Abenteuer in Bornheim - Sarah Gaspers - E-Book

Abenteuer in Bornheim E-Book

Sarah Gaspers

0,0

Beschreibung

Urlaub auf dem Bauernhof - das klingt ziemlich langweilig finden die Freunde Nicole, Anna, Christian und Toni. Doch dann entdecken sie einen Geheimgang in dem alten Gemäuer. Plötzlich stecken sie in einem Abenteuer um seltsame Vorkommnisse, die es eigentlich nicht geben dürfte. Oder sind es etwa doch Geister, die hier ihr Unwesen treiben?

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 146

Veröffentlichungsjahr: 2015

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Ferien

Stromausfall

Die Reise beginnt

Anna liebt Bauernhöfe

Sechtem

Ertappt

Wir helfen dir doch gerne

Bowling

Nachtwanderung

Guerilla Knitting

Kaffeeklatsch

Äpfel, Äpfel, Äpfel

Ermittlungen

Und jetzt?

Wo wohnt eigentlich deine Freundin Elfriede?

Wir schnüffeln nicht herum

Des Rätsels Lösung

Abschied

Ferien

„Wie oft willst du den Artikel eigentlich noch lesen?“, fragte Nicole ihre Cousine Anna. Diese saß an Nicoles Schreibtisch, hatte den Kopf so tief hinab gebeugt, dass ihre blonden Haare wie ein Vorhang ihr Gesicht verdeckten, und las den Zeitungsbericht jetzt zum gefühlt hundertsten Mal. „Ich habe ihn dir doch schon vor Wochen kopiert und geschickt.“

Anna blickte nicht auf. „Ja, aber das hier ist das Original. Das ist etwas ganz anderes.“

Nicole konnte ihr nicht widersprechen. Den Bericht in ihren Händen zu halten und das Abenteuer der letzten Ferien zu lesen, war etwas, das sie mit Stolz erfüllte. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Christian waren sie einem Geheimnis auf die Spur gekommen und hatten einen Überfall auf eine Brühler Bank vor vielen Jahren aufgeklärt. Sie hatten sogar das lange verschollene Geld wiedergefunden und nebenbei die Unschuld eines Mannes bewiesen, der zu Unrecht diesen Verbrechens beschuldigt worden war.

Freunde retten Ehre eines Brühler Bürger – Geld aus Überfall nach Jahren wiedergefunden lautete die Überschrift des Zeitungsartikels. Darunter prangte ein Bild von den beiden Mädchen, Nicoles bestem Freund Christian und Toni, den sie bei diesem Abenteuer erst kennengelernt hatten. Sein Vater war es, der zu Unrecht beschuldigt worden war. Nicoles Eltern hatten den Artikel extra ausgeschnitten und für ihre Tochter eingerahmt. Auch wenn sie es nicht billigten, dass sich die Kinder in Gefahr begeben hatten, waren sie dennoch stolz.

„Jetzt häng den Rahmen endlich wieder auf. Christian und Toni warten schon auf uns.“

„Christian ist es doch gewohnt, auf dich zu warten“, kicherte Anna, doch sie stand auf und hing den Artikel wieder an die Wand.

„Auf mich? Von wegen. Wenn er warten muss, dann nur wegen dir. Wenn du nicht hier bist, komme ich immer pünktlich.“

Anna warf ihre langen, blonden Haare zurück und lachte laut auf. „Auf Frauen muss man eben warten können. Das sollte er früh lernen.“

„Oder du solltest lernen, eine Uhr richtig lesen.“

„Wozu denn? In diesem Kaff ist sowieso nichts los. Da ist es egal, ob man etwas früher oder später kommt.“

Nicole verdrehte die Augen, sagte jedoch nichts. Mit einer Antwort würde sie ihrer Cousine nur mehr Angriffsfläche geben. Anna ließ keinen Zweifel darüber, dass sie Brühl für ein kleines Dorf hielt, in dem man nichts erleben konnte. Ihre eigene Heimatstadt Köln lobte sie dagegen jedes Mal in den Himmel, wenn sie ihre Cousine besuchte. Nach ihrem Abenteuer in den letzten Ferien hatten sich Annas Vorurteile etwas gelegt. Trotzdem konnte sie auf kleine Sticheleien nicht verzichten.

