Zwischen Wäldern und Wasser - Patrick Leigh Fermor - E-Book

Zwischen Wäldern und Wasser E-Book

Patrick Leigh Fermor

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Beschreibung

Zu Fuß zum Meer, die Feder im Gepäck Zwischen Wäldern und Wasser erzählt den zweiten Teil von Patrick Leigh Fermors Wanderung im Jahr 1934 durch das alte Europa, von Hoek van Holland nach Konstantinopel. Hier treffen wir ihn wieder auf der Donaubrücke, wo wir ihn am Ende der Zeit der Gaben verlassen haben, und folgen ihm über Budapest, die Große Ungarische Tiefebene in die transsilvanischen Marschen, später ins Hochland der Karpaten bis zum Eisernen Tor, dem Ende Mitteleuropas, in eine Landschaft, die heute in den Fluten eines Stausees versunken ist. Fermor in Vollendung - farbiger, eleganter, lebensfroher und wißbegieriger denn je!

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Patrick Leigh Fermor

Zwischen Wäldern und Wasser

Zu Fuß nach Konstantinopel: Von der mittleren Donau bis zum Eisernen Tor

Der Reise zweiter Teil

Aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié

Patrick Leigh Fermor

Zwischen Wäldern und Wasser

Zu Fuß nach Konstantinopel: Von der mittleren Donau bis zum Eisernen Tor

Der Reise zweiter Teil

Aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié

DÖRLEMANN

Die englische Originalausgabe erschien 1986 unter dem Titel »Between the Woods and the Water. On Foot to Constantinople: the Middle Danube to the Iron Gates« by John Murray Publishers in London.Deutsche Erstausgabe Zweite Auflage 2007 Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten © 2006 Dörlemann Verlag AG, Zürich © 1986 Patrick Leigh Fermor Umschlagfoto: Kim Steele, Spiegelungen in der Donau Umschlaggestaltung: Mike Bierwolf Satz und E-Book.Umsetzung: Dörlemann Satz, Lemförde ISBN 978-3-908778-04-2www.doerlemann.com

Patrick Leigh Fermor

        Völker verrauschen,

        Namen verklingen,

        Finstre Vergessenheit

        Breitet die dunkelnachtenden Schwingen

        Über ganzen Geschlechtern aus

    Ours is a great wild country:

    If you climb to our castle’s top,

    I don’t see where your eye can stop;

    For when you’ve passed the corn-field country,

    Where vine-yards leave off, flocks are packed,

    And sheep-range leads to cattle-tract,

    And cattle-tract to open-chase,

    And open-chase to the very base

    Of the mountain where, at a funeral pace,

    Round about, solemn and slow,

    One by one, row after row,

    Up and up the pine-trees go,

    So, like black priests up, and so

    Down the other side again

    To another greater, wilder country.

    Wir leben in einem großen Land:

    Steigst du hinauf zu der Berge Rand,

    Geht dein Blick hinaus in die Ferne gebannt;

    Denn hin über Kornfelder wandert er dann,

    Wo die Weingärten enden, fangen Felder an,

    Und Schafweiden führen zu Wiesen heran,

    Wiesen zum Wald für den Jägersmann,

    Den sein Weg hinaufführt, bis der Berg ihn bannt,

    Wo Kiefern stehen an steiniger Wand,

    Sich in Reih und Glied strecken galant,

    Eine um die andere wie Hand in Hand,

    Als hielt’ sie zusammen ein unsichtbar Band,

    Still und starr, Priester in schwarzem Gewand,

    Und jenseits vom Kamm zu Tale wieder ins Land,

    Zu einem größeren, wilderen Land.

Robert Browning, The Flight of the Duchess

Zur Einführung:

Ein Brief an Xan Fielding

Lieber Xan,

der erste Teil dieses Berichtes, Die Zeit der Gaben, endete auf einer Donaubrücke zwischen der Slowakei und Ungarn, und da der Wechsel hoch über dem Wasser nicht ganz unkompliziert ist, will ich den zweiten Band genau wie den ersten mit einem Brief an Dich beginnen. Und es soll nicht der letzte sein: Ein dritter Band wird folgen, der uns bis ans Ende der Reise und darüber hinaus bringt.

