Ach, Meno! - Ellen Cornely-Peeters - E-Book
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Ellen Cornely-Peeters

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Beschreibung

Ein Tour-Guide durch das unwegsame Gelände der Wechseljahre. In den Niederlanden gibt es sie längst: Die allgemeine Gesundheitsberatung für Frauen in den Wechseljahren. Höchste Zeit, uns von einer der wenigen deutschen Wechseljahre-Beraterinnen erzählen zu lassen, wie man das Hormon-Chaos bändigt. Puh, ist das heiß hier! Warum bin ich plötzlich eine solche Mimose? Warum wälze ich mich schlaflos im Bett? Was soll das Ganze? Irgendwann trifft es jede: Die Hormonumstellung beginnt und erwischt uns meist mitten in der Hochphase des Lebens. Was tun, wenn sich »Forever Young« als Unfug erweist? Die Wechseljahre-Beraterin Ellen Cornely-Peeters nimmt uns mit an den Start in eine spannende zweite Lebenshälfte, erklärt mit Augenzwinkern, was körperlich und seelisch in uns vorgeht, und macht nicht zuletzt viel Mut. Denn als Dolmetscherin für das Hormon-Babylon weiß sie: Die Wechseljahre sind nicht nur die Zeit möglicher Hitzewallungen und Gefühlsausbrüche, sondern auch und vor allem die Zeit, eigene Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen und anzuerkennen. Die Zeit, bisher unerfüllte Lebensträume Wirklichkeit werden zu lassen. Klingt gar nicht so schlecht …

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Seitenzahl: 353

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Ellen Cornely-Peeters

mit Ulrike Bremm

Ach, Meno!

Eine Wechseljahre-Beraterin macht Mut

Kurzübersicht

> Buch lesen

> Titelseite

> Inhaltsverzeichnis

> Über Ellen Cornely-Peeters

> Über dieses Buch

> Impressum

> Klimaneutraler Verlag

> Hinweise zur Darstellung dieses E-Books

Inhaltsverzeichnis

Einleitung# Bin ich schon drin? Der Wechseljahre-Selbsttest1. Kapitel Meine ganz persönliche wechselhafte Geschichte2. Kapitel Ach echt, so was gibt’s? Der Beruf der Wechseljahre-Beraterin3. Kapitel Was soll der Scheiß? Vom Sinn der Wechseljahre4. Kapitel Chance to Change: die Wechseljahre als Chance5. Kapitel Die Wechseljahre im Wandel der Zeit6. Kapitel Warum Frauen ticken, wie sie ticken: die Macht der Hormone7. Kapitel Körperliche Veränderungen: Hormone & Symptome# Wenn der Zyklus aus dem Takt gerät# Spannende Sache: Mastodynie und Mastopathie# Ich hab so einen Hals: Schilddrüsenirritationen# Das gehört da nicht hin: Myombildung in der Gebärmutter# Gedankenkarussell: Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen# Puh, ist das heiß hier! Hitzewallungen & Schweißausbrüche# Plötzlich Migräne? Kopfschmerzen# Null Bock auf Sex: Libidoverlust# Die Wüste lebt: trockene Schleimhäute# Nächtlicher Dauergast auf dem Klo: Beckenboden und Blasenentzündungen# Bewegen tut weh: Gelenkschmerzen# Es lichtet sich: Haarausfall# SOS, ich habe einen Rettungsring: Zunahme von Fettzellen an Bauch, Beinen, Po & Brust8. Kapitel Seelische Veränderungen: Hormone & Emotionen9. Kapitel Bemuttern war gestern: die Auswirkungen der Hormonumstellung aufs soziale Umfeld10. Kapitel Well-Aging statt Anti-Aging: gesundes ÄlterwerdenRück- und AusblickGlossar: die 100 meistgestellten Fragen & Antworten rund um die WechseljahreHinweisZum Weiterlesen
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Einleitung

Gewöhnlich kommt jede Frau in die Wechseljahre, doch diese sind wirklich alles – außer gewöhnlich!

Falls auch Sie zu den über 16 Millionen Frauen in Deutschland gehören, die zwischen 38 und 65 Jahre alt sind, dürfte Sie dieses Buch über die »heißen« Jahre brennend interessieren.

Die Wechseljahre. Nicht wirklich eine Lebensphase, auf die jede Frau sehnsüchtig wartet. Zu negativ ist sie in unserer Gesellschaft immer noch besetzt. Doch ob wir wollen oder nicht: Früher oder später erleben wir alle diese wechselhaften Zeiten. Ich selbst habe die Menopause bereits hinter mir gelassen und bin zu der festen Überzeugung gelangt, dass nicht die Wechseljahre selbst das eigentliche Problem darstellen – es ist die große Verunsicherung, die mit den körperlichen und seelischen Veränderungen durch die Hormonumstellung einhergeht.

Da Sie dieses Buch in den Händen halten, gehören Sie wahrscheinlich zu den zwei Dritteln der Frauen, die mehr oder weniger starke Beschwerden haben und wissen möchten, worin die Ursache dafür liegt – und was sie dagegen tun können. Ich widme es allen Frauen, die erfahren wollen, wodurch ihr Leben auf den Kopf gestellt wird. Sowie ihren Partner*innen, Kindern und Kolleg*innen, die das seltsame Wesen, das da plötzlich an ihrer Seite lebt oder arbeitet, verstehen möchten.

 

Ich selbst hätte mir das Know-how, das zwischen diesen Seiten steckt, damals für meine Wechselzeit gewünscht. Es setzt sich zusammen aus wissenschaftlichen Erkenntnissen, Beobachtungen der Komplementärmedizin sowie Inhalten meiner Aus- und Weiterbildung zur zertifizierten Wechseljahre-Beraterin. Aber es basiert auch auf meinem eigenen Erleben, intensiven Gesprächen mit Freundinnen, die meine Sichtweise immer wieder geschärft und erweitert haben – und vor allem auf Erfahrungsberichten all der Klientinnen, die ich in meiner zwölfjährigen Tätigkeit als Wechseljahre-Beraterin mit eigener Praxis in Einzelgesprächen, bei Vorträgen oder in Workshops beraten durfte. All die Begegnungen und Gespräche tragen dazu bei, dieses Buch mit »Leben« zu füllen.

 

Ob wir mit Ende 30, Mitte 40 oder Anfang 50 in die Wechseljahre kommen, hängt von vielen individuellen Faktoren ab wie vor allem der genetischen Disposition. Belastungen durch Umwelteinflüsse sowie physische und psychische Überforderung können zu einem vorzeitigen Beginn der Wechseljahre führen. Aber keine Frau wacht morgens auf und weiß: »Aha, jetzt ist es also so weit!« Manchmal kommen die Veränderungen eher schleichend daher, sodass wir uns gut in die neue Situation einfinden können, manchmal jedoch so schnell, dass wir das Gefühl haben, mit Vollgas gegen die Wand gefahren zu sein. Einigen machen eher körperliche Symptome zu schaffen, andere haben im seelisch-emotionalen Bereich ihre Probleme. Wieder andere kämpfen mit harten Bandagen gegen die Zeichen der Zeit. Forever Young? Den Feldzug gegen das Alter können wir nicht gewinnen.

