10 Dinge, die bei Gefühlsstürmen deines Kindes sicher helfen - Danijela Klich - E-Book

10 Dinge, die bei Gefühlsstürmen deines Kindes sicher helfen E-Book

Danijela Klich

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Beschreibung

• Gefühlsstürme begleiten: Die 10 wirkungsvollsten Impulse, um mit Gefühlsausbrüchen gut umzugehen und als Familie gemeinsam zu wachsen • Liebevoll und klar: So gehst du mit Wut, Aggression, Trauer, Frust oder auch übergroßer Freude deines Kindes um, ohne dabei an deine Grenzen zu kommen Wut, Aggression, Trauer, Frust und übergroße Freude begleiten Kennst du das? Wenn dein Kind weint und tobt und Worte nicht mehr bei ihm ankommen, bist du mit deinem Latein irgendwann am Ende. Welche Strategie hilft jetzt? Wie kannst du dein Kind dabei unterstützen, seine Gefühle zu regulieren? Die Pädagogin Danijela Klich erklärt dir, was Kinder brauchen, wenn sie von ihren Emotionen überrollt werden. Mithilfe ihres Buches machst du dich auf den Weg, dein Kind „mit Herz und Hirn“ zu begleiten. Eine Kindheit mit Herz und Hirn zu ermöglichen, bedeutet, dein Kind einfühlsam und liebevoll und gleichzeitig mit Klarheit und Verständnis für die kindliche Entwicklung zu begleiten. Eine Kindheit „mit Herz“ bedeutet, dass du gemeinsam mit deinem Kind durch seine Gefühlsstürme gehst, und zwar mit Wertschätzung und auf Augenhöhe. Du versuchst, dich in dein Kind hineinzuversetzen, und begegnest ihm mit Gleichwürdigkeit. Gleichzeitig kümmerst du dich um deine eigenen Gefühle und Gedanken, die während eines Gefühlssturms hochkommen. Es bedeutet, dass du neue Wege gehst, dich von alten Glaubenssätzen löst und deine Entscheidungen bewusst triffst. Dein Kind „mit Hirn“ zu begleiten, bedeutet, dass du auf Wissen zurückgreifst, das auf Ergebnissen jahrzehntelanger Forschungen aus den Bereichen der Bindungsforschung, Neurowissenschaften und Entwicklungspsychologie basiert. In Momenten, in denen es dir schwerfällt, Mitgefühl für dein Kind zu empfinden, hilft es dir, „mit Hirn“ auf das Verhalten deines Kindes zu blicken. So kannst du verstehen, was im Gehirn deines Kindes gerade vor sich geht und kommst leichter wieder in das Gefühl von Milde. Diese 10 Dinge erwarten dich im Buch: 1. Dein Kind braucht dich im Gefühlssturm 2. Zu viel reden bringt jetzt nichts 3. Gefühlsstürme brauchen Mitgefühl 4. Dein Kind hat ein Recht auf seine Gefühle 5. Gefühle wollen ausgesprochen werden 6. Dein Kind manipuliert dich nicht 7. Bei Gefühlsstürmen gibt es kein „Normal“ 8. Dein Kind lernt durch dein Vorbild 9. Geh mit deinem Kind auf Augenhöhe 10. Dein Kind ist nicht verantwortlich für deine Gefühle

