Die Kathedrale - Max Stascheit - E-Book

Die Kathedrale E-Book

Max Stascheit

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Beschreibung

Die junge Leila wurde vom Staat zu allgemeinnütziger Arbeit in die kleine Stadt Hope Falls geschickt. Dort soll sie zusammen mit weiteren jugendlichen Straftätern eine alte Kathedrale renovieren. Pater Lee, ein Geistlicher aus der Stadt, soll sich um die kleine Gruppe kümmern. Während der Arbeit entdeckt Leila mit den anderen Jugendlichen immer mehr, dass etwas in dieser Kathedrale nicht stimmt. Auch die beiden wahnsinnigen Satanisten Jack und Paul sind an der Kathedrale interessiert. Die beiden planen die Erweckung eines uralten Dämons. Zuvor benötigen sie jedoch vier Opfer für eine grausige Zeremonie. Ein Albtraum nimmt seinen Lauf… Denn in der Kathedrale haust etwas unaussprechlich Böses. Roman 204 Seiten Softcover Mit Nachwort vom Autor Zum Autor Max Stascheit wurde am 09.04.1991 in Vechta geboren. Schon in jungen Jahren faszinierte ihn das Unheimliche und Makabre. Comics, Kurzfilme und Hörspiele sind nur einige Dinge die ihn begeistern und immer wieder erneut antreiben. Erste Erfahrungen mit Horrorliteratur machte er mit Büchern von Stephen King. Sein großes schriftstellerisches Vorbild ist nach eigenen Aussagen Robert Bloch.

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Die Kathedrale

MAX STASCHEIT

Das Buch

Die junge Leila wurde vom Staat zu allgemeinnütziger Arbeit in die kleine Stadt Hope Falls geschickt. Dort soll sie zusammen mit weiteren jugendlichen Straftätern eine alte Kathedrale renovieren. Pater Lee, ein Geistlicher aus der Stadt, soll sich um die kleine Gruppe kümmern.

Während der Arbeit entdeckt Leila mit den anderen Jugendlichen immer mehr, dass etwas in dieser Kathedrale nicht stimmt.

Auch die beiden wahnsinnigen Satanisten Jack und Paul sind an der Kathedrale interessiert. Die beiden planen die Erweckung eines uralten Dämons. Zuvor benötigen sie jedoch vier Opfer für eine grausige Zeremonie.

Ein Albtraum nimmt seinen Lauf, denn in der Kathedrale haust etwas unaussprechlich Böses.

Zum Autor

Max Stascheit wurde am 09.04.1991 in Vechta geboren.

Schon in jungen Jahren faszinierte ihn das Unheimliche und Makabre.

Comics, Kurzfilme und Hörspiele sind nur einige Dinge die ihn begeistern und immer wieder erneut antreiben.

Erste Erfahrungen mit Horrorliteratur machte er mit Büchern von Stephen King.

Prolog

Ein heiseres Stöhnen hallte durch das Kirchenschiff und wurde von den schweren Steinwänden zurückgeworfen, verstärkte es sogar noch.

>>Schließ die Tür.<<, keuchte Pater Leonard und schaute auf das fragende Gesicht des Messdieners, der zu seinen Füßen kniete.

Beinahe hätte man annehmen können, dass der blonde Junge betete.

>>Jetzt guck mich nicht so an. Schließ die Tür, oder willst du, dass man uns hört?<<

Der Junge schüttelte den Kopf und wischte sich mit der rechten Hand Speichelreste aus den Mundwinkeln.

Dann stand er auf und ging auf die halb offen stehende Holztür des kleinen Büros zu, schloss die Tür.

Zuvor schaute er in den Kirchensaal, hoffte beinahe, dass ihm einer der bunten Heiligen in den verschnörkelten Mosaikfenstern seine Hilfe anbot.

Stattdessen drang weiter das Licht der untergehenden Sonne gedämpft durch die Heiligenfiguren und tauchte den Saal in deprimierendes Dämmerlicht.

Der junge Messdiener kannte den Ablauf des Sonntagsbesuches bei Pater Leonard.

Wie in Zeitlupe registrierte er, dass sich der Pfarrer entkleidet hatte, nun seinen Arm ausstreckte und in die Richtung des Jungen zeigte.

>>Komm her.<<, sagte er und lächelte schief, sein Gesicht war gerötet und seine Mimik in Vorfreude angespannt.

Der junge Messdiener war sich seiner Situation bewusst.

Er war in einem Haus Gottes, dennoch war dieser nicht anwesend, hatte ihn im Stich gelassen und ihn dem Pater ohne Aussicht auf Hilfe ausgesetzt.

Das ging nun schon seit Monaten so.

Wem konnte er das alles erzählen? Man würde ihn nicht ernst nehmen, würde vielleicht sogar behaupten, dass seine Schilderungen erfunden seien. Und so hatte er sich mit dem Schicksal arrangiert, hatte es als unvermeidlich angesehen, der Spielknabe für den alternden Pfarrer zu sein.

