Abhandlung über die Pest - Patrick Russell - E-Book

Abhandlung über die Pest E-Book

Patrick Russell

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Beschreibung

Mit seiner umfangreichen "Abhandlung über die Pest" legte Patrick Russell seinerzeit ein regelrechtes Opus Magnum über die Erkrankung vor. Neben einer ausführlichen Beschreibung der Pestsymptome und der verschiedenen Therapiemethoden legt der Autor ein besonderes Augenmerk auf die zu seiner Zeit erfolgten Vorsichts- und Quarantänemaßnahmen. Einzigartig unter allen erschienenen Büchern über die Pest dürften jedoch hundertzwanzig teils sehr detailliert beschriebene Krankengeschichten sein, die das Werk vervollkommnen. Weitere ausführliche Kapitel über die Geschichte der Pest und über die begleitenden klimatischen Verhältnisse eines exemplarischen Pestlaufes runden das Werk ab.

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Veröffentlichungsjahr: 2020

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• Dr. Patrick Russell •

Inhaltsverzeichnis

Ersten Teil

Vorrede des Verfassers

Inhalt des ersten Bandes

Erstes Buch: Historisches Tagebuch über die Pest zu Aleppo in den Jahren 1760, 1761 und 1762

Erstes Kapitel: Kurze Nachricht von der Pest in Ägypten

Zweites Kapitel: Nachricht von der Pest in Zypern

Drittes Kapitel: Ausbreitung der Pest in verschiedene Orte von Syrien, ehe sie nach Aleppo kam

Viertes Kapitel: Historisches Tagebuch über die Pest zu Aleppo im Jahr 1760

Fünftes Kapitel: Historisches Tagebuch über die Pest zu Aleppo im Jahr 1761

Sechstes Kapitel: Historisches Tagebuch über die Pest zu Aleppo im Jahr 1762

Siebentes Kapitel: Gang der Pest in verschiedenen Teilen des Gouvernements von Aleppo, so wie auch zu Urfa und Maraash, nordwärts

Zweites Buch: Medizinische Beschreibung der Pest

Erstes Kapitel: Allgemeine Bemerkungen über die Beschreibung der Pest

Zweites Kapitel: Von den Symptomen der Pest

Drittes Kapitel: Beschreibung der Pest nach den sechs Klassen derselben

Viertes Kapitel: Von den Pest-Eruptionen

Fünftes Kapitel: Kurmethode der Pest

Sechstes Kapitel: Über Wiederansteckung (reinfection) und Rückfall

Drittes Buch: Von der Ansteckung der Pest

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Viertes Buch: Von Quarantänen

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Zweiter Teil

Inhalt des zweiten Bandes

Fünftes Buch: Von Lazaretten (Pesthäusern) und Quarantänen

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Sechstes Buch

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Verbesserungen und Zusätze

Anhang

Erstes Kapitel: Hundertundzwanzig Krankengeschichten

Zweites Kapitel: Allgemeine Beschreibung der Jahreszeiten in Aleppo

Drittes Kapitel: Auszug aus dem Witterungsregister der drei Pestjahre

Viertes Kapitel: Vergleichende Übersicht der Jahreszeiten zu Aleppo in sechs Pestjahren

Patrick Russell’s

der Arzneiwissenschaft Doktors und ehemaligen Arztes bei der englischen Faktorei zu Aleppo,

Abhandlung über die Pest,

nebst einem

Anhange,

welcher

Krankengeschichten und meteorologische Beobachtungen während der Pestzeit enthält.

Vorrede des Verfassers.

WENN das gegenwärtige Werk über die medizinische Geschichte der Pest einigermaßen neues Licht verbreitet, und wirksamere Mittel an die Hand gibt, der Einführung des Pestgiftes aus fremden Ländern vorzubeugen, oder die Verbreitung desselben, im Fall es eingeführt worden, zu verhindern, besonders aber diejenigen, welche Irrtümer verbessern und Mängeln abhelfen können, veranlaßt, einige Aufmerksamkeit auf die Sicherungsmaßnahmen zu verwenden, welche der gesetzgebenden Macht zu verschiedenen Zeiten vorgeschlagen, und von ihr zum Teil angenommen worden sind: so reut es mich nicht, beim Sammeln eines Teils der Materialien manche Gefahr ausgestanden, und auf die Ausarbeitung des Werks selbst viel Zeit verwandt zu haben.

Die Hoffnung, mich in diesen Erwartungen nicht ganz getäuscht zu sehen, hat mich bewogen, die Menge der über die Pest bereits geschriebenen Bücher mit einem neuen zu vermehren, und meine Gedanken über Quarantänen und andere Polizeimaßnahmen zur Pestzeit mitzuteilen, wo ungewöhnlich strenger Zwang unumgänglich notwendig wird, und die menschenfreundlichsten Handlungen der Obrigkeit das öffentliche Elend zu vermehren scheinen.

Ich bin weit entfernt, grundlose Furcht vor ungewissen Übeln erregen zu wollen, wodurch die öffentliche Ruhe mutwilliger Weise gestört werden würde. Es sind über 125 Jahre verflossen, seitdem England das letzte Mal von der Pest heimgesucht worden ist, und die Veränderung der Lebensart sowohl als die Verbesserungen der Straßen und Wohnhäuser, welche seit der Zeit fast allgemein geworden, kann man als Umstände betrachten, welche der Fortpflanzung ansteckender Krankheiten nichts weniger als günstig sind. Allein gibt man zu, daß die Pest England wieder heimsuchen kann, und daß man darauf bedacht sein muß, einem so fürchterlichen Übel auf das kräftigste vorzubeugen, so wird man schwerlich in Abrede sein, daß dahin abzweckende Maßregeln am besten in ruhigen Zeiten, da man Muße hat, über die Sache ungestört nachzudenken, ergriffen werden können.

Selten hat man in England dergleichen Zeitpunkte zu dieser Absicht benutzt. Gewöhnlich hat die Gesetzgebung diesen Gegenstand nur dann ihrer Aufmerksamkeit gewürdigt, wenn die Gefahr nahe zu sein schien, da es folglich, weil man sich ohne Verzug entschließen mußte, gewissermaßen unmöglich war, die Sache reiflich zu erwägen. Ich habe mir Mühe gegeben, diese Tatsache durch verschiedene Beispiele zu erläutern; wiewohl sie jedem, welcher den Gang der Quarantänegesetze von 1710 an untersucht, von selbst einleuchten muß.

Folgender Abriß des Planes, welchen ich auszuführen gesucht habe, kann den Leser mit dem Inhalte dieses Werkes vorläufig bekannt machen.

Das erste Buch enthält ein historisches Tagebuch über die Pest in Aleppo drei Jahre hintereinander. Voran geht eine kurze Nachricht vom Gange der Pest in Ägypten, Zypern und einigen syrischen Städten, ehe sie Aleppo erreichte. Das Verfahren in der Levante zur Pestzeit ist oftmals in England ganz falsch dargestellt worden; da es nun in Rücksicht der Quarantänen eine Sache von großer Wichtigkeit ist, genau zu wissen, wie dort Europäer so wohl als Einheimische während einer Pest zu handeln pflegen, so habe ich mich hierüber weitläufiger ausgelassen, als es mein verstorbener Bruder in seiner Naturgeschichte von Aleppo, da wo er von der vorletzten Pest in Aleppo spricht, für nötig fand.1

Im zweiten Buch findet sich eine aus meinen Erfahrungen und Beobachtungen hergeleitete medizinische Beschreibung der Seuche. In untergelegten Noten habe ich gelegentlich einige Bemerkungen über die von anderen gegebenen Beschreibungen der Pest und über die Kurmethoden einiger älterer Ärzte, besonders der Provenzalen von den Jahren 1720 und 1721, beigefügt.

Um meine Beschreibung der Pest zu erläutern, und den Erfolg meiner Heilart zu zeigen, teile ich im Anhange eine beträchtliche Anzahl Krankengeschichten mit, auf die ich im Werke selbst oftmals verweise. Die Schwierigkeiten, auf die man stößt, wenn man in der Levante zur Pestzeit Tagebücher regelmäßig halten will, und die Ursachen, warum so viele von diesen Krankengeschichten weit unvollständiger sind, als ich wünschte, habe ich an den gehörigen Stellen angegeben.

In den Krankengeschichten stelle ich die Sachen genau so dar, wie sie mir damals vorgekommen sind, und da ich keiner Hypothese folge, so fürchte ich um so weniger, in den Verdacht zu kommen, als ob ich dieselben, um sie einer Theorie anzupassen, oder mir aus meiner Heilart ein besonderes Verdienst zu machen, entstellt hätte.

Das zweite Buch schließt mit einem Kapitel über Wiederansteckung (Re-Infektion) und Rückfall in der Pest. Die Verwechslung zweier ganz verschiedener Dinge, der Wiederansteckung und des Rückfalls, hat nicht wenig dazu beigetragen, fast alle mir bekannt gewordene Schriftsteller, welche davon gehandelt haben, irrezuführen, und in keinem derselben habe ich die Menge der Beispiele von Wiederansteckung, welche ihnen in ihrer Praxis vorgekommen sind, angegeben gefunden. Da dies also eine Lücke in der Geschichte der Pest war, habe ich das Verhältnis der von mir unter einer großen Anzahl von Pestkranken bemerkten Beispiele bekannt gemacht, und einige praktische Erinnerungen über die Schwierigkeit, Rückfall von Wiederansteckung in gewissen Fällen zu unterscheiden, beigefügt.

