Der letzte Tanz - Max Stascheit - E-Book

Der letzte Tanz E-Book

Max Stascheit

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Beschreibung

Die junge Francesca bekommt eine Ausbildung bei der renommierten Ballett-Schule Gallo. Doch bereits kurz nach ihrer Ankunft häufen sich Vermisstenfälle ihrer Mitschülerinnen und ein nach 20 Jahren wieder aktiver Killer trachtet auch bald der jungen Tänzerin nach dem Leben. Außerdem erwarten Sie schattenhafte Dämonenkulte, grauenhafte Psychosen, ein Tunnel ohne Ausweg, Räuber, die in den Tiefen unter einer Bank auf ein Wesen aus der Hölle stoßen und die makabre Erkenntnis, dass man Katzen nicht unterschätzen sollte. Diese und weitere Horror-Stories aus der Feder des Autors von DIE KATHEDRALE und UNTER DEN GRÄBERN erwarten Sie. Inklusive unveröffentlichter Gast-Story im Lovecraft-Style von Marek Pieniazek: 'Heshukhutho'

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Der letzte Tanz

Der letzte Tanz

Der letzte Tanz

Das Buch

Die junge Francesca bekommt eine Ausbildung bei der renommierten Ballett-Schule Gallo. Doch bereits kurz nach ihrer Ankunft häufen sich Vermisstenfälle ihrer Mitschülerinnen und ein nach 20 Jahren wieder aktiver Killer trachtet auch bald der jungen Tänzerin nach dem Leben. Außerdem erwarten Sie nächtliche Horror-Stunden in einer High-School, grauenhafte Psychosen, ein Tunnel ohne Ausweg, Räuber, die in den Tiefen unter einer Bank auf ein Wesen aus der Hölle stoßen und die makabre Erkenntnis, dass man Katzen nicht unterschätzen sollte. 

Diese und weitere Horror-Stories aus der Feder des Autors von DIE KATHEDRALE und UNTER DEN GRÄBERN erwarten Sie.

Zum Autor

Max Stascheit wurde am 09.04.1991 in Vechta geboren. Im Genre Horror ist er schon lang kein unbeschriebenes Blatt mehr. Bisher sind von dem Autor schon über acht Veröffentlichungen erschienen, darunter  unter anderem zahlreiche Kurzgeschichten-Sammlungen (siehe ausführliche Werkschau am Ende des Buches) und auch drei Romane. In die Zeitung hat es der passionierte Schriftsteller bereits mehrfach geschafft, im Jahr 2016 wurde er im Zuge der Unizeitung Vechta interviewt und einem breiteren Publikum bekannt. Sein letztes Werk wurde im Scheinwerfer Bremen rezensiert.

Titel der Originalausgabe

>Der letzte Tanz<

Copyright © 2019 - Max Stascheit

Umschlagillustration - Max Stascheit

Autorenfoto – Julia Aselage

Korrektur – Florian Fabozzi

Deutsche Erstausgabe

1. Auflage August 2019

Alle Rechte vorbehalten

Copyright 2019

Max Stascheit

Inhaltsangabe

Heshukhutho 

(von Marek Pieniazek)

Der Stollen

Zwischenräume

P3

Der letzte Tanz

Mit dem Alter wird man schöner

Freigespült

Auf die Füllung kommt es an

Was die Katze ins Haus bringt

Neugeburt

Nachwort des Autors

Heshukhuthovon Marek Pieniazek

Die Sonne verdunkelte sich, als Heshukhutho in unserer Stadt erschien. Seine Präsenz lehrte den Herzen der Bewohner das Fürchten, denn sie hatte etwas Schreckliches und Finsteres an sich, das nicht von dieser Welt kommen konnte. Das eins so friedliche Leben endete abrupt, als die Menschen versklavt wurden, um den schwarzen Legionen des wahren Kreators des Universums zu dienen. Die Atmosphäre, welche über der Stadt lag, war finster, bedrückend und eine weite Resignation unter den Menschen verbreitete sich im Laufe der Jahre. Die Leute waren starr vor Angst, als sie die unaussprechlichen Kulte und blutige Rituale zu Ehren der ‚Drei Monde’ sahen. Eine morbide Anspannung machte sich bemerkbar, als so manche mit ihren glasigen Blicken jene blasphemischen Praktiken beäugten, die so grausam und sinister waren, dass sie denen, die sie erblickte, den Verstand raubten und in den vollendeten Wahnsinn trieben. Viele wurden auch von einer suizidalen Raserei befallen, als der Frierende Mond mit seiner kalten und dämonischen Bläue ihren Willen brach, um sie in den Tod zu ziehen.

