1500 km zu Fuß auf Pilgerwegen nach Rom - Christian Thumfart - E-Book

1500 km zu Fuß auf Pilgerwegen nach Rom E-Book

Christian Thumfart

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Beschreibung

Zum wichtigsten Pilgerort Europas, Rom, ist Christian Thumfart zusammen mit seinem Kolpingbruder Karl zu Fuß gepilgert. Ab Konstanz folgten sie dem Jakobsweg durch die Schweiz bis zum Genfer See. Dort kreuzt der Weg die "Via Francigena", ein Pilgerweg der von Canterbury (England) bis nach Rom führt. Es geht durch die schönsten Mittelgebirgslandschaften der Schweiz, über den schneebedeckten Großen St. Bernhard-Pass, das Aosta-Tal, die Po-Ebene und die Toskana mit einem Abstecher ans Mittel-meer in 60 Tagen bis zum Heiligtum der Christenheit, Sankt Peter im Vatikan zu Rom. In Tagebuchform beschreibt das Buch, mit Bildern unterlegt, die Erlebnisse und Erfahrungen der Beiden, die sich ohne Fremd-sprachenkenntnisse auf den ereignisreichen Weg machten.

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Seitenzahl: 135

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Mein herzlichster Dank gilt meiner Familie, die mich gehen ließ,

Kolpingbruder Karl, dass ich ihn so lange begleiten durfte

und Freundin Maxi Monika Thürl fürs Korrekturlesen.

Tagebuch JW Schweiz und Via Franci

Pilgertag 1, Dienstag, 31.05.2016: Anfahrt nach Konstanz – Märstetten (14 km)

Nachdem mich Kolpingbruder Karl Kretschmer bereits 2015 fragte, ob ich mit nach Rom pilgern würde, treffen wir uns heute 8.30 Uhr am Bahnhof Mosbach zur Verabschiedung durch die Kolpingfamilie Mosbach wegen deren Unterstützung für unser „Sozialprojekt“, siehe WEB-Seite unten.

Da wegen des vorausgegangenen, nächtlichen Hochwassers die Bahnstrecke Neckarelz – Neckarsulm nicht befahrbar ist, fährt uns meine Frau an den Bahnhof Heilbronn. Dort geht es dann eine Stunde später als ursprünglich geplant weiter über Stuttgart und Singen nach Konstanz, wo wir 14.35 Uhr statt 13.05 Uhr ankommen.

Schnell zum Münster den Stempel holen und auf dem „Schwabenweg“ durch die Stadt. In Kreuzlingen in die Schweiz und weiter die 14 km bis Märstetten, wo wir sehr nett in der Pilgerherberge (PiHe) empfangen werden. 18.15 Uhr da.

Aktuelles, Stand unserer Wege, Bilder, Gästebuch usw. finden sich unter: www.rompilger-karl-christian.de .

Pilgertag 2, Mittwoch, 01.06.2016: Märstetten – Fischingen (32 km)

Nach einer ganz angenehmen Nacht frühstücken wir um 7.30 Uhr mit 2 anderen Pilger/Innen. In der PiHe gibt es Kaffee, Tee, Marmelade, Nutella, … und ich hole gegenüber im kleinen Supermarkt nur noch Brötchen dazu. 8.30 Uhr geht´s weiter in leichtem Regen mit Regenhut und -hose. Bald hört es auf; teilweise ist es dann den Tag über bewölkt, ab und zu sonnig. Der Weg führt über Feldwege, schöne Wald- und Wiesenwege, entlang von Bächen und kleinen Flüsschen (z.B. der Murg) und ganz zum Schluss nochmals steil und hoch hinauf, um dann wieder nach Fischingen abzufallen. Dort wollen wir im Kloster Quartier beziehen. Bei der telefonischen Anfrage erschrecke ich allerdings über den Preis: 45,- CHF für Üb+F. Ich suche eine andere Möglichkeit und finde die PiHe in „Au“, rufe dort an, 25,- CHF Üb+F und das Angebot, uns in Fischingen abzuholen, was wir gerne annehmen. In Fischingen treffen wir den Pilger von heute Morgen. Er hat Quartier in Gasthof Stern (47,- CHF). Karl geht mit dahin wegen des WLANs und somit der Verbindung nach Hause und zu Stoffi, der unsere WEB-Seite auf dem Laufenden hält. Ich verweile solange in der wunderschönen Klosterkirche, u.a. bei der Heiligen Idda. Wer seine schmerzenden Füße in das Loch des Grabsteines dieser Heiligen hält, soll – der Legende nach – von seinen Schmerzen befreit werden, was für mich mit den dutzenden Blasen an den Füßen bei meinen anderen Pilgerwanderungen ein besonderes Geschenk wäre. Zum Schluss hatte ich tatsächlich nur 9 Blasen auf dem ganzen Weg nach Rom. Nach 2 Kerzen gegen meine EURO-Groschen für die Familie und meine Fußpflegerin Traudel R.-J. rufe ich in der Au an, unser Chauffeur kommt wenige Minuten später und bringt uns die 3 km und 100 Höhenmeter weiter zur PiHe „Schwedistübli“, wo wir eine supertolle Herberge mit Matrazenlager für uns alleine haben. Wir bekommen noch ein hervorragendes Abendessen (Rösti mit Spiegelei und grünem Salat), gute Unterhaltung und Tipps für den weiteren Weg. Auch erfahren wir hier von dem verheerenden Hochwasser in Rottach am Inn.

