44 & 45 Die Amtszeiten der US-Präsidenten Barack H. Obama und Donald J. Trump - Edwin R. Micewski - E-Book

44 & 45 Die Amtszeiten der US-Präsidenten Barack H. Obama und Donald J. Trump E-Book

Edwin R. Micewski

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Beschreibung

Die Gesellschaft der USA, der mächtigen Führungsnation der abendländischen Welt, ist tief gespalten und moralische und intellektuelle Verwirrung fegen über das Land. Der Buchautor lebte im Zeitraum der Amtsführung des 44. und 45. US-Präsidenten – zweier politische Führer, diametral unterschieden in Charakter, Ideologie und Staatskunst – in den USA und beobachtete politische und soziale Vorgänge und Entscheidungen in Realzeit. Seine Analyse beschreibt die stetig zunehmende ideologische Disharmonie von Politik und Gesellschaft, die anarchische Agitation radikaler Kräfte, und legt die Propagandaleistung der Medien in der Konstruktion von Scheinrealitäten im euroatlantischen Raum offen.
Von der grundlegenden Ebene der politischen und moralischen Philosophie aus stellt Micewski das Diktat der wissenschaftlichen Rationalität als exklusives Modell des Umgangs mit sozialen und politischen Herausforderungen in Frage und fordert eine Wiederbelebung eines umfassenden Bedeutungsrahmens, der die metaphysischen und spirituellen Dimensionen des menschlichen Bewusstseins verstärkt. Tiefen Nachdruck legt er auch auf Entwicklungen im Bereich der nationalen Sicherheit und der internationalen Beziehungen und bietet dem Leser/der Leserin die Gelegenheit, sich mit der Genese des Ukraine-Russland Konfliktes aber auch den Vorgängen in Libyen, Syrien und deren geostrategischen und sicherheitspolitischen Zusammenhängen vertraut zu machen.
Sein kritischer Rückblick bietet Lösungen und Ideen für eine überfällige Kurskorrektur und erklärt, warum die Wiedergeburt eines angemessenen Konservatismus für das Überleben dieser Nation und der westlichen Zivilisation unerlässlich ist. Im Hinblick auf die im November 2024 bevorstehenden Präsidentschaftswahlen gewährt dieses Buch wichtige Einblicke in das politische System der Vereinigten Staaten und beleuchtet aktuelle Dispositionen der politischen Lager und der großen Medienkonglomerate.

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Seitenzahl: 445

Veröffentlichungsjahr: 2024

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44 & 45

Die Amtszeiten der US-Präsidenten

Barack H. Obama und Donald J. Trump

Eine politisch-philosophische Denkschrift

Edwin R. Micewski

Impressum:

44 & 45

Die Amtszeiten der US-Präsidenten Barack H. Obama und Donald J. Trump

Eine politisch-philosophische Denkschrift

Edwin R. Micewski

© 2024 by Edwin R. Micewski. Alle Rechte vorbehalten.

Autor:

Edwin R. Micewski

1080 Wien ([email protected])

ISBN: 9783989952829

Motto: Alles Maßgebliche am Dasein ist zeitlos!

"Um ein Philosoph zu sein, das heißt ein Liebhaber der Weisheit (denn Weisheit ist nichts als Wahrheit), genügt es nicht, die Wahrheit zu lieben, insofern sie mit seinem eigenen Interesse, mit dem Willen seiner Vorgesetzten, mit den Dogmen der Kirche oder mit den Vorurteilen und dem Geschmack seiner Zeitgenossen vereinbar ist; solange er sich mit dieser Position begnügt, ist er nur ein philautos, kein philosophos [ein Liebhaber des Selbst, nicht ein Liebhaber der Weisheit]."

Arthur Schopenhauer (1788–1860)

Parerga and Paralipomena

Vol. 1, 21–22

PRÄAMBEL

Die westliche Zivilisation – und mit ihr ihre mächtige Führungsnation, die Vereinigten Staaten von Amerika – scheint im Zerfall, wenn nicht gar, wie Kulturpessimisten argumentieren würden, im Verfall begriffen. Sie ist nicht von außen bedroht und wird weder militärisch noch wirtschaftlich zu Fall gebracht werden. Sie zerbricht an innerer Subversion und moralischer und intellektueller Degeneration.

Die Bedrohung ist in erster Linie spirituell, nicht materiell, wie diese Kritik an der Politik der USA während der Amtszeiten des 44. und 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten und des Übergangs zum 46. Präsidenten zeigen wird. Dieses Buch argumentiert, dass die Welt der Ideen mächtiger ist als die Welt der Erfahrung; dass das Zerebrale und das Intellektuelle stärker sind als das Physische, dass Bewusstsein und ideelle Konzepte das Sein schaffen und nicht umgekehrt, wie Karl Marx und viele seiner Anhänger – so einflussreich in unserer Zeit – zu begründen trachten. Das Immaterielle ist dem Materiellen überlegen, das Intuitive hat Vorrang vor dem Faktischen und das Sakrale steht über dem Weltlichen und Profanen. Die Kraft oder Schwäche des Geistes schafft Wirklichkeit. Das Philosophische und Spirituelle triumphiert am Ende über das rein Wissenschaftliche.

All dies mutet merkwürdig an, ist es doch gegen die vorherrschende Denkorientierung des abendländischen Menschen unserer Zeit gerichtet. Die Bildungsanstrengungen der vergangenen Jahrzehnte förderten die Hybris der modernen Wissenschaft und die radikale Entfaltung des Projekts der Aufklärung. Sie verleiteten unsere Zivilisation, einen Kultismus der einseitigen Vernunft zu entfalten, gekennzeichnet von technischer Rationalität und Kommerzialität. Wertschöpfende und kulturell vereinende klassische Disziplinen wie Philosophie, Metaphysik und Theologie verloren an Bedeutung. Ihre abnehmende Relevanz führte zur Verflachung unserer Kultur und reduzierte die vertikal-transzendente Tiefendimension unserer Zivilisation. Die mächtigen und verführerischen Fortschritte der Wissenschaft verlagerten unsere Aufmerksamkeit auf das Weltliche und Temporale. Das Nivellierend-Horizontale begann, das Projekt der Moderne zu beherrschen. Es hat in unserer Zeit einen neuen Höhepunkt erreicht.

Vor etwa fünfzig Jahren, in seinen »Acht Todsünden der Menschheit,«1 äußerte sich der Biologe und Nobelpreisträger Konrad Lorenz zu Fragen der Überbevölkerung, der Atomwaffen und der Zerstörung des irdischen Lebensraums. In seinen Darlegungen zu Themen wie Indoktrination und Tradition spielte Lorenz auf philosophische Herausforderungen an, welche die westliche Zivilisation bedrohen.

Das vorliegende Werk konzentriert sich ausschließlich auf Letzteres. Es deckt Irrtümer im westlichen Denken auf, welche es als die Ursache – und nicht, wie viele meinen, als Ergebnis – jener Krisen erkennt, die uns beschäftigen – von ökologischen Bedrohungen bis hin zu Kulturkampf, Krieg und Terrorismus. Die Gefahren für die Menschheit lauern nicht im Messbaren und wissenschaftlich Berechenbaren. Kognitive Irrtümer, mangelnde Eindringtiefe in soziale und politische Materien, Urteilsfehler und Unvernunft sind die reale – und existenzielle – Bedrohung für das Überleben unserer Zivilisation.

Die Kritik politischer, sozialer und kultureller Entwicklungen der letzten eineinhalb Jahrzehnte, maßgeblich beeinflusst von den politischen Entscheidungen des 44. und 45. US-Präsidenten – der eine, Barack Obama, ein progressiver Marxist; der andere, Donald Trump, ein Christlich-Konservativer – und die Rückkehr der Nation zu marxistischen Wegen unter der Amtsführung des 46., Joe Biden, zeigt die Bedeutung des Mangels von philosophischer Tiefe und ganzheitlichem Denken in der politischen Entscheidungsfindung für Bürger, Nationen und die Menschheit in ihrer Gesamtheit auf. Aus diesem Zusammenhang erwächst die Forderung nach einer allumfassenden Bildung, welche die Unterweisung in den klassischen Disziplinen der Geisteswissenschaften und der sozialen und politischen Philosophie für das Gemeinwesen beinhaltet.

Das vorliegende Werk fördert einen Realismus, der mehr als das bloß Sichtbare und Messbare umfasst. Es tritt ein für einen inklusiven Idealismus, der anerkennt, dass Gedanken und ideelle Konzepte nicht nur tatsächlich existieren, sondern das Handeln auf allen Ebenen menschlicher Existenz maßgeblich anleiten. Dieses Buch richtet sich also in erster Linie an all jene, die den Verführungen der Erfahrungswissenschaften noch nicht oder nicht ganz erlegen sind bzw. diesen entfliehen wollen. Es lädt ein, die Philosophie als Verbindungsbrücke zwischen Wissenschaft und Religion wiederzubeleben und sich von ihr verführen zu lassen, die wundervolle Gesamtheit aller Möglichkeiten der Wissensschöpfung und Erkenntnisweisen, die dem Menschen weit über die wissenschaftliche Erkenntnis hinaus gegeben sind, zu nutzen.

Zugleich wird veranschaulicht, wie der immer vehementer propagierte Ausschluss der jahrhundertealten, wenn nicht jahrtausendalten Ideen- und Denkgeschichte der Menschheit, im (post-) modernen Bildungskanon den Fortbestand und die Zukunft der westlichen Zivilisation gefährdet.