Der dicke Leib des Gottesdieners spannte sich, der Messdieser sah, dass er langsam ungeduldig wurde.

>>Ich sagte komm her.<<, sagte der Pater nun etwas lauter.

>>Zieh dich aus mein Sohn.<< Die in der Stadt bei den Kirchenmitgliedern bekannte Höflichkeit war nicht mehr zu spüren.

Der Junge atmete schwer und schritt auf den Geistlichen zu, dann griff er an sein T-Shirt und zog es sich über den Kopf. Eine Welle der Angst überkam ihn.

Der Pfarrer starrte auf seine flache Brust, auf dessen Mitte kein Haar spross, dafür aber eine Gänsehaut wuchs.

Er sah wie das Shirt mit den Konterfeis der Beatles zu Boden segelte.

Der dickliche Pfarrer griff nach seiner Schulter.

>>Alles ausziehen.<<, keuchte er.

Der Junge fingerte nervös an seiner Gürtelschnalle und versuchte, sie zu öffnen. Seine Finger rutschten immer wieder ab, obwohl er dieses Spiel schon unzählige Male mitgemacht hatte.

Wie spät mochte es sein?, dachte er und entledigte sich seiner Jeans.

Ein kalter Windhauch streifte seine, nur mit einer Unterhose bekleideten Beine. Er fröstelte.

Ein Windzug wehte durch das kleine Zimmer, ließ einige Gegenstände auf dem schweren Schreibtisch wackeln.

Der junge Messdiener sah, wie ein gerahmtes Bild des Erlösers an der kargen Steinwand anfing, sacht zu schaukeln.

>>Jetzt komm endlich her. Ich habe nicht den ganzen Abend Zeit, die Arbeit ruft.<<, sagte der Pater und griff hart nach der Unterhose des Jungen, zog sie hinunter und schaute gierig auf dessen Inhalt.

Dann kam der immer gleiche Ablauf. Der Pater würde ihn auf den Schreibtisch legen, sich selbst hinter ihn stellen und das tun, weshalb er hier war.

Der Ekel schoss in dem Messdiener hoch, lähmte seinen Verstand. Vielleicht war es besser so, dachte er. Immerhin würde er dann nicht alles mitbekommen.

Er spürte den warmen Leib des Pfarrers hinter sich, roch seinen säuerlichen Atem, der an seinem Genick vorbeistrich.

Er fixierte das Bild von Jesus an der Wand, es wackelte immer noch leicht hin und her. Dann fiel es von der Wand. Der Raum bebte.

Vielleicht ein Erdbeben?, dachte der Junge und hoffte, dass dieses Naturereignis den Vorgang stoppen würde.

Ein Erdbeben in dieser Gegend? Hope Falls hatte noch nie ein Erdbeben erlebt. 1957 hatte er etwas von einem Erdbeben gehört, in einer der Nachbarstädte, aber nicht hier. Das war allerdings zehn Jahre her und bis zu diesem Tage hatte man keine Erschütterung im Boden gespürt.

Doch kam die Erschütterung überhaupt aus dem Boden? Der Junge drehte sich um, schaute in das schweißnasse Gesicht des Paters und las darin so etwas wie Verwunderung. Dennoch begann er mit seinem grausamen Spiel.

Gerade als der Schmerz durch seinen Körper zucken sollte, hielt das Pfarrer inne. Er verharrte und schaute zur Decke.

Dann spürte der Junge wie der Druck an seinem Rücken allmählich wich.

>>Rühr dich nicht mein Sohn.<<, vernahm er die Stimme des Paters hinter sich.

Wie gebannt hielt er den Atem an, lauschte auf das was geschah. Er hörte Rascheln von Kleidung, sicher hatte der Pater seine Soutane wieder angezogen.

Das Öffnen der Tür wurde hörbar, dann war es still in dem kleinen Büro.

Der Pater war in die Kirchenhalle gegangen, wollte sicher sehen, was dort vor sich ging. Rasch griff der junge Messdiener nach seiner Hose und zog sie sich über seine zitternden Beine. Mit wackeligen Schritten durchquerte er das Pfarrbüro, ging langsam auf die einen Spalt breit geöffnete Tür zu und wagte einen Blick hinaus.

Er sah den Pfarrer zwischen den Sitzreihen der schweren Eichenbänke stehen, er schien auf etwas zu starren, auf etwas hinter dem Altar.

Dann hörte der Junge den entsetzlichen Knall.

Das riesige Steinkreuz an der Stirnseite des Kirchenaltars war nach vorn gekippt, hatte den schweren Marmortisch regelrecht gesprengt.

Etwas Dunkles erhob sich.

Der Junge stieß die Tür zu, lehnte sich mit seinem Rücken an die schwere Eichentür und schloss die Augen. Er atmete schnell und sah bereits Sterne vor seinen geschlossenen Lidern tanzen. Dann hörte er die Schreie aus dem Innern der Kirche.