Das dritte Buch handelt von der Ansteckung der Pest, das ist, von den in die Sinne fallenden Eigenschaften derselben, wiefern sie durch die Erfahrung außer Zweifel gesetzt zu sein scheinen. Was die verborgene Natur der ansteckenden Miasmen, die Art und Weise, wie sie auf den menschlichen Körper wirken, und andere verwandte theoretische Materien betrifft, so habe ich sie ganz mit Stillschweigen übergangen. Auch habe ich mich bei der Streitfrage, ob die Pest eine ansteckende Krankheit sei, kurz gefaßt, weil es mir ratsamer schien, auf einige von den Schriftstellern zu verweisen, welche die Frage, meines Erachtens, auf eine befriedigende Weise entschieden haben. Bevor ich indessen von den Quarantänen handelte, hielt ich es für nötig, auf die Gründe, welche D. Meads Gegner wider die ansteckende Natur der Pest 1720 vorgebracht haben, besondere Rücksicht zu nehmen. Da man viele dieser Gründe hauptsächlich vom Gange der letzten Pest in Marseille hat herleiten wollen, so habe ich, vermittelst einer genauen Prüfung der authentischen Nachrichten von dieser Pest, die ansteckende Natur der Seuche eben durch die Zeugnisse darzutun gesucht, welche von der Gegenpartei als Belege ihrer Behauptung angeführt worden sind.

Die Mühe, welche ich mir gegeben habe, eine Tatsache darzutun, welche jetzt von so wenigen bezweifelt wird, scheint vielleicht beim ersten Anblick ganz überflüssig. Allein so sehr auch neuere Ärzte davon überzeugt sein mögen, so ist doch zu bemerken, daß man diesem Faktum heftig widersprochen hat, so oft über die Quarantänen im Parlament debattiert worden ist. Es ist immer bei solchen Gelegenheiten eine Flut von Broschüren zum Vorschein gekommen, deren Verfasser, ohne etwas Neues zu lehren, längst widerlegte Behauptungen wieder aufwärmten.

Indem ich dem Gange der Pest in Marseille nachforschte, habe ich besondere Aufmerksamkeit auf die Abnahme derselben verwendet. Vergleicht man das Resultat dieser Untersuchung mit den in Ägypten, Syrien und Großbritannien angestellten Beobachtungen, so zeigt sich in der Abnahme der Pest unter übrigens sehr verschiedenen Umständen eine auffallende Übereinstimmung. Mit diesem Teile unsers Gegenstandes stehen die Reinigung angesteckter Häuser und andere Maßnahmen in der letzten Periode der Pestzeit in Verbindung.

Die Meinung, die ich angenommen habe, daß eine gewisse Konstitution der Luft sich zu der Einführung des Pestgiftes gesellen muß, wenn sich die Pest fortpflanzen soll, könnte wohl irrig sein. Allein daß die Pest zu gewissen Zeiten vermittelst des Verkehrs mit angesteckten, Orten eingeführt wird, zu anderen Zeiten aber derselbe Verkehr keine schlimmen Folgen hat, das sind, dünkt mich, ausgemachte Tatsachen, und von diesen weiß ich keine Rechenschaft zu geben, wenn ich nicht annehme, daß dabei eine Veränderung in der Beschaffenheit der atmosphärischen Luft mit im Spiele sei.

Im letzten Jahrhundert herrschte die Meinung, England sei einer periodischen Rückkehr der Pest unterworfen, und Sydenham wird (meines Erachtens jedoch zu Unrecht) beschuldigt, er habe behauptet, diese periodische Rückkehr müsse notwendig erfolgen. Seine Meinung war, die Pest erzeuge sich nie ursprünglich in England, und wenn das Pestgift aus anderen Ländern eingeführt worden wäre, so könne es sich nicht ausbreiten, wenn nicht zugleich eine gewisse der Fortpflanzung desselben günstige Konstitution der Luft eintrete. s.

Die oftmalige Wiederkunft der Pest in London in früheren Zeiten setzt die Rückkehr der Konstitution der Luft voraus, ohne welche, nach Sydenham, die Verbreitung des Pestgiftes nicht stattfinden kann. Um aber zu erklären, warum England einen so langen Zeitraum von der Pest verschont geblieben ist, obgleich der britische Handel in die Levante zugenommen hat, braucht man gar nicht anzunehmen, daß das Klima von England der Rückkehr jener pestilenzialischen Konstitution der Luft, welche sonst stattgefunden haben soll, nicht mehr unterworfen ist; die Sache ist vielmehr daraus zu erklären, daß bessere Maßregeln, als sonst, getroffen worden sind, und daß es, so oft das Pestgift eingeführt worden war, an der pestilenzialischen Konstitution der Luft gefehlt hat.

Das vierte Buch handelt von Quarantänen. In diesem habe ich die wichtigsten Einwendungen dagegen, welche sich auf die Voraussetzung gründen, daß die Pest durch Waren nicht eingeführt werden könne, vorgetragen und geprüft, und die falschen Vorstellungen, welche man sich vom Verfahren der Europäer in der Türkei zur Pestzeit macht, berichtigt. Um noch mehr darzutun, daß das Pestgift durch Kaufmannsgüter wirklich eingeführt werden kann, habe ich eine Nachricht von der Entstehung der Pest in Messina 1743 beigefügt.

Der verstorbene Jakob Porter hat sich in seinem Werke über die Gesetze, Religion usw. der Türken2, da wo er von Quarantänen spricht, verschiedene Irrtümer, besonders in Rücksicht Syriens, zu Schulden kommen lassen. Ich habe daher gezeigt, worin er falsch unterrichtet worden ist, und mit Aufmerksamkeit geprüft, was er von Quarantänen gesagt hat. Und weil er den in der Türkei beim Einschiffen der Güter für England nach Vorschrift der Levantischen Gesellschaft beobachteten Sicherungsregeln viel zutraut, habe ich der Verordnungen dieser Gesellschaft besonders gedacht, und das jetzige Verfahren in der Levante genau beschrieben.

Ich wende mich hierauf zu den Gesundheitspässen, von welchen ich zu zeigen gesucht habe, daß man sich auf sie, wie sie jetzt beschaffen sind, weit weniger, als man gewöhnlich denkt, verlassen kann. Ob die vorgeschlagenen Veränderungen derselben Beifall finden werden, weiß ich nicht; das aber, dünkt mich, ist ausgemacht, daß Änderungen unumgänglich notwendig sind.

Unter der Voraussetzung, daß das jetzt gewöhnliche Verfahren in der Türkei die Ausführung des Pestgiftes nur sehr unvollkommen verhindert, habe ich einige neue Einrichtungen vorgeschlagen; weil ich aber die vielen Hindernisse, welche sich der Ausführung solcher Einrichtungen in jenen Ländern entgegenstellen dürften, voraussah, habe ich ohne Zurückhaltung erklärt, daß, obgleich Vorsichtsregeln in der Türkei nicht zu vernachlässigen sind, dennoch das meiste darauf beruht, daß man, wenn Schiffe und Waren aus der Levante in England anlangen, die gehörigen Maßregeln treffe.

Das fünfte Buch beschäftigt sich mit Lazaretten und der Art und Weise, wie Quarantäne gehalten wird. Bevor ich davon handelte, hielt ich es für schicklich, einige Einwendungen gegen die Pesthäuser überhaupt zu prüfen, worin sie als unnötig, unzweckmäßig, der öffentlichen Gesundheit gefährlich, und dem Handelsinteresse der Nation höchst nachteilig vorgestellt werden. Ich habe die stärksten Beweise dieser Einwürfe gesammelt, und bin der Meinung, daß, wer sie mit mir aus einerlei Gesichtspunkte betrachtet, den folgenden Teil des fünften Buches nicht für überflüssig halten wird.

Die Beschreibung eines Pesthauses ist ein bloßer Abriß. Ich habe nur die Hauptpunkte angegeben; die Mittel, den Entwurf auszuführen, liegen außerhalb meiner Sphäre.

In der Beschreibung der Methode, aus der Levante kommende Schiffe aufzunehmen, und ihre Ladung zu reinigen, je nachdem sie mehr oder weniger verdächtig ist, habe ich immer den Gegenstand durch passende Beispiele zu erläutern gesucht; und obgleich meine Vorschläge im allgemeinen mit dem Verfahren in den Ländern, wo die Quarantänemaßnahmen am vortrefflichsten sind, übereinstimmen, so räume ich doch gern ein, daß sie erst von Männern, welche mit der Verwaltung der Polizei in England bekannter, als ich, sind, geprüft und nötigenfalls verbessert werden müssen.

Kein englisches Schiff darf aus der Türkei nach England mit einem unreinen Passe (foul patent) absegeln; eine Verordnung, welche so lange beibehalten werden muß, bis man ordentliche Pesthäuser in England errichtet haben wird. Allein da es in Rücksicht eines mit einem reinen Passe (clean patent) abgeschickten Schiffes doch immer möglich ist, daß die Pest während der Fahrt, oder indem die Güter ausgeladen werden, ausbricht, so ist es äußerst notwendig, sich auf einen solchen Fall gehörig vorzubereiten, besonders aber für einen bequemen Zufluchtsort, wohin man die Angesteckten ohne Verzug schaffen könnte, zu sorgen. Da ich Grund anzunehmen habe, daß es einen solchen Zufluchtsort nirgends in den britischen Staaten gibt, so habe ich die Notwendigkeit, dasselbe in das stärkste Licht zu setzen, und zugleich die Gefahr zu zeigen gesucht, welcher die öffentliche Sicherheit bei der jetzigen starken Versuchung, die Quarantäne zu brechen, ausgesetzt ist.