„Jetzt komm schon. Wir wollten doch schwimmen gehen.“

„Ist das Karls Bad eigentlich genauso klein, wie es sich anhört? Du musst unbedingt mal mit mir ins Aqualand in Köln gehen. Da gibt Rutschen, die man auf Reifen hinunter rutscht, und auf eine hat sogar einen Looping. Und außerdem...“

Nicole hörte ihr nicht zu, als sie das Haus verließen. Anna würde jetzt immer weiter über die Vorteile einer Großstadt wie Köln reden und auf keine Einwände achten. Sie öffnete das Schloss, das ihr Fahrrad mit dem Zaun verband und deutete auf ein zweites. Es war ein blaues Damenrad und etwas zu groß für Anna und sie wusste schon jetzt, was ihre Cousine antworten würde. „Du kannst das Rad meiner Mutter nehmen.“

Annas verzog das Gesicht und griff nach dem Sattel. Mit spitzen Fingern hielt sie das Fahrrad von sich und betrachtete es mit hochgezogenen Augenbrauen. „Muss ich wirklich mit dem Ding da fahren? Das sieht aus, als würde es jeden Moment auseinander fallen. Außerdem ist es nicht gerade modern.“

„Du kannst auch zu Fuß gehen, wenn dir das lieber ist“, erwiderte Nicole und schwang sich auf ihr Fahrrad. „Aber ich werde jetzt fahren. Ich werde den Jungs sagen, dass wir nicht auf dich warten müssen, weil du länger brauchst.“

„Jetzt warte!“ Anna fluchte leise vor sich hin, als sie umständlich auf den Sessel kletterte. „Bestimmt springt die Kette raus oder die Bremsen versagen.“

„Meine Mutter fährt einmal in der Woche mit dem Rad zum Markt. Es ist noch nie etwas passiert. Im Gegenteil, sie ist völlig begeistert von ihrem Fahrrad.“

„Einmal ist immer das erste Mal.“

Ein breites Lächeln schlich sich auf Nicoles Gesicht. Sie konnte es nicht verhindern und bemühte sich auch nicht, es zu verbergen.

„Ja, ja, mach dich nur lustig. Aber wenn ich verletzt im Graben liege, bist du schuld.“

„Ich werde sofort einen Krankenwagen rufen, selbst wenn du nur beim Absteigen stolperst“, erwiderte Nicole. Ihre Cousine verstand den Witz wohl nicht, denn sie stieß sich ohne zu meckern ab und trat in die Pedalen. Ein Glück, vielleicht schafften sie es, nicht viel zu spät zu kommen.

Wenig später kamen sie beim Karls Bad an. Zwei Jungen warteten bereits vor den Eingangstüren und blickten sich immer wieder um. Der eine trug eine weite Jeans und einen blauen Kapuzenpullover und hatte seine kurzen, dunklen Haare mit Gel zu einer stacheligen Frisur geformt. Der andere war etwas jünger, hatte ebenfalls dunkle Haare und trug eine dunkle Jeans und eine schwarze Jacke. Auf seiner Nase saß eine Brille mit ovalen Gläsern, die er gerade ein Stück hochschob.

„Da sind Christian und Toni!“, rief Anna. Sie sprang von ihrem Fahrrad und ließ es einfach fallen. Sie stürmte auf die beiden Jungen zu und umarmte sie überschwänglich. „Christian! Toni!“ Ihre Stimme klang unangenehm schrill und durchdringend. Nicole stellte ihr Rad in die dafür vorgesehenen Ständer und hob auch das ihrer Mutter auf. Sie schlang eine Kette zwischen die beiden Vorderreifen und trat dann zu den Jungen.

„Anna, wie schön dich zu sehen.“ Tonis Gesicht hatte einen gequälten Ausdruck angenommen. Er schob das Mädchen von sich und rieb sich die Ohren.

„Ja, finde ich auch“, plapperte sie munter weiter und hakte sich bei Toni unter. „Wie geht es deiner Mutter? Ich habe gehört, sie hat einen Auftrag für eine neue Ausstellung bekommen? Darüber musst du mir alles erzählen. Wir haben uns ja solange nicht mehr gesehen. Die letzten Ferien sind bestimmt schon sechs oder sieben Wochen her. Aber jetzt bin ich ja wieder da.“

„Ja, zum Glück“, murmelte Christian.