PROLOG

Im Jahr 2008, als die Senatoren John McCain und Barack Obama für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten kandidierten, ging ich in den Ruhestand und beschloss – ungeachtet meiner mangelnden Computerkenntnisse und im Bewusstsein, meinen Laptop bloß als ausgeklügelte Schreibmaschine verwenden zu können – meinen eigenen Blog zu starten.

Meine publizistische Tradition, mich zu politischen und kulturellen Themen aus sozial- und moralphilosophischer Perspektive zu äußern, wollte ich fortzusetzen, ohne ständig den langwierigen und zeitraubenden Prozess der Abfassung von Aufsätzen und Artikeln für die Veröffentlichung in Zeitschriften oder Büchern durchlaufen zu müssen. Meine Gedanken über Themen und Entwicklungen, die mir kommentarwürdig erschienen oder über die ich mich geradezu verpflichtet fühlte, mein Urteil abzugeben, sollten direkt und in Echtzeit präsentiert werden. In der Gewissheit, dass politische Kommentatoren zumeist im Nachhinein sehr klug sind, aber die Dinge selten richtig einschätzen, wenn sie passieren, wollte ich zurückblicken und sehen, ob das Urteil, das ich damals gefällt hatte, richtig oder falsch war, ob es durch die Art und Weise, wie sich Ereignisse und Politik im wirklichen Leben abspielten, bestätigt wurde oder nicht. Ich wollte mir im Gegensatz zu Politikern und Journalisten nicht den Luxus gönnen, mich aus früheren Urteilen herauswinden zu können.

Über Jahrzehnte hatte ich verfolgt, wie den politisch Verantwortlichen in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern die Fähigkeit abging, sachbezogen und kritisch zu denken. Fehlerhafte politische Konzepte schadeten Bürgern und Völkern auf der ganzen Welt und gefährdeten die internationale Stabilität. Allzu oft musste ich mitansehen, welchen Schaden Politiker, CEOs, Ökonomen und Regierungsberater, nah und fern, im Laufe der Jahre anrichteten. Was fehlt bloß in ihren ansonsten so brillanten Köpfen? Stets beschäftigte mich die immerwährende Frage: Warum irren die Menschen – jenseits menschlicher Fehlbarkeit – so häufig? Warum sind sie, warum sind wir – jenseits unserer Unvollkommenheiten – auf allen Ebenen des Lebens so ungerecht?

Es kristallisierte sich immer deutlicher heraus, dass der Grund wohl in Unwissenheit und Ignoranz gegenüber den moralischen Implikationen der menschlichen Verantwortung liegt, an der es auf allen Ebenen zu mangeln schien. Es fehlte, abseits des zumeist vorhandenen ausgeprägten Expertenwissens, größtenteils an allumfassender Bildung. Besonders verhängnisvoll wirkt sich das Unwissen über die qualitativen Unterschiede zwischen Wissenschaft und Philosophie aus, für mich unabdingbare Voraussetzung und Notwendigkeit, um zu nachhaltigem Menschen- und Weltverständnis zu gelangen.

Während der Gegenstand der Wissenschaft die Erforschung objektiv beobachtbarer und quantifizierbarer Zustände und Prozesse in der Welt ist, beschäftigt sich die Philosophie (und die Religion) mit ultimativen Ursachen und Erklärungen. Die Synthese dieser beiden – anstatt Exklusivität des einen auf Kosten des anderen zu fordern – erachte ich als unerlässlich für kritisches Denken, effektive Führung und Autorität in allen Aspekten des menschlichen Lebens. Vielen unter jenen, die für die Organisation unseres Zusammenlebens verantwortlich sind, ging das ab, was ich für unabdingbar hielt: Unterweisung in den klassischen Disziplinen der Geisteswissenschaften und in der Geschichte der Philosophie.

Als zunächst autodidaktisch und später akademisch gebildeter Gelehrter der sozialen und politischen Philosophie konstatierte ich diesbezügliche Bildungsmängel sowohl in meinem beruflichen als auch privaten Umfeld. Mit zunehmender Häufigkeit beobachtete ich, wie der Mangel an philosophischer Eindringtiefe ins Verständnis von Menschennatur und Gemeinwesen zu nachteiligen Entscheidungen und Verhaltensweisen in Politik und Gesellschaft führte. Ich machte dafür den weitverbreiteten Analphabetismus in den klassischen Disziplinen des Denkens und der Bildung verantwortlich und beschloss, dieser Tendenz sowohl in meinen beruflichen als auch in meinem persönlichen Wirken gegenzusteuern. Dabei stützte ich mich auf mein Bildungsfundament in klassischer Philosophie, Ethik und Naturrecht.

Als Ergebnis meiner lebenslangen Leidenschaft für die Philosophie erkenne ich die besondere Bedeutung der philosophischen Weisheit, die ich für sinnvolle Entscheidungen in sozialen und politischen Angelegenheiten für notwendig halte. Konsequenterweise begab ich mich auf eine Reise in die Metaphysik und in den faszinierenden Bereich des wahren philosophischen Denkens. Oft wurde ich gefragt, wie ich das Dasein als Soldat und Offizier mit meiner Liebe zur Philosophie in Einklang bringe, sind die meisten doch überzeugt, dass diese beiden Sphären unvereinbar sind. Dabei bestand für mich nie Zweifel darüber, dass kaum ein anderer Beruf so philosophisch herausfordernd ist wie der des Soldaten, steht doch für ihn im Mittelpunkt der Berufsaufgabe der Einsatz gewalttätiger Mittel und somit die Anwendung physischer Gewalt, wodurch ihm ethische Herausforderungen und moralische Dilemmata näherstehen als vielen anderen.

Eine Wahrheit, die sich für den Offizier und militärischen Führer noch weiter potenziert. Wie kann er moralisch rechtfertigen, nicht nur sich selbst der Gefahr von Verwundung, Verstümmelung und Tod auszusetzen, sondern darüber hinaus andere und ihm Anvertraute in die denkbare Situation des Tötens und Getötet-Werdens zu bringen? Schon allein aus diesem Grund war für mich die Frage, ob wir die Pflicht des rechtschaffenen Soldaten und militärischen Führers ethisch – und nicht nur rechtlich – rechtfertigen können, immer ein Thema von großer philosophischer und metaphysischer Bedeutung. Ich behandelte es in meiner auch als Buch erschienenen Doktorarbeit, wo ich es einer normativ-zeitlosen Prinzipienlösung zuführte, und widmete diesem entscheidenden Thema über meine gesamte Karriere in Lehre und Publikation bedeutende akademische Anstrengungen. Geleitet von der Vision des wohlgeformten Geistes forderte ich andere auf, sich mir in dieser Hinsicht anzuschließen.

Diesem Ziel gewidmet erkannte ich schnell, dass mein Bildungsansatz und meine Methode den intellektuellen und wissenschaftlichen Trends der Gegenwart diametral entgegengesetzt waren. Wahre Philosophie, Metaphysik, wurde bestenfalls als belächeltes Überbleibsel in den Lehrplänen der höheren Bildung toleriert, wenn nicht gar aus diesen entfernt. Ich fand mich in einer schier nie enden wollenden Auseinandersetzung mit dem rein technisch-positivistischen Standpunkt, der an Evolution und permanenten Wandel glaubt und sich weigert, eine zeitlose natürliche Ordnung der Dinge zu akzeptieren. Anstatt sich mit letzterer auseinanderzusetzen, wird darauf beharrt, dass die menschliche Existenz in all ihren Formen wandelbar und zu kontinuierlichem Fortschritt fähig ist.

So wurde denn die westliche Gesellschaft weitgehend szientistisch und empirisch. Wir sind in der Ära des Positivismus angelangt, die uns zur Überzeugung drängt, dass wir die Natur durch wissenschaftliche Rationalität erobern und die Mythen des Glaubens und der Metaphysik überwinden und hinter uns lassen können.

Die Arroganz der modernen Wissenschaft und der scheinbar unbestrittene Anspruch des wissenschaftlichen Geistes haben weitreichende Auswirkungen auf unser soziales und politisches Leben, ganz zu schweigen von den oft bedenklichen Folgen für die Menschheit. Denn abgesehen von dem Positiven, das der wissenschaftliche Verstand hervorbringt – und niemand zweifelt an den immensen Fortschritten, die wir insbesondere in technologisch-wissenschaftlicher Hinsicht gemacht haben – kann er destruktiv werden, wenn er die Politik mit Missverständnissen über den menschlichen Zustand füttert, von ideologischen Illusionen geleitet und von hedonistischer und materialistischer Gier motiviert wird. Mehr noch, auf der makrokosmischen Ebene globalisierter Wirtschaft, der nationalen Sicherheit und der internationalen Politik setzt die radikal technokratische Haltung Menschen und Völker häufig bewaffneten Konflikten, Vertreibung, Hungersnot, Krankheit und Tod aus.

Die primär unphilosophisch-wissenschaftliche, rein empirische, konstruktivistische, utilitaristische und fortschrittliche Weltanschauung wurde für mich zum Inbegriff einer fehlerhaften und schlecht informierten Denkweise. Diese defizitäre Mentalität, die dem üblichen Versuch-und-Irrtum-Ansatz der empirischen Wissenschaft mit ihren oft nachteiligen Erfahrungen verpflichtet ist, erfordert kritische Reflexion und Modifikation durch den zeitlosen Horizont philosophischer Bildung. Letztere erachte ich vordringlich als konzeptuelle Kritik und Orientierungswissen für rationales und vernünftiges politisches Verhalten.