Pilgertag 3, Donnerstag, 02.06.2016: Fischingen /Au – Wald ZH Ortsteil Rüti (15 km)

7.30 Uhr ein exzellentes Frühstück mit Uschi und Ritchi vom Schwendistübli und Abrechnung (a. 40,- CHF) geht´s bei Regen und Nebel weiter zum Gipfel des Hörnli (1133 m NN) mit einem wundervollen Panorama nach allen Himmelsrichtungen (laut PiFü), wir sehen keine 50 m weit – nur Nebelsuppe. 12.15 Uhr, nach steilen Abstiegen sind wir in Gibswil, wo im Gasthof Stuben das weitere Vorgehen geplant wird. Hier gibt es eine Post (öffnet 15 Uhr) und ich schicke vieles voraus (14,70 CHF), dann fürs Abendessen einkaufen und noch 2 km weiter zur PiHe B&B „Uf Rüti 2“. Ankunft 16.30 Uhr.

Pilgertag 4, Freitag, 03.06.2016: Rüti – Rappertswil (16 km)

8.30 Uhr starten wir nach einem herzhaften Frühstück wie gestern im Regen vom B&B „Uf Rüti“ bei Wald. Von den tollen Bergpanoramen laut PiFü keine Spur aber wenigstens feste Wege und sehr wenig nasse Graswege. Es geht über Treppen, Schwellen und Pfade auf- und vielmehr ab, sodass wir mit einer kleinen Um- und Ausziehpause bereits gegen 12.30 Uhr unser Tagesziel Rapperswil am Zürich-See erreichen. Unterwegs durchkreuzen wir schöne Naturschutzgebiete mit tollen Orchideenwiesen (Knabenkrautarten, Enziane), quakenden Fröschen und schönen Ansichten.

In Rappertswil finden wir nach einem kleinen Stadtrundgang die PiHe in der Altstadt nahe der Seepromenade. Die öffnet erst 16 Uhr und telefonisch erreichen wir auch niemand. Wir fragen bei der Tourist-Info am See und können dort die Rucksäcke abstellen, trinken einen Cappuccino (6,80 CHF) und besichtigen den Schlossberg, das Kapuzinerkloster, die Rosen-/ Klostergärten, das Hirschgehege (Sage von der Besiedlung des Schlossberges) und sind 16 Uhr mit den Rucksäcken an der PiHe wo gerade Claudia die Betreuerin ankommt, uns furchtbar nett und freundlich einweist, weitere Pilger/innen kommen auch, später auch Andreas, den wir schon seit der ersten Etappe immer wieder treffen, genauso wie Barbara, die Pilgerin vom ersten Tag, die heute schon im Café sitzt und auf den Zug nach Hause wartet, da ihre Wanderung hier zu Ende geht. Nachdem wir eingekauft, zu Abend gegessen, geduscht und gewaschen haben, sitze ich nun an der Seepromenade und schreibe diese Zeilen bei schönem Wetter. Die PiHe ist eine von den ganz erstklassigen, wie ich auf meinen bisherigen Wanderungen nur wenige sah. (20,- CHF). Auch die Betreuung durch Claudia, bisher einmalig. So etwas von freundlich und liebenswürdig, sorgend und besorgend, eine Mitvierzigerin „zum Knuddeln“. Gemütliches Abendessen in der PiHe mit weiteren 3 Frauen und 1 Mann im 12 Bett-Zimmer. Noch ein Abendbummel bis zum nächsten Gewitterregen; 22.30 Uhr geht´s ins Bett. Nach den 16 km geht es morgen wieder nur 16 km auf den Berg nach Einsiedeln, wo wir die Sonntagsmesse mitfeiern wollen.

