Zweimal verliebt in den Bergen: Heimat-Roman Doppelband: Zwei abgeschlossene Romane - Alfred Bekker - E-Book

Zweimal verliebt in den Bergen: Heimat-Roman Doppelband: Zwei abgeschlossene Romane E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Zweimal verliebt in den Bergen: Heimat-Roman Doppelband: Zwei abgeschlossene Romane von Alfred Bekker Über diesen Band: Dieser Band enthält folgende Romane von Alfred Bekker: Die schöne Erbin Die Tochter des Einsiedlers Vor vielen Jahren geriet der jüngste Sohn des Bachsteiner-Bauern bei einem schweren Unwetter in Bergnot. Jakob Riedlinger, damals ein junger Bergführer, führte die Suchmannschaft an, brach die Suche aber schließlich auf Grund der schlechten Witterung ab. Später wurde der junge Mann tot geborgen. Seitdem herrscht Zwist zwischen den Bachsteinern und dem Riedlinger, der seit dem frühen Tod seiner Frau einsam und verbittert auf einem kleinem Einsiedlerhof lebt. Als Franziska Riedlinger, die Tochter des ehemaligen Bergführers, sich nun ausgerechnet in Toni Bachsteiner , den Neffen des damals in den Bergen zu Tode gekommenen, verliebt, steht das junge Glück unter keinem guten Stern.

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Zweimal verliebt in den Bergen: Heimat-Roman Doppelband: Zwei abgeschlossene Romane

Alfred Bekker

Published by Alfred Bekker, 2022.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Zweimal verliebt in den Bergen: Heimat-Roman Doppelband: Zwei abgeschlossene Romane

Copyright

Heimat-Roman Sonder-Edition: Die schöne Erbin

Die schöne Erbin

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About the Author

About the Publisher

Alfred Bekker Bergroman: Die Tochter des Einsiedlers

Dedication

Die Tochter des Einsiedlers

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About the Author

About the Publisher

Zweimal verliebt in den Bergen: Heimat-Roman Doppelband: Zwei abgeschlossene Romane

von Alfred Bekker

Über diesen Band:

Dieser Band enthält folgende Romane

von Alfred Bekker:

Die schöne Erbin

Die Tochter des Einsiedlers

––––––––

Vor vielen Jahren geriet der jüngste Sohn des Bachsteiner-Bauern bei einem schweren Unwetter in Bergnot. Jakob Riedlinger, damals ein junger Bergführer, führte die Suchmannschaft an, brach die Suche aber schließlich auf Grund der schlechten Witterung ab. Später wurde der junge Mann tot geborgen. Seitdem herrscht Zwist zwischen den Bachsteinern und dem Riedlinger, der seit dem frühen Tod seiner Frau einsam und verbittert auf einem kleinem Einsiedlerhof lebt.

Als Franziska Riedlinger, die Tochter des ehemaligen Bergführers, sich nun ausgerechnet in Toni Bachsteiner , den Neffen des damals in den Bergen zu Tode gekommenen, verliebt, steht das junge Glück unter keinem guten Stern.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)

© Roman by Author / COVER ALFRED HOFER, 123RF

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Alles rund um Belletristik!

Heimat-Roman Sonder-Edition: Die schöne Erbin

Heimat-Roman Sonder-Edition: Die schöne Erbin

Alfred Bekker

Published by Alfred Bekker, 2019.

Die schöne Erbin

von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 90 Taschenbuchseiten.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch

© by Author

© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

1

"Mei, da kommt ja eine ganze Gruppe von Bergtouristen!", stieß Maria Hinzberg, die bereits etwas in die Jahre gekommene Wirtin des HINZBERGER HOFS aus. Sie stand am Fenster und blickte hinaus, direkt auf das imposante Panorama der schneebedeckten Berggipfel.

Ihre junge Gehilfin Claudia trat hinzu und warf ebenfalls einen Blick hinaus.

Das junge Madl machte eilig seine Frisur zurecht.

Maria Hinzberg bemerkte dies mit einem Lächeln - und das, obwohl ihr im Moment eigentlich gar nicht zum Lächeln zu Mute war. Mit Schrecken dachte sie daran, dass all die hungrigen Bergtouristen versorgt werden wollten, die auf den HINZBERGER HOF zusteuerten.