>>Weiche Dämon, weiche der Macht unseres Herrn und Erlösers!<<, hörte er die flehenden Schreie des Pfarrers.

Er traute sich nicht, die Tür erneut zu öffnen, sein Herz klopfte wie wild und er zitterte unartikuliert.

Dann folgte ein weiterer markerschütternder Schrei, der dem Jungen bis in die Seele zu dringen schien. Dumpfe Schläge wurden hörbar, Holz splitterte und Scheiben zerbarsten.

Nach einigen Minuten war es wieder still in der Kirche, auch in dem kleinen Pfarrbüro, in dem der junge Messdiener noch immer mit dem Rücken zur Tür stand.

Er atmete flach und griff nach der Türklinke in seinem Rücken. Dann drehte er sich herum und drückte langsam die Klinke hinab. Die Tür öffnete sich quietschend einen kleinen Spalt breit.

Zuerst wusste er nicht, ob er wirklich ins Innere der Kirche schauen sollte, zu tief saß der Schock über das Gehörte.

Dann jedoch wagte er einen Blick in das Kirchenschiff.

Was der Junge sah, konnte unmöglich sein.

Er blickte in einen völlig zerstörten Raum. Wie er vermutet hatte, waren die Sitzreihen zerborsten und die Scheiben mit den Mosaiken der Heiligen gesplittert.

Er blickte zu der riesigen Steinwand hinter dem zerstörten Altar.

Zuerst dachte er, das Kreuz stünde noch. Dann erinnerte er sich, wie er gesehen hatte, dass es umgefallen war.

Dennoch hing ein Kreuz an der breiten Steinwand.

Mit Grausen erkannte der Junge, woraus es bestand.

Er schrie aus Leibeskräften.

Das rote Kreuz an der Wand hinter dem Altar bestand aus den Überresten von Pater Leonard.

Man hatte seine Knochen, Innereien und sein Blut als Verhöhnung des Erlöserkreuzes verwendet, ein Sakrileg begangen.

Doch wie hatte man seine sterblichen Überreste an die Wand bekommen?

In diesem Moment nahm der junge Messdiener eine Bewegung hinter seinem Rücken wahr.

Er drehte sich ruckartig um und blickte in die Finsternis der Hölle.

Sein Schrei erstarb binnen weniger Sekunden.

KAPITEL 1

(I)

Leila blickte müde aus dem Fenster und gähnte.

Sie hatte bis jetzt sicher über vierhundert Kühe, dreihundert Bauernhöfe und über tausend verschmutzte Feldwege gesehen. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes am Arsch der Welt.

>>Wie weit ist es denn noch?<<, fragte sie müde den Polizisten auf dem Fahrersitz. Wäre das Gitter nicht gewesen, hätte sie ihre Beine auf den Beifahrersitz gelegt.

Der Polizist schwieg, wie die ganze Fahrt schon über.

>>Verbindlichsten Dank.<<, murmelte Leila und wandte den Blick wieder der vorbeiziehenden Landschaft vor dem Fenster zu.

Sie waren sicher schon zwei Stunden unterwegs und ihre Blase machte langsam Ärger.

>>Muss mal pissen.<<, sagte sie trocken und wartete die Reaktion ihres Fahrers ab. Dieser zuckte nur mit den Schultern und fuhr unbeirrt weiter.

>>Mann, ich muss wirklich pissen!<<, protestierte sie lautstark und schlug mit der flachen Hand gegen das Trenngitter des Wagens. Der Polizist drehte sich mit einem ungerührten Gesichtsausdruck zu ihr um und zeigte den Mittelfinger.

>>Fick dich.<<, sagte er und grinste schief. >>Wart´s ab bis wir in Hope Falls sind.<<

Ohne ein weiteres Wort fuhren sie weiter.

Leila rutschte tiefer in ihren Sitz und versuchte, es sich so bequem wie möglich zu machen. Hoffentlich waren sie bald da, dachte sie und presste ihre linke Hand auf ihren Bauch. Sie musste wirklich dringend auf Toilette.

Weitere Bauernhöfe tauchten neben dem Wagen auf und rauschten vorbei.

Leila hatte begonnen, sich über jeden Hof eine Geschichte auszudenken. Meist war sie zu der Ansicht gekommen, in diesem Teil des Landes herrschte Inzest und die Bewohner waren degenerierte Hillbillys. Sicher sprachen sie auch so, wie man das aus den ganzen Horrorfilmen kannte. Kannibalen und tollwütige Psychos.

Sie grinste und zog damit den Blick ihres Bewachers auf sich.

>>Was glotzt du so?<<, fauchte sie. >>Bin keine vom Manson Klan.<< Sie lachte verächtlich.

Der Polizist griff nach dem Knopf des Radios und drehte daran bis er eine Sendung fand, die ihm gefiel.

