Accidental Rebel - Nicole Snow - E-Book

Accidental Rebel E-Book

Nicole Snow

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Beschreibung

Ich stecke in großen Schwierigkeiten. Als das Telefon klingelte, ging ich einfach ran. Nun bin ich die vermeintliche Ehefrau von Miller Rush. Er und seine Kinder brauchen einen sicheren Ort, bis sie weiterziehen können. Denn Miller zieht Probleme nur so an. Dass ich mich dadurch selbst in Gefahr bringe, war mir anfangs nicht so richtig klar. Und wie sehr mir Miller unter die Haut geht, hätte ich nie auch nur ansatzweise geahnt …

 

Alle Titel der "Marriage by Mistake Reihe" können unabhängig voneinander gelesen werden.

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Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Ich stecke in großen Schwierigkeiten. Als das Telefon klingelte, ging ich einfach ran. Nun bin ich die vermeintliche Ehefrau von Miller Rush. Er und seine Kinder brauchen einen sicheren Ort, bis sie weiterziehen können. Denn Miller zieht Probleme nur so an. Dass ich mich dadurch selbst in Gefahr bringe, war mir anfangs nicht so richtig klar. Und wie sehr mir Miller unter die Haut geht, hätte ich nie auch nur ansatzweise geahnt …

Alle Titel der »Marriage by Mistake Reihe« können unabhängig voneinander gelesen werden.

Über Nicole Snow

Nicole Snow ist eine Wall Street Journal und USA Today Bestseller Autorin. Sie entdeckte ihre Liebe zum Schreiben, als sie sich in ihren Mittagspausen oder in langweiligen Büromeetings Liebesszenen ausdachte und sich in Liebesgeschichten wegträumte.

Im Mittelpunkt von Nicole Snows Büchern stehen sexy Alpha-Helden, viel Spannung und noch mehr Leidenschaft.

Cécile Lecaux ist Diplom-Übersetzerin und Autorin. Sie lebt in der Nähe von Köln.

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Nicole Snow

Accidental Rebel – Miller

Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt vonCécile G. Lecaux

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Epilog

Impressum

Kapitel 1

KLINGELING (Gwen)

»Verdammt noch mal!« Ich lasse beide Hände mit solcher Wucht auf meinen Schreibtisch klatschen, dass der Plastikbehälter voller Stifte heftig wackelt und beinahe umfällt.

Das ständige Klingeln des Telefons macht mich noch wahnsinnig.

Die Schreibutensilien klappern noch, als ich mit einem lauten Schnauben meinen Stuhl zurückschiebe. Was mache ich überhaupt hier?

Als wären die unzähligen unbezahlten Überstunden, die ich darauf verwende, Daten eines Computers von biblischem Alter wiederherzustellen, nicht Strafe genug. Dazu der unfreundliche Umgangston, eilige Anliegen in allerletzter Minute, die meinen Feierabend immer weiter hinausschieben, und all das andere, das mir in diesem Job mit großer Regelmäßigkeit die Laune verdirbt, aber das …

Dieses unablässige Klingeln ist einfach unerträglich. Lieber würde ich als Schädlingsbekämpferin arbeiten und mich den ganzen Tag mit wütenden Hornissen herumschlagen, die keinerlei Verständnis dafür haben, dass die Menschen ihre Nester nicht in der Nähe ihrer Behausungen haben möchten.

Ich habe ein für alle Mal genug.

Ich stehe auf, strecke meine schmerzenden Glieder, durchquere den Raum und reiße die Tür zu Mannys Büro auf.

Jeder Raum dieser ach so renommierten – würg – Anwaltskanzlei ist kleiner als die meisten Besenkammern. Aber so ist das Leben. Und es ist mein trauriger Witz von einem Job.

Meinem Job bei Stork, Storkley und Partner, wobei es einen Storkley ebenso wenig gibt wie die vermeintlichen Partner.

Manny Stork, Rechtsanwalt, ist der einzige Jurist hier, und auch das ist im Grunde schon übertrieben. Und die einzige andere Person, die man großzügig als »Partner« im weitesten Sinne bezeichnen könnte, bin ich, und ich befasse mich seit einem IT-Absturz vor zwei Wochen mit nichts anderem als mit der Datenwiederherstellung auf einem antiquierten Rechner.

Aber wie heißt es so schön? In der Not frisst der Teufel Fliegen.

Allerdings frage ich mich inzwischen, ob die Not irgendwann mal ein Ende hat. Zu ärgerlich, dass dieser Job die einzige freie Stelle in einer Anwaltskanzlei in ganz Finley Grove, Minnesota, war. Die Alternativen waren Jobs als Kellnerin, an der Kasse eines Fast-Food-Drive-in oder die Nachtschicht in einer Tankstelle. Damit war von Anfang an klar, wofür ich mich entscheiden würde.

Inzwischen wünschte ich, ich hätte die Alternativen nicht so voreilig ausgeschlossen. Ich fürchte nämlich, dass alles, wirklich alles, besser wäre als Stork, Storkley und Partner.

Aber vielleicht sind das ja auch nur »Wachstumsschmerzen«. Vielleicht muss ich ja erst noch in den Job »hineinwachsen«. Diesen Vergleich hat meine Mutter immer wieder gerne bemüht in Anspielung auf meine Größe von einem Meter achtzig und dem Chaos, das ich wie ein Magnet anzuziehen scheine.

Ich bin nicht gerade grazil.

Kellnern? Habe ich probiert. Hat nicht funktioniert. Mein erster und einziger Gehaltsscheck ist für das Geschirr draufgegangen, das durch meine Schuld zu Bruch gegangen ist.

Und ich glaube, die kleinen Kassenhäuschen an der Tanke sind noch winziger als Mannys Büros. Da bekäme ich erst recht Anfälle von Klaustrophobie. Außerdem sind Tankstellen-Jobs nicht ungefährlich.

Ich bin zwar groß und habe eine wilde rote Mähne, die einen Möchtegern-Räuber in die Flucht schlagen könnte, aber leider bin ich auch ein Hasenfuß. Der Job kam also ebenfalls nicht infrage.

Stattdessen konnte ich einen Abschluss als Rechtsanwaltsgehilfin vorweisen, in den ich viel Geld und mehrere Jahre meines Lebens investiert habe, weil ich dachte, das wäre etwas Solides. Glamourös. Aufregend.

Genau. Offensichtlich habe ich zu viele Folge von Law and Order gesehen.

Mein Pech. Was soll’s …

Hier bin ich also, genervt vom unablässigen Läuten des Telefons im winzigen Büro eines Anwalts, der mehr Nebenjobs hat als Mandanten – so viel weiß ich inzwischen aus den Daten, die ich wiederhergestellt habe.

Ein Teil von mir fragt sich übrigens, was genau das für Nebentätigkeiten sind. Ich muss gestehen, ich bin etwas verwirrt, und wahrscheinlich hat mich bislang nur die Neugier davon abgehalten, das Handtuch zu werfen.

Der Lärm kommt aus Mannys Schreibtisch. Ein schriller Klingelton, der nach einer halben Ewigkeit ganz kurz verstummt, um nach ein paar Sekunden wieder zu beginnen.

Seufzend ziehe ich die Schreibtischschublade auf und starre mit zusammengezogenen Brauen auf das Handy, das seit gefühlt einer Stunde permanent klingelt.

Ansonsten ist die Metallschublade leer. Kein Wunder, dass das Ding so laut ist wie eine Herde Elefanten.

Seltsam. Es ist ein billiges Prepaid-Handy von einer Marke, von der ich noch nie etwas gehört habe. Ich runzle die Stirn.

Manny besitzt doch ein schickes, brandneues Android-Smartphone.

Als ich das Handy aus der Lade nehme, verstummt es abrupt.

Ehrlich gesagt weiß ich im ersten Moment nicht, ob ich mich freuen oder enttäuscht sein soll.

Das blöde Plastikding hat mir den letzten Nerv geraubt. Tatsächlich habe ich mich darauf gefreut, das Teil mit dem Absatz zu zertrümmern, dass es nur so knirscht.

Stattdessen tippe ich auf das Display.

»Siebzehn verpasste Anrufe«, lese ich. »Das waren mindestens siebzehn. Gefühlt waren es siebzehnhundert.« Ich scrolle runter. »Zweiundzwanzig Textnachrichten. Auch hier gefühlt deutlich mehr.«

Alle von einer unterdrückten Nummer. Verfluchte Spammer.

Auf der Suche nach dem Aus-Knopf drehe ich das Handy herum, als es in meiner Hand zu vibrieren beginnt. Es fühlt sich an wie ein Frosch, der mit aller Macht versucht, sich aus meiner Hand zu befreien.

Wieder eine Textnachricht. Vermutlich wieder der oder die Unbekannte.

Bestätigung für dasMeeting morgen steht noch aus. Antworte.

Kopfschüttelnd schürze ich die Lippen und starre auf die Nachricht. Der oder die Unbekannte tut mir fast ein wenig leid.

Wer immer das ist, hat Vertrauen in diese Kanzlei gesetzt. Und wenn er oder sie so naiv ist zu glauben, Manny Stork sei der erfolgreiche, vertrauenswürdige Rechtsanwalt, für den er sich selber hält, ist das sein oder ihr Problem, nicht meins.

