No Fair Lady - Nicole Snow - E-Book

No Fair Lady E-Book

Nicole Snow

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Beschreibung

Unzerbrechlich. Tödlich. Eiskalt. Und sie ist die Liebe meines Lebens.

Ich war der Einzige, den sie jemals in ihr Herz blicken ließ. Fuchsia Delaney - eine Frau so schön, so klug, so tödlich. Wir waren eine Einheit und Galentron konnte uns nichts anhaben. Doch an dem Punkt, an dem wir endlich unsere Zukunft angehen wollten, schlug das System zu.

Seitdem halte ich mich versteckt. Keiner weiß, dass es ihnen nicht gelungen ist, mich umzubringen. Auch Fuchsia glaubt ich sei tot. Doch jetzt die Zeit gekommen wieder in ihr Leben zu treten ...

Eine Heroes of Heart´s Edge Novella.

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Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Unzerbrechlich. Tödlich. Eiskalt. Und sie ist die Liebe meines Lebens

Ich war der Einzige, den sie jemals in ihr Herz blicken ließ. Fuchsia Delaney – eine Frau so schön, so klug, so tödlich. Wir waren eine Einheit und Galentron konnte uns nichts anhaben. Doch an dem Punkt, an dem wir endlich unsere Zukunft angehen wollten, schlug das System zu.

Seitdem halte ich mich versteckt. Keiner weiß, dass es ihnen nicht gelungen ist, mich umzubringen. Auch Fuchsia glaubt ich sei tot. Doch jetzt die Zeit gekommen wieder in ihr Leben zu treten …

Eine Heroes of Heart’s Edge Novella.

Über Nicole Snow

Nicole Snow ist eine Wall Street Journal und USA Today Bestseller Autorin. Sie entdeckte ihre Liebe zum Schreiben, als sie sich in ihren Mittagspausen oder in langweiligen Büromeetings Liebesszenen ausdachte und sich in Liebesgeschichten wegträumte.

Im Mittelpunkt von Nicole Snows Büchern stehen sexy Alpha-Helden, viel Spannung und noch mehr Leidenschaft.

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Nicole Snow

No Fair Lady – Oliver

Übersetzt dem amerikanischen Englisch übersetzt von Katja Wagner

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

Newsletter

I: Ein unsanfter Einstieg (Fuchsia)

II: Ohne Beschönigungen (Oliver)

III: Süsser als Bonbons (Fuchsia)

IV: Blas mir Zucker in den Arsch (Fuchsia)

V: Bitter wie Schokolade (Oliver)

VI: Super süss (Fuchsia)

VII: Ein Löffel voll Zucker (Oliver)

VIII: Wie einem Kind den Lolli klauen (Fuchsia)

IX: Mein süsses Mädchen (Oliver)

X: Süsse Träume (Fuchsia)

Epilog: Der grosse Tag (Oliver)

Impressum

I: Ein unsanfter Einstieg (Fuchsia)

Stellen wir eins klar.

Dies hier mag meine Geschichte sein, aber ich bin keine Heldin.

Ich war noch nie jemandes Heldin, Retterin, persönliche Seelenklempnerin, beste Freundin oder … Die Liste könnte ein Telefonbuch füllen.

Aber wenn etwas erledigt werden muss?

Dann können Sie verdammt sicher sein, dass ich die Richtige bin.

Was vielleicht der Grund ist, wieso ich jetzt hier stehe.

Und in den Lauf einer vergoldeten Waffe starre. Mit Adrenalin, das durch meinen Körper zirkuliert, und meinen durch die Faustschläge pochenden Fingerknöcheln, während ich mit etwas weit Schlimmerem konfrontiert bin als einem heißen Date mit dem Tod.

Nämlich mit Leland Durhams selbstgefälligem Grinsen. Direkt über dem schwarzen Loch der Mündung.

»Wirklich?«, flüstere ich. Meine Stimme trieft vor Verachtung. »Haben die Kugeln wenigstens auch vierundzwanzig Karat?«

»Noch ein Wort und ich zeig’s dir, du Hexe«, bellt Durham zurück.