Es gab aber auch eine kleine Anzahl an Personen, welche die nötige Willensstärke bewiesen, um nicht von diesem infernalen Wahnsinn in den Bann gezogen zu werden.  Sie wurden zu schwarzen Priester ernannt, die unter dem Blut-Eid dem großen Schatten Heshukhutho und seinen finsteren Lakaien die Treue schworen. Dieser kleinen Gruppe von Designierten, darunter auch Ich, erzählte der große Heshukhutho seine Geschichte. Vor langer Zeit, als die ersten Hochkulturen in Mesopotamien gebildet wurden, erschien Heshukhutho aus der Finsternis der Nacht.  In Form einer Königsrolle wählte er das Volk Babyloniens, über welches er ab dann herrschte. Er brachte ein Wissen mit sich, das nicht aus diesem Universum war und gab es an seine Untertaten weiter.  Schon bald ließ er die prächtige Stadt Babylon errichten, deren Schönheit als unbeschreiblich im Volksmund galt und herrschte über diese mit eiserner Hand. Im Laufe der Jahrhunderte begann der Einfluss Babylons zu wachsen und zu gedeihen, bis es zu zahllosen Konflikten mit benachbarten Völkern kam. Der große Schatten wusste, dass der Zeitpunkt kommen würde, an dem sich das Volk Babylons behaupten müsse und er entwickelte Waffen und Ausrüstung, die dem Feinde überlegen waren.  Die Schwerter und Rüstungen wurden aus einem Metall angefertigt, welches einer anderen Galaxie entstammte, das Oxylion.  Mithilfe seiner telepathischen Fähigkeiten formte Heshukhutho jene Ausrüstung, welche äußerst fremdartige Eigenschaften besaßen, die Erzeugnisse aus Oxylion wogen praktisch nichts und konnten die Ausrüstung, darunter auch Schmiedekunst aus Eisen, problemlos zerschneiden.  Das Volk Babyloniens unterjochte seine Konkurrenten und entwickelte sich weiter. Der große Heshuktho wurde über die Jahrhunderte keinen Tag älter, wodurch ihm göttliche Eigenschaften zugesprochen wurden. Er ließ unter der Erdoberfläche, in der totalen Finsternis, einen unheiligen Tempel errichten, welcher Form und Farbe besaß, die keinem Menschenauge zuvor bekannt war.  Nach der Errichtung offenbarte er seine wahre Form, seine menschlichen Züge verloren am Kontur und aus seinen Gliedmaßen erwuchs ein Schatten. Dieses Antlitz raubte der Vielzahl der Anwesenden den Verstand, denn er besaß lange, kalte, äußerst scharfe Klauen und einen beinlosen Unterkörper, welcher einer Schlange ähnelte.  Das Markanteste aber war sein Haupt: Er hatte ein zugespitztes Gesicht und weißliche Augen, die eine höllische und bösartige Ausstrahlung besaßen. Nachdem seine Metamorphose vollendet war, griff er die Babylonier an.  Ein Geschrei von unbeschreiblichem Grauen zerriss die Luft, ein Gemetzel unvorstellbares Ausmaßes ertönte, doch die Babylonier konnten ihrem makabrem Schicksal nicht entrinnen. Ihre Körper wurden auf qualvolle Weise verstümmelt, ihre Herzen beim lebendigem Leib aus der Brust gerissen und ihre Seelen absorbiert, nur um in das Reich der Schatten eingeflochten zu werden. Diese abscheuliche Tat verließ niemals den finsteren Tempel und wurde von dem großen Schatten geheim gehalten, doch als die Zeit weiter verging, merkte er wie wichtig, die Religion für sein Volk sei: So beschloss er sich als mehrere Götter auszugeben, nur um den Willen des Volkes noch intensiver kontrollieren