Da wir alle sehr unterschiedlich geprägt sind, in unterschiedlichen Lebensverhältnissen stecken und individuelle Bedürfnisse haben, erlebt jede Frau die Wechseljahre anders. Der Verlauf der Wechseljahre wird auch von Faktoren wie der Selbstwahrnehmung, unserer Lebenszufriedenheit, der Anerkennung, die wir im Beruf, in unserer Partnerschaft und unserem sozialen Umfeld erfahren, sowie dem allgemeinen Gesundheitsstatus beeinflusst.

In diesem Buch finden Sie Antworten darauf, welche Symptome zu welcher Phase gehören und warum wir sie bekommen. Es ist hilfreich und wichtig zu wissen, welche Rolle die Hormone bei diesem Auf und Ab spielen – und was wir selbst unternehmen können, um den Umstellungsprozess, den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt, positiv zu beeinflussen. Gut informiert zu sein, stärkt unser Selbstbewusstsein und gibt uns Sicherheit. Wenn wir lernen, unsere Befindlichkeiten auch als Signale oder sogar als Weckrufe zu verstehen, wenn wir die Zeichen von Körper und Seele richtig deuten können, fällt uns der Umgang damit viel leichter – und die Beschwerden können meist deutlich gemildert werden.

Die Wechseljahre sind weder eine Krankheit, die es wegzutherapieren gilt, wie manch findige Pharmaunternehmen uns glauben machen wollen, noch ein Fluch, wie manche Frauen meinen. Aber sie fordern uns ganz schön heraus. Denn der Rhythmuswechsel kann unser Leben völlig aus dem Gleichgewicht bringen. Meist kommen physische und psychische Beeinträchtigungen als Kombipaket daher. Wenn wir uns nicht mit ihnen auseinandersetzen, können sie uns auf lange Sicht krank machen. Je nach Erziehung, Glaubenssätzen, Lebensstil und der Verdrängung der Signale können sich die Probleme verstärken oder heftiger ausfallen. Aber keine Angst: Ich gebe Ihnen allerlei bewährte Maßnahmen und Mittel zur Linderung von Beschwerden an die Hand.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten – das gilt auch für die Wechseljahre. Momente voller Zweifel wechseln sich ab mit Momenten voller Zuversicht. Da die Hormonumstellung in mehreren Phasen verläuft, kann sich dieser Prozess über einen Zeitraum von mehreren Jahren hinziehen. Von fünf bis hin zu 15 Jahren ist alles dabei – eine verdammt lange Zeit! Doch das macht auch Sinn. So haben wir ausreichend Gelegenheit, die Dinge zu regeln, die wir verändern möchten oder sogar müssen. Und wenn wir unsere »Altlasten« erst einmal entsorgt haben, können wir mit Gelassenheit, Leichtigkeit und Happiness in unsere Zukunft starten.

 

Worum es mir, neben individuellen Lösungen für Ihre persönliche Wechselzeit, vor allem geht: um einen Perspektivenwechsel, einen positiven Blick auf die Wechseljahre. Denn sie sind besser als ihr Ruf. Ich möchte Sie ermuntern und ermutigen zu entdecken, wie wegweisend und wertvoll dieser Umstellungsprozess sein kann. Tatsache ist: Die Wechseljahre sind eine Chance, unserem Leben noch einmal eine neue Richtung zu geben. Die Zeit, unsere ureigenen Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen. Zu überlegen, was noch auf unserer Bucket List steht, und bisher unerfüllte Lebensträume endlich Wirklichkeit werden zu lassen.

Doch bis dahin können uns stürmische Zeiten bevorstehen. Bis wir wieder in ruhigem Fahrwasser sind und Land in Sicht ist, gilt es, so manche Klippe zu umschiffen. Mit meinem Buch möchte ich Ihnen einen Leuchtturm der Orientierung, Klarheit und Sicherheit bieten. Ich möchte Sie dabei unterstützen, Ihren ganz persönlichen Weg durch diese turbulente Lebensphase zu finden. Stürzen wir uns in den folgenden Kapiteln gemeinsam ins Abenteuer Wechseljahre!

#Bin ich schon drin? Der Wechseljahre-Selbsttest

Mit diesen Fragen können Sie leicht herausfinden, ob der Hormonwechsel bei Ihnen schon im Gange ist:

ja

nein

Sind Sie zwischen 40 und 50 Jahre alt?

Sind Sie ohne erkennbaren Grund reizbarer, angespannter und nervöser als sonst?

Fühlen Sie sich in letzter Zeit schnell erschöpft oder überlastet?

Leiden Sie unter Konzentrationsproblemen oder Vergesslichkeit?

Bemerken Sie bisher unbekannte depressiven Verstimmungen, Antriebsarmut und/oder Stimmungsschwankungen?

Sind Sie öfter nah am Wasser gebaut?

Leiden Sie unter ungewohnten Ängsten bis hin zu Panikattacken?

Fühlen sich Ihre Brüste praller und empfindlicher an?

Bemerken Sie »schwere« Beine, geschwollene Finger oder Augenlider?

Leiden Sie öfter an Völlegefühl und aufgeblähtem Bauch?

Haben Sie öfter Verstopfung?

Hat sich Ihr Zyklus verändert, verkürzt, verlängert? Oder haben Sie unregelmäßige Blutungen?

Haben Sie ungewöhnlich starke oder schwache Blutungen? Oder sind diese längere Zeit komplett ausgeblieben?

Haben Sie neuerdings Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen?

Bemerken Sie plötzlich auftretende Schweißausbrüche oder Hitzewallungen?

Nehmen Sie zu, ohne Ihre Essgewohnheiten verändert zu haben?

Ist Ihre Haut ohne erkennbare äußere Ursache trockener geworden?

Leiden Sie auf einmal unter plötzlichem Herzrasen und Blutdruckschwankungen?

Haben Sie Schmerzen in Gelenken und Muskeln, die Sie bisher nicht kannten?

Leider Sie öfter unter Harnwegsinfektionen, häufigem Harndrang oder unwillkürlichem Harnabgang?

Sind Ihre Schleimhäute (Augen, Nase, Vagina) trockener geworden?