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Seitenzahl: 258

Veröffentlichungsjahr: 2025

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INHALT

Vorwort

So hilft dir dieses Buch

1 Dein Kind braucht dich im Gefühlssturm

Gefühle zu begleiten, macht dein Kind stark

Das Begleiten von Gefühlen ist nicht leicht

Aber-Gelaber

Das Wichtigste in Kürze

2 Zu viel reden bringt jetzt nichts

Warum deine Worte nicht ankommen können

Beim Reden ist Timing alles

Aber-Gelaber

Das Wichtigste in Kürze

3 Gefühlsstürme brauchen Mitgefühl

Warum Mitgefühl den Unterschied macht

Die drei Elemente des Mitgefühls

Schenke echtes Mitgefühl

Aber-Gelaber

Das Wichtigste in Kürze

4 Dein Kind hat ein Recht auf seine Gefühle

Warum Gefühle gefühlt werden wollen

Gefühle kommen zu Besuch

Aber-Gelaber

Das Wichtigste in Kürze

5 Gefühle wollen ausgesprochen werden

Darum ist es wichtig, über Gefühle zu sprechen

Ihr lernt eine neue Sprache

So kannst du mit deinem Kind über Gefühle sprechen

Aber-Gelaber

Das Wichtigste in Kürze

6 Dein Kind manipuliert dich nicht

Gefühlsausbrüche machen Kindern keinen Spaß

Das steckt hinter dem Verhalten deines Kindes

Aber-Gelaber

Das Wichtigste in Kürze

7 Bei Gefühlsstürmen gibt es kein „Normal“

Jedes Kind fühlt individuell

Auch dich gibt es nur einmal

Aber-Gelaber

Das Wichtigste in Kürze

8 Dein Kind lernt durch dein Vorbild

Darum brauchst du dein Kind nicht zu erziehen

Fülle deine Worte mit Inhalt

Aber-Gelaber

Das Wichtigste in Kürze

9 Geh mit deinem Kind auf Augenhöhe

Menschen wollen mit Würde behandelt werden

Menschen wollen kooperieren

Menschen brauchen Grenzen

Aber-Gelaber

Das Wichtigste in Kürze

10 Dein Kind ist nicht verantwortlich für deine Gefühle

Weite deinen Blick

Übernimm die Verantwortung für deine Gefühle

Wie es dir gelingt, die Verantwortung zu übernehmen

Wie du dich entschuldigen kannst

Aber-Gelaber

Das Wichtigste in Kürze

Du schaffst das

Danksagung

Literatur

Quellen

Empfehlungen für Kinderbücher

VORWORT

Hallo, du wundervoller Mensch, so schön, dass du da bist! Wenn du dieses Buch in Händen hältst, dann begleitest auch du ein Kind beim Heranwachsen – sei es als Elternteil, als Großelternteil oder andere Bezugsperson. Und vermutlich greifst du zu diesem Buch, weil du mindestens einmal erlebt hast, wie intensiv ein Kind seine Gefühle ausleben und wie herausfordernd sich das Begleiten anfühlen kann. In einem Alltag mit Kindern kommt man nicht um große Emotionen herum. Manchmal ist es ganz schön erstaunlich, wie mächtig, überwältigend und überfordernd so ein kindlicher Emotionsausbruch sein kann – nicht nur für dein Kind.

Bestimmt hast du bisher versucht, dein schluchzendes, weinendes, tobendes oder um sich schlagendes Kind zu trösten oder ihm deine Sichtweise zu erklären, und hast dabei festgestellt, dass du mit deinem Latein ans Ende kamst. Diese intensiven Gefühlsmomente von Kindern beschreibe ich gern als Gefühlsstürme.

Ein solcher Gefühlssturm muss nicht immer laut, tosend und besonders stürmisch sein. Bei manchen Kindern tobt dieser Sturm eher im Inneren, und nach außen hin wird davon nur ein leises Schluchzen geäußert. Doch ganz gleich, auf welche Art und Weise dein Kind seine Gefühle kommuniziert, wichtig ist, dass jede Form von Gefühlssturm immer ein Zeichen von Not ist und dein Kind deine liebevolle und einfühlsame Unterstützung braucht, um aus diesem Gefühlssturm herauszufinden.

Möglicherweise versprichst du dir mit diesem Buch ein Patentrezept, das dir dabei helfen soll, dass diese Gefühlsstürme seltener auftreten, schneller vorübergehen oder, noch besser, erst gar nicht mehr auftreten. Ich bin ehrlich, auch ich habe nach diesem Patentrezept gesucht. Damit kann ich dir jedoch nicht dienen. Ich habe jedoch etwas viel Besseres für dich:

Durch das Begleiten der Gefühlsstürme deines Kindes schenkst du ihm nicht nur jetzt das, was es braucht, sondern wappnest es mit Strategien und einem gesunden Selbstvertrauen, um zu einem erwachsenen Menschen heranzuwachsen, der auch in Zukunft seine Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen und selbstbewusst kommunizieren kann.

Als enge Bezugsperson deines Kindes hast du maßgeblich in der Hand, welche Strategien es erlernt, um seine Gefühle zu regulieren. Die Sätze, die du deinem Kind während seinen Gefühlsstürmen mitgibst, werden die Sätze oder auch Glaubenssätze, die das Kind für sein Leben mitnimmt. Unser seelisches Wohlbefinden wird maßgeblich davon beeinflusst, wie wir Menschen mit unseren Emotionen umgehen. Wie du dein Kind also durch seine Gefühlsstürme begleitest, kann eine große Auswirkung auf sein Wohlbefinden haben – sowohl während seiner Kindheit als auch in der Zukunft.

Als zweifache Mama von Kindern mit einem sehr engen Abstand weiß ich, wovon ich rede, wenn ich sage: Gefühlsstürme begleiten ist alles andere als einfach. Ich habe mich selbst regelmäßig in die Gefühlsstürme meiner Kinder hineinziehen lassen, nur, um am Ende mindestens genau so erschöpft und selbst weinend mit meinem Kind auf dem Boden zu sitzen.

Ich habe mit vielen Menschen über dieses Phänomen gesprochen, dass das Begleiten kindlicher Gefühle für manche Elternteile anstrengender ist als für andere. Dabei habe ich auch mit vermeintlichen Expertinnen gesprochen, die mit erhobenem Zeigefinger und vorwurfsvollem Ton mahnten, wie wichtig es sei, selbst reguliert zu sein, auf keinen Fall zu viel zu trösten und nicht gleich auf jedes Weinen zu reagieren.

Diese Aussagen haben bei mir vor allem für zwei Dinge gesorgt: Druck und Scham. Keines davon ist hilfreich für einen Veränderungsprozess. Deswegen schreibe ich dieses Buch, das ich gern selbst schon ganz zu Beginn meiner Mutterschaft gelesen hätte. Ich weiß, wie herausfordernd es sein kann, sich nicht in den Strudel aus Gefühlen mitreißen zu lassen. Ich weiß auch, wie laut meine innere Kritikerin zu mir sprechen kann und wie verletzend ihre Worte manchmal sind.

Dieses Buch ist kein erhobener Zeigefinger. Dieses Buch ist eine Umarmung voller Mitgefühl, wenn du das denn möchtest. Du kannst dir das Buch auch als eine Hand vorstellen, die ich dir reiche, um dich auf deinen neuen Weg zu begleiten. Oder ich gehe einfach ein Stück an deiner Seite, ohne Umarmung, ohne Hand – ganz wie du das möchtest. Jedenfalls stehe ich an deiner Seite, weil ich weiß, wie einsam und kräftezehrend es sich anfühlen kann, Kinder tagtäglich zu begleiten und dabei auch noch das Gefühl zu haben, nicht zu wissen, wie das überhaupt geht.