Als ich 1934 in Holland aufbrach, sollte niemand außer Zufallsbekanntschaften und anderen Wanderern mich begleiten, doch fast unmerklich wurde, nun wo ich nach Ungarn und Transsilvanien kam, meine Reise um einiges bequemer und angenehmer, als ich sie ursprünglich geplant hatte: Ich zog auf dem Rücken großzügig überlassener Pferde dahin, von einem Herrenhaus zum nächsten, und blieb oft Wochen oder sogar Monate unter dem Dach geduldiger und bisweilen wohl auch insgeheim leidender Gastgeber. In mancherlei Hinsicht war dieser Teil der Reise ganz anders als die anderen. Es war eine Zeit, die ich genossen habe; alles schien uralt und zugleich auch nagelneu und ganz und gar fremd, und da ich so lange auf den Stationen meiner Reise verweilte, ergab sich manch lebenslange Freundschaft daraus.

Bisweilen plagten mich Gewissensbisse, weil ich meinem ursprünglichen Plan so untreu geworden war, doch wenn ich nun, wo ich die Chronik jener Monate niedergeschrieben habe, zurückblicke, schwinden die Bedenken. Das folgende Jahrzehnt fegte diese ferne, ländliche Welt hinweg, und heute weiß ich, was für ein Glück es war, daß ich sie in solcher Muße kennenlernen, ja sogar für eine Weile meinen Anteil daran haben durfte. Es war beinahe, als steuerte ein unterschwelliges Wissen diesen Teil der Reise, und als er südlich der Donau zu seinem Ende kam und ich in meinem alten, rascheren Tempo über die Balkanpässe stieg, da begriff ich, wie außerordentlich die Gegenden waren, durch die ich gekommen war: Schon da hatten sie den magischen Schimmer angenommen, den das letzte halbe Jahrhundert nur umso kräftiger zum Strahlen gebracht hat.

Das Notizbuch zu diesem Teil der Reise, zu Beginn des Krieges in Moldawien verlorengegangen und vor einigen Jahren durch ein Wunder zurückgekehrt, war mir eine große Hilfe, aber nicht immer die verläßliche Stütze, die es eigentlich sein sollte. Während meiner langen Ruhepausen hatte ich auch das Schreiben eingestellt – es war ja ein Reisetagebuch, und ich lebte im falschen Glauben, wenn ich nicht reiste, gebe es auch nichts aufzuzeichnen. Und wenn ich weiterzog, dauerte es oft eine Weile, bis ich das Schreiben wieder aufnahm, und auch da waren es nur hingeworfene Notizen, keine zusammenhängende Erzählung. Als ich diesen zweiten Band begann, plagte mich die Sorge, daß manche Einzelheiten vielleicht nicht mehr in der richtigen Reihenfolge waren, und ich umgab diese Passagen mit einer ganzen Wolke aus Warnungen und Entschuldigungen. Aber dann sagte ich mir, daß ich schließlich keinen Reiseführer schrieb und daß solche Dinge keine Rolle spielten, und von da an ließ ich der Geschichte Raum ohne all die störenden caveats.

Bücher über diesen Teil Europas widmen sich hauptsächlich, oft sogar ausschließlich, der Politik, und da sie reichlich zu haben sind, muß mein schlechtes Gewissen, daß in meinem Bericht fast gar nicht davon die Rede ist, nicht allzu groß sein; hier kommen diese Dinge nur in den Blick, wenn sie unmittelbar mit meiner Reise zu tun haben. Ich mußte ein wenig ins Detail gehen bei der Frage, wie die Geschichte Transsilvaniens das Leben dort geprägt hat – die Spuren waren allgegenwärtig –, doch meine müßigen Gedanken biete ich mit gutem Grund in aller Bescheidenheit dar. Nichts könnte weniger professionell oder »europakundig« sein, und von meinem politischen Unverstand in jungen Jahren war in DieZeit der Gaben ausführlich die Rede (S. 163–72). Aus der Welt draußen kamen ständig neue Nachrichten von grauenhaften Ereignissen, doch in der Stimmung dieser Berge und Täler lag etwas, das ihren Ansturm dämpfte. Sie waren Vorzeichen, und düstere dazu, doch es sollte noch drei weitere Jahre dauern, bevor sie deutlich genug vor dem warnten, was fünf Jahre später Schreckliches geschah.