"Das wird der Rieder-Markus mit seiner Gruppe sein", sagte Maria. "Kein anderer Bergführer in der Gegend hat so viel Zulauf wie der Markus..." Und während sie dies sagte, blickte die Wirtin auf das junge, fesche Madl an ihrer Seite. Mit sanftem Tonfall fügte sie dann hinzu: "...und wie's scheint, gilt das net allein für Bergtouristen..."

Claudias himmelblaue Augen sahen verträumt in Richtung der Ankömmlinge. Jetzt rissen die Worte der Wirtin sie aus ihren Gedanken. "Geh, Tante Maria, was red'st denn da!" stieß sie hervor.

"Vielleicht kannst deinen Eltern etwas vormachen, Claudia - mir aber net!", erwiderte die Wirtin wohlwollend. "Meinst, ich hätte net bemerkt, wie du den Rieder-Markus angesehen hast?"

"Ja, ist er denn net auch ein fescher Bursche, der junge Rieder?", fragte Claudia zurück.

Die Wirtin nickte. "Freilich ist er das! Und wenn ich selbst das passende Alter hätte..." Maria Hinzberg seufzte.

"Der Markus erinnert mich immer an meinen verstorbenen Franzl." Einen Augenblick lang wirkte die Wirtin etwas in sich gekehrt.

Ihre Gedanken schienen zurück in die Vergangenheit zu wandern. Dann ging ein Ruck durch Maria Hinzberg. Sie atmete tief durch. "Mei, wie soll ich das nur schaffen!" Nicht, dass die Wirtin etwas dagegen hatte, wenn der HINZBERGER HOF gut frequentiert wurde, aber gerade heute hatte sie Claudia den Rest des Tages frei gegeben.

Und das Madl hatte sich den freien Abend mehr als redlich verdient. Schon seit Wochen war sie kaum noch aus der Gaststätte herausgekommen. Im Moment war Hochsaison und Vertretungen waren schwer zu bekommen.

Außerdem spürte Maria Hinzberg in letzter Zeit mehr als deutlich, dass sie nicht mehr ganz so leistungsfähig war wie in früheren Jahren. Wenn sie den HINZBERGER HOF auch immer noch gerne und voller Elan führte, so ermüdete sie doch schneller und hatte eher das Gefühl, dass die Dinge ihr über den Kopf wuchsen.

"Keine Sorge", sagte Claudia. "Ich bleibe hier - und zusammen werden wir ja wohl mit den Bergtouristen fertig werden!"

"Ist das dein Ernst, Madl?"

"Ja, freilich." Über Claudias Gesicht glitt ein Lächeln.

"Oder glaubst vielleicht, dass ich dich im Stich lassen tät, wenn's eng wird?"

Maria war sehr erleichtert, hatte aber auch schlechtes Gewissen ihrer Nichte gegenüber.

"Mei, du hast bei mir schon so viel Extra-Stunden gemacht, dass..."

"Ist schon gut, Tante Maria. Ich hätte heute Abend sowieso nix besonderes vor..." Sie sah in Richtung der Bergtouristen-Gruppe, die sich in der Zwischenzeit ein ganzes Stück genähert hatte.

Ihr Blick suchte den Rieder-Markus.

Und tatsächlich!

Sie fand ihn ganz am Anfang der Gruppe. Auf diese Entfernung war er bereits deutlich zu erkennen.

Keine Viertelstunde mehr und sie sind hier!, ging es dem Madl durch den Kopf. Ihr Herz klopfte wie wild.

"Ohne dich wüsst ich gar net, was ich machen sollte", bekannte indessen die Wirtin. "Ich glaub, hier würd' buchstäblich alles drunter und drüber gehen!"

Das war keineswegs übertrieben.

Selbst die Buchhaltung hatte Claudia zuletzt schon übernommen und endlich Ordnung in die Finanzen des HINZBERGER HOFS gebracht. Das war auch dringend nötig gewesen, denn das Rechnen war nicht unbedingt die Stärke der Wirtin.

"Gelernt ist halt gelernt", meinte die Claudia etwas geistesabwesend. Schließlich war sie mit ihren Gedanken bei dem feschen Markus.

"Ja", gestand Maria zu, "es hat sich schon gelohnt, dass dein Vater dich auf die Hotelfachschule geschickt hat! Mir ist das leider nie vergönnt gewesen - und so habe ich mir alles selbst beibringen müssen. Vor allem nach dem Tod vom Franzl war das net einfach..."