Bei dieser Gelegenheit wurde ich veranlaßt, die Quarantänegesetze und einige spätere, vom geheimen Rate (hivy Council) in verdächtigen Zeiten gelegentlich bekannt gemachte Verordnungen durchzugehen. Bedarf die Freiheit, womit ich über beide meine Erinnerungen niedergeschrieben habe, einer Verteidigung, so wird man sie, wie ich hoffe, in den Bewegungsgründen, welche mich dazu vermocht haben, finden. Sind diese Erinnerungen gegründet, und geben sie denen, welche Verbesserungen auszuführen imstande sind, nützliche Winke, so haben sie ihres Zwecks nicht verfehlt.

Wie die Sachen jetzt stehen, ist die Errichtung ordentlicher Pesthäuser in England vermutlich noch entfernt. Ich habe daher einstweilen einige Einrichtungen vorgeschlagen, um die Quarantäne außerhalb eines Pesthauses am Strande für Kaufmannswaren zuverlässiger zu machen, als das jetzt übliche Verfahren ist, durch das, wie man nicht ohne Grund vermutet, England gegen die Pest auf keine den damit verbundenen schweren Kosten und den dadurch verursachten Einschränkungen des Handels entsprechende Art gesichert wird.

Ich habe bei dieser Gelegenheit einen Aufsatz über die Errichtung eines Pesthauses eingerückt, welchen mein verstorbener Bruder im Jahre 1758 auf Verlangen des damaligen Staatsministers, des verstorbenen Lord Chathams, ausgefertigt hat. Er enthält den Abriß von einem Pesthause und von Pestbüros (prattique houses) nebst dem nötigen Quarantänepersonal usw. Obschon der Aufsatz unvollständig ist, so schien er mir doch der Aufbewahrung würdig.

Das sechste Buch enthält die Polizeimaßnahmen, welche nötig werden, wenn die Pest an einem Orte wirklich existiert. Über diesen Gegenstand haben einige angesehene italienische Gelehrte ganze Werke geschrieben; auch finden sich viele sehr gute Vorschriften in Beziehung auf die Polizei zur Pestzeit im zweiten Teile des Traité de la Peste usw., welcher in Paris auf königlichen Befehl im Jahre 1744 herausgegeben worden ist. Unter den neueren englischen Schriftstellern sind mir nur wenig vorgekommen, welche von diesem Gegenstande besonders gehandelt haben. Der berühmteste darunter war Dr. Mead, welcher im Jahre 1720, als die Englische Nation durch die Marseiller Pest in Unruhe geriet, sein Buch auf Verlangen der Regierung schrieb3. Sir John Colbatch gab bald hernach zwei kleine Aufsätze heraus4, und es erschienen um dieselbe Zeit einige andere Broschüren in London. Im Jahre 1745 kamen Dr. Lobbs Briefe über die Ansteckung heraus, welche in einer Versammlung der königlichen Londoner Societät vorgelesen worden waren, aber nicht in die philosophischen Transaktionen eingerückt wurden5. –

Obschon ich zuweilen anderer Meinung bin, als Dr. Mead, so habe ich doch das Vergnügen, in den wichtigsten Punkten mit diesem Gelehrten übereinzustimmen. Das ungünstige Urteil, welches er von den sonst in London an gewandten Methoden, die Ansteckung zu unterdrücken, fällt, scheint mir eher zu strenge zu sein. Unter den auf königlichen Befehl vom geheimen Rate (Council) 1603 bekannt gemachten Verordnungen (wovon ich einen Auszug eingerückt habe) so wie auch unter denen, welche der Lord Mayor und der Alderman in demselben Jahre ausgefertigt haben, finden sich viele untadelige Artikel, welche, wenn dergleichen Maßnahmen nötig werden sollten, erneuert zu werden verdienten.

Meads Vorschläge veranlaßten eine Parlamentsakte, welcher man sich wegen gewisser außerordentlich strenger Artikel heftig widersetzte, und die gar sehr getadelt wurde. Bevollmächtigung der Regierung, angesteckte Familien aus ihren Wohnungen zu entfernen, und die Gesunden von den Kranken abzusondern, oder angesteckte Städte mit Gräben und Soldaten zu umzingeln, bleibt immer, so viel Vorteil man auch dem Volke davon verspricht, etwas Verhaßtes, und erregt Argwohn; man sollte daher eine solche Vollmacht sorgfältig einschränken und genau bestimmen.

Der kurzen Nachricht von den Parlamentsverhandlungen hierüber in den Jahren 1720 und 1721 habe ich einige Bemerkungen über die gedachte Parlamentsakte beigefügt. Da sie mit aller der gesetzgebenden Macht gebührenden Ehrfurcht abgefaßt sind, so wird man hoffentlich meine Freiheit um so eher entschuldigen.

Die vorgeschlagenen Polizeimaßnahmen beziehen sich auf die vier verschiedenen Perioden der Pestzeit: den Anfang, die Zunahme, den höchsten Grad, und die Abnahme. Dieser systematischen Anordnung ungeachtet aber gebe ich sie keineswegs für eine vollständige Reihe von Vorschriften aus. Dergleichen zu entwerfen, bedarf es der Einsicht vieler Personen, oder scheint wenigstens eine Arbeit zu sein, welcher nur wenige gewachsen sein dürften. Ich habe fast nichts weiter, als einige der Verbesserung fähige Winke in Rücksicht jeder Periode gegeben, und Bücher angeführt, aus welchen man nützliche Nachrichten über diesen Gegenstand sammeln kann. –

Indessen habe ich es gewagt, auf gewisse Vorschriften zu dringen, welche mir besonders wichtig zu sein schienen. Z. B. man sollte auf alle mögliche Art die Pest frühzeitig, wenn sie noch an einem Orte verborgen steckt, zu entdecken suchen, und, wenn man einmal von ihrer Gegenwart überzeugt ist, die Sache ohne Verzug bekannt machen, aber nicht das Publikum durch falsche Darstellung hintergehen. Man sollte unmittelbar zu Sicherungsmitteln seine Zuflucht nehmen, und sich weder durch die widersprechenden Meinungen der Ärzte, noch durch die trügende Hoffnung, das Pestgift werde sich nicht ausbreiten, einschläfern lassen. Man sollte die Kirchen und großen Hospitäler frühzeitig zuschließen, und öffentliche Leihhäuser errichten. – Vielleicht lassen sich gegen alle diese Vorschriften sowohl als gegen einige von den anderen noch Einwendungen machen, welche mir nicht eingefallen sind. Weit entfernt, meine Behauptungen, so wohl durchdacht sie auch sein mögen, halsstarrig zu verteidigen, werde ich sehr gern wirksamere Maßregeln ergreifen sehen, als die von mir vorgeschlagenen sind, welche ich größtenteils aus der Art und Weise, wie man in fremden Ländern verfährt, und wie man sonst in England verfuhr, hergeleitet habe. –

Die unbedingte Entfernung angesteckter Familien, und die unmittelbare Absonderung der Gesunden von den Pestkranken durch obrigkeitlichen Befehl, sind unter allen Einrichtungen dem Tadel und den Einwürfen am meisten ausgesetzt. Der Einfluß der gesetzgebenden Macht, das hohe Ansehen des berühmten Meads und die Unruhe wegen der Pest in Frankreich waren zusammen kaum imstande, den Strom der diesen Vorschriften 1720 gemachten Einwendungen zu hemmen. –

Ich würde es daher nicht gewagt haben, die Sache jetzt wieder in Anregung zu bringen, wäre ich nicht überzeugt gewesen, daß die vorgeschlagenen Maßregeln nützlich und überdem noch einer Modifikation fähig sind, welche sich dem Parlamente von selbst darstellen wird, wenn man sich nur über die Sache in ruhigen Zeiten unparteiisch beratschlagen will.

Von dem großen Nutzen einer Vorschrift kann ich mit Zuversicht aus eigener Erfahrung sprechen. Diese Vorschrift betrifft die, welche während einer Pest nicht aufs Land ihre Zuflucht nehmen können, sondern in der Stadt bleiben müssen. Alle diese sollten, wenn es ihre Lage denn erlaubte, nach der in der Levante eingeführten Gewohnheit sich gleich zu Anfang mit dem Nötigen versehen, und in ihre Häuser einschließen6. Von dem glücklichen Erfolg dieses Mittels sowohl in Syrien als in verschiedenen Europäischen Städten wird man im Werke viele Beispiele finden. Diesen habe ich eine Vorsichtsregel für eingeschlossene Personen beigefügt, welche, durch die im höchsten Grade der Pest wachsende Verheerung beunruhigt, bewogen werden möchten, anderswohin ihre Zuflucht zu nehmen; denn ich bin vollkommen überzeugt, daß man in einer Periode, da sich die Pest so allgemein verbreitet hat, auf der Flucht der Gefahr, angesteckt zu werden, mehr unterworfen ist, als wenn man in der Stadt eingeschlossen zurückbleibt; wobei ich immer voraussetze, daß die während des Einschließens zu beobachtenden Regeln genau befolgt werden.

Den Polizeimaßnahmen habe ich ein Kapitel über die medizinischen Vorschriften beigefügt, welche auf Verlangen der Regierung zur Pestzeit öffentlich bekannt gemacht zu werden pflegen. Hier habe ich mir die Freiheit genommen, zu erinnern, daß die vom Kollegium der Londoner Ärzte im letzten Jahrhunderte bekannt gemachten Vorschriften revidiert werden sollten; denn ich bin der Meinung, daß einige Änderungen in denselben in Rücksicht der öffentlichen Sicherheit sowohl als der Ehre des Kollegiums vorzunehmen sind.