Aus meiner Tätigkeit als Referentin für Eltern und Pädagoginnen sowie als Familienbegleiterin kann ich dir auch sagen: Du bist nicht allein mit diesem Thema. So wie dir geht es vielen Eltern. Täglich verzweifeln Eltern dabei, ihr Kind liebevoll und geduldig durch Gefühlsstürme zu begleiten.

Wenn du also auch endlich wissen möchtest, was in aller Welt deinem Kind während eines Gefühlssturms helfen kann, dann bist du hier genau richtig. Nicht, weil ich dir zeige, wo sich der Aus-Knopf für die Gefühlsstürme deines Kindes befindet, sondern, weil ich dir zeige, wie du dein Kind so einfühlsam begleiten kannst, dass ihr beide daran wachsen könnt.

SO HILFT DIR DIESES BUCH

Wärst du gerne Kind mit dir als Elternteil?

Diese Frage für sich selbst zu beantworten, kann an manchen Tagen ganz schön schmerzhaft sein. Ein glückliches und zufriedenes Kind, das sich unseren Erwartungen entsprechend verhält, liebevoll, einfühlsam und wertschätzend zu begleiten, fällt uns Erwachsenen in der Regel leicht. Wer Kinder beim Heranwachsen begleitet, wird jedoch mit einer großen Bandbreite an Gefühlen konfrontiert. Quietschendes Kinderlachen, strahlende Augen oder glucksendes Kichern wechseln sich regelmäßig ab mit tränenüberströmten Wangen, lauten Nein-Rufen, stampfenden Beinen und ohrenbetäubendem Schreien. Kinder kommen mit einem All-Inclusive-Paket an Gefühlsstürmen – von sanfter Brise mit Sonnenschein bis hin zu lautem Gewitter mit meterhohen Wellen.

Diese kindlichen Gefühlsstürme können so unbeschreiblich überwältigend sein – für das Kind und für die Erwachsenen. Du kannst dich noch so gut informieren vor deiner Elternschaft und glauben, dass du weißt, wie es wird, ein Kind zu begleiten. Doch die pure Realität, wie es sich anfühlt, wenn du plötzlich Dinge sagst, die du nie sagen wolltest, wie erschöpft du dich fühlst, wie orientierungslos, wenn dir alles über den Kopf wächst, all das weißt du erst wirklich, wenn du es erlebst.

Das All-Inclusive-Paket des Elternseins beinhaltet übrigens auch all die Ratschläge, die Eltern häufig ungefragt bekommen. Von „Da muss das Kind jetzt durch“ über „Schreien stärkt die Lungen“ bis hin zu „Sonst lernt das Kind es nie“ sind einige Aussagen dabei, die vieles tun, jedoch nicht, Kinder in ihrem Selbstwert und ihrer Verarbeitung von Gefühlen zu stärken.

Womöglich hast auch du bereits mindestens einen dieser Sätze gehört oder selbst gesagt. All diese Überzeugungen, dass Kinder abgehärtet werden sollten, dass man sie nicht zu sehr verwöhnen sollte, stammen aus anderen Zeiten. Das bedeutet nicht, dass die Eltern ihre Kinder früher gerne so begleitet haben. Selbst wenn manche Eltern oder Großeltern ihre Kinder gern friedvoller begleitet hätten, wussten viele gar nicht, wie es anders gehen soll. Wir dürfen uns also freimachen von all diesen alten Weisheiten und einen neuen Weg einschlagen.

Mithilfe dieses Buches machst du dich auf den Weg, dein Kind „mit Herz und Hirn“ zu begleiten. Eine Kindheit mit Herz und Hirn zu ermöglichen, bedeutet, dein Kind einfühlsam und liebevoll und gleichzeitig mit Klarheit und Verständnis für die kindliche Entwicklung zu begleiten.

Eine Kindheit „mit Herz“ bedeutet, dass du gemeinsam mit deinem Kind durch seine Gefühlsstürme gehst, und zwar mit Wertschätzung und auf Augenhöhe. Du versuchst, dich in dein Kind hineinzuversetzen, und begegnest ihm mit Gleichwürdigkeit. Gleichzeitig kümmerst du dich um deine eigenen Gefühle und Gedanken, die während eines Gefühlssturms hochkommen. Es bedeutet, dass du neue Wege gehst, dich von alten Glaubenssätzen löst und deine Entscheidungen bewusst triffst. Damit setzt du den Grundstein für das Gefühl bedingungsloser Liebe, von dem dein Kind ein Leben lang zehren kann.

Dein Kind „mit Hirn“ zu begleiten, bedeutet, dass du auf Wissen zurückgreifst, das auf Ergebnissen jahrzehntelanger Forschungen aus den Bereichen der Bindungsforschung, Neurowissenschaften und Entwicklungspsychologie basiert. In Momenten, in denen es dir schwerfällt, Mitgefühl für dein Kind zu empfinden, hilft es dir, „mit Hirn“ auf das Verhalten deines Kindes zu blicken. So kannst du verstehen, was im Gehirn deines Kindes gerade vor sich geht. Wenn du weißt, was dein Kind gerade durchmacht und was aus rein wissenschaftlicher Perspektive deinem Kind helfen kann, kannst du bewusster handeln und kommst leichter wieder in das Gefühl von Milde.

