Zwischen Schatten und Flammen: Ein Herz, zwei Brüder - Kaoru Amatsuki - E-Book

Zwischen Schatten und Flammen: Ein Herz, zwei Brüder E-Book

Kaoru Amatsuki

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Beschreibung

Stell dir vor, du verliebst dich in jemanden, der zunächst all deine Wünsche und Sehnsüchte erfüllt – doch hinter seiner charmanten Fassade lauert eine dunkle Obsession. Hana, eine junge Frau, glaubt in Ryo ihre große Liebe gefunden zu haben. Doch je näher sie sich kommen, desto stärker zeigt sich seine bedrohliche Seite. Als Hana versucht, sich aus dieser ungesunden Beziehung zu lösen, gerät sie in ein gefährliches Netz aus Kontrolle und Angst. Auf der Suche nach Sicherheit trifft sie Kaito, einen sanften und unterstützenden Mann, der ihr neuen Mut schenkt. Doch die Verbindung der beiden wird auf eine harte Probe gestellt, als sie entdecken, dass Kaito und Ryo Brüder sind. Während Ryo alles daran setzt, seine Besessenheit zu befriedigen und die neue Beziehung zu zerstören, müssen Hana und Kaito einen Weg finden, sich zu schützen und ihre Liebe zu bewahren. Eine Geschichte über Liebe, Verrat, Vergebung und den Kampf, die eigenen Dämonen zu überwinden – voller emotionaler Tiefen, spannender Wendungen und einem ständigen Wechselspiel aus Licht und Schatten. Ein mitreißendes Drama, das zeigt, wie Liebe selbst in den dunkelsten Momenten Hoffnung schenken kann.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Vorwort

Stell dir vor, du verliebst dich in jemanden, der zunächst all deine Wünsche und Sehnsüchte erfüllt – doch hinter seiner charmanten Fassade lauert eine dunkle Obsession. Hana, eine junge Frau, glaubt in Ryo ihre große Liebe gefunden zu haben. Doch je näher sie sich kommen, desto stärker zeigt sich seine bedrohliche Seite. Als Hana versucht, sich aus dieser ungesunden Beziehung zu lösen, gerät sie in ein gefährliches Netz aus Kontrolle und Angst.

Auf der Suche nach Sicherheit trifft sie Kaito, einen sanften und unterstützenden Mann, der ihr neuen Mut schenkt. Doch die Verbindung der beiden wird auf eine harte Probe gestellt, als sie entdecken, dass Kaito und Ryo Brüder sind. Während Ryo alles daran setzt, seine Besessenheit zu befriedigen und die neue Beziehung zu zerstören, müssen Hana und Kaito einen Weg finden, sich zu schützen und ihre Liebe zu bewahren.

Eine Geschichte über Liebe, Verrat, Vergebung und den Kampf, die eigenen Dämonen zu überwinden – voller emotionaler Tiefen, spannender Wendungen und einem ständigen Wechselspiel aus Licht und Schatten. Ein mitreißendes Drama, das zeigt, wie Liebe selbst in den dunkelsten Momenten Hoffnung schenken kann.

 

 

 

Über den Autor / die Autorin:

Der Autor Kaoru Amatsuki ist ein talentierter Geschichtenerzähler, der sich auf emotionale und spannungsgeladene Erzählungen spezialisiert hat. Geboren in einer kleinen Küstenstadt, wuchs Amatsuki mit einem starken Interesse an Manga, Kunst und japanischer Mythologie auf. Schon früh begann er, eigene Geschichten zu skizzieren, inspiriert von den klassischen Shōnen- und Seinen-Manga sowie von düsteren, psychologisch geprägten Erzählungen.

Seine Werke zeichnen sich durch vielschichtige Charaktere, dramatische Wendungen und eine gelungene Balance zwischen tiefen Emotionen und spannender Handlung aus. Amatsuki hat ein besonderes Talent dafür, komplexe zwischenmenschliche Beziehungen darzustellen und die Leser in moralische Dilemmata zu verwickeln. Seine Vorliebe für kontrastreiche Themen – Liebe und Verrat, Hoffnung und Dunkelheit – spiegelt sich in jeder seiner Geschichten wider.

Kaoru Amatsuki lebt heute zurückgezogen in einem kleinen Apartment in Tokyo, wo er sich voll und ganz dem Schreiben und Zeichnen widmet. Wenn er nicht arbeitet, genießt er Spaziergänge durch ruhige Tempelanlagen oder erkundet die pulsierenden Straßen von Shibuya, immer auf der Suche nach neuer Inspiration für seine nächsten Projekte.

 

 

Titel: Zwischen Schatten und Flammen: Ein Herz, zwei Brüder

 

Kapitel 1: Ein flüchtiger Blick in die Zukunft

Hana, eine 26-jährige Frau mit sanftem Lächeln und verträumten Augen, lebt in einer pulsierenden Stadt, die niemals schläft. Die schillernden Werbetafeln und das grelle Leuchten der Neonlichter sind allgegenwärtig, doch in ihrem Herzen fühlt sie sich oft allein. Ihr Alltag dreht sich um ihre Arbeit in einem kleinen Manga-Verlag, wo sie sich kreativ austoben kann. Dennoch bleibt ein Teil ihres Lebens leer – die Sehnsucht nach romantischer Erfüllung verfolgt sie wie ein unausgesprochener Wunsch.