Pilgertag 5, Samstag, 04.06.2016: Rappertswil – Einsiedeln (16 km)

6.30 Uhr geht´s Getrappel los, also aufstehen, packen, gemütlich zu sechst gemeinsam frühstücken. Claudia kommt noch zur Verabschiedung und einer nach dem anderen bricht auf. 8.20 Uhr trocken, nach 800 m – schon fängt es an zu regnen bis uns dann, von Sekunden Sonnenstrahlen durchbrochen, in den Steigungen wahre Sturzbäche, von gewaltigen Regenschauern ausgelöst, entgegenkommen. 31/2 Stunden, 8 km und 520 Höhenmeter auf der Straße zum Etzelpass und der St. Meinrad-Kapelle. Auf den Wanderwegen stürzt uns das Wasser über Wurzeln, Steine und Matsch entgegen, sodass wir den Weg auf der Straße wählen, der zwar länger, aber eher begehbar ist.

Um 12 Uhr sitzen wir im Gasthaus St. Meinrad am Pass, die Hälfte der Etappe geschafft, patschnass von innen, sitzen wir hier und wärmen / trocknen uns bei heißem Kaffee und einer Gemüsesuppe – etwas mehr als ein Fingerhut voll (6,80 CHF). Nach einer Stunde Pause geht´s weiter. Wieder draußen tröpfelt es schon wieder. Nach einem Abstieg meist auf festen Wegen kommen wir 15.30 Uhr beim Kloster Einsiedeln an, wo wir schon mittags in der Herberge 2 Betten reservierten. Kurz vor dem Etappenziel treffen wir Raimund, der von Landshut kommt und nach Santiago de Compostelle will (6-7 Monate). Bis auf die Haut nass, im Rucksack außer den Klamotten, die morgens nach der abendlichen Wäsche nicht trocken waren – Gott sein Dank – noch etwas Trockenes. Duschen, Teilnahme an der „Vesper“ mit 23 Benediktinermönchen in der Klosterkirche, Abendessen, Karten schreiben, … 20 Uhr geht es wieder in die Kirche zur „Complet“, danach ist dort ein Alphornkonzert. Bis dahin sind auch schon weitere Kleidungsstücke am Körper getrocknet, sodass ich in der kalten Kirche wohl nicht frieren werde.

Das Konzert war nicht das Erhoffte. Das Weihnachtsoratorium von Bach ist leichte Kost gegen das hier gebotene. Ein Chor mit Profi-Solisten, extremste Hornmusik aus Alphörnern „rausgequetscht“ – nichts von den wundervollen alpinen Alphorntönen - 21 Uhr sind wir wieder draußen wo´s noch kälter ist wie in der Kirche. Also zur PiHe, Etappe planen …

Pilgertag 6, Sonntag, 05.06.2016: Einsiedeln – Brunnen (25 km, 540 m Auf- / 1010 m Abstieg) Nach dem Frühstück besuchen Karl und ich die hl. Messe um 8 Uhr an der Gnadenkapelle der „schwarzen Madonna“ in der Klosterkirche.

