150 Predigten und andere Texte - Hilmar Gumbrecht - E-Book

150 Predigten und andere Texte E-Book

Hilmar Gumbrecht

0,0

Beschreibung

Diese Sammlung meiner Predigten in Rheine, zum Teil auch in Gronau und in Lengerich, sowie in abgewandelter Form auch in Ibbenbüren, Ahaus, Ladbergen und Lingen, ist in erster Linie eine Art Vermächtnis an meine Söhne, denn u.a. mit diesen Predigten sind sie groß geworden, und sie waren bisweilen die größten Fans und dadurch eine gewichtige Motivation, weiterzumachen. Es könnte ja sein, dass beim Lesen so manches als mehr oder weniger prägend bewusst werden könnte. Möglicherweise ist es aber auch interessant, beim Verfassen eigener Predigten die Ideen des Vaters zum gleichen Bibeltext nachschlagen zu können. Auch meine Patenkinder dürfen gerne darin stöbern. Nicht zuletzt erleichtert sich auch für mich selber das Nachschlagen. Denn nach einer Predigtpause infolge von bedeutsamen Lebensveränderungen 2013-2017, in der ich nicht den Kopf frei hatte zum Predigen, fing ich wieder an, allerdings nachdem ich meinen Glauben noch einmal von A bis Z komplett neu durchbuchstabiert hatte weil die Sache mit Gott mich unter gamu neuen Ausgangsbedingungen betrifft. Umso spannender ist der Vergleich von damals und jetzt, wobei dies sicher ein lebenslang anhaltender Vorgang ist. Vielleicht mag auch anderen Weggefährten die konkrete Erinnerung an damalige Predigten eine Freude oder Hilfe sein, nicht zuletzt vielleicht auch die Entdeckung, wie viel oder wie wenig sich von den damals gepredigten Bibeltexten in der eigenen Biografie konkret wiederfinden lässt. Zwei Schmankerl finden sich am Anfang und am Schluss: eine Andacht von mir aus der Konfirmationszeit, die unsren Pfarrer so angesprochen hat, dass er meinte, ich würde auch mal Pfarrer werden; und die Predigt meines Freundes Dr. Rolf Kuithan, die er uns zu unserer kirchlichen Hochzeit gehalten hat. Die letztgültige Wende brachte die Jahrhundert-Pandemie: Die Predigten ab 2020 sind über Youtube abrufbar, ein Druck ist so gar nicht mehr notwendig.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 1431

Veröffentlichungsjahr: 2022

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Predigttext-Register

Vorwort

A. Adventsandacht (Konfirmanden-Freizeit)

00 1976 Jesaia 60,1-2 Mache dich auf, werde licht!

B. Predigten 1993 – 2012

01 14.08.93 Röm 12,4-8 "Eine runde Sache"

02 24.04.94 2 Kor 4,16-18 Herrlichkeit–hier und heute

03 26.06.94 1 Petr 3, 8-17 Gebt Rechenschaft über eure Hoffnung

04 25.09.94 Jesaia 49,1-6 Jesus - Das Heil der ganzen Welt

05 15.01.95 Mk 2,18-22 Gott feiert ein Fest

06 30.04.95 Joh 21,15-19 Gott liebt dich

07 21.05.95? Mt 6,7-13 Vater unser

08 Juni 95 Joh 4,19-26 Wie geschieht wahre Anbetung Gottes

09 30.07.95 Lk 9,10-17 Leben garantiert

10 13.08.95 Mt 13,44-46 Was ist das Kostbarste im Leben?

11 29.10.95 Mk 2,23-28 Was ist der wahre Sinn der Gebote

12 31.12.95 Klagel 3,22 Die Güte des HERRN ist´s

13 28.01.96 2 Petr 1,16-21 Das Wort Gottes: das Wichtigste im Leben

14 21.04.96 Hebr 13,20-21 Gott liebt dich

15 02.06.96 2 Kor 13,11-13 Was ist für christl. Gemeinschaft wichtig

16 18.08.96 1 Kor 16,13-20 Was ist dem Dienst für den Herrn förderlich

16a 18.08.96 Röm 16,3-15 Was ist dem Dienst für den Herrn förderlich

17 29.09.96 Eph 4,1-6 Ist Einheit unter Christen nötig

18 10.08.97 Lk 18,9-14 Pharisäer und Zöllner

19 26.10.97 2 Petr 1,16-21 Das Wort Gottes: das wichtigste im Leben

20 23.11.97 Mt 25,1-13 Gleichnis vom Warten

21 21.12.97 Lk 2,10-14 Struwwelpeter und Weihnacht

22 18.01.98 Röm 12, 9-16 Liebe

23 29.03.98 Hebr 5,7-9 Im Leid siegen

24 07.06.98 Röm 11,33-36 Auch Israel wird den Messias finden

25 19.07.98 Röm 6,3-11 Taufe

26 16.08.98 Sommerfest Freude

27 22.11.98 Offb 21,1-7 Neuer Himmel, neue Erde

28 14.02.99 Lk 10,38-42 Maria und Martha

29 05.04.99 Mt 28,1-10 Ostergewissheit

30 16.05.99 Joh 7,37-39 Wen da dürstet, der komme zu mir

31 07.06.99 Joh 5,39-47 Geht es um meine oder Gottes Ehre?

32 11.07.99 5. Mose 7,6-12 Erwählung, Verheißung, Erlösung

33 08.08.99 Joh 2,13-22 Wohnstätte Gottes bei den Menschen

34 29.08.99 Sommerfest Gott ist wie eine feste Burg

35 17.10.99 1 Mo 8,18-22 Noah: Beseitigung der Sünde

36 28.11.99 Offb 5 Das Lamm, das Buch mit 7 Siegeln

37 26.12.99 Joh 2,21-25 Bekenntnis, ewige Bleibe bei Gott

38 09.01.00 1 Kor 1,26-31 Einheit

39 20.02.00 Jer 9,22-23 Und des Herrn Wort geschah zu mir

40 26.03.00 1 Petr 1,13-21 Umgürtet die Lenden

41 21.04.00 1 Kor 15,50-58 Wir werden verwandelt zu Jesus kommen

42 18.06.00 Eph 1,3-14 Was bedeutet Segen?

43 30.07.00 Apg 8,26-39 Schritte wagen

44 03.09.00 Gal 2,16-21 Mit Christus gekreuzigt u. auferstanden

45 10.12.00 Jesaia 35,3-10 Jesus ist Heiland, Richter und König

46 01.01.01 Spr 16,1-9 Der Mensch hält sein Handeln für richtig

47 28.01.01 Jes 51,9-16 Der Herr greift ein mit Macht und Trost

48 25.02.01 Lk 18,31-43 Jesus bietet uns Hilfe an

49 01.04.01 Joh 11,47-53 Jesus musste sterben, weil …

50 24.06.01 Jes 55,1-5 Gott lädt uns ein

51 26.08.01 Lk 7,36-50 Dank, Selbstgerechtigkeit, Liebe

52 30.09.01 Mt 26,20-29 Das Brot des Lebens

53 11.11.01 Lk 18,1-8 Der Generalschlüssel

54 09.12.01 Offb 3,7-13 Adventlich leben

55 03.02.02 Apg 16,4-15 Christwerden ist eine Entscheidung

56 15.03.02 Hebr 13,12-14 Lasset uns mit Jesus ziehen

57 28.04.02 Offb 15,2-4 Das Lied des Lammes

58 12.05.02 Rö 8,26-30 schwach – berufen - eingespannt

59 30.06.02 2 Thes 3,1-5 Betet, dass das Wort des Herrn laufe

60 14.07.02 2 Mo 16,2.3.11-18 Gott hört, schenkt und läd ein

61 22.09.02 Eph 4,1-6 Christsein verpflichtet

62 01.12.02 Mt 21,1-11 Endlich kommt er

63 01.01.03 1 Sam 16,7 Der Herr sieht das Herz an

64 26.01.03 Mt 8,5-13 Wir sind Kapernaum

65 02.03.03 Mk 8,31-39 Der Weg des Kreuzes

66 27.04.03 Joh 20,19-29 Thomas

67 18.05.03 Mt 11,25-30 Ruhe

68 09.06.03 Mt 16,13-19 Wer ist Jesus?

69 20.07.03 Lk 5,1-11 Der Herr ruft

70 21.09.03 Lk 17,11-19 Jesus hilft, Jesus setzt in Bewegung

71 18.01.04 Rö 12,4-16 Glaube und tätige Liebe

72 28.03.04 Hebr 5,7-9 Trost im Leid

73 20.06.04 Eph 2,17-22 Was ist Gemeinde

74 15.08.04 Rö 9,1-8.14-16 Gott hat einen Plan

75 31.10.04 Rö 3,21-28 Der Plan Gottes....

76 27.02.05 1 Kor 6,20b-7,8 Preist Gott mit eurem Leibe

77 07.05.05 Joh 7,37-39 Laubhüttenfest Pfingsten

78 03.07.05 5 Mo 7,6-12 Erwählung Verheißung Erlösung

79 20.11.05 Mt 25,1-13 Das Gleichnis vom Warten

80 12.03 .06 Jesaia 5, 1-7 Weinberg: Freude/Begegnung mit Gott

81 16.07.06 1 Mo 12,1-4 Unterwegs im Auftrag des Herrn

82 01.10.06 1 Tim 4,4-5 Nun danket alle Gott

83 14.01.07 Mk 2,18-22 Gott feiert ein Fest

84 20.05.07 Joh 14,15-19 Die Verheißung des Hl. Geistes

85 12.08.07 Joh 4,19-26 Wie geschieht wahre Anbetung

86 28.10.07 Joh 15,9-12 Von Jesus geliebt

87 06.01.08 2 Kor 4,3-6 Gott will uns erleuchten

88 09.03.08 Hebr 13,12-14 Jesus Christus gestern, heute...