Über das Räuchern, ein Verfahren, welches meines Erachtens Dr. Mead allzu voreilig herabwürdigt, habe ich mich weitläufiger ausgelassen; da ich aber hierüber wenig eigene Erfahrungen habe anstellen können, so habe ich mich auf Schriften bezogen, welche mir hinlänglich scheinen, alle Vorurteile wider das Räuchern zu heben, und zu Versuchen in der Zukunft anzureizen. Die Methode, Häuser durch Rauch zu reinigen, habe ich besonders beschrieben, und ein Verzeichnis der dazu gebrauchten Hauptingredienzien gegeben.

Einige wenige Bemerkungen über innere und äußere Verwahrungsmittel wider die Pest habe ich gleichfalls beigebracht. Eine zahlreiche Sammlung dieser Mittel wird man in verschiedenen Büchern antreffen. Gern hätte ich vom Nutzen der Fontanelle und des Tabaks, zweier Mittel, welche als Verwahrungsmittel sehr empfohlen worden sind, befriedigendere Nachrichten gegeben; auch bedauere ich herzlich, daß mich die Erfahrung nicht mehr in den Stand gesetzt hat, bessere Verhaltungsregeln für diejenigen vorzuschlagen, deren Amt es ist, sich Pestkranken zu nähern.

Und nun noch etwas über Anordnung der Materialien und Vortrag in diesem Werke. Die Anordnung anlangend, wird es wohl als Entschuldigung der darin begangenen Fehler dienen können, daß ich das Werk großenteils im Ausland, entfernt von meinen gelehrten Freunden, deren Erinnerungen und Verbesserungen ich hätte benutzen können, abgefaßt habe. Was zweitens den Vortrag betrifft, so darf wohl ein Mann, welcher einen großen Teil seines Lebens hindurch wegen seiner Lage in der Türkei sich mit Sprachen hat beschäftigen müssen, welche von seiner Muttersprache gar sehr abweichen, auf Eleganz im Vortrage, ohne unbescheiden zu sein, keine Ansprüche machen. Bei der Anordnung suchte ich Verwirrungen, und beim Vortrage ein gezwungenes Wesen zu vermeiden. Die Achtung, welche meines Erachtens jeder Schriftsteller dem Publikum schuldig ist, bewog mich, alle meine Kräfte zur Erreichung dieser Endzwecke anzustrengen; bei alledem aber weiß ich gar wohl, daß noch vieles übrig geblieben ist, welchem ich eine nachsichtsvolle Beurteilung wünsche.

1 The natural history of Aleppo and parts adjacent. By Alex. Russel, London 1756. 4.

2 Sir James Porter: Observations on the Laws, Religion etc. of the Turks. (Sir James Porters Anmerkungen über die Religion, Regierungsform und Sitten der Türken, aus dem Engl.; Leipz. 1768.)

3 A short Discourse concerning pestilenzial Contagion, and the Methods to be used to prevent it. By Richard Mead, M. D. London, 1720.

4 A Scheme for proper Methods to be taken, should il please God to visit us with the Plague. By Si. John Colbatch, Member of the College of Physicians. London, 1721. – Observations on the Scheme, lately published. Von demselben Verfasser.

5 Letters relating to the Plague, and other contagious Distempers. By Theophilus Lobb, M. D. London, 1745.

6 Die Art, wie man sich in der Levante einschließt, ist in A. Russells Natural History of Aleppo umständlich beschrieben.

Inhalt des ersten Bandes.

Erstes Buch.

Historisches Tagebuch über die Pest zu Aleppo, in den Jahren 1760, 1761 und 1762.

Erstes Kapitel. Kurze Nachricht von der Pest in Ägypten. S. 17.

Zweites Kapitel. Nachricht von der Pest in Zypern. S. 18.

Drittes Kapitel. Ausbreitung der Pest in verschiedene Orte von Syrien, ehe sie nach Aleppo kam. S. 22.

Viertes Kapitel. Historisches Tagebuch über die Pest zu Aleppo im Jahr 1760. S. 26.

Fünftes Kapitel. Historisches Tagebuch über die Pest zu Aleppo im Jahr 1761. S. 34.

Sechstes Kapitel. Historisches Tagebuch über die Pest zu Aleppo im Jahr 1762. S. 48.

Siebentes Kapitel. Gang der Pest in verschiedenen Teilen des Gouvernements von Aleppo, so wie auch zu Urfa und Maraash, nordwärts. S. 66.

Zweites Buch.

Medizinische Beschreibung der Pest.

Erstes Kapitel. Allgemeine Bemerkungen über die Beschreibung der Pest. S. 68.

Zweites Kapitel. Von den Symptomen der Pest. S. 74.

Drittes Kapitel. Beschreibung der Pest nach den sechs Klassen derselben. S. 86.

Viertes Kapitel. Von den Pest-Eruptionen. S. 97

Fünftes Kapitel. Kurmethode der Pest. S. 123.

Sechstes Kapitel. Über Wiederansteckung (reinfection) und Rückfall. S. 152.

Drittes Buch.

Von der Ansteckung der Pest.

Erstes Kapitel. Erwägung der Einwendungen gegen die Lehre von der Ansteckung der Pest – Bemerkungen über den Gang der Streitigkeit – Verschiedene Bedeutungen des Wortes Contagium – Andere Krankheiten, welche mit der Pest verwechselt worden sind. S. 165.

Zweites Kapitel. Bestätigung der Lehre von der Ansteckung durch die Erfahrung zu Marseille – Die Pest zeigte sich vor dem Mai in dieser Stadt nicht– Wurde das hin aus der Levante durch Waren gebracht. Prüfung der Einwendungen. S. 175.

Drittes Kapitel. Fortpflanzung der Pest in Marseille durch Ansteckung– Diejenigen, welche sich hinlänglich abgesondert hielten, entgingen der Ansteckung – Prüfung der Einwendungen gegen diese Sätze. S. 198.

Viertes Kapitel. Abnahme der Pest in Marseille – Gewisse Formen der Krankheiten sind unter den Händen der Ärzte nicht minder tödlich gewesen, als in den früheren Perioden des Elends und der Anarchie – unedles Betragen der Ärzte von Montpellier – Die Abnahme der Pest ist von einer Veränderung in der Konstitution der Luft herzuleiten. S. 209.

Fünftes Kapitel. Die Pest breitete sich, als sie in Marseille abnahm, auf dem Lande aus– Reinigung der Stadt–Abnahme der Pest in Ägypten und Syrien – Die Pest ist, wenn sie abnimmt, minder ansteckend – Abnahme der Pest in London im Jahr 1665 – Die pestilenzialische Konstitution der Luft ist dem Grade und der Dauer nach verschieden – Sie besteht nicht in Unregelmäßigkeiten der bekannten Eigenschaften der Luft – Der Verkehr mit angesteckten Orten kann ohne schlimme Folgen bestehen, wenn die pestilenzialische Konstitution fehlt. S. 216.

Sechstes Kapitel. Die Pest endet in allen Städten fast auf einerlei Art – Die allgemeine Reinigung angesteckter Städte ist nützlich, wiewohl nicht immer notwendig – Sie nutzt, wo die pestilenzialische Konstitution mehrere Jahre gedauert hat – Mutmaßungen über die Fortdauer der Pest in London mehrere Jahre hinter einander im letzten Jahrhundert – Prüfung der Meinung, daß England einer periodischen Wiederkunft der pestilenzialischen Konstitution ausgesetzt sei – Sydenham wird verteidigt. S. 232.

Siebentes Kapitel. Rekapitulation–Ansteckung durch unmittelbare Berührung – durch das Mittel der Luft – durch einen Fomes – Die Pest ist nicht in allen Perioden der Pestzeit gleich stark ansteckend – Verschiedene Eigenschaften des Contagium – Allgemeine Furch vor Ansteckung usw. S. 242.

Viertes Buch.

Von den Quarantänen.

Erstes Kapitel. Falsche Vorstellungen in Rücksicht der Levante. – Europäer in der Türkei sind von der Ansteckung nicht frei – Sie suchen sich davor in Sicherheit zu setzen – Betrachtung einiger Einwendungen gegen die Behauptung, daß die Pest durch Kaufmannsgüter einge führt werde. S. 253.

Zweites Kapitel. Die Nachrichten von der Einführung der Pest in England zu verschiedenen Zeiten sind mangelhaft – Einführung der Pest in Messina 1743 – Daß der Begriff von der Ansteckung des Pestgiftes oder von der Einführung der Pest durch Kaufmannsgüter neu sei, ist ein Irrtum – Die Arabischen Schriftsteller schweigen von der Ansteckung der Pest – Andere Einwendungen gegen die Einführung der Pest durch Kaufmannsgüter. S. 262.

Drittes Kapitel. Prüfung der Behauptungen eines neueren Schriftstellers in Beziehung auf die Quarantänen – Widerlegung der Irrtümer in Rücksicht der Seidenzieher in der Türkei. – Die Länge der Reise von der Türkei sichert gegen die Ansteckung nicht – Vorschriften der Levantischen Gesellschaft für ihre Konsuls in Beziehung auf das Einschiffen der Güter in der Türkei. S. 269

Viertes Kapitel. Fakta in Beziehung auf den Gang der Pest in Aleppo 1761 – Die Einheimischen suchen immer die Seuche vor den Europäern zu verbergen – Daher hält es schwer, so viel Nachricht einzuziehen, als zur Ausfertigung der Gesundheitspässe nötig ist. S. 283.