Danach packen, 10.15 Uhr verlassen wir Einsiedeln im schönen Flusstal der „Alp“, bis Alpthal, wo wir nach 2 Stunden in der Kirche eine Pause vor dem großen Anstieg machen. Gestartet im Trockenen, nach 30 Minuten Niesel-/ Regen-/ Niesel-/ Dauerregen, erst am Nachmittag ca. 1 Stunde Sonne danach Starkregen bis fast ans Ziel. Der Anstieg, richtig knackig. Es geht senkrecht zur Hanglinie nach oben. In wenigen Hundertmetern sind 100 Höhenmeter geschafft. Karl und Raimund sehe ich bald nicht mehr hinter mir. Es geht über uralte Passstraßen noch von den Römern, die auch seit ca. 1200 n.Ch. nachweislich von Pilgern und außerdem von hohen Persönlichkeiten wie Johann Wolfgang von Goethe u.v.m. benutzt wurden. Auf dem „Haggenegg“ bei 1414 m üNN ist der höchste Punkt des Schweizer Jakobsweges erreicht. Ich warte auf Karl und Raimund, die hier völlig durchnässt einkehren (13.15 Uhr). Ich mache mich gleich an den Abstieg, da es kaum mehr regnet und auf dieser Seite der Berge sogar die Sonne scheint. Es geht wieder fast senkrecht hinunter und zack, haut es mich anständig in den Morast. Ein Wanderstock ist zerbrochen, die Brille – Gott sei Dank – noch ganz, aber Hüfte und Knie fühlen sich irgendwie verschoben an. Aufgerappelt geht´s mit einem Stock und zittrigen Knien weiter. Zu allem Elend setzt jetzt auch noch Starkregen ein. Wieder patschnass komme ich ca. 15 Uhr in Schwyz an der Pfarrkirche an, wo ich drinnen tropfend und triefend in voller Montur mein Handy einschalte um das Quartier zu bestellen, Jan (Sohn) zurückzurufen wegen des Hochwassers in Mosbach und der Funktion unserer Kellerpumpe und um für die anderen erreichbar zu sein, damit wir wieder zusammen finden. Im Regen geht es weiter, vorbei am „Zahnweh-Kappelele“, einer sehr schönen „Wendelin-Kapelle“, Umleitung des Weges wegen Straßenbauarbeiten, Fragen und Suchen bis ich die PiHe bei den „Schwestern vom kl. Kreuz“ in Brunnen finde. Von dort dirigiere ich Karl und Raimund um, da es einen ganz einfachen, kurzen Weg hierher gibt. Gegen 18 Uhr kommen sie an. Alle stinken wir nach Schweiß, jetzt wird erst mal geduscht + gewaschen – Handwäsche, es gibt eine Wäscheschleuder und im Heizraum ist´s wohl so warm, dass morgen früh alles hoffentlich trocken ist. Das Kloster bietet ÜF an (34,80 CHF). Essen gehen wollen wir uns nicht leisten (Karl zahlte heute Mittag für eine Suppe und einen Radler 18,- CHF), also werfen wir alle Lebensmittel zusammen (ich hatte unterwegs noch ein Brot ergattert) und alle werden satt. Karl und Raimund haben wie fast immer Probleme mit dem WLAN des Hauses, ich versuch´s erst gar nicht sonst müsste ich mich raus vor die Klosterpforte, 200m entfernt, setzen. Nach dem Abendessen wird es draußen nochmal hell und die „2 Mythen“, Berge auf die wir 2 Tage lang zuliefen, heute beinahe überstiegen, und jetzt im schönsten Abendlicht von hinten sehen.

Pilgertag 7, Montag, 06.06.2016: Brunnen – Betanien bei St. Niklausen (20 km)

Die Wäsche und Schuhe sind super getrocknet. Wir sind bereits 6.30 Uhr aufgestanden, haben ganz gemütlich gepackt und frühstücken 7.30 Uhr mit Schwester Gertraud. Es geht los Richtung Hafen, müssen wir doch zur Fortsetzung unserer Tour über den Vierwaldstätter See wechseln. Gestern haben wir beschlossen, nicht nur überzusetzen und wieder bergauf und -ab zum nächsten Ziel zu pilgern (Bouchs), sondern mit dem Schiff gleich dahin zu fahren (24,- CHF) und von dort (Ankunft 10.17 Uhr) die nächste Etappe anzugreifen. Nach 2 Stunden bleiben Karl und Raimund in Stans zurück um von einem Gasthaus-WLAN ihre „WEB-Verpflichtungen“ zu Wanderweg folgen – Sackgasse – alles wieder zurück. Hier erreicht mich Sigrid´s aufmunternde SMS als ich Karl und Raimund die Wege per Handy beschreiben will. Dann geht´s nur noch steil bergab, sodass ich die beiden wieder anrufe (sitzen nach 1,5 Stunden immer noch am WLAN) und den Vorschlag mache, sie könnten auf der Straße nach St. Jakob gehen, da komme ich auch runter. In St. Jakob angekommen (14.15 Uhr), mache ich eine große Pause, reserviere die PiHe für uns drei und ziehe 15.20 Uhr weiter. Die Beiden sind immer noch nicht da. Schöne Wege und Pfade ziehen im auf und ab von 540 mNN auf 797 mNN zum Kloster Bethanien (Dominikanerinnen) mit einem Gästehaus und Pilgerzimmern. 17.20 Uhr da. Unterwegs auf einem Almhof kaufe ich noch 400 g Albkäse für 6,- CHF; das Abendessen im Kloster würde 20,- CHF kosten und Brot habe ich noch. Wir haben ein tolles 5 Bett-Zimmer, z.Z. noch zu dritt. 18.45 Uhr Karl und Raimund sind noch nicht da. Ich habe schon gewaschen, das meiste ist am Sonnenbalkon auch schon getrocknet, bin geduscht und schreibe fleißig Tagebuch. Hier gibt es WLAN, vielleicht bekomme ich einige Mails und Bilder raus.