Mithilfe dieses Buches wird es dir möglich sein, eine Haltung einzunehmen, die es dir ermöglicht, deinem Kind auf Augenhöhe zu begegnen. Aus diesem Grund wirst du in diesem Buch auch nicht von Trotzanfällen, Genöle, Getue oder Gemeckere lesen. Der Grund hierfür ist ganz einfach: Deine Haltung deinem Kind gegenüber beginnt, noch bevor du ein Wort gesprochen hast. Deine Haltung beginnt im Kopf. Wenn du davon ausgehst, dass das Verhalten deines Kindes ein Zeichen von Trotz ist, dann wirst du dich selbst auch dementsprechend anders verhalten, als wenn du beispielsweise weißt, dass das Verhalten deines Kindes ein emotionaler Hilferuf ist.

Du findest im Buch lila-farbene Kästen mit der Überschrift „Stell dir mal vor“. Sie schildern Situationen, die dich zum Perspektivwechsel anregen sollen. Wenn wir uns vorstellen, wie wir uns an der Stelle unseres Kindes fühlen würden, scheinen manche Verhaltensweisen gar nicht mehr so logisch, wie wir das möglicherweise bisher dachten.

Textpassagen in lila Schrift geben Beispiele für Situationen, die du vielleicht so oder ähnlich schon selbst erlebt hast.

In den mit Punkt am Kasten markierten „Exkursen“ erläutere ich Begriffe aus der Psychologie, Neurologie und Emotionsforschung.

In den Abschnitten „Aber-Gelaber“ findest du jeweils am Ende eines Kapitels die häufigsten Aussagen und Bedenken, die Eltern und andere Bezugspersonen haben, wenn es darum geht, Kinder zugewandt und friedvoll zu begleiten. Sie können dir helfen, deine eigenen „Abers“ zu überdenken, und dir gleichzeitig eine gute Argumentationsgrundlage bieten, um mit kritischen Rückmeldungen umzugehen.

„Das Wichtigste in Kürze“

fasst die Aussagen der vorausgegangenen Kapitel jeweils noch einmal prägnant zusammen.

Dieses Buch wird dir nicht dazu verhelfen, ein „braves“ und „liebes“ Kind zu erziehen, das aufhört zu weinen, weil es gern eine zweite Kugel Eis hätte. Du wirst hier auch nicht herausfinden, wie du es schaffst, dass dein Kind keinen „Aufstand“ macht, wenn du die Schlafenszeit ankündigst.

Dieses Buch verhilft dir zu viel langfristigeren Zielen und Wünschen, die du für dein Kind hast. Mit diesem Buch bekommst du all das mit, was du an Wissen brauchst, um dein Kind zu einer selbstbewussten erwachsenen Person zu begleiten. Du wirst verstehen, womit du den „Rucksack fürs Leben“ für dein Kind füllen kannst, sodass dein Kind langfristig gesunde Beziehungen führen und tiefgründige Freundschaften schließen kann. Wenn dein Wunsch ist, deinem Kind ein erfülltes Leben voller Zuversicht, Rücksichtnahme und einem positiven Selbstwert zu ermöglichen, dann freue ich mich, dich auf diesem Weg zu begleiten.

1 DEIN KIND BRAUCHT DICH IM GEFÜHLSSTURM

Dein Kind kommt, wenn es in einem Gefühlssturm gefangen ist, in der Regel nicht alleine heraus. Hierfür braucht es deine liebevolle, mitfühlende und einfühlsame Begleitung. Die wenigsten von uns haben vorgelebt bekommen, wie diese Art von Begleitung aussehen kann. Und so stehst auch du vermutlich vor der Frage, was dein Kind während eines Gefühlssturms konkret von dir braucht und wie du es unterstützen kannst.

Du siehst, wie dein Kind in einem Gefühlssturm gefangen ist. Du versuchst zu trösten, Tränen zu trocknen, bietest Ablenkungen an, erklärst deine Sichtweise. Du versuchst sogar, dich in dein Kind hineinzuversetzen und Mitgefühl zu schenken: „Ich weiß, du wolltest den Knopf des Aufzugs zuerst drücken, aber jetzt habe ich es eben schon gemacht.“

Du merkst, wie deine Worte nicht ankommen, wie deine Erklärungen ins Nichts verlaufen oder die Emotionen sogar verstärken, und langsam macht sich da ein Gefühl von Verzweiflung breit. Irgendwann resignierst du möglicherweise sogar und denkst dir: „Dann halt nicht.“ Wenn dein Kind deine Hilfe annehmen würde, würdest du ihm ja gern helfen, aber dein Kind scheint sich aktiv dagegen zu wehren. Kommt dir das bekannt vor?

Dann geht es dir wie vielen anderen Eltern auch. Natürlich möchtest du deinem Kind aus seinem Gefühlssturm helfen. Tatsächlich kommt ein Kind aus seinem Gefühlssturm auch nur durch das einfühlsame und zugewandte Begleiten einer Vertrauensperson wieder heraus. Damit du deinem Kind jedoch als eine Art Leuchtturm den Weg aus diesem Sturm herausleuchten kannst, ist es äußerst hilfreich, zu wissen, wann dein Kind bereit ist, dein Leuchten zu empfangen und was es dann braucht.

Gefühle zu begleiten, macht dein Kind stark

Menschen haben Gefühle. Gefühle haben seit jeher unser Überleben gesichert. Sie schützen und warnen uns und teilen uns mit, wovon wir mehr oder weniger brauchen. Gefühle können also äußerst hilfreich sein, wenn wir sie fühlen und uns bewusst mit ihnen auseinandersetzen.