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1. Kapitel Meine ganz persönliche wechselhafte Geschichte

Mit 38 kam ich in die Wechseljahre. Mit 38?! Jawoll, und zwar mit Pauken und Trompeten! Die Wechseljahre – das ist was für »alte« Frauen, hatte ich immer gedacht. Warum mein Körper in dieser Zeit plötzlich anfing, verrücktzuspielen, wurde mir allerdings erst viel später klar. Das Frühwarnsystem war angesprungen, um mich auf die beginnenden hormonellen Veränderungen hinzuweisen – aber ich hatte damals noch keine Dolmetscherin an Bord und verstand die Signale nicht. Prämenopause, so hätte die Übersetzung gelautet.

Zu sagen, dass ich plötzlich an Konzentrationsstörungen litt, wäre eine verniedlichende Umschreibung der Tatsachen. Mein Kopf ähnelte mehr und mehr einem Sieb. Meine Vergesslichkeit nahm existenzbedrohende Züge an. Ich hatte die Buchhaltung der Firma meines Mannes nicht mehr im Griff. Immer häufiger gab es Rückfragen aus dem Steuerbüro zu fehlerhaften Buchungen und fehlenden Unterlagen. Unser ganzes Haus war gespickt mit Post-its. Jede Telefonnummer, jede PIN – bisher fein säuberlich in meinen Gehirnwindungen abgespeichert – musste notiert werden. Mehrfach war meine EC-Karte gierig vom Automaten geschluckt worden, als wäre er dem Tod durch Verdursten nahe, weil ich mich – selbst nach dem dritten Versuch – partout nicht an diese vier kleinen Ziffern erinnern konnte. An der Supermarktkasse lieh mir eine mir entfernt bekannte Frau Geld, als ich mein Portemonnaie vergessen hatte. Ich lebte in panischer Angst, irgendeinen wichtigen Termin zu verschwitzen. Peinlich, aber wahr: Einmal vergaß ich sogar, mein Kind von der Schule abzuholen!

Der zweite Schub ereilte mich im Alter von 42. Zu meinen Konzentrationsproblemen kamen weitere »Befindlichkeitsstörungen« hinzu: Ich fühlte mich komplett erschöpft und kraftlos. Nachts wälzte ich mich schlaflos im Bett hin und her. Um tagsüber gereizt zu sein und beim nichtigsten Anlass vor Wut an die Decke zu gehen. Schuld waren immer die anderen, wenn irgendwas nicht so funktionierte wie geplant. Auch mein Mann konnte mir nichts mehr recht machen. Phasenweise konnte ich ihn im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr riechen.

Ich verstand mich selbst nicht. Ich hatte doch ein erfülltes Leben: Ich war mit meinem Mann auf einer Wellenlänge, unsere zwei Töchter (vier und sieben) waren unser ganzes Glück. Wir hatten gerade nach unserem Umzug aus Köln gemeinsam die Arztpraxis meines Mannes in Gummersbach aufgebaut, die ich als Praxismanagerin leitete. Was war denn plötzlich mit mir los?

Als sich auch noch Herz- und Gelenkschmerzen dazugesellten, machte ich mir ernsthafte Sorgen um meinen Gesundheitszustand und suchte den Hausarzt meines Vertrauens auf. Nachdem alle Untersuchungen abgeschlossen waren, gratulierte er mir zu meiner tadellosen Verfassung: »Sie sind eine Frau in den besten Jahren! Biologisches Alter glatte zwei Jahre jünger als das kalendarische.« Alle Werte, alle Tests hatten keine Auffälligkeiten ergeben. »Sie müssen sich keine Sorgen machen, Frau Cornely-Peeters«, verkündete mein Arzt gut gelaunt. »Alles in bester Ordnung!«

Na, diese Meinung teilte ich nun allerdings überhaupt nicht. Nach drei Monaten wurden die Beschwerden sogar noch schlimmer. Ich war verunsichert, frustriert und verzweifelt, denn ich hatte überhaupt keine Erklärung für dieses Wesen von einem anderen Stern, das sich da in mir breitgemacht hatte. Da der jährliche Vorsorgetermin anstand, machte ich mich auch gleich noch auf den Weg zur Frauenärztin. Wie beim Hausarzt war auch hier alles im Lot.

Also dann – weitermachen wie bisher? Das ließ mein Körper nicht zu. Denn ich verspürte ein immer größeres Bedürfnis nach Ruhe und Alleinsein. Ich brauchte Zeit. Zeit für mich! Unter anderem buchte ich eine Auszeit in einem »Schweige«-Kloster. Eine wirklich grandiose Erfahrung! Ich musste mich niemandem erklären, wurde mit köstlichem Essen versorgt und holte mir Kraft in der Meditation, im Klostergarten und in der Klosterkapelle. Keine Verpflichtungen, keine Termine. Einfach nur Stille. Der Himmel auf Erden …

Wieder angekommen im Alltag als berufstätige Mutter und Ehefrau und Mitglied der Schulpflegschaft wurde mir schnell klar, dass ich in meinem gewohnten Tempo nicht mehr weiterarbeiten wollte – und offensichtlich auch nicht konnte. Denn nach einiger Zeit wiesen mir zunehmende Herzrhythmusstörungen, innere Unruhe und Panikattacken erneut den Weg zum Arzt.

Diverse Tests, EKG, Blutuntersuchungen – und wieder kein Ergebnis. Der sicher gut gemeinte Rat meines Hausarztes, mir mal eine Pause zu gönnen, vielleicht in den Urlaub zu fahren, brachte mich dann völlig aus der Fassung. Denn: Ich kam gerade aus dem Urlaub!

 

Kurz entschlossen machte ich mich selbst auf die Suche nach Antworten. Ich begann zu recherchieren: Zu was passten die Symptome? Beginnende Demenz? Hirntumor? Burn-out? Herzinfarkt? Diabetes? Ich hatte keine Ahnung. All diese Symptome auf einem Haufen ergaben für mich überhaupt keinen Sinn. Und dabei hatte ich als ausgebildete Fachschwester für Anästhesie und Intensivmedizin eigentlich gedacht, mich ein wenig mit der Materie auszukennen …

Je tiefer ich ins Internet eintauchte, desto größer wurden meine Augen: WECHSELJAHRE? War das des Rätsels Lösung? Ich konnte es kaum glauben.

Also wieder auf zur Gynäkologin. Die Frauenärztin bestätigte zwar: Nun ja, durchaus, einige Symptome würden schon zu den Wechseljahren passen – aber nein, das könne nicht sein, ich sei dafür noch viel zu jung. Außerdem fehlten die typischen Hitzewallungen. Ihr Erklärungsversuch: »Können Ihre Unruhe und die Panikstörungen nicht daran liegen, dass Sie unzufrieden sind, nicht ausgelastet?«

Ich dachte, ich höre nicht richtig! Unzufrieden? Ja, natürlich war ich unzufrieden – wie sollte ich mich denn sonst fühlen? Ich, die Powerfrau, war auf einmal energielos, lustlos und erschöpft! Aber was hieß hier nicht ausgelastet? Das war doch die Höhe! Ein Fulltime-Job in einer Arztpraxis, ein pubertierendes Kind, ein Ehrenamt in der Schule, der Haushalt und ein riesiger Garten, die ich ohne die Unterstützung irgendwelcher Servicekräfte bewältigte … Wenn das nicht ausgelastet sein sollte – was dann?