Herr Jesus unser Erlöser..., dröhnte es aus den falsch abgestimmten Boxen des Autoradios.

Leila grinste noch breiter. Ihre Vermutung wurde von Sekunde zu Sekunde erneut bestätigt.

Gottesfürchtige Hinterwäldler.

Ein Schild tauchte in ihrem Sichtfeld auf.

Hope Falls, 30 Meilen.

>>Siehst du, in 30 Meilen kannst du pissen bis du grün und blau wirst Püppchen.<<, meldete sich ihr Fahrer zu Wort.

Leila beachtete ihn nicht weiter und konzentrierte sich auf die allmählich verschwindende Fahrbahnmarkierung. Sie musste sich ablenken, durfte nicht an die erlösende Toilette denken.

Toilette, unser Herr und Erlöser...

Womit hatte sie eine Behandlung wie diese verdient? Und dann noch dieses Arschloch von Fahrer.

Klar, sie war aus einem guten Grund hier, aber dennoch konnten die sie besser behandeln, oder nicht?

Die Radiosendung war zwar laut, dennoch wurden Leilas Augen schwerer und schwerer. Eine bleierne Müdigkeit ergriff von ihr Besitz. Die junge Frau streckte ihre Arme so gut es ging aus und wälzte sich auf die Seite.

Da die Rückbank, außer ihrer eigenen Tasche mit Kleidung, leer war, konnte sie sich hinlegen und ein wenig schlafen.

Sie griff nach der Tasche und zog sie sich unter den Kopf. Sie war hart, diente allerdings hervorragend als provisorisches Kopfkissen.

Der Polizist drehte das Radio noch lauter, wollte so sicher verhindern, dass Leila einschlief.

Sie dachte noch daran, ihm eine saftige Beleidigung an den Kopf zu werfen, dann war sie jedoch schon eingeschlafen.

Der Traum war so intensiv wie immer.

Alles war schwarz, sie konnte nichts sehen.

Alles brannte lichterloh. Sie hörte die Stimme ihres Vaters.

Leila, hilf mir. Leila, hilf mir.

Die verbrannte Hand ihres Vaters versuchte, nach ihr zu greifen, zwei weiße Augen aus einem völlig verkohlten Schädel starrten sie an.

Dann erwachte sie.

>>Hey Schätzchen, wir sind da!<<, vernahm sie die Stimme des Polizisten vor sich. Leila schreckte hoch und stieß mit dem Kopf an die Decke des Polizeifahrzeuges.

Sie wischte sich über den feuchtglänzenden Mund und rieb sich die Augen.

Der Wagen war zum Stillstand gekommen, offensichtlich vor einem großen Gebäude. Leila streckte den Hals und sah aus dem Fenster. Sie standen vor einem Rathaus, wenn sie sich nicht täuschte.

Hope Falls City Hall stand in goldenen Lettern auf dem Gebäude. Eine Sonnenuhr auf dem Vorplatz warf einen Schatten und zeigte neun Uhr an.

Der Polizist öffnete die Tür und warme Luft drang in das Innere des Wagens.

Leila richtete sich auf und erwartete, dass der Mann ihr die Tür öffnen würde. Stattdessen streckte sich der Polizist und fischte aus dem Inneren seiner Uniform eine Packung Zigaretten. Leila schlug mit ihrer Faust gegen die Scheibe der Hintertür.

>>Lass mich raus man!<<, rief sie wütend.

Der Beamte lächelte kalt, ließ die Packung aufschnappen und entnahm eine Zigarette. Er suchte etwas in seiner Tasche, sicher ein Feuerzeug.

>>Is´ was?<<, fragte er Leila mit gespielter Unschuld.

Mit einem Lächeln nahm er seine Hand wieder aus der Tasche und hielt ein silbernes Zippo hoch.

Er klappte es auf und entzündete die kleine Flamme des Sturmfeuerzeuges, hielt sie dicht unter die Kippe und brachte sie zum Glühen.

>>Ah!<<, stieß er erleichtert aus. Dann ging er um den Wagen herum und schloss die Hintertür langsam auf.

Leila schnappte nach dem Türgriff und stieß diese auf.

Die Sonne und die warme Luft ließen sie schwindeln.

Der Polizist grinste sie an.

>>Willkommen in deiner neuen Heimatstadt. Wollen wir mal für dich hoffen, dass sie in Hope Falls ein Scheißhaus haben...<<

(II)

Pater Lee stand vor dem wuchtigen Spiegel seines Schlafzimmers und kleidete sich an.

Das gekippte Fenster ließ warme Mittagsluft in das stickige Zimmer und füllte es mit Wärme und dem Geruch des Sommers. Lee griff nach dem schwarzen Kollarhemd und schob seinen rechten Arm hinein. Es würde ein warmer und anstrengender Tag werden, das wusste der Geistliche.