„Ich habe heute unseren Artikel gesehen. Wir sehen auf dem Foto alle so gut aus und der Bericht ist auch super.“

„Sie muss es wissen, sie hat ihn bestimmt hundert Mal gelesen“, flüsterte Nicole Christian zu. „Und dann hat sie mit der Lupe geschaut, ob ihr Lächeln nicht schief aussieht.“

„Das wundert mich nicht“, grinste ihr bester Freund. Anna hatte schon bei ihrem letzten Besuch deutlich gezeigt, dass sie eingebildet, hochnäsig und ziemlich anstrengend war. Doch sie hatte auch ihre liebenswerten Seiten und war manchmal überraschend mutig und mitreißend. „Jetzt kommt, Mädels, lasst uns schwimmen gehen.“

Stromausfall

„Das war super!“, rief Anna, als sie wieder nach Hause fuhren. Sie hatten vier Stunden im Karls Bad verbracht, waren die Riesenrutsche hinunter gerutscht, hatten sich durch den Strömungskanal treiben lassen und hatten es sich in der Sprudelbucht, einer Sitzbank mit Sprudeldüsen gemütlich gemacht.

„Im November gibt es eine Poolparty, aber dann sind leider keine Ferien mehr“, erwiderte Nicole. Dass Anna einmal nichts fand, über das sie meckern konnte, überraschte sie.

„Schade. Aber vielleicht kann ich dann trotzdem herkommen. Die Party ist ja bestimmt am Wochenende.“

Sie bogen gerade in die Straße ein, in der Nicoles Zuhause lag, als Anna plötzlich laut aufschrie. „Was ist denn hier passiert?“

Nicole zuckte zusammen und wäre fast vom Sattel gefallen. „Musst du so schreien? Was ist denn los?“

Anna deutete nur auf die Hauswand. Erst jetzt fielen Nicole die schwarzen, verrußten Flächen über dem Küchenfenster auf. Sie ließ ihr Fahrrad fallen und rannte los. Hier hatte es eindeutig gebrannt. War ihren Eltern etwas geschehen? Ihr Herz raste wie verrückt. „Mami? Papi?“

Im Haus roch es nach Ruß und verbranntem Holz, doch das Feuer schien sich nicht auf die Wohnräume ausgebreitet zu haben. An der Decke des Flurs sah sie schwarze Schlieren, aber sonst sah alles aus wie immer.

„Nicole, Anna.“ Ihre Mutter kam aus der Küche auf sie zu. Nicole stürzte sich auf sie und warf sich in ihre Arme. „Was ist hier passiert? Geht es dir gut? Wo ist Papi?“

Ihre Mutter lachte leise auf und streichelte ihr übers Haar. „Ist ja gut. Uns ist nichts passiert. Papi wollte kochen und hat das Öl im Topf auf dem Herd vergessen. Es fing an zu brennen und wir mussten die Feuerwehr rufen. Sie hat das Feuer zwar löschen können, bevor es auf die anderen Zimmer übergreifen konnte, aber unsere Küche ist trotzdem völlig ausgebrannt.“

„Wie schrecklich“, flüsterte Anna.

„Und jetzt?“, fragte Nicole.

„Jetzt werdet ihr Mädels wieder nach draußen an die frische Luft gehen.“

„Können wir nicht sehen, was passiert ist?“

Ihre Mutter schüttelte den Kopf. „Nein, lieber nicht. Die Männer von der Feuerwehr haben zwar gesagt, dass wir uns im Haus aufhalten dürfen, aber in die Küche sollen wir nur in Ausnahmefällen gehen. Und die Tür sollte immer geschlossen bleiben, solange die alten, verbrannten Möbel noch dort sind. Die Versicherung will noch einen Gutachter schicken, aber bis der kommt, wird es bestimmt noch dauern. Daher ist Papi jetzt bei seinem Freund Bert und bittet ihn, sich die Sache einmal anzuschauen. Du weißt, er ist Elektriker.“

„Und wie kann er uns helfen?“

„Bei dem Brand sind die Sicherungen durchgebrannt und der Durchlauferhitzer ist völlig hinüber. Vielleicht kann Bert uns weiterhelfen, bis wir alles reparieren können.“

Nicole und Anna wechselten einen Blick. „Und was bedeutet das? Sind die Sicherungen im ganzen Haus durchgebrannt?“

„Nein, das nicht. Aber trotzdem werden wir kein heißes Wasser haben und können nicht kochen. Und im Wohnzimmer und deinem Zimmer funktioniert das Licht leider auch nicht.“

„Also stellen wir Kerzen auf, damit wir abends noch etwas sehen können?“, fragte Nicole und plötzlich hatte sie eine böse Vorahnung. „Der Fernseher geht natürlich auch nicht?“

Anna schrie auf. „Kein Fernseher? Aber ich muss wissen, wie es bei Verlorene Herzen weitergeht.“

Nicoles Mutter nickte. „Der Fernseher wird auch nicht funktionieren. Aber keine Angst, wir haben wahrscheinlich schon eine Lösung gefunden. Wir warten nur noch auf den Rückruf deiner Mutter.“

In diesem Moment klingelte das Telefon. „Das müsste Susanne sein. Und ihr beiden Mädels geht jetzt endlich nach draußen. Ich möchte nicht, dass ihr möglicherweise giftige Dämpfe einatmet.“

„Ich fühle mich auch schon ganz schummrig“, klagte Anna und griff sich an den Kopf. „Lass uns schnell nach draußen gehen. Und gib mir deine Hand, damit ich nicht umfalle.“

Kaum standen sie vor der Haustür, als Nicole Annas Hand wieder losließ. Ihrer Cousine schien es schlagartig besser zu gehen. Von Schwindel war keine Spur mehr zu sehen.

