1000 Mal gehört - 1000 Mal fast nix kapiert - Fritz Gruber - E-Book

1000 Mal gehört - 1000 Mal fast nix kapiert E-Book

Fritz Gruber

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  • Herausgeber: Quinto
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Fasziniert stellen wir fest, dass die Songs unserer Jugend wie Lesezeichen und blitzende Überschriften in der Chronik unserer persönlichen Geschichte wirken. Songs, deren Stimmung und Texte unser Lebensgefühl manchmal besser ausdrückten, als wir selbst es je gekonnt hätten. Songs, von denen wir uns verstanden fühlten; Songs, die wir verstanden! Wirklich? Diese wilde Mischung aus englischen und amerikanischen Jugendslangs, anspruchsvollen Lyrikstücken, Insiderbegriffen aus der Sex- und Drogenszene, Anspielungen auf soziales, zeitgenössisches oder historisches Geschehen – war sie für uns damals überhaupt völlig zu entschlüsseln? Kaum möglich. Dieses Buch ist eine wahre Fundgrube zum richtigen sprachlichen und inhaltlichen Verständnis von mehr als 300 legendären Pop-, Folk- und Rocksongs der 60er- und 70er Jahre. Berücksichtigt wurden sowohl Songs, die es in diesen Jahren bis weit nach oben in die Charts schafften, ebenso wie Folk- und Rocksongs, die auch ohne großen Charts-Erfolg zu Legenden ihrer Musik-Ära wurden. Wenn in diesem Buch Titel wie "Imagine" oder "Yesterday" nicht erwähnt werden, dann liegt das ausschließlich daran, dass diese wunderbaren Lieder gar keine erklärungsbedürftigen Textpassagen aufweisen.

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Seitenzahl: 510

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Vorwort des Herausgebers

Als mein britischer Verlegerkollege Robert Hyde und ich den Autor dieses Buches zum ersten Mal in London trafen, war dieser gerade dabei, dem Barkeeper eines Clubs in Old Soho klar zu machen, dass sein Rosé-Sekt Marke „Rote Lola“ so süß und pappig wie Cherry-Cola schmeckte. Und ganz leise brummte er noch in astreinem Deutsch irgendetwas wie ‚Sch…gesöff‘ vor sich hin.

Ach nee, guck mal, sieh mal da! Ein Landsmann, dachte ich, und stellte mich sogleich mit meinem Rufnamen vor:

„Hallo, ich heiße Ralph. Und Du?

„Ich heiße Sue.“

„Aber Du bist schon ein Mann, oder?“

„Ich bin ein Mann, ja das bin ich. Ich bin ein Mann.“

An dieser Stelle mischte sich mein englischer Freund ins Gespräch ein:

„Kann es sein, dass wir uns früher mal bei Spencer Davis über den Weg gelaufen sind? – Ich bin übrigens Robert.“

Da grinste der Deutsche breit und rief: „Dr. Robert! – Natürlich kennen wir uns, aber das war damals bei den Beatles im Krakengarten, und wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, war ich damals das Walross, und du warst der Eiermann.“

Robert blickte mich amüsiert an und ich schlug vor, dass wir unser Gespräch vielleicht bei einem netten Abendessen fortsetzen könnten.

„Gute Idee. Ich übernehme die Rechnung, und Du probierst den Wein.“

So langsam dämmerte mir, dass dieser Mensch praktisch nur in Song­texten redete. Bislang hatte er sich schon munter bei Johnny Cash („A Boy Named Sue“), Spencer Davis („I’m A Man…“), den Beatles („Dr. Robert“, „Octopus’s Garden“ und „I Am The Walrus“), Brian Auger („If my memory serves me well…” aus “This Wheel’s On Fire”) und Queen („I pay the bill and you taste the wine“ aus “Good Old-Fashioned Loverboy“) bedient. Ich beschloss, die Probe aufs Exempel zu machen.

„Ich müsste dringend mal an die frische Luft.“

Prompt kam es zurück: „Nur zu. – There must be some way out of here. Es muss hier irgendwo hinaus gehen.“

Das war ganz klar aus „All Along The Watchtower“. – Noch ein Versuch, nur um ganz sicher zu gehen:

„Sie warten hier auf mich?“

„Ich warte, bis das Wunder geschieht.“

… ‚Waiting For The Miracle‘ von Leonard Cohen. Kein Zweifel, der Mann hat nichts anderes als Songs und Songtexte im Kopf. Und schon bekam ich selbst größte Lust, mit diesem eigenartigen Kerl das beliebte Spiel ‚Weißt Du noch was, wann und wer…‘ zu spielen.

