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Nach seinen Pilgerwanderungen auf Jakobswegen nach Santiago de Compostella und kombiniert mit der Via-Francigena nach Rom will Christian Thumfart ein stilisiertes "TAUKreuz" über Europas Landkarte legen und begibt sich auf einen Pilgerweg nach Norden mit dem Ziel: "Nidaros-Dom" in Trondheim (Norwegen) und weiter über Schweden nach Süden. In Hamburg gestartet gehts durch Schleswig-Holstein auf dem Ochsenweg, durch´s pilgerfreundliche Dänemark auf dem Haervejen bis zum Skagerak. Per Fähre nach Oslo und auf Olavswegen bis Trondheim und weiter. Trotz reicher Pilgererfahrung kommt er oft an seine Grenzen. Vor allem die Wege in Norwegen und Schweden verlangen ihm alles ab. Das auf und ab der Tal- und Höhenlagen, Regen und Schneetreiben auf den Fjäll´s (Gebirgen) und die schwere Ausrüstung mit Zelt und Lebensmitteln für viele Tage verlangen ihren Tribut. Viele Begegnungen mit Pilgern und die zeitweise Begleitung durch seinen Sohn machen alle Strapazen wieder wett.
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Seitenzahl: 170
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Bikeline-Radtourenbuch Heerweg / Ochsenweg, Von Viborg nach Hamburg
Verlag Esterbauer GmbH
Übernachtungsverzeichnis Jakobsweg: Via Jutlandica, www.fernwege.de
Ab der dänischen Grenze:
https://www.haervej.de/
Herbergen: https://www.haervej.de/ochsenweg/planung/oldherbergen-amochsenweg-haervejen
Nur in dänischen Buchhandlungen gibt es Karten mit eingezeichneten Einfachunterkünften wie:
Teltplads (Zeltplatz),
Overnatningssteder (Primitiv-Übernachtungsplatz)
Kartenbeispiel: Cykelkort Danmark Map – Radtouren „Nordjylland“ 1:100.000
Olavsweg:
Outdoor-Handbuch Band 369 Norwegen: Oalvsweg von Hanna Engler *****5
Terra PilgerReiseführer Olavsweg Pilgern in Norwegen von H. + R. Weyer ***3
Der Olavsweg Pilgerführer von Hamar nach Trondheim von Bernd Lohse **2
https://pilegrimsleden.no/ norwegisch und englisch ****4
https://www.olavsleden.de/ ***3
jeweils mit aktuellen Unterkünften und Etappenplänen
https://pilegrimsleden.no/en/
mit Informationen zu allen Olavswegen z.B. dem Romboleden
In Schweden:
Outdoor-Handbuch Band 18 Schweden: Kungsleden
Fernwege.de: Der südliche Kungsleden; Von Storlien nach Sälen Schweden
Beide Wanderführer beschreiben die Tour allerdings von Süd nach Nord
Auf dem Jakobsweg rückwärts nach Norden, Ziel Trondheim
Heerweg / Ochsenweg durch Dänemark Olavsweg durch Norwegen nach Trondheim und weiter auf dem Romboleden und dem südlichen Kungsleden in Schweden Richtung Vadstena
Mein herzlichster Dank gilt meinen Lieben zuhause, die mich ein weiteres Mal ziehen ließ, besonders Sohn Jan, der mich auf dem zweiten Abschnitt die ersten Wochen begleitete.
Auf Pilgerwegen durch Skandinavien
Mein Tagebuch
Meine bisherigen Pilgerwanderungen
Nachdem ich 2009 von Mosbach nach Santiago de Compostela gepilgert bin, habe ich „Blut geleckt“ und trotz erheblicher Schwierigkeiten vornehmlich mit den Füßen, will ich es 2014 nochmal wissen und breche auf zu einer 2000 km langen Pilgerwanderung zum Hl. Olav in Trondheim (Norwegen) und der Hl..Birgitta von Schweden in Vadstena (Schweden) und folge somit dem Jakobsweg bis Trondheim in rückwärtiger Richtung. Die letzten Km bis Vadstena und dann nach Deutschland soll es mit öffentlichen Verkehrsmitteln gehen.