89 18.05.08 2 Kor 13,11-13 Drei Dinge braucht Gemeinschaft

90 24.08.08 1 Thes 5,14-24 Die 10 Gebote für die Gemeinschaft

91 16.11.08 2 Kor 5,1-10 Das Lebenshaus

92 18.01.09 Joh 2,1-11 Wein statt Wasser

93 08.02.09 Mt 20,1-16 Glauben ist alles

94 18.03.09 Joh 14,1-14 Bibelwoche: „Ich bin“

95 17.05.09 Joh 16,23b-28.33 Beten – aber richtig!

96 21.06.09 Lk 14,1.15-24 Der Gast, der einlädt

97 09.08.09 Mt 25,14-30 Mit Talenten wuchern

98 08.11.09 Lk 17,20-30 Die Herrschaft Gottes

99 06.12.09 Jak 5,7-8 Christsein bedeutet aktives Warten

100 03.01.10 1 Joh 5,11-13 Wen brauchen wir zum Leben

101 21.02.10 1 Mo 32,2-33 Bibelwoche: Segen für einen Kämpfer

102 18.04.10 1 Petr 2,21b-25 Jesus ist das Leben

103 13.06.10 Eph 2,17-22 Was ist Gemeinde

104 18.07.10 Apg 2,41-47 Lebenszeichen einer Gemeinde

105 05.09.10 Hebr 13,20-21 Fit von Kopf bis Fuß

106 17.10.10 1 Thess 4,1-8 Leben für Gott

107 24.12.10 2 Sam 7,1-13 Gott baut

108 27.02.11 Mk 4,26-29 Gottes Wort wirkt Wunder

109 13.03.11 1 Mo 3 Sünde und Gnade

110 16.03.11 Eph 2,11-22 Bibelwoche: Geeinigt

111 08.05.11 1 Petr 2,21b-25 Jesus ist das Leben

112 19.06.11 Jes 6,1-10 Herr hier bin ich, sende mich

113 17.07.11 1 Mo 50,15-21 Josef staunt und vergibt

114 25.09.11 Mk 1,40-42 Von Jesus berührt und gesandt

115 15.01.12 1 Kor 2,1-5 Göttliche und menschliche Weisheit

116 24.06.12 1 Petr 1,8-12 Rettung ist da!

117 30.09.12 Jes 49,1-6 Das Licht der Heiden

118 27.01.13 Mt 9,9-13 Gottes Wille geschehe

119 21.01.11 Ein 90. Geburtstag

120 24.12.10 Ein Gottesdienst-Programm für Heilig Abend

C. Thematische Auseinandersetzungen und Übersichten der 1990er

121 Jesus und seine Verwandten, Cousins Jesu unter den 12 Aposteln

122 Petrus

123 Die Zehn Gebote

124 Der Sabbat/Feiertag in der Bibel

125 Gottesknechtsverheißung, Krankenheilung, Zeichen und Wunder

126 Wiedergeburt, Handauflegung, Gabe des Hl. Geistes in der Apg.

127 Geschenke Gottes

128 Herz

129 Tod

130 „Gesetz und Evangelium“

D. Predigten (und eine Auseinandersetzung) 2018 – 2022

131 03.12.17 Joh 1,1-18 Advent, aber anders: Der Logos

132 08.04.18 Kol 2,12-15 Leben in Freiheit

133 09.12.18 Jes 35,3-10 Trost und Hoffung

134 06.01.19 Mt 2,1-12 Machen wir uns auf zu Jesus

135 28.04.19 1 Petr 1,6-7 Die Freude des Glaubens

136 06.10.19 Jesaia 58, 6-12 Falsches und echtes Fasten

137 08.12.19 Lk 21,24-33 Es knospt unter den Blättern

138 16.02.20 Ez 2,1-5.8-3,3 Gott versorgt uns mit allem

139 08.03.20 Röm 5,1-5 Freude und Stolz der Christen

140 07.06.20 4 Mo 6,22-27 Segen

141 20.11.20 Zur Handreichung der EAD zu Konversionstherapien

142 06.12.20 Jak 5,7-8 Das Kommen des Herrn

143 31.01.21 2 Petr 1,16-19 Zeugen der Herrlichkeit von Christus

144 25.04.21 Apg 17,16-34 Paulus in Athen

145 13.06.21 1 Kor 14,1-6.19 Prophetisches Reden

146 11.07.21 Mt 28,16-20 Der Auftrag

147 03.10.21 2 Kor 9,6-8 Vom Segen der Freigebigkeit

148 05.12.21 Jes 63,15-64,3 O Heiland reiß die Himmel auf

149 03.02.22 Jer 9,22-23 Worauf man stolz sein kann

150 06.03.22 1 Tim 1 Die Gemeinde festigen mit dem Evangelium

E. Hochzeitspredigt von Dr. Rolf Kuithan, 26.09.17, für Mirjam&Hilmar

Predigttext-Register

Text

Nr.

Text

Nr.

Text

Nr.

Genesis/1.Mose

Jes 53,4-5

125

Mk 4,26-29

108

Jes 55,1-5

50

Mk 8,31-39

65

1 Mo 3

109

Jes 58,6-12

136

1 Mo 8,18-22

35

Jes 60,1-2

00

Lukas

/1 Mo 12,1-4

81

Jes 63,15-64,3

148

/1 Mo 32,2-33

101

Lk 2,10-14

21

/1 Mo 50,15-21

113

Jeremia

Lk 5,1-11

69

Lk 7,36-50

51

Exodus/2. Mose

Jer 9,22-23

39

Lk 9,10-17

09

149

Lk 10,38-42

28

2 Mo 16,2.3.11-18

60

Lk 14,1.15-24

96

2 Mo 20,1-17

123

Klagelieder Jeremias

Lk 17,11-19

70

Lk 17,20-30

98

Numeri/4. Mose

Klagel/Klgl 3,22

12

Lk 18,1-8

53

Lk 18,9-14

18

4 Mo 6,22-27

140

Hesekiel

Lk 18,31-43

48

Lk 21,24-33

137

Deuteronomium/5.Mose

Ez 2,1-5.8-3,3

138

Johannes

Dtn/5 Mo 7,6-12

32

Matthäus

78

Joh 1,1-18

131

Mt 2,1-12

134

Joh 2,1-11

92

1. Samuel

Mt 6, 7-13

07

Joh 2,13-22

33

Mt 8,5-13

64

Joh 2,21-25

37

1 Sam 16,7

63

Mt 9,9-13

118

Joh 4,19-26

08

Mt 11,25-30

67

85

2. Samuel

Mt 13, 44-46

10

Joh 5,39-47

31

Mt 16,13-19

68

Joh 7,37-39

30

2 Sam 7,1-13

107

Mt 20,1-16

93

77

Mt 21,1-11

62

Joh 11,47-53

49

Sprüche

Mt 25, 1-13

20

Joh 14,1-14

94

79

Joh 14,15-19

84

Spr 16,1-9

46

Mt 25,14-30

97

Joh 15,9-12

86

Mt 26,20-29

52

Joh 16,23b-28.33

95

Jesaia

Mt 28,1-10

29

Joh 20,19-29

66

Mt 28,16-20

146

Joh 21, 15-19

06

Jes 5,1-7

80

Jes 6,1-10

112

Markus

Apostegeschichte

Jes 49,1-6

04

Jes 35,3-10

45

Mk 1,40-32

114

Apg 2,41-47

104

133

Mk 2,18-22

05

Apg 8,26-39

43

Jes 49,1-6

117

83

Apg 16,4-15

55

Jes 51,9-16

47

Mk 2,23-28

11

Apg 17,16-34

144

Römer

Offenbarung

1. Thessalonicher

Röm 3,21-28

75

Offb 3,7-13

54

Röm 5,1-5

139

1 Thess 4,1-8

106

Offb 5

36

Röm 6, 3-11

25

1 Thess 5,14-24

90

Offb 15,2-4

57

Röm 8,26-30

58

Offb 21, 1-7

27

Röm 9,1-8.14-16

74

2. Thessalonicher

Röm 11,33-36

24

Röm 12,4-8

01

2 Thess 3,1-5

59

Röm 12,4-16

71

Röm 12,9-16

22

1. Timotheus

Röm 16,3-15

16a

1 Tim 1,Auszüge

150

1. Korinther

1 Tim 4,4-5

82

1 Kor 1,26-31

38

Hebräer

1 Kor 2,1-5

115

1 Kor 6,20b-7,8

76

Hebr 5,7-9

23

1 Kor 14,1-6.19

145

72

1 Kor 15,50-58

41

Hebr 13,12-14

56

1 Kor 16, 13-20

16

88

Hebr 13,20-21

14

2. Korinthter

105

2 Kor 4,3-6

87

Jakobus

2 Kor 4,16-18

02

2 Kor 5,1-10

91

Jak 5,7-8

99

2 Kor 9,6-8

147

142

2 Kor 13, 11-13

15

89

1. Petrus

Galater

1 Petr 1,6-7

135

1 Petr 1,8-12

116

Gal 2,16-21

44

1 Petr 1,13-21

40

1 Petr 2,21b-25

102

FSR

111

1 Petr 3,8-17

03

Eph 1,3-14

42

127

2. Petrus

Eph 2,11-22

110

Eph 2,17-22

73

2 Petr 1,16-21

13/19

103

143

Eph 4,1-6

17

61

1. Johannes

Kolosser

1 Joh 5,11-13

100

Kol 2,12-15

132

Vorwort

Diese Sammlung meiner Predigten in Rheine (ab 5/99 auch in Gronau, ab 04/01 auch in Lengerich, sowie in abgewandelter Form auch in Ibbenbüren, Ahaus, Ladbergen und Lingen) ist in erster Linie eine Art Vermächtnis an meine Söhne, denn u.a. mit diesen Predigten sind sie groß geworden, und sie waren bisweilen die größten „Fans“ und dadurch eine gewichtige Motivation, weiterzumachen. Es könnte ja sein, dass beim Lesen so manches als mehr oder weniger prägend bewusst werden könnte. Möglicherweise ist es aber auch interessant, beim Verfassen eigener Predigten die Ideen des Vaters zum gleichen Bibeltext nachschlagen zu können. Auch meine Patenkinder dürfen gerne darin stöbern.

