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Gedichte, wenn sie gelingen, verwenden eine ganz neue Sprache. Sie lassen beim Lesen aufhorchen, machen stutzig, stellen Fragen. Sie lüften einen Schleier und blicken in ein unerwartetes, unerklärbares, geheimnisvolles Anderes. Gedichte besprechen das Verlogene der Alltagssprache und des gesunden Menschenverstands, indem sie selbst etwas "absolut Falsches" sagen wie Leonard Cohen in einem seiner Lieder sang. Die ersten Gedichte in deutscher Sprache waren Zaubersprüche, die kranke Pferde heilen sollten. Das konnten sie natürlich nicht, aber das war ihr Anspruch.
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Seitenzahl: 66
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Impressum:
Texte: © Copyright by Wolfgang Haberl
Umschlag:© Copyright by Wolfgang Haberl
Verlag:Wolfgang Haberl
Via dei Dauni 24 00185 Rom
ISBN: 978-3-7450-5752-2
Erster Teil (1985-1991)
1 Die Ballade von Alpha, Romeo und Omega
2 Festschreiben
3 Verstörte Pappeln
4 Jahrhundertwinter
5 Herbstschock
6 CV
7 Vielstromland
8 Im Stollen
9 Kreuzberger Nacht
10 German Dancers
11 Mundgeruch
12 Großkotz
13 Herbstwelt
14 Kopfknistern
15 550 Spyder
16 Robotron
17 Seelenkorsett
18 Visionskippe
19 Zentralsonne
20 Ho-Che-Tung
21 Wendekreise
22 Falscher Schritt
23 Flüchtende Zimmer
24 Grünrücken weltweit
25 Ausgepunktet
26 Multiples Verlangen
27 Sunrise surprise oder kalt wie Eis
28 Unterwegs
29 Sommerregen
30 Cowgirl Blues
31 Wiederholung
32 Tagwerk
33 Hallo Berlin
34 Gestern war es
35 Frauke 2
36 Beschissen
37 Lasker-Schüler
38 Rilke
39 Novalis
40 Petrarcas Geburtshaus (Arezzo-Connection)
41 Neuland
42 Weihnachten
43 Ingolstadt
44 Steinlied
45 Spanien
46 Summer in the City
47 So egal
48 Über die Winde
49 Verbannt
50 Vom Norden
Zweiter Teil (2011-2018)
51 Donnerstagnachtgebet kurz vor Mitternacht
52 Unfall im Zoo
53 Zorn
54 Schwerelos
55 Abwracken
56 Kurzer Schluss
57 Sieben
58 Rock’n’Roll-Dog
59 Irrwisch
60 Cutrofiano
61 Hundab am Spieß
62 Im Wahn
63 Wiege Europas
64 Sommer im Salento (für Rolf Dieter Brinkmann)
65 Sommer-Haiku aus Sternatia (1)
66 Sommer-Haiku aus Sternatia (2)
67 Eurospin in Otranto
68 Ipse dixit
69 Arschfurunkel
70 Nihilistisches Selbstporträt
71 Semmeln
72 Kriegsgeschrei
73 West-Berlin
74 Träume
75 Sach ma
76 Made in Germany
77 Guter Mond
78 Kaputt
79 Chefsache
80 Woanders
81 Für die Verunglückten des Germanwings-Flugs
4U9525
82 Morgen früh (am Abend danach)
83 Ungeschriebenes Gedicht
84 Familie
85 Intercultura
86 San Giovanni a Teduccio
87 Krise
88 Geld
89 Creative Writing
90 Dualsystem
91 Müll sweet Müll
92 Hausfrau mit Niveau
93 Heyms Gott der Stadt
94 Opa väterlicherseits
95 Trauerbaum
96 Geisterbahn
97 Blondinenwitz
98 Salzhaff
99 Stillstand
100 Sextakkord
Nachwort
Erster Teil (1985-1991)
1
Die Ballade von Alpha, Romeo und Omega
Ja Alpha war ein hübsches Ding
Sie lachte laut und viel
Ihr Alter stand im Reisepass
Und Männer waren ihr Ziel
Da war diese Bar gleich hier um die Ecke
Wohin sie fast jede Nacht ging
Sie schmollte den Mund und guckte herum
Wie die bravste Internatsschülerin
Sie traf dort den schönen Romeo
Und schon war es um sie passiert
Er hatte ein Goldkettchen um den Hals
Und trank sein siebtes Bier
Hallo Alpha mein Name ist Romeo
Und mein Wagen geht zweihundertzehn
Ich lese den Playboy und rauche John Players
Und außerdem bin ich schön
Iss ja supa antwortete Alpha
Du bist mein Typ von Mann
Wir treffen uns sonntags nach der Messe
Und beten den Rosenkranz
So wurde Alpha Romeos Freundin
Sie waren ein hübsches Paar
Er mit seinem Latinoschnurbärtchen
Und sie mit den Schleifchen im Haar
Die Moral der Ballade ist ultrabrutal
Und simpel noch dazu
Sollte ihr Schicksal mit Alpha sich kreuzen
Lassen Sie sie lieber in Ruh
Sie werden jetzt sicher fragen
Und was ist mit Omega
Offen gestanden ganz schön schwierig zu sagen
Denn das letzte Mal als ich sie sah
Saß sie betrunken an der Bar
Und lallte wirres Zeug
Ich mach jetzt ein Wochenendseminar
Um zu kapieren was das alles bedeutet
2
Festschreiben
Ich bin nur ein sturer Schädel
Brech durch Müll erbrech in Abfall
Will durch Schutt durch Queck und Silber
Vorwärts rückwärts weiter näher
Klarer vager weicher zäher
Dreht den Magen Kopf und Kragen