So zog ich unverrichteter Dinge wieder von dannen und fühlte mich wie ein Hypochonder. Bei meinem nächsten Termin bei der Frauenärztin bat ich um einen Hormontest. Ich wollte endlich Klarheit! Das niederschmetternde Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten: Hormonwerte out of order! Ich hatte die Werte einer 80-jährigen Frau – und das mit 46! Postmenopause – was für ein Schock! Denn das hieß im Klartext: Ich hatte die hormonelle Umstellungsphase, die Wechseljahre, schon fast hinter mir … Dass meine Periode schon länger ausgeblieben war, hatte ich auf die Verhütung mit der Hormonspirale geschoben, die die Menstruation unterdrückt.

Sosehr mir die Entdeckung auch zu schaffen machte – endlich hatte ich es schwarz auf weiß: Ich hatte mir das alles keineswegs eingebildet. Es bestanden definitiv Zusammenhänge zwischen den vielfältigen körperlichen und seelischen Symptomen, die mich so beängstigt hatten, und dem ganz natürlichen Rückzug der Hormone. Nun wusste ich Bescheid. Die »Aufklärung« des Falls gab mir meinen Seelenfrieden zurück.

Was außerdem wichtig für mich war: die Hormontherapie, die mir die Gynäkologin verordnete. Und die laut Laborarzt vor allem dazu dienen sollte, die angeblich unweigerlich drohende Osteoporose zu vermeiden. Innerhalb kürzester Zeit war ich wie ausgewechselt: Ich fühlte mich wie eine 20-Jährige auf der Balz. Ein Phänomen, das ich durchaus reizvoll fand – und mein Mann natürlich auch.

Neugierig geworden, was es mit diesem Phänomen auf sich hatte, recherchierte ich zum Thema Hormontherapie – und blieb reichlich irritiert und verunsichert durch die widersprüchlichen Aussagen von Schulmedizin, Pharmaindustrie und Presse zurück. Nachdenklich machte mich eine große Studie, die vor Jahren mit Frauen nach der Menopause durchgeführt wurde. Sie hatte gezeigt, dass sehr viele Probandinnen durch die Einnahme von Hormonen krank geworden oder sogar frühzeitig an den Nebenwirkungen verstorben waren. Also entschied ich mich für einen Kompromiss: Ich nahm die Hormone weiter ein – allerdings nur die niedrigste Dosis, die nötig war, um mich zu stabilisieren.

 

Eine Woche nach dem Befund ging’s aber erst mal mit meiner besten Freundin in den lange geplanten Mädelsurlaub nach Barcelona. Ich eröffnete ihr, dass sie wohl mit einer Frau in den Wechseljahren ihr Hotelzimmer teilen müsste. Völlig entgeistert fuhr sie an den Straßenrand und schaute mich mit konsterniertem Blick an: »Und mit dir soll ich jetzt Urlaub machen? Ich will Spaß und keine Wechseljahre!«

Schloss sich das wirklich aus: Spaß und Wechseljahre? Ich wusste es nicht, denn ich hatte mich noch nicht wirklich mit dieser Lebensphase beschäftigt. Warum auch? Wer mit Saft und Kraft mitten im Leben steht, macht sich keine Gedanken über »später«.

Eine gute Zeit hatten wir dann dennoch in Spanien. Wir schauten uns die Sagrada Família an, bummelten durch diese Stadt, die ein einziges Museum ist, und zogen abends ausgelassen durch Bars und Diskotheken. Aber die erste Reaktion meiner Freundin ließ mich nicht los. Und auch wenn der Drops Wechseljahre für mich nun schon fast gelutscht war: Ich wollte – besser spät als nie – Informationen. Antworten auf die vielen Fragen, die mir unter den Nägeln brannten. Nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub machte ich mich in der Buchhandlung auf die Suche nach Fachliteratur und fand ganze drei Bücher (!) zu diesem für jede Frau so wichtigen Thema …

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2. Kapitel Ach echt, so was gibt’s? Der Beruf der Wechseljahre-Beraterin

In einem dieser Bücher, die ich mir nach meiner »Diagnose« besorgt hatte, begegnete mir der Tipp: »Werden Sie doch Wechseljahre-Beraterin!« Die Generation der Babyboomer sei nun in der hormonellen Umstellungsphase, es gebe daher großen Bedarf, und dieses Angebot stopfe eine echte Lücke im deutschen Gesundheitssystem.

Die Idee stammt aus den Niederlanden, wo die Wechseljahre-Beratung schon vor vielen Jahren mit großem Erfolg in der Gesundheitsfürsorge für Frauen etabliert wurde. In unserem Nachbarland hat man früh erkannt: In unserer heutigen Konsum- und Leistungsgesellschaft stellen die Wechseljahre die herausforderndste Lebensphase für Frauen dar. Denn Stress und Überforderung führen dazu, dass Symptome stärker ausfallen als nötig. Wenn die hormonelle Umstellung einsetzt, kämpfen viele gerade damit, den Spagat zwischen Kindern und Job hinzubekommen, oder sind auf dem Karrieresprung oder auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Weil der Trend dazu geht, erst spät eine Familie zu gründen, fallen die Wechseljahre oft in eine Zeit, in der die Kinder noch klein sind und viel Zeit einfordern. Und auch kinderlose Singles und Paare wollen sich vieles leisten können und müssen dementsprechend verdienen.

»Wechseljahre-Beraterin? Puh, wer will denn bitte so was werden? Never ever!« Ich legte das Buch zur Seite und verschwendete keinen Gedanken mehr daran. Es ging mir ja wieder gut – körperlich zumindest. Doch mein Nervenkostüm und die schwankenden Stimmungen machten mir nach wie vor zu schaffen.

Aber als ich ein paar Monate später beim Aufräumen noch einmal darin blätterte, stieß ich wieder »zufällig« auf diesen Satz. Plötzlich war ich angefixt. Hätte nicht auch ich einen Tour-Guide durch das unwegsame Gelände der Wechseljahre bitter nötig gehabt? Mir viele Ängste und Sorgen ersparen können, wenn ich über die Auswirkungen der Hormonumstellung auf Körper und Seele Bescheid gewusst hätte? Könnte ich vielleicht anderen zur Seite stehen, die diese turbulenten Zeiten noch vor sich hatten oder mittendrin steckten? Denn vermutlich wissen die meisten Frauen ebenso wenig wie ich, warum sie Beschwerden haben, was da eigentlich im Körper los ist und vor allem: was sie Gutes für sich tun können.