Aber natürlich soll dieser Band auch zu einer Entlastung führen. Schließlich standen einige Leitzordner im Regal und die anderen Manuskripte waren bzw. sind evtl. immer noch weit verstreut an den verschiedensten Aufbewahrungsmöglichkeiten in der analogen und digitalen Welt.

Nicht zuletzt erleichtert sich auch für mich selber das Nachschlagen. Denn nach einer Predigtpause infolge von bedeutsamen Lebensveränderungen (20132017), in der ich „nicht den Kopf frei hatte zum Predigen“, fing ich wieder an, allerdings nachdem ich meinen Glauben noch einmal von A bis Z komplett neu durchbuchstabiert hatte weil „die Sache mit Gott“ mich unter gamu neuen Ausgangsbedingungen betrifft. Umso spannender ist der Vergleich von „damals“ und „jetzt“, wobei dies sicher ein lebenslang anhaltender Vorgang ist.

Vielleicht mag auch anderen Weggefährten die konkrete Erinnerung an damalige Predigten eine Freude oder Hilfe sein, nicht zuletzt vielleicht auch die Entdeckung, wie viel (oder wie wenig?) sich von den damals gepredigten Bibeltexten in der eigenen Biografie konkret wiederfinden lässt.

Zwei „Schmankerl“ finden sich am Anfang und am Schluss: eine Andacht von mir aus der Konfirmationszeit, die unsren Pfarrer so angesprochen hat, dass er meinte, ich würde auch mal Pfarrer werden; und die Predigt meines Freundes Dr. Rolf Kuithan, die er uns zu unserer kirchlichen Hochzeit gehalten hat.

Die letztgültige „Wende“ brachte die Jahrhundert-Pandemie: Die Predigten ab 2020 sind über Youtube abrufbar, ein Druck ist so gar nicht mehr notwendig.

Rheine/Westfalen, den 26. März 2022 Hilmar Gumbrecht

A. Adventsandacht (Konfirmanden-Freizeit)

00 1976 Jesaia 60,1-2 Mache dich auf, werde licht!

Während einer Konfirmandenfreizeit mit Pfarrer G. Geyer kamen wir bei einer

Nachtwanderung durch den Wald bei einem Tannenbäumchen an, das mit Kerzen versehen war, die dann angezündet wurden und wir Mitarbeitenden – angesichts dieses in dunkelster Nacht hell leuchtenden Lichtes – unsere Andacht vortragen konnten.Seit dieser Andacht war Pfarrer Geyer davon überzeugt, dass ich einmal Pfarrer werden würde ...

Jesaia 60,1-2 (LÜ 1956)

Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt,

und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!

Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich

Und Dunkel die Völker;

Aber über dir geht auf der HERR,

und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

„Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker“ heißt es im Text. Jeder weiß was gemeint ist. Man braucht nur in die Zeitung schauen. In den Entwicklungsländern sterben immer noch Menschen am Hunger. Die reichen Länder dagegen schütten Getreide ins Meer, um den Preis zu erhalten, und stecken ihr Geld in Rüstungen, um Krieg führen zu können. Noch immer haben sich die Menschenrechte nicht durchgesetzt: Neger1 werden von einer weißen Minderheit unterdrückt. Menschen werden gefoltert oder werden zur Todesstrafe verurteilt. Aus Angst vor Atomkatastrophen demonstrieren sie, obwohl sie wissen, dass es bald nicht mehr ohne Atomenergie geht. Aber auch im Alltag begegnet uns diese Finsternis: Menschen streiten sich über die kleinsten Kleinigkeiten. Jeder Mensch lädt immer wieder Schuld auf sich. Der ganze Tag ist nur noch eine Hetze und auch in den Schulen spricht man von Stress. Aber da heißt es von einem Licht, auf das Jesaia uns aufmerksam macht: „Dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir“. Wir wissen, dass Jesus vor 2.000 Jahren auf die Welt gekommen ist, um für uns ein Licht in der Finsternis zu sein. Aus Liebe zu den Menschen ist er für sie gestorben. Auch heute noch macht er uns immer wieder dieses Angebot. Im Advent sollen wir uns auf seine Ankunft vorbereiten. Darum heißt es: „Mache dich auf“. Wir müssen also selbst etwas dazutun. „Werde licht“. Das heißt, wir sollen werden wie das Licht, wie Jesus, oder besser: wir sollen es versuchen, wir wollen Jünger Jesu werden.

1 (das würde man heute anders formulieren)

B. Predigten 1993 – 2012

01 14.08.93 Röm 12,4-8 "Eine runde Sache"

„Eine runde Sache“…

... so lautet das Motto unseres diesjährigen Sommerfestes. Wenn man zu diesem Motto - "Eine runde Sache" die Bibel aufschlägt, dann wird man zum Stichwort "rund" zuerst im 2 Mo 16 fündig. Dort heißt es: "da lag's in der Wüste rund und klein". Gemeint ist? ... das Manna, das Gott dem Volk Israel in der Wüste als Nahrung schenkte. Was "Manna" bedeutet, muß im 2 Mo erst erklärt werden. Im Rheiner Anzeiger stand am letzten Donnerstag: "Mode, Musik und Manna - Neuenkirchen lockt im Oktober mit vielen Attraktionen"; was hier mit Manna gemeint ist, wird erst gar nicht weiter erklärt. - Doch zurück zur Bibel: Das Volk sagte einmal zu Jesus: "Was tust du für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben? ... Unsere Väter haben in der Wüste das Manna gegessen..." Und sie sagten das kurz nachdem Jesus auf wunderbare Weise 5000 gespeist hatte. Jesus antwortete: "Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern." Und zur Frau am Jakobsbrunnen sagte er: "wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, der wird in Ewigkeit nicht dürsten." Soviel zu der kleinen runden Sache in der Wüste.

Dann bleibt einem nur noch übrig, die übertragene Bedeutung von "rund" zu betrachten, was wohl im Begriff "eine runde Sache" auch am ehesten gemeint ist. Eine runde Sache ist eine vollständige Sache. Vollständig ist etwas, was aus verschiedenen Teilen besteht, die zusammen eine Einheit bilden. Zusammen heißt das: Einheit in Vielfalt.

Die Apostel Paulus, Petrus und Johannes meinen, daß die Gemeinschaft der Christen eine Einheit in Vielfalt ist; mit anderen Worten: eine runde Sache. Um dies zu erklären, benutzte z. B. Paulus ein Bild aus der Medizin. Er sagte: Mit der Gemeinschaft der Christen ist es wie mit dem menschlichen Körper. Warum nahm er ein Bild aus der Medizin? Vielleicht, weil Paulus lange mit dem Arzt Lukas zusammen war. Lukas begleitete Paulus ja oft auf seinen Reisen. Lukas war auch in Rom, als Paulus dort in Gefangenschaft war (Kol 4,14; Phm 24). Den Text Röm 12,4-8, den wir jetzt näher betrachten wollen, möchte ich unter das Thema stellen: Das Leben in der Gemeinschaft - eine runde Sache.

Das Leben in der Gemeinschaft

Eine "runde Sache"(Röm 12, 4-8):

Unser Körper besteht aus vielen Teilen, die ganz unterschiedliche Funktionen haben.

Ebenso ist es mit uns Christen. Gemeinsam bilden wir alle den Leib Christi-die Gemeinde und jeder einzelne ist auf die anderen angewiesen.

Nach der Gnade, die uns gegeben ist, haben wir unterschiedliche Gaben:

(1) Weisungen an die Gemeinde - sie sollen dem gemeinsamen Bekenntnis entsprechen;

(2) die Diakonie - sie soll in echtem Dienen zur Wirkung kommen.

(3) Wer lehrt, soll im Lehren,

(4) wer Seelsorger ist, im Trösten und Ermahnen die ihm verliehene Gabe zur Entfaltung bringen.

(5) wer die Gabe des Teilens hat, der teile mit anderen ohne Hintergedanken;

(6) wer Vorsitzender ist, setze sich mit ganzem Ernst und Eifer ein;

(7) wer Kranke und Alte betreut, tue es mit fröhlichem Herzen.