„Was ist damals eigentlich aus Zager & Evans geworden? – Haben die je außer ‚In The Year 2525‘ noch einen weiteren Hit gehabt? – Und hast Du je den ganzen Text verstanden?“

Besonders die letzte Frage hätte ich besser nicht stellen sollen, denn sie führte dazu, dass ein manchmal fast schon zum Fürchten von seinem Thema begeisterter Rockbruder mir einen ganzen Abend lang schier un­erschöpflich und kenntnisreich die Bedeutung von Songtexten erklärte, die auch zum Soundtrack meiner Jugend gehörten und die zu ‚knacken‘ mein Schulenglisch niemals ausgereicht hatte.

Fritz Gruber, so hatte sich „Sue“ mittlerweile mit richtigem Namen vorgestellt, ließ es aber nicht dabei bewenden, das Füllhorn seines Wissens über dem bald schon leicht rauchenden Köpfchen seines deutschen Landsmannes auszukippen – nein, er erklärte so ganz nebenbei auch noch meinem englischen Verlegerkollegen Robert Hyde in dessen eigener Sprache, worum es in den – wohlgemerkt englischen – Songtexten der 60er- und 70er-Jahre ging. Ist das denn die Möglichkeit???

Robert versicherte glaubhaft, dass wenigstens die Hälfte dessen, was der gute Fritz da über die Bedeutung von Songtexten zu sagen wusste, nicht einmal denjenigen klar war, deren Muttersprache Englisch ist. Klar weiß jeder Engländer, dass er sich unter „harpoon“ eine Harpune vorzustellen hat, aber im Song „Me And Bobby McGee“ hat das Wort „harpoon“ eben eine ganz andere Bedeutung, und zwar eine, die anno dazumals vielleicht eine kleine Gruppe von Blumenkindern an der amerikanischen West Coast kannte, nicht aber die Mitglieder des Landfrauenvereins aus Yorkshire. – Oder was könnte Jim Morrison wohl meinen, wenn er in dem berühmten Doors-Epos „The End“ immer wieder singt ‚The blue bus is calling us‘. Geht’s da wirklich um einen blauen Bus? Mal sehen …

Das Ende vom Lied, bzw. das Ende dieses ebenso ungewöhnlichen wie unterhaltsamen Abends in London war der Wunsch, das gesammelte Songwissen von Fritz Gruber in einem richtig schönen Buch zu bündeln.

Sie, liebe Leser, halten dieses Buch nun in Händen. Ich glaube, es wird Ihnen, allein oder im Austausch mit Freunden, manche ebenso erhellende wie nostalgische Stunden bescheren, in denen sich, zumindest was die Musik Ihrer Jugendzeit angeht, so einiges an Un-, Miss- oder Nichtverständnisklären wird.

„Many’s the time I’ve been mistaken

And many times confused”

Aber nicht mehr lange!

Ralph Möllers,

Quinto Verlag

A Boy Named Sue

Na, das kann ja heiter werden. Da wird einem auf dem Cover dieses Buches versprochen, es ginge um Songs der verrockten 60er- und 70er-Jahre, und dann tritt einem an der Tür erst mal der Boy namens Sue aus der Country-Hütte von Johnny Cash entgegen. Nur keine falsche Aufregung! Nehmen Sie sich ein Toleranzbeispiel an meiner alten Mutter. Die liebte Roy Black und Peter Alexander, summte aber auch wohlwollend die Lieder von Johnny Cash und Leonard Cohen mit (müßig zu sagen, dass sie kein Wort Englisch verstand). Und ein großes Herz für Jimi Hendrix hatte sie zudem. Zwar war Letzterer für sie die reine Akustikhölle, aber das hielt Muttern nicht davon ab, ihn liebevoll „der Jimi“ zu nennen und ihn stets hingebungsvoll dafür zu bedauern, dass er „seine Gitarre so plagen“ musste. Ja, Eltern sind manchmal schon ein Kapitel für sich. Ein Paradebeispiel ist der Papa von „a boy named Sue“, der sich frühzeitig vom Familienacker gemacht hatte.

„My Daddy left home when I was three and he didn’t leave much to Ma and me.“

So waren die Daddys eben (siehe hierzu auch das Stichwort „Papa Was A Rolling Stone“). Dass sich der Papa dünne gemacht hatte, trug ihm sein Sohnemann nicht weiter nach. „Now I don’t blame him because he run and hid …“ („to run and hide“ heißt „auf Nimmerwiedersehen verschwinden“ und „hid“ ist das Imperfekt zu „hide“) „… but the meanest thing that he ever did was, before he left, he went and named me Sue.“ – Ja, dass sein Vater, ehe er die Fliege machte, noch schnell hinging und ihm den Vornamen „Sue“ verpasste, das war echt übel („mean“) und sollte Folgen haben.