Das Wetter ist heute erstmals schön. Sonne, kurze Hose, tolle Ausblicke in alle Richtungen, eine kleine Blase, aber sonst alles gut. Karl und Raimund kommen 19.30 Uhr völlig kaputt an. Sie haben fast bis 15 Uhr in Stans pausiert und zu Mittag gegessen, um dann die 10 km auf dem asphaltierten Radweg bis St. Jakob und noch die 5 km und 450 Höhenmeter hier herauf zu meistern. Raimund hat ein entzündetes Schienbein (wie ich in Norwegen) und macht morgen einen Ruhetag, bei Karl sind die Laufflächen an beiden Ballen geschwollen und schmerzen scheinbar höllisch. Nach einem Bad und Arnica-Einreibungen geht es morgen hoffentlich wieder.

Pilgertag 8, Dienstag, 07.06.2016: Bethanien bei St. Niklausen – Lungern (20 km)

Nach einer guten Nacht stehen wir 6.45 Uhr auf. Raimund verschläft unsere ganze Packzeremonie und da er hier bleibt, wecken wir ihn auch nicht zum gemeinsamen Frühstück. Als wir zurückkommen wacht er gerade auf – Verabschiedung -, bei Karl bimmelt schon wieder das Handy (Andy W. wegen unserem WEB-Auftritt bei Kolping Ba-Wü). Ich gehe schon mal los. Schöne Wege hinunter zur Flüeli – Ranft und Bruder Klaus. Dort holt Karl mich ein und es geht weiter nach Flüeli und in einem tollen Abstieg von 720 auf 480 mNN nach Sachseln. In der wunderschönen Pfarrkirche mit schwarzen Marmorsäulen und –ausschmückungen z.B. in der Taufkapelle, dem Reliquienschrein des hl. Bruder Klaus und einem sehr, sehr schönen Erstkommunionweg zur Hinführung zum ersten Empfang des Bußsakramentes. Dann geht es entlang des Sarner Sees ebenerdig weiter bis Giswil, vorbei an schönen Uferabschnitten, Naturschutzgebieten und einmündenden, wilden Gibirgsflüsschen. 12.15 Uhr machen wir in einer Gartenwirtschaft in Giswil Pause bei einem Radler und siehe da, Christian und Regula, bekannt vom gemeinsamen Frühstück heute Morgen gesellen sich dazu, übernehmen sogar unsere Zeche und berichten über ihr Engagement für den Jakobsweg in der Schweiz.

Sie haben in Brienzwiler ein Haus gekauft und betreiben dort zusammen mit vielen ehrenamtlichen Helfern eine von sechs „echten“ Pilgerherbergen in der Schweiz, wie sie sagen. Später treffen wir sie noch einmal kurz vor der Höhe bei Kaiserstuhl und gehen gemeinsam mit ihnen dorthin, wo sie im Hotel ein Quartier haben. Sie gehen morgen noch bis zum Brienzer See, dann wieder heim – Enkel hüten. Unterwegs treffen wir noch einen „Rückwärtspilger“, der den Weg von Genf bis Salzburg geht.

Bereits in den vergangenen Stunden hat es um uns herum immer wieder mal gedonnert und jetzt, während wir den Lungerer See umrunden fängt es noch zu regnen an. Kurz von Lungern, unserem heutigen Ziel ist ein Pilgerquartier ausgeschildert, aber niemand da. An einem grandiosen Wasserfall vorbei kommen wir ins Städtchen und zur nächsten PiHe. Wieder niemand da. Beim Anruf verkündet ein Tonband (AB), dass die Herberge geschlossen ist. Zurück zum Wasserfall wollen wir nicht, da für die dortige Herberge ja keine TelNr. bekannt ist. So versorgen wir uns im Städtchen mit Abendbrot und rufen die letzte Nummer im PiFü an. Darin heißt es: 30 Lager im Stroh. Beim Anruf die Aussage: das Strohlager sei noch nicht gerichtet aber wir könnten ein Ferienhäuschen für 50,- CHF pro Person bekommen. Da wir keine Alternative mehr wissen, wird zugesagt und machen uns auf zum gegenüber liegenden Ende des Städtchens. Lungern hat eine Kirche die im Aussehen der Wallfahrtskirche von Lourdes nachempfunden ist.