Mit der Amtseinführung von Präsident Barack Obama war für mich klar, dass diese progressiv-konstruktivistische Mentalität mit Nachdruck in den Vordergrund der US-amerikanischen Innenpolitik und der euroatlantischen Beziehungen treten würde. Ich stand vor intellektuellen und moralischen Herausforderungen und musste Vorkehrungen treffen, meine Gedanken und Kritik zu äußern. Ich benötigte einen Ort, an dem ich mich ohne großen Zeitverzug klar ausdrücken, meine Kritik an sozialen Vorgängen und politischen Entscheidungen veröffentlichen, Empfehlungen formulieren und nicht zuletzt etwas mentalen Dampf ablassen konnte.

Ich gründete www.edwinseditorial.com, meinen persönlichen Blog. Es ist nicht die trendigste Blogseite der Welt, aber gut genug, als philosophische Plattform zu dienen. Für dieses Vorhaben hatte der Inhalt Vorrang vor der Form und Substanz war wichtiger als die Darstellungsweise! Der Blog wurde dem Grundsatz verpflichtet, »intellektuelle und ethische Einblicke in soziale und politische Fragen« zu geben.

Edwin Rüdiger Micewski

Maryland, USA, Herbst 2021und Frühjahr 2022

(Verfassung der deutschsprachigen Variante Wien, Österreich, Sommer und Herbst 2023)

Inhaltsverzeichnis

PRÄAMBEL

PROLOG

Persönliche Hermeneutik

Das Linke

Das Rechte

(Post) moderner Jakobinismus

Transzendentaler Idealismus versus Wissenschaft

Absicht und Struktur der Schrift

ERSTER TEIL: ONTOLOGISCHE UND METAPHYSISCHE ORIENTIERUNGEN

Religion und Wissenschaft

Ethik und Moralphilosophie

Die Krise der Moral

»Der Zweck heiligt alle Mittel« – Konsequentialismus in der Politik

Wahrheit und Wahrhaftigkeit

Wahrheit und Wahrhaftigkeit im Leben und in der Politik

Der moralische Aspekt der Wahrheit – Tatsache versus Fiktion

Rede- und Meinungsfreiheit

Charlie Hebdo und ein enthaupteter Lehrer

ZWEITER TEIL: DIE PRÄSIDENTSCHAFT VON BARACK H. OBAMA (2009–2017)

Soziale und kulturelle Fragen

US-Gesundheitswesen – eine irregeleitete politische Debatte

Gleichgeschlechtliche in den Streitkräften – Haltet »Don‘t ask/Don’t tell« aufrecht!

Beschämende Entscheidung eines Bundesrichters in Kalifornien

Ideologischer Missbrauch des Föderalismus korrumpiert Regierungsarbeit

Einwanderungsgesetz Arizonas abgelehnt – Recht wird zu Unrecht

Immigration: Blanker Irrsinn regiert die USA und Europa

Privater Waffenbesitz: Was tun mit dem Zweiten Verfassungszusatz?

Nationale Sicherheit und auswärtige Angelegenheiten

Libyen – ein weiterer ungerechter Krieg

Der liberale Interventionismus treibt weiter sein Unwesen

Lehren aus Muammar Al-Gaddafis Tod und der Zerstörung Libyens

Syrien – weiteres Scheitern eines Regimewechselversuchs

Die USA verursachen katastrophales außenpolitisches Fiasko in Syrien

Ukraine – ein farbcodiertes Desaster

Ukraine – Obama-Regime neuerlich auf der falschen Seite der Geschichte

Merkwürdiger Medien-Doppelstandard in Bezug auf die Ukraine

Beobachtungen zum US-Imperialismus

Misslungene US-Außenpolitik führt zu neuen Formen radikalisierter Kriegsführung

Ist dies Wahnsinn, so hat es doch Methode!

Die USA: Ein „Imperium des Bösen“?

Islam und westliche Zivilisation

„Draw Muhammad“ – Freiheitsbegriff und Erster Verfassungszusatz missverstanden

Kann ein Muslim Präsident sein? Islam, westliche Gesellschaft und Erster Verfassungszusatz

DRITTER TEIL: DIE PRÄSIDENTSCHAFT VON DONALD J. TRUMP (2017–2021)

US-Präsidentschaftswahlen und die Zukunft des Westens

US-Präsidentschaftswahl 2016 –Intuition übertrumpft Propaganda und Medienlügen

Soziale und kulturelle Fragen

Neue Form des Despotismus – Tyrannei des Mobs

Eine kranke Republik – Merkmale, Determinanten und Heilmittel

Sexuelle Belästigung – ein Aufruf zur Verjährung

Anpassung des Zweiten Zusatzartikels zur Verfassung erforderlich!

Massaker in El Paso und Dayton – das törichte Schuldzuweisungsspiel geht weiter

Der moralische und intellektuelle Bankrott der Linken zerstört diese Nation

Die Vereinigten Staaten von Amerika: Eine dem Untergang geweihte Republik?

Nationale Sicherheit und internationale Beziehungen

Russophobie in den USA – Achillesferse der Beziehungen zu Russland

Was ist nur los mit Präsident Trump und seiner Außenpolitik?

Nordkorea: Wie die Krise gelöst werden könnte

Hätte meine Lösung für Nordkorea Präsident Trump bei den Vereinten Nationen „berühmt“ gemacht?

Verschlingt sich ein Hegemon selbst?

Der linke Zermürbungskrieg trägt Früchte: Trump strauchelt – drei aktuelle Fehlentscheidungen

Syrien: Präsident Trump brüskiert die Sicherheitsexperten erneut

Amtsenthebungsverfahren und Pandemie

Ernsthafte Fassade des Wahnsinns: Die Tragikomödie der US-Innenpolitik

Wenn der Zusammenbruch der Rationalität zur Gewohnheit wird

Covid-19 Krise enthüllt den üblen Charakter der Linken

Kurze Metaphysik einer Pandemie

VIERTER TEIL: DÄMMERSTUNDE EINER NATION

Eine Nation von Ignoranz bedroht

Kolossaler US-Wahlbetrug – Wenn die Rechtschaffenen und Tugendhaften abwesend sind, triumphiert das Böse

Hasspolitik bringt Erfolg für die Demokraten und Biden – der Washingtoner Morast siegt

Schlussperspektive und Ausblick

Verzicht auf Wahrheit: Wie lange können wir Realitäten überleben, die auf Unwahrheiten basieren?

EPILOG

NOTIZEN und ANMERKUNGEN

Persönliche Hermeneutik

Meine Generation, bekannt als die Babyboomers, wurde in die Dekade nach dem Zweiten Weltkrieg in eine Zeit hineingeboren, in der der »Wille zum Leben« (Arthur Schopenhauer) – wie dies nach großen Katastrophen üblich ist – außergewöhnlich stark war. Es wurde eine Epoche der Hoffnung und des Optimismus, der wirtschaftlichen Erholung und des enormen technischen, sozialen und kulturellen Fortschritts. Die ideologischen Spannungen des Kalten Krieges, während dem wir aufwuchsen und der weitere fast vierzig Jahre andauern und uns mit einem immer größer werdenden Risiko eines Atomkriegs bedrohen sollte, beschleunigten diese rasante Entwicklung. Nach dem Eintritt ins Gymnasium beobachteten wir aus sicherer Entfernung die Kulturrevolution in China. Wir beobachteten, wie so ziemlich alles, was uns in unserer zivilisatorischen Tradition und westlich-kapitalistischen Weltanschauung am Herzen lag, aus einer Gesellschaft entfernt wurde, die ihren eigenen Weg des kollektivistischen Autoritarismus in einem vermeintlichen sozialistischen Paradies zu verwirklichen versuchte.

Jene Kulturrevolution, die in unserer eigenen westlichen Welt stattfand, war weniger auffällig, aber sie hinterließ im Verlauf unseres Lebens und mit dem Aufstieg unserer Generation in gesellschaftliche und politische Machtpositionen bleibende Spuren in den Köpfen der Menschen. In Europa erneuerte die sogenannte 1968er-Generation die Kritische Theorie der Frankfurter Schule und predigte autoritätsfeindliche Herrschaftsformen, welche traditionelle Regierungsmuster, soziale Bräuche und altmodische Normen in Frage stellten. In den Vereinigten Staaten fanden die Anti-Establishment-Bemühungen in der Bürgerrechtsbewegung und der Antikriegsagitation ihren Ausdruck, angeheizt durch den amerikanischen Krieg in Südostasien und die Ernüchterung über einen Kalten Krieg, der sich angesichts von Atomtests, der Kubakrise (1962) und der militärischen Niederschlagung ziviler Aufstände wie etwa in Ungarn (1956) und der Tschechoslowakei (1968) durch die Sowjetunion aufzuheizen schien. Auf beiden Seiten des Atlantischen Ozeans forderten Studenten neue Modalitäten der Beteiligung am Universitätsbetrieb, der freien Meinungsäußerung, des sexuellen Zusammenlebens und neue Inhalte für Lehrpläne und studentische Ausdrucksformen auf dem Universitätsgelände. Der Hochschulbetrieb wie die Bildung selbst bewegten sich nach links, immer mehr auf ihr Verständnis von sozialer Gerechtigkeit ausgerichtet, anarchistisch und pazifistisch orientiert, kritisch gegenüber Polizeigewalt, Strafverfolgung und militärischen Institutionen.

Der Aufschwung der elektronischen Medien brachte neue Formen der Kreativität in der zwischenmenschlichen Kommunikation und Unterhaltung hervor. Gleichzeitig verlagerte der ständig steigende Wohlstand den spirituellen Schwerpunkt weg von der organisierten Religion hin zu säkulareren Formen des Strebens nach Sinn und menschlichem Glück im Leben. Weitverbreiteter Konsumismus und die Betonung materiellen Reichtums führten zu einer ständig zunehmenden Enttheologisierung und anhaltenden Säkularisierung, welche die westliche Zivilisation in eine nihilistische Phase navigierte, auf deren vorläufigem Höhepunkt wir uns in der heutigen Zeit befinden.