"Geh, Tante Maria, jetzt lass uns net davon zu reden anfangen", sagte Claudia. "Lass uns lieber alles zurechtmachen, bis die Bergtouristen hier sind. Du weißt ja... Dann muss immer alles auf einmal passieren - und wer vorher stundenlang im Schweiße seines Angesichts auf einen Gipfel hinaufgekraxelt ist, der wird auch net mehr so ganz die rechte Geduld aufbringen!"

Claudia wandte sich in Richtung Küche herum.

Aber Maria Hinzberg hielt ihre Nichte beim Arm.

"Warte einen Moment", forderte sie.

Claudia blieb stehen und blickte ihre Tante etwas verwundert an. "Tante Maria, die Zeit rennt uns davon! Du hast selbst immer gesagt, dass..."

"Hör mir einen Augenblick zu!", schnitt ihr die Hinzbergerin etwas schroffer das Wort ab, als sie es eigentlch beabsichtigt hatte. Ihr Gesicht wurde ernst und Claudia begriff sogleich, dass Tante Maria ihr etwas wirklich wichtiges zu sagen hatte. "Niemand lebt ewig", sagte die Wirtin dann. "Das ist eine Binsenweisheit und mir wird es da net anders ergehen, als allen anderen."

"Tante Maria, bist net doch noch etwas zu jung, um dir derart trübe Gedanken zu machen?"

"Es sind keine trüben Gedanken", korrigierte die Wirtin.

"Jetzt net mehr. Denn zum Herrn Jesus gehen müssen wir alle mal - aber es hat mir lange keine Ruhe gelassen, dass mein Haus net bestellt war. Und das habe ich letzte Woche geändert. Du weißt, als ich einen Nachmittag in die Stadt, zum Notar war..."

"Ja, ich erinnere mich", nickte Claudia.

"Ich habe an jenem Nachmittag meine letzten Angelegenheiten geregelt. Du weißt, dass dem Franzl und mir leider keine Kinder vergönnt waren. Also möchte ich, dass du den HINZBERGER HOF dereinst weiterführst."

"Ich?", fragte Claudia etwas überrascht. Sie hatte nie darüber nachgedacht.

Sie war froh gewesen, nach dem Ende der Hotelfachschule, gleich eine gute Anstellung gefunden zu haben. Und das noch in der Nähe des elterlichen Hofs - und nicht irgendwo in der Stadt. Denn in den Jahren, in denen sie das Hotelfach gelernt hatte, hatte sie auch festgestellt, wie wichtig ihr die vertraute Umgebung der Bergwelt war.

"Ja , du!", bekräftigte Maria Hinzberg. "Ich weiß, dass das Wirtshaus, das der Franzl und ich so viele Jahre lang durch gute und weniger gute Zeiten geführt haben, bei dir in den besten Händen wäre."

Das Madl atmete tief durch.

"Mei, ich weiß wirklich net, was ich dazu sagen soll", bekannte Claudia.

"Sag bloß net, dass du das Erbe ausschlagen würdest! Dann wüsst' ich nämlich net, was ich tun soll." Die Wirtin machte eine kurze Pause, ehe sie dann fortfuhr: "Es wäre nämlich auch der größte Wunsch vom Franzl gewesen, dass es für den HINZBERGER HOF eine Zukunft gibt. Du würdest den HOF doch weiterführen, gell?"

Claudia nickte.

"Natürlich!", versprach sie. "Aber eigentlich gehe ich davon aus, dass wir noch viele Jahre zusammen den HINZBERGER HOF betreiben..."

Die Wirtin lächelte mild.

"Wenn ich eine Tochter gehabt hätte - dann hätte sie so sein sollen wie du, Claudia!", meinte sie dann mit belegter Stimme.

Wenig später traf die Touristengruppe ein und machten sich an den rustikalen Holztischen der zünftig eingerichteten Gastwirtschaft breit. Sie waren guter Laune, wenn auch von der anstrengenden Bergtour etwas erschöpft.

"Grüß dich, Claudia!", sagte der junge Bergführer Markus Rieder freundlich an das Madl gewandt.

"Servus, Markus", flüsterte sie.

"Ich denk, die Leut werden recht hungrig sein!", vermutete der Bergführer. "Und ich bin's auch..."

Ihrer beider Blicke begegneten sich.