Eines regnerischen Nachmittags betritt sie ein gemütliches Café, um dem Lärm der Stadt zu entfliehen. Während sie am Fenster sitzt und an ihrem Cappuccino nippt, fällt ihr Blick auf einen jungen Mann, der mit seinem Schirm kämpft, bevor er durch die Tür tritt. Tropfen rinnen von seinem Schirm, während er sich entschuldigend umsieht. Er wirkt ein wenig unbeholfen, aber auch charmant, mit einem jungenhaften Lächeln, das sofort auffällt.

Hana beobachtet ihn, fasziniert von seiner Ausstrahlung. Schließlich setzt er sich an einen Tisch in ihrer Nähe, und ihre Blicke treffen sich für einen kurzen Moment. Sein Lächeln wird breiter, und er scheint einen Moment zu zögern, bevor er sich entschließt, sie anzusprechen.

„Entschuldigung, ist der Platz hier noch frei?“ Seine Stimme ist warm, und seine braunen Augen strahlen eine seltsame Mischung aus Selbstsicherheit und Nervosität aus.

Hana nickt und schiebt ihre Tasche zur Seite, während ihr Herz ein wenig schneller schlägt. „Ja, natürlich.“

Er stellt sich vor: Ryo, 22 Jahre alt, Student der Architektur. Er ist charmant, mit einem Hauch von Naivität, der Hana an eine Manga-Figur erinnert. Sie finden schnell ein Gesprächsthema – Ryos Interesse an Kunst und Hanas Arbeit im Verlag – und die Zeit vergeht wie im Flug.

Doch es ist nicht nur das Gespräch, das sie fasziniert. Es ist die Intensität in seinen Augen, die sie nicht ganz deuten kann. Ryo scheint vollkommen auf sie konzentriert zu sein, als würde sie die einzige Person im Raum sein. Hana fühlt sich geschmeichelt von seiner Aufmerksamkeit und seiner jugendlichen Unbekümmertheit, die sie für einen Moment aus ihrem Alltag entführt.

Als sie das Café verlässt, hat sie das Gefühl, dass diese Begegnung etwas Besonderes war. Noch ahnt sie nicht, dass die Magie dieses Moments bald von dunkleren Schatten überschattet wird, die sie in eine gefährliche Spirale aus Emotionen und Geheimnissen ziehen werden.

 

 

Kapitel 2: Verbotene Gefühle erwachen

Hana kann in diesen Tagen kaum einen klaren Gedanken fassen. Seit sie Ryo zum ersten Mal begegnet ist, kreisen ihre Überlegungen rastlos um sein Lächeln, seine warme Stimme und diese unerklärliche Vertrautheit, die er in ihr auslöst. Immer wieder muss sie lächeln, wenn ihr seine leicht schüchterne, aber gleichzeitig beharrliche Art in den Sinn kommt. Doch gleichzeitig bedrängen sie Zweifel. Dass sie vier Jahre älter ist, kommt ihr plötzlich wie eine riesige Hürde vor. „Bin ich zu alt für ihn?“, fragt sie sich oft, während sie spätabends durch ihre Wohnung streift und aus dem Fenster auf die Lichter der Stadt blickt. Sie erinnert sich daran, wie sie sich immer einen erfahrenen, reiferen Partner vorgestellt hat. Ein Mann, der sie im Leben voranbringt und ihr Sicherheit gibt. Ist Ryo dafür nicht viel zu jung?

Ihre Freundinnen jedoch, die sie jeden Mittag in einer belebten Kantine trifft, scheinen all ihre Bedenken sofort abzuwehren, sobald Hana sie ausspricht. Miki, ihre langjährige Kollegin im Manga-Verlag, lacht laut und ruft: „Liebe kennt kein Alter! Hör auf, dir das Leben komplizierter zu machen, als es ist! Wenn er dich glücklich macht, dann genieße es!“ Die anderen schließen sich ihr an, nicken eifrig und malen Hana eine rosarote Zukunft aus. Ein wohliger Schauer der Erleichterung durchfährt sie. Ihre Freundinnen bestärken sie in ihrer Entscheidung, sich auf den Zauber dieses neuen Gefühls einzulassen.

Gleichzeitig beschleicht Hana ein Gefühl, das sie abwechselnd als aufregend und beunruhigend empfindet. Ryo taucht immer häufiger in ihrem Alltag auf, geradezu zufällig. Einmal huscht er ihr auf dem Markt über den Weg, als sie frisches Obst kaufen will. Das nächste Mal entdeckt sie ihn vor dem Verlagsgebäude, wo er scheinbar auf jemanden wartet, sie aber mit weit geöffneten Augen anstrahlt, sobald sie heraustritt. Und dann sieht sie ihn sogar in der Nähe ihrer Wohngegend – immer so, als wäre er gerade zufällig vorbeigekommen.

Jedes dieser Treffen beginnt und endet mit einem spürbaren Kribbeln, das Hana in ihrer Brust spürt. Sie genießt es, die kleinen Origami-Figuren zu betrachten, die Ryo ihr aus farbenfrohem Papier fertigt. Mal ist es ein winziger Kranich, dessen Flügel von filigranen Mustern durchzogen sind, mal eine elegante Blume, die er mit nur wenigen Handbewegungen aus einem einzelnen Bogen Papier gezaubert hat. Er schenkt ihr diese Faltwerke mit einer Demut, die Hana rührt. Dabei kann sie nicht anders, als an typische Manga-Szenen zu denken, in denen die männliche Figur liebevoll Details gestaltet, um sein Herz zu offenbaren.

