum geht’s doch nicht, Mensch. Schwer von Begriff? Na klar sind die Flaschen leer, wenn du sie abgibst. Wär sonst ziemlich bescheuert, die nicht auszutrinken oder?“ Mit gespielter Theatralik schüttelte er den Kopf. Sein Gehabe wirkte ziemlich aufgesetzt, aber ich gönnte ihm den Spaß. „Bist wohl Lehrer oder so ein professioneller Wortklauber mit Abi? Oder stellste dich nur dümmer, als du sowieso schon bist?“ Ich ließ ihn quatschen. Der Penner würde sich schon wieder abregen. Als er sich beruhigt hatte, grinste er versöhnlich: „Na, pass auf. Ich erklär’s dir, Professor.“

 

***

 

Der drahtige Mann mittleren Alters, der mich an einem Dienstagabend vor dem örtlichen Kaufland in ein Gespräch verwickelt hatte, hieß natürlich nicht Nante. Ich habe ihn auch nie nach seinem Namen gefragt. Als mir seine lässig an die Fassade gelehnte Gestalt vor einigen Monaten zum ersten Mal aufgefallen war, hatte ich unwillkürlich an besagten gleichnamigen Eckensteher denken müssen, der im 19. Jahrhundert in Berlin gelebt haben soll: Nante, Sinnbild des typischen in der Nähe einer Kneipe herumlungernden Gelegenheitsarbeiters – ein schlagfertiger Schwätzer, dem Alkohol nicht abgeneigt, tendenziell arbeitsscheu – so mein vorgefasster Eindruck. Irgendwann in der Schulzeit muss ich wohl ein Bild von Heinrich Zille oder auch irgendeine Plastik oder Statue dieses Berliner Originals gesehen haben, dessen Bild sich in meinem Hirn eingenistet hat und seitdem unauslöschlich mit dem Namen Nante verbunden ist. So wie diesen Mann stellte ich mir den modernen Nante vor. Durchaus kein unsympathischer Typ, jedenfalls solange er den Mund hielt, denn die hier in Berlin übliche schnoddrige Ausdrucksweise – unverdientermaßen und unverständlicherweise noch oft als „Berliner Schnauze“ verniedlicht – verdarb meist jeden positiven ersten Eindruck. Von kräftiger, nein, eher von drahtiger Statur lehnte er bräsig mit einer Flasche billiger Plärre in der Hand an der hellen Paneelfassade des Supermarktes, immer in Reichweite seines schwarzen Herrenfahrrads mit den beidseitig am Gepäckträger angehängten Fahrradtaschen, die er nicht aus den Augen ließ.