Claudia wurde es dabei ganz warm ums Herz. Wie er mich ansieht!, dachte Claudia. Sympathisch waren sie sich immer schon gewesen. Und Claudia hoffte nun, dass Markus vielleicht sogar mehr als nur Sympathie empfand.

Bis über beide Ohren hast dich verliebt!, sagte eine Stimme in ihrem Inneren. Net einmal einen einzigen klaren Gedanken kannst noch fassen, wenn diese Augen dich so ansehen!

Der Markus sah an Claudia hinunter und meinte dann anerkennend. "Gut steht dir das neue Dirndl!"

"Mei, dass du das bemerkt hast!"

"Das ist mir sofort aufgefallen."

Einer der Touristen rief jetzt ungeduldig nach der Bedienung.

Es fiel Claudia schwer, sich von Markus loszureißen. Aber spätestens der zweite, noch ungeduldigere Ruf holte sie aus der Traumwelt ihrer Verliebtheit in die Wirklichkeit zurück.

"Ich komm ja schon!", rief das Madl an den Gast gewandt zurück. Dann sah sie Markus an. "Tut mir leid, aber du siehst ja, was hier los ist!"

"Freilich..."

Claudia hatte bereits einen Schritt gemacht, da hielt Markus sie am Arm. "Warte einen Moment noch!", forderte er.

"Ich möchte dich noch etwas fragen..."

"Später!", antwortete Claudia und schenkte dem jungen Mann ein bezauberndes Lächeln.

2

In den nächsten anderthalb Stunden kam Claudia kaum zum Durchatmen. Die Bergtouristen hatten einen wahren Bärenhunger und plünderten die Vorräte des HINZBERGER HOFS regelrecht aus.

Immer wieder bestellten sie aufs Neue und die Bierkrüge fanden auf den rustikalen Tischen kaum noch Platz.

Die Laune unter den Gästen war gut. Und die meisten von ihnen schienen selbst die Anstrengungen der Bergtour nach kurzer Zeit vergessen zu haben. Jedenfalls konnte man ihnen keinerlei Müdigkeit anmerken.

Nach und nach verließen sie dann das Lokal. Vor dem Haus hatten sie ihre Wagen geparkt. Von hier aus fuhren sie dann hinab in das noch einige Kilometer weiter unten im Tal gelegene Dorf Bergeich. Dort hatten die meisten von ihnen Fremdenzimmer gemietet.

Im HINZBERGER HOF selbst gab es nur einige wenige zu vermietende Zimmer. Und die verfügten nicht gerade über den größten Komfort.

Aber wer bei Maria Hinzberg übernachtete, der tat dies ohnehin nicht deshalb, weil er den Sercvice eines Vier Sterne Hotels erwartete, sondern um der traumhaften Landschaft willen. Morgens wurde man von den Strahlen der Sonne geweckt, die hinter den imposanten Berggipfeln hervorschauten. Das Schauspiel der Sonnenauf- und untergänge war einzigartig und mit nichts anderem zu vergleichen. Ein Farbenspiel der Natur, dass einen selbst dann beeindrucken konnte, wenn man in der Gegend aufgewachsen war und diesen Anblick jeden Tag hatte genießen können.

Schließlich befanden sich nur noch wenige Gäste in der Gastwirtschaft.

"Ich glaube, jetzt komme ich wohl allein zurecht", meinte Maria Hinzberg an ihre Nichte gewandt. "Aber der Abend ist jetzt ohnehin so gut wie vorbei..."

Das Madl zuckte die Achseln.

"Ja mei, das ist net so schlimm", erwiderte Claudia leichthin. "Ich hatte ohnehin nix Wichtiges vor..."

Die Wirtin seufzte hörbar.

"Ich wüsste wirklich net, was ich ohne dich tun sollte...

wenn man dich braucht, ist immer auf dich Verlass." Sie musterte das Madl einige Augenblicke lang und fügte dann noch hinzu: "Ich glaub schon, dass du eine gute Wirtin abgeben würdest!"

"Geh, Tante Maria!"

"Lass nur! Ich denke, dass ich in dem Punkt Recht habe! Bis morgen, Claudia!"

Claudia nickte. "Bis morgen, Tante Maria."

Während sich das Madl in Richtung Tür wandte, blickte sie noch einmal kurz durch den Schankraum. Vom Rieder-Markus hatte sie schon eine ganze Weile nichts mehr gesehen. Aber schließlich konnte sie auch nicht von ihm erwarten, dass er bis in den späten Abend hinein im Wirtshaus saß, nur um auf sie zu warten.