Ich frage mich, wie viele Menschen der einst erhabene CEO von Galentron tatsächlich mit seinen eigenen schmutzigen Händen umgebracht hat. Angesichts seiner manikürten Finger vermutlich keine … zumindest in letzter Zeit. Trotzdem hat er mich so in seiner Schusslinie festgenagelt, dass mich selbst ein betrunkener, geblendeter Cowboy nicht verfehlen würde.

Also ist dies wohl der Moment, in dem ich die Hände heben und um noch ein paar weitere Jahre im Paradies betteln sollte. Und in dem ich wissen sollte, dass das nächste Fallen der Würfel nicht gut ausgehen wird, da dieses verwöhnte, bösartige Schwein von einem Mann, der mich anzüglich über seine kleine Spielzeugpistole hinweg angrinst, mein Leben schon Stück für Stück auseinandergenommen hat.

Das wäre es, was ein normaler Mensch mit einem intakten Selbsterhaltungstrieb tun würde.

Aber wenn Sie glauben, dass es das ist, was ich tun werde, dann kennen Sie mich nicht besonders gut.

Mein Name ist Fuchsia Delaney.

Bevor ich Fuchsia wurde, war ich Patty Brin.

Patty Brin hätte das hier niemals überlebt, das arme, unglückliche Ding.

Aber ich? Tja.

Lassen Sie mich Ihnen erzählen, wie ich hier gelandet bin.

Lassen Sie mich Ihnen diese Freude machen, denn ich finde, ich verdiene meine Eröffnungsszene, die so klischeehaft ist wie ein Kratzer auf einer Schallplatte aus den 1980ern.

Lassen Sie mich Ihnen erzählen, wieso ich gerade lächle, obwohl Leland mich hier festgenagelt hat.

Nur er und ich in der Kabine seines Privatjets, mit einer Waffe auf die Stelle zwischen meinen Augen gerichtet und meinem rasenden Herzschlag. Mit dem Geruch von heißem Metall im Raum von dem Schuss, den er schon abgefeuert hat, und der vom Aufprall rauchenden Kugel, die in der Wand steckt.

Und dann lassen Sie mich Ihnen erzählen, wie ich hier lebend rausmarschieren werde, während dieses Dreckstück tot zu meinen Füßen liegt.

Wie gesagt. Dies ist meine Geschichte.

Vielleicht bin ich niemandes Heldin. Aber ich gewinne immer. Ausnahmslos.

II: Ohne Beschönigungen (Oliver)

Ich schüttele den Kopf angesichts des Stapels an Zeitungen, die vor dem verschneiten Fenster meiner kleinen Hütte außerhalb Albertas liegen.

Selbst nach all diesen Monaten kann ich verdammt noch mal nicht glauben, was ich da lese.

Galentron – zerstört.

Mittlerweile hat es sich zu der größten und skandalösesten internationalen Firmenpleite seit Enron und den Lehman Brothers entwickelt. Genau genommen ist es noch schlimmer, denn die Typen, die gestern noch als »zu groß, um zu scheitern« bezeichnet wurden, waren niemals für diese Art von Verbrechen verantwortlich, die Galentron verübt hat.

Mein Spiegelbild in der mit Reif überzogenen Scheibe fängt mein verbliebenes, gutes Auge ein … Eine brutale Erinnerung daran, wie gut ich weiß, wozu Galentron fähig ist.

Und was Fuchsia Delaney so mühsam zu verhindern versuchte.

Ich kann immer noch nicht glauben, dass niemand sie gesehen hat.

Verdammt, ich kann nicht glauben, dass ich selbst dank bester Quellen keinen Hinweis auf den Verbleib dieser gerissenen, tödlichen und unsagbar schönen Frau finden kann, von der ich mich einst so glücklich schätzen durfte, sie die Meine zu nennen.

Würde sie dich heute überhaupt erkennen?, flüstert eine düstere Stimme in meinem Kopf.

Mein Bein spannt sich an. Die Prothese unterhalb meines rechten Knies wird merkwürdig kalt, obwohl ich nur einen Meter entfernt von dem lodernden Kaminfeuer stehe.

Würde sie dir nach all diesen Jahren vergeben? Nachdem du sie in deren Klauen zurückgelassen hast?