Und doch ist da dieser Zweifel, der immer wieder an die Oberfläche drängt. Hanas Verstand flüstert ihr zu, dass Ryos häufiges Auftauchen kein bloßer Zufall sein kann. Wie genau weiß er, wo sie überall unterwegs ist? Er hat sie zwar nach ihren Gewohnheiten gefragt, und Hana ist generell offen, wenn sie von ihrem Tagesablauf erzählt. Aber es scheint, als habe Ryo sich jedes Wort genau gemerkt und mache sich nun zunutze, was sie ihm erzählt hat. Als er eines Nachmittags vor ihrem Haus auftaucht und locker bemerkt, er sei „in der Gegend“ gewesen, muss Hana kurz schlucken. Auf der einen Seite streichelt es ihr Ego, so begehrt zu sein. Auf der anderen Seite fühlt sie sich ein wenig beobachtet.

Doch ihre Sehnsucht nach Liebe ist größer als die aufkommende Skepsis. Viel zu lange hatte sie das Gefühl, nur stumm durch ihr Leben zu gleiten. Ihre Arbeit als Redakteurin für Manga-Manuskripte macht sie glücklich, jedoch fühlt sie sich dabei oft wie eine stumme Strippenzieherin im Hintergrund der Geschichten anderer. Dass nun jemand sie selbst wie die Protagonistin einer Romanze betrachtet, erfüllt sie mit einer fast schon jugendlichen Euphorie. Ryo scheint jeden Moment mit ihr genießen zu wollen, schenkt ihr ungeteilt seine Aufmerksamkeit.

Wenn sie sich in einem kleinen Café treffen, versinken seine braunen Augen tief in ihren, während er sich nach ihrem Tag erkundigt. Dabei legt er den Kopf leicht schräg, als wolle er jede ihrer Regungen aufsaugen. Und Hana lässt es zu, streckt unwillkürlich ihren Arm nach vorn, um vielleicht seine Hand zu berühren. Denn in diesen kleinen Augenblicken fühlen sie sich beide wie zwei Figuren in einem ergreifenden Liebesmanga.

Einmal, in einem ruhigen Moment, wenn die Last der eigenen Zweifel sie wieder einholt, spricht Hana das Thema Altersunterschied offen an: „Es macht dir nichts aus, dass ich älter bin als du?“ Ryo lächelt sie nur an, hebt eine seiner sorgfältig gefalteten Origami-Blumen vor ihre Augen und sagt: „Eine Blume kümmert sich nicht darum, wie alt der Gärtner ist – Hauptsache, sie wird geliebt und kann wachsen.“ Hana spürt, wie sich bei diesen Worten ein warmes Leuchten in ihrer Brust ausbreitet. Sie schließt die Augen, atmet tief durch und beschließt, zumindest für diesen Augenblick allen inneren Widersprüchen zu entsagen.

Doch nicht alle nehmen das aufkeimende Glück der beiden so unbeschwert wahr. Als Miki eines Nachmittags sieht, wie Ryo unbemerkt hinter einer Säule im Verlagsgebäude hervorlugt und dabei scheinbar nur nach Hana Ausschau hält, runzelt sie die Stirn. „Hana, bist du sicher, dass mit ihm alles in Ordnung ist?“ fragt sie leise. Hana lacht nur verlegen, zuckt mit den Schultern und winkt ab: „Er ist einfach ein bisschen sehr verliebt, glaube ich.“, versucht sie ihre Freundin zu beruhigen. Insgeheim klopft ihr Herz schneller. Sie will Ryo nicht verurteilen. Was, wenn ihr eigenes Bedürfnis nach Zuneigung sie zu vorschnellen Schlüssen treibt?

Abends aber, wenn sie die Origami-Figürchen auf ihren Tisch stellt und noch einmal die Nachrichten von Ryo durchliest, fühlt Hana sich lebendig. Er schreibt ihr Komplimente: „Ich liebe deinen Blick, wenn du dich für etwas begeisterst.“ Oder: „Denke gerade an dein Lächeln, es gibt mir so viel Kraft.“ Jede Zeile klingt wie aus einem typischen Shojo-Manga, in dem der Held seiner Prinzessin den Hof macht. Dieser Rausch an Aufmerksamkeit gefällt Hana. Sie spürt, wie eine verborgene Seite in ihr aufblüht, eine Seite, die sich nach einem besonderen, vielleicht sogar leidenschaftlichen Abenteuer sehnt.

Unter dieser Oberfläche der neu entdeckten Gefühle liegt allerdings eine seltsame Unruhe, die sich nicht leicht abschütteln lässt. Wenn Hana mit Ryo zusammen ist, will sie sich ganz in seine Arme fallen lassen, den Herzschlag dieses jungen Mannes spüren und seine Begeisterung für sie so wenig hinterfragen wie möglich. Doch ihre Gedanken holen sie immer wieder ein. Sie fragt sich, ob er noch andere Gesichter hat, die er ihr nicht zeigt. War er heute wirklich nur zufällig in ihrer Nähe? Warum weiß er immer, wann sie gerade aus dem Büro kommt oder in den kleinen Supermarkt an der Ecke geht?

So sehr sie versucht, ihren Zweifel fortzuschieben, kann sie die Wahrheit nicht ganz verbergen: Dieser Mann, der sie auf einmal mit Geschenken und liebevollen Worten überschüttet, ist nahezu überall. Er scheint ihr ganzes Umfeld zu durchdringen. Während Hanas Herz sich nach Nähe sehnt, wappnet sich ihr Verstand langsam gegen eine Ahnung, die noch nicht greifbar ist. Doch ihre Gefühle überwiegen. Denn in diesem Moment, in dem sie wieder eine kleine Origami-Figur in ihrer Hand wiegt – eine zarte Blüte mit rosa und violetten Streifen –, scheint die Welt für einen Augenblick stillzustehen.