Er knöpfte das Hemd bis zum letzten Knopf zu und griff dann nach seinem Kollarreif. Rasch schob er ihn mit vielfach geübtem Griff in die freie Öffnung seines Kragens und strich die Falten des Hemdes vor dem Spiegel glatt.

Ein prüfender letzter Blick ließ keinen Zweifel zu. Er war alt geworden.

Doch er durfte nicht so hart mit sich ins Gericht gehen. Für sein Alter, immerhin war er erst Anfang fünfzig, sah er noch einigermaßen attraktiv aus. Lee kämmte sich seine silbergrauen Haare über den immer kahler werdenden Kopf und zog seine schwarzen Schuhe an.

Eine schlichte Kleidung, mit der er wohl keinen der heute ankommenden Gäste vom Hocker hauen konnte. Doch das war auch nicht Sinn und Zweck seiner Aufmachung.

Er hatte sich für dieses Leben entschieden und es bis zum heutigen Tage nicht bereut. Er diente Gott, dem Allmächtigen. Und das würde sich bis zu seinem Tode nicht ändern.

Lee griff nach seiner ledernen Tasche und ging in die Küche des kleinen Pfarrhauses. Das Mobiliar war alt und geschmacklos, sicher stammte es noch aus der Zeit, in der Hexen verbrannt wurden, dachte er und grinste bei diesem schändlichen Witz. Dennoch stimmte es.

Die dunklen Eichenmöbel raubten einem jeden Morgen die Lust auf ein leckeres Frühstück oder den Wohlgefallen an gutem Wetter. Die Möbel tauchten den Raum selbst bei herrlichstem Sonnenschein in eine triste Stimmung.

Der Geistliche griff nach seiner Kaffeetasse mit dem allmählich kalt werdenden Wachmacher.

Jesus liebt dich stand auf der Tasse, ein Geschenk der Diözese an ihn zu seinem Dienstjubiläum vor fünf Jahren.

Jubiläumsfeier konnte man einen Zettel vom Vorsitzenden des Kirchenrates aus einer fremden Stadt und eine Tasse mit diesem Spruch wohl eher nicht nennen, doch was sollte er erwarten? Eine Party oder ein Festessen mit Bigband und Alkohol?

Die Kirche kochte mit kleiner Flamme. Einen Aufwand für irgendeinen Pater aus Hope Falls konnte man nun wirklich nicht erwarten, immerhin hatte er diese Tasse.

Wenigstens etwas.

Und war nicht stets seine Devise, dass man immer das Beste aus seiner Situation machen sollte?

Er stürzte den Kaffee hinunter und wollte nach seiner Jacke greifen. Doch bei dem Gedanken an Sonnenschein und warme Luft ließ er es bleiben.

Er ging immer zu Fuß. Immerhin hatte er noch genug Zeit und er konnte das schöne Wetter genießen.

Pater Lee ging in den Hausflur und griff nach dem, sich an der Wand befindlichen, Schlüsselbund, dann ging er zur Tür und schloss auf.

Wie erwartet war das Wetter herrlich. Wenn er eine Sache besonders an seinem Beruf liebte, dann die Tatsache, dass er mit dem Pfarrhaus in dieser Gemeinde das große Los gezogen hatte. Auch wenn er sich nicht mit weltlichen Dingen derart beschäftigen sollte, die Lage des Grundstücks war perfekt.

Er wohnte ein wenig abseits der Stadt und wurde beim Verlassen des Hauses mit dem Gewirr von Vogelzwitschern und dem Rascheln der Baumwipfel begrüßt. Außerdem tat die frische Luft hier draußen seiner Gesundheit gut.

Manchmal joggte er hinter seinem Haus auf einem ausgetretenen Weg durch den Wald, vorbei an einem kleinen Bach und unzähligen Wildpflanzen.

Hier konnte er entspannen, die Hektik der Welt einen Augenblick vergessen und die Schönheit der Natur, die Gott geschaffen hatte, genießen.

Lee verschloss die Tür des Pfarrhauses und schlenderte die kleine Straße in die Stadt entlang.

Er würde bei Schwester Joan vorbeischauen, ihr Instruktionen bezüglich der ankommenden Gäste erteilen.

Das Schwesternheim war nicht weit und er freute sich insgeheim, die alten Damen zu besuchen. Meist hatte Schwester Joan für ihre Gäste ihre berühmte Kirschtorte gebacken.

Es würde doch ein wunderbarer Tag werden.

(III)

Sie hatten die alte Scheune als unheiligen Ort erwählt.

Schwarze Kerzen warfen flackerndes Licht auf den mit Stroh und Dreck beschmutzten Boden und tauchten alles in dämmriges Zwielicht.

Die alte Scheune lag weit abseits der kleinen Stadt und war seit Generationen in Besitz unzähliger Bauern oder Feldarbeiter. Man nutzte sie gelegentlich als Vorratsspeicher, als Aufbewahrungsort für die Werkzeuge der Bauern oder als Treffpunkt für Scheunenfeste von örtlichen Jugendlichen.