Wenn du als Elternteil die Wut deines Kindes begleitest, weil es nicht die Klobürste als Haarbürste verwenden darf, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass du nicht freudestrahlend die Emotion deines Kindes empfängst und dir denkst: „Ach, wie schön und hilfreich ist diese Emotion meines Kindes gerade. Wie wundervoll, dass mein Kind genau weiß, was es will.“ Vielmehr wirst du selbst verzweifelt, hilflos oder wütend neben deinem Kind stehen und dich fragen, was in aller Welt ihm jetzt helfen kann.

Wenn Kinder sich auf den Boden werfen, wenn sie schreien, toben, kicken, Dinge durch die Gegend werfen oder leise, aber verzweifelt schluchzen, wenn sie mit den Fäusten auf den Boden hauen und kein Wort der Welt zu helfen scheint, dann sind diese Kinder in ihrem Gefühlsturm gefangen.

Gefühlsstürme sind Momente, in denen Kinder überrollt werden von den Wellen an Gefühlen und Gedanken, die unkontrolliert über sie schwappen. Es ist, als würden sie verschluckt werden von der riesigen Gefühlswelle. Das kindliche Gehirn befindet sich im Not-Modus: Kampf oder Flucht.

Als Elternteil oder als Bezugsperson eines Kindes ist es natürlich dein Anliegen, dem Kind aus diesem Sturm herauszuhelfen, schnellstmöglich und unbeschadet. Gleichzeitig hast du vermutlich den Wunsch, dass dein Kind langfristig lernt, sich selbst zu regulieren.

Gefühle und Druck harmonieren nicht gut miteinander.

Ich kann dir versprechen: Dein Kind wird lernen, sich selbst zu regulieren, Strategien anzuwenden, um seinen Gefühlen Raum zu geben, ohne dass andere Menschen zu Schaden kommen. Gleichzeitig kann ich dir auch versprechen, dass dies ein Lernprozess ist, der nicht dadurch beschleunigt wird, indem du dein Kind unter Druck setzt oder es bestrafst, wenn es in einem Gefühlssturm gefangen ist.

Du machst einen Unterschied

Dein Kind kommt ohne deine Unterstützung nicht allein aus seinem Gefühlssturm: Wenn ein Mensch aufgebracht ist, ist das autonome Nervensystem aktiv. Dadurch verändern sich Puls, Atmung, Blutdruck und die körperliche Erregung. Ein erwachsener Mensch kann sich theoretisch selbst regulieren, beispielsweise durch Atmung oder körperliche Aktivität. Ein Kind ist hierzu nicht in der Lage. Es ist auf die Unterstützung durch seine Bezugsperson angewiesen. Für Kinder macht es einen Unterschied, ob sie alleine durch einen Gefühlssturm müssen, oder ob sie in liebevoller Begleitung einer erwachsenen Bezugsperson hindurch manövriert werden. Jeder Elternteil, der sein Kind durch einen Gefühlssturm begleitet, macht einen Unterschied. Du machst einen Unterschied.

EXKURS: DAS AUTONOME NERVENSYSTEM

Das autonome oder vegetative Nervensystem ist ein System aus Nervenzellen, das sich in Gehirn und Rückenmark befindet. Es ist für die Steuerung unbewusster und autonomer Vorgänge zuständig, auf Vorgänge, auf die wir Menschen keinen bewussten Einfluss nehmen können.

Das autonome Nervensystem wird unterteilt in das sympathische und das parasympathische Nervensystem. Der Sympathikus ist vor allem während aktiver Phasen oder in stressigen Situationen aktiv. Ein schneller pochendes Herz, beschleunigter Atem, erhöhte Muskelspannung, schwitzende Hände, ein trockener Mund, all das wird durch den Sympathikus gesteuert. Während du dich im sogenannten „Fight-or-flight“-, also „Kampf-oder-Flucht“-Modus befindest, übernimmt das sympathische Nervensystem die Regulation in deinem Körper.

Der Parasympathikus wird auch als Gegenspieler des Sympathikus bezeichnet. Er übernimmt die Regulation des Körpers während Ruhe- oder Erholungsphasen. Die Herzfrequenz wird verlangsamt, die Verdauung wird angeregt, die Atmung wird tiefer und langsamer. Die Funktionsweise des Parasympathikus wird mit dem Merkspruch „Rest and digest“, also „Ruhe und verdaue“ beschrieben. Das parasympathische Nervensystem ist außerdem zuständig für den Aufbau von Energiereserven im Körper.

Der Vagusnerv ist einer der Hirnnerven und Hauptnerv des parasympathischen Nervensystems. Er spielt eine bedeutende Rolle für den Umgang mit Stress und Emotionen. Der Vagusnerv kann vor allem durch Atmen, Trinken oder Gurgeln von kaltem Wasser, Singen oder Summen aktiviert werden. Dadurch kann er aktiv stimuliert werden und so für Regulation sorgen.

Du bist der sichere Hafen, in dem das Kind Schutz, Ruhe und Sicherheit findet. Du bist der Leuchtturm, der dem Kind den Weg aus dieser scheinbar unlösbaren Situation zeigt. Du bist der Mensch, der dem Kind das Gefühl von Sicherheit, Halt und Geborgenheit vermittelt und ein Gefühl von bedingungsloser Liebe. Hört sich gut an, oder?