Christian Thumfart
Mein vorgesehener Pilgerweg:
Hamburg – Wedel (Beginn des Ochsenweges, später Heerweg durch Dänemark) Vieborg / Dänemark (erster Abschnitt des Haervejen (Heerweg) Frederikshavn / Dänemark über Skagen am Skagerrak Oslo / Norwegen (Beginn des Olavsweges) nach Trondheim (früher: Nidaros) Trondheim (über östliche Olavswege an die schwedische Grenze) Storlien nach Sälen /Schweden unterwegs auf dem südlichen Kungsleden (Königsweg) Vadstena / Schweden (Wirkungsort der hl. Birgitta von Schweden) Trelleborg / Schweden per Fähre nach Sassnitz auf Rügen (Deutschland)
16.05.2014
Das Loslassen und Weggehen fällt mir sehr schwer. Ich lasse einige „offene Baustellen“ zurück.
17.05.2014Es geht nach der Feier der Diamantenen Hochzeit meiner Eltern mit dem Zug 21:34 Uhr ab Mosbach-Neckarelz via Mannheim, Mainz nach Hamburg, Ankunft 7:15 Uhr. Ab Mainz ist der Zug proppevoll. Ich habe zwar eine Platzreservierung, aber die Unterbringung meines Wanderanhängers gestaltet sich im IC sehr schwierig.
18.05.2014
Nach einem schönen Frühstück an der Außenalster besuche ich um 10 Uhr einen evangelischlutherischen Gottesdienst in der Hamburger Hauptkirche St. Jakobi mit dem Pilgerpastor des Nordens Bernd Lohse, der mir danach an der Jakobus-Statue den Pilgersegen erteilt. Lohse hat den ersten Pilgerführer für den Olavsweg von Hamar nach Trondheim geschrieben. Mit der S-Bahn nach Wedel wo ich um 14 Uhr bei der Figur des „Roland von Wedel“ auf dem Ochsenweg starte. In Deutschland ist dieser Weg als Radweg markiert und als Führer habe ich das Radtourenbuch von Bikeline „Heerweg – Ochsenweg und ein Unterkunftsverzeichnis von Fernwege – „Übernach-tungsverzeichnis Jakobsweg: Via Jutlandica“ dabei.
Für Dänemark existieren unter www.haervejen.de Kartenausschnitte, Herbergsverzeichnis und App´s für Smartphone.
In Wedel finde ich den Einstieg in den Weg nicht und gehe entlang der Bundesstraße bis Uetersen (15 km), wo ich für 48,- € im Hotel am Markt übernachte.
Das Wetter: erst sonnig schön, später kalt, in Uetersen leichter Regen. Um 19 Uhr gehe ich zu Bett, habe ich doch die Nacht zuvor im Zug kein Auge zugemacht.
19.05.2014
6:30 Uhr aufstehen, 7:30 Uhr Start über Naturschutzgebiet „Liether Grube“, erste Pause, tausende Frösche quaken. Das NSG ist ein sehr interessanter geologischer Aufschluss (Salzstock), wo bis 1960 Kalk-Gips, Erze und Kupferschiefer abgebaut wurde. Beim Parkplatz befindet sich ein schöner Wohnmobil- Schlafplatz. 11 Uhr Frühstück in Elmshorn (11 km – 7,- €), finde wieder nicht den richtigen Weg und gehe viele km entlang der Straße über Horst nach Hohenfelde (19 km). Die beschriebene Unterkunft gibt’s nicht mehr, die angesagte vor Steinburg finde ich nicht. Im 3 km entfernten Lägerfeld (südl. Ortsteil Rethwisch) findet sich im Hof Witte für 20,- € ein schönes Zimmer. 1. Blase re. Fußsohle zwischen Zeh 1+2 aufgeschnitten.
20.05.2014
7:30 Uhr Start, Frühstück in Hohenlockstedt (7,- €), Mittagspause am Lohmühlensee (18 km), telefoniert mit der im Führer beschriebenen Pension in Peissen; dort angekommen gibt´s die nicht – sie ist erst im nächsten größeren Ort 12 km entfernt. Aber hier gibt es eine Bett+Bike Unterkunft, wo ich für 18,- € einschl. Abendbrot übernachte (27 km). 2. Blase li. Ferse außen, aufgeschnitten. Heute bin ich weniger an Straßen, oft auf asphaltierten Feld- bzw. Spurwegen, zwischendurch mal auf richtigen Sand-/Waldwegen gegangen.