 

So begann ich im Herbst 2008 meine Weiterbildung in einem Institut in Düsseldorf, in dem Schulmediziner*innen, Naturheilkundler*innen und Psychotherapeut*innen unterrichteten. In theoretischen und praktischen Sequenzen lernten wir viel über unsere Gedanken und Gefühle durch den Einfluss der Hormone, lernten wirksame Möglichkeiten kennen, unseren Sorgen und Ängsten nachzuspüren, tief verborgene Ursachen der Symptome zu entdecken und Lösungen sichtbar zu machen. Schon die ersten Stunden dieser sechs Monate dauernden Weiterbildung zur Wechseljahre-Beraterin, die uns Frauen das Rüstzeug mitgab, eine eigene Praxis zu führen, Vorträge zu halten und Workshops zu leiten, öffneten mir die Augen, rückten so viele Dinge ins rechte Licht! Endlich gab es Erklärungen für all meine Beschwerden, endlich konnte ich die Zusammenhänge zwischen meinen körperlichen und seelischen Veränderungen und die tiefere Bedeutung der Wechseljahre verstehen. Mehr und mehr entwickelte ich mich zur Dolmetscherin für die Sprache der Hormone.

Ich erfuhr, dass zwei Drittel aller Frauen zwischen Ende 30 und Mitte 60 an Beschwerden leiden, mal mehr, mal weniger – und zwar unabhängig von Bildung, Status oder sozialer Herkunft. Nur ein Drittel kommt ganz ohne Begleitsymptome durch diese Zeit und wird sich meist erst im Rückblick bewusst, dass sie diese Lebensphase mehr oder weniger »unbemerkt« durchlaufen haben. Das war ein Schlüsselerlebnis für mich, dass die Wechseljahre so unterschiedlich wahrgenommen werden, und ich wollte wissen, warum das so ist. Mir wurde außerdem bewusst, wie viel Irritation es über diesen Lebensabschnitt, überhaupt über unser »Frausein«, gibt. Ich brannte darauf, direkt nach Abschluss der Weiterbildung Anfang 2009 meine eigene Praxis im oberbergischen Gummersbach zu eröffnen. Denn ich wollte mein Wissen an möglichst viele Betroffene weitergeben.

 

»Wechseljahre, was ist das überhaupt?« Mein erster großer Vortrag als fertig ausgebildete Wechseljahre-Beraterin vor einer Gruppe von 30 interessierten Frauen im Alter zwischen 40 bis 79 Jahren in der Kreisvolkshochschule in Gummersbach war sehr spannend und aufregend für mich. Treffen meine Ausführungen den Zeitgeist der Frauen? Finden sie sich wieder mit ihren eigenen Themen? Eine der Teilnehmerinnen fiel mir besonders auf. Sie hörte sehr aufmerksam zu und schaute des Öfteren erstaunt und überrascht. In der Abschlussrunde erzählte sie, dass sie anscheinend nun schon seit zwei Jahren in der Postmenopause sei und bis auf kurzfristige Schlafprobleme bislang keinerlei Symptome hatte. Sie war ganz erstaunt, dass die Hormonumstellung so vielfältige Begleitsymptome mit sich bringen kann.

Die meisten haben keine Ahnung, dass der Beruf der Wechseljahre-Beraterin überhaupt existiert. »Ach echt, so was gibt’s?« Das höre ich oft – viel zu oft. Und wer davon erfährt, fragt sich: Was tun die überhaupt? Frauen beraten, die in den Wechseljahren sind, na klar! Aber wie genau?

Als professionelle Wechseljahre-Beraterin – in Deutschland ist Wechseljahre-Beratung kein Berufsbild, sondern eine Zusatzbezeichnung im Rahmen des Leistungsspektrums einer Gesundheitsberatung – biete ich Rat suchenden Frauen vor allem einen »geschützten Raum«, damit sie alles, was sie belastet, endlich einmal aussprechen können. Denn viele haben – in dieser Lebensphase, in der sie sich ja selbst nicht mehr verstehen – Angst vor Zurückweisung, davor, schräg angeguckt zu werden. Wenn die Klientinnen niedergeschlagen oder bedrückt in die Beratung kommen, trauen sie sich anfangs kaum, offen über ihre Emotionen zu sprechen, weil sie ihre Empfindungen als »seltsam« oder »nicht richtig« erfahren. Was sie sich im Besonderen wünschen: sich wahrgenommen und verstanden zu fühlen, dass ihre Beschwerden, Ängste und Sorgen ernst genommen werden. Oftmals finden sie nicht einmal bei Freundinnen den erhofften Trost, stoßen sogar auf Unverständnis (siehe folgendes Fallbeispiel).

Fallbeispiel aus meiner Praxis

Vor einigen Jahren stellte ich im Rahmen der Akquise mein Projekt »Wechseljahre-Beratung« in einer Behörde vor. Die zuständigen Abteilungsleiterinnen waren hellauf begeistert, dass es ein solches Angebot überhaupt gibt, und fragten interessiert nach. Aber eine der Damen war mehr als skeptisch. Sie berichtete von einer Freundin, die sich in letzter Zeit überhaupt nicht mehr unter Kontrolle hätte. »Sie heult ständig rum und ist so was von unentspannt. Ständig ruft sie mich an und erzählt mir, dass sie in letzter Zeit tieftraurig ist und Schlafstörungen ihr die ganze Energie rauben. Der habe ich letztens ganz schön Bescheid gegeben: ›Stell dich nicht so an, das ist doch völlig normal in dieser Zeit, das geht vorbei‹, habe ich zu ihr gesagt. Ich finde, dass die Wechseljahre einen Programmpunkt im Leben einer Frau darstellen, den wir einfach zu meistern haben. Pubertät und Schwangerschaft sind auch schwierige Zeiten. Also: nur kein Aufsehen, Pobacken zusammenkneifen, Augen zu und durch.«

Ich war überrascht und erschrocken über diese heftige Reaktion. Wie schön wäre es doch, wenn Frauen gerade in Zeiten des Gefühlschaos solidarischer und verständnisvoller wären. Die Frage ist außerdem: Warum sollten wir uns mit möglicherweise während der Hormonumstellung auftretenden Beeinträchtigungen abfinden, wenn es doch Abhilfe gibt? Der Austausch mit einer unabhängigen Beraterin hätte in diesem Fall sicher eine sehr gute Unterstützung sein können.

Der beste Zeitpunkt, eine Wechseljahre-Beraterin aufzusuchen bzw. sich mit den wechselhaften Jahren zu beschäftigen? Mit Anfang 40, würde ich sagen. Denn es gibt nichts daran zu rütteln: Jede Frau ist irgendwann in den Wechseljahren. Viele warten zu lange, suchen erst Hilfe, wenn Hitzewallungen zu durchgeschwitzten und schlaflosen Nächten geführt oder Stimmungsschwankungen sich zu heftigen depressiven Verstimmungen ausgewachsen haben – getriggert durch den Hormonwechsel. Der Verlust unserer Fruchtbarkeit ist vergleichbar mit dem Entbundenwerden: Wenige Tage nach der Geburt verändert sich der Hormonspiegel rapide. Einige Hormone ziehen sich schlagartig zurück, weil sie für die Versorgung des Babys nicht mehr gebraucht werden. Durch den »kalten Entzug« kann es zum sogenannten Baby-Blues kommen.