Die Nachricht verschwindet, und mein Blick fällt auf die Zeitanzeige. »19:15? O Mann. Offenbar bin ich hier nicht die einzige Dumme. Weitere vier unbezahlte Überstunden.«

Es auszusprechen macht mir noch einmal bewusst, wie satt ich es habe.

Ich bin seit sieben Uhr morgens hier. Ich knirsche mit den Zähnen. Wie mein Boss, Herr Rechtsanwalt persönlich, in den zwei Wochen, die ich nun schon diesen Job mache, gleich mehrfach geäußert hat, heißt lange arbeiten nicht zwingend auch effizient arbeiten.

Ich muss ihm recht geben. Dieser Tag war wieder einmal für den Arsch.

Aber morgen ist ein neuer Tag, und immerhin besteht der Hauch einer Hoffnung, dass er vielleicht eventuell ein ganz klein wenig weniger beschissen wird als der heutige.

Vielleicht gelingt es mir ja morgen, die letzten Dateien wiederherzustellen, sodass ich endlich an einem richtigen Fall arbeiten kann, so wie Manny es versprochen hat. Etwas, worin ich mich verbeißen kann und das mir – hoffentlich – Spaß macht. Und mir ganz nebenbei das Gefühl gibt, dass meine Ausbildung nicht für die Katz war.

Ich hoffe nur, dass ich mich noch an alles erinnere, was ich einmal gelernt habe. Ich habe erst Marketing studiert und danach die Ausbildung zur Rechtsanwaltsgehilfin nachgeschoben, und ich muss gestehen, dass ich dieser Ausbildung vielleicht nicht ganz die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt habe, weil ich die meiste Zeit mit Schreiben beschäftigt war.

Das Telefon vibriert erneut.

Bestätigen. Sofort!

Ich starre auf die Worte, bis sie wieder verschwinden, und werde unruhig. Soll ich, oder soll ich nicht?

Es ist vermutlich übergriffig, einem geheimnisvollen Fremden zu antworten, der dringend versucht, meinen Boss telefonisch zu erreichen. Andererseits ist es nicht fair, mich als Rechtsanwaltsgehilfin einzustellen und mich dann mit nervigem IT-Kram abzuspeisen, und das ganze zwei Wochen am Stück.

Aber was soll’s?

Manny hat seine Termine alle im Telefon, aber ich bin morgen den ganzen Tag hier. Und übermorgen. Und über-übermorgen. Damit beschäftigt, langweilige alte Computerdateien durchzusehen. Vielleicht ist das ja die lang ersehnte Gelegenheit, endlich mal etwas Spannendes zu machen.

Ich tippe auf die Nachricht und schreibe eine Antwort, bevor mich der Mut verlässt.

Bestätigt.

Mit einem zufriedenen Lächeln gehe ich zur Tür. Als ich die Hand nach dem Lichtschalter ausstrecke, wird mir bewusst, dass ich das Handy noch in der Hand halte. Ich überlege, ob ich zurückgehen und es wieder in die Schublade legen soll, sage mir aber dann, dass ich mir besser die Nachrichten durchlese, um herauszufinden, wann und wo das Meeting stattfindet, das ich gerade bestätigt habe.

Manny wird das Telefon nicht vermissen.

Er wird sich morgen nicht vor neun Uhr blicken lassen. Und überhaupt, wenn das Handy wichtig wäre, hätte er es sicher mitgenommen. Und da mein Boss mir gegenüber so aufmerksam ist, möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen, mich zu revanchieren.

* * * *

Als ich wieder an meinem Schreibtisch bin, lasse ich das Handy in meine Handtasche fallen, schalte meinen PC-Dinosaurier sowie den neueren Laptop aus und schließe die Kanzlei ab. Dann sperre ich auch die Haustür des kleinen Backsteinhauses ab und steige in meinen Buick Regal.

Nicht lachen. Es ist ein Riesenschiff, aber ich brauche einfach Platz. Ich muss allerdings zugeben, dass das alte Mädchen in die Jahre gekommen ist und man ihr das auch ansieht.

Ein Jahrzehnt strenger Minnesota-Winter auf gestreuten Straßen ist für jedes Auto eine Herausforderung.

Trotzdem werde ich das Monstrum vermissen, sollte ich je in der Lage sein, mir ein neues Auto zu kaufen. Der Buick hat mich noch nie im Stich gelassen.

Ich muss an den alten Slogan der Post denken: Ob bei Schnee oder Regen, Hitze oder Kälte …

Mein altes Mädchen ist immer am Start. Und ich bin dankbar, dass es in meinem Leben zumindest eines gibt, worauf ich mich verlassen kann.

Auch heute springt Pearl sofort an – auch wenn das ursprüngliche Perlmutt längst zu einem stumpfen Eierschaleton verblasst ist. Kurze Zeit später biege ich in meine Einfahrt ab. Oder in Moms Einfahrt, um genau zu sein.

Streng genommen ist es ihr Haus. Nicht nur das Haus, in dem ich wohne, gehört ihr, sondern auch die drei Reihenhäuser daneben, die sie vermietet.

Sie tut immer so, als würde sie mir mit dem Haus einen Riesengefallen tun, obwohl sie die Häuser, die sie als Kapitalanlage erworben hat, längst wieder hätte verkaufen müssen, wenn ich mich nicht um alles kümmern würde.

Nein, ich bin nicht verbittert, kein bisschen.

Auch wenn ich insgeheim manchmal davon träume, in ihre Fußstapfen zu treten. M. E. Court – meine Mom – steht auf der Bestsellerliste der New York Times.

Eigentlich May Ericka Courtney.

Ich habe mir sogar schon ein Pseudonym für mich ausgedacht. Gwen Lynn. Das klingt doch viel besser als Gwendolyn Courtney und ist zudem auch viel kürzer. Es wird außerdem viel besser aussehen als Moms Name in verspielter Kursivschrift auf den Covern ihrer Bücher.

Ich wünsche mir meinen Namen in großen fetten Lettern, die zu einem Thriller passen. Zu Büchern voller Spannung und Intrigen. Liebesromane sind die Domäne meiner Mutter, auch wenn die Ehe meiner Eltern alles andere als märchenhaft war. In diesem Genre möchte ich gar nicht gegen sie antreten.

Ich kann mich kaum an meinen Vater erinnern, aber dass die Ehe nicht glücklich war, steht fest. Schließlich haben sich meine Eltern lange vor dem Tod meines Vaters scheiden lassen.

Ich drücke den Kopf der Fernbedienung und warte ungeduldig, dass das Garagentor sich öffnet. Nichts.

Wahrscheinlich sind die Batterien leer. Blödes Ding.

Ich scanne mit einem allzu vertrauten Gefühl, bei dem sich mir die Nackenhaare sträuben, die Umgebung. Gut möglich, dass das einer der Gründe ist, weshalb ich kein einziges meiner Buchprojekte je fertiggestellt habe.

Ich muss gestehen, dass ich mich im Dunkeln fürchte. Vor meinem eigenen Schatten. Vor so ziemlich allem. Der feige Löwe, der sich nach Oz verirrt, ist verglichen mit mir ein Held. Immer, wenn es in einer meiner Geschichten richtig spannend wird und die Fantasie mit mir durchgeht, muss ich aufhören, weil die Angst mich förmlich lähmt.

So wie sie es jetzt wieder zu tun droht. Ich schüttele den Kopf und öffne entschlossen die Tür. Im nächsten Moment springe ich aus dem Wagen und stürze zur Haustür, als wäre eine Horde wilder Affen hinter mir her.

Irgendwann werde ich diese lächerliche Angst überwinden.

Zumindest rede ich mir das immer wieder ein, in der Hoffnung, dass es irgendwann tatsächlich eintritt.

Erst als ich die Haustür hinter mir abgeschlossen habe, kann ich wieder frei atmen.

Ich muss in einem früheren Leben von einem Serienmörder verfolgt worden sein oder so was in der Art. Es muss in einem früheren Leben gewesen sein, da mir in meinem jetzigen Leben nichts Schlimmes passiert ist.

Trotzdem lebe ich in der ständigen Erwartung, dass jeden Moment etwas Fürchterliches passiert.

Irgendwann werde ich das überwinden, sage ich mir noch einmal. Vermutlich wenn ich endlich reich genug bin, um mich daheim einzuschließen und ein Buch zu Ende zu schreiben. Ein richtig gutes Buch, mit dem ich auf Anhieb neben Mom auf der Bestsellerliste lande.

Ich ziehe die Schuhe aus, lasse sie neben der Tür stehen und gehe über den weichen neuen Teppichboden. Mom hat die Auslegware austauschen lassen, bevor ich eingezogen bin, und sich für beige entschieden, weil man dann die Laufwege nicht so schnell sieht wie auf Weiß.

Das ist typisch für meine Mutter. Aber ich liebe sie, auch wenn sie manchmal anstrengend ist.

Bevor ich die Küche erreicht habe, summt es in meiner Handtasche, als würde darin eine wütende Hornisse stecken. Das ist nicht mein Telefon, so viel steht fest.

Die Menschen, die meine Handynummer kennen, kann ich an einer Hand abzählen, und alle sind viel zu beschäftigt, um mich um acht Uhr abends anzurufen.