Nun wirst du sicherlich bereits unzählige Situationen erlebt haben, in denen du versucht hast, dem Kind aus solch einem Gefühlssturm zu helfen. Dabei wirst du festgestellt haben, dass das, was du als Unterstützung, Hilfe und „Brauchen“ definiert hast, nicht das war, was dein Kind aus seinem Gefühlssturm herausbegleitet hat. Du hast vermutlich versucht, deinem Kind während eines Gefühlssturms zu erklären, warum der Rasenmäher nicht mit ins Bett darf, warum ihr um 23 Uhr nicht mehr im Supermarkt einkaufen gehen könnt, warum du nicht machen kannst, dass der Hund miaut oder die Banane nicht mehr zurück in die Schale kann.

Diese Liste kannst du bestimmt um einige weitere Beispiele ergänzen. Vielleicht lachst du jetzt sogar darüber, denn die Situationen, die Kinder so zum Verzweifeln bringen, sind im Nachgang betrachtet häufig wirklich amüsant – in den Momenten selbst meist eher weniger.

Jedenfalls hast du dir trotz der Absurdität dieser Situationen dennoch die Mühe gemacht, zu trösten und zu erklären, nur, um festzustellen, dass es überhaupt nichts gebracht hat. Dein Kind hat weiterhin geweint, getobt, geschrien, vielleicht sogar mehr als vor deinem Erklärungsversuch. Das ist natürlich frustrierend.

Zum einen, weil du das Gefühl hast, egal, was du tust, du kannst deinem Kind nicht helfen. Vielleicht kommt hier also ein Gefühl von Hilflosigkeit in dir auf. Zum anderen, weil du dir so viel Mühe gibst, dein Kind friedvoll und ohne Strafen zu begleiten. Da du aber das Gefühl hast, dass der friedvolle Weg nicht hilft, hattest du möglicherweise schon die Idee, dein Kind einfach zu ignorieren, bis es sich beruhigt hat, oder es auf sein Zimmer zu schicken, Lieblingsspielsachen wegzunehmen, es lautstark zu bitten, sich doch nun mal zu beruhigen.

Dann hast du vielleicht festgestellt, dass das für den Moment zwar hilft, du aber eigentlich nicht so mit deinem Kind umgehen möchtest. Vielleicht sind das Verhaltensweisen, die du aus deiner eigenen Kindheit kennst und die du als Elternteil selbst gern vermeiden würdest. Vielleicht kamst du auch schon an den Punkt, dich zu fragen, ob dein Kind dich in diesen Situationen wirklich braucht oder ob es einfach lernen muss, selbst mit seinen Gefühlen klarzukommen.

An dieser Stelle nehme ich die Antworten direkt vorweg: Dein Kind braucht dich. Und es gibt Dinge, die du tun kannst, die ihm helfen. Wenn du jedoch mit helfen meinst, dass du etwas tust oder sagst, das direkt dazu führt, dass dein Kind sofort aufhört zu weinen oder zu toben, dann lass uns mal gemeinsam auf das Wort helfen schauen.

Natürlich möchtest du deinem Kind helfen. Ein Gefühlssturm fühlt sich zunächst einmal unangenehm an, für das Kind und auch für dich. Dass du das Bedürfnis hast, deinem Kind so schnell wie möglich aus dieser Flut an Gefühlen herauszuhelfen, ist nachvollziehbar. Gleichzeitig braucht dein Kind dich nicht dafür, damit du die unangenehmen Gefühle wegzauberst.

Gefühle zu begleiten, funktioniert nicht nach Schema F.

Das Begleiten der Gefühle deines Kindes ist nichts, was du tust, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Es gibt keine Checkliste, die du abarbeiten kannst, damit dein Kind sich so verhält, wie es für dich angenehmer ist. Ich kann nicht mit einem Tipp dienen, der dazu führt, dass es wie auf Knopfdruck aus seinem Gefühlssturm herausfindet. Wenn du das unter „funktionieren“ verstehst, dann funktioniert das Begleiten von Gefühlen nämlich nicht. Was du durch das ehrliche und mitfühlende Begleiten kindlicher Gefühle erreichst, ist, dass dein Kind sich gesehen, verstanden und bedingungslos geliebt fühlt.

Wenn du dich auf den Weg machst, dein Kind mit Herz und Hirn durch seine Gefühlsstürme zu begleiten, dann nimmst du eine Haltung an, die essenziell ist für sein Selbstbild: Dein Kind darf sein, wie es ist. Keine Panik, es geht hier nicht darum, dass dein Kind immer alles entscheiden darf und soll. Das ist ganz sicher nicht die Absicht hinter einer Kindheit mit Herz und Hirn.

Denn was dein Kind von dir braucht, ist Halt, also das Gefühl von Sicherheit und Orientierung, das Gefühl von „Mama/Papa hat das unter Kontrolle“ und gleichzeitig eine Haltung, die erlaubt, dass das Kind so sein darf, wie es ist.

Dein Kind braucht Halt und Haltung.

Wenn du deinem Kind also helfen möchtest, kannst du dies tun, indem du ihm Mitgefühl schenkst, Raum gibst für seine Gefühle und indem du es nicht alleinlässt mit seinen Emotionen. Dein Kind braucht dich, um aus Gefühlsstürmen wieder herauszufinden.

