A wie B und C - Alexandra Kleeman - E-Book

A wie B und C E-Book

Alexandra Kleeman

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Beschreibung

Irgendetwas stimmt nicht im Leben von A. Ihre fast symbiotische Freundschaft mit ihrer Mitbewohnerin B und ihre unkomplizierte, wenngleich etwas langweilige Beziehung mit ihrem Freund C erfüllen sie nicht mehr. Was fehlt? Glück? Lebensfreude? Endlich mal wieder etwas Anständiges zu essen? A entscheidet sich, auf die einzige Art auszubrechen, die diese seltsame Welt verdient: Um ihren Körper von innen zu reinigen, verschreibt sie sich einem Kult um eine synthetische Süßspeise.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 412

Veröffentlichungsjahr: 2016

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INHALT

» Über die Autorin

» Über das Buch

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» Danksagung

» Impressum

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» www.keinundaber.ch

ÜBER DIE AUTORIN

Alexandra Kleeman wurde 1986 in Boulder, Colorado, geboren und lebt heute in New York. Ihre Kurzgeschichten und Essays sind bereits in renommierten Zeitschriften wie The Paris Review, Guernica, n+1 und Zoetrope erschienen. A wie B und C ist ihr erster Roman, für den sie mit dem Bard Fiction Prize 2016 ausgezeichnet wurde.

ÜBER DAS BUCH

A ist eine attraktive junge Frau.

B ist ihre Mitbewohnerin, die um jeden Preis so aussehen möchte wie A.

C ist As Freund und schaut mit ihr am liebsten Haifisch-Dokumentationen oder Pornos. Als A eines Tages verschwindet, ahnen B und C nicht, dass sie sie womöglich nie wiedersehen werden.

Irgendetwas stimmt nicht im Leben von A. Ihre fast symbiotische Freundschaft mit ihrer Mitbewohnerin und ihre unkomplizierte, wenngleich etwas langweilige Beziehung mit ihrem Freund erfüllen ihr Leben nicht mehr. Irgendetwas fehlt – Glück? Lebensfreude? Endlich einmal etwas Anständiges zu essen? –, und A entscheidet sich, auf die einzige Art auszubrechen, die diese seltsame Welt verdient hat: Um ihren Körper von innen zu reinigen, verschreibt sie sich einem Kult um eine synthetische Süßspeise.

A wie B und C erzählt mit scharfem Blick und hintergründigem Humor von unserer Obsession, perfekt zu sein: wie Realityshows, Werbung und abstruse Trends uns in Beschlag nehmen und zu Leibeigenen unserer Körper machen.

Für Terry und Faye

Man könnte sagen, dass die Orchidee die Wespe imitiert, deren Bild sie auf signifikante Weise reproduziert (Mimesis, Mimikry, Köder etc.). […] Gleichzeitig geht es jedoch um etwas anderes: nicht mehr nur um Imitation, sondern um das Einfangen von Code, des Code-Mehrwertes, um die Zunahme der Wertigkeit; es geht um wirkliches Werden, Wespe-Werden der Orchidee, Orchidee-Werden der Wespe […].

–  Deleuze und Guattari, Tausend Plateaus

Selig ist der Löwe, den der Mensch essen wird, und der Löwe wird Mensch sein. Und abscheulich ist der Mensch, den der Löwe essen wird, und der Löwe wird Mensch sein.

–  Thomas-Evangelium

1

IST ES WAHR, DASS WIR INNEN mehr oder weniger gleich sind? Ich meine nicht psychologisch. Ich denke an die lebenswichtigen Organe wie Magen, Herz, Lunge, Leber. Ihre Lage und Funktion. So, wie ein Chirurg, der das Messer zum Schnitt ansetzt, nicht speziell an meinen Körper denkt, sondern an einen Körper, der im Querschnitt irgendwo in seinem medizinischen Lehrbuch abgebildet ist. Mein Herz könnte aus meinem Körper herausgenommen und in deinen eingesetzt werden, und dieser Teil von mir, den mein Körper ausgebrütet hat, würde weiterleben und fremdes Blut durch fremde Kanäle drücken. In einem passenden Behälter würde es den Unterschied vielleicht nie bemerken. Nachts liege ich im Bett und fühle, wie sich mein Herz bewegt, obwohl ich es nicht berühren oder in der Hand halten kann. Es ist zu klein, um den Brustraum eines erwachsenen Mannes auszufüllen, und zu groß für den eines Kindes. In einem Zeitungsartikel stand mal etwas über einen Mann in Russland, der Blut gehustet hatte; das Röntgenbild zeigte ein Gebilde mit ausgefransten Rändern in seiner Brust. Sie dachten, es sei Krebs, doch als sie ihn öffneten, entdeckten sie einen fünfzehn Zentimeter großen Nadelbaum, der in seinem Lungenflügel wuchs.