Doch diese Nacht nutzte man die Scheune für etwas anderes, etwas, das keiner der Anwesenden bisher jemandem erzählt hatte, nicht erzählen durfte.

Man hatte eine stille Übereinkunft getroffen, niemand durfte jemals von dem Plan erzählen, der hier umgesetzt werden sollte.

Die alten Geräte wurden von den Kerzen vergrößert, zumindest schien es so, dabei waren es nur die Schatten, die die Sensen, Forken und allerhand Nutzgeräte um das Doppelte wachsen ließ. Es roch nach Tierkot und verschimmelten Getreideresten.

Man sagte, dass früher einmal Bauern ihren Schwarzgebrannten hier hergestellt und verkauft hatten. Also war der Ort ebenfalls ein Treffpunkt für Illegale und Schmuggler gewesen, ideal für das, was die Männer hier vorhatten.

Der Raum war erfüllt von magischer Energie. Magisch aus dem Grund, da die sechs Herren, die um einen provisorisch zusammengezimmerten Holzschrein standen, ihn mit Bannsprüchen für magisch erklärt hatten.

Die Männer waren in dieser Nacht zum ersten Mal zusammengekommen. Fremd waren sie sich nicht, man kannte sich über Facebook oder Skype, hatte seine Erfahrungen und Ideen bereits seit Monaten ausgetauscht. Doch zusammengekommen, Angesicht zu Angesicht, war man bisher noch nie.

Man blickte sich misstrauisch an, musterte einander mit durchdringenden unsicheren Blicken und versuchte, sein Gegenüber richtig einzuschätzen.

Der hochgewachsene Mann am Kopfende des hölzernen Altars hob die Arme und hielt sie ausgestreckt über seinen Kopf, der mit einer roten Kapuze bedeckt war.

Seine Hände zitterten im Gegensatz zu denen der weiteren Anwesenden nicht und er hatte eine starre Miene aufgesetzt.

Die Männer schätzten ihn auf Mitte vierzig, sein buschiger rotbrauner Vollbart ließ eine genauere Bestimmung des Alters jedoch nicht zu. Er war sehr groß und hatte einen massigen Körper, der allerdings eine perfekte Symbiose aus Muskeln und Fett war. Er wirkte bullig und einschüchternd und niemand wollte ihn nachts allein in einer dunklen Gasse antreffen.

Die kalten Augen des Mannes leuchteten diabolisch als er auf seine Gefolgschaft schaute.

Ein junger Mann Anfang zwanzig schaute als Einziger zu Boden, in sein von Akne gesprenkeltes Gesicht stand Unsicherheit und Angst geschrieben. Er atmete schwer ein und aus und hob den Blick nicht einmal als der Anführer, der große Mann mit Vollbart, seine Rede vortrug.

>>Meine Herren.<<, begann er theatralisch. >>Wir sind heute Abend aus einem bestimmten Anlass zusammengekommen. Ein jeder von Ihnen weiß, weshalb er hier ist.<<

Bei diesen Worten zuckte der junge Mann zusammen und hob den Blick. Niemand beachtete seine Reaktion. Die anderen Männer schauten gebannt zu dem Ende des Altars, fixierten den Sprecher, als hinge ihr Leben davon ab.

Der junge Mann erkannte ihre Gesichter kaum, sie waren ebenso wie das Gesicht des Anführers unter roten Kapuzen halb verborgen. Doch die Gesichter durften ihn nicht interessieren, er wusste weshalb er hier war.

>>Wir haben uns bisher noch nicht vorgestellt und ich möchte, dass dies auch so bleibt. Unsere Absicht ist streng vertraulich, also sollte niemand wissen, mit wem er hier zusammenkommt. Doch lassen Sie mich eines sagen. Nennen Sie mich Henoch.<<

Ein Raunen ging durch die kleine Gruppe. Sich einen solchen Namen anzueignen, bedurfte Mut und Wahnsinn.

Die Männer sahen, wie Henoch nach einem Kelch griff und diesen auf den hölzernen Altar stellte.

Er war pechschwarz und selbst die Kerzen vermochten es nicht, eine Reflexion hervorzurufen.

Der junge Mann sah, dass der Kelch leer sein musste, an dessen Oberfläche schimmerte keine Flüssigkeit.

Henoch hob den Kelch demonstrativ nach oben und begann, eine Formel zu verlautbaren.

>>Bark ar utra, temp et nostrac. Phul al hastrate.<<

Die Männer sahen gebannt zu, wie die Kerzen in dem Raum erloschen, erst eine, dann allesamt. Es war nun finster in der Scheune und keiner der Anwesenden sagte etwas.

Ein heiseres Atmen erklang zu der rechten Seite der kleinen Gruppe. Niemand wagte es, zu sprechen, keiner rührte sich oder sagte auch nur ein Sterbenswort.

Dann erschien die widerliche Fratze auf dem Gesicht des Mannes, der sich selbst Henoch nannte.