Aus welchen Gliedern besteht der menschliche Körper? Z. B. aus Hand und Fuß, Augen und Ohren, Nase, Kopf und ein paar "unanständigen" Gliedern! Paulus nennt das so in 1 Kor 12,23: "und bei den unanständigen (Gliedern) achten wir besonders auf Anstand"

Und aus welchen Gliedern besteht der Leib Christi? Paulus nennt hier in unserem Text sieben Beispiele: Leute mit Weisungen für die Gemeinde, Diakone, Lehrer, Seelsorger, Geber, Vorsitzende und Leute, die Alte und Kranke betreuen. Das ist natürlich nur eine der möglichen Übersetzungen. Statt Vorsitzende muß man in anderem Zusammenhang mit Älteste, Presbyter, Kirchenvorsteher oder Gemeindeleiter übersetzen, statt Lehrer vielleicht Pastor, Pfarrer, Prediger, Lektor, statt Diakon vielleicht Diakonieschwester, Caritasschwester, Ordensschwester; selbstverständlich kann man auch all das tun, ohne hauptamtlich dafür eingesetzt zu sein - einfach nur so nebenbei; Leute, die Alte und Kranke betreuen - oder nach anderer Übersetzung - die Barmherzigkeit üben, sind natürlich nicht nur geriatrische Assistenzärzte, geriatrische Chefärzte und geriatrische Krankenschwestern, und bei den Weisungen für die Gemeinde steht im griechischen Text "prophaeteia", was in der Lutherbibel mit prophetische Rede übersetzt ist; jedenfalls wissen wir aus 1 Kor 14,3, daß: "wer aber prophetisch redet, der redet den Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung. Was es heißt, die Gabe des Teilens zu haben, wissen wir aus der Apg, wo z. B. Barnabas seinen Acker verkaufte und das Geld den Aposteln zu Füßen legte. Seelsorger ermahnen nicht nur oder nicht vorrangig, sondern trösten und ermutigen auch kräftig. Überhaupt kommt das Wort für "ermutigen" im NT sehr häufig vor, wird aber leider oft mit "ermahnen" übersetzt, was es auch heißen kann.

Wie aus dem Vergleich mit dem menschlichen Körper sehr deutlich wird, hat jeder in der Gemeinschaft eine Aufgabe, mit der er dem Ganzen dient. Der Leib ist nicht da, um den einzelnen Gliedern zu dienen, sondern die Glieder sind da, um dem Leib zu dienen, sie leben in einer wechselseitigen Abhängigkeit voneinander, wobei jeder Teil eine ganz bestimmte Funktion erfüllt. Der Leib bildet eine Einheit, und doch sind die vielen Glieder sehr verschieden. Es ist deshalb sehr wichtig, daß jedes Glied seine Gaben entdeckt, anwendet und seine Aufgabe erfüllt. Niemand soll seine Talente vergraben, wie es in einem Gleichnis Jesu jemand sträflicherweise tat. Aber jeder soll auch den anderen Raum lassen für dessen Gaben und ihn auch nicht in das Bild pressen, das er von ihm, von seinen Gaben und seinen Aufgaben hat. Deshalb ist es sehr wichtig, sich selbst richtig einzuschätzen und auch die anderen richtig einzuschätzen.

Der einzelne kann sich unter den Gaben und Aufgaben nicht einfach eine aussuchen oder eine erbitten, denn: nach der Gnade haben wir sie. Gott selbst teilt sie aus - wie ER will und wem ER will. Es soll auch kein Christ seine Gabe für minderwertig halten und sich die Gabe eines anderen Gliedes wünschen; denn wenn ein Körper leben will, braucht er verschiedene Glieder und Gott verteilt die Gaben ganz bewußt so, daß der Leib Christi am besten aufgebaut werden kann.

Wer scheinbar eine größere Gabe besitzt, soll nicht glauben, daß er alleine leben kann, denn ein Körperglied, das vom Körper abgetrennt wird, geht zugrunde.

Noch wichtiger ist: Einem Glied, das eine geringere Gabe zu haben scheint, soll von den anderen Gliedern des Leibes umso größere Aufmerksamkeit gewidmet werden, so wie auch die Teile des Körpers, die man für weniger vorzeigbar hält, mit größerer Sorgfalt gekleidet werden.

Überhaupt ist es so, daß die Glieder des Leibes Jesu wechselseitig Sorge für das Wohlergehen der anderen tragen, so daß keine Rivalität entsteht und sie tatsächlich in Einheit miteinander leben. 1 Kor: "...damit im Leib keine Spaltung sei."

Wer ist der Kopf des Leibes?

Eph 1,22: "... und hat ihn (Christus) gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, welche sein Leib ist." Also Jesus selbst ist der Kopf! Niemand anders. Kein Papst, kein Bischof, kein Prediger und kein Pfarrer, sondern Christus selbst.

Was ist der Kreislauf, der die Glieder durchblutet?

1 Joh 1,7: "Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde." Die tägliche Vergebung der Sünden durch das Blut Jesu - das ist der pulsierende Blutstrom, der Kreislauf, der die einzelnen Glieder und den Leib als Ganzes am Leben hält. Sobald dieser Blutstrom nicht mehr fließt, entsteht Unfrieden zwischen den Gliedern und mit dem Haupt und es kommt zu Abtrennungen.

Was sind die Gelenke und Bänder zwischen den Gliedern?

Eph 4,15-16: "Laßt uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist - Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am anderen hängt durch alle Gelenke, wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft¬, und macht, daß der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe.“ Die Gelenke sind also die Punkte, an denen der eine den anderen unterstützt. Drei mal in diesen Versen kommt "Liebe" vor! Die Liebe ist der Weg, auf dem die Einheit erreicht wird.

Und die Bänder?

Kol 2,19: "... das Haupt, von dem her der ganze Leib durch die Gelenke und Bänder gestützt und zusammengehalten wird und wächst durch Gottes Wirken." Aber was sind die Bänder? Kol 3,14: "Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Vor allem die Liebe hält die Glieder zusammen und sie ist der Weg, auf dem die Einheit erreicht wird.

Gibt es ein Nervensystem, über das die Glieder regiert werden?

Kol 3,15: "Und der Friede Christi, zu dem ihr auch berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen." Nur wenn der Friede Christi in unseren Herzen eingekehrt ist, und auch täglich durch die Vergebung der Sünden dableibt oder wieder einkehrt, sind wir fähig, Gottes Führung und Leitung zu hören und auch anzunehmen.

Was ist die Nahrung für den Leib?

Teilweise sind wir darauf anfangs schon eingegangen: Jesus ist das Brot des Lebens und gibt das lebendige Wasser, das uns in Ewigkeit nicht mehr dürsten läßt. Aber aus aktuellem Anlaß stelle ich mir die Frage: Wie ist das bei Babys? Kriegen die auch Wasser und Brot - von Anfang an? In 1 Kor 3,2 schreibt Paulus dazu: "Milch habe ich zu trinken gegeben und nicht feste Speise; denn ihr konntet sie noch nicht vertragen." Als Paulus zum ersten Mal nach Korinth kam und den Korinthern Christus predigte, glaubten sie an Christus. Durch ihren Glauben wurden sie gerechtfertigt und erhielten Frieden mit Gott. Sicher hatte Paulus ihnen damals alle christlichen Segnungen schon gelehrt, was er hier "Milch" nennt. Doch damals stand ihr Denken und Leben erst am Anfang der Verwandlung, sie waren noch weltlich gesinnt, und Paulus mußte zu ihnen sprechen wie zu unmündigen Kindern in Christus. Was ist nun die "feste Speise"?

Röm 12,2: "Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene."

Im Wort vom Kreuz geht es um mehr als nur um die Rechtfertigung. Es geht auch um die Reaktion des Gläubigen auf die Rechtfertigung, die ein neues Verhalten verlangt. Sie verlangt Gehorsam gegen Gott in Denken und Handeln. Selbstverständlich ist dieser Gehorsam nicht der Grund oder die Bedingung für die Rechtfertigung, die ja allein aus Gnaden geschieht. Sie ist vielmehr die logische Folge der Rechtfertigung. Aus Dankbarkeit für die Erlösung ist der Gläubige Gott gehorsam im Denken und Handeln. Diesen Teil der Botschaft des Gekreuzigten, die "feste Speise" haben die Korinther nicht annehmen wollen. Daher sind sie zwar Christen, aber sie sind noch weltlich gesinnt, und noch nicht geistlich gesinnt. Statt ein reifes Verhalten, gekennzeichnet von Demut und Fürsorge für den Nächsten - also Gehorsam gegenüber Gott - zu zeigen, sind sie wie kleine Kinder, selbstsüchtig und daher uneins. Sie wollen ein Leben der Erhöhung, ohne demütig zu sein; denn sie haben nicht verstanden, daß die Botschaft vom gekreuzigten Christus nicht nur die Rechtfertigung des einzelnen, sondern auch die Veränderung seines Lebenswandels beinhaltet. Dieses Mißverständnis ist die Wurzel ihrer Uneinigkeit.