Und in genau diesem Schweigen, das sie umgibt, greift Hana nach ihrem Handy, liest eine weitere Nachricht von Ryo und erwidert sein „Wie war dein Tag?“ mit einer langen, ausführlichen Antwort. Sie berichtet ihm von allen kleinen und großen Ereignissen, teilt ihre Freuden und Sorgen mit jemandem, der scheinbar jedes ihrer Worte wertschätzt. „Du gibst mir ein Gefühl, das ich schon lange nicht mehr kannte“, textet sie zurück. Ihre Finger zittern leicht, als sie die Nachricht abschickt.

Dann lehnt sie sich zurück, das Handy auf ihrer Brust, und spürt den ruhigen, aber kräftigen Herzschlag unter ihren Fingern. In diesem Moment weiß Hana, dass sie ihre Unsicherheit fortwährend begleiten wird. Doch sie will mehr von diesem prickelnden, verrückten Gefühl, das Ryo in ihr auslöst. Zumindest jetzt, in diesem Augenblick, glaubt sie fest daran, dass ihre Liebe alle Hindernisse überwinden kann.

 

 

Kapitel 3: Die ersten Schatten im Licht der Verliebtheit

Hanas Apartment liegt in der oberen Etage eines älteren Wohnhauses, dessen Flure stets ein wenig nach frischer Farbe, aber auch nach Geheimnissen riechen. Durch das große Fenster in ihrem Wohnzimmer kann sie auf die belebte Straße hinunterschauen. Dort glitzern die Leuchtreklamen, die sie an die pulsierende Welt der Mangas erinnert, in die sie sich tagtäglich für ihre Arbeit vertieft. Doch an diesem Abend ist Hana in einem Zustand des Glückstaumels, der alles andere verblassen lässt: Sie hat duftende Kerzen auf dem kleinen, abgenutzten Couchtisch arrangiert, die in warmen Orangetönen flackern und lange Schatten an die Wände werfen. Die Szenerie wirkt beinahe wie in einem sentimentalen Shojo-Manga.

Während sie das schwache Licht der Kerzen betrachtet, kreisen ihre Gedanken um ihre aufkeimende Verbindung mit Ryo. Seine Worte klingen immer noch in ihrem Kopf nach, die Zärtlichkeit in seiner Stimme, das leichte Zittern seiner Fingerspitzen, als er ihre Hand das letzte Mal hielt. Hana spürt, wie ihr Herz schneller klopft, sobald sie nur an ihn denkt. Sie kann kaum fassen, dass sie vor Kurzem noch in ihrem Alltagstrott gefangen war und nun eine solche Intensität erlebt, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt.

Dennoch hat sich in den letzten Tagen etwas in ihrem Bauch zusammengezogen, ein seltsames Gefühl, das sie nicht benennen kann. Es beginnt meist damit, dass sie ihr Handy in der Hand hält und über eine neue Nachricht von Ryo lächelt, nur um im nächsten Moment zu spüren, wie ihr Magen sich verkrampft, sobald sie merkt, wie oft er ihr schreibt. Er sendet ihr Fotos seiner Umgebung, fragt sie unvermittelt, wo sie gerade ist oder mit wem. Wenn sie einmal eine Stunde nicht antwortet, häufen sich die Nachrichten regelrecht an. Dass Ryo sie vermisst, sollte eigentlich schön sein, denkt Hana. Doch wieso hat sie das Empfinden, sich zu rechtfertigen, wenn sie nur einmal kurz ihre Ruhe haben will?

Diese Nacht, in der Hana eigentlich früh zu Bett gehen wollte, endet wieder damit, dass sie beim Schein ihrer Kerzen aufsteht, um das klingelnde Telefon zu erreichen. Ihre beste Freundin Miki hat ihr erst kürzlich geraten, das Handy einfach stumm zu schalten, wenn sie schlafen will. „Es ist ja schön, dass er so verliebt ist“, hatte Miki gesagt, „aber du brauchst auch deinen Schlaf.“ Hana nickte damals, lächelte schüchtern, konnte sich aber nicht überwinden, wirklich auf „Nicht stören“ zu schalten. Zu groß ist die Angst, Ryo zu kränken, oder gar eine wichtige Nachricht zu verpassen. Also greift sie mitten in der Nacht zum Telefon, das wieder laut vibriert und beinahe vom Nachttisch fällt.

Als sie abhebt, hört sie seine Stimme – etwas atemlos, fast wie ein kleines Kind, das sich verlaufen hat: „Hana, hast du geschlafen? Entschuldige, ich wollte nur hören, ob du sicher zu Hause bist.“ In ihr flammt ein Zwiespalt auf. Einerseits ist es rührend, wie er sich offenbar sorgt. Andererseits fühlt sie die Müdigkeit in ihren Gliedern, fühlt, wie sehr sie sich nach einem ungestörten Schlaf sehnt. Doch sie antwortet lieb, versucht, ihre Erschöpfung zu überspielen und beruhigt ihn, dass alles gut ist. Nach dem Gespräch legt sie auf und starrt für einen Moment gedankenverloren an die Decke. Die Kerzen sind inzwischen heruntergebrannt, die Flammen zu dünnen, flackernden Zungen geworden. Der schwache Lichtschein spiegelt wider, was sie empfindet: ein Gefühl, das allmählich verlischt, während ein neues, unheimliches Flackern in ihr aufsteigt.