21.05.2014
7:20 Uhr Start, Frühstück in Hohenwestedt (12 km). 10:30 Uhr mit dem Bus nach Rendsburg (35 km). 12:30 Uhr kann ich mein Gepäck an der B&B-Pension Antje abstellen und in die Stadt an der Außeneider gehen. Ich kaufe mir noch ein Paar Socken, Blasenpflaster, Desinfektionsmittel, später 70% Alkohol-Hederich, da auf dem Desinfektionsmittel die Pflaster nicht haften. 3. Blase li. Fußsohle zw. 1+2 Zeh (wie 1.). Feststellung: Die Blasen sind genau an der Aufwölbung meiner orthopädischen Einlagen. Folglich habe ich diese mit dem Taschenmesser bzw. der kleine Schere daran, „weggeschnitzt“. Abendessen (28,- €) an der Schiffsbegrüßungsanlage / Schwebefähre am Nord-Ostsee-Kanal, der am meisten befahrenen Wasserstraße der Welt. 8 km Stadtbummel.
22.05.2014
7:15 Start. Den Abkürzungsweg aus der Stadt finde ich nicht (Stadtplan liegen lassen). Heute sind über 80% der Wege unbefestigt, z.T. auf den historischen „Ochsentriften“ mit schönen Rastplätzen, Erläuterungen, die ersten „Ochsenhörner“ (bei Oxschlag). Dort Mittagspause nach 14 km. Der Weg ist wunderschön, sehr gut für die Füße, im Sand allerdings ein größerer Rollwiderstand für´s „Wägeli“ (Wanderanhänger). Zuvor an einer Infostelle „Pilgern am Ochsenweg“ bin ich auf Kirchen aufmerksam geworden. Im Internet finde ich die ev. Kirchengemeinde von Kropp, meinem Etappenziel (die Gemeinde hat sogar einen Ochsen im Wappen), rufe an und erhalte die Zusage für eine Übernachtung im Gemeindehaus. Der Pastor ist ab 16 Uhr da (Gepäck abstellen), ab 18:30 Uhr steht der Raum zur Verfügung. In der Volksbank will ich Geld abheben und dänische Kronen eintauschen, was mir aber, da kein Kunde der örtlichen Bank, nicht gelingt. 18:30 Uhr lässt mich der Pastor in einen Gruppenraum des Gemeindehauses mit Teppichboden, einem großen WC mit w + k Wasser; mein erstes Lager mit Iso-Matte (selbstaufblasend) und Schlafsack bzw. wegen der Wärme im Raum genügt nur der leichte Innensack. 10,- € Spende. Noch nicht richtig einquartiert kommt ein Gewitter nach dem anderen mit Starkregen und Hagel. Das geht so die ganze Nacht, das letzte donnert früh gegen 6 Uhr los. Zur gleichen Zeit kommt im Gemeindehaus die Putzfrau, die ganz toll erschrickt, als sie mich da liegen sieht.
23.05.2014 ab 7:30 Uhr hellt es auf und ich verlasse im Trockenen das Haus. Es bleibt den ganzen Tag schön, nur das ewige „rechte Winkel-laufen“ um die Felder und der Krach von startenden Düsenjets vom Militär-flugplatz Jakel, den ich gefühlt umrunde, nervt gehörig. 6 km vor Schleswig kommen doch noch Pfützen / halbe Seen auf dem Weg. Bei der Letzten reicht die Höhe meiner Halbschuhe nicht aus und ich bekomme nasse Füße, Socken, Einlagen, Schuhe. Ich will nicht Gefahr laufen mir noch mehr Fußprobleme zu holen, daher ziehe ich an der Querung der A 7 die schweren aber trockenen Wanderstiefel einschließlich trockener Socken an. Die weiteren Wege sind tief aufgespült; hier muss es letzte Nacht heftig gewütet haben. In Schleswig zur Tourist-Info, ich will abends noch mit dem Bus bis Flensburg fahren. Dort rufe ich bei Backpacker´s Inn an – nichts mehr frei – also bleibe ich in Schleswig, reserviere in der Jugendherberge, schaue Dom und Altstadt an und werde auf dem Weg zur Juhe noch richtig nass. Ob ich wegen des Abendessens die Juhe verlasse, weiß ich noch nicht. Es regnet kräftig und ich will morgenkeine nassen Kleider einpacken. Juhe Einzelbelegung eines 4er Zimmers einschl. Bettwäsche und Frühstück: 32,-€. Der Regen hört auf. Es hat stark abgekühlt; gehe Abendessen (18,- €). 20 Uhr Bettruhe. Habe die Nacht aber lange nicht gut geschlafen.