In der Lebensmitte erleben wir mitunter den Wechseljahre-Blues. Der Rückzug der Geschlechtshormone kann uns ganz schön aus den Latschen hauen. Die Folge: Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen, emotionale Labilität und Niedergeschlagenheit. Ein aufklärendes Gespräch mit einer professionellen Wechseljahre-Beraterin, die diese und andere Zusammenhänge frühzeitig deutlich macht, kann in hohem Maße dazu beitragen, seelische Spannungen zu verringern bzw. gar nicht erst entstehen zu lassen. Um dieser Lebensphase gelassen entgegenzusehen, macht es also Sinn, sich so früh wie möglich zu informieren.

Als Wechseljahre-Beraterin bin ich Zuhörerin, Gesprächspartnerin und Mutmacherin zugleich. Ich erkläre, dass alles so sein darf, wie die Frauen es eben empfinden. Die lösungsorientierte Gesprächsführung ermöglicht den Frauen, sich ihrer Situation bewusst zu werden und ihre Lösung selbst zu entdecken. Die ganzheitlich orientierte Herangehensweise ist mir ein wichtiges Anliegen, denn Körper, Geist und Seele gehören untrennbar zusammen. Leider immer noch kein selbstverständlicher Aspekt in der (Frauen-)Gesundheitsfürsorge. Im Coaching überlege ich gemeinsam mit der Klientin, welche Strategie für sie die passende ist, um Symptome zu lindern und Wohlbefinden zu fördern. Dabei orientiere ich mich an ihren individuellen Bedürfnissen und unterstütze sie dabei, eigene positive Strategien zur Bewältigung und Gestaltung ihrer Wechseljahre zu entwickeln. Nicht jede findet im Yoga Entspannung und nicht jede bekommt Energie durch Sport. Es ist wie immer im Leben: Es gibt nicht nur die eine richtige Herangehensweise, den einen richtigen Weg. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass Frauen wieder lernen, auf ihre Instinkte, ihre innere Stimme zu vertrauen.

Diejenigen, die mich aufsuchen, sind auch meist sehr wissbegierig. Sie wollen genau verstehen, wie sich ihr Körper im Wechsel verändert, welchen Einfluss die Hormonumstellung auf die Psyche hat und vor allem, wie sie sich auf diesen Lebensabschnitt vorbereiten bzw. ihn gut meistern können. Einige haben sich vorab im »Netz« informiert und sind schon über vieles im Bilde. Auf wichtige individuelle Fragen finden sie dort jedoch keine Antworten. Wieder andere suchen meinen Rat, weil sie sich durch die Flut oft widersprüchlicher Informationen eher verunsichert als gut informiert fühlen. Und darin sehe ich meine Rolle als Wechseljahre-Beraterin auch: aufzuklären.

Unter anderem klären wir auf über das Geschehen im Hormonhaushalt und den Sinn der hormonellen Umstellung. Ich selbst habe mich zur Hormonfachkraft in der »HormonSelbsthilfe« ausbilden lassen, einer unabhängigen Initiative von medizinischen Fachkräften und Betroffenen. Die Aufklärung über die Macht der Hormone ist daher ein besonders wichtiger Aspekt in meiner Beratung. Ich informiere über die Möglichkeiten und die individuelle Sinnhaftigkeit der bioidentischen Hormonanwendung. Im Gegensatz zu den bei einer klassischen Hormonersatztherapie verabreichten Hormonen haben bioidentische Hormone den Vorteil, dass man sie über die Haut verabreichen und gezielt symptom- und bedarfsorientiert dosieren kann. Ein Speichelhormontest (SHT), der in spezialisierten Laboren bestellt und zu Hause durchgeführt wird, kann Aufschluss darüber geben, ob eine hormonelle Unterversorgung vorliegt. Und ob das Verhältnis der Hormone zueinander im Gleichgewicht ist. Nach einem ausführlichen Informationsgespräch und der Besprechung des Ergebnisses informiere ich die Klientin über mögliche Vorgehensweisen. Ich kläre auch über die Wichtigkeit von Mineral- und Vitalstoffen auf, die enormen Einfluss auf unser inneres Gleichgewicht und die Gesundheit haben. Eventuelle Vitalstoffmängel sichtbar zu machen und gezielt zu ergänzen, ist von großer Bedeutung, denn schon allein dadurch können körperliche Symptome drastisch reduziert werden. Zu den vielfältigen Tipps zur Linderung von Beschwerden gehörten auch das weite Feld der Heilkraft der Ernährung, die Kräuterkunde, Entspannungstechniken und Ausdauersport. Als Nordic-Walking-Instructorin weise ich Frauen mit Lust an der Bewegung in die effektive Sportart des »Stöckelns« ein.

Jede in Deutschland tätige Beraterin hat ihre eigenen Schwerpunkte. Dadurch sind wir enorm vielseitig. Wir alle setzen uns auf ganzer Linie für die körperliche und seelische Gesundheit der Frauen im Wechsel ein.

 

Der Besuch bei einer Wechseljahre-Beraterin ersetzt allerdings nicht gänzlich das Durchchecken beim Arzt. Es beruhigt natürlich ungemein, wenn durch eine medizinische Untersuchung abgeklärt wurde, dass sich hinter den »Symptomen« keine ernsthafte Erkrankung verbirgt. Das ist ohne Frage wichtig!

Allerdings: Wenn Frauen einem Arzt oder einer Ärztin ihre Symptome schildern, müssen sie noch immer damit rechnen, nicht wirklich ernst genommen zu werden. Denn diese Symptomvielfalt ergibt nicht das eine Krankheitsbild – und die Medizin beschäftigt sich nur mit Krankheiten. Wir sind jedoch »nur« in den Wechseljahren – ein bisschen überspannt, ein bisschen panisch und ein bisschen schlaflos, mit Herzrasen, Knochenschmerzen und vegetativer Dystonie, wie das so schön heißt.