Gott möchte, daß so, wie die Glieder eines menschlichen Körpers zusammenspielen, auch die Glieder der Gemeinde oder Gemeinschaft zusammenspielen. Wo ein Glied leidet, da leidet doch der ganze Leib mit! Es stellt sich die Frage: Kann man in unseren Gemeinden und Gemeinschaften die Dinge ansprechen, die einem eine persönliche Not und ein persönliches Anliegen sind? Oder führt das lediglich dazu, das der interne Nachrichtendienst neu gespeist wird, aber zur echten treuen Fürbitte kommt es nicht? Wie ist es wenn ein Glied geehrt wird? Freuen sich alle anderen Glieder mit? Oder kommt lediglich Neid auf?

Im ganzen Neuen Testament wird beim Thema "Zusammenleben der Christen" dazu aufgerufen, sich zu lieben, einander anzunehmen, die Lasten der Geschwister mitzutragen, einander zu ermahnen, füreinander zu beten, einander aufzuhelfen, offen zu sein und sich gegenseitig weiterzuführen. Das alles ist nicht "Muttermilch", sondern "feste Speise" für Christen.

2 Petr 1,7-9: "... in der Frömmigkeit brüderliche Liebe und in der brüderlichen Liebe die Liebe zu allen Menschen. Denn wenn dies alles reichlich bei euch ist, wird's euch nicht faul und unfruchtbar sein lassen in der Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus. Wer dies aber nicht hat, ist blind und tappt im Dunkeln und hat vergessen, daß er rein geworden ist von seinen früheren Sünden."

Wir brauchen uns also gegenseitig, um im Glauben nicht auf der Stelle zu treten, sondern Christus immer tiefer zu erkennen. Interessanterweise gibt es auch Christen, die schon mal erwachsen waren und dann wieder Babys im Glauben wurden. Der Hebr-Brief schreibt davon (Hebr 5,12-14): Und ihr, die ihr längst Lehrer sein solltet, habt es wieder nötig, daß man euch die Anfangsgründe der göttlichen Worte lehre, und daß man euch Milch gebe und nicht feste Speise. Denn wem man noch Milch geben muß, der ist unerfahren in dem Wort der Gerechtigkeit, denn er ist ein kleines Kind. Feste Speise aber ist für die Vollkommenen, die durch den Gebrauch geübte Sinne haben..."

Wie sieht das Wachstum des Leibes aus?

Eph 4,11-15: "Und er hat einige als Apostel eingesetzt, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Pastoren und Lehrer, damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes; so soll der Leib Christi erbaut werden, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi, damit wir nicht mehr unmündig seien und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umtreiben lassen durch trügerisches Spiel der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen. Laßt uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus..."

Die besonders begnadeten Gemeindeglieder, wie z. B. Evangelisten - oder anders übersetzt - Missionare, und diePastoren und Lehrer - oder anders übersetzt - die Hirten und Prediger, sind der Gemeinde geschenkt, um andere Gläubige für den Dienst tüchtig zu machen, indem sie ihnen einen festen Hintergrund in der Lehre und in der Praxis vermitteln und sie so zur wechselseitigen Erbauung anleiten - "zum Werk des Dienstes zurüsten", so daß diese ihrerseits wieder zum Dienst an anderen fähig sind.

"Wachsen in allen Stücken"! Es geht um den Aufbau, um das Wachstum des Leibes Christi.

Dabei haben alle die Aufgabe, auf ihre Weise den anderen geistlich zu dienen.

Wenn jeder Gläubige sich mit seinen Gaben - gemäß dem Willen Jesu - einsetzt, dann erreicht der Leib Christi drei Wachstumsziele:

Der Leib als Ganzes erfreut sich der Einheit, er schreitet fort auf dem Weg der geistlichen Reife und wird der Fülle Christi immer ähnlicher. Die Gläubigen werden durch Wahrheit und Liebe wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus.

Wenn das passiert, dann ist christliche Gemeinschaft wirklich eine runde Sache!!!

02 24.04.94 2 Kor 4,16-18 Herrlichkeit–hier und heute

Liebe Geschwister,

wir bitten den Herrn um seinen Segen für die heutige Predigt: Unser Vater im Himmel, danke, daß du heute wieder durch dein Wort zu uns sprechen willst. Bitte segne du unser Reden und Hören, laß unser Reden und Hören ganz auf dich ausgerichtet sein. Amen.

Der heutige Predigttext steht im 2 Kor 4,16-18...

Das Thema dieser Predigt möchte ich nennen:

"Herrlichhkeit - hier und heute".

Das Wort "Herrlichkeit" steht ganz in der Mitte des Textes. Die Herrlichkeit Gottes - das ist der Lichtglanz Gottes, der alles Dunkel überstrahlt. Auch wir Christen haben durch Christus Anteil an Gottes Herrlichkeit. Ewige Herrlichkeit - das heißt doch: Nach unserem irdischen Tod Gott schauen, ewig mit Jesus sprechen. Das ist Herrlichkeit dann und dort! Was bedeutet das hier und heute? Die Herrlichkeit, die uns dann und dort erwartet, hat doch Rückwirkungen auf das Hier und Heute!

Wir wollen in 3 Schritten durch dieses Thema gehen:

Herrlichkeit hier und heute:

1. durch Verfall und Erneuerung

2. durch Trübsal

3. durch Sehen auf das Unsichtbare

Herrlichkeit hier und heute: 1. durch Verfall und Erneuerung

Der frühere württembergische Landesbischof Theo Sorg schreibt über seinen Freund Walter Arnold: Im Juli 93 wurde bei ihm Krebs festgestellt. Der Arzt erklärte ihm, daß er noch etwa 6 Monate zu leben habe. Im Gespräch mit seinem Freund, dem Bischof, sagte Arnold: Nun muß ich an mir selbst bewähren, was ich ein Leben lang anderen gepredigt habe.

Die beiden Freunde sprachen viel über die Krankheit, auch über die Macht Jesu, Krankheiten zu heilen. Im Oktober sagte Arnold im Rundfunk, daß gerade in einem solchen Ernstfall des Glaubens die Echtheit des Glaubens auf der Probe steht.

Er nahm noch viele Aufgaben wahr im Rahmen seines kirchlichen Dienstes. Am Palmsonntag 94 mußte er wieder ins Krankenhaus. Am Karfreitag beantwortete er die Frage seines Freundes, ob er gewiß sei, daß die Hand Jesu ihn festhalte, mit einem klaren "Ja". Wenig später starb er.

Paulus schreibt: "Wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag er neuert". Was meint Paulus hier mit äußerem und innerem Menschen?

Dabei kann ein Bild hilfreich sein, das auf den australischen Gehirnforscher und Nobelpreisträger Eccles zurückgeht. Eccles geht aufgrund seiner wissenschaftlichen Arbeiten von zwei Größen im Menschen aus: die erste Größe ist der Körper mitsamt Gehirn und die zweite nennt er das Selbst des Menschen. Dazu ein Bild, ein modernes Gleichnis: Der äußere Mensch gleicht einer Orgel, der innere Mensch einem Organisten.

Der Organist ist beim Orgelspielen stumm, er vermag sich nur durch sein Instrument zu äußern, er ist auch (zumindest in unserem Gleichnis) unsichtbar, er wohnt in seinem Instrument verborgen. Wenn die Orgel zerfällt, aus Altersgründen oder durch gewaltsame Zerstörung, so ist der Organist dadurch keineswegs vernichtet. Aber er kann sich uns über seine Orgel nicht mehr mitteilen.

In einem Büchlein mit dem Titel "Neue Kinderbriefe an den lieben Gott" kann man lesen:

"Lieber Gott, wenn wir doch weiterleben, wenn wir gestorben sind, warum müssen wir dann überhaupt erst sterben?"

Diese Kinder-Frage trifft unser Thema eigentlich ganz genau: Der innere Mensch, der im Glauben mit Christus verbundene Mensch, das neue Geschöpf in uns, wird vom Heiligen Geist von Tag zu Tag erneuert, wird vom Geist Jesu geformt, ist bereits das endgültig Neue in uns. Dieser innere Mensch kann vom Tod nicht verschlungen werden, weil er im Wesen des auferstandenen Herrn sein Wesen hat. Der äußere, natürliche Mensch stirbt beim irdischen Tod des Menschen.

Wir als Christen können aber noch viel mehr über die beiden Teile in uns sagen. Der äußere Mensch, der verfällt, der schwächer wird, der aufgerieben wird - das ist doch der irdische, rein-menschliche, sterbliche Mensch.

Wer nun aber an Jesus glaubt, wer in Christus ist, der ist im Glauben eine neue Kreatur, in dem wohnt ein neuer Mensch, in dem gewinnt Christus Gestalt, er wird verwandelt in das Bild Jesu "von einer Herrlichkeit zur anderen", er wird wiedergeboren zu einem neuen Leben, so daß er sagen kann:

Nun lebe nicht ich, sondern Christus lebt in mir.

Der innere Mensch wird von Tag zu Tag erneuert.

Er wird Christus immer ähnlicher.

Die Begegnung mit Gott ist stets schmerzhafte Diagnose und rettende Therapie, stets Todesurteil und Begnadigung. Diese doppelte Erfahrung ist für uns Christen ein Leben lang notwendig. Täglich muß der äußere, alte Mensch sterben und täglich muß der neue Mensch auferstehen. Luther drückte das sehr plastisch aus, er benutzte dabei das Bild der Taufe, in der der alte Mensch ersäuft wird und der neue aufersteht:

Es gilt täglich in die Taue zu kriechen. Der alte Adam muß täglich ersäuft werden, denn das Viech kann schwimmen.

Geht es uns Christen bei dem, was wir "um Jesu willen" tun, wirklich um IHN?