Der junge Mann hatte sie etwas fragen wollen, erinnerte sich Claudia. Seitdem hatte das Madl die ganze Zeit darüber nachgegrübelt, worum es da wohl gehen mochte.

Sicher nur irgendeine Belanglosigkeit, überlegte Claudia.

Und du machst dir jetzt Hoffnungen darauf, dass es sich um etwas wirklich Wichtiges handelt...

Andererseits waren da die Komplimnte, die er ihr gemacht hatte.

Alles nur Süßholzraspelei! Mach dir keine übertriebenen Hoffnungen!, hörte Claudia die skeptische Stimme in ihrem Inneren.

Sie trat hinaus ins Freie.

Die letzten Sonnenstrahlen schienen gerade noch über die Berggipfel hinweg. Das Farbenspiel, das dabei entstand, nahm sie für einige Momente gefangen. Die ansonsten schneeweißen Berghänge schimmerten jetzt in den verschiedensten Rottönen.

Nur für einige Augenblicke würde dieses einzigartige Schauspiel zu sehen sein.

Einige wenige Fahrzeuge standen noch auf dem kleinen Vorplatz, der dem HINZBERGER HOF als Parkmöglichkeit diente.

Darunter auch ein Geländewagen, den Claudia nur zu gut kannte.

Es war der Wagen des Rieders.

Markus lehnte gegen den Wagen und blickte auf die Berge hinaus. Ganz versunken war er und genoss den Anblick dieses gewaltigen Panoramas.

Mei, so ist er doch noch hier!, ging es Claudia durch den Kopf. Doch net etwa meinetwegen?

Ihr Herz machte einen Satz.

Sie trat an den jungen Mann heran.

Obwohl ihre Schritte kaum einen Laut auf dem Boden verursachten, bemerkte er sie und drehte sich zu ihr um.

"Na, ist der schlimmste Ansturm vorbei?", erkundigte sich Markus lächelnd.

Claudia nickte.

"Mei, manchmal ist es halt besonders schlimm. Dann fällt so viel Arbeit zur selben Zeit an, dass es fast unmöglich ist, alles zu bewältigen..."

Markus zuckte die Achseln. "Die Gäste, die ich den HINZBERGER HOF habe verlassen sehen, machten mir allerdings dennoch allesamt einen recht zufriedenen Eindruck."

"Man tut eben, was man kann." Claudia strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus ihrer Frisur herausgestohlen hatte. Ein leichter Wind wehte jetzt kühl von den Berggipfeln herab. Von der Sonne war nun nichts weiter, als ein schwaches Schimmern zu sehen.

Markus sah das Madl an.

Ihrer beider Blicke verschmolzen für einen kurzen Moment miteinander.

"Du wolltest mich etwas fragen", begann schließlich Claudia zögernd. "Aber leider hab ich dich net so recht zu Wort kommen lassen. Ich hoffe, du nimmst mir das jetzt net übel..."

Markus lächelte.

Und ehe Claudia so richtig begriffen hatte, was geschah, nahm er sanft ihre Hand.

"Wie könnte ich dir irgend etwas übel nehmen, Claudia?"

Eine leichte Röte überzog Claudias Gesicht. "Na, wenn du etwas länger drüber nachdenkst, würde dir da bestimmt auch noch etwas einfallen", erwiderte sie dann schnell und etwas verlegen.

Noch immer hielt er ihre Hand und sie zog sie nicht weg.

"Mei, was ich dich eigentlich fragen wollt... in der nächsten Woche, da ist doch beim Kornhuber Dorftanz."

"Ja, freilich!"

"Vielleicht hättest du Lust, mit mir zusammen dorthin zu gehen!"

Claudia nickte heftig. "Gerne", flüsterte sie. Ihre Freude war unbeschreiblich. Sie war ganz erfüllt von einem unbändigen Glücksgefühl und glaubte fast, jeden Moment schier zerspringen zu müssen.

"Gut", nickte Markus Rieder. "Ich freue mich schon sehr."

"Ich mich auch", flüsterte Claudia.

Dann sahen sie sich einige Augenblicke lang schweigend an.

Schließlich sagte Claudia: "Es ist schon sehr spät."

Markus nickte. "Ja, ich muss morgen auch wieder in aller Herrgottsfrühe 'raus..."