Ein mulmiges Gefühl kriecht meinen Rücken hinauf, als ich das billige Handy aus meiner Handtasche nehme. Ich atme tief ein, halte dann die Luft an und lese die Nachricht auf dem Display.

Wird sie auch da sein?

Das ungute Gefühl wird stärker.

Sie? Wer ist sie? Seit ich bei Manny arbeite, hat keine Sie die Kanzlei betreten.

Was habe ich da bestätigt? Manny ist nicht verheiratet, und soweit ich weiß, hat er weder Töchter noch Schwestern.

Mist.

Es muss um eins seiner Nebengeschäfte gehen. Geheimnisvolle Geschichten, die unter der Hand erledigt werden und keine Spuren hinterlassen.

Vermutlich am Rande der Legalität.

Aber ich weiß, dass Manny damit sein Geld verdient. Weit mehr, als ihm die paar Testamente und geringfügigen Streitigkeiten seiner wenigen Mandanten einbringen.

Ich lege das Telefon aus der Hand und weiche langsam zurück.

Das Handy kann mir nichts tun. Es besteht zu neunzig Prozent aus Plastik. Ich habe keinen Grund, mich davor zu fürchten. Warum also zittern meine Hände?

Weil ich tief im Inneren weiß, dass es sich um Mannys Büchse der Pandora handeln könnte, die ich eigenmächtig geöffnet habe.

»Reiß dich zusammen!«

Meine eigene Stimme lässt mich zusammenfahren.

»Krieg dich mal wieder ein!« Ich gehe zum Kühlschrank und nehme eine Flasche Wasser heraus, die ich zur Hälfte leere, ohne Luft zu holen.

Schon besser. Wenigstens zittere ich nicht mehr wie Espenlaub.

Tief durchatmen. Ich gehe die Situation in Gedanken noch einmal durch.

Manny mag eine Schlange sein, aber mehr eine Natter als eine Klapperschlange. Ich meine, er ist weder ein Killer noch ein Zuhälter.

Iss was, befehle ich mir. Essen hilft. Und ich habe nichts gegessen, seit ich heute Mittag den Rest Nudelsalat von gestern heruntergeschlungen habe.

Auf mein bisschen Vernunft hörend, nehme ich einen Behälter gemischten Salat mit Hühnchen, Sprossen, Avocado und Himbeervinaigrette aus dem Kühlschrank. Ich gebe etwas davon auf einen Teller und stelle den Rest zurück, bevor ich mich an die kleine Theke setze, um zu essen.

Schon nach wenigen Bissen summt das Telefon erneut.

Verdammt!

Ich schaue nicht hin, was aber meinen Verstand nicht davon abhält, unzählige Szenarien heraufzubeschwören.

Der Verstand eines Schriftstellers steht nie still. Er läuft immer auf Hochtouren, denkt sich alle möglichen Situationen aus, Helden und böse Jungs, um potenzielle Leser mit Spannung und dem einen oder anderen wohligen Angstschauer zu beglücken.

Bei mir ist es besonders schlimm, weil mir von klein auf antrainiert wurde, die banalsten Dinge aufmerksam zu studieren, nachdem Mom mein Interesse an ihrem Beruf aufgefallen war. Bevor sie zur Millionärin wurde, hat sie mich einmal aufgefordert, ihr die grell orange Nacho-Käse-Maschine einer Tankstelle in so unappetitlichen Details zu beschreiben, dass mir ein für alle Mal die Lust auf das Zeug vergangen ist.

Als meine Mutter mir dann auch noch nahegelegt hat, ich solle Thriller schreiben, um meine Furcht vor der Dunkelheit zu überwinden, war es ganz vorbei.

Es hat dazu geführt, dass ich immer nur vom Schlimmsten ausgehe.

Wird sie auch da sein?

Was soll das anderes bedeuten, als dass ein Serienmörder oder Perverser beabsichtigt, eine arme ahnungslose Frau meistbietend zu versteigern und Manny irgendwie in die Sache verstrickt ist, weil er auf die Kohle angewiesen ist, um seine Schulden zu bezahlen.

O Gott.

Es ist ermüdend, ich weiß, aber in meinem Hamsterrad von Gehirn erscheint mir das nur allzu plausibel.

Das Telefon summt noch dreimal, bis ich meinen Salat aufgegessen habe. Zu essen hat mich ein wenig beruhigt. Ich gehe jetzt nicht mehr vom Allerschlimmsten aus.

Zwar habe ich immer noch den Serienmörder im Hinterkopf, aber ich bin jetzt vor allem wütend auf mich selbst, dass ich das verfluchte Ding aus Mannys Schreibtisch genommen habe.

Zu spät. Es ist passiert, und jetzt liegt die Sache in meiner Verantwortung. Was soll ich also als Nächstes tun?

Ich nehme das Telefon von der Arbeitsfläche und lese die Nachrichten. In allen fragt der Absender, ob sie dort sein werde. Bevor mich wieder der Mut verlässt, tippe ich eine Antwort.

Muss ich abklären. Moment.

Mit einem zufriedenen Lächeln, weil ich mir etwas Zeit verschafft habe, lege ich das Handy wieder hin und stelle Teller und Gabel in die Spülmaschine. Dann gehe ich nach oben, ziehe eine Leggins und ein T-Shirt an und löse den strengen Dutt, mit dem ich meine Mähne seit einiger Zeit zähme.

Wieder geht unten eine Textnachricht ein, und das vibrierende Handy wandert wie von Geisterhand über die Arbeitsfläche, als ich herunterkomme.

Wahrscheinlich wäre es das Beste, das Telefon einfach zu ignorieren, aber natürlich kann ich das nicht. Es sind drei neue Nachrichten eingegangen.

Wieso abklären?

Was soll der Scheiß? Ich habe keine Zeit für diesen Mist.

Sie haben mir zugesagt, dass Sie das erledigen. Sie haben es garantiert. Der Scheiß kostet mich ein kleines Vermögen.

Wow. Immerhin ist jetzt sicher, dass hier etwas faul ist.

Und bei dieser Erkenntnis stockt mir der Atem.

Ich gehe rastlos in der kleinen Kochecke auf und ab. O Gott.

Was habe ich da nur losgetreten? Auch wenn Manny mich kirre macht, scheint das hier ernst zu sein.

Er hat mich eingestellt, hat mir als Einziger eine Chance gegeben, einen Job. Wenn ich das verkacke, bin ich am Arsch.

Denn, so traurig das auch sein mag, ich bin auf diesen dämlichen Job angewiesen. Auch wenn ich es mit mysteriösen Unbekannten zu tun habe, die bedrohliche Nachrichten schicken.

Ich habe geschworen, nach dem Studium keinen Cent mehr von meiner Mutter anzunehmen, auch wenn sie so viel Geld auf dem Konto hat, dass sie davon den Turm zu Babel wiederaufbauen könnte, wenn ihr der Sinn danach stünde.

Mom schuldet mir nichts. Im Gegenteil. Ich schulde ihr eine ganze Menge. Sie hat meine beiden Ausbildungen bezahlt und lässt mich fast mietfrei hier wohnen.

Aber jetzt habe ich mein Ticket in die Unabhängigkeit in Gefahr gebracht.

Oder Schlimmeres.

Wobei Schlimmeres bedeutet, dass ich ermordet oder verhaftet werden könnte, weil ich in etwas hineingeraten bin, ohne zu wissen, worum es eigentlich geht.

Scheiße, Scheiße, Scheiße und noch mal Scheiße.

Ich atme tief ein, halte die Luft an und überlege mir meine Antwort sorgfältig, bevor ich anfange zu tippen.

Stork, Storkley und Partner ist bekannt dafür, Zusagen einzuhalten.

Ziemlich lahm, aber etwas Besseres will mir einfach nicht einfallen.

Sekunden später geht eine Antwort ein.

Ich scheiße auf Ihren Ruf. Können Sie leisten, was ich brauche, oder nicht?

»Ich habe keine Ahnung, was du brauchst!«, schreie ich das Display an, nun wieder völlig aufgelöst. Auch wenn ich mich nicht sehen kann, weiß ich, dass ich hochrot im Gesicht bin.

Ich bin über die Maßen frustriert, und daran gebe ich primär mir selbst die Schuld, weil ich ernsthaft geglaubt habe, auf einem fremden Handy Nachrichten, die nicht für mich gedacht sind, beantworten zu können, ohne mich damit in Schwierigkeiten zu bringen. Just for fun.

Als das Telefon klingelt, mache ich mir fast in die Hose.

»Verflucht noch mal!« Was hat mich nur geritten, als ich dem Unbekannten geantwortet habe? Und jetzt habe ich keine andere Wahl mehr, als das Spiel weiterzuspielen, auch wenn es sich gar nicht anfühlt wie ein Spiel.

Es klingelt immer noch. Es ist offenbar keine Mailbox eingerichtet, sonst wäre die längst angesprungen.

Ich atme so tief ein, dass meine Lungenflügel brennen, und nehme den Anruf an. »Stork, Storkley und Partner«, melde ich mich.

