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Abenteuerland Deutschland? Als Susanne Storck sich aufs Fahrrad schwingt, will sie einfach mal ohne Zeitdruck Land und Leute kennen lernen. Sie fährt von Mülheim an der Ruhr immer am Rhein entlang bis zum Bodensee, weiter durch Bayern, Thüringen und Hessen zurück nach NRW. 2.716 Kilometer legt sie zurück. Allein. Als Frau. Die bis dahin nie Sport gemacht hatte. Über sieben Wochen lang ist sie unterwegs: mit 16 Kilo Gepäck auf dem Rad – und nur 400 Euro Bargeld. Die Geldkarte bleibt zu Hause. Die Redakteurin einer Tageszeitung will testen, ob sie die Kraft hat, ihr Ziel zu erreichen. Sie will wissen, ob man in Deutschland einfach bei wildfremden Menschen klingeln und nach einem Job fragen kann – und was dann passiert. Der Mensch kann alles, was er will. Aber ein normaler Mensch will nur, was er kann. Reinhold Messner
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Seitenzahl: 146
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Susanne Storck
ABGEFAHREN
Auf dem Rad durch Deutschland mit wenig Geld und viel Gepäck
Für Hanna
Was treibt eine Frau von Anfang vierzig dazu, sich aufs Rad zu schwingen und ins Unbekannte loszustrampeln? Ein Rest jugendlichen Leichtsinns, Lust auf das Abenteuer, die Grenzerfahrung?
Als meine Freundin Susanne Storck mir erzählte, dass sie im Sommer 2007 die Möglichkeit hatte, reichlich zwei Monate aus ihrer Arbeit „auszusteigen“, regte sich bei mir der Neid. Ich dachte sofort an Erholung, In-den-Tag-Hineinleben und entspanntes Reisen. Das hätte mir gefallen.
Aber nicht Susanne. Sie hatte mit den sonst so banalen Urlaubsträumen überhaupt nichts am Hut, und in der Tat hinterließ ihre Idee, mit dem Rad an den Bodensee zu fahren, bei mir – und vielen anderen auch – erst einmal ein großes Fragezeichen und Ungläubigkeit.
Diese Tour erweckte in mir nur die Vorstellung einer Tortur. Keiner hätte mich zu so einem Unternehmen überreden können. Schon allein der Gedanke, eine derart weite Strecke allein zu bewältigen…
Eins war mir jedoch von Anfang an klar: Wenn sich diese Frau etwas vornimmt, kann sie nichts und niemand aufhalten. Das war schon immer so – und wird hoffentlich auch so bleiben.
Mit der Unbekümmertheit eines Kindes nahm sie Kurs auf ihr Radler-Traumziel – da gab es keine Kompromisse.
Wenn Susanne das Abenteuer ruft, dann steht sie parat für alle Herausforderungen. Hürden sind für sie dazu da, überwunden zu werden. Und die gab es auf der Tour reichlich.
Das Bild eines längeren entspannten, gemütlichen Fahrradausfluges wollte sich bei mir während der gesamten 7 Wochen, die meine Freundin schließlich unterwegs war, nicht einstellen. Immer lauerten im Hinterkopf die Fragen: Wo ist sie gerade, kommt sie gut voran, hält das Wetter, wo schläft sie heute? Und dann folgte stets ein kurzes Aufatmen, wenn per E-Mail oder SMS ein Lebenszeichen eintrudelte. Aber die Anspannung blieb, denn es waren ja nur zusammenfassende Momentaufnahmen, von denen wir lasen.
Ein Mittelgebirge fiel mir vom Herzen, als sie endlich wieder zu Hause angekommen war. Gesund und munter.
Die Erlebnisse dieser außergewöhnlichen Reise haben Susanne inspiriert, sie aufzuschreiben – es ist jedoch ein ebenso großes Erlebnis, sie davon erzählen zu hören.
Auch jetzt noch, vier Jahre nach der Tour, muss ich über so viel Leicht-Sinn und Toll-Kühnheit den Kopf schütteln und schmunzeln. Du hast es geschafft!
Suse, ich ziehe nach wie vor den Hut vor Deiner Beharrlichkeit bei der Vorbereitung und während Deines Abenteuers – Du und Deine persönliche Extremtour waren und sind einfach … abgefahren.
Kerstin Wolf
Bamberg im April 2011
Kapitel 1
„Das schaffst du nicht!“ Diesen Satz flüstert mir mein Wankelmut zu – an diesem Vormittag im Juni 2007. Als ich aufs Fahrrad steige und zum Abschiedskaffeeklatsch zu meiner Nachbarin radle, die nur wenige hundert Meter entfernt wohnt, glaube ich zum ersten Mal, dass die Zweifler in meinem Freundeskreis am Ende Recht behalten könnten. Ich stehe erst am Anfang, und schon werden mir meine Reisepläne selbst ein bisschen unheimlich. Das insgesamt 16 Kilogramm schwere Gepäck auf meinem Rad, verteilt auf zwei Seitentaschen, einen Seesack auf dem Gepäckträger und eine kleine Fronttasche, in der ich Radwegekarten, Fotoapparat und Wegzehrung verstaue, verlangt vollsten körperlichen Einsatz, einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn und Balance. Allerdings fühle ich mich anfangs wie ein unförmiges, tollpatschiges Wesen, das nur mühselig schlingernd von der Stelle kommt.
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