Fünftes Kapitel. Bedrückungen des Handels, welche aus den jetzigen Einrichtungen in der Levante entspringen – England wird dadurch nur wenig gesichert – Bei Quarantänemaßnahmen sollte man immer auf die Bequemlichkeit der Kaufleute Rücksicht nehmen – Die Gesundheitspässe sind, wie sie jetzt beschaffen sind, mangelhaft und unsicher – Während daß die Pest wütet, hört der Handel auf, fängt aber, wenn die Seuche abnimmt, zu bald wieder an. S. 292.

Sechstes Kapitel. Man sollte zweierlei Gesundheitspässe, reine und verdächtige (touched), annehmen – Die reinen sollten zuweilen für verdächtig gehalten wer: den – Instruktionen für Konsule – Praktische Beispiele, woraus der Nutzen verdächtiger Pässe erhellt – Man muß die Konsule mehr in Stand setzen, sichere Nachrichten einzuziehen – Ernennung besoldeter Faktoreiwundärzte – Instruktionen für dieselben. S. 298.

Siebentes Kapitel. Zweckmäßige Einrichtungen in der Türkei – Sobald Lärm entsteht, sollten die Güter, welche nach Europa bestimmt sind, abgesondert und eingeschlossen werden – Das Reinigen und Packen der Güter zur Pestzeit sollte verboten werden – Zustand des Schiffes und der Mannschaft vor der Ladung – Vorsichtsregeln in Rücksicht der Ziegenhaare usw. – Reinigung angesteckter Waren vor dem Einschiffen – Hindernisse strenger Einrichtungen in der Türkei – Am meisten sollte man sich auf gehörige Sicherungsmaßnahmen bei der Ankunft der Waren in England verlassen können. S. 308.

Abhandlung über die Pest.

Erstes Buch.

Historisches Tagebuch über die Pest zu Aleppo, in den Jahren 1760, 1761 und 1762.

Erstes Kapitel.

Kurze Nachricht von der Pest in Ägypten.

BEVOR ich das historische Tagebuch über die Pest zu Aleppo mitteile, will ich kürzlich beschreiben, wie sich die Pest in verschiedenen Gegenden ausbreitete, ehe sie nach Aleppo kam.

Zu Anfang des Jahres 1759 nahm die Pest zu Konstantinopel, in verschiedenen Inseln des Archipelagus, und in einigen Städten auf der Küste von Kleinasien überhand.

Im Januar dieses Jahres kam ein Kauffahrteischiff aus Konstantinopel zu Alexandria an, auf dem während der Fahrt einige Personen an der Pest gestorben waren; und sobald es im Hafen war, wurden einige andere Pestkranke ans Land gesetzt.

Auf diese Weise wurde, wie man glaubte, die Pest nach Ägypten gebracht. Sie kam in kurzer Zeit nach Rosette und Damiate, so wie auch in verschiedene auf der Straße nach Großkairo gelegene Dörfer, welche Stadt gegen das Ende des Februars unruhig zu werden anfing. Die Europäer in Kairo schlossen sich den 28. und 29. März ein, und hielten sich weit länger, als gewöhnlich, verschlossen, denn sie gingen erst um die Mitte des Juli wieder aus7.

Die Pest brach zu Großkairo im Februar des folgenden Jahres wiederum aus, und verbreitete sich so schnell, daß sich die Europäer bereits den neunten März einschlossen. Die einheimischen christlichen Kaufleute aber blieben bis zum Ende dieses Monats außen. Diesmal fing man um den vierundzwanzigsten Juni an, wieder auszugehen.

Die Sterblichkeit war in beiden Jahren sehr beträchtlich; wiewohl es offenbar übertrieben war, wenn man vorgab, daß zu Kairo im ersten Jahre über dreihunderttausend, und im zweiten halb so viel gestorben wären 8.

Zweites Kapitel.

Nachricht von der Pest in Zypern.

DIE Pest kam nach Zypern im April 1759. Da die Verbreitung derselben in dieser Insel mit einigen merkwürdigen Umständen begleitet gewesen ist, so will ich meinen Lesern folgenden Auszug aus einer Nachricht darüber mitteilen, die ich vor mir habe, und auf deren Glaubwürdigkeit und Genauigkeit ich mich verlassen kann.

Im April 1759 litt ein großes Türkisches Schiff, das seine Ladung zu Alexandria eingenommen hatte, und nach Konstantinopel bestimmt war, nicht weit vom Vorgebirge Baffo9 Schiffbruch. Viele vom Schiffsvolke, das sich glücklich rettete, waren mit der Pest angesteckt; und so brach dies Übel erst in einigen Dörfern auf der Straße nach Limsol, und hierauf in dieser Stadt selbst aus10.

Einige vom Schiffsvolke starben in den Dörfern. Die übrigen begaben sich, nach einem kurzen Aufenthalt zu Limsol, nach Larnica11, wo sie nur einige Tage blieben, bis ein Schiff kam, in dem sie nach Syrien überfuhren. Keiner von ihnen starb zu Larnica, obschon es bekannt war, daß verschiedene an der Pest krank waren.

Die Krankheit breitete sich zu Limsol mit solcher Schnelligkeit aus, daß im Juni über vierhundert Personen daran starben. Viele Einwohner flohen in die benachbarten Dörfer und in die Gebirge, brachten aber zugleich die Pest mit. Ob sich aber gleich die Pest sowohl da, wohin sich die Flüchtlinge begeben hatten, als auch in anderen von der See abgelegenen Dörfern, die mit Limsol in Verkehr standen, dann und wann zeigte: so verbreitete sie sich doch nur um Baffo herum und bei Limsol beträchtlich.

Larnica hatte während dieser Zeit ein ganz sonderbares Schicksal. Es hatte einen Teil des angesteckten Schiffsvolks von Limsol bekommen; der Verkehr mit den angesteckten Teilen der Insel wurde nie unterbrochen; Bauern und Mauleseltreiber aus diesen Teilen mit Pestbeulen waren täglich in den Straßen und auf den Marktplätzen, und einige von ihnen starben in den Häusern. Den 22. Mai kam ein Schiff aus Damiate an, das einige angesteckte Passagiere und Matrosen aussetzte, die sich in den Häusern einlogierten, und mit den Einheimischen freien Verkehr trieben. Ein anderes türkisches Schiff von demselben Orte kam einige Zeit darauf mit angesteckten Personen an Bord an, wovon einer bei der Landung starb. Alles dessen ungeachtet ist, so viel man weiß, keiner der Einwohner von Larnica angesteckt worden. Die Europäer, vor denen man manche der gedachten Umstände mit aller Sorgfalt geheim hielt, beobachteten keine Vorsichtsregeln, und die Eingebornen trösteten sich mit einer Volkssage, daß eine Pest, die nicht im Dezember angefangen habe, nicht zu fürchten sei.

Während der heißen Monate, Juli, August und September, hörte man wenig von der Pest, und man glaubte allgemein, sie habe zu Limsol sowohl als in den Dörfern aufgehört; allein sie blieb daselbst die ganze Zeit hindurch versteckt, und kam nur ruckweise zum Vorschein; besonders zu Baffo, Piscopi, und in anderen Dörfern auf der westlichen und südlichen Seite der Insel.

Im Oktober nahm die Pest in denjenigen Teilen, zu, wo sie sich im Frühjahr gezeigt hatte, und brach bald darauf in Nicosia12 aus, wohin die Demetriusmesse sehr viele Menschen aus den meisten Gegenden der Insel gezogen hatte. Der Magistrat von Nicosia suchte anfänglich die Natur der Krankheit unter dem Namen eines bösartigen Fiebers zu verbergen; und im Dezember, da täglich acht bis zehn starben, wurden die Leichname zur Nachtzeit insgeheim begraben, um nicht die Einwohner unruhig zu machen. Allein gegen das Ende des Jahres wurde die Sache zu ernsthaft, als daß sie sich durch dergleichen Kunstgriffe hätte verheimlichen lassen; denn die Seuche, die einige Zeit vorher auch unter die Griechen und Armenier gekommen war, hatte nun einen solchen Grad der Heftigkeit erreicht, daß manche Tage fünfzehn Christen starben; eine sehr beträchtliche Anzahl, da weit weniger Christen, als Muhammedaner, in Zypern leben.

Die Europäer zu Larnica, durch falsche Nachrichten aus Nicosia einige Zeit lang betrogen, fuhren fort, ohne Furcht auszugehen; und selbst nachdem sie gegen den Anfang des Januars durch Briefe aus dem Kloster Terrasanta besser unterrichtet waren, die die Natur der in der Hauptstadt herrschenden Seuche sehr deutlich beschrieben, woran damals täglich zwischen vierzig und fünfzig Personen starben, zweifelten sie doch noch an dieser Nachricht, und vernachlässigten aus unbegründeter Hoffnung diejenigen Vorbauungsmittel, die zwar sehr heilsam sind, aber auch alle Handlungsgeschäfte gewissermaßen hemmen müssen.

Gegen das Ende des Januars 1760 nahm die Pest zu Nicosia so fürchterlich zu, daß die Muhammedaner öffentliche Prozessionen und Gebete anbefohlen; ein Mittel, das, weil es viele Menschen zusammenbrachte, nur dazu diente, die Seuche mehr auszubreiten. Nun wurden die Europäer zu Larnica unruhig; denn die, welche sich aus Nicosia geflüchtet hatten, verbreiteten, wohin sie nur kamen, durch Vergrößerung der Unglücksszenen zu Nicosia Schrecken.