Würde sie angesichts der kalten, toten Leere in ihrem Herzen jemals wieder irgendjemanden lieben können, geschweige denn, dich?

Mit einem wütenden Knurren entkorke ich eine halb leere Whiskyflasche mit den Zähnen und nehme einen brennenden Schluck zur Stärkung. Nicht mein geliebter Riesling, aber einem zerschmettertem Herzen reicht es.

»Schluss jetzt, verdammt!«, rufe ich in den leeren Raum, der vollgestopft ist mit Aktenordnern und Papieren über den großen Absturz von Galentron Incorporated. Es ist so viel passiert, seit Ende letzten Jahres, als sie sich heldenhaft mit diesen Bauerntrampeln aus Heart’s Edge zusammengetan hat, um einer Meute Dämonen die Hölle heiß zu machen.

Ich lasse mich gegen die Wand sinken. Der bittere, bohrende Schmerz in meinem Herzen hat nichts mit dem brennenden Gefühl des Alkohols in meiner Kehle zu tun.

Sondern mit dem abgegriffenen Foto, das ich mir von dem Hocker schnappe, wobei ich ein paar Ordner umstoße.

Es ist eine ganz besondere Form der Folter, in das sinnliche Gesicht der Frau mit den Perlenaugen und der Porzellanhaut zu starren, die ich vor fünfzehn verdammten Jahren zu meiner Frau machen wollte.

Das hätte ich getan, wenn Durham mir nicht zuvorgekommen wäre.

Wenn er nicht wie ein Wolf über mich hergefallen wäre, mich in Stücke gerissen und mir zu verstehen gegeben hätte, dass er Fuchsia noch Schlimmeres antun würde, wenn ich je wieder bei ihm auftauche. Wenn ich ihn wissen ließe, dass er keinen Erfolg damit gehabt hat, mich auszulöschen.

Dieses Foto ist alles, was mir von ihr geblieben ist.

Alles, außer des Aktenordners mit belastendem Material, der unter zahllosen anderen begraben liegt, voll mit grobkörnigen Fotos von Bainbridge Island und beschriftet mit nur einem Wort: MANDOLIN.

Und das ist immer noch mehr, als ihr von mir geblieben ist, wenn man bedenkt, dass die ganze Welt glaubt, ich sei tot.

Es sind Momente wie dieser, in denen ich mich frage, ob ich es nicht tatsächlich bin.

Ich habe eher wie ein Geist gelebt, der überfallartig das Vermögen von Galentron gefährdet, wann immer er kann. Der sie davon abhält, noch mehr Chaos anzurichten und immer versucht, das entscheidende Stück Information zu beschaffen, das sie ein für alle Mal zur Strecke bringt …

Übertroffen wurde das nur von der irren Veröffentlichung durch Clarissa Bell, die sie mithilfe des ehemaligen Nighthawk Leo Regis, dieser Bestie, die einst als Nine bekannt war, der Welt präsentiert hat. Bei den Daten hatte ich vielleicht meine Hand mit im Spiel. Was soll ich jetzt tun?

Soll ich immer noch versuchen, es zu kitten?

Soll ich immer noch versuchen, sie zu finden, damit ich mich endlich zeigen kann, um ihr diesen Ordner mit der Aufschrift MANDOLIN zusammen mit meinem kaputten Herzen zu überreichen?

Ich habe so eine Scheißangst, dass ich kaum mein Telefon vibrieren höre. Ich wuchte mich vom Boden hoch und haste durchs Zimmer.

»Ja?«, fauche ich und kratze mich am Kinn.

»Major? Das werden Sie nicht glauben. Ich habe gerade einen sehr interessanten Tipp aus dem Gefängnisnetzwerk bekommen. Wissen Sie noch, wie Leland Durham vor ein paar Monaten mit großem Trara in der City von Seattle festgenommen wurde? Mit Handschellen und dem vollen Programm —«

»Als ob mir das entgangen wäre. Das hat ja nun wirklich jeder tausendmal auf CNN, Fox und MSNBC gesehen.« brumme ich und habe keine Ahnung, worauf mein Informant hinauswill.