Mein Zimmer liegt direkt über dem Haupteingang (identisch mit der Raucherecke) und da heute jeder Erwachsene (ab 18 Jahren) einen Haustürschlüssel für die Juhe bekommt, war die ganze Nacht (3:30 Uhr hörte ich´s noch) Krach und Unterhaltung dort.
23.05.2014
7:30 Uhr Frühstück, 8:45 Uhr mit dem Bus nach Flensburg (7,40 €), weiter 10:10 Uhr nach Patborg / Grenze (4,40 €). 10:40 Uhr in Dänemark angekommen.
Fazit: Wandern in Deutschland
Wieder bestätigt sich meine Erfahrung zum Pilgern in Deutschland. Die Unterkünfte sind sehr teuer – ein Herbergssystem wie in Frankreich, Spanien, Dänemark, … gibt es nicht – und die Wege sind gerade hier in Norddeutschland unheimlich lang, da oft große Feld- / Waldlagen rechtwinklig durch-wandert werden müssen, was bedeutet, dass man sehr viel quer zur eigentlichen Wegrichtung unterwegs ist, also nach Osten oder Westen, statt nach Norden geht.
Weiter in Dänemark.
Ich hole Geld am Bankautomat und los geht’s im ersten Ausland auf meiner Tour. Nach der Stadt und ihren Industriegebieten und Autohöfen an der A 7 wird es gemütlich. Zwar auch hauptsächlich auf Asphalt aber kaum begleitender Verkehr oder weg von den Straßen und es geht fast ausnahmslos Richtung Norden. Ich wandere durch „Froslevlejren“ einem ehemaligen deutschen KZ im annektierten Dänemark. Heute sind dort verschiedene Museen untergebracht. Nahe der „Gejla Bro“ (historische Brücke bei Gejla) gibt es ein sicher sehr interessantes Naturgebiet und einen „Naturzeltplatz“. Der ist sogar gut ausgeschildert (ca. 200 m vom Parkplatz der Gejla Bro) und liegt toll im Wald mit Pilgerhütte, Plumpsklo und Wasserhahn. Es ist 14:45 Uhr. Ich habe ja ein Ein-Mann Zelt dabei und will – um Kosten zu sparen – öfter zelten. Also ist die Frage: hier bleiben oder eine Herberge?
Die Herberge ca. 5 km weiter anrufen, wenn man mich dort versteht und ein Bett hat, gehe ich da hin. Angerufen, nett auf Deutsch eingeladen und willkommen geheißen. So wird es nichts mit dem ersten Zelten, es ist ja auch noch früh am Tag und die 5 km zur Herberge wären morgen zur Etappe mit 26 km sehr lang. Ich gehe der Straße entlang; kürzester Weg und bin 16:20 Uhr da: Herberge Lindely südwestlich von Kliplev.
Ein sehr herzlicher Empfang. Tolle Herberge in ausgebauten Stallungen eines ehemaligen Bauernhofes inmitten der Feldflur mit 36 Betten, bestens ausgestatteter Küche und Sanitäranlagen einschl. Waschmaschine und Trockner. Die Hausleute wollen über Sonntag wegfahren, übergeben mir quasi die ganze Herberge, richten noch ein Abendessen mit allem was die Küche bietet für 150 DKK. Ich gebe 200,-Dkr und bin alleine, mache große Wäsche, da toll die Sonne scheint und es eine große Wäscheleine gibt, sitze draußen im Garten, esse, faulenze im Liegestuhl bei einem Bier, lasse es mir toll gut gehen und bade in der Sonne. Nachdem ich Blase 1 (aufgeschnitten und immer noch abgeklebt) und Blase 3 (zugelassen, nichts gemacht) nicht mehr spüre, plagt mich nur die Blase 2 an der li. Ferse. Die hatte ich mit Blasenpflaster abgeklebt und da dessen Ränder nicht hielten, die dann noch mit Leukoplast überklebt. Jetzt habe ich beides entfernt. Darunter die Haut ist ganz weiß und die Blase rappelvoll. Als ich reinschneide spritzt es über einen Meter weit. Morgen werde ich sie wahrscheinlich auflassen.