Im Anfange des Februars zeigte sich die Seuche unter den Türken im Hafen von Larnica; und bald darauf zu Larnica selbst. Die Europäer schlossen sich ein. In kurzer Zeit wurden täglich acht bis zehn begraben; nie aber während des Februars mehr als zwanzig. Im März schien die Krankheit bösartiger geworden zu sein, denn von den Angesteckten genasen wenige oder gar keiner. Es wurden täglich fünfundzwanzig bis dreißig begraben, und viele von den Einwohnern flüchteten sich in die Gebirge.

Die Seuche wütete zu Larnica den ganzen April fort, und breitete sich zu gleicher Zeit über die Insel aus, indem sie sogar in die Provinz von Carpaso13 eindrang; ein Umstand, der, so viel man sich erinnern konnte, noch niemals eingetreten war. Im Hafen von Larnica nahm die Anzahl der Toten ab; dies schrieb man der Flucht der unglücklichen Einwohner zu, von denen viele, so wie in Larnica, ihre halb öden Häuser verließen, und tiefer im Lande Schutz suchten.

In diesem Monate starben auch verschiedene Europäer zu Karnica. Von der Familie des neapolitanischen Konsuls starben hintereinander ein Franzose, der im Hause des Konsuls wohnte, zwei Kinder, der Konsul selbst, und einige aus der Dienerschaft. Die Witwe eines Neapolitaners, deren Mann an der Pest einige Zeit vorher gestorben war, wartete den Konsul sowohl als die anderen angesteckten Personen von dieser Familie, ohne üble Folgen zu verspüren. Ein französischer Wundarzt, Lefebvre, der viele Jahre in Zypern gewesen war, starb um diese Zeit. Er war von einem Pestkranken, den er zu besorgen hatte, angesteckt worden, konnte sich aber erst wenige Stunden vor seinem Tode, als die Bubonen zum Vorschein kamen, überzeugen, daß er angesteckt sei. Dieser Mann wurde von seiner Gattin, einem Priester und zwei Bedienten sorgfältig gewartet. Von diesen wurde nur der Priester angesteckt, der wenig Tage darauf starb. – Diese Beispiele können als Antwort auf eine dreist gewagte und oft wiederholte Behauptung dienen, daß die Europäer in der Türkei nicht angesteckt werden können.

Unter den Beispielen von Personen, die der Ansteckung unter den gefährlichsten Umständen dennoch glücklich entgingen, waren zwei besonders merkwürdig. Erstens ein junger Grieche, der sich damit beschäftigte, die Kranken zu pflegen und den Totengräbern beizustehen. Zweitens eine sehr dicke Griechin, welche nicht nur ihren Mann während seiner Krankheit, und zwei von ihren Töchtern, die beide an der Pest starben, sehr sorgsam pflegte, sondern auch hernach fortfuhr, sich der Sorge für alle Kranken in ihrer Nachbarschaft mit ungewöhnlichem Mute zu unterziehen.

Im Mai starben der Schwiegersohn des neapolitanischen Konsuls, und einige andere Europäer, unter denen der Superior des Klosters Terra santa war. Weil dies Kloster zu einer und derselben Zeit mit den Häusern der europäischen Kaufleute verschlossen worden war, und weil man darin alle gewöhnliche Sicherungsregeln streng beobachtet zu haben glaubte : so dachten die Mönche, als der Superior krank wurde, nichts weniger, als daß es die Pest sei, und trugen daher anfangs nicht das geringste Bedenken, sich ihm zu nähern. Sie gerieten aber in eine nicht geringe Furcht, als Spuren der Pest zum Vorschein kamen; indessen wurde keiner angesteckt.

Während daß die Pest zu Larnica und Famagusta wütete, nahm sie zu Nicosia mit schnellen Schritten ab: in letzterer Stadt sollen gegen zwanzigtausend Türken, und zwischen vier- und fünftausend Griechen und Armenier gestorben sein; eine ungeheure Sterblichkeit, wenn man sie mit der Bevölkerung daselbst vergleicht.

Gegen das Ende des Maies nahm die Pest zu Larnica und in den meisten Teilen der Insel merklich ab. Zu Famagusta hatte sie beinahe aufgehört, nachdem sie die Stadt gewissermaßen entvölkert, und auf dem benachbarten Lande kaum so viel Menschen verschont hatte, daß die Feldfrüchte geerntet werden konnten. Im Juni zeigten sich noch von Zeit zu Zeit pestilenzialische Zufälle zu Larnica; allein die Kranken genasen meistens. Die Hitze war nun sehr groß geworden; indessen gab es mitunter kühle Tage mit Regenschauern, an denen die Pestkranken sehr litten.

Das Te Deum wurde von den Franzosen den dritten Juli gesungen. Während dieses Monats verließen alle Europäer ihre Häuser wieder, und die Insel wurde endlich von der Pest befreit, nachdem diese, wenn die allgemein angenommene Summe richtig ist, siebzigtausend von den Einwohnern weggerafft hatte14.

Drittes Kapitel.

Ausbreitung der Pest in verschiedene Orte von Syrien, ehe sie nach Aleppo kam.

DER Winter von 1756 war nicht bloß in Syrien, sondern auch in Mesopotamien und Kleinasien, ungewöhnlich streng. Zu Aleppo war die Kälte seit Menschengedenken nie so heftig gewesen15, so daß in der umliegenden Gegend ein guter Teil von den Öl- und Zypressenbäumen gänzlich verloren ging.

Während des Sommers von 1757 war alles Getreide sehr teuer, und wurde gegen den Winter hin immer seltener und teurer, so daß man sagen kann, daß vom Dezember dieses Jahres an bis zum folgenden Juni die meisten Teile von Syrien und Mesopotamien alle Übel einer außerordentlichen Hungersnot empfunden haben. Im Februar 1758 zeigte sich ein bösartiges Petechienfieber zu Aleppo, das mit dem Frühjahr schnell zunahm, und während des ganzen Sommers und eines Teils vom Herbste wütete. Dies Fieber herrschte mit einer nicht minder ausgebreiteten Gewalt, als die Hungersnot, und beide Übel zusammen verursachten überall eine fast ebenso große Sterblichkeit, als ob die Pest gewütet hätte.

Syrien hatte kaum angefangen, sich von diesen Unglücksfällen zu erholen, als es durch wiederholte Erdbeben und durch die Nachricht, daß sich die Pest aus Ägypten eingeschlichen habe, von neuem beunruhigt wurde.

Den dreißigsten Oktober 1759 stürzte ein Teil von Damaskus durch ein Erdbeben ein, wodurch auch einige benachbarte Dörfer, als auch die Seestädte, Acre und Sidon, sehr beschädigt wurden. Dasselbe Erdbeben hatte man auch zu Tripolis, Antiochia und Aleppo gespürt; allein diese Städte litten mehr durch ein zweites Erdbeben den fünfundzwanzigsten November, von welcher Zeit an bis zum Ende des Jahres leichtere Erdstöße in ganz Syrien gespürt wurden16.

Unter den Dörfern, die durch das Erdbeben im Oktober sehr gelitten hatten, war Saffat: ein großer Teil der Häuser war eingestürzt, und mehrere Einwohner hatten unter den Trümmern ihr Grab gefunden. Zu Anfange des Novembers kam die Nachricht nach Tripolis, daß die Pest in diesem unglücklichen Dorfe ausgebrochen sei. Einigen schien dies eine Folge des vorhergegangenen Erdbebens zu sein; allein man entdeckte hernach, daß sich die Pest zu Saffat schon vor dem dreißigsten Oktober gezeigt hatte, und durch einige angesteckte Juden, die von Alexandria kamen, dahin gebracht worden war. Diese Entdeckung beruhigte die Tripolitaner, weil nach einer Volkssage die aus Ägypten gebrachte Pest weit weniger zu fürchten sein sollte, als wenn sie von Norden her über Aleppo gekommen wäre.

Auf die Nachricht aus Saffat folgten bald Briefe von einigen Franzosen zu Sidon, woraus man erfuhr, daß sich die Pest zu Sidon und Acre gezeigt hatte, wo sie auch in den folgenden Monaten an Heftigkeit sehr zunahm.

Unmittelbar nach dem Erdbeben im November hatte die französische Faktorei zu Tripolis die Stadt verlassen, und sich in der Nachbarschaft gelagert. Um den zehnten Dezember, als die Faktorei noch außerhalb der Stadt war, brachte man dem Konsul die Nachricht, daß zwei Personen in der Stadt in einem Hause nahe beim Kapuzinerkloster an einer mit sehr verdächtigen Symptomen begleiteten Krankheit gestorben wären. Einige Tage darauf versicherte ein Jesuit, der zu Tripolis die Heilkunde ausübte, er habe einen Mann gesehen, der zuverlässig mit der Pest angesteckt sei. Dies bewog den Konsul, den Patienten durch den französischen Wundarzt untersuchen zu lassen. Der Wundarzt erklärte, daß die Krankheit nichts weniger als die Pest sei, und da die Europäer darauf zwanzig Tage lang nichts von einem anderen Zufalle hörten, glaubte man allgemein, der Jesuit sei getäuscht worden.

Den zehnten Januar 1760 kam ein Bote von Sidon zu Tripolis mit Briefen für die französische Faktorei an. Er war, da er ans Land stieg, gefährlich krank, und als er vom französischen Wundarzt besichtigt wurde, zeigte sich eine Pestbeule in der Achselgrube. Er starb binnen vierzig Stunden, nachdem er das Schiff verlassen hatte. Die Briefe reinigte man, wie gewöhnlich.