In der darauffolgenden Stille atme ich langsam wieder aus. Einen Moment bin ich erleichtert, dass sich niemand meldet, aber dann, als ich gerade die Hand mit dem Telefon senken will, bellt mir eine raue Stimme ins Ohr.

»Sind Sie sie?«

Ich? Sie? Teufel, nein.

»Sind Sie sie?«, fragt die Stimme erneut, diesmal lauter. Zorniger. Der Unbekannte klingt noch wütender als seine Nachrichten.

»Wie bitte?«, stammele ich.

»Sind Sie taub? Ich habe gefragt, ob Sie sie sind?«, schnauzt er mich an. »Ich habe keine Zeit für Geplauder, Lady. Dafür geht es um viel zu viel. Ich frage Sie noch einmal, und Sie antworten. Sind. Sie. Sie?«

Ich würge den Kloß in meinem Hals herunter. Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll.

Aber der Unbekannte redet weiter, noch bevor ich einen Ton herausgebracht habe.

»Hören Sie, ich bin schon achtzehn Stunden unterwegs und muss noch quer durch North Dakota. Ich muss wissen, dass alles steht. Wir werden morgen eintreffen.«

Es liegt nicht nur Zorn in seiner Stimme, sondern auch Verzweiflung, aber das ist es nicht, was mich erstarren lässt, sondern die zweite Stimme im Hintergrund.

Eine Kinderstimme. Der Tonfall ist eindringlich. Ein quengelndes Kind, das ganz dringend aufs Klo muss. Sofort.

»Steht alles«, erwidere ich. »Termin bestätigt. Ich werde Mr. Stork informieren und …«

Die Leitung ist tot, noch bevor ich den Satz beendet habe.

Heilige Scheiße. Mit zitternden Fingern lege ich das Handy wieder hin, als befürchte ich, es könnte mich beißen.

Was. Soll. Das?

Ich weiß nicht, wie lange ich auf und ab gegangen bin und überlegt habe, ob ich Manny anrufen soll, als das Telefon erneut klingelt.

Ich starre es an und mache Augen groß wie Untertassen. Plötzlich schießt mir ein Gedanke durch den Kopf. Habe ich es mit einer Entführung zu tun? Was, wenn irgend so ein Perverser ein Kind geraubt hat, weiß Gott, zu welchem Zweck?

Dann fällt mir wieder ein, dass das Kind »Dad« gesagt hat. »Beeil dich, Dad, halt an!«

Natürlich könnte es sich um einen Vater handeln, der sein eigenes Kind entführt hat, das bei der Mutter lebt. Davon hört man ja immer wieder.

Er könnte ein Serienmörder sein. Möglicherweise aber ist sie die Böse, und er will das Kind vor ihr in Sicherheit bringen. Oder …

Vielleicht ist das Mannys einträglicher Nebenerwerb. Sorgerechtsfälle. Eltern sind sicher bereit, richtig tief in die Tasche zu greifen, um ihre Kinder zu behalten – oder sie vor psychopatischen Ex-Partnern zu schützen.

Ich greife wieder nach dem Telefon und nehme den Anruf entgegen. Diesmal melde ich mich mit einem zögerlichen »Hallo?«.

»Entschuldigung«, brummt die Stimme von vorhin. »Wir haben eine anstrengende Fahrt hinter uns. Ich muss nur sicher sein, dass alles geregelt ist. Bombensicher. Es ist zu spät, um noch …«

»Es ist geregelt«, falle ich ihm ins Wort. »Alles bestens.«

»Dann sehen wir uns morgen früh in der Kanzlei?«

Mir ist plötzlich speiübel, und ich schließe die Augen. »Ja.«

»Neun Uhr?«

Ich kneife die Augen noch fester zu. »Jepp. Punkt neun.«

»Danke. Dann bis morgen.«

Dann ertönt ein Piepton, und die Leitung ist wieder tot. Im selben Moment werden meine Knie so weich, dass ich mich zu Boden sinken lasse. Was habe ich da angestellt?

Ich wollte immer Thriller schreiben, aber nie in einem mitwirken.

Kapitel 2

DURCHHALTEN (Miller)

Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so müde und angespannt.

Ich bin seit mehr als fünfunddreißig Stunden auf den Beinen, und bis zu den Twin Cities sind es immer noch mehrere Stunden Fahrt.

Wenigstens geht es Shane besser. Gott.

Er muss sich an den Nachos, die wir an der letzten Tankstelle gekauft haben, den Magen verdorben haben. Der schleimige Pseudokäse sah so eklig aus, dass man allein vom Hinsehen Durchfall bekam.

Es macht mir zu schaffen, dass ich nicht mehr für ihn tun kann. Dass wir nicht einmal für ein paar Stunden in einem ordentlichen Hotel ausruhen oder uns eine anständige Mahlzeit gönnen können. Aber es nützt nichts.

Zeit ist kostbar.

Überlebenswichtig.

Wir müssen so schnell wie irgend möglich das Safe House erreichen. Wenn wir nur eine Stunde Pause machen, holen die Geier uns ein. Geier, die nicht warten, bis man tot ist, bevor sie einen in Stücke reißen.

Genau darum muss ich durchhalten und weiterfahren. Noch haben wir einen Vorsprung, und ich konnte meine Kinder bislang vor dem Schlimmsten bewahren. Und das werde ich auch weiterhin, damit diese Jagd nicht tödlich endet.

Beide waren die ganze Zeit unglaublich tapfer, aber auch sie müssen weiter durchhalten, es ist nämlich noch lange nicht vorbei. Aber die beiden sind taff, Shane ebenso wie seine Schwester Lauren.

Ich werfe einen Blick auf meinen Sohn, der mit einem »Wann sind wir endlich da?«-Blick in seinem Sitz hängt.

Ich lächle. Die Geburt der beiden hat mich umgehauen. Zwillinge.

Vielleicht sind sie deshalb so stark, weil sie einen so schlechten Start hatten. Immerhin haben sie ihre Mutter nie kennengelernt.

Willow ist gestorben, kurz nachdem Lauren geboren worden war, die wenige Minuten nach ihrem Bruder das Licht der Welt erblickt hat.

Ein Aneurysma.

Unvorhersehbar. Unbegreiflich. Und so unfair.

Unvergesslich.

Und bis vor zwei Wochen dachte ich, ich würde nie etwas Schlimmeres erleben als diesen Tag.

Weit gefehlt.

»Sind wir bald da?«, fragt Shane schließlich doch noch aus dem Fond.

»Es dauert noch eine Weile. Wie fühlst du dich?« Wieder schaue ich in den Rückspiegel.

Er lächelt und guckt mich mit seinen großen blauen Augen an. »Besser. Aber ich glaube, ich werde nie wieder Nachos essen.«

»Ich habe ja gleich gesagt, dass sie stinken«, meint Lauren an seiner Seite gähnend und reibt sich die Augen.

»Sie haben auch komisch geschmeckt«, gibt Shane zu und verzieht bei der Erinnerung sein Gesicht, das mich immer an ein Backenhörnchen erinnert. »Eklig.«

»Warum hast du sie dann gegessen?«, entgegnet Lauren.

»Weil ich solchen Hunger hatte!«, erwidert er und schlägt sich mit der flachen Hand auf das Knie.

»Ich habe dir eine von meinen Bananen angeboten«, sagt seine Schwester.

Er zuckt die Achseln. »Du hattest nur zwei.«

Mir wird warm ums Herz. Sie sind wirklich gute Kinder. Empathisch und großzügig zueinander und zu anderen.

Manchmal frage ich mich, wie es sein kann, dass sie so gut geraten sind. Es ist weiß Gott nicht leicht, sie alleine großzuziehen und mir gleichzeitig den Arsch aufzureißen für ein Unternehmen, dem ich es zu verdanken habe, dass ich jetzt in der Klemme stecke.

Zorn wallt in mir auf. Unser Leben in Seattle lief so gut. Ich war Sprosse für Sprosse die Karriereleiter hinaufgestiegen und konnte ihnen das Leben bieten, das sie verdienen, obwohl sie ohne Mutter aufwachsen müssen. Man kann nicht alles kaufen, und doch macht Geld vieles leichter.

Sie hatten Spielzeug. Freunde. Urlaub. Ein mehr als ordentliches Dach über dem Kopf. Ganze Wochenenden mit mir zusammen, an denen wir in Rainier oder in den Olympic Mountains campen waren oder mit Keith und seiner Familie auf dem Puget Sound gesegelt sind.

Ein bisschen langweilig und beschaulich vielleicht, aber sicher.

Es gibt Schlimmeres. Wie beispielsweise den Albtraum, den wir gerade durchleben.

Und das alles, weil ich etwas gesehen habe, was ich nicht hätte sehen dürfen, und meinen Mund nicht halten konnte.

Und dann ist plötzlich die Hölle losgebrochen, und da wir noch weit entfernt sind von unserem sicheren Unterschlupf, ist der Albtraum noch lange nicht überstanden.

Ja, ich gehe ein großes Risiko ein, weil ich diesem Winkeladvokaten vertraue, aber man kann nicht wählerisch sein, wenn einem ein Killerkommando auf den Fersen ist und man mit zwei Kindern auf der Flucht ist.

Gottverdammt.

Wie konnte es nur so weit kommen?