Nihilismus zeichnet sich durch Egoismus und radikale Toleranz aus und führt zu undifferenziertem Relativismus und Wertbeliebigkeit. Alles ist erlaubt und nichts ist verboten. Die Grenzen von Recht und Unrecht, moralisch gut und schlecht, anständig und unanständig, lösen sich zusehends auf. Darüber hinaus wirft die nihilistische Position ihr Misstrauen auf alles, was nicht auf Wissenschaft basiert. Sie lehnt alles nicht Greifbare und Messbare ab und erforderlichenfalls passt der nihilistische Standpunkt die Wissenschaft und deren Resultate seinem ideologischen Willen und weltanschaulichen Zielen an. Dabei wird geflissentlich übersehen, dass die wissenschaftliche Methode einen fragmentierten und unvollständigen Ansatz zur Untersuchung von Natur- und Weltphänomenen verfolgt und dass ihr Bestreben, die Erfahrung zu objektivieren, zum Scheitern verurteilt ist.

Der Nihilismus lässt keinen Raum für einen ganzheitlichen Bedeutungsrahmen in der Interpretation existenzieller Bedingungen, weshalb die dem Leben innewohnende Irrationalität mit aller Kraft zuschlägt. Die Folgen sind vielfältig, oft verheerend und sicherlich allgegenwärtig. Der zeitgenössische Sinn, das Leben auf die Heilsbotschaft der Wissenschaft und des Empirismus zu reduzieren, blendet den ontologischen Kern der Natur und der menschlichen Existenz aus, der verborgen und weitgehend wirkungslos bleibt. Der Fokus auf materielles Wohlbefinden und sinnliche Annehmlichkeit verweist das Metaphysische und Transzendente in die Bedeutungslosigkeit. Konstruktivismus, als die Hybris der schier unbegrenzten Machbarkeit, regiert; zeitlose teleologische Muster, die der Natur innewohnen, werden entweder nicht erkannt oder sind in Vergessenheit geraten.

Ihrer Ganzheit und Tiefe beraubt, geriet die westliche Zivilisation in den Sog der Oberflächlichkeit. Das politische Geschäft, von der szientistischen Weltanschauung und der nüchternen Hybris von Juristen und Ökonomen dominiert, führte sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene immer wieder zu katastrophalen Ergebnissen. Die nihilistische Tendenz besiegelt die »Tragödie der Moral« in unserer Zeit, da das Individuum aus der Verantwortung entlassen und diese an Institutionen und Kommunen gemeinsamer Identitäten übergeben wurde. Begriffe wie Gerechtigkeit, Moral, Geschlecht, Ehe, Sexualität usw. werden nicht mehr in ihren ontologischen Gegebenheiten identifiziert, sondern nach individuellen und kollektiven Vorstellungen von Vergnügen und Glückseligkeit rekonstruiert und neugestaltet. Die Sozialwissenschaften und andere Disziplinen der inexakten Wissenschaften ergeben sich dem technischen Geist unserer Zeit. Immer öfter wird gewünschten Ergebnissen Vorrang vor kritischer Untersuchung und Analyse gegeben.

Der Philosoph Friedrich Nietzsche sah diese Entwicklung voraus, als er die Vorstellung zum allgemeinen Gesetz erhob, dass sich jeder in einen »begrenzten Horizont« einschließen und den Versuchungen der Wissenschaft widerstehen müsse, lebt die Wissenschaft doch „in einem tiefen Antagonismus gegenüber den ewigen Mächten von Kunst und Religion und versucht, "alle Grenzen des Horizonts aufzuheben.“2 So warnte uns Nietzsche vor den Kosten, die mit der Beseitigung oder sogar Zerstörung des Fundaments des Glaubens und des Transzendenten verbunden sind. Sein berühmter Ausspruch »Gott ist tot!« fing diesen verheerenden Bedeutungsverlust ein und kündigte zwei Pathologien an, die unweigerlich in einem postreligiösen Zeitalter auftreten müssen und für welche wir lebende Zeugen geworden sind – Autokratismus und Nihilismus.

Im Namen der schlimmsten Instinkte des Menschen werden Egoismus und Relativismus entfesselt. Die politische Gemeinschaft wird korrupt und pathologisch in dem Maße, in dem einzelne Mitglieder der Gesellschaft egozentrisch und unverantwortlich werden. Das Gemeinwohl verblasst und wird korrumpiert, wenn kollektive Klugheit und Tugend, die der Polis ihren Charakter verleihen und das Bindeglied bilden, das die Gesellschaft zusammenhält, in ihrer Bedeutung zurücktreten und erodieren. In einer unphilosophischen Zeit werden die Menschen immer unfähiger, die Phänomene des Lebens in ihrem natürlichen Zustand zu betrachten. So glaubt der westliche Mensch, die ganze Welt in seinem Geist erschaffen und die Realität nach seinen Wünschen formen zu können. Dieser anthropologische Zentrismus stellt eine gegebene »Ordnung der Dinge«3 in Frage und maßt sich an, der Menschheit demiurgische Kräfte zu verleihen.

Der heutige Mensch betrachtet in seiner evolutionären Auffassung von Natur und Leben alle existentiellen Realitäten, fast ausnahmslos, als veränderbar und gestaltbar. In dieser Denkweise hat die menschliche Natur keine vorgegebene Struktur mehr und scheint nach Belieben transformierbar. Natürliche Anlagen werden abgelehnt oder nicht erkannt und der Mensch ist praktisch neuzugestalten, was Parameter wie das biologische Geschlecht und physische und mentale Determinanten betrifft. Dies gibt uns einen ersten Eindruck davon, was die oft oberflächlich und daher unzureichend definierten politischen Kategorien »Links« und »Rechts« wirklich ausmacht. Diese Begriffe sind nur in Bezug auf die Anerkennung oder Ablehnung eines transzendenten Kerns unserer Existenz zu verstehen – entweder die Akzeptanz einer natürlichen Ordnung der Dinge oder deren Verleugnung. Jedes Modell der Welterklärung, das permanente Veränderungen propagiert – von Heraklit und Hegel bis zum dialektischen Materialismus eines Karl Marx – verneint eine normativ-zeitlose natürliche Ordnung. Die Natur und mit ihr der Mensch werden formbar. Jede Vorstellung von einem unveränderlichen Wesen der Natur und von ersten Prinzipien – und mit ihr natürlich auch die Idee von Gott und Kreationismus – gerät in Zweifel.

Die christliche Philosophie, als wirksamstes Heilmittel gegen den Nihilismus und einzig denkbarer Sieger über postmoderne Bedeutungslosigkeit und Wertrelativismus, verliert ihre einigenden und inspirierenden Wirkungen.

Das Linke

Auf diese beschriebene Weise wird das Linke4 geboren und konfiguriert, und die Tragödie unserer Zeit findet ihre traurige Verkörperung. Der linke Mensch glaubt, dass er sich göttliche Kräfte anmaßen und seine Existenz umfassend selbst gestalten kann. Diese Haltung kulminiert in dem, was heutzutage als Progressivismus in allen Formen und Größen auftritt. Die Linke strebt danach, ein Universum zu errichten, in dem der Mensch sein eigener Gott ist. Tief im Inneren ist das Linke völlig säkular und gottlos. Es versteht nicht, dass die grundlegenden Parameter unserer Existenz immer existierten und daher nur entdeckt und erkannt, aber niemals geschaffen oder neugestaltet werden können.

Der Exponent des Linken hat nicht verstanden, dass wir Menschen zwar die Exekutoren und Verwalter unseres Lebens sind, aber nicht dessen Autoren. Für ihn gibt es weder eine natürliche Ordnung der Dinge noch ein natürliches Recht, das dem ephemeren irdischen Leben vorausgeht und für dieses bestimmend ist. Mit anderen Worten, die linke Sicht der Welt begreift nicht, dass Fortschritt und menschliche Entwicklung nur an der Peripherie des Seins stattfinden, an der Oberfläche, aber nicht im Wesen, dem grundlegenden und moralischen Kern der Existenz. Wir können mit der Natur spielen, ihr sogar Gewalt antun, aber verändern können wir sie nicht. Folglich und selbsterklärenderweise ist der linke Mensch derjenige, der die ersten Prinzipien unseres Seins missversteht, falsch interpretiert oder gar ablehnt. Das Linke ist nihilistisch und will das Transzendente eliminieren. Es betrachtet jedes zeitlose Konzept von Schönheit, Gerechtigkeit oder Wahrheit als eine Revolte gegen seine Vorstellung davon, was unsere moderne Welt ausmachen sollte.

Der linke Mensch hat die vom Kirchenlehrer Thomas von Aquin empfohlene Haltung der »moderaten Zurückhaltung«, den Ratschlag, behutsam mit der vergänglichen menschlichen Existenz umzugehen, aufgegeben. Ihn treibt ein Konzept der Erlösung für diese und in dieser Welt an, welches eine universelle Fiktion für das Glück der Menschheit postuliert und unerbittlich verfolgt. Er strebt danach, eine neue und andere Welt aufzubauen, insbesondere auf Kosten einer alten und der Zerstörung einer historisch gewachsenen Ordnung. Er hat die Welt des Glaubens, des Ergründens, der Intuition und alles, was jenseits der instrumentellen Vernunft liegt, hinter sich gelassen.5

Für die Linke ist die Zukunft immer garantiert, aber die Vergangenheit ist es nicht. Die Vergangenheit muss ausgelöscht und in den Mülleimer der Geschichte geworfen werden, da sie ansonsten ständig an das Versagen und die politischen Fehltritte der Linken gemahnen würde. Indem sie die Geschichte ignoriert, fühlt sich die Linke berechtigt, ihre unnatürliche und unmenschliche Politik, die zuvor so häufig gescheitert ist, zu intensivieren und weiter fortzusetzen.