In einem Körper gibt es kein Licht. Glitschige Massen pressen auf sich selbst ein, Gebilde stoßen ohne Orientierungssinn aneinander. Sie entstehen einfach so unaufgeräumt. Du legst die Hand auf deinen Bauch und drückst ins Weiche, versuchst mit den Fingern nachzuhorchen, was da los ist. Da drinnen könnte alles Mögliche sein.

Kein Wunder also, dass wir uns am meisten mit unserer Oberfläche beschäftigen: Sie allein unterscheidet uns voneinander. Und sie ist so fragil, so dünn wie Papier.

ICH STAND IN MEINEM ZIMMER vor dem Spiegel und schälte eine Orange. Ich wiegte sie in meiner Hand, umschloss sie, sie passte genau in meine Handfläche. Ich bohrte einen Fingernagel in die oberste Schicht. Den Finger grub ich unter die Schale, bis ich das kühle Fleisch spürte, und dann immer rundherum. Die Haut riss mit einem leisen, wattigen Geräusch, die weiche Schale wickelte sich als unregelmäßige, stumpfe Spirale von der Fruchtkugel. Ich setzte meine Kontaktlinsen ein und blinzelte den Spiegel an. Meistens sah ich mir morgens nicht gerade ähnlich: als würde ich mit einer Fremden aufwachen. Mein Blick streifte meinen noch nächtlich verknoteten bleichen Körper, und ich hatte das Gefühl, da sei jemand in mein Zimmer eingedrungen. Dann zog ich mich an und legte Make-up auf, verteilte ein paar farbige Flüssigkeiten auf meiner Haut, und als ich sah, wie die Hand im Spiegel sich synchron mit meiner bewegte, fühlte ich mich wieder mit dem Gesicht verbunden, mit dem ich nach draußen ging und das ich anderen zeigte. Meine Hand rupfte ein Stück Fruchtfleisch ab und schob es in die Lücke zwischen den Lippen. Saft floss seitlich an meiner Hand hinunter. Wie der Mond schien auch mein Mund im Spiegel von Tag zu Tag ein bisschen anders auszusehen. Es war Sommer, und die Hitze hatte sich noch nicht um unsere Körper gelegt, sie klebrig und feucht werden lassen, als würden wir in Anzüge gezwungen, die wir nicht tragen mochten.

Eine Brise wehte durchs offene Fenster herein, sie roch nach gemähtem Gras, zerstückelten Blumen, und ich hörte, wie die Menschen ihre Häuser verließen. Autotüren gingen auf und zu, Reifen knirschten über Kies, als sie aus den Einfahrten fuhren und für acht oder neun Stunden verschwanden, nur um mit aufgeknöpften Hemdsärmeln und nicht mehr ganz so frisch zurückzukehren. Ich mochte es, die Geräusche aus der Nachbarschaft in meinen Schlaf sickern und die Dinge langsam real werden zu lassen. Ich mochte es, außer wenn ich es hasste. Dass die Häuser so nah beieinanderstanden, dass das Erste, was ich jeden Morgen draußen sichtete, das verquollene Gesicht meiner Vermieterin war, die den Kopf aus der Tür steckte, um sich die Zeitung zu grapschen. Sie wohnte zwar unter uns, konnte aber aus einem bestimmten Winkel direkt in unsere Wohnung gucken. Jeden Tag bückte sie sich erst mal, sammelte die Zeitung auf, drehte dann um und verrenkte sich den Hals, um in mein Fenster zu linsen und auszukundschaften, ob ich die Nacht in meinem Zimmer verbracht hatte. Ihre Haarfarbe wechselte mit dermaßen penetranter Häufigkeit, rostrot die eine Woche, schmutzig blond die nächste, dass wir uns nicht sicher waren, ob sie ihr echtes Haar oder eine Perücke trug. Und, falls es eine Perücke war, ob sie damit auch schlief. Meine Mitbewohnerin B sagte, sie wirke, als würde sie in ihrem eigenen Zuhause verfolgt, als lebe sie auf der Flucht, ohne sich vom Fleck zu bewegen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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