Der Weg des Begleitens lohnt sich

Ich möchte dir ein Bild mitgeben, das dir helfen kann, diese Haltung anzunehmen. Stell dir vor, dein Kind ist dein:e Fahrschüler:in. Du sitzt gemeinsam mit dem Kind vorne, dein Kind sitzt am Steuer. Wenn eine Situation gefährlich zu werden droht, greifst du ein, unterstützt, lenkst, bremst und versicherst deinem Kind, dass alles gut wird. Langfristig verfolgst du das Ziel, dass das Kind selbstständig am Steuer sitzen kann.

Du kannst dein Kind weiterhin auf seiner Reise oder Fahrt durchs Leben begleiten und darfst auch mal hier und da das Steuer übernehmen, wenn du merkst, dass dein Kind es braucht. Irgendwann wird es in der Lage sein, sich selbst aus den Gefühlsstürmen herauszumanövrieren. Bis dahin ist es allerdings ein langer Weg. Dieses Bild kann dir vor allem dabei helfen, zu verstehen, dass Druck nichts bringt. Dein Kind wird nicht plötzlich Auto fahren können, nur weil du sagst: „Jetzt reiß dich doch mal zusammen.“

Dieser Weg des Begleitens lohnt sich. Du vermittelst deinem Kind, indem du es achtsam und bewusst in seinen Gefühlen begleitest, dass es nicht zu viel, zu laut, zu gefühlvoll ist, sondern genau richtig ist, so wie es ist. Durch dich lernt dein Kind, dass Gefühle keine Bedrohung sind, sondern zum Leben dazugehören. Es darf erleben, wie es ist, wenn Bindungspersonen Halt und Sicherheit schenken in Momenten, in denen dies gebraucht wird. Du zeigst deinem Kind, dass und wie es seine Gefühle ausleben kann, ohne dass seine Mitmenschen dadurch zu Schaden kommen. Dein Kind wird ein Mensch, der für sich, seine Gefühle, seine Bedürfnisse einstehen wird und gleichzeitig ein Bewusstsein für die Grenzen, Gefühle und Bedürfnisse seiner Mitmenschen hat.

Bei Eltern herrscht häufig die Sorge, dass das Trösten jedes noch so kleinen Weinens, das Beistehen bei jedem Wutausbruch, das Verständnis bei jedem Frustgewitter langfristig dazu führen können, dass das Kind entweder gar nicht lernt, sich selbst zu regulieren, oder – noch schlimmer – womöglich verweichlicht.

Eltern wollen ihre Kinder stark machen für die harte Welt da draußen. Und ich gebe zu, dass dieser Gedanke auch mir manchmal kam. Schließlich will ich, dass mein Kind für seine Bedürfnisse einsteht, seine Grenzen kommuniziert – und nicht bei jeder Kleinigkeit weint, sich versteckt, tobt oder Ähnliches.

Wenn du dein Kind stärken möchtest, dann lass seine Schwäche zu.

Auch ich brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass ich meinem Kind genau diese Stärke mitgeben kann, für sich und seine Bedürfnisse einzustehen, indem ich es mit Herz und Hirn begleite. Kinder einfühlsam, wertschätzend und friedvoll in ihren Emotionen zu begleiten bedeutet, ihnen zur Seite zu stehen, solange sie das brauchen. Es bedeutet, ihnen Werkzeug mitzugeben, mit dem sie ihre Gefühle regulieren und ihre Bedürfnisse kommunizieren können. Eine Kindheit mit Herz und Hirn ermöglicht eine vertrauensvolle und liebevolle Beziehung zwischen Eltern und Kind, die frei ist von Strafen, nicht an Bedingungen geknüpft und somit der Grundstein für vertrauensvolle Beziehungen im Erwachsenenleben ist.

Durch dich kann dein Kind lernen, was es bedeutet, sich fallen zu lassen. Du gibst ihm den sicheren Raum, in dem es seine Gefühle ausleben darf, begleitest dein Kind dabei und gibst ihm dadurch den Halt, den es in solchen Momenten braucht. Diese Bindung, die dein Kind dadurch zu dir aufbauen kann, ist unbeschreiblich stabil.

Vertrauen ist die wichtigste Basis

Wenn dein Kind also seine Gefühle bei dir „entlädt“, ist dies ein Zeichen des Vertrauens. Dein Kind weiß, dass du es liebst, egal, wie laut, wild, stürmisch oder auch zurückhaltend, leise und zögerlich es ist. Dein Kind weiß, dass du es halten kannst. Das ist ein enormes Geschenk und ein riesiger Vertrauensbeweis. Ich weiß, dass es in den Momenten selbst manchmal wirklich herausfordernd ist, sich daran zu erinnern. Wenn du es jedoch hinkriegst, dann ist das schon mal ein wichtiger Schritt.

Diese Vertrauenserfahrung, die dein Kind mit dir machen darf, ist eine enorm wichtige Basis für so viele Dinge. Durch dein einfühlsames Begleiten lernt dein Kind, dass Konflikte und Gefühle nicht bedrohlich sind. Vielmehr lernt es, dass Gefühle zum Leben gehören und gefühlt werden dürfen. Das ist unglaublich gesund. Die wenigsten von uns Erwachsenen sind mit dieser Haltung aufgewachsen. So gibt es einige Menschen, die bis ins Erwachsenenalter versuchen, vor ihren Gefühlen wegzulaufen, weil sie nie gelernt haben, wie sie ihre Gefühle gesund ausleben können.

Durch dich lernt dein Kind, wie eine vertrauensvolle Beziehung aussehen kann.