Sonntag, 25.05.2014
Geplant ist ein Ruhetag, habe ich mir doch fest vorgenommen, dieses Mal jede Woche mindestens einen Ausruhtag einzulegen um die Strapazen etwas zu mildern. Ich will mit dem Fahrrad der Vermieter nach Kliplev zur Wallfahrtskirche fahren, danach den Weg zurück an das Naturgebiet, wo ich gestern vorbeikam. Nur Viktor, der Hofhund spielte nicht mit. Der Schuppen in dem das Fahrrad stand war sein Revier, mit Fressen, Trinken, Decke, etc. und so verteidigte er diesen zähnefletschend. Nun, da das Wetter auch nicht gemütlich ist, sondern trüb und kalt, beschließe ich doch, weiterzulaufen. Eigentlich will ich den Umweg von 4 km über die Kirche gehen, aber als der Abzweig kommt, habe ich hierzu auch keine Lust mehr. Da Sonntag ist kann ich auch in Gottes schöner Natur still und andächtig beten. Heute ist fast alles fester Kies-/ Sandweg und es geht toll vorwärts. Unterwegs kaufe ich noch Verpflegung (50,-DKK). Hier haben die Supermärkte auch sonntags geöffnet. 8:45 Uhr bis 15:45 Uhr mit Pausen. 7 Stunden für 26,5 km bis zur Herberge in Öster Logum. Hier wieder umgebaute Stallgebäude, die ältere Frau spricht deutsch. Ich schlafe super gut und wache erst auf, als die Sonne durchs Fenster in mein Bett scheint.
Montag, 26.05.2014
Heute hapert es etwas mit der Planung. Die nächste Etappe ist nur 19 km lang, in bin 12:15 Uhr schon da (Torning´s Mühle). Hier mache ich Mittag, esse den Rest Käse mit Brot. Zuvor habe ich am See bei Vedsted bereits eine längere Pause eingelegt. Die Wege heute: Asphalt, Kies-Sand, Sandboden, Waldwege und Graswege mit meterhohem Bewuchs. Nach der Mittagspause beschließe ich bis Vojens weiter zu gehen (7 km) – ein sehr schöner Weg und für Dänemark bisher untypisch, geht es auf und ab. In Vojens vertue ich mich, weil ich den „Fußgänger“-Wanderzeichen zu lange folge, diese aber um die Stadt herum führen. Ich will aber zum Bahnhof/ZOB. Das mit den Wanderzeichen sei noch kurz erklärt. Auf vielen Strecken sind Wanderer- und Radfahrerwege nicht identisch, da Radfahrer auch länger an großen Straßen fahren können (meist gibt´s dort Radwege) – was Fußgänger nicht so mögen – umgekehrt sind für Radler die Kies- Sand-/ Sand-, Graswege sicherlich der Horror. In Vojens will ich schauen, ob ich mit dem Bus eine oder 2 Etappen weiterkomme, je nachdem, wo ein Bus in der Nähe der jeweiligen Zielherberge anhält. Nachdem mich ratlos dastehend ein vorbeifahrender Radler auf den richtigen Weg bringt – die umgekehrte Richtung ist richtig – komme ich wohl gerade an, als der entsprechende Bus abfährt. Hier gibt es keine Fahrpläne mit Zwischenhalten wie bei uns, sondern es steht zu den jeweiligen Liniennummern und Abfahrtszeiten nur die Endhaltestelle da. Nach vielem Rumfragen bei den div. Busfahrern/innen ist dann zwar die Linie richtig (138) aber der besagte Bus fährt in die entgegen gesetzte Richtung. Jetzt kapiere ich auch den Fahrplan und kann rauslesen, dass ein Bus in meine Richtung 15:53 Uhr abfährt. Ob der allerdings nahe meinem ersten Etappenziel anhält, kann mir niemand sagen, am zweiten schon. Also löse ich eine Karte für 40,-Dkr bis Skodborg, von dort sollten es, wenn ich die richtigen Feldwege finde, noch ca. 3 km zur Herberge sein, was sich bewahrheitet. Ankunft 18 Uhr, 29 km, Herberge Kongeäen.