Sehen Sterne visionärrisch
Derwischflügel gehen hysterisch
Hin und her und ex und weg
Auf dem Weg zu weißen Seiten
Weiter Leitersprossen ächzen
Fall in Abfall und Gefühlsmüll
Schmier mich ran und wieder weg
Irr durch Wirrwarr Chaos Heckmeck
Durch den Krimskramströdeldödel
Durch die Mauern Frauen rufen
Stolpert unser Esel störrisch
Walk and stumble talk and tumble
Floating flowing flying fleeing
Sterne stehen am Plastikhimmel
Locken seitwärts treiben quer
Glocken bimmeln immer schlimmer
Holen Tote aus den Gräbern
Alles das und noch viel mehr
Lös ich auf und schreib ich weiter
Monomanisch bahn ich panisch
mir den Weg zu meinen Sternen
Will ich lernen lesen leben
Augen aus den Höhlen kratzen
Fratzen schneiden Sätze setzen
Badegästen Zähne fletschen
Ätzen fetzen niedermetzeln
Zungen wetzen zum Gefecht
Und das Ganze findet dann
Letzte Ruh im Abfallkübel
Auf zu fest und los Stift hü
3
Verstörte Pappeln
Start
Meine Augen hören
Unbeachtet neben den Gleisen
Ihr grünes die Pappeln
Leben die Pappeln
Verplempern
Continue
Meine Ohren sehen
Oktoberwind
Verknittert die Rinde
Knattert ins Baumherz
Bläst in silbrige Blätter
PS
Meine gichtigen Finger denken
Plemplem
Stottern
Stop
Mitten im Papperlapapp
Shut up
4
Jahrhundertwinter
Ganz plötzlich ist er überall
Und wird dort lange sein
Gefroren fällt er auf Gefälltes
Und wächst dort weiß und kalt
Ich gehöre zu den schwarzen Mördern
im Auftrag der Schneekönigin
Mein Atem im Zimmer kondensiert
zur Eiswand aus Wörtern
5
Herbstschock
Den Brief hast du zerknüllt
Was du noch tun kannst
Ist das starre Mobile anzustupsen
Im Fitnesscenter der Raumstation
Im Herzkasperl auf der Wiesn
Steht Angstschweiß über Nacht ab
Und du sinkst zusammen
Auf dem Betonboden der Baustelle
6
CV
Hör die Glock schlägt Mitternacht
Meine Mutter hat gesagt
Eins drei fünf eins neun acht acht
Spiel mit Feuer spiel mit Licht
Spiel im Dunkeln stürz ins Wasser
Kunterbunter Tausendsassa
Spiel mit deinem Weltempfänger
Werd ein Tri-Tra-Trauersänger
7
Vielstromland
Wonach ich suche
Sambatanz der Seele
Was ich habe
Nicht das was ich will
Lonesome cowboy Bill
Katze vor Mausloch
Ein Fehler zu viel
Eine Chance zu wenig
Zwischen Maas und Memel
Alles vorbei
Wer mehr weiß als ich
Schmeiße den ersten Stein
In den Fluss
Des Vielstromlands
Pistazienschalen kackende
Schlafende Pferde im August
zwischen Euphrat und Tigris
Flohbiss und Dünnschiss
Wer weckt sie auf
Aus Marcs Träumen
8
Im Stollen
Etwas in mir
Knirschend und kreischend
Etwas in mir
Festgerostete Bergwerkslore
Etwas in mir
Rumpelnd und stockend
Etwas in mir
Ja watt denn nu
Tief unten
Im Stollen des Hasses
Splittern die Stützbalken
Ich knie zum Gebet
Die schwarzgrüne Schlammflut
schwappt
Hoch über meinem Kopf
Knochige Arme
Etwas in mir
Im Folterkeller
Etwas in mir
Schreit und zerrreißt
Etwas in mir
Atmet
Etwas in mir
Sagt etwas
9
Kreuzberger Nacht
In der Nacht
Endlos atmend
In der Nacht
Wenn ich schwer werde wie ein Schiffsanker
Küchenfenster im vierten Stock
Bernstein macht Flügel
Wenn meine Teufel ihre Ballkleider ausprobieren
Laden zum Totentanz
Unentwirrbares Zerwürfnis
Dieser verflixte Walfisch
Prustet
In der Nacht
10
German Dancers
It’s a slow-beat cold-blooded bad rock’n’roll
So rattle to the rhythm put off your tight shoes
It’s a five-minute running wild eighty-eight blues
It's something from deep down inside of the hole
No don’t tell me your troubles don’t tell me of money
Don’t tell me your secrets ’cause that's just not funny
Don’t tell me of things you’d like to get done all of your life
I just have to check if you can dance inside
Ah don’t tell me that your new car’s broken down
Don’t tell me your vice-boss acts like a circus clown
Don’t tell me of fishes don't tell me of chips
I just gotta know if you can shake your hips
Don’t tell me that you’ve forgotten to laugh
Don’t tell me my future I won't tell you my past
For deciding the question if you got first class
I first must see if you can move your sweet ass
Bah don’t tell me about the wide world outside
That eats up your dreams that steals even your sleep
Don’t tell me the streets of your hell are paved with pure gold
I really must know what’s gotten hold of your soul
No don’t tell me this city's a big fat newspaper joke