Ich hätte erkennen müssen, welche Katastrophe sich anbahnte, bevor ich dem personifizierten Bösen ins Gesicht geblickt habe. Es war alles zu schön, um wahr zu sein.

Das Leben ist kein Zuckerschlecken. Nicht für alle Zeit. Nicht für mich. Das war es nie.

Hätte ich früher bemerkt, was bei Mederva hinter den Kulissen los ist, hätte ich frühzeitig aussteigen und uns aus der Schusslinie bringen können. Lange bevor unser aller Leben in Gefahr war.

Unser aller Leben. Scheiße.

Damit, selbst in Gefahr zu sein, komme ich klar, aber dass sich jemand an meinen Kindern vergreifen will, macht mich fertig. Sobald ich sie in Sicherheit gebracht habe – oder genauer uns alle, weil sie ihren Vater brauchen, nachdem sie schon ihre Mutter verloren haben –, werde ich dafür sorgen, dass alles viral geht und Mederva Therapeutics dichtgemacht wird.

Ich habe seit über einem Jahr geahnt, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, mir aber eingeredet, ich würde Gespenster sehen. Ich wünschte, ich hätte von Anfang an auf mein Bauchgefühl gehört. Im Krieg konnte ich mich immer auf meine Instinkte verlassen, aber ich habe mich blenden lassen. Von Geld. Ich wurde gut bezahlt für meine Arbeit, und dieses Gehalt hat uns unseren Lebensstandard ermöglicht: unser Haus mit dem schönen Blick auf den Mount Rainier, gute Schulen, auf denen die Kinder bestens zurechtkamen, gute Restaurants, Freizeitspaß.

All das, worauf ich selbst als Kind verzichten musste. Ich wollte meinen Kindern die Welt zu Füßen legen, und jetzt müssen sie bitter dafür bezahlen.

»Dad? Können wir heute noch in einem richtigen Restaurant essen?«, fragt Shane. »Eine richtige Mahlzeit?«

Ich nicke. »Ja, können wir. Nach dem Termin mit dem Rechtsanwalt.«

Ich habe sie nie angelogen, und in dieser Ausnahmesituation muss ich ihnen erst recht die Wahrheit sagen. Zumindest so viel, dass sie nachvollziehen können, weshalb ich sie so abrupt aus ihrem gewohnten Leben reiße. Genug, damit sie begreifen, dass wir auf der Flucht sind.

Ich habe so sehr gehofft, dass es nicht so weit kommen würde, aber dann ist es doch passiert. Quasi über Nacht. Wenn man gejagt wird, muss man fliehen.

So schnell und weit man kann. Dann kann man nur noch beten, dass man schlau und vorsichtig genug ist, am Leben zu bleiben, um sich später um die Einzelheiten kümmern zu können.

Ich bin froh, dass wenigstens Schulferien sind. So muss ich zumindest nicht fürchten, dass die Behörden mir die Polizei auf den Hals hetzen, weil die Kinder unentschuldigt der Schule fernbleiben.

Als ich Kind war, haben sie uns immer wieder aufgespürt. In der sechsten Klasse habe ich mindestens achtmal die Schule gewechselt. Der blanke Horror.

»Daddy … ist das der Termin, bei dem wir sie kennenlernen?«, fragt Lauren.

Ich werfe ihr im Rückspiegel einen Blick zu. Die Frage scheint ihr ebenso großes Unbehagen zu bereiten wie mir. Ich habe plötzlich einen Kloß im Hals und schlucke schwer.

Was soll ich darauf antworten?

Lauren ist nicht dumm. Sie weiß, was los ist und was auf dem Spiel steht. Wir alle wissen, was es mit ihr auf sich hat, auch wenn wir ihr noch nie begegnet sind.

»Genau«, sage ich und räuspere mich. »Es ist nicht mehr weit. Wir werden miteinander bekannt gemacht, und dann sind wir endlich in Sicherheit.«

»Werden wir in der Stadt wohnen?«, fragt Shane. »Nicht in einer großen Stadt wie Seattle, das weiß ich, aber … einer mittelgroßen vielleicht?«

Wir sind, seit wir Seattle verlassen haben, nur auf Nebenstraßen gefahren. Aus Sicherheitsgründen. Ich wollte nicht das geringste Risiko eingehen, auf einem Highway entdeckt zu werden, obwohl ich den SUV erst unmittelbar vor unserer Abfahrt gekauft habe. Wenn alles gut geht, sind wir außer Landes, bevor der Halterwechsel beim Straßenverkehrsamt gemeldet wird. Der Autohändler hat mich bestimmt im ersten Moment für einen Geizkragen gehalten, weil mich vor allem interessiert hat, wie lange die Nummernschilder noch gültig sind. Umso dümmer hat er aus der Wäsche geschaut, als ich den Wagen bar bezahlt habe.

»Mittelgroß kommt hin«, entgegne ich. »Nicht vergleichbar mit zu Hause, aber es gibt dort bestimmt eine Eisdiele und wahrscheinlich auch das eine oder andere Fastfood-Restaurant.«

Das glückliche Lächeln der Kinder zerreißt mir das Herz. Wie dankbar sie für solche Kleinigkeiten sind.

Soweit ich weiß, ist Finley Cove in Minnesota nichts Besonderes. Eine unbedeutende Kleinstadt etwa eine Stunde nördlich eines Ballungsgebiets zwischen zwei großen Städten. Eine Gegend, die vorwiegend aus Neubaugebieten besteht, in denen Pendler wohnen, die dort mehr oder weniger nur übernachten oder am Wochenende den Rasen mähen.

Für uns genau das Richtige. Ruhig. Anonym. Sicher.

Auch wenn das nicht wirklich eine Rolle spielt, da wir nicht lange dort bleiben werden. Der Anwalt, den Keith mir vermittelt hat, dieser Manny Stork, hat versprochen, dass er innerhalb von ein, zwei Tagen etwas Dauerhaftes für uns arrangieren wird. Ich zahle ihm viel Geld für Effizienz und eine Atempause.

Stork scheint windig genug zu sein für das, was ich von ihm erwarte, und gleichzeitig sauber genug, um nicht aufzufallen.

Tatsächlich kann ich nur beten, dass er Wort hält, ich bin nämlich bereit, dem Typen ein kleines Vermögen dafür zu bezahlen, dass er uns zu einem neuen Leben in einem neuen Land verhilft. Ohne ihn sind wir aufgeschmissen.

Gestern Abend hatte ich Zweifel, als er weder ans Telefon gegangen ist noch meine Nachrichten beantwortet hat. Nach dem gefühlt fünfzigsten Versuch, ihn zu erreichen, habe ich in der Nacht, als wir North Dakota durchquert haben, kurz überlegt, spontan die kanadische Grenze anzusteuern, um dort mein Glück zu versuchen.

Aber dann ist eine Frau rangegangen und hat die Vereinbarung bestätigt. Ich vertraue ihr und dem Mann, für den sie arbeitet.

»Habt ihr da hinten noch genug Snacks, dass ihr bis nach dem Termin aushalten könnt?«, frage ich.

»Ja!«, zwitschert Lauren. »Ich habe sie rationiert, Daddy, so wie du gesagt hast.«

»Stimmt nicht«, widerspricht Shane. »Wir haben schon vor Stunden den letzten Rest aufgegessen. Kurz bevor wir über die Grenze nach Minnesota gefahren sind.«

»Falsch. Ich habe nur einen Teil versteckt, damit du nicht alles auffutterst. Wir haben noch Käsestangen, einen Apfel und eine Flasche Wasser«, erklärt Lauren und kramt zum Beweis ihre Vorräte aus der Tüte, die neben ihr auf dem Sitz liegt.

»Igitt, bloß keinen Käse!«, stöhnt Shane.

»Das hier ist richtiger Käse.« Lauren klopft mit einer Käsestange auf den Sitz. »Das hat nichts mit der ekligen Soße zu tun, die du gegessen hast.« Sie reicht ihm den Apfel. »Iss den, der ist gesund und bekommt dir ganz bestimmt.«

Ich presse die Lippen zusammen. Lauren benimmt sich ihrem Bruder gegenüber wie eine Ersatz-Mutter, und das schon, seit sie Laufen gelernt hat.

Willow wäre stolz auf sie. Auf unsere beiden Kinder, die so großartig durchhalten in dieser stressigen, beängstigenden Situation.

Auf mich wäre sie dagegen alles andere als stolz. Es gibt aktuell nicht einmal einen Silberstreifen am Horizont inmitten des ganzen Chaos, das ich angerichtet habe und das uns zwingt, zu fliehen wie Verbrecher.

Ich wünschte, uns wäre nur die Polizei auf den Fersen.

Die Polizei lässt Leute nicht einfach verschwinden. Und ein Cop hat auch nicht Millionen Dollar zur Verfügung, um uns aufzuspüren.

Fuck.

Hatte Willow all die Jahre recht? Ihr Misstrauen war der Hauptgrund, weshalb wir nie geheiratet haben.

Sie konnte nicht darauf vertrauen, dass ich mich an die Regeln hielt und Ärger aus dem Weg ging. Nach meinem letzten Auslandseinsatz in der Army habe ich ihr versprochen, mich zu ändern, und ihr einen dritten Heiratsantrag gemacht. Diesmal sagte sie Ja, und ich hatte einen Ring besorgt, bevor die Wehen einsetzten, fest entschlossen, mit ihr vor den Altar zu treten.