»Tja, wie sich herausstellte, steckt mehr hinter Durham als gedacht.«

Während ich ihm zuhöre merke ich, wie sich meine Faust zu einem Vorschlaghammer zusammenballt.

Als er fertig ist, will ich unbedingt auf etwas eindreschen. Wie gut, dass fünfzehn Jahre in der Hölle mich die Kunst der Geduld gelehrt haben.

Denn es gibt nur einen Mann, der es verdient, jedes bisschen meiner brutalen, knochenbrechenden Wut zu spüren zu bekommen.

Und eines ist klar: in dem Moment, in dem Fuchsia dasselbe herausfindet wie ich gerade, ist sie wieder in Gefahr. Dank desselben wehleidigen, dreckigen Scheißkerls, der vor Jahren mein Leben beendet hat – was zumindest jeder glaubt.

Denn der verdammte Leland Durham hat das, was bestenfalls eine herzzerreißende Wiedervereinigung geworden wäre, zu etwas gemach, das weit düsterer und ernster ist. Dieses Mal ist der Einsatz noch viel höher als je zuvor.

Mein Blick fliegt zur Uhr. Ich habe schätzungsweise knapp vierundzwanzig Stunden, bevor ich in Bellingham, Washington, sein muss.

Das ist alles, was mir an Zeit bleibt, um Durham daran zu hindern, mit dem Unaussprechlichen davonzukommen.

Das ist alles, was mir bleibt, um meine große Liebe zu retten, bevor sie etwas Leichtsinniges tut.

Es ist der Countdown für die letzte Chance, meine Seele zu retten.

III: Süsser als Bonbons (Fuchsia)

Ich hätte nie gedacht, dass ich je wieder auf diese beiden Idioten warten würde.

Gray und Leo sind spät dran. Wie üblich. Meine Lippen zucken kurz, als ich mich frage, ob es etwas damit zu tun hat, dass beide um die Goldmedaille als bester Familienvater des Jahres kämpfen.

Seufz.

Um ehrlich zu sein hätte ich nie gedacht, dass ich das kleine, alte Heart’s Edge in Montana mit seinen sanften, baumbedeckten Hügeln, seinen Kliffs, dem tiefen Tal und der verschlafenen Skyline einer Kleinstadt am diesigen Horizont je wiedersehen würde.

Aber ehrlich gesagt bin ich auch nicht sicher, ob Heart’s Edge – oder besagte Idioten – vor Freude in die Luft springen, wenn sie mich wiedersehen.

Ich habe so eine Art Pechsträhne, was diese Stadt betrifft. Und um ganz ehrlich zu sein, der Pechbringer bin ich.

Seit ich einen Fuß in diese Stadt gesetzt habe, bin ich eine schwarze Katze in menschlicher Form.

Jedes Mal, wenn ich durch sie hindurchlaufe, sterben Menschen. Ob durch außer Kontrolle geratene Killerviren oder Sprengstoffe, die die ganze verdammte Nacht lang hochgehen, oder was sonst noch … Oh, aber zumindest war das Riesenfeuer während ihres Festivals im Winter nicht meine Schuld.

Diese irren Bilder habe ich in den Nachrichten gesehen. Wer hätte gedacht, dass der alte Brandmeister Blake Silverton es schafft, eine Krise ohne meine helfende Hand zu meistern?

Wenigstens hatte ich nichts mit dem Aufkommen dieser Krise zu tun.

Ausnahmsweise.

Man könnte also sagen, dass ich eine Repräsentantin des Chaos bin.

Wobei ich mich lieber als einen erfrischenden Tempowechsel sehe. Aber im Moment bin ich geschäftlich hier, auch wenn ich immer noch von der stümperhaften Ortspolizei von Mayberry gesucht werde, die für die Ausnüchterungszelle in diesem Provinznest zuständig ist. Daher befinde ich mich so weit wie möglich außerhalb von Heart’s Edge. Von hier aus ist die Stadt nur noch ein dunkler Fleck am Horizont, dort, wo der Highway am Rande des Talanstiegs verläuft.

Ich bin fast wieder dort, wo alles für Gray und Leo begann, derselbe Ort, an dem meine Geschichte eine unerwartete Wendung nahm.