Siegfired Kettling schreibt: In das Werk, das Gott uns anvertraut, drängt sich immer wieder unsere eigene Werkerei hinein, der eigene Ehrgeiz, das eigene Glänzenwollen. Immer wieder sind unsere Motive gemischt. Auch im frommen und heiligen Werk nistet der alte Adam. In die Lebensaufträge, die Gott uns gibt, mischt sich immer wieder Weigerung und Übertretung, und das als Gottes Kinder.

Wir kommen zum Schluß—unseres ersten Punktes: Herrlichkeit hier und heute - durch Verfall und Erneuerung. Im Kinderbrief: Der innere Mensch lebt weiter, der äußere muß sterben.

2. Herrlichkeit hier und heute: durch Trübsal

Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, 5p2iafft eine ewige und über alle. Maßen gewichtige Herrlichkeit, schreibt Paulus. Als ein Engel der Maria verkündete, daß sie einen Sohn gebären wird, fragte sie erstaunt: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Manne weiß? Und genau so erstaunt frage ich jetzt: Wie soll das zugehen, daß unsere Trübsal eine Herrlichkeit schafft? Ist Trübsal nicht gerade das Gegenteil von Herrlichkeit? Trübsal kennt die Bibel auf verschiedene Weise als äußere Verfolgung, Gefängnis, Krieg, Verachtetwerden, Streit, Krankheit, Furcht und Traurigkeit.

Christlicher Glaube ist immer neu angefochtener Glaube.

Luther rechnete zu den Lebenselementen des Christen neben oratio und meditatio auch tentatio, das heißt: neben dem Gebet und dem Hören auf Gottes Wort gehört auch die Anfechtung zu den Grundnahrungsmitteln des Christen. Paulus gibt am Anfang 2 Kor die Bedrängnis in der Provinz Asien zu, wo sie über die Maßen beschwert waren und über ihre Kraft, so daß sie am Leben verzagten. Aber sofort ergänzt er: „Das geschah aber, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzten, sondern auf Gott. Auf ihn hoffen wir, er werde uns auch hinfort erretten.“ Und in unserem Predigttext schreibt er, daß die Trübsal, die ihn ja in Asien über die Maßen beschwerte, eine über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit schafft. Es ist also nicht so, daß Trübsal das Gegenteil von Herrlichkeit ist, sondern Trübsal schafft die Herrlichkeit. Und es ist auch nicht so, daß durch unsere Bekehrung die Trübsal weniger wird - manchmal wird sie sogar mehr -, sondern sie gehört zum Christsein dazu.

Jesus stand unter dem göttlichen „Muss“ des Leidens, und der Leib Christi, das ist die Gemeinde, hat wohl auch ein bestimmtes Maß an Leiden zu bestehen.

Ein Bild dafür kommt aus dem Sport. Hartes Training im Sport ist wie Trübsal, schafft aber den Sieg. Trübsal ist Erziehung zum Drunterbleiben unter einer Last. Trübsal dient zur Bewährung und Erprobung unseres Glaubens, so sagte es auch der anfangs zitierte Freund des Bischofs. Dadurch, daß die Trübsal uns näher zu Jesus bringt, schafft sie unsere Herrlichkeit. Denn Herrlichkeit heißt: bei Jesus sein. Ich fasse unseren zweiten Punkt zusammen: Trübsal schafft Herrlichkeit. Anfechtung ist ein Lebenselement des Christen und dient zur Bewährung des Glaubens.

3. Herrlichkeit hier und heute: durch Sehen auf das Unsichtbare

Im Text heißt es: Uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare, … Auf das Unsichtbare sehen: Wie geht das?

Als Petrus auf dem Wasser ging, merkte er, daß das Wasser trägt. Sein innerer Mensch sah mit seinen inneren Augen auf Jesus und hörte mit seinen inneren Ohren auf Jesu Ruf: Komm auf das Wasser! Und er kam; obwohl seine Freunde vielleicht sagten: Mensch, bleib im Boot, bleib auf festem Boden. Sobald er aber mit seinen äußeren Augen auf den Wind und auf die Wellen schaute, begann er zu sinken.

Der Apostel Paulus machte mit all seiner Trübsal vor den menschlichen Augen der Korinther wohl eher einen bescheidenen oder jämmerlichen Eindruck. So mancher in der Gemeinde von Korinth sah wohl doch mehr auf das Sichtbare als auf das unsichtbare Werk Gottes.

Ewige Herrlichkeit - das heißt doch: Nach unserem irdischen Tod Gott schauen, ewig mit Jesus sprechen. Das ist ewige Herrlichkeit dann und dort! Und ich möchte es noch einmal wiederholen: Das Reich Gottes aber ist bereits mit Jesus auf die Welt gekommen.

Seitdem wir Christen sind, stehen wir doch bereits im Reich Gottes.

Um in einem bekannten Bild aus der Musik zu sprechen - Sie kennen es sicher alle: Das Bild vom Orchester. Die entscheidende Frage: Spielt Jesus bei uns die erste Geige? Wenn Ja, dann bin ich ja immer noch der Dirigent, der im Gebet Gott die Einsätze gibt! Der zu Gott sagt: So, jetzt bist du dran, jetzt kommt dein Einsatz, Jesus, ich hab's dir doch genau erklärt, was du jetzt machen mußt. Oder hat Jesus bei uns den Platz am Dirigentenpult?

Als Christen sind wir Sünder und Gerechte zugleich! Im Christen streitet das Neue gegen das Alte, streitet der neue, innere Mensch gegen den alten äußeren Menschen, streitet Gottes Geist gegen das selbstsüchtige ICH. Schon sind wir Gottes Kinder und noch müssen wir beten: Vergib uns unsere Schuld. Schon gehören wir zu Jesus, aber noch sind wir nicht am Ziel. Schon glauben wir, aber noch schauen wir nicht von Angesicht zu Angesicht, d. h.

wir können es bisher nur mit unseren inneren Augen sehen. Friede mit Gott bedeutet letztendlich immer Krach mit mir selbst. Aber: ich darf den täglichen Kampf mit dem alten Adam mutig aufnehmen. Ich darf wissen, daß Jesus den Sieg über Sünde und Tod bereits errungen hat. Dies habe ich immer vor Augen - vor den inneren Augen.

Unser innerer Menschen ist durch Sünde und Tod nicht wirklich bedroht. Unser ewiges Leben hat schon begonnen, seit wir Christen sind, auch wenn dies für menschliche Augen unsichtbar ist. Das macht uns frei für ein fröhliches Auskaufen der Zeit, aber auch für ein gelassenes Zeithaben für andere Menschen - für Gottes Aufträge. So wird sich Paulus einmal wundern, wie viele Menschen durch seine Briefe zum ewigen Leben gekommen sind, und so werden auch wir uns über unsere Wirkungsgeschichte wundern.

Amen.

03 26.06.94 1 Petr 3, 8-17 Gebt Rechenschaft über eure Hoffnung

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

wir wollen zuerst den Herrn um seinen Segen für die heutige Predigt bitten:

Unser lieber Vater im Himmel, wir danken dir, daß du uns mit einer tragfähigen Hoffnung erfüllst. Wir bitten dich, daß du uns heute ganz neu darüber froh werden läßt. Amen.

Vor gut 12 Jahren traf ich in meinem Studienort Erlangen einen Bekannten auf der Straße.

Es war meine erste Studienwoche. Ich kannte ihn aus der Schule. Ich begrüßte ihn freundlich, ich freute mich richtig, in dieser für mich ganz neuen und fremden Stadt ein bekanntes Gesicht zu sehen. Wir kamen ein bißchen ins Gespräch, er lud mich zum Tee ein. Beim Tee kamen wir auch auf die christliche Studentengruppe zu sprechen, der ich mich angeschlossen hatte. Und dieser Bekannte war richtig neugierig. Er wollte wissen, warum wir uns zu einer Gruppe zusammentaten und was wir glaubten. Da war ich nun ganz plötzlich und unvermittelt in eine Situation gekommen, die mich dazu herausforderte, Rechenschaft zu geben über meine christliche Hoffnung.

Auf eben solche Situationen geht der Apostel Petrus im 1. Petrusbrief, Kapitel 3, Verse 8-17, ein. Er ruft dort ganz klar dazu auf: "Gebt Rechenschaft über eure Hoffnung". Wollen wir nun auf dieses Wort des Apostels in 1. Petrus 3,8- 17 hören: …

Endlich aber seid allesamt gleichgesinnt. ...

In einer Zeit, in der immer mehr Menschen immer weniger mit christlicher Gemeinschaft und christlichem Glauben anfangen können, werden wir als Christen mehr denn je herausgefordert durch den Ruf "Gebt Rechenschaft über eure Hoffnung!" Diesen Aufruf spricht der Apostel Petrus in die ebenfalls schwierige Situation der Christen seiner Tage hinein. Er fordert erstens in den Versen 8-12 dazu auf: "Gebt Rechenschaft über eure Hoffnung - durch ein segnendes Verhalten". Zweitens unterstreicht er in den Versen 13-17:

"Gebt Rechenschaft über eure Hoffnung - durch mutiges Bekennen". Wenden wir uns zunächst der Hoffnung zu, die in uns Christen ist. Schon am Anfang seines Briefes macht Petrus deutlich, daß es bei der Hoffnung der Christen um eine ganz andere Qualität von Hoffnung geht als bei den rein menschlichen Formen von Hoffnung. Drei Aspekte christlicher Hoffnung sind dabei wichtig, nämlich der Vergangenheits-Aspekt, der Zukunfts-Aspekt und der Gegenwarts-Aspekt christlicher Hoffnung.