Aber dann kam alles anders, und ich hatte nie die Chance, herauszufinden, ob aus uns eine glückliche Familie geworden wäre. Die glücklichen Momente, die Liebe, die Auseinandersetzungen, der Zorn und die Enttäuschungen, die die meisten Paare durchleben … das alles war uns nicht vergönnt.

»Wie heißt der Ort noch gleich?«, fragt Shane, ehe er erneut von seinem Apfel abbeißt.

Ohne den Blick von der Straße zu wenden, zeige ich auf ein grünes Schild.

»Finley Grove”, antworte ich. »Noch neunundzwanzig Meilen.«

»Ob es da eine Bücherei gibt?«, überlegt Lauren laut und beißt sich auf die Unterlippe.

»Eine Bücherei? Dann doch besser ein Einkaufszentrum inklusive Lasertag-Halle.« Shane klopft sich mit der kleinen Faust gegen die Brust. »Das bringt mehr Spaß als ein Haufen staubiger alter Bücher.«

»Woher willst du das wissen?« Lauren streckt ihm die Zunge heraus und widmet sich dann wieder dem Taschenbuch auf ihrem Schoß.

Es ist ein neues Kinderbuch von Olivia Woods, die von mutigen kleinen Mädchen mit Zauberkräften schreibt, die den Bösen zeigen, wo es langgeht, und gebrochene Herzen wieder heil machen. Ich bin nur froh, dass Lauren nicht auf Milah Holly steht, die Schwester der Autorin, die lange als das laute, rebellische musikalische Epizentrum der Teenager-Revolte galt.

Ich mische mich nicht in die Debatte Bücherei gegen Einkaufszentrum ein und verkneife mir auch den Hinweis, dass wir uns nicht länger als unbedingt nötig in Finley Grove aufhalten werden.

Es dürfte eigentlich nicht länger als ein oder zwei Tage dauern, bis Keith anruft und wir im Flugzeug sitzen. Allerdings werden wir nicht zu ihm nach Ecuador fliegen, sondern nach Irland, und zwar zu viert: Vater, Mutter und zwei Kinder.

Eigentlich hatte ich mir eine Reise mit den Kindern nach Übersee anders vorgestellt. Ich habe ja nichts dagegen, meinen Horizont zu erweitern und den Charme der europäischen Länder kennenzulernen, nur ist das leider kein Familienurlaub.

Sobald wir uns in einem kleinen, abgelegenen Dorf niedergelassen haben, kann ich über eine sichere Verbindung mit Keith am anderen Ende der Welt sprechen. Dann beginnt die eigentliche Arbeit. Dann können wir uns darum kümmern, unser Leben dauerhaft wieder in Ordnung zu bringen, sodass wir irgendwann heimkehren können.

Ich bin in Gedanken immer noch bei der Zukunft, als wir eine knappe halbe Stunde später die Stadt erreichen. Zur Kanzlei ist es nicht mehr weit.

Sie befindet sich in einem unspektakulären, etwas in die Jahre gekommenen einstöckigen Backsteingebäude einen Block von der Hauptstraße entfernt. Der ganze Ort ist so unscheinbar, dass man ihn, kaum hat man das Ortsausgangsschild passiert, wieder vergisst.

Ich für meinen Teil scanne die Umgebung aufmerksam. Ich werfe einen Blick auf die Zeitanzeige am Armaturenbrett, als ich den Wagen vor dem Haus parke, und atme erleichtert auf. Neun Uhr. Wir sind auf die Minute pünktlich. Ich beschließe, das als gutes Omen zu nehmen.

»Sind wir da?«, fragt Shane.

»Wenn wir nicht da wären, hätte Dad nicht hier geparkt«, kommt Lauren mir zuvor. »Dürfen wir mit reinkommen, Dad?«

Mit einem Nicken öffne ich die Tür. Ich habe ihnen bereits erzählt, was ich von ihnen erwarte. Sie wissen, wie wichtig dieser Termin ist. Ich muss sie also nicht erst ermahnen, sich zu benehmen.

Während die Kinder aussteigen, hole ich einen Rucksack aus dem Kofferraum, der vollgestopft ist mit der vereinbarten Bezahlung für geleistete Dienste.

Die Kids folgen mir zum Eingang. Ich öffne die Glastür, und wir treten ein. Über einer Tür, etwa in der Mitte des Flurs, hängt das Schild der Anwaltskanzlei.

Stork, Storkley und Partner.

Was für ein bescheuerter Name. Keine Ahnung, wie Keith auf diesen Manny gekommen ist, aber ich verlasse mich darauf, dass der Typ seinen Teil der Vereinbarung einhält und alles vorbereitet hat, was ich für unsere Flucht brauche.

Vor allem eine Ehefrau.

Eine Fake-Ehefrau.

Eine Frau, die uns als Tarnung dient und uns außer Landes begleitet.

Über den anderen Türen hängt kein Schild, was mich zu der Annahme veranlasst, dass diese Büros leer stehen.

Gut. In meiner Situation ist Diskretion das Gebot der Stunde.

Die Kinder gehen neben mir her, und ich werfe beiden einen knappen Blick zu. Man sieht ihnen die Strapazen der endlosen Fahrt nicht an.

Ihre sommersprossigen Gesichter sind sauber, Shanes Dinosaurier-T-Shirt hat erstaunlicherweise keinen einzigen Nachosoßen-Fleck, und Lauren sieht in ihrem rosa Einhorn-Shirt und mit dem frisch gebürsteten langen braunen Haar so gepflegt aus wie immer. Die rosa Shorts und die Sandalen sind ebenfalls tipptopp.

Als wir vor der Tür stehen, tippe ich Shane auf die Schulter. »Zieh die Shorts hoch und binde die Schnürsenkel ordentlich.«

Auch hier alles wie immer. Sein schlaksiger Körper hat keine Hüften, sodass Hosen ihm immer herunterrutschen, und seine Schnürsenkel sind ständig offen. Sein Haar ist so kurz geschnitten wie meins, sonst würde es nach allen Seiten hin abstehen. Er ist ebenso typisch Junge wie Lauren typisch Mädchen ist.

Und ich liebe beide von ganzem Herzen.

Ich warte, bis Shanes Schuhe ordentlich geschnürt sind, bevor ich nach dem Türknauf greife. Die Tür hat einen Glaseinsatz, ist aber von innen mit einer Jalousie verhängt, sodass ich nicht hineinsehen kann. Als ich öffne, schlägt die Jalousie gegen das Glas.

Wir sind nicht allein.

Eine Frau mit rotgoldenem Haar sitzt an einem Schreibtisch. Sie richtet die großen grünen Augen auf mich, aber ansonsten wirkt sie seltsam steif, sodass ich mich unwillkürlich frage, was der Anwalt ihr über mich – über uns – erzählt hat.

Sie starrt uns wortlos an und wirkt wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Ich frage mich, ob sie so ist wie die anderen Frauen, die ich vor einer halben Ewigkeit kennengelernt habe. Ein stilles Wasser, aber etwas durchgeknallt.

»Wir haben um neun einen Termin«, sage ich und muss es mir verkneifen, mit einer Hand vor ihrem Gesicht herumzuwedeln, um ihr eine Reaktion zu entlocken.

»Oh. Ja, natürlich!«, stammelt sie, endlich aus ihrer Trance erwacht.

Moment mal. Diese Stimme.

Das war sie gestern am Telefon. Jetzt mustere ich sie prüfend.

Als sie aufsteht, bin ich überrascht, wie groß sie ist. Fast so groß wie ich mit meinem einen Meter neunzig.

Ihr locker sitzendes geblümtes Kleid betont eine Figur mit üppigen, perfekt proportionierten Rundungen. Sie fasst an ihren Dutt, und ein paar Korkenzieherlocken lösen sich und fallen ihr ins Gesicht.

Wenn ich nicht so unter Druck stünde, würde ich beim Anblick dieser fuchsroten Schönheit mit den Katzenaugen vermutlich eine Spontanerektion bekommen.

Ich stand schon immer auf Rotschöpfe, und ihre Haarfarbe ist echt, daran besteht kein Zweifel. Aber jetzt ist keine Zeit für lustvolle Gedanken und eine ausführliche Betrachtung ihrer zahlreichen Vorzüge.

Ich schüttele leicht den Kopf und nicke dann in Richtung der Tür am anderen Ende des Empfangsraums. »Ist er da?«

»Wer?« Sie schüttelt den Kopf und fuchtelt mit einer Hand herum, wobei sie einen Plastikbehälter voller Kugelschreiber umstößt. Hastig greift sie nach den Stiften, die sich quer über den Schreibtisch verteilen. »Ach so, Sie meinen Mr. Stork. Klar.«

Sie sammelt die Stifte ein, bevor sie vom Tisch rollen. »Ich wusste es«, murmelt sie.

Lauren springt vor und fängt zwei Kugelschreiber auf, bevor sie zu Boden fallen.