zu können. Er errichtete auf der Oberfläche diverse Tempel Statuen, damit die babylonischen Götter verehrt werden konnten. Den Babyloniern gefiel dieser Glaube und er begünstigte die Expansion, bis Babylon als Großreich galt. Doch der Hunger Heshuskhutos nach Blut und Seelen hatte keine Grenzen... Er entschied sich, einigen weisen Priestern die Kunst der Telepathie zu erlernen, um seine dunklen Bedürfnisse stillen zu können. Nach der Lehre waren die auserkorenen Sterblichen in der Lage Heshukhuthos wahre Natur zu akzeptieren und an den unheiligen Riten im unterirdischen Tempel der Finsternis teilzunehmen. Während das Volk auf der Oberfläche den Schatten in Form ihrer Götter verehrte, trug sich außerhalb ihrer Augen eine obskure Zelebration des Schatten in seiner reinsten und wahrhaften Form zu, bis sich Heshukhutho eines Tages entschied Babylon zu verlassen und sich das persische Reich zu Eigen machen, um dessen Volk zu verdammen. Seine Geschichte machte mir klar, dass das, was die Menschheit als Geschichte wahrnimmt, nur ein Spiel des launischen und grausamen Heshukhutho ist. Der große Schatten war im Laufe der Zeit an vielen Konflikten der Erdgeschichte beteiligt und was mich am meisten erstaunte und fasst den Verstand kostete, war die Erkenntnis, dass Gott, Allah, Jahwe und die damit verbundenen Konflikte nichts anderes als der große Schatten selbst waren.  Jahre vergingen und der große Schatten beschloss mit seiner finsteren Priesterschaft weitere Geheimnisse zu offenbaren. Er sprach zu uns ohne den Mund zu öffnen und nahm erneut seine vertraute Menschenform an, damit wir die Fähigkeit der Telepathie erlernen konnten. Meine persönlichen Gefühle waren gemischt, denn durch die Telepathie konnte ich einige Freundschaften innerhalb der Auserwählten gewinnen und sie pflegen, aber auf der anderen Seite konnte ich die Furcht in ihrem Unterbewusstsein erkennen und wahrnehmen. Einige Personen waren am Rande des Wahnsinn und hatten fieberhafte Wahnvorstellungen, die durch die nachtmährische Atmosphäre, die in unserer Stadt vorzufinden war, noch verstärkt wurde. Wir wollten diesem Inferno entkommen, doch wir besaßen keinerlei Vorstellung wie wir den großen Schatten und seinen schwarzen Horden entkommen sollen, denn unsere Stadt befand sich in einer Chromosphäre. Innerhalb dieser verlief die Zeit anders als in der Außenwelt. Während innerhalb der Sphäre ein Jahr verging, verstrich anderswo nur ein Tag. Bis vor kurzem war mir diese Tatsache selbst nicht bekannt und ich wollte mehr darüber erfahren. Das größte Problem war in der Tat das immer größer werdende Wissen und Grauen in unseren Köpfen. Je mehr Heshukhutho uns von sich verriet, desto höher war die mentale Belastung, derer wir uns aussetzten. Das nützliche Wissen und die außergewöhnlichen Fähigkeiten hatten einen hohen Preis.  Eines Tages, nach der Versammlung der Priesterschaft, beschloss ich nach Hause gehen, um mich auszuruhen. Die Straßen und Häuser waren leer, denn alle Menschen bis auf uns kam bei den grausamen Ritualen und Opferungen ums Leben. Ich fühlte mich sehr einsam als ich durch diese Hölle ging. Mir kam es so vor, als ob ich mich noch an die Zeit vor diesem scheußlichen Ereignis erinnern konnte.