Mädchen kicherten, wenn sie hörten, wie er hieß. Jungs machten sich darüber lustig, und Sue gab ihnen dafür kräftig eine auf die Nuss („some guy would laugh and I bust his head“). Der Knabe mit dem fatalen Mädchennamen entwickelte sich rasch zu einem ziemlich bösartigen kleinen Teufel („I grew up mean“), und er schwor sich („I made a vow“), jedes Kaff und jede schummrige Bar („honky tonk“) nach jenem Typen abzusuchen, dem er diesen schrecklichen Namen verdankte („who gave me this awful name“). Schließlich, in einem Saloon in Gatlinburg, sah er dann einen verdreckten räudigen Hund („a dirty, mangy dog“), der gerade Stud-Poker-Karten ausgab („dealing stud“). Er erkannte ihn anhand eines alten verknitterten Fotos („a worn-out picture“), das ihm seine Mutter gezeigt hatte. Und nun bricht die Hölle los. Der boy named Sue hatte sich geschworen, dass er den Alten umbringen würde. Er prügelt auf ihn ein, Papa zieht ein Messer und schneidet dem Sohn das halbe Ohr ab; Sohn wiederum schnappt sich einen Stuhl und schlägt Vatern die Zähne ein. Beide balgen sich bis auf die Straße hinaus. Sue war zwar stärker, aber sein Alter trat zu wie ein Maultier und schnappte wie ein Krokodil („he kicked like a mule and he bit like a crocodile“). Er hörte ihn lachen und fluchen zugleich. Johnny Cash singt hier „I heard him cuss“. Dieses „cuss“ heißt „fluchen“ und ist ein Slangausdruck für „to curse“ („fluchen“).

Schließlich stehen sich beide mit gezogenen Knarren gegenüber – doch plötzlich lächelt Papi und gibt folgende Erklärung ab: „Son, this world is rough, and if a man’s gonna make it, he’s gotta be tough.“ Ja, das hat man im Wilden Westen gelernt: In der Welt geht es rau zu, und wer es zu etwas bringen will, muss hart werden.

Merke:Wer im Englischen hart werden will, der sei nicht „hard“, sondern „tough“. Und mit solch einem Namen blieb einem gar nichts anderes übrig als „you gotta get tough or die“.

Angesichts dieser und noch einiger weiterer hier nicht im Einzelnen aufgeführter Lebensweisheiten, schluckt der Sohn erst mal vor Rührung („I got all choked up“), legt die Waffe nieder und stammelt das goldene Wort „Papa!“. Natürlich sieht Sue die ganze Sache jetzt völlig anders(„I came away with a different point of view“), nimmt sich aber trotzdem vor, dass, sollte er je einen eigenen Sohn haben, er ihm jeden erdenklichen Namen geben würde – nur nicht Sue („anything but Sue“)!

Abraxas

„Abraxas“ und „Santana“, diese beiden Worte gehen runter wie Tequila mit Salz und Zitrone, und sie haben 1970 den Latino-Rock Marke Carlos Santana weltweit bekannt gemacht. „Abraxas“ klingt nach altem Maya-­Tempel, was ja auch wunderbar zum musikalischen Kulturkreis von Santana passen würde.

Aber – so hat man es mir schon in den 70ern beigebracht – „Abraxas“, der Titel der zweiten und durchschlagenden Santana-LP, geht zurück auf einen Begriff aus Hermann Hesses Roman „Demian“. Dort findet sich in der englischen Ausgabe die Stelle „We stood before it, and we called it Abraxas“. Hesse, dessen „Revival“ als einer der Lieblingsautoren der Flower-Power-Generation anfangs der 60er-Jahre von Amerika ausging, war jedoch mitnichten der Erfinder von „Abraxas“. Vielmehr kündete der ägyptische Gnostiker Basilides im 2. Jahrhundert von einem Wesen namens „Abraxas“, aus dem die fünf Urkräfte Geist, Wort, Vorsehung, Weisheit und Macht hervorgehen.

A Day In The Life

„I read the news today, oh boy, about a lucky man who made the grade“, so beginnt der Beatles-Song „A Day In The Life“, und nie haben wir verstanden, was der „lucky man“ nun tatsächlich gemacht hat. „the grade“? War er ein Student und hat gerade sein Zeugnis bekommen? In Amerika sind „grades“ ja Schulnoten. Nun haben die Beatles aber, laut eigener Aussage, die fraglichen Nachrichten nicht einer amerikanischen, sondern einer englischen Zeitung entnommen. „Grades“ sind auf der britischen Insel die Dienstränge der Beamtenschaft bzw. die Besoldungsstufen. War der „lucky man“ vielleicht gerade in den höheren Dienst, „senior grade“, aufgenommen worden?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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