Das Gesicht tauchte den Raum urplötzlich in ein grünlich phosphoreszierendes Licht.

Die Anwesenden rissen ihre Arme nach oben und preisten die Ankunft des Dämons. Das Wesen lachte schauderhaft und blickte um sich.

>>Ihr habt mich gerufen?<<, erscholl die unheimliche Stimme, die nicht von dieser Welt zu stammen schien.

>>Was ist euer Begehr? Sprecht mit mir durch den Körper meines höchsten Dieners.<<

Damit zeigte die noch immer menschliche Hand des Anführers auf seine eigene Brust und dann in die kleine Runde.

Ein Mann trat zitternd aus der kleinen Menschentraube und begann zu sprechen.

>>Wer bist du? Wen haben wir beschworen? Und was kannst du für uns tun? Unsterblichkeit?<< Er redete ohne Luft zu holen und sehr schnell.

Das Wesen lachte laut auf und griff dann nach dem Kelch, der noch immer vor ihm auf dem Altar stand.

>>Ich werde euch dienen, so wie ihr mir dient. Doch zuvor brauche ich Blut. Bringt es mir, das Blut einer Jungfrau und ich werde euch reichlich belohnen...<<

Der Kelch glitt aus der Hand des Wesens und rollte von dem Altar auf den staubigen Untergrund der Scheune.

Urplötzlich schwand das grünliche Licht wieder absoluter Schwärze, die den Raum sofort erfüllte. Die Männer stöhnten erschrocken.

Dann bemerkten sie, wie sich etwas regte.

Sie schwitzten unter ihren schweren Roben und die Ersten begannen zu dehydrieren.

Mit einem Windstoß, der durch die Scheune fuhr, entzündeten sich die Kerzen erneut und spendeten endlich wieder Licht.

Die Männer blickten zu dem hölzernen Altar, stierten auf den am Boden liegenden Henoch.

Der junge Mann traute sich als Erster den Bewusstlosen zu wecken.

>>Wachen Sie auf.<<, stammelte er und rüttelte an der Schulter des Mannes. Mit einem Stöhnen öffnete dieser die Augen und starrte den jungen Mann an.

>>Wer bist du?<<, fragte er entsetzt und richtete sich auf. >>Wo bin ich?<< Er schüttelte sich und schaute sich wild um.

Der junge Mann beugte sich tiefer hinab und schaute dem Anführer ins Gesicht.

>>Sie haben da noch etwas Latex.<<, flüsterte er und grinste schief. Der Mann, der sich Henoch nannte, stand langsam auf und hob die Arme.

>>Meine Herrschaften, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass die Beschwörung hiermit vorbei ist. Ich hoffe, Sie haben gesehen, was Sie zu sehen gehofft haben. Ich werde mich wieder mit Ihnen in Verbindung setzen. Doch nun brauche ich meine Ruhe...<<

Die Männer gingen auf den Anführer zu und bedankten sich. Dann verließen sie die Scheune und traten in den hellen Schein der Mittagssonne.

>>Man, was für eine gequirlte Scheiße!<<, spottete der junge Mann, als er zu der Scheune zurückkehrte, in der Henoch die Kerzen einsammelte.

>>Denken Sie, das kauft Ihnen jemand ab?<<

Der stämmige Mann drehte sich um und wischte sich gerade mit einem Stofftaschentuch über das gerötete Gesicht.

>>Was soll mir jemand abkaufen?<<, fragte er gespielt überrascht und schaute den jungen Mann an.

Der ging weiter in die Scheune und griff nach einem Kabelstrang. Beherzt zog er daran und beförderte einen Beamer zutage, der krachend auf den Boden fiel.

>>Verdammte Scheiße, hey!<<, schrie der große Mann und ging auf den zerschellten Beamer zu. >>Das Ding war nicht billig.<<

>>Genauso wenig wie das Geld, das wir Ihnen gezahlt haben, man. Henoch, das ich nicht lache! Das hier ist alles Beschiss wie es im Buche steht. Ich wette, Sie wissen nicht einmal, wie man einen echten Dämon beschwört!<<

Er durchschritt den Raum und griff hinter den Altar.

>>Echt originell, ne Latexmaske. Sicher hat der Beamer das Übrige getan. Und wissen Sie was? Diese Kerzen sind mit Gas gefüllt, wenn man auf irgendeinen Knopf drückt, entzünden die sich von allein, oder?<<

Der große Mann blickte von dem Haufen Elektronik auf und schaute in das Gesicht des jungen Mannes.

>>Gut, ok. Sie haben mich durchschaut. Und nun? Wollen Sie mich verklagen? Immerhin wären Sie sogar bereit gewesen, Menschenblut mitzubringen, falls es denn nötig gewesen wäre. Ich kann Ihnen den Chatverlauf gern zeigen, Paul.<<

Der junge Mann schaute ihn mit großen Augen an.