„Weißt du, was das zu bedeuten hat? Wollen sie uns zu deinen Eltern schicken? Ich dachte, deine Mutter muss arbeiten und dein Vater ist auf Geschäftsreise?“

„Das stimmt ja auch.“

„Aber warum telefonieren sie dann?“

„Ich habe keine Ahnung.“

Sie mussten nicht lange warten, bis Nicoles Mutter aus dem Haus rief: „Anna, kommst du bitte kurz? Deine Mutter möchte mit dir sprechen.“

„Ich komme sofort.“

Als sie einige Minuten später wiederkam, sprach ihr Gesicht Bände. Nicole war mit einem Satz bei ihr. „Was ist passiert? Geht es deiner Mutter nicht gut?“

„Doch, ihr geht’s super.“

„Aber?“

Anna seufzte und ließ sich auf die blaue Holzbank neben der Haustür fallen. „Setz dich.“

„Warum? Was ist denn passiert?“ Langsam machte Anna ihr Angst.

„Meine Mutter hat mich gebeten, dass wir ihre Freundin Trude besuchen. Deine Mutter redet im Moment noch mit ihr, um die Einzelheiten zu besprechen.“

„Warum denn das?“

„Trude hat vor einigen Wochen ein Haus geerbt, das sie nun renovieren muss. Sie will dort mit ihren Freundinnen einen Yogaraum oder irgendetwas in dieser Art einrichten. Ihre Tante hat bis zu ihrem Tod in dem Haus gewohnt und noch einige alte Sachen dort. Meine Mutter hat mich gefragt, ob wir Trude nicht etwas helfen können. Und da wir im Moment nicht hier bleiben können, sollen wir eben bei ihr wohnen. Es ist ein altes, gammliges Bauernhaus, das bestimmt schon abbruchreif aussieht und uns über dem Kopf zusammenbrechen wird. Ich verstehe gar nicht, wie deine Mutter da mitmachen kann. Da können wir doch auch hier bleiben. Bestimmt riecht es da auch nach Schweinen und Kuhstall und es ist dreckig und heruntergekommen.“

Nicole überlegte einen Moment. Ein Gedanke keimte in ihr auf und sie verzog das Gesicht zu einem Lächeln. „Das ist doch toll!“

Anna verzog den Mund. „Was soll denn daran toll sein? Uralten Kram ausmisten, mit Farbe beschmiert werden und den ganzen Tag in einem heruntergekommenen Haus verbringen – meine Ferien hatte ich mir anders vorgestellt. Ich wollte schwimmen gehen, durch den Schlosspark spazieren und vielleicht auch ein bisschen shoppen.“

„Darf ich dich daran erinnern, wie wir an unser letztes Abenteuer gekommen sind?“, fragte Nicole. „Du hast eine Truhe auf einem Markt gekauft – eine uralte Truhe!“

„Die Truhe war nicht uralt, sie war antik. Und was hat das mit Trudes Haus zu tun?“

„Vielleicht finden wir da ja auch etwas Interessantes. Wer weiß, was sich in einem so alten Haus alles verbirgt. Vielleicht gibt es dort Geheimgänge oder wir finden ein altes Tagebuch. Bei solchen alten Gemäuern kann man nie wissen.“

Mit einem Mal hellte sich Annas Gesicht auf. „Du meinst, vielleicht finden wir etwas Spannendes und können wieder ermitteln?“

„Genau das meine ich. Wir müssen sofort bei Christian und Toni anrufen. Vielleicht können sie mitkommen.“

Die Reise beginnt

Nicole konnte die ganze Nacht kaum schlafen. Sie fühlte sich aufgeregt und nervös und ihr Herz schlug wie verrückt. Anna schien es ebenso zu ergehen, doch bei ihr zeigte es sich anders als bei Nicole: Sie quatschte in einem fort und ignorierte völlig, dass sie keine Antworten bekam.