Ich selbst habe ja mit Anfang 40 am eigenen Leib erfahren, wie verstörend und verunsichernd es ist, wenn einem kein Mediziner erklären kann, was mit einem los ist. Ich hatte das Gefühl, ein Hypochonder zu sein, nicht ernst genommen zu werden. Die Erkenntnis, dass es so etwas gibt wie »Frau, Anfang 40, in den Wechseljahren«, setzt sich erst jetzt, 15 Jahre später, so nach und nach durch. Viele Klientinnen berichten mir von ähnlichen Erfahrungen. Auch sie haben oft schon einiges hinter sich, bis sie den Weg zu mir gefunden haben. Oft höre ich so etwas wie: »Ich war schon überall und niemand konnte mir wirklich helfen. Sie sind meine letzte Hoffnung, Frau Cornely-Peeters. Ich habe den Tipp von einer Freundin bekommen, sie hat mich überhaupt erst darauf gebracht, dass meine Beschwerden mit den Wechseljahren zusammenhängen könnten.«

Es ist extrem wichtig, sogar essenziell für betroffene Frauen, verständnisvolle Unterstützung zu bekommen, damit sie nicht glauben, sie seien hysterisch, verrückt oder gar schwer krank. Viele kommen direkt vom Gynäkologen oder aus der Apotheke zu mir, versorgt mit Hormonen, die sie eigentlich gar nicht nehmen wollen, mit Antidepressiva, die ihre Stimmungen aufhellen sollen, Blutdrucksenkern, um ihnen den Druck zu nehmen, und Schlaftabletten oder Beruhigungsmitteln, die eine ruhige Nacht versprechen. Aber es zeigt sich immer wieder, dass ein (auf-)klärendes Gespräch so viel mehr bewirken kann als ein die schnelle Linderung versprechendes Rezept. Ich sehe meine Arbeit als wichtige und längst überfällige Ergänzung zur schulmedizinischen und gynäkologischen Versorgung. Als eine Bereicherung der modernen Frauen-Gesundheitsfürsorge, analog zur Zusammenarbeit von Gynäkolog*innen und Hebammen.

Leider ist das Angebot der Wechseljahre-Beratung in Deutschland noch nicht im Gesundheitssystem integriert und somit in der Regel aus eigener Tasche zu zahlen. Aber selbst wenn Ihre Krankenkasse eine Erstattung der Kosten ablehnt: Ich bin sicher, das Geld ist gut angelegt! Der Austausch mit einer Wechseljahre-Beraterin bietet ein hohes Maß an Orientierung, nimmt die Angst und trägt zu einer sehr viel größeren Akzeptanz der Wechseljahre und einem selbstsichereren Umgang mit unangenehmen Begleitsymptomen bei. Daher ist es nicht unüblich, dass Frauen nur einen Besuch wahrnehmen. Bei denjenigen, die mehrmals zur Beratung kamen, konnte ich beobachten, dass sie den zu Beginn als krisenhaft empfundenen »Zustand« als eine bereichernde, chancenreiche Lebensphase für sich entdecken konnten. Als eine Zeit der persönlichen Weiterentwicklung, des persönlichen Wachstums. Veränderungen sind für alle Menschen und zu jeder Zeit eine Herausforderung – und die Hormonumstellung der Frauen nimmt tatsächlich noch einmal eine Sonderrolle ein.

 

Die höchste Wertschätzung ist für mich, wenn die Klientinnen nach dem etwa anderthalbstündigen Erstgespräch positiv gestimmt und gestärkt meine Praxis verlassen. Sich aufrechten Ganges, mit festem Händedruck und einem Lächeln auf den Lippen verabschieden. Dankbar, erleichtert, dass ihre Fragen beantwortet werden konnten, und in der Gewissheit, dass es Lösungen gibt für ihre Probleme, die zunächst unlösbar schienen. Immer wieder aufs Neue bin ich fasziniert über die Aha-Erlebnisse jeder Einzelnen.

Und weil ich in meiner Praxis sehe, wie sehr meine Beratung Frauen im Wechsel bereichert und ihr Leben positiv verändert, habe ich mich dazu entschlossen, dieses Buch zu schreiben. Denn ich möchte möglichst viele erreichen und an meinem Wissen teilhaben lassen.

Liebe Frauen, es ist mir eine große Freude, auch Sie mithilfe dieses Buches zu unterstützen und Sie ein Stück des Weges durch Ihre wechselhaften Zeiten zu begleiten. Meine Erfahrung ist: Sie sind der Start in eine spannende zweite Lebenshälfte! Klingt doch gut, oder?

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3. Kapitel Was soll der Scheiß? Vom Sinn der Wechseljahre

Fallbeispiel aus meiner Praxis

»Frau Cornely-Peeters, das ist ja gut und schön, was Sie mir da über die Wechseljahre erzählen. Dass eine große Chance darin liegt, noch einmal neu durchzustarten. Aber ich bin rundherum zufrieden. Ich habe einen tollen Job und eine wunderbare Familie, bin gesund und leistungsfähig. Es gibt nichts zu regeln, alles ist gut. Ich möchte und muss mich nicht verändern. Also was soll das Ganze? Warum kann nicht alles einfach so bleiben, wie es ist?!«

Durch die Gespräche mit meinen Klientinnen weiß ich, dass Frauen Sinn und Zweck der Hormonumstellung oft gar nicht bewusst sind. Ich war ja genauso ahnungslos. Was sicher daran liegt, dass die Wechseljahre immer noch ein Tabuthema sind und wir uns überhaupt nicht oder erst, wenn es uns selbst (be-)trifft, damit auseinandersetzen. Langsam scheint sich etwas daran zu verändern – aber es ist nach wie vor definitiv kein Thema, das ganz ungezwungen bei Kaffee oder Cocktail erörtert wird. Wechseljahre sind irgendwie »iihh!«. Daran hat sich in all den Jahren nichts geändert, seit ich als eine der ersten professionellen Wechseljahre-Beraterinnen Deutschlands mit meinen Kolleginnen von »Frau im Wechsel« – die bundesweite Arbeitsgemeinschaft von Wechseljahre-Beraterinnen in Deutschland – händeringend ein anderes Wort für »Wechseljahre-Beraterin« suchte. Denn wir fürchteten, die Frauen damit zu »verschrecken«.

Dabei ist die Übergangsphase von der fruchtbaren Zeit einer Frau in einen neuen Lebensabschnitt kein Anlass für Angst und Schrecken, sondern ein ganz natürlicher Prozess. Der Zyklus ist jetzt überflüssig. Der Körper bildet immer weniger weibliche Geschlechtshormone, wodurch die Monatsblutungen immer seltener werden, bis es schließlich zur letzten Menstruationsblutung kommt – der sogenannten Menopause. (Der Begriff »Menopause« wird bisweilen übrigens fälschlicherweise gleichgesetzt mit den Wechseljahren.) Wann die letzte Regel stattgefunden hat, wird erst rückblickend klar: dann, wenn über einen Zeitraum von mindestens zwölf Monaten keine Blutung mehr stattgefunden hat.