Da das Leben selbst aristokratisch, diskriminierend, vertikal und nicht horizontal in seinen grundlegenden Konstanten ist und sein ontologisches Design nicht modifiziert werden kann, verachtet die Linke die Natur und ist ständig resistent gegenüber biologischen Erklärungen. Der Grund dafür ist leicht erklärt. Die Natur des menschlichen Intellekts – seine bedingungslose Neigung – liegt in der Fähigkeit, nach Wahrheit, die in der Übereinstimmung unserer Überzeugungen mit der Realität besteht, zu suchen. Es sind daher unsere Urteile über die Dinge des Lebens, die uns mit dessen Aktualität verbinden. Aus diesem Grund versucht die Linke – obwohl sie sich dessen nicht unbedingt rational bewusst ist – wenn die Realität nicht den gewünschten Ergebnissen entspricht, die angestrebte Transformation durch geistige Raffinesse und zerebrale Täuschung zu erreichen. Daher ihre ständigen Versuche sprachlicher De(kon)struktion, ihr absurder Dogmatismus, Intoleranz, Cancel Culture und die Politik der umgekehrten Diskriminierung und des Rassismus gegen traditionelle Stimmen und konservative Kräfte. Gesellschaftspolitisch zielen ihre anarchischen Umtriebe darauf, nationalstaatliche Souveränität zu untergraben. Dieses scheinbar aufgeklärte falsche Bewusstsein, der politische Aktionismus, der a priori jeglichen Versuch der Falsifikation und Kritik zurückweist, ist Zynismus auf seinem Höhepunkt.

Die Linke frönt und predigt einen wissenschaftlichen Kult, während sich ihr Verständnis von Wissenschaft auf die Rolle der Wissenschaft in der Unterstützung der ideologischen Erneuerung der Gesellschaft beschränkt. Sie befürwortet eine primitive Teleologie, ein Nützlichkeitsdenken, das ausschließlich von politischer Kasuistik und profanem Anthropozentrismus getrieben wird. Inzwischen greift der linke Extremismus sogar die zeitlosen Wahrheiten exakter Wissenschaften wie der Mathematik an – unter dem Vorwurf von White Supremacy und ähnlichen obskuren Erfindungen.

Die Langeweile des Wohlstands, der materielle Überfluss und der Überschwang demokratischer Freiheit entfesseln, sozial und politisch, Angriffe gegen den Staat und seine Hüter der Ordnung, auf seine Geschichte, Traditionen, Wert- und Machtstrukturen. Nach Ansicht der radikalen Linken muss der unserer bestehenden konventionellen politischen Ordnung zugrunde liegende strukturelle Faschismus zerstört werden.

Hass ist der mobilisierende Faktor, der die Kräfte der politischen Linken verbindet, damals wie heute. Seinerzeit war Feindseligkeit gegen Individuen aus einer wohlhabenden wirtschaftlichen Klasse oder gegen Menschen einer bestimmten Rasse, Ethnie oder Herkunft oder gegen Personen einer bestimmten Weltanschauung und Wertorientierung tonangebend. Darüber hinaus hasst das Linke jetzt die Gegenwart, Autorität und natürliche Hierarchien, Maskulinität, das Überlieferte, das intellektuelle Erbe, die großen Traditionen von Kunst, Kultur und Bildung. Dieses Buch wird ausgiebig über den heutigen Linksfaschismus und (In-)Humanismus und seine Manifestationen in der Gesellschaft sprechen.6

Während viele Menschen auf der Linken gute Menschen, anständige Individuen, liebevolle Väter und Mütter, fürsorgliche Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind, verkörpert das Linke im Grunde das Böse, die Nemesis der Menschheit, die sich hinter pseudohumanistischen Konzepten versteckt. Die Werte, die es, aus welchen Gründen auch immer, vertritt, die Richtung ihrer Ideale und Moral, ihre Wahrnehmung dessen, worum es im Leben geht, sind unbedacht. Diese Unwiderlegbarkeit erklärt auch, warum das Linke fast immer falsch liegt. Seine sozialen und politischen Arrangements scheitern, weil alles, was auf seinem »falschen Bewusstsein« beruht, fehlgeleitet und schädlich sein muss. Es überrascht nicht, dass, je fehlerhafter das Urteil, desto höher der Schaden ist.

Diese verzerrten Wahrnehmungen, beeinflusst von intellektuellen, moralischen und emotionalen Schwächen, können zu völlig abstrusen und obskuren Verirrungen der Realität führen, die überhaupt nichts mehr mit derselben zu tun haben. Freilich gilt: Je komplexer, weitverzweigt und unsichtbar die Einflussparameter für ein bestimmtes Urteil sind, desto schwieriger wird es sein, zu einer fundierten Sichtweise vorzudringen. Aber häufig führen die von ideologischen Absichten geprägten Beurteilungsfehler dazu, das Gegenteil der Realität als richtig anzusehen. In dieser Denkweise hat die menschliche Natur keine vorgegebene Struktur welcher Art auch immer und kann daher nach Belieben verändert werden. Dieser Zustand der Weltauffassung, der (nicht anders) als eine kollektive Form der Verwirrung, wenn nicht des Irrsinns definiert werden muss, bestimmt unsere gegenwärtige Zeit nachhaltig.

Metaphysisch gesprochen übersieht oder leugnet die Weltanschauung des linken Menschen, dass mit der Veränderung akzidentieller Eigenschaften weder Essenz geschaffen noch eine bestehende transformiert werden kann. In der klassischen Philosophie sind Akzidentien, nach Aristoteles, Qualitäten wie Farbe, räumliche und zeitliche Bestimmung, Leiden, Beziehung, Besitz usw. Bedingungen, die für die wahre Identität einer Sache nicht wesentlich sind. Diese Unmöglichkeit herbeizuführen – Essenz aus Akzidenzen, also Wesen aus Eigenschaften, zu schaffen – ist jedoch genau das, was die progressive Weltanschauung verkündet. Es ist eine elende Anmaßung, weil nur Gott (oder, für den Ungläubigen, die Natur) Essenz produzieren oder Substanz sein kann. Die Linke begreift fälschlicherweise das Physische als Wesen und Substanz, während genau das Gegenteil der Fall ist: Die Seele, der individuelle einzigartige Charakter, ist Substanz, das heißt, das, was das Wesen des Individuums ausmacht; der Körper, der Variabilität in Zeit und Raum ausgeliefert und immer vergänglich, ist zufällig; es ist etwas, das »zu einem Wesen gehört« (Thomas von Aquin), aber selbst nicht Essenz ist und sein kann.

Das Gefühl oder der Wunsch, eine Frau zu sein, obwohl von Natur aus männlich, macht niemanden zu einer Frau. Selbst Maßnahmen zur Geschlechtsumwandlung können das Wesen dessen, was man in seinem Kern ist, nicht ändern.7 Der linke Mensch baut das ganze Gebäude seines Lebens, seines Denkens und Handelns, auf falschen Prämissen auf. Es ist daher nicht verwunderlich, dass das Linke alles, was es berührt, ruiniert. Das radikal Linke, folglich, zerstört tiefgreifend.

Das Rechte

Die Antithese zum Linken, das Rechte, verleiht dem politischen Begriff »rechts« einen Wert, der garantiert, dass nicht alles, was existiert, der menschlichen Kontrolle und seiner Kraft der Veränderung unterliegt. Das Rechte tritt ein für eine gewachsene traditionelle Ordnung, denn Freiheit ohne Ordnung ist Chaos für den Menschen auf der Rechten. Eingeschränkte Freiheit, die die Einsicht in die Notwendigkeit ihrer Begrenzung zum Wohle des anderen, der Mitmenschen und der gesamten Gemeinschaft anerkennt, ist seiner Haltung inhärent.

Die politische Rechte bemisst Fortschritt in allen Lebensbereichen an einem zeitlosen Wertekanon und sorgt damit für Schutz vor undifferenziertem Progressivismus. Sie begünstigt Fortschritt, aber kritisch und ohne die Neigung, diesen um jeden Preis herbeizuführen. Sie betrachtet Entwicklung und Evolution als eine Dynamik, die sich innerhalb eines eschatologischen Aufstiegs der Menschheit entfaltet, im Gegensatz zur linken Utopie eines linearen Fortschritts hin zu einem utopischen Endziel einer letzten, völlig glücklichen und harmonischen Generation auf Erden. Die Perfektion des Seins erwartet den Menschen in einer jenseitigen Welt. Der Mann (und die Frau) auf der Rechten erkennt, dass die menschliche Existenz eine Geschichte hat und dass der Vergangenheit und ihren Traditionen große Bedeutung und immenser Wert zukommen. Die üblichen Muster, wonach die Linke progressiv und kosmopolitisch, die Rechte fortschrittsfeindlich und rückwärtsgewandt sei, sind nicht nur unzureichend, sondern grundlegend falsch. Natürlich werden sie speziell dazu benutzt, die politische Macht zu erhalten und den Gegner zu diffamieren, aber das ändert nichts an der Unhaltbarkeit dieser Position. Der Konservative fördert Entwicklung und kosmopolitische Brüderlichkeit; und mitunter kann er sogar an der Spitze der Innovation gefunden werden, aber stets kritisch und ohne sie um jeden Preis verwirklichen zu wollen.