Ortsnamen sind kein großes Thema, aber doch eines, das mich immer wieder quält. Bei bekannten Orten bin ich bei den Formen geblieben, die sich im Laufe langer Jahre durchgesetzt haben, bei kleineren nehme ich die Schreibungen, wie sie waren, als ich dort war. Die Moden der Politik haben viele verändert, weitere Änderungen folgten; in Rumänien wurde die Rechtschreibung reformiert, und selbst bei den kleinsten Weilern haben sich Namen durch wechselnde Herrschaft verändert. Ich habe mich bemüht, zuerst den offiziellen Namen zu nennen, dann die anderen, wo sie erforderlich sind. Ich weiß, daß es an manchen Stellen unklar ist, doch da das Buch kein Reiseführer ist, wird sich auch niemand deswegen verirren. Ich muß für diese Unzulänglichkeiten um Verzeihung bitten und hoffe nur, daß niemand politische Absichten darin sehen wird. In einigen Fällen, in denen ich es angebracht fand, habe ich Namen geändert, doch nur selten und nur bei Freunden, die noch unter uns wandeln, wo andere uns schon verlassen haben. »Von« gebe ich durchweg als »v.« wieder.

Der Dank, den der Verfasser eines solchen Buches schuldet, ist vielfältig, und vieles liegt lange zurück, und wenn ich nicht allen danke, dann heißt das weder, daß ich sie vergessen habe noch daß ich sie nicht für des Dankes wert hielte. Besonders verpflichtet bin ich meinem alten Freund Elemer v. Klobusiczky, der Familie Meran damals wie heute, Alexander Mourouzi und Constantine Soutzo. Danken möchte ich auch Steven Runciman für seine aufmunternden Worte nach dem ersten Band, Dimitri Obolensky für kluge Ratschläge beim Abfassen des vorliegenden sowie David Sylvester, Bruce Chatwin, Niko Vasilakis, Eva Bekássy v. Gescher und wie immer John Craxton. Außerdem großen verspäteten Dank an Balaşa Cantacuzène für Hilfe bei der Übersetzung von Mioritza, in Moldawien vor so langer Zeit. Was ich Rudolf Fischer verdanke, ist grenzenlos. Sein unermeßliches Wissen und seine Begeisterung mit genau dem richtigen Maß an Strenge waren mir während der Niederschrift dieses Bandes ein ständiger Ansporn und eine tägliche Freude; seine Aufmerksamkeit hat mich vor vielen Fehlern bewahrt, und ich könnte mir vorstellen, daß die verbliebenen genau diejenigen sind, bei denen ich nicht auf seinen Rat gehört habe.

Großen Dank Stella Gordon für die Geduld und die Kunst eines Champollion oder Ventris, mit der sie eine unleserliche Handschrift entzifferte.

Zuletzt ergebenen Dank für ein Refugium in der Zeit ruheloser literarischer Wanderungen an Barbara und Niko Ghika (denen ich diesen zweiten Band widme), für viele Wochen zwischen den Schwalben und Loggien von Korfu; an Janetta und Jaime Parladé für ihr andalusisches Asyl hoch oben in den Bergen von Tramores; an die Besitzer des Stake Parlour bei Bakewell für den Gleichmut, mit dem sie die hektischen Korrektursitzungen ertrugen, an meine Verleger Jock und Diana Murray für ihre Geduld und ein Dach über dem Kopf während der letzten Arbeitsphase und schließlich, lieber Xan, Dir und Magouche für schöpferische Tage in der klösterlichen Einsamkeit der Serrania de Ronda.

Kardamyli, 11. Februar 1986

P.