Mit dem Vergangenheits-Aspekt beginnt Petrus, er schreibt: "Gott hat uns wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten". Und weiter: "... was euch nun verkündigt ist durch die, die euch das Evangelium verkündigt haben." Unsere lebendige Hoffnung gründet sich also nicht auf eine Erwartung für die Zukunft, sondern auf die Auferstehung Jesu Christi vor fast 2.000 Jahren - und auf die Bibel, die die Erlösungstat und Auferstehung Jesu bezeugt.

Über den Zukunfts - Aspekt christlicher Hoffnung schreibt Petrus: "Gott hat uns wiedergeboren ... zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unver- welklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel". Zwar sind die Christen jetzt schon als Erben der zukünftigen Welt eingesetzt, aber in seiner ganzen Fülle werden sie das Erbe erst in der letzten Zeit erleben.

Ganz wichtig ist nun der Gegenwarts-Aspekt christlicher Hoffnung. Dabei geht es um die Frage: "Was fange ich in der Gegenwart mit den ersten beiden genannten Glaubenswahrheiten an?" Die Erlösungstat Jesu in der Vergangenheit und das zukünftige Erbe im Himmel - das kann ich z. B. durch Bibellesen verstehen und erkennen, aber dadurch allein bewirkt es in der Gegenwart noch gar nichts. Erst der Glaube, das feste Vertrauen auf den, der uns dies zusagt, verwandelt diese heilsamen Lehren in eine heilsame Praxis - führt zu einem Verhalten, das mit diesen Glaubensinhalten in Einklang steht.

Wie geschieht das? Wie verwandelt der Glaube Glaubenslehren in Glaubenspraxis?

Jedenfalls so viel kann schon vorweg gesagt werden: Dies geht nicht aus der Distanz, nicht aus der Ferne, indem man einen gewissen Sicherheits-Abstand bewahrt. Ich muß mich einfach abstandslos darauf einlassen. In Joh 7,17 sagt Jesus: "Wenn jemand Gottes Willen tun will, wird er merken, ob meine Lehre von Gott ist (oder nicht)".

Wenn ich meine Distanz aufgebe, wenn ich mich auf den Willen Gottes einlasse, wenn ich anfange, ihn zu tun!, dann merke ich, daß Gott mein Leben verändern kann, zum Guten hin. Dann merke ich, daß Jesus lebendig ist, daß er nicht menschliche Hoffnung gibt, nicht vage Erwartungshaltung für die Zukunft, sondern daß Jesus mich selbst zu einer lebendigen Hoffnung wiedergebiert.

Christliche Hoffnung ist nicht eine Hoffnung, die man hat, sondern die man ist. Christen sind eine lebendige Hoffnung, Dadurch, daß wir als Christen in der Welt sind, verkörpern wir Hoffnung. Das ist keine Erwartungshaltung in die Zukunft! Wir erwarten nichts Neues! Den Herrn, der da kommt, kennen wir. Das, was im Himmel für uns aufbewahrt wird, ist ja hier und heute schon in seinen Anfängen verwirklicht. Was das ist, wissen wir: Jesus dient uns hier und heute, und er wird dies dann und dort umso mehr tun.

Wo ich anfange abstandslos Jesus zu vertrauen und mich auf seinen Willen einzulassen, werde ich zu einer lebendigen Hoffnung, zum Zeugnis für meine Mitmenschen. Dann kommt echte Freude in mein Leben - Freude, die nicht von unserer äußerlichen Lage abhängig ist, sondern die tiefer gründet; Freude auch inmitten von Anfechtungen; Freude, die von der Erlösungstat Jesu her- kommt und die auf das zukünftige Erbe zugeht. Echte Freude, indem ich mich auf Gottes Willen einlasse, auch in kleinen Schritten. Ich tue Gottes Willen, wenn ich z. B. ganz bewußt nicht mehr böse über einen anderen rede. Andere kommen dadurch vielleicht ins Stutzen und Beziehungen verändern sich dadurch vielleicht zum Guten.

Wenn wir nun zum Anfang unseres Predigttextes zurückkehren, dann enthält bereits der erste Vers gleichsam in Telegrammstil eine fünffache Antwort auf die Frage, wie man durch liebendes Verhalten Rechenschaft von seiner Hoffnung gibt. Ich lese noch einmal

Vers 8:

Endlich aber seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig.

Das sind Stichworte, zu denen einem sofort eine ganze Geschichte einfallen kann.

Z. B. beim Stichwort gleichgesinnt:

Da ist doch in einem Wort zusammengefaßt, was Jesus im "Gebet um die Einheit der Jünger", dem sog. Hohepriesterlichen Gebet ausdrückt: "Vater, ich bitte, daß sie alle vollkommen eins seien und die Welt erkenne, daß du mich gesandt hast". das heißt für uns:

wir haben alle die gleiche Glaubensgrundlage: die Rechtfertigung des Sünders aus Gnaden wir haben alle die gleiche Verhaltensgrundlage, nämlich Gottes Willen tun in allen Dingen, wir haben alle das gleiche Ziel: Ewiges Leben.

Stichwort mitleidig:

Das ist die Haltung Jesu zu den Kranken, die er heilte, und zu den Verlorenen, die er rettete.

brüderlich, oder wörtlich übersetzt: "geschwisterliebend":

Über diese Bruderliebe, die ja geradezu das Kennzeichen der Gemeinde Jesu ist, lesen wir im 1. Johannesbrief: Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und haßt seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht?" Das heißt für uns: wir begleiten andere helfend und heilend, gerade dann, wenn es viel zu tragen gibt; gerade dann, wenn es echte Not macht; gerade dann, wenn der andere versagt; gerade dann, wenn seine Eigenart für andere schwierig ist.

barmherzig:

Das ist doch jemand, der so handelt, wie der Samariter, der an dem unter die Räuber gefallenen nicht vorbeigeht, sondern ihm einen privaten Pflegeplatz besorgt und diesen finanziert. Wir sind barmherzig bei äußerlichem Leid, aber gerade auch dann, wenn jemand in Schuld ist und in der Gefahr steht, sein ewiges Heil zu verscherzen. Dann geben wir nicht von oben herab Ratschläge und sprechen nicht harte Verurteilungen aus.

demütig:

Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße, das ist Demut. Demut ermöglicht niedere Dineste, Demut ermöglicht eine schlichte Anerkennung von Demütigungen, wenn man als ein Nichts angesehen oder behandelt wird, was man ja vor Gott auch ist und zu sein behauptet.

Weitere Regeln für freundliches, segnendes Verhalten schreibt Paulus in Vers 9:

Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, daß ihr den Segen ererbt.

Böses mit Bösem vergelten - das ist der Kreislauf des Bösen - das Gesetz dieser Welt. Oder ein Scheltwort mit einem anderen Scheltwort vergelten, das kennen wir vielleicht nicht unbedingt aus unserem Gemeinschaftsleben, aber bestimmt aus unseren Familien oder von unserem Arbeitsplatz. Doch da heißt es für uns: den Kreislauf des Bösen und das gegenseitige Vergelten stoppen. Jesu Wort aus der Bergpredigt fällt uns ein: "Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dann biete die andere auch dar" Und Petrus schreibt hier: Segnet vielmehr!, das heißt doch Sprecht in guter Art und Weise auch über die, die euch Böses wollen, sprecht ihnen die Rettung durch Jesus zu. Bezeugt ihnen, daß Jesus für sie gestorben ist. Wie das praktisch aussieht - wie man seinen Glauben so bezeugen kann, daß andere dies annehmen können und nicht für immer abgeschreckt werden, dazu gibt Petrus später noch Ratschläge.

Aber auch hier wird Petrus ganz praktisch und konkret! Wieviele Möglichkeiten segnenden Redens und Tuns lassen wir ungenutzt. Gerade innernhalb der Familien fällt leicht ein Wort zu scharf aus und der andere kontert noch etwas schärfer. Laßt uns doch immer öfter die Erfahrung machen, was passiert, wenn wir mit einem segnenden Wort antworten; laßt uns neugierig sein, was passiert, wenn wir auch in solchen Situationen Gottes Willen tun.

Wann haben wir unseren Familienmitgliedern zum letzten Mal gesagt oder gezeigt, wie wichtig sie für uns sind? Oder wie leicht ist es, über andere schlecht zu reden, wenn die Betroffenen nicht dabei sind. Laßt uns segnend für andere einstehen.

Um diese beiden ersten Verhaltensleitlinien zu unterstreichen, zitiert nun Petrus einen Abschnitt aus Psalm 34, einem Psalm Davids. Ich lese nochmals die Verse 10-12:

Denn wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, daß sie nichts Böses rede, und seine Lippen, daß sie nicht betrügen. Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach. Denn die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren hören auf ihr Gebet; das Angesicht des Herrn aber steht wider die, die Böses tun.