Am nächsten Morgen erwacht sie mit schweren Lidern und Kopfschmerzen. Ihr erster Griff geht wieder zum Telefon – und sie findet fünf neue Nachrichten, die ihr Ryo zwischen zwei und vier Uhr morgens geschickt hat. „Bist du noch wach?“, „Gib mir doch kurz Bescheid, ob alles okay ist“, „Ich konnte nicht schlafen, weil ich an dich denken musste“, „Mach bitte dein Handy an, falls du es auf lautlos hast“, „Ich vermisse dich“. Diese Nachrichten lesen sich wie Zeilen eines verzweifelten Liebesliedes. Hanas Herz zieht sich zusammen. Sie ist gerührt von seiner Hingabe, aber etwas stimmt nicht – eine innere Stimme schreit, dass hier Grenzen überschritten werden. Als sie versucht, es sich logisch zu erklären, schieben sich seine Bilder in ihren Kopf: Ryo, jung, voller Hingabe, vielleicht ein bisschen unsicher. Sie redet sich ein, dass er eben intensiv liebt und nur so seine Gefühle zeigt.

Allerdings mehren sich die beunruhigenden Vorfälle. Als Hana vom Verlag spätabends nach Hause kommt, steht er vor ihrer Haustür, um sie zu überraschen. Auf den ersten Blick wirkt es wieder wie eine liebevolle Geste. Doch als sie ihn fragt, woher er wisse, dass sie heute länger arbeiten musste, antwortet er ausweichend. Ein anderes Mal wartet er vor ihrem Büro, ohne dass sie ihm zuvor ihren genauen Feierabend verraten hätte. Seine Erklärungen klingen immer plausibel – er wäre in der Gegend gewesen, er habe ein gutes Gespür dafür, wann sie fertig sein könnte, er habe sie nicht alleine nach Hause gehen lassen wollen. Und erneut rührt sich in Hana dieses zweischneidige Gefühl von Geborgenheit und unwohlsein, so eng miteinander verschlungen, dass sie es kaum auseinanderhalten kann.

Je näher die Abgabetermine für verschiedene Manga-Projekte rücken, desto mehr setzt Hanas Nervosität ein. Sie arbeitet konzentriert an den letzten Korrekturen, redet mit Zeichnern, beantwortet E-Mails – und beinahe im Viertelstundentakt sieht sie ihr Handy aufleuchten, sieht Ryos Namen auf dem Display aufblinken. Wenn sie einmal nicht sofort zurückschreibt, bekommt sie kurz darauf einen Anruf. Er fragt dann, ob sie es bewusst ignoriert hat. Oder ob sie zu beschäftigt mit jemand anderem war. Ob sie neue Leute getroffen hat. Mit wem sie gesprochen hat. Da ist dieser drängende Unterton, der Hanas Stirn runzeln lässt. Ein Teil von ihr weigert sich noch, dies als Kontrolle zu bezeichnen, redet sich ein, dass Ryo einfach jung und eifersüchtig ist, weil er sie so sehr mag.

Eines Abends sitzt sie mit Miki in einer Nudelbar, um nach Feierabend noch etwas Warmes zu essen. Miki rührt in ihrer Schüssel Ramen, während sie Hana einen forschenden Blick zuwirft. „Du siehst müde aus, Hana. Was ist los? Streitet ihr euch, oder warum siehst du so bedrückt aus?“ Hana senkt den Blick auf ihre eigenen Nudeln, die in einer leichten Brühe schwimmen, während der Duft von Sesamöl ihre Sinne einhüllt. Sie erzählt Miki, dass Ryo sie sehr oft anruft, dass sie manchmal zu erschöpft ist, um zu antworten, und dass er dann wütend oder besorgt wird. Miki schüttelt den Kopf. „Das klingt nicht gut. Du musst mal klare Grenzen ziehen. Vielleicht hat er einfach Angst, dich zu verlieren, aber du darfst dich nicht so bedrängt fühlen, Hana.“

Hana nickt, weiß aber nicht, wie sie das Thema ansprechen soll. Sie will Ryo nicht verletzen, sie will ihn nicht verjagen. Sie fürchtet sich davor, ihn zu konfrontieren. Was, wenn er denkt, sie erwidere seine Gefühle nicht? Was, wenn er sich zurückzieht und sie wieder in dieses trostlose Alleinsein fällt, aus dem er sie herausgerissen hat? Also schweigt sie zu den meisten ihrer Sorgen, redet sich ein, dass sie vielleicht zu empfindlich reagiert.

Doch tief in ihr weiß sie, dass sich etwas Gefährliches anbahnt. Als ihr Handy an diesem Abend erneut mehrmals klingelt und Ryo sie fragt, ob sie mit Miki unterwegs ist, kommt es ihr vor, als habe er unsichtbare Augen überall. Dabei hatte sie ihm nur erzählt, sie wolle „mit einer Freundin“ etwas essen gehen. Woher weiß er, dass es Miki ist? Hana atmet durch, veruscht zu lächeln, als sie ihm antwortet, dass sie noch einen Moment bleiben wird. Und Ryo schweigt einen Augenblick, bevor er hauchend sagt: „Ich kann dich abholen, wenn du willst.“ Es ist kein Angebot, das Hana annehmen möchte, doch sie empfindet es als schwer, „Nein“ zu sagen. Schließlich verneint sie mit klopfendem Herzen, schaut Miki an und runzelt die Stirn.