Der rechte Mensch erkennt zeitlose und konsistente Bezugspunkte im politischen Universum. Er verteidigt diese unerschütterlichen kosmischen Säulen um jeden Preis gegen Relativismus und weltfremde Vorstellungen von Gleichheit. Was den Menschen als moralisches Subjekt in seiner persönlichen Würde betrifft, betrachtet er alle als völlig gleich – Mann und Frau, Säuglinge und Alte, Behinderte, Arme und Bedürftige, alle Menschen unabhängig von Hautfarbe, Rasse oder sexueller Orientierung. Er erkennt jedoch auf Basis dieser grundlegenden Gleichheit aller Menschen, dass Ungleichheit die Norm ist. Verschiedenheit und Differenz ist die Natur der Dinge und auch der Menschheit. Alle Menschen sind divers in ihren geistigen und körperlichen Fähigkeiten, in Charakter, Talenten und Veranlagungen. Sie sind daher vielfältig und unterschiedlich in Bezug auf die Möglichkeiten, die die Existenz für sie bereithält. Aus diesem Grund lehnt der Mensch auf der Rechten es ab, das verfassungsrechtliche Konzept der Gleichheit gleich-gültig zu verwenden, wie etwa das Ungleiche gleich zu behandeln und gleiche Chancen für alle durch den Anspruch nach gleichen Ergebnissen und Resultaten für alle zu ersetzen, wie es die Terminologie in der jüngsten öffentlichen Debatte fordert.

Genetische, kulturelle, soziale oder historische Unterschiede und daraus resultierende individuelle und gemeinschaftlichen Identitäten anzuerkennen ist an und für sich nichtdiskriminierend, und keine dieser Komponenten impliziert Rassismus oder (weiße) Vorherrschaft an sich. Auch ist die Tatsache nicht voreingenommen oder erniedrigend, dass die weiße Rasse historisch gesehen die größten Errungenschaften in Kunst und Wissenschaft hervorgebracht hat. Historische Tatsachen wie diese werden nicht genannt, um die Existenz und Errungenschaften anderer Rassen oder Kulturen herabzusetzen. Sie symbolisieren einfach eine Gewissheit im Bewusstsein der Menschheit als Ergebnis einer komplexen Kombination biologischer, sozialer, kultureller und historischer Faktoren und Bedingungen.

Der Rechte weiß, dass die Idee des Egalitarismus weder in klassischen Denktheorien noch im Christentum gefunden, geschweige denn gerechtfertigt werden kann. Vielmehr ist das falsche Gefühl der undifferenzierten Gleichheit, welches die heutigen verführerischen kulturmarxistischen Illusionen durchdringt, das Produkt fehlgeleiteter säkularer und revolutionärer intellektueller Bestrebungen.

Lebenspraktisch gesprochen unterstützt der Rechte zum Beispiel gleichen Lohn für gleiche Arbeit für Männer und Frauen am Arbeitsplatz. Das Ignorieren biologischer Unterschiede zwischen den Geschlechtern und unter den Menschen in Bezug auf ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten findet er allerdings nicht nur töricht und unwahr, sondern auch das Leben und die menschliche Existenz verarmend. Im Reden über »gebärende Menschen,« um den inhärenten biologischen Zweck des weiblichen Körpers in Zweifel zu ziehen, sieht er den Gipfel der zeitgenössischen Torheit. Das Rechte vertritt einen politischen Realismus, der die Grenzen des menschlichen Designs und Fortschritts erkennt und akzeptiert. Und obwohl er sich der potenziellen Gefahren seiner eigenen konservativen Haltung bewusst ist, nämlich zu erstarren und sinnvollem Wachstum im Wege zu stehen, ist er nicht bereit, seine Energie und politische Anstrengungen für unnatürliche Vorstellungen zu verschwenden.

Der Mensch »rechts« – sowohl als Individuum als auch in seinen sozialen und politischen Organisationsformen – erkennt innerhalb unserer Existenz einen Kernbereich, der außerhalb unserer Kontrolle liegt und uns nur transzendental zugänglich ist. Dabei bezieht sich transzendental auf die Vorstellung, dass Komponenten, die unabhängig von der Erfahrung sind, eine Rolle in der menschlichen Kognition spielen bzw. in dieser am Werk sind.8 Aus diesem Grund liegen Kernelemente unseres Weltverständnisses in der immateriellen, nur intellektuell zugänglichen, in der noumenalen Welt, und nicht allein in der gegenwärtigen, materiellen, der phänomenalen Welt, die stetiger Veränderung und permanentem Wandel unterworfen ist. Allein die noumenale Sphäre enthält die ultimativen Prinzipien und unveränderlichen Designs für die Welt und, innerhalb dieser, den Menschen, als das »metaphysische Tier«, das er ist. Der Begriff Noumenon bezieht sich in seiner klassischen Bedeutung auf das, was ohne die Verwendung der Sinne – Bedeutungsformen oder Ideen, die jenseits von Raum und Zeit und dem Kausalnexus, in dem sich Leben abspielt, existieren – bekannt ist oder erkannt werden kann. Im Dialog Timaios beschreibt Platon, wie sich die nie verändernde Welt der Ideen – die intelligible Welt, das Noumenale in Immanuel Kants Terminologie – und die empirische (phänomenale) Welt von Zeit, Raum und ständigem Wandel begegnen. So sagt Timaios zu Sokrates:9

"Es ist nun also meiner Meinung nach zuerst folgendes zu unterscheiden: was das immer Seiende ist, das kein Entstehen hat, und was das immer Entstehende, niemals Seiende ist; dass das eine, durch Denken mittels des Begreifens zu erfassen, immer sich gleich ist; das andere dagegen durch Anschein mittels der Wahrnehmung begriffslos anzunehmen ist, als entstehend und vergehend, niemals aber wirklich seiend; dass alles Entstehende jedoch gemäß einer Ursache aus Notwendigkeit entsteht, denn gänzlich unmöglich sei es, dass es ohne Ursache eine Entstehung habe."

Kants phänomenale Welt wird also bereits von Platon im Timaios als das sinnliche Reich beschrieben, das den Kosmos der empirischen Wissenschaft und der Alltagserfahrungen repräsentiert. Es ist das Reich des ständigen Wandels, des Wachstums und des Verfalls, des Irrtums und der Täuschung, das für immer nicht in der Lage ist, universelle Gültigkeit zu bieten. Das Noumenale hingegen befindet sich außerhalb des Raum-Zeit-Kontinuums, es ist der Bereich der Wahrheit, nur denkendem Verständnis zugänglich und niemals empirisch überprüfbar. Für den hier vorgestellten Kontext ist anzumerken, dass der sensible phänomenale Bereich vom intelligiblen noumenalen Bereich abhängt, und nicht umgekehrt, wie der bloße wissenschaftliche Verstand glaubt.

Dieser Kernbereich zeitloser Wahrheiten umfasst die ontologischen Bedingungen unseres Seins, sowohl in existentieller als auch in prozeduraler Hinsicht. Ersteres umfasst zeitlose und universelle Kriterien des Menschseins, also was den Menschen im Gegensatz zum Tier oder nichtmenschlichen Wesen ausmacht; letzteres enthält alle nachvollziehbaren Spezifikationen, die in die menschliche Natur als immerwährende Konstanten eines rationalen Wesens eingeschrieben sind, um mit anderen handeln und koexistieren zu können, hauptsächlich also die Anweisungen des Naturrechts.

(Post) moderner Jakobinismus

Dies treibt das Thema auf seine ernsthafteste Spitze und unterstreicht die signifikante Kluft, die zwischen politisch Links und Rechts besteht. Nur in diesem Sinne lässt sich eine sinnvolle Unterscheidung zwischen diesen gegensätzlichen politischen Kräften im Leben und in der Politik treffen. Nur im Licht des Gesagten können wir verstehen, was politischer Fanatismus auf beiden Seiten bedeutet. Während es für das Linke natürlich ist, intolerant, aggressiv und gewalttätig, also linksextrem zu werden, da es nicht unbedingt eine transzendente Schranke gibt, die ihre Ambitionen zügelt, ist der politische Extremismus auf der Rechten unvereinbar mit den substanziellen Prinzipien und Zielen des Rechten. Der Rechtsextremist ist ein Unding, der nicht weiß, was es bedeutet, auf der politischen Rechten zu stehen. Er ist ein Verräter an den wahren Zielen des Rechten, kurz gesagt, er ist ein verkleideter Linker. Der aufrichtige Rechte greift zur Gewalt zum Zwecke der Notwehr und Nothilfe, entweder als Reaktion auf einen Angriff oder um einen unmittelbar bevorstehenden Angriff auf sich oder andere abzuwenden. Er setzt Gewalt als letztes Mittel ein, um die Gerechtigkeit zu bewahren oder wiederherzustellen, aber niemals, um anderen Überzeugungen aufzuzwingen oder die Verwirklichung einer utopischen Zukunft herbeizuführen, indem er ein perfektes jenseitiges Paradies bereits hier auf Erden gewaltsam zu realisieren trachtet.

Wenn die politische Agitation auf der linken und rechten Seite extremistisch wird, angetrieben von einem Willen zu Gewalt, Zerstörung und leidenschaftlichen Veränderungen der sozialen Bedingungen, treffen beide aufeinander und verschmelzen. Sie werden zu etwas, wofür der Begriff »moderner Jakobinismus«10 verwendet werden sollte, der Verachtung für ihre Taten ausdrückt und ihr Irregeleitet-Sein betont.