David spricht hier Leute an, die das Leben lieben und gute Tage sehen wollen. Das darf nun hier nicht allzu äußerlich verstanden werden. Wir hatten ja eingangs gesagt, daß echte Freude am Leben aus gläubigem Vertrauen auf Gott kommt, ganz unabhängig von der äußeren Situation. David sagt dazu an anderer Stelle: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln, auch nicht, wenn ich in finstere Täler komme, denn du Herr, bist bei mir. Jesus sagt das so: Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben. Liebhaber des Lebens - das sind Christen, die Rechenschaft geben über ihre Hoffnung - durch freundliches, segnendes Verhalten - aber auch durch furchtloses, mutiges Bekennen. Auf letzteres geht Petrus im zweiten Teil unseres heutigen Textes ein. Ich lese nochmals ab Vers 13:

Und wer ist's, der euch schaden könnte, wenn ihr dem Guten nacheifert?

Und wenn ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig.

Fürchtet euch nicht vor ihrem Drohen und erschreckt nicht; heiligt aber den Herrn Christus in euren Herzen.

Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, und das mit Sanftmut und Gottesfurcht, und habt ein gutes Gewissen, damit die, die euch verleumden, zuschanden werden, wenn sie euren guten Wandel in Christus schmähen. Denn es ist besser, wenn es Gottes Wille ist, daß ihr um guter Taten willen leidet als um böser Taten Willen.

Wenn wir dem Guten nacheifern, kann niemand uns ernsthaft schaden - auch wenn er uns Leid zufügt. So schreibt Petrus in unserem Heutigen Predigttext.

Insbesondere wenn wir um der Gerechtigkeit willen leiden, d. h. wegen unser Beziehung zu Jesus. Denn wir sind selig, d. h. glücklich zu preisen, zu beglückwünschen.

Herzlichen Glückwunsch zu deiner Beziehung zu Jesus - ganz egal, was andere dir deswegen antun. Denn das zeigt, daß deine Hoffnung, dein segnendes Verhalten anderen aufgefallen ist, andere herausfordert, infragestellt.

Kein Mensch kann dir ewigen Schaden zufügen, denn die Dinge dieser Welt sind nicht heilsentscheidend wichtig; von der Liebe Gottes kann niemand uns trennen. Deswegen fürchtet euch nicht vor dem Furchteinjagen von Menschen. Gottesfurcht vertreibt Menschenfurcht. Heiligt aber den Herrn Christus in euren Herzen, seid im Zentrum eurer Person ausgesondert für den Herrn und bekennt diesen Herrn.

Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist. Dieses "seid allezeit bereit" erinnert doch sehr stark an die Zeit vor Jesu Kreuzigung, als Petrus noch nicht bereit war zur Verantwortung vor jedermann, sondern Jesus dreimal verleugnet hat.

Dieses Rechenschaftgeben ist nur möglich in Sanftmut, in gewinnender Freundlichkeit, die nicht mit Wort-Gewalt sich durchsetzen und den anderen besiegen will, sondern ihn freundlich einlädt und ihn freundlich gewinnen will – in einer Sprache, die er auch versteht.

Und dieses Rechenschaft geben ist nur möglich mit einem guten Gewissen. Wenn der Gegenwarts-Aspekt unserer Hoffnung zu einem segnenden Verhalten führt und somit Worte und Leben zusammenpassen. Doch die Verpflichtung zu Sanftmut und einem guten Gewissen darf auch nicht dazu führen, daß wir lieber schweigen, daß wir unsere Zunge in der Art hüten, daß im Ernstfall gar nichts herauskommt, nein, unsere Hoffnung drängt uns, allezeit bereit zu sein.

Zum Schluß möchte ich den Aufruf des Petrus noch einmal wiederholen:

Gebt Rechenschaft über eure lebendige und freudige Hoffnung.

Tut das durch euer freundliches, segnendes Verhalten –

aber auch durch furchtloses, sanftmütiges Bekennen.

Dies schenke der Herr und Heiland Jesus Christus uns allen in der vor uns liegenden Woche.

Amen.

04 25.09.94 Jesaia 49,1-6 Jesus - Das Heil der ganzen Welt

Liebe Geschwister,

wir wollen zuerst den Herrn um seinen Segen für die heutige Predigt bitten:

Unser lieber Vater im Himmel, wir danken dir, daß du uns durch Jesus Christus vor dem Verlorensein retten möchtest. Laß uns doch heute ganz neu erkennen, daß wir in keinem andern das Heil finden können als in deinem Sohn Jesus Christus. Amen.

Sicherlich kennen wir alle die Bilder, wo christliche Bischöfe, Indianer-Häuptlinge, sowie moslemische, jüdische, hinduistische und buddhistische Religionsführer friedlich vereint zu Gott beten. Das hat nichts mit multikultureller Gesellschaft zu tun, also einer Gesellschaft, in der Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenleben; sondern das ist die sog. "große Ökumene", die der Weltkirchenrat betreibt, also nicht moderne Politik, sondern moderne Kirchenarbeit: Alle Menschen dieser Welt, egal welchen Glaubens, beten zusammen, so als stünden ihre Götter und Götzen auf derselben Stufe wie Jesus Christus.

Wen wundert es, daß dann viele fragen, ob der christliche Glaube wirklich der allein seligmachende ist, oder ob nicht jeder nach seiner eigenen Facon selig werden kannn.

Mit anderen Worten lautet diese Frage, ob der Absolutheitsanspruch der Christen nicht überholt sei. Auf eben diese Fragen geht der Prophet Jesaia in Kap. 49,1-6 ein. Er drückt unmißverständlich klar aus, daß es der Gottesknecht, der damals noch nicht gekommene Messias Israels allein sein wird, der das Heil der ganzen Welt, das Heil aller Völker dieser Erde in Händen hält.

Wollen wir nun auf dieses Wort des Propheten in Jesaia 49,1-6 hören: ……….

Hört mir zu, ihr Inseln, ... die Enden der Erde.

In einer Zeit, in der es immer mehr infragegestellt wird, ob tatsächlich Jesus allein zu Gott führt, werden wir Christen mehr denn je herausgefordert durch die Prophezeiung des Jesaia, daß der Gottesknecht das Heil aller Völker ist. Dieser Gottesknecht, dieses Heil der ganzen Welt ist Jesus Christus. Der Prophet verkündet dies hier mehr als 500 Jahre vor dem ersten Kommen des Messias. Wir leben nun bereits fast 2000 Jahre nach diesem Ereignis. Und für uns gliedert sich all das, was der Prophet hier als zukünftig sieht, bereits in Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges. Wir wollen auf unseren Predigttext unter folgender Überschrift und in folgenden drei Schritten hören:

Jesus Christus ist das Heil der ganzen Welt - gestern, heute und auch in Zukunft.

Weil Jesus (1.) in der Vergangenheit den Grund unseres Heils gelegt hat, wollen wir auf ihn allein vertrauen.

Weil Jesus (2.) in der Gegenwart das Heil ausbreitet, wollen wir selbst hingehen und das Heil weitertragen. Und weil Jesus (3.) in der Zukunft das Heil vollenden wird, wollen wir auch von ihm allein die Vollendung erwarten!

Schon der Anfang unseres alttestamentlichen Textes ist etwas ganz besonderes, denn es wird nicht das Gottesvolk Israel angeredet, sondern "die Inseln und die Völker in der Ferne".

Dieser Text ist also für die Zeit geschrieben, wenn nicht-jüdische Völker das AT lesen, so wie wir das gerade tun. Es ist sehr interessant, wie Jesu Beziehung zu diesen Völkern geschildert wird: "Es ist zu wenig, daß du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß du seist mein Heil bis an die Enden der Erde." So wichtig Israel für den Herrn ist, Israel allein ist nicht genug für die Bedeutung dieses Gottesknechts.

Was muß damals, als der Prophet diesen Text aufschrieb, in den Zuhörern alles in Erinnerung gekommen sein? Sie alle wußten von der Verheißung an den ersten Israeliten, Abraham, und seine Nachkommen: "In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden." Diese Berufung des Volkes Israel ruft der Prophet Jesaia hier und in seinem ganzen Prophetenbuch mächtig wach. Der Gottesknecht soll sie erfüllen. In Kap. 53 offenbart sich dieser Gottesknecht als derjenige, der die Sünden des Volkes trägt und durch sein Leiden zum Retter der Menschen wird. Wer dieser Gottesknecht ist, ist eine uralte Frage; schon der Kämmerer aus Morgenland las ja einen Abschnitt über den Gottesknecht in Jesaia und fragte Philippus: Von wem redet der Prophet hier? Von sich selber oder von einem anderen? Wir hörten darüber kürzlich eine Predigt von Joachim Schulz. Wer nun dieser Gottesknecht ist, davon hat Jesaia hier eine doppelte Schau.

Einerseits erscheint der Gottesknecht als eine Gesamtheit, und zwar unter dem Namen Israel. Doch nur ein kleiner Rest des Volkes, das aus der Babylonischen Gefangenschaft zurückkommen sollte, war während der Leiden der Verbannung Gott treu geblieben.

Diesen gläubigen Rest des Volkes Israel erinnert der Prophet an die Verheißung, das Heil aller Völker zu sein. Jesus bestätigt diese Schau, als er zur Frau am Jakobsbrunnen sagt: "Das Heil kommt von den Juden her."

Andererseits sah der Prophet jedoch, daß keine Gesamtheit und auch kein gläubiger Rest des Volkes die Rettung der Menschheit vollbringen konnte und damit enthüllt sich die Gestalt des Gottesknechts als eine einzelne Person aus dem Volk Israel. Nur ein einzelner sollte fähig sein, die Strafe für unsere Sünden auf sich zu nehmen, wie es in Jesaia 53 heißt.