"Gute Nacht, Markus", sagte das Madl dann nach einer kurzen Pause. Dann drückte sie dem jungen Bergführer blitzschnell einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich von ihm entfernte.

Sie ging zu ihrem Wagen, winkte ihm noch einmal zu, während der junge Bursche noch etwas verdutzt dastand.

Claudia wunderte sich selbst über den Mut, den sie gehabt hatte. Aber sie dachte sich: Wenn er mich nun gar net leiden könnte, dann hätte er mich ja wohl kaum gebeten, mit ihm zum Dorftanz zu gehen!

Sie stieg in den Wagen, einen schon ziemlich angejahrten Zweitürer. Sie versuchte, den Motor zu starten, aber außer ein paar kläglichen Lauten war nichts zu hören.

Sie versuchte es erneut.

Dann ging gar nichts mehr.

Claudia stieg aus.

Markus war unterdessen hinzugetreten. "Mei, will der Wagen net wie du willst?", erkundigte er sich.

"Wie du siehst!", nickte das Madl. Claudia wohnte auf dem heimatlichen Sennreicher-Hof. Sie hatte dort ihr altes Zimmer wieder bezogen, nachdem sie die Hotelfachschule beendet hatte und in die Berge zurückgekehrt war. Aber bis zum Hof ihrer Eltern war es zu Fuß ziemlich weit. Ein Marsch von mindestens anderthalb Stunden hätte vor ihr gelegen - und das bei einsetzender Dunkelheit.

"Irgendwann hat es ja soweit kommen müssen", meinte Claudia seufzend. "Der Wagen ist auch net mehr das allerneueste Modell! Aber dass er mich gerade jetzt im Stich lassen muss..."

"Man soll die Hoffnung nie aufgeben", erwiderte Markus.

"Lass mich die Sache einmal anschauen."

"Nix dagegen. Aber ich fürchte, zaubern kannst auch du net!"

"Abwarten!", lächelte er. "Vielleicht ja doch..."

"Ha, ha!"

"Naja, ein ganz bisserl!"

Markus öffnete die Motorhaube, sah sich das Innenleben des altersschwachen Gefährts an und forderte Claudia dann auf, den Motor zu starten. Der Versuch endete ebenso kläglich wie zuvor.

Markus klappte die Motorhaube wieder zu.

Sein Gesichtsausdruck wirkte nicht gerade optimistisch.

Claudia lächelte kokett. "Na, was ist nun? Hat die Zauberkraft doch nix ausrichten können?"

"Mei, da hab ich wohl ein bisserl Schmarrn geredet. Der Anlasser ist hin. Da kann man im Moment nix machen..."

"Oh je!", seufzte Claudia. "Wahrscheinlich ist die Reparatur teurer als ein neuer Wagen!"

"Geh, Claudia! Ganz so schlimm wird schon net kommen, wenn man das Ersatzteil preisgünstig beschafft!"

Claudia zuckte die Achseln. "Ich versteh net viel davon!"

"Ich kann dir ja helfen! Du weißt ja, dass mein Bruder eine Reparaturwerkstatt hat." Der junge Bergführer deutete auf seinen Geländewagen. "Was meinst, soll ich dich jetzt net nach Hause bringen? Du wirst den ganzen Weg bis zu eurem Hof ja wohl net zu Fuß gehen wollen!"

Claudia lächelte. "Das Angebot nehme ich gerne an!", erklärte sie.

"Dann komm!"

Er nahm sie bei der Hand, und sie liefen zu dem Geländewagen hinüber.

Markus machte ihr die Tür auf.

Claudia raffte den langen Rock ihres Dirndel zusammen und setzte sich in den Wagen.

3

Für Claudias Geschmack ging die Fahrt viel zu schnell zu Ende. Der geländegängige Wagen des jungen Bergführers hatte mit den schmalen Straßen, die sich in Serpentinen hinauf zum Sennreicher Hof wanden, keinerlei Schwierigkeiten.

Der Mond stand als helles Oval am dunklen Nachthimmel. Die Straße war schlecht beleuchtet, aber Markus war in dieser Gegend aufgewachsen. Er kannte hier jeden Stein und jeden Strauch.

Schließlich tauchte der Sennreicher-Hof vor ihnen auf.

Das Haupthaus war beleuchtet. Die Nebengebäude und Heustadeln waren hingegen nur als dunkle Umrisse sichtbar.