Die Geschichte hat uns mit der Jakobinisierung des Denkens und Verhaltens seit der Französischen Revolution und dem Totalitarismus des zwanzigsten Jahrhunderts – dem Linken des sowjetischen und chinesischen Kommunismus und Stalinismus und ihren rechten Doppelgängern, Mussolinis Faschismus und Hitlers Nationalsozialismus – vertraut gemacht. In unseren Tagen kehren die Jakobiner11 mit aller Macht zurück. Der neue Fanatismus teilt die immerwährenden Merkmale der Linken – die Nichtanerkennung der gegenwärtigen sozialen Verhältnisse und den unbändigen Willen zur Veränderung. Alles muss anders sein, und da die natürlichen Säulen des Lebens nicht korrigiert werden können, bleibt nur das menschliche Bewusstsein übrig, weshalb dieses radikal verändert werden muss.

Der konservative »Rechte« erkennt an, dass der Antagonismus zwischen links und rechts eine permanente dialektische geschichtsprägende Kraft im politischen Universum dieser Welt war und immer sein wird. Er fordert die Linke auf, dies ebenfalls zu akzeptieren, anstatt ständig zu versuchen, die rechte Opposition zum Schweigen zu bringen, zu dämonisieren, wenn nicht sogar zu eliminieren. Diese Rivalität zwischen Links und Rechts, glaubt er, ist unvermeidlich und unausweichlich. Die Entscheidung, extremistisch zu werden, kann notwendigerweise Kräfte auf beiden Seiten betreffen. Jedoch sind die Exponenten des Linken anfälliger dafür, weil ihre Weltsicht des Wandels und des unerbittlichen Fortschritts es leichter macht, in gewalttätigen Fanatismus abzugleiten. Während die Linke in den Augen der Rechten nur fehlgeleitet ist, ist die Rechte in den Augen der Linken durchwegs böse. Deshalb neigen Linke eher dazu, Jakobiner zu werden, immer bereit, den Gegner, zumindest symbolisch, um einen Kopf kürzer zu machen.

Diese rigoros-binäre Darstellung der Kräfte, die sich im Politischen ständig gegenüberstehen, ermöglicht es auch, all die hybriden Formen des Rechten und Linken zu klassifizieren, die die Menschen auf beiden Seiten des politischen Spektrums für ein komfortables Leben annehmen. Denn es ist unverkennbar, dass zahlreiche Individuen, staatliche Entscheidungsinstanzen, Bildungseinrichtungen, Religionsgemeinschaften und natürlich politische Parteien und Interessensgruppen dem ständigen, schier unkontrollierbaren und unerbittlichen Druck der sozialen und politischen Linken erliegen und ihre konservativen und traditionellen Überzeugungen über Bord werfen. Sie ließen und lassen zu, dass die progressive Ideologie ihren Geist durchdringt, weshalb das Linke in allen Erscheinungsformen auftritt und auf allen Ebenen der Gesellschaft und Regierung zu finden ist.12

Im gleichen Atemzug ist aber festzustellen, dass es eine große Anzahl von Individuen gibt, die auf der Linken nicht im oben angedeuteten Sinne zu Hause sind. Angesichts des ständigen Drucks und der Drohungen der radikalen Linken finden sie sich dort nur aus Gewohnheit, Bequemlichkeit oder mangelnder Zivilcourage. Diese Mitmenschen zu ermutigen, sich der richtigen Seite der Geschichte zuzuwenden, muss und wird Aufgabe von Bildung und Öffentlichkeitsarbeit sein. Mehr dazu wird in diesem Buch untersucht, mit dem Ziel, die politische Rechte und den Konservatismus in der beschriebenen Bedeutung als weithin anerkannte und moralisch gerechte politische Kraft wiederherzustellen. Sie ist tatsächlich die einzige Kraft, die in der Lage ist, den steten Niedergang der Vereinigten Staaten und der westlichen Zivilisation umzukehren.

Glücklicherweise erkennen immer mehr besorgte und gleichgesinnte Menschen die Arroganz der linken Lebenseinstellung – die von so vielen auf der angeblich konservativen Rechten geteilt wird – als existenzielle Bedrohung. Sie, wir, betrachten es als unsere Berufung, die Gefahren des linken Szientismus und die Heimtücke des Progressivismus aufzudecken.

Transzendentaler Idealismus versus Wissenschaft

Zurückblickend stelle ich fest, dass ich die von der Linken ausgehende Gefahr früh in meinem Leben erkannte. Bald war ich von meiner moralischen Pflicht in intellektueller Hinsicht überzeugt – Bildung zu fördern, bedeutende Beiträge zur Entwicklung und Erweiterung des kulturellen Horizonts zu leisten und das Wissen des klassischen Denkens sowohl mündlich als auch schriftlich weiterzugeben. Die kognitive Reduktivität im gesellschaftlichen Umfeld war spürbar und das Wagnis unausweichlich, sich für umfassende intellektuelle Formung in den metaphysischen Bereich des echten philosophischen Denkens zu begeben. Früh dämmerte es mir, dass die transzendentale Philosophie (allein) die Grundlagen und Prinzipien für die angemessene Wahrnehmung politisch-sozialer Angelegenheiten bietet. Sie bestätigt und validiert, ohne auf religiöse Autoritäten zurückzugreifen, die grundlegenden Lehren ernsthafter christlicher Theologie allein durch das Portal der rationalen Auffassungsgabe und vernünftigen Verständnisses. Sie liefert Einsichten in die Phänomenologie des Seins, die unabhängig von historischen und wissenschaftlichen Erfahrungen, diesen vorausgehend, zeitlose Maßstäbe und Richtlinien über die Natur der Dinge und existenziellen Zusammenhänge bereitstellt.

Die Quintessenz der transzendentalen Philosophie verstehe ich in der Bedeutung ihres Gründers, des deutschen Philosophen Immanuel Kant (1724–1804). Kant verwendet den Begriff transzendental zur Beschreibung jener kognitiven Fähigkeiten – vereinfacht ausgedrückt Zeit, Raum, Kausalität – die wir an die Objekte und Prozesse unserer Erfahrung a priori, also erfahrungsunabhängig und somit als Voraussetzung, überhaupt Erfahrung haben zu können, herantragen. Unser Erkenntnisapparat nimmt also nicht nur passiv auf, sondern ist an der Ausformung dessen, was wir als Erfahrung wahrnehmen, aktiv beteiligt. Mit anderen Worten: all unsere Erfahrungserkenntnis tritt unweigerlich in Gestalt dieser kognitiven Prädispositionen auf.

Darüber hinaus bietet der transzendentale Ansatz eine rationale Grundlage und epistemologische, also erkenntnistheoretische Perspektive für die Metaphysik – der es um Verstehen, nicht um Beweisen geht – als grundlegende und universelle Disziplin des Studiums der Natur und des Wesens des Seins.

Bereits in früher systematisch-philosophischer Spekulation hatte Aristoteles erkannt, dass die Metaphysik die Wissenschaft vom Sein ist. Diese vermittelt aber kein Wissen über die Gegenstände und materiellen Dinge des täglichen Lebens, sondern stellt vielmehr universell gültiges theoretisches Orientierungswissen bereit. Demzufolge begannen bereits die alten Griechen zwischen der techne, dem praktischen Wissen des Arbeitsplatzes, heutzutage repräsentiert bzw. ergänzt durch empirisch-wissenschaftliche Forschung, und der episteme, eben der rein logisch-begrifflichen Erkenntnis, zu unterscheiden. Allein aus dieser Überlegung ist leicht zu erkennen, dass ein Trugschluss der Aufklärung und (Post-)Moderne, also jener nach wie vor vorherrschenden Geisteshaltung, war und ist, das Sein auf die techne reduzieren zu wollen; ein Bemühen, das von vornherein zum Scheitern verurteilt war und dessen negative Folgen und lebenspraktisches Scheitern wir immer mehr zu spüren bekommen.

Es erscheint unbestreitbar, dass transzendentales und metaphysisches Denken unerlässlich ist in der Entdeckung einer Ordnung des Seins, die Erfahrung und Wissenschaft in einen allumfassenden existenziellen Kontext stellt. Dies verhilft zur Erkenntnis, dass die Welt als Ganzes nicht allein durch das wissenschaftlich Überprüfbare entschlüsselt werden kann. Wir müssen über Empirie, Beweise und Tatsachendaten hinausgehen, wenn wir uns den letzten Fragen des Lebens zuwenden und den Sinn des Ganzen zu erfassen trachten.

Eine der hier abzuleitenden Einsichten ist, dass die Wissenschaft nicht in der Lage ist, weder heute noch irgendwann, eine Hermeneutik für die Gesamtheit der Existenz bereitzustellen. Eine weitere besteht in der Erkenntnis, dass Weisheit nicht allein durch (die) Wissenschaft erreicht oder auf sie beschränkt werden kann. Nur mit Hilfe von Selbstreflexion und spekulativem Denken können wir uns den letzten Fragen zuwenden: Was ist der Mensch, die Bedeutung seiner Existenz, seine Beziehung zu Gott, was unterscheidet ihn vom Tier, von humanoiden Robotern und anderen Schöpfungen der künstlichen Intelligenz?

Metaphysik geschieht allein in der Erkenntnis, was sofort deutlich macht, was an diesem Zugang zum Wissen für zeitgenössische Köpfe, die normalerweise externe Bestätigung von wissenschaftlicher Autorität suchen, so beunruhigend ist. Es ist die Subjektivität der Metaphysik, die Strenge ständiger und unerschöpflicher Selbstreflexion und die Unausweichlichkeit, Verantwortung für die eigenen Gedanken und das eigene Gewissen zu übernehmen. Aber so bedrohlich dieses Risiko auch scheint, wir müssen uns ihm immer stellen.