„Meinst du, wir finden dort wirklich etwas Spannendes? Meinst du, wir erleben wieder ein Abenteuer? Meinst du, wir können wieder einen Fall aufklären?“

Irgendwann zog sich Nicole die Bettdecke über den Kopf, doch sie hörte Anna trotzdem weiter plappern. Am nächsten Morgen fühlte sie sich wie gerädert.

„Habt ihr Mädchen nicht gut geschlafen?“, fragte ihr Vater beim Frühstück. „Ihr habt euch bestimmt die ganze Nacht ausgemalt, was ihr bei Trude alles erleben könnt.“

„Genau das haben wir. Wir konnten gar nicht mehr aufhören zu reden.“

Ihr Vater überhörte die Ironie und schwärmte weiter. „In meiner Jugend war ich öfter in den Ferien auf einem alten Bauernhof und habe dort ausgeholfen. Dort gab es Schweine und Kühe und ich musste morgens ganz früh aufstehen und die Kühe mit auf die Weide treiben.“

„Zum Glück hat Trude selbst keine Schweine und Kühe. Sonst hätte ich mich sofort geweigert, dort zu wohnen“, flüsterte Anna und rümpfte die Nase. „Aber bestimmt riecht es im ganzen Ort danach. Im Umkreis von Brühl gibt es doch nur Bauernhöfe.“

„Frische Milch schmeckt übrigens ganz anders, als dieses Zeug, was wir im Supermarkt kaufen. Das kann man überhaupt nicht miteinander vergleichen.“

Zum Glück, dachte Nicole. Sie erinnerte sich daran, wie ihre Eltern sie einmal auf einen Bauernhof mitgenommen hatten. Dort hatte es als besondere Überraschung für alle Besucher frische Kuhmilch gegeben. Sie hatte einen großen Schluck genommen und fast wieder ausgespuckt. Der Geschmack unterschied sich einfach völlig von dem, den sie gewohnt war, und sie fand die frische Milch nicht besonders lecker. Aber wahrscheinlich erging es den Menschen vom Bauernhof ebenso, wenn sie Milch aus dem Supermarkt tranken.

„Wie Anna eben schon bemerkt hat, gibt es in Sechtem und Umgebung wirklich viele Bauernhöfe. Ihr werdet also einiges zu sehen bekommen. Vielleicht dürft ihr auch bei einem helfen, die Kühe auf die Weide zu treiben. Allerdings haben sich die meisten Höfe eher auf Gemüseanbau spezialisiert. Aber Gemüse frisch vom Bauern zu kaufen, wird ja immer interessanter. In Bornheim gibt es zum Beispiel einen Biohof, der auch ganz viele kleine Kaninchen, Hühner und Gänse besitzt. Und im Garten ist ein tolles, kleines Café.“

Die beiden Mädchen wechselten einen Blick und brachen in lautes Gelächter aus. Wenn ihre Eltern nur wüssten, dass dies das Letzte war, das sie sich in ihrem Ferien vorstellten.

„Wo liegt eigentlich dieses Sechtem? Ich habe noch nie davon gehört“, lenkte Nicole schnell ab.

„Sechtem ist mit dem Auto vielleicht fünfzehn Minuten entfernt. Es ist ein Stadtteil der Stadt Bornheim, die direkt neben Brühl liegt.“

Nicole nickte. Von Bornheim hatte sie bereits gehört.

„Und wie groß ist die Stadt?“, fragte Anna sofort.

„Sie hat etwa 66.000 Einwohner, ist also nach der Einwohnerzahl etwas größer als Brühl. Sechtem selbst hat etwas mehr als 5.000 Einwohner.“

„Im Vergleich zu Köln also auch ein Dorf.“

Nicoles Vater seufzte kaum hörbar. „Ihr werdet dort trotzdem viel Spaß haben. Bornheim und speziell Sechtem haben einiges zu bieten. Sechtem hat zum Beispiel zwei Burgen und in Bornheim gibt es ein Schloss und ein Schwimmbad. Sechtem selbst ist schon über neunhundert Jahre alt. Vor einigen Monaten wurde dieses Jubiläum dort mit einem Umzug und einem Fest groß gefeiert.“

„Na, da bin ich aber gespannt.“ Nicole aß den letzten Bissen ihres Marmeladentoasts und stand auf. „Ich gehe dann mal packen. Kommst du mit, Anna?“

Ihre Cousine ließ sich das nicht zweimal sagen und sprang auf. Wahrscheinlich befürchtete sie von Nicoles Vater weiter in Gespräche über Bauernhöfe und Kühe verwickelt zu werden. „Ich bin schon unterwegs.“