Später, als sie nach Hause kommt, fühlt sie sich beobachtet. Die Lampen im Treppenhaus flackern, als sie ihre Wohnungstür aufschließt. Sie lauscht in die Stille – nur das leichte Rauschen von entfernten Autos dringt zu ihr herauf. Doch in ihrem Kopf hallt Ryos Stimme nach, seine bohrenden Fragen, die fast drohend klingen können, wenn sie nicht sofort antwortet. Wieso hinterlässt sein sonst so warmer Ton einen Nachgeschmack von Besitzanspruch? Hana stellt ihre Schuhe ordentlich in die Ecke, zieht den Mantel aus und bleibt mit dem Rücken an der Wohnungstür gelehnt stehen. Ihr Herz pocht wie wild, sie weiß nicht, ob es die Erschöpfung oder dieser neue, unheimliche Teil von Ryo ist, der sie so sehr beunruhigt.

Sie zündet wieder ein paar Kerzen an, versucht, sich damit zu beruhigen. Doch mitten in diesem flackernden Schein fällt ihr auf, dass sie eigentlich nur versucht, sich eine künstliche Geborgenheit zu schaffen, um das bedrohliche Gefühl zu vertreiben, das sie nicht mehr ignorieren kann. Das Handy auf ihrem Couchtisch blinkt, sie hat schon wieder mehrere Nachrichten von Ryo, die er in den wenigen Minuten geschrieben hat, seit sie die Wohnung betreten hat. Sie atmet tief durch, setzt sich auf die Couch und liest sie: „Bist du gut angekommen? … Warum schreibst du nicht? … Hana, es macht mich nervös, wenn du dich nicht meldest.“

Sie legt das Handy mit zitternden Fingern weg und zieht die Beine an, legt ihr Kinn auf die Knie. Ein Teil von ihr will nur zu Ryo eilen, ihn in den Arm nehmen, all seine Unsicherheiten fortwischen und gemeinsam mit ihm in einer romantischen Welt verweilen, wie in den Manga, die sie tagtäglich redigiert. Doch eine andere Seite ist wie eingefroren. Etwas an dieser Intensität ist zu viel, zu dunkel, als hätte seine Liebe keine Grenzen und würde sie erdrücken, wenn sie nicht wachsam ist.

In dieser Nacht schläft Hana kaum. Sie hat das Handy schließlich stumm geschaltet, atmet leise in ihr Kissen und stellt sich verzweifelt vor, wie schön es sein könnte, wenn Ryo mit ihr zusammen lächelnd einschlafen und sie mit sanften Worten in den Schlaf wiegen würde. Gleichzeitig spürt sie die unbändige Angst, dass sich der gutaussehende, charmante junge Mann, den sie so in ihr Herz geschlossen hat, in eine Version verwandelt, die ihr vielleicht schaden könnte – oder sich selbst.

Am nächsten Morgen, als sie in den Spiegel schaut, sieht sie Schatten unter ihren Augen, die fast genauso groß sind wie die Zweifel in ihrem Inneren. „Vielleicht will er nur das Beste“, redet sie sich ein, „und ich übertreibe vollkommen.“ Doch sie spürt, dass dieses Unbehagen immer stärker wird. Die Fragen, die Ryo stellt – wo sie war, mit wem sie gesprochen hat, warum sie nicht sofort geantwortet hat – sind nicht die Fragen einer lockeren Romanze. Sie sind die Vorboten einer Kontrolle, deren Ausmaß Hana noch nicht abschätzen kann.

Dennoch beendet sie ihre Morgentoilette, flicht sich schnell einen lockeren Zopf ins Haar und checkt die Uhrzeit. Sie will sich nicht verspäten, schon gar nicht möchte sie Ryo zusätzliche Gründe geben, nach ihr zu suchen oder sie zu verfolgen. Auf dem Weg zur Arbeit schaudert ihr Gedanke an die Intensität, mit der Ryo bereits in ihr Leben eingedrungen ist. Sie sehnt sich nach den Momenten, in denen sie bloß seine Worte auf den Lippen spüren wollte und den zarten Duft seiner Haut. Jetzt ist da in erster Linie eine Furcht, die sie nicht definieren kann.

Trotz allem beschließt Hana, sich den kommenden Tag zu widmen und diesen inneren Zwiespalt zu verdrängen. Sie versucht, in der betriebsamen Atmosphäre des Verlags, zwischen Druckmaschinen, Zeichnern und Autoren, ihre Sorgen zu übertönen. Doch sie spürt schon, wie ihr Handy immer wieder sacht vibriert, wie eine kleine Erinnerung an Ryos Präsenz – unausweichlich, unentrinnbar. Was noch vor wenigen Tagen so romantisch und begehrenswert erschien, beginnt nun, sich in einen Schatten zu verwandeln, der sie auf Schritt und Tritt verfolgt.

Und während sie stundenlang Skizzen prüft, Künstlern Feedback gibt und Dialoge in den Manga-Skripten überarbeitet, hallt die Frage in ihrem Inneren wider: Was soll sie tun, wenn sich Ryos Zuneigung in etwas verwandelt, dem sie sich nicht mehr entziehen kann? Ihre Finger liegen unruhig auf den Papieren, ihr Kopf malt sich Szenarien aus, wie sich alles entwickelt. Noch versucht sie, alle Zweifel mit Vernunft zu entkräften: Ryo ist nur jung, unsicher, und sie hat ihm ihr Herz anvertraut. Doch die ersten Schatten sind bereits sichtbar im Licht ihrer Verliebtheit. Schatten, die zunehmend größer werden – so groß, dass Hana nicht weiß, ob sie sie jemals wieder loswird.