Das Paradise Hotel ist nur noch eine Ruine aus feuergeschwärzten Betonblöcken und den Überbleibseln dicker Holzbalken, die zu Ruß zerbröselt sind, seit …

Das ist jetzt tatsächlich fast ein Jahrzehnt her, oder?

Wo ist die Zeit nur hin?

Es ist fast zehn verdammte Jahre her, dass dieses Hotel eine Zeit lang mein Zuhause und auch die Fassade der Gräueltaten war. Versteckt in den Katakomben der Berganlage, die unter Tage in der alten Silbermine verborgen lag.

Ich glaube nicht, dass die Zeit meine Sünden auslöschen kann. Manche Dinge lassen sich nicht zurücknehmen.

Manchmal kann man nur noch nach vorn sehen, abgestumpft einen Schritt nach dem anderen machen und versuchen, nicht zurückzublicken.

Wenigstens schleifen die Jahre die harten Kanten der Erinnerung etwas ab und machen sie zu etwas Erträglichem.

Ich will nicht über mein Alter lamentieren.

Aber ich kann nicht anders, wenn ich mir Gray und Leo jetzt so ansehe, wie sie sich aus ihren Fahrzeugen steigen, zwei schwere Männer, die einst durch die Hölle gehen mussten.

Sie waren fast noch Kinder, als ich sie in das Chaos von Galentrons illegalem Programm zur Herstellung von Biowaffen mit hineingezogen habe.

Jetzt sind sie erwachsen und verheiratet, haben selbst Kinder, sind aber immer noch jung und vital. In ihren Augen brennt ein Feuer, das noch heller lodert als bei unseren letzten Treffen. Ich glaube, dass sie endlich mit ihren Leben zufrieden sind.

Und ich? Ich bin nur müde.

Aber ich bin aus einem Grund hier, und nicht nur für ein Schwätzchen.

Ich warte, während Leo in der Innentasche seiner dicken Jacke kramt, die er immer noch trägt, obwohl niemand mehr auch nur eine Miene verzieht angesichts seiner Narben und dem wilden Durcheinander seiner Tattoos.

Er ist zum beliebtesten Monster von Heart’s Edge geworden.

Die erlöste Bestie mit einem Herzen aus Gold, dessen altkluger kleiner Sohn immer an seinem Bein hängt. Ich glaube, sein Superdad-Image lässt den Charakter dieses freundlichen Riesen nur noch deutlicher werden.

Wenigstens einer von uns ist mit blitzsauberem Ruf aus dieser Sache hervorgegangen.

Leo holt etwas hervor, das wie eine Kreditkarte aussieht – die neueste Generation SSD-Speicherkarte. Mit freundlichen Grüßen von niemand geringerem als Galentron.

»Na, endlich. Ich dachte schon, wir müssten den ganzen Abend hier rumstehen«, fauche ich.

Er zieht eine zerfurchte Augenbraue hoch und überreicht mir die Karte mit seiner Pranke. »Hier. Dies ist alles, was wir auf den verschlüsselten Laufwerken finden konnten.«

»Und das führt mich zu Rook?« Ich schnappe mir die Karte und stecke sie in die Innentasche meines Mantels.

Leo nickt.

Ich schwitze. Wie bin ich nur auf die Idee gekommen, Wildleder wäre für dieses Wetter geeignet? Anfang Frühling ist es im Nordwesten der USA zwar immer mild, aber eine wahre Lady schwitzt nicht gern.

Allerdings muss ich sagen, dass mein schwarzer Wildledermantel meiner Figur ein fabelhaftes Profil verleiht.

Wenigstens schwitze ich mit Stil.

Das scheinen meine Freunde angesichts dessen, wie sie staunend und zu meiner Freude leicht eingeschüchtert die Köpfe neigen, auch so zu sehen. Nach allem, was wir durchgemacht haben, um ihre Heimatstadt zu retten, glauben sie immer noch, dass der einzige Grund, wieso ich hier bin, der ist, dass ich ihre Welt ins Chaos stürzen will. Schon wieder.

Tja, Jungs, nicht heute Abend.