Den Überrest des Januars und den größeren Teil des folgenden Monats hindurch hörte man zwar mit unter von Patienten in der Stadt, allein die Fälle waren so selten, daß man sich allgemein mit der Hoffnung schmeichelte, die Seuche werde sich nicht sehr ausbreiten. Um das Ende des Februars kam der Bassa von Sidon nach Tripolis, wo er sich einige Tage aufhielt. Die Pest zeigte sich sogleich unter seinem Gefolge im Palast, und weil sie sich in kurzer Zeit auch in anderen Teilen der Stadt sehr ausbreitete, fingen die Europäer an, sich zum Einschließen vorzubereiten; wiewohl sie sich erst mit Ausgang des Märzes wirklich einschlossen.

Die Pest nahm im April schnell überhand; hielt mit ziemlicher Stärke den Mai und Juni über an; nahm im Juli ab, und verschwand gegen das Ende des folgenden Monats. Die Europäer wagten es vom zehnten August an, mitunter auszugehen; indessen öffneten sie eigentlich ihre Häuser erst zwölf Tage später.

Fast die Hälfte der Angesteckten sollte genesen sein; und die Anzahl der Verstorbenen sollte sich auf fünftausend belaufen; allein ich vermute, daß diese Angabe übertrieben ist.

Während des Jahres 1761 blieb Tripolis von allem Verdacht der Pest frei. Im folgenden Jahre kam bald die beunruhigende Nachricht, daß die Seuche in verschiedenen Dörfern in der Nachbarschaft, und besonders zu Tortosa, ausgebrochen sei. Keines dieser Dörfer hatte, wie es scheint, die Pest 1760 gehabt; und deswegen, glaubte man, würde nunmehr Tripolis, das bereits gelitten hätte, frei bleiben. Dessen ungeachtet blieb man einige Zeit lang unruhig, um so mehr, da aus Aleppo sehr viel geflüchtete Familien ankamen, die, nach dem morgenländischen Brauche, ihre Betten bei sich führten. Ob nun gleich in einigen von diesen Familien Pestkranke waren, so wurde doch kein Tripolitaner angesteckt.

Um den Anfang des Aprils in diesem Jahre benachrichtigte der Jesuit den französischen Prokonsul, er habe ein an der Pest krankes Frauenzimmer in der Kur. Einige Zeit darauf zeigte sich bei einem jungen Mädchen nicht weit vom Karmeliterkloster, das an heftigen Kopfschmerzen litte, und sich oft erbrechen mußte, eine kleine Beule in der Achselgrube. Der französische Wundarzt war wieder anderer Meinung als der Jesuit, und behauptete, die Krankheit sei keine Pest. Das Mädchen wurde in wenigen Tagen gesund, und man hörte in der Stadt von keinen anderen dergleichen Fällen; allein in der Marine (dem Landungsplatze) wurden dreißig bis vierzig Kinder ganz auf dieselbe Art angegriffen, von denen vier bis fünf starben. Überhaupt fand des Jesuiten Behauptung, daß die Krankheit die Pest sei, bei den Einheimischen Beifall, während der französische Wundarzt immer das Gegenteil versicherte. Die beunruhigende Lage von Aleppo zu dieser Zeit trug nach aller Wahrscheinlichkeit dazu bei, daß die Europäer zu Tripolis lieber dem Jesuiten glaubten, so daß sich die meisten von ihnen zu Anfange des Mais einschlossen, und bis zum ersten Juni in ihren Häusern blieben. Von dieser Zeit an scheint Tripolis durch keine weiteren Gerüchte von Pestfällen beunruhigt worden zu sein.

Zu Latakea kam die Pest um die Mitte des Märzes 1760 zum Vorschein. Zwei Kinder in einem und dem selben Hause starben hintereinander, das eine einen Tag früher, als das andere, und man vermutete, daß sie von einem Boten, der aus Acre gekommen war, angesteckt worden waren. Die Sache wurde erst einige Tage hernach bekannt; denn der Vater, der als Vorsteher der Boten oft in den Häusern der Europäer zu tun hatte, und die Folgen der Entdeckung voraussah, suchte, so viel er nur konnte, die Sache zu verheimlichen. Der nächste Fall, der den Europäern bekannt wurde, betraf eine griechische Wäscherin, die für das Schiffsvolk der zyprischen Boote zu arbeiten hatte, und die gegen das Ende dieses Monats an der Pest gleichfalls starb.

Die Seuche hatte in verschiedenen Teilen der Stadt um den zehnten April so sehr zugenommen, daß der englische Konsul keinen seiner Bedienten aus dem Hause gehen ließ, und selbst der Ansteckung bei seinem Verkehr mit den Einheimischen durch schickliche Mittel vorzubauen suchte. Täglich wurden sechs bis sieben begraben, und die Franzosen schlossen sich ein, die anderen Europäer aber erst den siebzehnten.

Das Übel wuchs stufenweise vom siebzehnten April bis zum dreizehnten Mai, worauf es bis zum fünften Juni mit großer Heftigkeit wütete; dann nahm es merklich, obgleich nicht regelmäßig bis zum siebenundzwanzigsten ab, worauf sich die Sterblichkeit sehr schnell verminderte, indem sie von zwanzig Toten bis auf neune fiel; und obgleich den vierten und fünften Juli täglich wieder über zwanzig begraben wurden, so starben doch unmittelbar darauf täglich weniger als sechse.

Die Europäer wagten sich in den letzten vierzehn Tagen des Juli aus ihren Häusern wieder heraus, beobachteten aber noch bis zum ersten August einige Sicherheitsregeln. Nun wurde täglich nur ein Toter begraben, und nach dem fünften August war die Pest zu Latakea verschwunden, indes sie in den Dörfern auf den benachbarten Gebirgen noch fortdauerte.

Es waren sehr wenig Familien in der Stadt, welche die Seuche in ihrem Hause nicht gehabt hatten, und man rechnete, daß überhaupt fast ebenso viel von den Angesteckten genesen, als gestorben waren. Die Sterblichkeit belief sich mit Einschluß von fünfhundert Christen und fünfzig Juden ungefähr auf viertausend. Nach der Rechnung der Einheimischen hätte sie zwischen fünf- und sechstausend betragen; allein die erste Angabe kommt zuverlässig der Wahrheit näher, da der Ort kurz vorher durch Auswanderungen wegen der Tyrannei eines außerordentlich räuberischen Gouverneurs sehr entvölkert worden war.

Jerusalem bekam die Pest im Januar oder Februar 1760, und Damaskus um den Anfang des Märzes. In beiden Orten sowohl, als in den kleineren Städten und Dörfern von Palästina, richtete sie die folgenden Monate hindurch schreckliche Verwüstungen an. Der Gang derselben war hier fast ebenso, wie zu Tripolis und Latakea; allein ich kann mich in keine ausführliche Beschreibung einlassen, da die Nachrichten, die ich aus diesen Orten eingezogen habe, hauptsächlich von den Einheimischen herrühren, und daher vielleicht wohl im allgemeinen wahr, aber doch nicht hinlänglich genau sind. Die Sterblichkeit wurde ohne Zweifel durch das Volksgerücht vergrößert, obschon ich zugebe, daß sie an den meisten Orten, besonders zu Damaskus, beträchtlich gewesen ist17.

Viertes Kapitel.

Historisches Tagebuch über die Pest zu Aleppo im Jahr 1760.

WÄHREND daß die Pest über Damaskus und die Seestädte von Palästina und Syrien Schrecken und Verwüstung verbreiteten, durften sich die Einwohner von Aleppo nicht mit der Hoffnung schmeicheln, daß sie verschont bleiben würden. Diese Stadt, welche die Pest periodisch heimzusuchen scheint18, war davon eine ungewöhnlich lange Zeit frei geblieben. Die Witterung war einige Zeit vorher unregelmäßig gewesen, während daß ein starker Verkehr mit angesteckten Orten und gänzliche Vernachlässigung aller Vorbauungs-Mittel der Ansteckung Tür und Tor öffneten. Überdies waren Hungersnot, ungewöhnliche Krankheiten und Erdbeben vorhergegangen; ein Komet hatte sich im Frühling 1759 gezeigt, und eine Sonnenfinsternis 1760: lauter Phänomene, die man im Morgenlande immer als Vorläufer einer Pest betrachtet hat.

Allein weder die gesunde Vernunft, noch der Aberglaube wirkte so, wie man hätte vermuten können: die Einwohner von Aleppo wurden weder eigentlich beunruhigt, noch auch sonderlich erschreckt; denn indes sich die Vernünftigeren aus Abneigung, an eine unangenehme Sache zu denken, mit Wissen und Willen täuschen ließen, entdeckte der gemeine Haufe, daß es noch an einigen anderen Zeichen fehlte, ohne die, wie es scheint, seiner Meinung nach die Pest nicht sonderlich zu fürchten war. Man bemerkte, daß man noch keine Vögel hatte wegziehen sehen; daß noch kein Viehsterben eingetreten war; daß die Frösche nicht weniger laut, und die Insektenschwärme nicht zahlreicher waren, als in anderen Jahren: sehr beruhigende Umstände, so daß man lange Zeit die Nachrichten von der Annäherung der Pest nicht achtete.

Es verdient bemerkt zu werden, daß, obgleich sich die Pest zu Saffat im Oktober, und bald darauf zu Sidon und Acre zeigte, die Nachricht davon nach Aleppo doch erst im Februar kam, und auch dann noch so unbestimmt und widersprechend war, daß sie nur wenig Glauben fand, bis man im April zuverlässig erfuhr, daß sich die Franzosen zu Tripolis eingeschlossen hätten, und die Pest nach Damaskus gekommen wäre.