»Danke«, sagt die Frau und schenkt meiner Kleinen ein schüchternes Lächeln, als diese ihr die Stifte reicht. »Das ist aber nett von dir.«

Im nächsten Moment richtet sie die jadegrünen Augen wieder auf mich und schaut mich halb verlegen, halb genervt an. »Er wird bestimmt gleich hier sein. Wenn Sie sich noch einen Augenblick gedulden, Sir.«

Ich unterdrücke ein Grinsen angesichts ihrer Verwirrung. Vielleicht liegt es an der langen Fahrt, aber irgendwie heitert es mich auf, zu sehen, wie mein Anblick sie aus dem Konzept bringt.

Ginger.

Das wäre ein passender Spitzname für sie. Wie Ingwerplätzchen, süß, aber mit einer leichten Schärfe.

Nicht nur wegen ihrer roten Haare, sondern weil ihr jetzt auch noch brennende Röte ins Gesicht steigt.

»Gern geschehen«, sagt Lauren artig und tritt wieder einen Schritt zurück. »Ich wollte Ihnen nur helfen, weil Sie bestimmt viel zu tun haben.«

»O nein. Noch nicht. Mr. Stork ist noch nicht da«, entgegnet sie und stopft die Stifte wieder in den Plastikbehälter. »Er müsste aber jede Minute eintreffen.« Sie deutet auf eine Tür, hinter der sich vermutlich ein Wartebereich befindet.

»Sie können gerne dort warten.«

»Dad? Darf ich auf die Toilette?«, sagt Lauren und blickt flehend zu mir auf.

»Natürlich darfst du«, sagt Ginger sofort. »Sie ist gleich gegenüber auf der anderen Flurseite. Du kannst sie gar nicht verfehlen.«

Lauren schaut mich abwartend an. Shane ebenfalls. Wahrscheinlich fragen sie sich, was mit mir los ist.

Ich reiße mich zusammen, schüttele die vorübergehende Starre ab und nicke. Ginger hat mich für einen Moment ganz in ihren Bann gezogen.

Als beide Kinder an der Tür sind, rufe ich ihnen nach, sie sollen die Bürotür offen lassen.

Dann wende ich mich wieder der Frau zu.

»Müsste oder wird?«

Sie runzelt die Stirn.

»Stork. Müsste oder wird er jede Minute hier eintreffen?«, frage ich und bemühe mich um einen freundlichen Tonfall. »Ich habe einen verdammt weiten Weg auf mich genommen und keine Zeit für Verspätungen oder Missverständnisse.«

Sie schürzt die Lippen und greift wieder nach dem Stiftebehälter, den sie ganz an den Rand des Schreibtisches schiebt.

»Wird. Er wird gleich hier sein.« Dann fügt sie kaum hörbar hinzu: »Hoffe ich.«

Ich ziehe eine Braue hoch, um sie wissen zu lassen, dass ich das gehört habe.

Sie schenkt mir ein angespanntes, unsicheres Lächeln. »Machen Sie sich keine Sorgen. Für gewöhnlich kommt er zwischen neun und …«

Jetzt hebe ich auch die zweite Braue, gespannt auf das Ende ihres Satzes.

»Halb zehn!« Sie macht ein gequältes Gesicht und wirft einen Blick auf die Uhr an die Wand hinter ihr. »Ernsthaft. Später als halb zehn war er noch nie hier.«

Ich drehe den Kopf. Laut der Wanduhr ist es jetzt zehn nach neun.

Verdammt. Ich sehe ihr an, dass sie nicht ganz die Wahrheit sagt und es ihr vor allem darum geht, mich zu beruhigen.

»Vor zehn auf jeden Fall«, fährt sie fort. »Kann ich Ihnen ein Wasser oder einen Kaffee anbieten?«

In der Ecke neben dem Wartebereich steht ein kleiner Kühlschrank mit einer Kaffeemaschine obendrauf.

Mein trockener Mund und meine brennenden, übernächtigten Augen pochen bei dem Gedanken an noch mehr Koffein.

Jetzt mache ich mir ernsthaft Sorgen.

»Nein, danke. Wir hatten um neun einen Termin«, sage ich. »Ihr Boss sollte keine Zusagen machen, die er nicht einhalten kann.«

»Sicher, ich verstehe, dass Sie verärgert sind, aber ich bin mir sicher, dass er gleich …« Sie verstummt abrupt. Ich habe es auch gehört. Die Haustür ist ins Schloss gefallen.

Ich gehe zur Tür und blicke ungeduldig den Flur hinunter. Ich bete, dass es der verfluchte Anwalt ist und keiner unserer Verfolger. Gott, ich bin so fertig, dass ich meine Waffe im Handschuhfach vergessen habe. Die anderen sind sogar noch schlechter versteckt.

Dann sehe ich einen großen dunkelhaarigen Mann Ende dreißig auf mich zu hasten. Er wirkt nicht wie ein skrupelloser Söldner auf einer Tötungsmission.

»Mr. Rush?«, fragt er mit einem angespannten Lächeln. »Manny Stork, zu Ihren Diensten! Freut mich, Sie kennenzulernen.«

»Wir waren um neun verabredet«, entgegne ich unwirsch.

»Ich weiß. Der Verkehr hat mich aufgehalten.«

Ich blinzle ungläubig. In der ganzen Stadt gibt es nur eine Ampelkreuzung. »Der Verkehr?«

»Ein Zug! Ein extrem langer. Ich musste ewig am Übergang warten, nachdem ich kurz an der Tankstelle war.«

Jetzt kommen wir der Wahrheit schon näher. Er hält einen Pappbecher in der Hand, der trotz des Plastikdeckels den Duft von Kaffee verströmt.

Von wegen Zug. Es geht ja nur um Menschenleben, während er in aller Seelenruhe einen Zwischenstopp einlegt, um sich seinen Morgenkaffee zu holen.

Am liebsten würde ich ihm das Gebräu aus der Hand reißen, ihm den Inhalt des Bechers über das frisch gebügelte Hemd schütten und ihn fragen, ob das sein Ernst ist.

Aber ich bin zu wütend und vor allem zu verzweifelt, um mir diesen Clown vorzuknöpfen, der unglücklicherweise unsere einzige Hoffnung ist.

Und so begnüge ich mich damit, ihn mit einem finsteren Blick abzustrafen, während ich die Tür freigebe, um ihn hereinzulassen.

»Hier entlang, bitte, Mr. Rush. Lassen Sie uns nicht noch mehr Zeit verlieren.«

»Keine Anrufe durchstellen, Miss Courtney!«, sagt er im Vorbeigehen zu der Rothaarigen.

»Selbstverständlich«, entgegnet sie mit einem Nicken und schaut dann wieder mich an. »Ich kümmere mich um die Kinder, wenn sie zurückkommen.«

Ich werfe einen Blick durch die immer noch offen stehende Bürotür auf den Flur hinaus. Ich zögere kurz. Es widerstrebt mir, die Kinder jemand Fremdem anzuvertrauen.

»Ich kann sie auch zu Ihnen in Mr. Storks Büro bringen, wenn Ihnen das lieber ist?« Als hätte sie meine Gedanken gelesen.

»Nicht nötig«, entgegne ich knapp. »Sie sollen hier warten. Bitte.«

Es ist besser so. Ich möchte nicht, dass die Kinder meine Reaktion miterleben, falls Storck nicht alles vereinbarungsgemäß erledigt hat. Das könnte unschön werden.

Sie nickt wieder und schaut dann demonstrativ in Richtung von Storks Büro. Ich durchquere den Raum, betrete das Büro des Anwalts und ziehe die Tür hinter mir zu.

»Ich möchte mich noch einmal für meine Verspätung entschuldigen«, sagt Stork und nimmt auf dem gepolsterten Ledersessel hinter seinem Schreibtisch Platz. »Setzen Sie sich.«

»Sagen Sie mir nicht, dass sie es ist.«

Ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass dem nicht so ist.

Ginger mit ihren wilden Locken und den endlos langen Beinen wäre eine ständige Versuchung, und das kann ich jetzt wirklich nicht brauchen.

Die ganze Situation überfordert mich. Immerhin setze ich meinen Kindern eine Fremde vor die Nase, die sie als ihre Mutter ausgeben sollen, und das, wo sie nie eine hatten.

Und welche Frau lässt sich schon auf einen solchen Handel ein, egal, wie gut der Job auch bezahlt sein mag? Immerhin ist der Auftrag nicht ungefährlich.

Beim geringsten Fehler werden die gemeingefährlichen Typen, die hinter uns her sind, auch sie ins Visier nehmen.

Stork richtet den Blick auf den Rucksack. »Haben Sie das Geld dabei?«

Die Faust, mit der ich den Rucksack festhalte, schließt sich noch fester um den Stoff. Ich strecke den Arm aus und lasse den Rucksack zu Boden fallen.

Stork versucht, über die Tischkante zu linsen, als fürchte er, der Rucksack könne sich in Luft auflösen.

Arschloch.

Es ist glasklar, wo seine Prioritäten liegen. Er trägt einen teuren maßgeschneiderten Anzug, und seine Sorge um den Rucksack spricht für sich. Ich kenne Leute wie ihn, die zu allem bereit sind, sofern die Kohle stimmt. Dollar-Junkies.

Mir sträuben sich die Nackenhaare wegen des gierigen Ausdrucks in seinen glänzenden Knopfaugen.