»Bist du sicher, dass er sich nicht aus dem Staub gemacht hat?« Ich verschränke die Arme, ohne Leo aus den Augen zu lassen. »Viele dieser Feiglinge haben versucht, das Land zu verlassen, sobald die richterlichen Anordnungen erlassen waren. Die Firma ist so schnell zusammengebrochen, dass man glauben konnte, Enron hätte es damals in Zeitlupe erwischt.«

Leo nickt. »Noch nicht. Tim Rook ist der einzige leitende Mitarbeiter von Galentron, den sie nicht aufspüren konnten. Aber Deanna Bells Daten beinhalteten tonnenweise Informationen über ihre Fluchtwege, codierte Arten der Kontaktaufnahme untereinander im Fall einer Krise und was sie mit ihren eigenen Datenbackups machen sollten. Wie sich herausgestellt hat, hatten alle leitenden Mitarbeiter Ausstiegskonzepte für Länder ohne Auslieferungsvertrag. Der Plan war, auf Yachten mit langfristiger Segelleistung mobil zu bleiben.«

Ich kann ein Gähnen nicht unterdrücken. »Wie vorhersehbar. Ich hätte es wissen sollen. Das hätte mir die Reise hierher erspart.«

»Nicht in Bezug auf Rook. Der ist immer noch irgendwo da draußen. Als es seinen Kumpels an den Kragen ging, ist er unverhofft zum einsamen Wolf geworden.« Leo grinst und zuckt mit seinen massigen Schultern. »Da die anderen jetzt im Knast sind, ist Tim Rooks beste Chance, auf einer dieser Yachten zu bleiben. Sich unauffällig zu verhalten. Keine Kreditkarte zu benutzen, nicht gesehen zu werden … wie bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen oder wenn er einen Privatjet chartern würde. Nicht an Land zu kommen, außer im Notfall, bis es entweder sicher ist, wieder aufzutauchen, oder er sich eine neue Identität zulegen kann. Selbst auf dem Schwarzmarkt ist ein Gesuchter, der so bekannt ist wie er, eine Zeitlang radioaktiv. Es sollte dir also nicht schwerfallen, ihn aufzuspüren.«

»Klar, irgendeine Yacht mitten im Pazifik aufzuspüren wird ein Spaziergang«, ahme ich ihn nach.

Aber eigentlich … ist es für mich nicht der Rede wert.

Wenn die Informationen auf dem Datenträger mir den Abfahrtshafen verraten, ich Tim Rooks Bewegungen mit ein bisschen gesundem Menschenverstand auf der Karte nachverfolge und vielleicht Zugang zu ein paar Radardaten der Küstenwache bekomme … ist es leicht.

Galentrons verschollener Chief Technology Officer wird mir im Handumdrehen ins Netz gehen.

Und meiner Gnade ausgesetzt sein.

Mit gerunzelter Stirn sieht Leo mich blinzelnd an. »Warum bist du immer noch an der Sache dran, Lady? Das Galentron-Pack wird doch gerade mit Haftstrafen überschüttet. Es ist nichts mehr übrig. Selbst Leland Durham haben sie geschnappt. Was springt dabei für dich raus?«

»Ich habe meine Gründe. Die hatte ich immer.« Feixend lege ich den Kopf schräg. »Ihr Jungs habt nur den Fehler gemacht zu glauben, ihr hättet auch nur die geringste Ahnung, was diese Gründe sind.«

Gray sieht mich skeptisch mit seinen blitzenden smaragdgrünen Augen über seine Brille hinweg an. »Wohl kaum. Den Fehler anzunehmen, ich würde auch nur einen Gedanken in deinem Kopf verstehen, habe ich nie gemacht.« Seine Augen werden schmal. »Dein einziges Ziel dieses Spiels, das du seit Monaten spielst … Es war nie, Galentron öffentlich bloßzustellen, oder?«

Ich zucke die Achseln. »Sie bloßstellen, zerstört durch Feuer und Rache dem Erdboden gleichmachen … All das dient meinem Ziel.«

Leo schnaubt. »Was sind das für Ziele, Fuchsia? Worauf zur Hölle bist du jetzt aus?«

»Auf das, was mir gehört«, antworte ich schlicht. Mein Entschluss ruht kalt in mir. Ich habe genug gesagt. Mehr bekommen sie nicht aus mir heraus.