Ach, die gute alte Zeit! Wo war sie nur geblieben?  Als sich so durch die Straßen ging, konnte ich die verdammten Seelen wahrnehmen, ihre Präsenz empfand ich als sehr unangenehm, denn ich fühlte die Last und das Grauen, welches sie beim ihrem Tode hinnehmen mussten. Fühlbar bedrückt, blickte ich in den Himmel, der kein Himmel mehr war, sondern die Finsternis selbst, genau wie Heshukhutho. Die Dunkelheit, die mich umgab, war der einzige Begleiter auf meinem Heimweg. Denn die Stadt, die ich eins so sehr liebte, war tot und verlassen, sie unterlag dem Wirken des Schatten. Eines der wenigen positiven Dingen, die mir auffielen, war die mangelnde Präsenz seiner Kreaturen, die, nachdem alle Menschen getötet oder geopfert worden waren, diese Geisterstadt verlassen hatten. Der große Schatten verließ manchmal die Zeitsphäre um nach neuen Menschen Ausschau zu halten, welche seine unermessliche Gier nach Blut stillen würden.  In der kommenden Nacht war ich schweißgebadet aufgewacht, der Nachtmahr hatte seine Spuren in meinem Unterbewusstsein hinterlassen und ich zitterte am ganzen Körper.