 

 

Kapitel 4: Ein rascher Schritt in die Bindung

Hana hatte sich selbst versprochen, vorsichtiger zu sein. Doch die Zweifel, die in ihrem Inneren auflodern, verschwimmen immer wieder in Ryos Gegenwart. Sein Charme, seine Wärme und diese unbändige Hingabe, mit der er sie ansieht, lassen sie trotz aller Alarmglocken in ihrem Kopf immer wieder weich werden. Eines Abends, als sie sich nach einem langen Arbeitstag im Verlag in einem kleinen Izakaya treffen, scheint die Stimmung besonders ausgelassen. Die Laternen vor der Tür werfen ein flackerndes Licht auf die Straße, und drinnen erfüllt der Duft nach gegrilltem Fisch und würzigen Yakitori-Spießen die Luft.Hana ist erschöpft, aber glücklich, als sie sich an den niedrigen Holztisch setzt. Ihr gegenüber lächelt Ryo sie mit strahlenden Augen an, während er zwei kleine Keramikbecher füllt. Der Sake ist angenehm warm, und als sie davon nippt, breitet sich eine wohltuende Hitze in ihrer Brust aus. Sie kommen schnell ins Plaudern, und Hana erzählt ihm mit lebhaften Gesten von ihrem chaotischen Tag im Verlag, von Künstlern, die in letzter Minute Zeichnungen ändern, von Comic-Panels, die noch koloriert werden müssen, von ihrem strengen Vorgesetzten, der stets einen Stapel dringender Aufgaben auf ihrem Schreibtisch hinterlässt.Ryo hört lächelnd zu, seine Augen folgen jeder ihrer Bewegungen. Gelegentlich unterbricht er sie mit Fragen, die fast kindlich neugierig klingen: „Und wie fühlst du dich dabei? Macht es dich glücklich, so viel zu tun zu haben?“ Manchmal greift er zwischendurch nach ihrer Hand, dreht ihre Handfläche nach oben und streicht sanft mit den Fingern darüber. Hana weiß, dass manche Gäste im Izakaya sie dabei beobachten, aber sie genießt das Kribbeln, das diese Berührung in ihr auslöst. Irgendwo in der Enge dieses Lokals, zwischen all den fremden Stimmen und dem Lärm von Geschirr und Gläsern, fühlt sie sich wie in einer Blase der Zweisamkeit mit Ryo.Die Stunden verstreichen, sie bestellen verschiedene kleine Gerichte zum Teilen: gebratene Reisbällchen, knusprige Karaage-Hähnchenstückchen, ein paar Spieße mit Rindfleisch und Frühlingszwiebeln. Dazu schlürfen sie leise den warmen Sake, der ihre Wangen rötet. Hana bemerkt, dass Ryo sie selten aus den Augen lässt. Doch diesmal empfindet sie es nicht als unangenehm. Sie fühlt sich begehrt. Vielleicht, so denkt sie, hat sie ihm Unrecht getan, indem sie seine vielen Nachrichten als etwas zu aufdringlich empfand. Vielleicht ist er einfach nur ein Mensch, der viel Nähe und Bestätigung braucht.

Gerade als Hana denkt, sie könne sich für ein paar Momente in diesem Gefühl entspannen, beugt Ryo sich leicht vor, stützt die Ellbogen auf den Tisch und sagt mit ungewohnter Direktheit: „Weißt du, ich habe nachgedacht. Ich will nicht mehr ohne dich sein. Warum ziehen wir nicht zusammen?“ Im ersten Moment lacht Hana verlegen – sie denkt, er macht einen Scherz. Doch sein Blick ist ernst, fast flehentlich. Sie spürt, wie ihr das Herz in die Knie rutscht. Zusammenziehen? Jetzt schon? Sie kennen sich doch erst seit einigen Wochen richtig intensiv. Ihre Zweifel schreien alarmiert in ihrem Kopf, aber ihre Stimme versagt, während sie in Ryos Augen blickt.

Sie fühlt, wie ihre Kehle eng wird. „Ryo“, stammelt sie und rührt an ihrem Sake-Becher, um ihre Hände zu beschäftigen. „Findest du nicht, dass das ein bisschen schnell ist? Wir haben doch nicht einmal…“ Sie bricht ab, weil sie nicht genau weiß, was sie sagen soll. Ryo sieht sie an, und in seinen Augen spiegelt sich eine Mischung aus Sehnsucht und Verletzlichkeit. Er greift nach ihrer Hand. „Ich möchte einfach immer für dich da sein. Ich will, dass du mich in deine Welt lässt… Ich kann dich beschützen, dir helfen, dir das Leben leichter machen. Und ich… ich brauche dich, Hana.“ Seine letzten Worte klingen wie ein Geständnis, das an einer tiefen Unsicherheit rührt.

In Hanas Brust tobt ein innerer Konflikt. Einerseits sehnt sie sich nach einer festen, verbindlichen Beziehung, nach jemandem, bei dem sie sich wirklich fallen lassen kann. Andererseits steht sie Ryo gegenüber, dem Mann, der sie in letzter Zeit so oft überrumpelt hat: mit seinen Anrufen, seinen Fragen, seiner allgegenwärtigen Präsenz. Ein gemeinsames Zuhause würde bedeuten, dass sie noch weniger Raum für sich selbst hätte. Und dennoch kann sie sich der Intensität, die er in jedem seiner Blicke trägt, kaum entziehen.