Die erste tiefe Bindung, die ein Mensch aufbaut, ist in der Regel die zu seinen Eltern. Diese Verbindung ist maßgeblich verantwortlich für das Gelingen tiefer Beziehungen im späteren Leben. Wenn du deinem Kind vorlebst, dass du es liebst, so wie es ist, frei von Leistung, frei von Belohnung und Bestrafung, prägst du damit maßgeblich das Bild, das dein Kind von gesunden Beziehungen hat.

Deine Entscheidung, sinnbildlich gemeinsam im Regen zu sitzen mit deinem Kind, bedeutet für dein Kind viel mehr, als du dir möglicherweise vorstellen kannst. Du zwingst es nicht, den Sturm ungeschehen zu machen. Dein Kind wird nicht belohnt oder bestraft, wenn ein Sturm sich anbahnt oder vorbeizieht. Du bist einfach da für dein Kind und hältst den Sturm gemeinsam mit ihm aus. Dieses Gefühl von Sicherheit und Verbindung wird dein Kind für sein gesamtes Leben stärken.

Das Begleiten von Gefühlen ist nicht leicht

Ohne deine liebevolle Unterstützung ist es deinem Kind nahezu unmöglich, aus einem Gefühlssturm wieder herauszufinden. Natürlich würde es irgendwann wieder zur Ruhe zu kommen, aber nicht, weil es sich selbst beruhigt hat, sondern vielmehr, weil seine Verzweiflung und die Hilferufe durch Weinen und Schreien nicht gehört wurden. Das bezeichnet man als Resignation.

Doch selbst wenn du weißt, wie bedeutend es ist, für dein Kind da zu sein, kann es unbeschreiblich herausfordernd und kräftezehrend sein, Gefühlsstürme mitfühlend, einfühlsam und gleichzeitig entspannt und klar zu begleiten. Es gibt Phasen, in denen gefühlt alle zehn Minuten ein erneuter Sturm tobt. Es gibt Phasen, in denen du mehr Schlaf bekommst als in anderen und Tage, an denen du gelassener bleiben kannst als an anderen. Es ist vollkommen menschlich, je nach eigener Verfassung, nicht ausreichend Geduld, Kraft oder Willenskraft für diese herausfordernden Momente aufbringen zu können.

Neben den alltäglichen Herausforderungen, die der Alltag mit einem Kind, mit mehr oder weniger Unterstützung, so mit sich bringt, gibt es obendrein noch weitere Herausforderungen, die Eltern begegnen, die ihre Kinder zugewandt und einfühlsam begleiten.

Gefühlsstürme in der Öffentlichkeit

Eine der größten Herausforderungen für viele Eltern ist, Gefühlsstürme in der Öffentlichkeit oder im Beisein anderer Menschen zu begleiten, die deine Art des Begleitens verurteilen. Eltern, die ihr Kind während des Weinens liebevoll begleiten, auf das Weinen des Kindes eingehen, mit dem Kind ins Gespräch gehen, um seine Bedürfnisse zu erforschen, stoßen bei anderen Menschen, die dies nicht so tun oder nicht wissen, warum dies sinnvoll ist, häufig auf Unverständnis.

So kommt es zu verurteilenden Blicken, wenn eine Mutter sich zu ihrem weinenden Kind auf den Gehweg setzt und mit dem Kind den Gefühlssturm gemeinsam aushält, oder wenn der Papa sein Kind, das traurig ist, weil es nicht den gelben Becher haben kann, der gerade in der Spülmaschine gewaschen wird, liebevoll tröstet. Nicht selten folgen auch Kommentare wie „Jetzt reiß dich aber mal zusammen“ oder „Was bist du denn für ein kleiner Wutzwerg?“ bis hin zu „Was machst du denn für einen Aufstand? Schäm dich“.

Während du also gerade dabei bist, deine eigenen aufkommenden Gefühle und den Gefühlssturm deines Kindes anzunehmen und zu regulieren, können dich solche Kommentare von außen ganz schön aus der Bahn werfen. Ich kenne solche Momente zur Genüge und habe schon das ein oder andere Mal schwer geschluckt, um dann bei dem zu bleiben, was zählt: mein Kind und ich. Mehr nicht.

Solche ungebetenen Ratschläge, Kommentare oder Tipps sind lästig, und selbst wenn sie vermutlich gut gemeint sind oder zumindest aus einer Unwissenheit oder aus dem eigenen Schmerz heraus geäußert wurden, alles andere als hilfreich. Vor allem bei fremden Menschen hast du in solchen Momenten zwei Möglichkeiten: Entweder du ignorierst diese Aussagen oder du machst kurz und knapp deine eigene Position klar.

Durch das Ignorieren sparst du dir deine Kräfte für die eigentliche Situation auf, in der du dich gerade befindest. So kannst du dich auf deine Gefühle und die deines Kindes fokussieren. Meistens sind solche Personen, die im Vorbeigehen ihre Meinung ungefragt kundtun, gar nicht auf der Suche nach einer Unterhaltung und vor allem selten belehrbar. Deine Energie hier reinzustecken, indem du diesen Personen erklärst, warum du dich auf diese Art und Weise um dein Kind kümmerst, wäre vermutlich die Mühe nicht wert.

Wenn du dich doch entscheidest, etwas zu sagen, kann ich dir nur empfehlen: Halte dich kurz. Für lange Erklärungen wirst du vermutlich weder die Energie noch die Lust haben, und ankommen wird davon vermutlich auch wenig. Ich kann jedoch verstehen, wenn du deine Grenze wahren und signalisieren möchtest, dass dieser oder weitere Kommentare unerwünscht sind.