Als ich am nächsten Tag unseren Versammlungsort, den Schattentempel, betrat, sprach Heshukhutho zu uns mit seiner weisen Stimme. „Seid gegrüßt, ihr Auserwählten. Über die Jahre habt ihr mir bei meinen Riten und Opferungen gedient, als Gegenleistung hab ich euch mein Terraneswirken verkündet und einige Fähigkeiten, darunter die Telepathie unterrichtet, damit ihr euren Geist stärken konntet. Ihr habt weitere Geheimnisse von mir erfahren, so auch die Trinität der Monde. Mein größtes Geheimnis habe ich euch allerdings bisher nicht verkündet: Mein Wirken auf den Schwarzen Mond. Wer dieses Wissen besitzt, ist auch fähig, zu begreifen, wie der gesamte Kosmos, mit all seinen kosmischen Körpern funktioniert. Heute ist jener Tag gekommen, die ultimative Wahrheit zu erblicken! Heute ist jener Tag gekommen, an dem ihr euch meiner Lehren als würdig erwiest.“ Furcht keimte in unseren Seelen auf, denn uns war sehr wohl bewusst, dass uns diese Erkenntnis den Verstand kosten würde, auf der anderen Seite konnten wir uns dem großen Schatten nicht widersetzen, denn Ungehorsam würde seinen schrecklichen Zorn mit sich bringen.  Nachdem die Botschaft verkündet wurde, begann Heshukhutho seine Gestalt zu verändern. Über die Jahre erschien er uns als Mensch, um nicht abstoßend zu wirken, doch nun war er in seine Schattenform zurückgekehrt. Er ging zu einem der dunklen Priester und näherte seine Schattenklauen an dessen Kopf heran. Plötzlich formten sich aus seinen Klauen schwarze Tentakeln, an dessen Spitzen ein helles Licht erstrahlte. Die Tentakeln verbanden sich mit dem Kopf des Priesters, dessen Augen völlig weiß wurden. Der große Schatten teilte mit ihm eine Vision. Im Verlauf der Vision begann sich das Antlitz des Priesters unnatürlich zu verzerren, danach hörten wir einen Schrei, der nicht aus diesem Universum stammen konnte.  Als die Vision vollendet war, erkannten wir unseren Freund nicht mehr, seine Augen besaßen keinerlei Ausdruck, nur eine stumpfe Leere machte sich in ihnen breit. Plötzlich schrie er erneut, es war das Geschrei des reinsten Irrsinns. Der Priester hatte sich nicht unter Kontrolle und kratzte sich die Augen aus, dann warf er sich auf den Boden und lachte wie ein Entseelter. Es war ein Anblick abscheulicher Agonie, der uns das Blut in den Adern gefrieren ließ. Schließlich erlöste Heshukhutho den armen Narren, indem er sein Herz aus der Brust entriss. Das Herz pochte noch in der Klaue des großen Schatten, als er es dann herunterschlang. Als die Priester dieses makabre Spektakel erblickten, verloren einige die innere Ruhe und versuchten aus dem Schattentempel zu entkommen, vergeblich.  Denn Heshukhutho ließ ihnen nicht den Hauch einer Chance und massakrierte sie allesamt auf unbeschreiblich grausame Weise.  Ihre Leichen waren so verstümmelt, dass eine Zuordnung nicht mehr möglich war. Ein paar Auserkorene behielten jedoch die Fassung, was den Schattendämon beeindruckte: Er unterzog die Überleben seiner Vision, doch alles verlief wie bei dem ersten Priester, Tentakel verbanden sich mit dem Kopf, Augen wurden weiß und als die armen Priester zu sich kamen, waren ihre Blicke leer, sie begannen zu schreien und verloren den Verstand.  Heshukhutho riss Herz um Herz heraus und  verspeiste es. Am Ende bin als Einziger übriggeblieben.  In meinem Inneren breitete sich eine Angst aus, welche ich nie zuvor in meinem Leben verspürt hatte. Eine emotionale Zerrissenheit breitete sich in meinem Herzen aus, wie die dunklen Horden sich einst in unserer Stadt ausbreiteten.  Ich wusste, dass die Vision das Letzte sei, dass ich in meinem Leben erblicken würde. Auf der anderen Seite wollte die Wahrheit über den Kosmos erfahren und war bereit, mich mit den Tentakeln des grausamen Schattenwesens zu vereinen. Meine Augen wurden sicher ebenfalls weiß und ich verlor den Bezug zu der Realität, die mich noch vor kurzem umgab, meine Vision begann und ich merkte, dass ich im Kosmos war. Vor mir war ein großer schwarzer, kosmischer Körper. Es musste sich sicherlich um den schwarzen Mond handeln, welcher am Ende des Universums liegt. Meine Sinne waren ungewöhnlich geschärft, wodurch ich die Wahrheit erblickte... Ich sah unzählige schwarze, grotesk geformte Horden, die das Symbol des schwarzen Mondes trugen. Sie sangen etwas in einer Sprache, die sich anhörte, als ob der Teufel sie selbst erfunden hätte. Es war die reinste Kakophonie es Grauens, die in meinem verwirrten Verstand wie stürmische Winde umherwehten. Dann vervielfältigte sich jene Vision und ich erblicke, wie diese Horden in weit entfernte Welten, an denen sich das Licht und die Finsternis traf, infernale Verdammnis entsandten, um das letzte Gefecht auszutragen. Horden, welche weitaus skrupelloser waren, als jene die Ich auf der Erde erblickt hatte. Ich sah drei Monde, die mit ihrer titanischer Präsenz jene ghoulhafte Kreaturen anführten, dessen einziges Ziel es war, ihre Feinde in die tiefsten und schwärzesten Abgründe der Finsternis zu stützen.  Ich roch den Geruch von  zahllosen Kadavern, die vor unzähligen Äonen von dunklen Legionen auf bestialische Art und Weise getötet worden waren und seither scheinbar zeitlos verwesten. Ich erblickte zahlreiche Welten, in denen eins das Leben pulsierte, verlassen, verwittert und der ewigen Dunkelheit ausgesetzt. Städte, die wie krankhafte Geschwüre im Jenseits der Zeit in dieser blasphemischen Zerstörung hinterlassen worden waren.  Ein Zyklon des schwarzen Chaos erschien, der mit unbeschreiblicher Intensität das Leben annihilierte und in unzählige Höllendimensionen verbannte.  Im Zentrum dieses unbeschreiblichen Wahnsinns, das die Implosion unserer Sonne um das tausendfache übersteig, sah ich Heshukhutho, der jene dämonischen Abscheulichkeiten mit einer Klinge aus Zwielicht anführte.  Hinter ihm erblickte ich den Thron aus Raum und Zeit, er war jedoch leer. Ganz unerwartet ergriff meinen Verstand ein höllischer Schmerz, der sich rasend schnell ausbreitete und meinen Körper vollständig lähmte. Daraufhin hörte ich eine mysteriöse Stimme, die mir meinen restlichen Verstand raubte und meine gepeinigte, gottlose Seele für alle Zeit in die dunkelsten Abgründen des Reichs der Schatten verbannte.  Dies war das Letzte, was ich hören sollte...  Eno no Urĥo Shroro u ĥaye...... Eno no Ma'ah.....