Es gibt Dinge, die zu persönlich sind, um ans Licht zu kommen. Oder um sie zwei Kleinstadt-Helden zu verraten, die den Glauben, sie wären die beiden größten Opfer von Galentrons Skrupellosigkeit, mit ins Grab nehmen werden.

Trotzdem überraschen sie mich.

Ich habe mehr Spott erwartet. Mehr Misstrauen. Und mehr Verachtung.

Schließlich habe ich ihnen nicht einen einzigen Grund gegeben, mir zu vertrauen.

Das bisschen, was ich für sie getan habe, kann wohl kaum aufwiegen, was ich ihnen angetan habe.

Was ich nicht erwarte, ist, wie sie sich ansehen. Oder dass Gray – der eisige, kühle Gray, der völlig überqualifizierte Dorftierarzt, der nur so kalt, verschlossen und misstrauisch ist, weil ich dazu beigetragen habe, ihn dazu zu machen – einen Schritt auf mich zu macht und mit sanfter, ernster Stimme fragt: »Brauchst du Hilfe?«

Er ist immer so ernst bei Dingen, die ihm wichtig sind. Schon immer, selbst als er noch grün hinter den Ohren war. Ein kleiner Dr. Pfadfinder. »Wir haben das hier gemeinsam angefangen, Fuchsia. Wenn es etwas gibt, das in Bezug auf diese Firma noch zu Ende gebracht werden muss, dann beenden wir es auch gemeinsam.«

Okay.

Ich will nicht zugeben, wie … sich meine Brust zusammenzieht.

Gemeinsam.

Erinnere ich mich noch daran, wie es ist, mit jemandem zusammen zu sein, wenn auch nur, um gemeinsam zu kämpfen?

Ich zögere eine Sekunde zu lange mit meiner Antwort.

Gerade lange genug für ein verständnisvolles Blinzeln aus Leos merkwürdig dunkelvioletten Augen. Die Wärme darin sagt mir, dass er versteht, bevor ich spreche.

Ich stoße ein scharfes Schnauben aus, hebe das Kinn und wende mich mit einem Schnipsen meiner behandschuhten Finger von ihnen ab. »Unsinn. Ihr wärt mir nur eine Last. Ihr habt … Leute. Kinder und Frauen und Freunde, um die ihr euch jetzt sorgen müsst.«

Ich weiß nicht, wie ich sagen soll, was ich wirklich meine.

Dass ich allein arbeite, insbesondere bei dem, was noch kommt.

Und ich weiß nicht, was ich mit ihnen tun sollte, wenn sie versuchen würden, mir zu helfen.

Wahrscheinlich würden sie getötet werden auf meiner irren, quasi zum Scheitern verurteilten Mission. Rook wird der leichte Teil werden, aber es lässt sich unmöglich sagen, wohin er mich führt.

Ausnahmsweise bin ich dieses Mal nicht nur zum Spaß ein blindwütiges Miststück.

Sie auszuschließen ist das Gnädigste, was ich tun kann. Indem ich sie dieses Mal von meinen verdammten Problemen fernhalte.

Sie haben ein Leben hier in Heart’s Edge. Ein schönes, neues Leben im Licht der Sonne und inmitten der Wärme menschlicher Gesellschaft.

Verdammt, sogar Gray hat angefangen, nachsichtig mit mir zu sein. Ich nehme mal an, dass dieses kleine Ding mit den großen Augen – ausgerechnet Ember mit Namen – ihn mit ihrem gemeinsamen Baby ordentlich weichgeklopft hat.

Ihnen den Rücken zugewandt kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen und der Hals wird mir eng.

Gut.

Es ist gut, dass diese Verwüstung etwas Gutes nach sich ziehen konnte.

Was für Hoffnungen ich auch immer auf ein anderes Leben hatte … Sie sind schon vor Jahren gestorben.

Jetzt will ich nur noch die Wahrheit, und zwar serviert mit einer dampfenden und ach-so-befriedigenden Beilage aus Vergeltung.