Gegen den Anfang des Mais kamen Karawanen von Jerusalem, Damaskus und Latakea zu Aleppo an. Weil da, wo sie herkamen, die Pest eben wütete, und verschiedene Personen darunter angesteckt sein sollten, wurde man etwas unruhig. Zu gleicher Zeit sagte man, daß verschiedene vor kurzem angekommene, in der Stadt zerstreute Personen angesteckt wären; diesen Gerüchten wurde jedoch ernstlich widersprochen.

Drei türkische Kaufleute, die mit der Karawane von Damaskus gekommen waren, logierten sich in einem öffentlichen Chan beim Hause des englischen Konsuls ein, und reisten nach einem Aufenthalt von wenig Tagen den sechzehnten Mai von Aleppo wieder ab. Den Tag darauf wurde der Träger des Chans (ein Armenier) nebst seinem Sohne plötzlich krank. Der Sohn starb den neunzehnten; und der Bruder des Trägers wurde ebenso, wie die andern, krank. Diese Leute hatten den türkischen Kaufleuten aufgewartet, und ihre Güter gepackt; indessen schien doch keiner von den Fremden krank. Man erfuhr die Sache erst nach dem Tode des Sohnes, und es wurde dann vorgegeben, die Krankheit rühre von einigen in einem kupfernen Gefäße zu lange Zeit aufbewahrten Speisen her, die der Aga des Chans den Armenieren gegeben habe. Den einundzwanzigsten Morgens erfuhr ich dies, und entschloß mich, die Kranken zu besuchen.

Als ich in den Chan gekommen war, fand ich beide Kranke in einer Kammer liegen19. Ihr ganzes Aussehen war so beschaffen, daß über die Natur ihrer Krankheit kaum ein Zweifel übrig blieb, obschon ihr Pfleger zuversichtlich versicherte, er habe bei Untersuchung des Körpers durchaus keine Geschwulst entdecken können. Da dies ein wesentlicher Umstand war, über den ich gewiß zu werden wünschte, so glaubte ich, obschon ich den Puls der Patienten mehr als einmal befühlt hatte, doch noch etwas wagen zu müssen, um gewiß zu erfahren, wie es sich mit den Eruptionen eigentlich verhielte. Ich bewog daher den Wärter, den Träger noch einmal zu untersuchen, während ich selbst den Bruder desselben untersuchte. Ich untersuchte die rechte Achselgrube und beide Weichen, ohne auf eine Geschwulst zu stoßen, und wollte eben aufhören, als ich eine kleine harte Geschwulst in der linken Achselgrube entdeckte. Meine durch die anderen Symptomen erregte Vermutung wurde nun sehr bestätigt; allein da ich die Folgen voraussah, wenn ich die Natur der Krankheit öffentlich bekannt machte, und da ich nie zuvor Pestkranke unter den Händen gehabt hatte, verschob ich es bis auf den nächsten Tag, meine Meinung zu sagen, weil ich hoffte, daß dann eine Veränderung in der Geschwulst allen Zweifel heben würde. Dies geschah auch, wie ich vorausgesehen hatte; denn am folgenden Tage fand ich abends die Geschwulst, die nach der Aussage der Pfleger ganz verschwunden sein sollte, ansehnlich vergrößert.

Der Träger starb in der Nacht des zweiundzwanzigsten, und sein Bruder die Nacht darauf. Von vier Armeniern, welche die Kranken wechselsweise pflegten, wurde nicht ein einziger angesteckt.

Die Lage des Chans, fast im Mittelpunkte der Häuser der Europäer, machte, daß die Sache nicht verschwiegen bleiben konnte, wie vermutlich geschehen wäre, wenn sich der Fall in einem entfernteren Teile der Stadt ereignet hätte. Man hielt ihn für etwas außerordentliches, und erklärte ihn auf die gedachte Art, um so mehr, da keiner von den Pflegern angesteckt worden war, und mehrere Tage lang nichts von ähnlichen Fällen in anderen Teilen der Stadt gehört wurde.

Während dieser Zwischenzeit von Ruhe hatte ich die Kränkung, von jedermann getadelt zu werden, weil ich es gewagt hätte, eine Sache zu entscheiden, worüber ich doch, wenigstens aus Erfahrung, kein kompetenter Richter sein könnte. Allein da ich gleich anfangs die Europäer von der Natur der Krankheit benachrichtigt hatte, und darüber nicht den geringsten Zweifel mehr hegte, so suchte ich mich nicht gegen den Vorwurf von Unwissenheit zu rechtfertigen, sondern unterzog mich lieber geduldig dem Schicksale aller derer, die es bei ähnlichen Gelegenheiten gewagt haben, die öffentliche Ruhe zu stören.

Gegen das Ende des Mais kamen verschiedene Karawanen von Jerusalem und Damaskus an, bei denen angesteckte Personen waren. Die Karawanen bestanden aus christlichen und türkischen Pilgern, die auf ihrer Rückreise nach nördlicheren Gegenden begriffen waren. Weil man sie unter mancherlei Vorwand nicht in die Stadt ließ, kampierten sie außerhalb der Mauern, und begruben während ihres Aufenthalts daselbst verschiedene Tote. Allein einige Personen darunter logierten sich in der Stadt selbst ein, und außerdem kehrten verschiedene Einheimische von Aleppo, die mit einer dieser Karawanen angekommen waren, mit noch offenen Bubonen in ihre Häuser zurück; denn obgleich man der für einen anderen Ort bestimmten Karawane den Eingang in die Stadt verwehren konnte, so mußte man ihn doch den Einheimischen und auch jeder einzelnen Person erlauben, Dessen ungeachtet hörte ich vom dreiundzwanzigsten bis zum Ende des Mais in der Stadt von nicht mehr als sechs Pestkranken. In den Vorstädten gab es deren mehrere, und im Juni nahm die Seuche überall zu.

Zu Anfang dieses Monats kam eine Karawane aus Tripolis an, bei der verschiedene angesteckt waren, und den achten und neunten kamen noch andere Fremde aus verschiedenen Gegenden an, bei denen das Übel noch heftiger war. Weil dies aber nicht allgemein bekannt wurde, ließ sich das Publikum durch die zuversichtliche Versicherung täuschen, daß die in der Stadt an der Pest Gestorbenen Fremde gewesen wären, die die Seuche mit sich gebracht hätten, und daß die Einwohner von Aleppo dieses Jahr ohne alle Furcht sein könnten, weil die Luft noch rein, und die Konstitution des Körpers zur Ansteckung nicht disponiert wäre. Dies zu beweisen, führte man unter anderen Gründen an, daß die Juden, die besonders leicht angesteckt würden, noch freigeblieben wären.

Was von den Juden gesagt wurde, war wirklich wahr; nur dauerte die darauf gegründete Hoffnung nicht lange. Ein jüdischer Geldwechsler wurde den vierzehnten in seinem Laden plötzlich krank, und starb den dritten Tag20. Dies war der erste Pestkranke, der mir unter den Juden vorkam. Von den Wärterinnen, die immer um den Patienten gewesen waren, wurde nicht eine einzige angesteckt; dafür wurde ein Totengräber, der bei dem Begräbnis mit arbeitete, als er wieder nach Hause gekommen war, sogleich krank, und starb auch in drei Tagen. Er hinterließ seinen Bruder, der in demselben Hause wohnte, angesteckt, und von diesem verbreitete sich das Übel nach und nach durch die ganze aus fünf oder sechs Personen bestehende Familie, wovon nur zwei genasen.

Den sechzehnten Juni zählte ich auf siebzig Angesteckte mit Einschluß der Rekonvaleszierenden, die von anderen Orten gekommen waren. Nachdem sich aber einmal die Pest unter den Juden gezeigt hatte, wurde die Verbreitung derselben in ihrem Distrikt, so wie auch in anderen neuerlich angesteckten Teilen der Stadt, bedenklicher, als die Einführung der Seuche von außen; so daß ich von der Zeit an auf den Zustand der Karawanen, die von Damaskus und anderen Orten ankamen, minder aufmerksam war.

Es verdient, angemerkt zu werden, daß man vor der Mitte des Juni selten mehr als einen Pestkranken in einer Familie, selbst bei der niederen Volksklasse, fand, und daß die Krankenwärter sehr oft der Ansteckung entgingen. Man war daher gar sehr geneigt, zu glauben, die Krankheit sei nicht die wahre Pest. Allein in den letzten vierzehn Tagen des Juni, da eine größere Menge von den Pestkranken genas, wurde die Seuche offenbar ansteckender.

Die Pest hatte sich von Zeit zu Zeit in einigen Chanen und Straßen in den inneren Teilen der Stadt gezeigt, allein sie schien vorzüglich in Mashirka und den westlichen und südwestlichen Revieren zwischen dem finsteren Tore (Dark Gate) und dem Nereb Thore (Nereb Gate) nahe bei der Stadtmauer zu wüten.

Nach der Mitte des Juni erreichte die Pest die große Vorstadt Bankusa, und verbreitete sich allmählich nordwärts nach Judeda, indem sie zugleich die dazwischen liegenden Vorstädte ein wenig berührte, die, so wie Judeda, viele christliche Einwohner enthalten. In allen diesen Teilen war ihr Fortgang, so wie im Distrikt der Juden und in den inneren Revieren der Stadt, merklich langsam; denn obschon die Seuche vom Anfang an sehr bösartig war, so daß von acht Angesteckten kaum einer genas, so wurden doch vor dem einundzwanzigsten Juni täglich selten sechse, und den übrigen Teil des Monats hindurch selten mehr als achte begraben21.