Der Stollen

Erde rieselt vor dir auf den Boden, der trockene Untergrund gibt ein wenig nach, als du dich weiter in die Dunkelheit bewegst.  Du weißt nicht, wie weit du bereits gelaufen bist, das Licht hinter dir wird immer weniger, je tiefer du kommst. Der Stollen riecht nach allerlei Fremdartigem. Wurzeln und kleine Steine machen es schwerer, voranzukommen.  Die Luft ist stickig, die Wände voller Insekten, die dich nicht interessieren. Du willst weitergehen, immer tiefer in den Stollen, etwas in dir drängt dich dazu, etwas am Ende wartet auf dich.  Vor dir atmet etwas, du kannst es hören, schwach noch, aber du hörst es immer deutlicher. Was mag es sein? Das herauszufinden ist dein Ziel, wenn du auch nicht mehr daran denkst, wie du wieder herauskommen sollst. Die Erde ist eingesackt und hat den einstmals so breiten Gang verschmälert.  Jetzt hörst du wieder das Geräusch, vor dir, in der Dunkelheit. Das Atmen, das dir keine Angst macht, im Gegenteil: Du bist neugierig, willst endlich wissen, worauf du da zuläufst.  Hinter dir vernimmst du dumpf die Erde, welche herunterprasselt und Staub aufwirbelt. Es wird stickiger, das Atmen fällt dir schwer, doch du gehst weiter. Dann riechst du es, diesen schweren Geruch, der dir bekannt vorkommt, doch du weißt nicht, woher.  Das Atmen wird lauter, es ist ganz nah, du spürst es.  Dann bricht etwas hinter dir ein, Staub wirbelt erneut auf und hüllt dich in Finsternis. Es ist nun völlig schwarz um dich herum, du bist allein.  Oder doch nicht? Der Geruch wird stärker.  Etwas vor dir in der Dunkelheit bewegt sich, es ist direkt vor dir. Tastend kommst du näher, spürst bereits, dass etwas Warmes, Haariges deinen Kopf berührt.  Das Etwas ruckt herum und dreht sich in der Dunkelheit, es ist groß, größer als du und es ist aggressiv. Du willst es berühren, doch das Ding dreht sich schnell herum und drückt sich auf dich. Es ist über dir, drückt seinen Leib auf deinen Körper. Panik steigt in dir auf, du willst hier weg, raus aus dem Stollen. Doch hinter dir ist nur Erde, nur Dunkelheit. Du schreist. Doch deine Schreie ersticken in der kalten, schweren Erde, die dich und das Ding umgibt. Du kommst hier nicht mehr raus, nie wieder.  

„Jimmy!“ ruft die Stimme. „Jimmy, wo bist du?“  Ein kleiner junge läuft über den Rasen eines gepflegten Vorstadtgrundstückes, Angst schwingt in seiner kindlichen Stimme mit. „Jimmy, wo bist du?“ ruft er wieder. Scheinbar auf eine Antwort wartend, schaut sich der Kleine um, Tränen füllen seine runden Augen. Er hat versagt, das weiß er. Niemals könne er das seiner Mutter erklären. Er war nur eine Minute ins Haus gelaufen, nur eine Minute. Dabei musste er so dringend aufs Klo, das musste sie doch verstehen.  Und dennoch hatte er ihn allein gelassen, allein im Garten. Er war doch noch so klein, viel hilfloser als der Junge. „Jimmy!“ brüllte er mit tränenerstickter Stimme. „Bitte, wo bist du?“ Er lief an das Ende der Grünfläche und schrie weiter.  Hinter dem Grundstück, an dessen Rand ein weißgestrichener Zaun eine breite Lücke zu dem Nachbargrundstück erkennen ließ, arbeiteten große Baumotoren lärmend vor sich hin.  Der Junge kroch an das Loch am Zaun und steckte den Kopf hindurch. Ja, hier musste Jimmy durchgeklettert sein, er selbst passte nicht durch das Loch, aber er war auch größer als Jimmy.  „Jimmy! Bist du da irgendwo?“, rief der Junge erneut und blickte in Panik zum Haus. Wo war Mom? Warum half ihm niemand. Aber wenn Mum hier wäre, sie würde ihm den Hintern versohlen, wenn nicht sogar Schlimmeres. Er versuchte es noch mehrmalig mit Rufen, dann sackte er erschöpft in den Rasen. Wo war Jimmy nur? Er blickte über die Bauhügel, die großen Erdhaufen mit den zahlreichen Mulden. Er hatte selbst schon heimlich auf den Hügeln gespielt, aber bisher immer ohne Jimmy. Mum hatte es verboten, er war zu klein dafür.  „Jimmy!“