>>Woher kennen Sie meinen richtigen Namen? Ich dachte, der Chat sei anonym?<<

Der Mann lachte und schüttelte den Kopf.

>>Heutzutage ist nichts mehr anonym, Jungchen.<<

>>Nennen Sie mich nicht Jungchen, Alter. Wie heißen Sie überhaupt? Sicher sowas wie Harry oder Herbert.<<

Der Mann schüttelte den Kopf, entblößte eine Reihe weißer Zähne und sprach.

>>Was willst du?<<, fragte er stattdessen.

Paul Fincher grinste.

>>Ich habe eine Idee, eine, die Ihre Amateursatanisten nicht mal im Traum herausfinden würden.<<

Der große Mann legte den Kopf schief.

>>Und die wäre?<<

Paul wartete einige Sekunden ab und lächelte erneut.

>>Ich will einen echten Dämon beschwören und ich weiß auch, wo wir einen finden.<<

(IV)

Leila hätte nie im Leben damit gerechnet dass es einmal so herrlich sein würde eine Toilette aufsuchen zu dürfen.

Der widerliche Polizist hatte ihr endlich erlaubt pinkeln zu gehen. Leila war wie wild in das Rathaus gestürmt, sicher, dass ihr Bewacher folgen würde. Doch er hatte nur vor der Toilettentür Stellung bezogen und schien zu warten.

Leila hockte sich auf die Klobrille und atmete erleichtert durch. Die Fahrt war ihr endlos vorgekommen, stets dachte sie, man führe sie zu ihrer eigenen Hinrichtung.

Doch eigentlich war diese Aktion auch so etwas wie ihr Tod.

Monatelange gemeinnützige Arbeit in diesem Kaff, einfach eine grauenvolle Vorstellung. Leila griff mit der rechten Hand nach der Klopapierrolle und säuberte sich. Dann zog sie ihren Minirock wieder an die richtige Stelle und öffnete die Kabinentür.

Das WC war weiß gekachelt und makellos rein.

Kein Wunder, sicher hatte man hier eine Putzfrau und die freute sich bestimmt, eine Beschäftigung in diesem Kaff zu haben.

Leila beugte sich über die weiße Emaille des Waschbeckens und schaute in den breiten Spiegel.

Sie sah gut aus, keine Frage. Dennoch wirkte sie müde und abgespannt, die letzten Ereignisse hatten an ihr gezehrt.

Die Verhaftung, der Gerichtstermin, das Aufbrummen dieser Arbeit, all dies hatte sie viel Kraft gekostet.

Sie wusch sich die Hände, trocknete sie ab und strich durch ihr seidig blondes Haar. Ihr Lidstrich war beinahe nicht mehr zu erkennen und Schminke hatte sie in ihrer Tasche.

War die Tasche eigentlich noch in dem Polizeiwagen?

Leila wandte sich wieder zu der Tür und drückte die Klinke.

Beiläufig nahm sie die Bewegung des Polizisten neben sich wahr, der an der gelblichen Wand neben der Tür lehnte.

>>Endlich fertig, wie?<<, fragte er mit unverhohlenem Zynismus.

Leila beachtete ihn nicht und ging durch den langen Gang des riesigen Rathauses. Für ein Kaff wie dieses, war das Rathaus gerade zu überprädestiniert. Das Gebäude wirkte, als sei es für eine größere Stadt gebaut worden, war prunkvoll eingerichtet und besaß zahlreiche, im Gang abzweigende Zimmer.

>>Nicht so schnell Kleine.<<, sagte der Polizist hinter ihrem Rücken. >>Wir wollen zum Bürgermeister, nicht zum Wagen.<<

Leila hatte nicht daran gedacht, suchte fieberhaft den Ausweg und wusste auf einmal wieder, warum sie überhaupt hier war. Sie hatten einen Termin mit dem Bürgermeister. Den Namen hatte sie vergessen, immerhin lagen Stunden zwischen dem Gespräch im Polizeifahrzeug am Morgen.

Sie drehte sich um und streckte ihren Arm aus.

>>Gut. Dann gehen Sie vor.<<

Der Polizist wich ihr aus und ging zielsicher auf eine silbern eingefasste Tafel zu. Zahlreiche Namen waren darauf gedruckt, unter anderem auch das Zimmer des Bürgermeisters und dessen Sitz im Gebäude.

Der Polizist glitt mit seinem Finger über die Tafel, bis er die gewünschte Auskunft hatte. Dann nickte er in Leilas Richtung und bedeutete ihr ihm zu folgen.

>>Zimmer 14.<<, sagte er knapp und nahm die erste Biegung in dem Gebäude. Sie liefen durch einen langen Gang, an dessen Wänden zahlreiche Bilder von anscheinend wichtigen Politikern hingen.

Leila studierte beim Vorrübergehen einige der Bildnisse. Meist waren darauf Männer abgebildet, sie starrten reglos auf den Betrachter hinab.

Wichtigtuer