Hier soll nicht die Relevanz der Wissenschaft geschmälert oder die Bedeutung der exakten Wissenschaften, insbesondere für die technische Beherrschung alltäglicher instrumenteller Aktivitäten, in Frage gestellt werden. Zu betonen ist jedoch die Bedeutung transwissenschaftlicher Erkenntnisansätze und deren regulierende Funktion für die Bewältigung existenzieller Herausforderungen, vor allem wenn es zu den inexakten, weichen Geistes- und Sozialwissenschaften kommt.13 Ebenso darf die Forderung nach und das Warten auf postfaktische wissenschaftliche Beweise nicht Besonnenheit und holistisches Selbstverständnis ersetzen. Zur Exemplifizierung dieser Forderung werden im Weiteren Beispiele aus der politischen Praxis der vergangenen Jahre, etwa bezüglich der COVID-Pandemie und der Sicherheitspolitik angeführt.

Diese Darlegungen bezwecken (aber) zu zeigen, wie lächerlich die Arroganz der inexakten Wissenschaften ist. Nicht nur befinden sich diese in einem ständigen Wandel ihrer Ergebnisse, sondern sind zunehmend dem Einfluss ideologischer Aneignung ausgesetzt. Immer mehr weichen sie kritischen Debatten aus, lehnen Falsifizierung ab und geben gegensätzliche Forschungsergebnisse als Verschwörungen aus. Es gibt daher mannigfache Gründe, warum die Philosophie sowohl die Wissenschaft als auch die Wissenschaftler einer ständigen kritischen Bewertung unterziehen sollte. Diese Thematik wird im Kontext dieses Buches weiter vertieft.

Es ist wichtig zu betonen, dass transzendentale Argumentation und Metaphysik von keiner jenseitigen Fantasiewelt sprechen. Sie handeln von derselben Welt, mit der sich auch die wissenschaftlichen Disziplinen befassen, und beanspruchen wie diese höchst lebenspraktische Relevanz. Allerdings setzen sie sich mit der Welt ganzheitlich auseinander, in ihrer Gesamtheit, und gehen über die Grenzen von Erfahrung und rein empirisch-wissenschaftlicher Beobachtung hinaus.14 Eine weitreichende Konsequenz dieses Erkenntniszugangs besteht darin, die Philosophie in ihrem grundlegendsten Sinngehalt als Metaphysik näher an die Religion heranzuführen und somit eine Annäherung an das Transzendente zu ermöglichen.

Ein Konzept aus Kants Moralphilosophie möge als Beispiel dafür dienen, wie stark und überzeugend transzendentales Denken sein kann. Als der Philosoph seinen Kategorischen Imperativ als das moralische Gesetz präsentierte, das menschliches Handeln anleiten sollte, führte er den Gedanken der Universalisierung als das ultimative Kriterium für ethisches Verhalten ein. Er ermutigte uns, (nur) nach jener Maxime zu handeln, die gleichzeitig als universelles Gesetz für die ganze Menschheit dienen könnte. Während es diese rationale Abstraktion dem philosophisch ungeübten Verstand schwer macht, zu verstehen, was Kant hier meint, ist die Selbstzweckformel des Kategorischen Imperativs, die oft als dritte Formulierung und als Formel der Menschheit bekannt ist, praktischer und verständlicher:

“Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.”15

Nach Kant sind also alle Menschen von Natur gleichermaßen des Respekts und der Würde wert. Und sobald diese universelle Erkenntnis artikuliert ist, erkennt jeder, der über gesunden Verstand und grundlegende Bereitschaft zur Moral verfügt sofort, welch schönes Leitbild dies für die gesamte Menschheit ist, gültig zu allen Zeiten und an allen Orten, unabhängig von Erfahrung und historischer Überprüfung. Einmal erfasst, benötigen wir nicht die historische Erfahrung der Sklaverei, des Holocaust oder anderer Verbrechen gegen die Menschlichkeit, um zu wissen, dass sie unmoralisch, unmenschlich, sündig und nicht zu rechtfertigen sind. Vielmehr bestätigt und stärkt die empirische Instanz nur die Gewissheit dessen, was schon immer bekannt war und immer bekannt sein wird.

Verständlicherweise ist diese Methode, die platonischen Idealismus mit transzendentaler und metaphysischer philosophischer Forschung verbindet, mit der immerwährenden Weisheit der christlichen Sozialethik verbunden. Noch zwingender und als inhaltslogische Folge führt dieser philosophische Existenzzugang beständig zu einer konservativen Sichtweise.16 Er entspringt jedoch nicht der politischen oder persönlichen Lebenserfahrung – obwohl er durch diese bestätigt wird – oder aus religiöser Doktrin oder ideologischen Bestrebungen. Stattdessen basiert diese Erkenntnis auf universell relevanten Einsichten in die menschliche Natur, die durch intuitives Denken und intellektuelle Analyse gewonnen werden.

Die transzendentale Philosophie führt zur Einsicht, dass die Arroganz des Progressivismus und Szientismus nicht nur ungerechtfertigt, sondern auch gefährlich sein kann, wenn sie nicht durch die zeitlose Weisheit kontrolliert wird, welche Philosophie, Religion und die schönen Künste über die Jahrhunderte erschufen. Sie lehrt uns, dass jenseits der Mobilität mit Kraftfahrzeugen, der Nutzung von Mobiltelefonen und dem Fliegen von Kontinent zu Kontinent der Zustand des Menschengeschlechts konstant geblieben ist. Wir verfügen über dasselbe sinnliche Instrumentarium und dieselben intellektuellen Fakultäten wie frühere Generationen und sind mit den gleichen körperlichen und emotionalen Anforderungen konfrontiert. Abgesehen von der größeren Anzahl historischer Erfahrungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse blieben die Fähigkeiten für menschliches Denken und moralisches Urteilsvermögen unverändert.

Der Scharfblick des transzendentalen Idealismus bestätigt, dass die grundlegenden Aspekte der sozialen und politischen Strukturen unserer Zivilisation nur vor dem Hintergrund einer jahrhundertealten, wenn nicht jahrtausendealten Ideengeschichte umfassend zu verstehen sind, was allein schon die Bedeutung klassischer Bildung belegen würde. Sie darf aber aus einem anderen Grund nicht unterschätzt werden. Klassische Bildung gewährt Einblicke in die menschliche Natur und soziale und politische Abläufe, die frei von aktuellen lebensweltlichen Herausforderungen und ideologischen Verzerrungen sind, die häufig das Urteilsvermögen des Einzelnen verwirren und emotionalisieren. Die Distanz des geschichtlichen Beispiels, der künstlerischen Darbietung im Schauspiel, die Überhöhung in Poesie und im bildnerischen und musikalischen Kunstwerk – sie alle gestatten zu existenziellen Einsichten vorzudringen, die in der Behandlung aktueller Themen im politisch-ideologischen Widerstreit zumeist zu kurz kommen. Dies gilt trotz und umso mehr angesichts der rasanten technologischen Entwicklung und der globalisierten Vernetzung von Nationen und Völkern.

Die transzendentale Philosophie liefert als unverzichtbarer Bestandteil des klassischen Lernens Orientierungswissen für die Lebensführung – sei es durch Einblick in die ersten Prinzipien unserer Erkenntnisfähigkeit oder die sich in ihren Grundprinzipien nie ändernde Ordnung von Moral und Gerechtigkeit. Die Auseinandersetzung mit transzendentaler Philosophie und die Beherzigung ihrer Einsichten garantiert keinen Erfolg, sondern, wie ich vor allem für die Politik und Politikberatung argumentieren würde, erleichtert das Leben, während ihre Missachtung das Scheitern wahrscheinlicher macht. Sie gibt keine konkreten Handlungsanweisungen und schützt schon gar nicht vor dem Scheitern und den Zufälligkeiten des Lebens. Doch die Negation der Prinzipien und Einsichten, die sie anbietet, führt, wie dieser Band zeigen wird, zu schädlichen Praktiken und Handlungen in sozialen und politischen Beziehungen.

Die transzendentale Philosophie ermutigt und befähigt Menschen, auch erfahrungsunabhängig zu urteilen, kritisches Denken zu verwenden und zeitlose Weisheit einzusetzen, um empirische Daten, Urteile, Entscheidungen und Handlungen zu reflektieren. Sie fordert die Menschen auf, mutig und proaktiv zu sein, anstatt auf historische oder wissenschaftliche Beweise zu warten oder Misserfolge und Untätigkeit mit einem Mangel an »empirischen« Daten zu rechtfertigen.

Absicht und Struktur der Schrift

Die Relevanz und Bedeutung der bis hierher abgeleiteten »unzeitgemäßen« bildungspolitischen Prinzipien und die Defizite eines rein wissenschaftlichen Ansatzes werden weiter behandelt und vertieft in der Kritik all jener Entscheidungen im Bereich der amerikanischen Innen-, Außenpolitik und der nationalen Sicherheit, die im Zeitraum der Amtsführung der beiden Präsidenten behandelt wurden.17 Zahlreiche der kritisierten Fälle veranschaulichen die Schwäche des ständigen empirischen »nachträglichen« Ansatzes der Politik, der zu Szientismus als immer tieferer Unterwerfung unter wissenschaftliches Diktat und Abhängigkeit von empirischen Daten führt, sich auf Versuch und Irrtum einlassend und, bestenfalls und wenn überhaupt, daraus lernend.