Die Luft ist aufgebraucht. Du und das Ding sitzen in der Dunkelheit und haben versucht, zu entkommen. Doch nichts rettet euch aus dieser Lage. Dein junges Leben endet hier und heute und du weißt nicht einmal, was das bedeutet, dafür ist dein Verstand nicht bereit. Erstickend drehst du dich herum und stirbst einen qualvollen Tod. 

Mum war aus dem Haus gerannt und zog den kleinen Jungen von dem Zaun weg, drehte ihn zu sich und blickte in sein, von Tränen gerötetes Gesicht. „Hey, Mikey. Was ist los?“  Er zitterte, bebte vor Angst und Trauer und vor dem, was er seiner Mutter sagen musste. Doch er tat es, er musste es. „Jimmy.“ begann er und weinte bitterlich. „Was ist mit Jimmy?“ fragte sie besorgt und blickte sich um. „Wo ist er, Mickey? Wo ist Jimmy?“ Sie klang beunruhigt. „Er... Er ist mit mir... der Zaun.“ Die Frau erhob sich und rannte auf den Bretterzaun zu, blickte auf das neu bebaute Grundstück der Nachbarn, zu den Erdhaufen, diesen riesigen Erdhaufen.  Dann ahnte sie es. „Er war mit mir im Garten“, keuchte der Junge. Sie nahm ihn in die Arme und schaute ihm tief in die Augen. „Er ist bestimmt... die Hügel. Er ist da rein.“ Er schrie vor Trauer und Angst. „Mum, er ist da drin, bestimmt.“ Die junge Mutter rang um Fassung, sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihr Mann war nicht da, ihr konnte niemand helfen, sie war allein, allein mit Mickey. „Mum, ist er tot?“ keuchte der Junge in ihren Armen. Sie schluckte, schaute zu den Hügeln und rang um die richtigen Worte. „Ich denke, ja“, meinte sie und sah in seine gläsernen Augen, er schrie nun noch lauter als zuvor. Sie presste ihn an sich und blickte in den Himmel. „Keine Sorge, Mickey. Wir holen einen neuen Jimmy. Hausratten sind eben neugierig und nächstes Mal musst du besser aufpassen.“ 

Zwischenräume

Das Quietschen des Leders unterbrach die entstandene Stille in dem kleinen Praxiszimmer. Zuvor war nur das monotone Wischen eines breiten Uhrenpendels zu hören, welches nun in den Hintergrund trat. Der Mann auf der antiken Couch räusperte sich, wischte sich immer wieder mit einem Kleenex über die Stirn und sah sich vergeblich nach einem Glas Wasser um.  „Mister Saunders, wir müssen dieses Gespräch nicht fortführen. Sie können sich gern einen weiteren Termin geben lassen, wenn Sie sich zurzeit unwohl bei Ihren Schilderungen fühlen.“ Der gedrungene Mann, welcher einem, im schlichten Anzug steckenden, älteren Herren gegenüber saß, schüttelte den Kopf. „Nein, Doktor. Das ist es nicht. Sehen Sie das Bücherregal, die Anordnung ihrer Fachliteratur?“ Er schloss die Augen und legte den Kopf schwer atmend in den Nacken. „Sehen Sie es?“