Markus stoppte den Wagen.

"Nochmals vielen Dank", sagte Claudia.

Markus lächelte. "Ich freue mich schon auf den Dorftanz."

"Ich mich auch", flüsterte sie.

Dann stieg sie aus.

Markus setzte den Geländewagen zurück, drehte und fuhr davon. Claudia sah ihm nach, winkte ihm noch einmal.

Dann hörte sie Schritte.

Sie wandte sich um und blickte in das sorgenvolle Gesicht ihres Vaters. Peter Sennreicher war ein großgewachsener, hagerer Mann. Sein Haar war zwar schon ergraut, aber immer noch voll.

"Spät bist heut dran", stellte der Bauer fest. "Deine Mutter und ich - wir haben uns schon Sorgen gemacht!"

"Geh, Papa, jetzt übertreibst aber! So spät ist es doch noch gar net!"

"Hattest du heute Abend net frei?"

"Das ist wohl wahr", nickte das Madl. "Aber dann kam der Rieder Markus mit einer Gruppe Bergtouristen. Ja, sollte ich da die Tante Maria einfach allein lassen?"

Der Sennreicher deutete in Richtung des davonfahrenden Geländewagens. "Und wer war das, wenn ich mal fragen darf?"

Claudia lächelte versonnen. "Geh, Papa, sei net so neugierig!"

"Mei, es interessiert mich halt, wer meine Tochter am Abend nach Hause bringt! Das wird dir net anders gehen, wenn du einmal Kinder hast, die in dem Alter sind..."

Claudia atmete tief durch und erklärte dann: "Der Rieder-Markus war's!"

"Der Bergführer? Mei, ich weiß net..."

"Papa! Er hat mich doch nur nach Hause gefahren, nachdem mein Wagen nix mehr von sich gegeben hat!"

"Langsam könntest du dir aber schon ein paar ernsthaftere Gedanken machen...", fand der Bauer.

Claudia runzelte die Stirn. "Ernsthaftere Gedanken?", fragte sie skeptisch zurück. "Du sprichst doch net übers heiraten, oder?"

Der Sennreicher nickte bekräftigend. "Genau darüber red' ich", bekannte er. "Schließlich hast deine Ausbildung jetzt hinter dir - und ewig sollte man damit auch net warten!"

"Geh, Papa! Ich denke, damit hat es noch ein bisserl Zeit. Und was den Markus Rieder angeht..."

"Ja?", hakte der Sennreicher stirnrunzelnd nach.

"Ganz so weit ist es mit uns zweien nun wirklich noch net. Zum Dorftanz gehen wir demnächst zusammen. Aber das ist auch schon alles..."

Der Bauer strich sich mit einer nachdenklichen Geste das Haar zurück. "Ich weiß auch net, ob der Rieder nun ausgerechnet der Richtige wäre..."

Claudia sah ihren Vater überrascht an. "Meinst net, dass das in allererster Linie mal ich selbst beurteilen müsste?"

"Ja, freilich. Und der Markus ist auch sicher ein feiner Kerl. Ich kenne ihn ja schon, seit er ein kleiner Junge war."

Claudia hob die Augenbrauen.

"Dann versteh ich net, was du gegen ihn einzuwenden hättest!"

"Mei, du weißt doch, was für ein unstetes Leben so ein Bergführer führt!"

"Unstetes Leben?", echote das Madl. "Papa, das ist doch nun wirklich Schmarrn! Der Markus hat sein gutes Auskommen!" Der Sennreicher zuckte die Schultern. "Ich mache mir halt nur so meine Gedanken. Aber jetzt komm erst einmal ins Haus. Die Mama wird froh sein, dass dir nix passiert ist!"

4

Die Tage bis zum Dorftanz vergingen für Claudia Sennreicher wie im Flug, was natürlich vor allem auch daran lag, dass sie sehr viel zu tun hatte.

Ihr Vater mutmaßte schon, dass Maria Hinzberg ihre Nichte mehr oder weniger ausnutzen würde, aber derartige Vorwürfe wehrte Claudia immer vehement ab. Zunächst wollte sie es für sich behalten, aber dann berichtete sie ihren Eltern von der Absicht der Wirtin, ihr Anwesen einst der jungen Hotelfachschulabsolventin zu vererben.

Das ließ den Bauern etwas anders darüber denken.