Vorher in Skodborg finde ich auf die Schnelle den Supermarkt nicht und decke mich daher an einer Tankstelle mit Fanta, Snickers + Käse ein. Am Ortsausgang, wieder in einer kritischen Situation, kommt wieder ein Radler und bietet mir eine Karte vom Ort an. Ich bin ja nicht mehr auf dem markierten Weg und muss folglich kleine Straßen und Feldwege selber finden, da die Wege entlang der Landstraßen viel zu weit sind. Seine Karte ist allerdings schlechter als meine und so lasse ich mir von ihm nur den nächsten Abzweig von der Landstraße bestätigen und suche und finde dann meine Feldwege und schlussendlich wieder den Wanderweg, der mich zur Herberge bringt; ca. 1 km vor der Brücke „Frihedsbroen“. Das Herbergszeichen ist da, weit hinten fräst ein Mann im Garten, die Herbergstür ist offen, ich stelle mein Wägli ab und gehe zur Tür des Hauses. Niemand da. Also geh ich zum Fräser im Garten, der sagte nur: „Go in“. Ich rein in die Herberge (Enrike vom Jakobsweg würde sagen: „Pilger-Hilton mit 5 Sternen“). Alles top sauber, wie neu, Schlafboxen mit je 2 Stockbetten – mit Vorhang abtrennbar, saubere WC´s, Duschen schön heiß, Waschraum, Küche mit allem was man braucht, einschl. div. Lebensmittel und Getränke im Kühlschrank bzw. Fertiggerichte im Gefrierschrank. Außen klebt eine Preisliste, daneben steht eine Holzkiste mit Briefumschlägen, in die das Geld einfach reingelegt wird. Es ist alles so eingerichtet, dass man kommen, essen und schlafen, bezahlen und morgens wieder gehen kann, ohne evtl. Kontakt mit den Wirtsleuten zu haben. Ich glaube, da ist Dänemark einmalig in Europa. Hier stehen Gebäude offen, die erhebliche Werte beinhalten und oft ist niemand anwesend.
Dienstag, 27.5.2014
Nachdem mich wieder die Sonne durchs Fenster weckt, mache ich mich fertig und verlasse ca. 7:40 Uhr das Haus, ohne von den Wirtsleuten noch was zu sehen. Ich gebe 100,- DKK fürs Übernachten + 45,- DKK für 2 Bier und etwas Käse aus dem Kühlschrank in die Holzkiste. In Askov tue ich mich schwer mit der Orientierung. Teilweise fehlen die Schilder an den Pfosten, aber nach vielem Fragen finde ich den Weg und spüre ganz heftig meine rechte Ferse. Gleich nachgeschaut: Blase 5. Ich versuche es nochmal mit Blasenpflaster und einem schmalen Streifen Leukoplast über dem Rand, der nicht haften will. Nach 7 km bin ich in Vejen, dort nehme ich, wie im Führer empfohlen, den Bus bis Bäekke, da diese 10 km Weg genau neben der Bundesstraße verlaufen. Diesmal finde ich gleich den richtigen Bus und der fährt auch 25 Minuten später. Aus Bäekke raus fühle ich mich richtig gut. Erstmals habe ich den Gedanken, sinnvoll unterwegs zu sein. Ist es wegen des 10. Tages oder weil ich mich jetzt richtig „in der Fremde“ fühle. Wie ich so darüber philosophiere und mein Kopf frei wird, habe ich einmal nicht aufgepasst und bin links statt rechts gegangen. Da in der Regel keine Wiederholungs-Wanderzeichen kommen, wenn der Weg gerade ist und keine zweifelhaften Abzweige da sind, merke ich erst nach einigen km, dass ich falsch bin. Nachdem kein Autofahrer an der erreichten Landstraße anhält, muss mir jetzt erstmals das Smartphone-GPS meinen Standort bestätigen. Ich bin viel zu weit westlich vom richtigen Weg. Umkehren kommt nicht in Frage und da mein Kartenausschnitt bis hierher reicht, suche ich nach Wegen, die mich in nordöstlicher Richtung wieder an den Pilgerweg bringen, was mir auch gelingt, obwohl die Kartenausschnitte 1:75.000 nicht gerade leicht zu lesen sind.