Ich sehe zu dem zerstörten Paradise Hotel hoch, wo zwei verbrannte, aneinander lehnende Balken einen Turm bilden. Es thront wie eine befremdliche, gruselige Kirche über mir, ein Haus der Anbetung für verlorene Seelen.

»Bleibt sauber«, sage ich zu ihnen. »Ihr beide. Das ist das Beste, was ihr tun könnt, um mir zu helfen.«

»Nichts, worin wir jemals gut gewesen sind«, erwidert Leo lachend. »Wir werden’s versuchen. Aber du auch?«

Stirnrunzelnd blicke ich sie über meine Schulter an. »Ich auch … was?«

»Sauber bleiben«, sagt er ruhig, den Blick unverwandt auf mich geheftet. »Was immer du vorhast, Fuchsia, ist es das wert?«

»Wert, dafür zu sterben.« Ich verziehe den Mund. Ein unglücklicher Ausrutscher der Wahrheit, aber ich überspiele es, indem ich mein Haar glatt steiche und den Kopf schüttele. »Geht einfach nicht davon aus, dass ich diejenige sein werde, die stirbt.«

Und dann gehe ich. Ich muss.

Ich kann es mir nicht leisten, so etwas wie Zuneigung für diese beiden übergroßen Idioten zu empfinden.

Gefühle bringen mich nur in Schwierigkeiten.

Gefühle haben mich dazu gebracht, diesen Weg zu beschreiten.

Und wenn ich das bekommen will, was ich mir vorgenommen habe, dann gibt es weder eine Alternative noch Platz für Milde.

Ich muss so kalt wie Eis sein und jedes bisschen Ausbildung und Erfahrung einsetzen, um das hier zu schaffen.

Doch als ich weggehe und dabei auf meinen Absätzen geübt über loses Erdreich balanciere, höre ich Grays Stimme hinter mir.

»Pass auf dich auf«, murmelt er. »Bitte.«

Ich bleibe nicht stehen.

Ich sehe nicht zurück und ich antworte nicht.

Aber …

Ja, denke ich. Ja, du auch, Doc Sad Eyes.

Ihr alle, passt gut auf euch auf.

Und wenn ihr das könnt, wenn ihr einfach auf demselben Pfad bleibt wie damals, als ihr Heart’s Edge zu eurer Welt gemacht habt …

Dann passt ihr auch gut aufeinander auf.

IV: Blas mir Zucker in den Arsch (Fuchsia)

Ich hatte recht.

Tim Rook zu finden, ist, wie einem Kind seinen Lolli zu klauen.

Es gibt eine Art Paranoia, die einen unbesiegbar machen kann. Man ist auf jede Eventualität vorbereitet, hat immer einen Plan B, eine Möglichkeit, im Nu seine Spuren zu verwischen und seine Anwesenheit auszulöschen, bis es so aussieht, als hätte man nie existiert.

Und dann gibt es eine Art Paranoia, die einen total dämlich macht.

Die Art von dämlich, die einen Mann zum Beispiel dazu bringt, auf seiner Yacht in der Größe eines Kreuzfahrtschiffs die Blackbox aktiv zu lassen. Nur weil er Angst davor hat, aufs Meer hinauszutreiben, wo ihn niemand retten könnte, wenn er verloren ginge.

Ratet, welche Art von Paranoia auf mich zutrifft.

Jetzt ratet, welche auf Tim Rook zutrifft.

Und dann ratet mal, welcher IT-Typ nicht daran gedacht hat, wie leicht Datenschreiber zu hacken sind, besonders die veralteten, wie man sie auf Booten wie seinem findet?

Ups.

Aber offensichtlich wähnt er sich in Sicherheit. Denn als ich mich an der Backbordseite seiner riesigen, protzigen Yacht in einem leisen, aber schnellen Ein-Mann-Motorboot heranpirsche, mit dem ich von einem Strand in Seattle über den Puget Sound gerast bin … hat er die Lichter an und macht sich selbst zu einem Leuchtfeuer auf dem dunklen Wasser. Die Musik ist laut genug, um sie über Meilen hinweg hören zu können.