Dann kam der Dorftanzabend.

Er fand beim Kornhuber statt, der ein Wirtshaus direkt im Dorf betrieb. Der Tanzsaal des Kornhubers hatte viel größere Ausmaße als der Schankraum des vergleichsweise kleinen HINZBERGER HOFS. In regelmäßigen Abständen ließ der Kornhuber Musikkapellen aufspielen und dann traf sich alles was Beine hatte unter seinem Dach.

Erfahrungsgemäß war dann im HINZBERGER HOF so gut wie überhaupt nichts los und so hatte Maria Hinzberg beschlossen, an diesem Abend ihren Schankraum nicht zu öffnen.

Die Wirtin sah das ganz ohne Bitterkeit.

"Warum soll net auch der Kornhuber seinen Schnitt machen?", meinte sie dazu Claudia gegenüber. "Schließlich läuft der HOF ja an allen anderen Tagen sehr gut. Und die gute Aussicht, direkt auf die Berge, werden wir allen anderen immer voraus haben!"

Und so fuhr Maria Hinzberg schon am Nachmittag zu einer Bekannten, die sie lange nicht besucht hatte, in der Stadt.

Erst am Vormittag des folgenden Tages wollte sie zurückkehren.

Am frühen Abend tauchte der Geländewagen des Rieder-Markus auf dem Sennreicher-Hof auf.

Als Claudia ihm entgegenlief, bemerkte sie, dass der junge Bergführer seinen besten Janker angezogen hatte. Fesch sah er damit aus, fand sie. Normalerweise bevorzugte Markus als Bergführer ja eher praktische Kleidung.

Aber so herausgeputzt gefiel Claudia der junge Mann natürlich mindestens ebenso gut.

Das Madl hatte sich allerdings auch fein zurecht gemacht.

Natürlich musste sie bei ihrer Arbeit im HINZBERGER HOF stets auf ein gepflegtes Äußeres achten. Aber an diesem Abend trug sie ein ganz besonders kostbares Dirndl.

Der Markus war einen Augenblick lang sprachlos.

"Mei...!", stieß er hervor.

"Gefall ich dir?"

"Das ist gar kein Ausdruck!"

"Dann lass uns keine Zeit mehr verlieren!"

"Ja, freilich!", meinte Markus dann nach kurzer Pause.

Er half Claudia auf den Beifahrersitz des Geländewagens.

Mit dem langen Rock war das gar nicht so einfach.

Wenig später fuhren sie los.

Das Wirtshaus des Kornhubers lag mitten im Dorf, das ein Stück weiter im Tal gelegen war.

Als Markus Rieder zusammen mit der Sennreicher Claudia dort eintraf, herrschte schon reger Betrieb.

Die Musikkapelle spielte sich gerade ein und einige Paare drehten sich auf der Tanzfläche.

Darunter auch Andreas Sennreicher, Claudias älterer Bruder.

Er würde einst den Hof erben und die Landwirtschaft weiterführen. Schon jetzt hatte der Vater viele Aufgaben an ihn deligiert. Andreas war ein fescher Junggeselle, der in dem Ruf stand, nichts anbrennen zu lassen. Immer wieder sah man ihn mit einem anderen Madl zusammen, während sich seine Eltern nichts sehnlicher wünschten, als dass der Hallodri endlich heiratete.

Andreas winkte seiner Schwester kurz zu.

Aber für eine längere Unterhaltung war er viel zu beschäftigt. Schließlich hielt er Lisa, die Tochter des Kornhubers in den Armen.

Mei, die Eltern haben's schon net leicht mit uns, ging es Claudia durch den Kopf. Der Andreas kann sich net entscheiden und wird in den nächsten Jahren vermutlich auch net vor den Altar treten - geschweige denn dafür sorgen, dass es auch in der übernächsten Generation noch einen Hoferben gibt. Und ich?, setzte Claudia ihren Gedankengang fort. Ich trete am Ende noch mit einem Bergführer vor den Altar, der doch angeblich ein ach so 'unstetes Leben' führt.

Aber da mussten ihre Eltern durch, fand das Madl. Sie mussten akzeptieren, dass nicht alles nach ihrem Willen gehen konnte und ihre Kinder inzwischen erwachsen geworden waren.

Claudia bemerkte die Blicke der anderen Dirndln aus dem Dorf. Neidische Blicke, so glaubte Claudia.