Ich treffe bei Filling auf den Radlerweg, der Wanderweg ist nochmal 4 km östlicher und bringt keinen Vorteil. Ich folge dem Weg, lege ca. 4 km vor dem Ziel noch eine größere Pause ein, verzehre 2 Äpfel und finde Blase 6 re. am großen Zeh außen. Außerdem schmerzt mein rechtes Schienbein. Es hat oberhalb des Risses eine dicke rote Stelle. Gegen 16 Uhr erreiche ich die Herberge Olgard und habe statt der 21 km doch 24 oder 25 km hinter mich gebracht. Auch hier wieder ein tolles Haus, mitten in der Pampa mit gr. Herberge (32 Betten) und 17 Zimmern. Für den Elektroherd mit der Touchfeldbedienung bin ich zu dumm, so dass es nicht die Spagetti mit Tomatensoße gibt, die ich in Bäekke gekauft habe, sondern wieder Käsebrot mit großer Salatgurke. Hier auf dem Hof sitzend fährt ein Wagen mit deutschem Kennzeichen vor, ein deutscher Gipser, der in DK arbeitet und hier ein Zimmer hat (verdient in DK wohl das Doppelte). Ich unterhalte mich sehr gut, bis der kalte Ostwind uns reintreibt und die dunklen Wolken am Himmel hoffentlich forttreibt. Der Herbergswirt spricht deutsch. Nur der Wirt heute Morgen und der Busfahrer gestern verstanden mich bisher nicht, aber man „verständigt“ sich.
Mittwoch, 28.05.2014
Erstmals schlecht geschlafen, der Raum unterm Dach wird tagsüber von der Sonne erhitzt, außerdem wird geheizt – im Hof steht ein riesiger Holzkessel, der sicherlich mehrere Festmeter Holz auf einmal schluckt. Da es gestern Abend schon kalt war, ziehe ich gleich die Hosenbeine und den Pulli an. Aber kaum einige Meter vor der Tür mache ich kehrt und ziehe die dünne „langärmlige“ und zu Langarmhemd noch Unterhemd, Pulli und Jacke an. Später krame ich auch das Stirnband hervor. Bisher hatte ich ja immer blau-weißen Wölkchenhimmel mit i.d.R. Sonnenschein, morgens bald 20 Grad und tagsüber 22-25 Grad. Und heute, den ganzen Tag nicht mehr als 12 Grad und eine steife Brise aus Ost/Nordost.Da heut NO meine vornehmliche Marschrichtung ist, kommt der kalte Wind ziemlich gemein von vorne rechts.
Wie das Wetter ändert sich auch die Landschaft. Aus der von Menschen geformten topfebenen Agrar-/und Forstlandschaft mit rechtwinkligen Schlägen und Forstplantagen wird nun eine hügelige naturnahe Wald-/Weidelandschaft mit mäandrierenden Flüsschen, sumpfig-moorigen Niederungen und sandig-trockenen Hügelflanken. Die ersten Orchideen sind zu entdecken und statt der bisher nur vorkommenden Allerwelts-Vogelarten höre ich jetzt einen Schwirl, div. Rohrsänger und Baumpieper. An größeren Vögeln gab´s bisher mal nen Turmfalken, viele Ringeltauben und Nebelkrähen. Der Weg von Spjarup bis Hardladskaer Fabrik ist einmalig schön. Man könnte die Räder in Bindeballe Köbmandsgärd abstellen, von Spjarup bis hierher laufen und dann mit den Rädern nach Harladskaer Fabrik fahren und zurück zum Auto (Tal, wahrscheinlich ehemalige Bahntrasse).