1

Auf der Brücke

Vielleicht hatte ich zu lange auf der Brücke innegehalten. Über dem slowakischen und dem ungarischen Ufer der Donau dunkelte es schon, rasch und bleich strömten die Wasser vorüber, umspülten die Kais der alten Stadt Esztergom, wo der steile Hügel die Basilika in die Abenddämmerung hob. Die große Kuppel auf ihrem Säulenring, die zwei palladianischen Glockentürme, deren Läuten nun verstummte, beherrschten das zunehmende Dunkel meilenweit. Mit einem Male waren die Uferpromenade und die steile Straße zum Erzbischofspalast menschenleer. Die Grenzstation lag am anderen Ende der Brücke, und so eilte ich mich, nach Ungarn zu kommen. Alle, die sich an diesem Ostersamstag am Fluß versammelt hatten, waren zum Kathedralplatz hinaufgestiegen, und dort sah ich sie von neuem; sie flanierten unter den Bäumen, standen erwartungsvoll in Grüppchen beieinander, unterhielten sich. Die Dächer zu ihren Füßen gingen steil in die Tiefe, dann erstrecken sich Wald und Fluß und Wiesen schon undeutlich bis weit ins letzte Abendlicht.

Ein Freund hatte an den Bürgermeister von Esztergom geschrieben: »Nehmen Sie sich freundlich dieses jungen Mannes an, der zu Fuß nach Konstantinopel will.« Ich hatte vor, mich am nächsten Tag bei ihm zu melden, und fragte jemanden nach dem Weg, und ehe ich mich versah, hatte er mich, zu meiner großen Verwirrung, zum Bürgermeister selbst geführt. Er war umgeben von jenen prächtig gekleideten Granden, die ich am Donauufer bewundert hatte. Ich versuchte ihm zu erklären, daß ich der Wanderer sei, den man ihm angekündigt habe, und er sah mich höflich, doch ratlos an; dann ging ihm auf, was ich meinte, und nach einer kurzen, allem Anschein nach lustigen Unterhaltung mit einer der prachtvollen Gestalten überließ er mich deren Obhut und eilte über den Platz davon zu wichtigeren Aufgaben. Mein Mentor nahm seinen Auftrag mit Gusto an– die Wahl war wohl auf ihn gefallen, weil er ein ausgezeichnetes Englisch sprach. Er trug schwarz schimmernde Prachtgewänder, den Krummsäbel lässig in die Armbeuge gelegt, und im linken Auge blitzte ein ungefaßtes Monokel.

Doch nun wandten sich aller Häupter zum Fuße des Platzes. Hufeklappern und Harnischglöckchen hatten den Bürgermeister zu den Stufen der Kathedrale gerufen, über die ein scharlachroter Läufer gebreitet war. Geistliche und kerzentragende Ministranten hatten sich feierlich versammelt, und als die Kutsche zum Halten gekommen war, erhob sich darin eine flammend rote Gestalt; der Kardinal, Monsignore Serédy, der Erzbischof von Esztergom und Fürstprimas von Ungarn, entstieg ihr gelassen, bot der Versammlung die beringte Hand, und alle knieten, wenn sie sie küßten. Sie folgten ihm in die große Kirche; dann führte ein Küster die Gesellschaft des Bürgermeisters zu den vorderen, mit Scharlach drapierten Bänken. Ich wollte mir einen bescheideneren Platz suchen, doch mein Mentor bestand darauf, daß ich mitkam: »Vorn sieht man viel besser.«

Der Ostersamstag hatte die gewaltige Kathedrale zur Hälfte gefüllt, und ich sah viele wieder, die mir schon am Fluß aufgefallen waren: die Bürger im Sonntagsstaat, die Bauern in Stiefeln und schwarzen Gewändern, die Mädchen mit ihren kunstvollen Frisuren, den bunten Röcken und den Blusen mit den bestickten Ärmeln, dieselben, die ich mit ihren Lilien- und Hahnenfuß- und Narzissensträußen auf der Brücke gesehen hatte. Ich sah schwarze und weiße Dominikaner, etliche Nonnen und hie und da eine Uniform, und nahe dem großen Portal standen ein paar Zigeuner an die Kirchenmauer gelehnt und redeten leise miteinander. Es hätte mich kaum gewundert, wäre einer ihrer Bären aufgetaucht, hätte eine Tatze in das große muschelförmige Weihwasserbecken getaucht und sich bekreuzigt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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