Ich weiß nicht, über welche Umwege Keith an den Kerl geraten ist, rufe mir aber ins Gedächtnis, dass ich keine Wahl habe und auf ihn angewiesen bin.

Storks Geldgier könnte uns das Leben retten.

»Es ist da drin«, antworte ich und stelle mich vor den Rucksack, als Stork aufsteht. »Sie können später nachzählen. Eins nach dem anderen.«

Er blinzelt kurz und nickt dann. »Sie sind früher dran als erwartet, Mr. Rush.«

»Es hat sich so ergeben«, knurre ich. »Wir mussten früher aufbrechen als geplant. Trotzdem habe ich Ihnen frühzeitig Bescheid gegeben.«

»Ja, ja, ich habe Ihre Nachricht erhalten.«

»Und? Stehen Sie zu Ihrem Wort?« Meine Stimme klingt ätzend wie Säure, und ich wünschte, sie könnte dem geldgeilen Schwein ein Loch in die Haut brennen.

Es geht ja nicht um sein Leben. Seine Zukunft. Seine Kinder.

Sein Blick wandert zur Tür, und nach einem Augenblick der Stille nickt er. »Absolut. Allerdings muss ich noch ein paar Kleinigkeiten regeln vor Ihrer Reise auf die grüne Insel. Muss hübsch sein dort um diese Jahreszeit. Eine leichte Meeresbrise und großartiges Bier …«

Als er meinen mörderischen Blick bemerkt, kommt er eilig wieder zur Sache. »Ich interessiere mich nicht für Guinness. Zwei Tage. Höchstens. Das hatten Sie mir zugesagt.«

Mein Gegenüber setzt ein gekünsteltes Lächeln auf. »Richtig. Ich weiß, dass eine weite, anstrengende Fahrt hinter Ihnen liegt. Machen Sie sich keine Sorgen, mein Freund. Sie sind in den besten Händen. Es dauert nur ein bisschen länger. Wie Sie sicherlich bemerkt haben, ist Finley Grove ein Fliegenschiss auf der Landkarte. Ideal, um unterzutauchen. Hier sind Sie sicher, bis alles geregelt ist.«

Das kann ich nur für dich hoffen, denke ich im Stillen.

Ich fühle, wie die Hitze wieder in mir aufsteigt. Spüre das Bedürfnis, die Fäuste einzusetzen, das mich antreibt, seit Keith und ich es haarscharf geschafft haben, lebend aus Seattle rauszukommen.

Ich bin nicht glücklich mit seiner Antwort, aber in den letzten Wochen gab es insgesamt wenig Grund zur Freude. »Wie viel länger?«

Er verzieht den Mund und macht ein nachdenkliches Gesicht. Wahrscheinlich überlegt er, wie er mir am schonendsten etwas beibringen kann, was mir nicht gefallen wird.

»Ich würde sagen, ein, zwei Tage. Es sollte nicht mehr lange dauern.« Er schaltet seinen Computer ein. »Es geht nur noch um ein bisschen Papierkram.«

»Aber das mit der Frau ist geregelt? Und Sie haben eine Unterkunft für uns organisiert?«

Er zögert einen angespannten Moment und blickt dann wieder auf den Rucksack auf dem Fußboden. »Sicher, sicher, aber … ich muss auf Vorauszahlung bestehen. Ein Teil des Geldes geht unter anderem für Ihre Reisespesen drauf.«

Er zwinkert mir zu. Ich ziehe es vor, so zu tun, als hätte der unausstehliche Idiot das nicht getan.

»Die Hälfte im Voraus«, entgegne ich schroff. »So war es abgemacht. Den Rest bekommen Sie, wenn wir, meine Familie und ich, im Flieger sitzen.«

»Also gut«, brummt er nach einer Weile unwillig. Ich kann nicht genau sagen, ob er nervös ist oder nur gierig. »Die Hälfte jetzt und den Rest später. Aye, aye, Captain.«

Wieder balle ich die Hände zu Fäusten. Er fährt sich mit der Zunge über die Lippen und nickt. Dann grinst er verschlagen. »Sie werden sich bei Miss Courtney bestimmt wohlfühlen. Sie lebt sehr zurückgezogen, aber das dürfte Ihnen ja in Ihrer Situation zupasskommen, nicht wahr?«

Ich zwinge mich zu einem Nicken. Er reibt sich die Hände.

Ich kann förmlich sehen, wie sich die Rädchen in seinem Hirn in Bewegung setzen. Wahrscheinlich überlegt er schon, was er mit der Kohle alles kaufen wird.

Ich kann nur hoffen, dass Keith wusste, was er tat, als er den Kerl engagiert hat.

Wenigstens weiß ich, dass er selbst es geschafft hat. Der andere Typ in Phoenix hat geliefert. Hoffen wir, dass unser Mann ebenso zuverlässig ist.

Ich räuspere mich und setze mich aufrechter hin. »Wann lerne ich sie kennen? Sie haben meine Fragen diesbezüglich nie beantwortet.«

Stork hebt einen Finger und steht auf. »Sehr bald, Mr. Rush. Ich bin gleich zurück! Ich muss nur kurz mit Miss Courtney sprechen und mich vergewissern, dass alles andere geregelt ist und es nicht zu weiteren Verzögerungen kommt.« Er geht um den Schreibtisch herum und eilt zur Tür, bevor ich etwas erwidern kann. »Es dauert nicht lange. Machen Sie es sich in der Zwischenzeit bequem!«

Ich soll es mir bequem machen? Soll das ein Witz sein?

Mein Leben ist seit Wochen in jeder Beziehung unbequem. Ich weiß gar nicht mehr, was bequem heißt, nachdem ich über dreißig Stunden nonstop am Steuer gesessen habe.

Mit einem tiefen Seufzer frage ich mich erneut, wo Keith diese Kakerlake aufgetan hat.

Kapitel 3

NUR EINE WOCHE (Gwen)

Jeder kennt wohl dieses Gefühl von Taubheit, das einen befällt, wenn jemand einem etwas Unfassbares, Unglaubliches, Schockierendes erzählt.

Tatsächlich grenzt es an ein Wunder, dass die Neuigkeit mich nicht buchstäblich umhaut.

»Ist das Ihr Ernst?« Mehr fällt mir in meinem Schockzustand nicht ein.

Ich überlege, ob ich vielleicht mit offenen Augen träume und mir das alles nur einbilde. Vielleicht habe ich ja letzte Nacht nicht genug geschlafen. Oder meine krankhafte Angst spielt mir einen Streich nach meinem verrückten Spielchen mit dem unfreundlichen Mandanten von Mr. Stork.

Bestimmt klingelt gleich der Wecker, oder ich wache von allein auf und stelle fest, dass ich verschlafen habe.

Worum Manny mich nämlich gerade gebeten hat, ist so haarsträubend, dass es unmöglich real sein kann.

Er kann unmöglich ernsthaft von mir erwarten, dass ich einen fremden Mann und seine beiden Kinder bei mir aufnehme. Wie in Trance starre ich auf seine Lippen, die mich an einen Schnabel erinnern. Passend zu seinem Nachnamen Stork – Storch.

»Sie haben doch zwei Schlafzimmer, oder, Miss Courtney?«

»Äh, ja. Schon.« Im nächsten Moment schüttele ich den Kopf.

Ich könnte schreien.

Die Anzahl der Schlafzimmer in meinem Zuhause ist belanglos. Zumal in diesem Zusammenhang.

Ich wusste sofort, dass ich bis zum Hals in der Tinte stecke, als Manny mich auf den Flur hinausgezogen hat, um unter vier Augen mit mir zu sprechen. Der Mann, um den es geht – das hünenhafte, durchtrainierte Prachtexemplar von einem Mann, der mehr wie ein Cop aussieht, der eine Woche nicht mehr zum Rasieren gekommen ist, als wie der Serienmörder und Entführer auf der Flucht, den ich mir gestern Abend vorgestellt habe –, ist noch in Mannys Büro. Die Kinder sitzen auf den abgewetzten Stühlen im Wartebereich. Ich kann sie durch die Tür sehen, wie sie in einem Stapel alter Zeitschriften blättern. Finanzmagazine, die schon die meisten Erwachsenen sterbenslangweilig finden. Sie tun mir leid.

»Ich kenne den Mann doch gar nicht«, zische ich und blicke nervös auf die Tür, als könnte er uns hören. »Ich weiß ja noch nicht einmal, ob das wirklich seine Kinder sind.«

»Das sind seine Blagen, und soweit ich weiß, ist er ihr einziger Verwandter. Der arme Mann steckt in ernsten Schwierigkeiten.« Manny folgt meinem Blick zur Tür und fährt in einschmeichelndem Ton fort. »Die armen Kleinen. Sie mussten von einer Sekunde auf die andere alles stehen und liegen lassen. Konnten sich nicht einmal von ihren Freunden verabschieden.«

Auf die Tour falle ich nicht herein. Das lässt mich kalt. Manny Stork lässt mich kalt. Die Kinder tun mir leid, aber das hat nichts mit Mannys nicht vorhandenen Überredungskünsten zu tun. Ich weiß nur zu gut, dass Empathie für ihn ein Fremdwort ist und er sich nur für sich selbst interessiert.