Lange herrscht Schweigen zwischen ihnen, nur das Gemurmel der anderen Gäste und das Klappern der Geschirrstäbchen füllen den Raum. Ryo lässt Hanas Hand nicht los, und sie spürt fast körperlich, wie wichtig ihm ihre Antwort ist. Letztendlich ringt sich Hana zu einer vorsichtigen Reaktion durch: „Ich… kann das im Moment nicht. Es fühlt sich einfach zu schnell an. Aber…“ Sie macht eine Kunstpause, weil sie selbst weiß, wie sehr er auf ein Zeichen ihrer Zuneigung wartet. „Wir könnten gemeinsam wegfahren, vielleicht ein paar Tage ans Meer. Ich will einfach mal abschalten und sehen, wohin uns das führt.“

In Ryos Augen flackert etwas auf, das an Hoffnung erinnert. Er umschließt Hanas Hand noch fester, und ein kaum merkliches Lächeln huscht über sein Gesicht. „Das Meer klingt schön. Wir könnten ein Haus am Strand mieten, oder ein Zimmer in einem Ryokan. Hauptsache, wir sind zusammen, weg von allem. Dann wirst du sehen, dass ich es nur gut meine.“ Seine Stimme ist voller Dringlichkeit, fast so, als hinge seine gesamte Existenz davon ab, dass Hana zustimmt.

Die nächsten Minuten essen sie schweigend weiter, wobei sie beide versuchen, die Unsicherheit im Raum zu überspielen. Hana nippt an ihrem Sake, doch er hat seinen süßlichen Zauber verloren. Ihr Kopf ist voll von Fragen, die sie nicht laut aussprechen will: Was, wenn das Zusammenleben mit Ryo sie noch stärker in diese kontrollierende Dynamik zieht, der sie doch entfliehen möchte? Was, wenn sie beim Urlaub herausfindet, dass seine Besessenheit noch größer ist, als sie es sich vorstellen konnte?

Auf dem Heimweg schwirren Hanas Gedanken durcheinander. Ryo ist aufmerksamer denn je – er besteht darauf, sie bis zu ihrer Haustür zu begleiten. Als sie sich verabschieden, drückt er sie an sich, so fest, dass sie seinen Herzschlag spürt. „Du wirst es nicht bereuen“, sagt er, was sie gleichzeitig beruhigen und verunsichern könnte. In seinen Armen fühlt sich Hana einerseits geborgen, andererseits fragt sie sich, ob sie nicht wie in einer Klammer gefangen ist.

Später, in ihrem Apartment, sitzt Hana am Esstisch, auf dem noch immer ein paar Origami-Figuren stehen, die Ryo ihr vor Tagen geschenkt hat. Sie dreht eine davon in ihren Fingern, spürt das filigrane Papier und denkt zurück an ihr Gespräch im Izakaya. Ob sie es wagen soll, längerfristig mit ihm zusammenzuleben? Einen kurzen Moment schießt ihr durch den Kopf, wie es wäre, morgens neben Ryo aufzuwachen und abends gemeinsam einzuschlafen, sich beim Kochen zu ärgern und im Wohnzimmer herumzualbern. All die kleinen Glücksmomente einer echten Partnerschaft, nach denen sie sich so lange gesehnt hat.

Doch dann spürt sie wieder dieses Ziehen im Magen, das sich in letzter Zeit immer öfter bei ihr einstellt. In ihrer Hand glättet sie behutsam eine Falte in dem Origami, als könnte sie damit auch die Zerrissenheit in ihrem Inneren beruhigen. Sie weiß nicht, ob Ryo sie in eine heile Welt führen oder sie am Ende noch weiter in eine ungesunde Abhängigkeit drängen wird. Der angekündigte Urlaub ans Meer fühlt sich für sie an wie ein Test, ein Weg, die Wahrheit über Ryos wahre Natur ans Licht zu bringen.

In den darauffolgenden Tagen wechselt Hanas Stimmung beständig zwischen stiller Vorfreude und banger Erwartung. Während der Arbeitszeiten im Verlag erzählt sie nur Miki von ihren Plänen, sagt ihr aber nicht, wie sehr sie im Zweifel schwankt. Miki spürt jedoch, dass da etwas in Hana vorgeht, das sich nicht allein mit „Urlaubsvorfreude“ erklären lässt. Sie legt ihr die Hand auf die Schulter und flüstert ihr zu: „Pass auf dich auf, egal, wie lieb er wirkt. Du hast gesagt, er sei manchmal ein bisschen zu intensiv.“ Hana lächelt gezwungen und murmelte, dass alles gut werde.

Die Abreise rückt näher, und Hana bemerkt, wie Ryo sich in den Tagen davor noch mehr um sie zu bemühen scheint. Er bombardiert sie mit Fragen zu ihren Urlaubs-Wünschen, zu möglichen Orten, die sie besuchen könnten. Manchmal sind es so viele Nachrichten in so kurzer Zeit, dass Hana kaum noch hinterherkommt, darauf zu antworten. Gleichzeitig umgarnt er sie bei jedem persönlichen Treffen mit kleinen Geschenken: ein neues Origami-Kunstwerk, ein Schlüsselanhänger in Form eines Leuchtturms, den er auf einem Flohmarkt gefunden habe, oder ein winziger Holzdrachen, der Glück bringen soll.

Hana freut sich einerseits über diese Aufmerksamkeiten. Doch sie spürt, dass sie aus einer Intensität geboren werden, die beinahe an Besessenheit grenzt. Nachdem sie sich am Abend vor der Abreise verabschieden, liegt sie stundenlang wach und starrt die Decke an. Sie versucht, sich einzureden, dass sie alles übertreibt, dass Ryo einfach nur sehr verliebt ist. Und immerhin haben sie ja beide gerade erst beschlossen, es langsam anzugehen, zumindest was das Zusammenziehen betrifft. Der Urlaub könnte ein Kompromiss sein, ein ruhiger Ort, um sich zu finden, abseits der lauten Stadt und der Hektik der Arbeit.