Eine andere Bezeichnung für die Wechseljahre lautet Klimakterium. Was für ein Wort – passend zum aktuellen Klimawandel: Die ganze Welt ist in den Wechseljahren, im Umbruch. Um uns herum spüren wir die Auswirkungen, wenn ein (Öko-)System aus der Balance gerät: Es kommt, frei nach dem Komiker Johann König, zu starken Schwankungen, Orkanstürmen, Hitzeperioden und »Trockenzeiten« …

»Klimakterium« leitet sich vom Lateinischen »climacter« bzw. vom Griechischen »klimaktér« ab, was so viel bedeutet wie Stufenleiter, Lebensstufe oder auch: kritische Phase im Leben. Und ja, die hormonellen Umstellungsprozesse, welche enormen Einfluss auf Körper, Geist und Seele haben können, stürzen viele Frauen durchaus in eine Krise. Nachdem unser Körper drei Jahrzehnte nach der Pfeife der Hormone getanzt hat, gerät er aus dem Takt und muss sich einen neuen Rhythmus suchen. Das geht oft nicht ohne Komplikationen vonstatten, den ein oder anderen Stolperer oder Aussetzer. Die Wechseljahre können durchaus der Auslöser für eine Midlife-Crisis sein.

Jede(r) weiß, dass die Pubertät eine Phase hormoneller Turbulenzen ist, in der massive Umbauprozesse im Gehirn stattfinden. Die Jugendlichen sind in einer Art Ausnahmezustand. Alles, was gestern noch Gültigkeit hatte, wird über den Haufen geworfen, es wird gezickt und getobt, was das Zeug hält. Für alle Beteiligten ist diese Zeit enorm anstrengend. Doch trotz aller Widrigkeiten ist den meisten Menschen klar: Diese Phase gehört zwingend zum Leben dazu; Abgrenzung und Auflehnung stellen einen wichtigen Entwicklungsschritt auf dem Weg zum Erwachsenwerden dar. Die Pubertät gilt als absolut notwendig und normal – sie ist quasi gesellschaftlich anerkannt.

Reagieren wir Frauen in den Tagen vor unserer Regel zickig oder sind scheinbar ohne Anlass traurig, heißt es regelmäßig: »Na, sind’s wieder die Hormone?« Auch wenn in dieser vor allem von Männern gestellten Frage oft ein gewisser spöttischer Unterton mitschwingt: Sie zeigt, dass die hormonbedingten Stimmungsschwankungen im Zyklus zwar als nervig, aber andererseits eben als ganz natürlich empfunden werden.

Auch bei Schwangeren waltet Nachsicht. Selbst wenn die Schwangerschaft nicht immer ohne Risiken und Nebenwirkungen verläuft – wir nehmen die durch die Hormonumstellung verursachten Beschwerden und Stimmungsschwankungen als einen üblichen Begleitumstand dieser Phase wahr und können uns meist gut damit arrangieren. Da muss frau eben durch, damit neues Leben entstehen kann!

 

Doch bei den Wechseljahren herrscht allgemeine Ratlosigkeit: Welchen Sinn soll diese Übung bloß haben? »Ach, Meno – warum müssen wir überhaupt diese Scheißwechseljahre durchmachen?« Diese Frage wird mir sowohl in der individuellen Beratung als auch in Workshops regelmäßig gestellt (und ehrlich gesagt habe ich sie mir selbst im Nachhinein auch gestellt, als mir klar wurde, dass ich zu den Frauen gehörte, die mit heftigen Umstellungssymptomen zu kämpfen haben). Oft heißt es: »Reicht es denn nicht, dass wir Monat für Monat unter Zyklusbeschwerden leiden, turbulente Schwangerschaften erleben, unter höllischen Schmerzen unsere Babys auf die Welt bringen? Wenn es nach mir ginge, könnten die Wechseljahre ersatzlos gestrichen werden!«

Aber irgendetwas muss sich die Natur doch dabei gedacht haben! Zugegeben: Der Sinn der Wechseljahre erschließt sich erst bei genauerer Betrachtung.

Zum einen ist da der körperliche Nutzen: Die Hormonhochlage der Östrogene, die für unsere fruchtbaren Jahre absolut erforderlich ist, wird auf ein nun »verträgliches« Maß heruntergefahren – und damit erweist uns unser Körper einen Liebesdienst: Denn Östrogene sind hochaktive Wachstumshormone, die dafür zuständig sind, Gewebe wie Brustdrüsen, Ovarien und Gebärmutterschleimhaut für eine mögliche Schwangerschaft regelmäßig auf- und umzubauen. Doch nach drei Jahrzehnten Zyklusaktivität ist es gut, dass damit nun Schluss ist. Denn mit zunehmendem Alter sind die Zellen nicht mehr so reaktionsfreudig wie bisher, was das Risiko steigen lässt, dass diese Umbauprozesse nicht mehr so glatt und reibungslos ablaufen wie in jüngeren Jahren. Zellstoffwechsel-Prozesse könnten, je älter wir werden, außer Kontrolle geraten und zu Zellwucherungen und Zellentartungen, sprich: Krebs, führen. Die Östrogenproduktion herunterzuregulieren, hat also das sinnvolle Ziel, »zügellose« Wucherungen zu verhindern und das (Brust-)Krebs-Risiko zu senken.

Weitere positive Nebeneffekte des Hormonrückzugs: Schmerzhafte Menstruationsbeschwerden gehören der Vergangenheit an. Das Geld, das wir bisher in Hygieneartikel wie Binden und Tampons investieren mussten, können wir für schöne Dinge oder Aktivitäten, die uns wirklich Freude machen, ausgeben. Die Sorge vor einer ungewollten Schwangerschaft sind wir los und wir brauchen uns keine Gedanken mehr um Verhütung zu machen. Nach der Menopause bilden sich auch eine eventuell vorhandene Endometriose (versprengte Gebärmutterschleimhaut in der Bauchhöhle) oder kleinere Myome teilweise oder sogar ganz wieder zurück; Migräneattacken können nachlassen oder völlig verschwinden.

 

Auch wenn viele Frauen heute später Mütter werden als früher: Die Evolution hat es so eingerichtet, dass wir nur bis zur Lebensmitte fortpflanzungsfähig sind und in möglichst jungen Jahren eine Familie gründen sollten. Wenn wir noch voll in Saft und Kraft stehen, gesünder und belastbarer sind, mehr Energie haben, um eine kräftezehrende Schwangerschaft und die uns jahrelang fordernde Kinderzeit gut zu meistern. Auch unsere Eizellen sind in jüngerem Lebensalter noch frisch und munter, wodurch die Wahrscheinlichkeit für Fehlgeburten und eine Behinderung beim Kind sehr viel geringer ausfällt, als das bei älteren Müttern der Fall ist. Die Familienplanung mit Ende 30 abzuschließen, birgt auch Vorteile für unsere eigene Lebensplanung. Schließlich brauchen Kinder bis zu 20 Jahre, bis sie auf eigenen Beinen stehen. Mit der Menopause, die meist zwischen 45 und 55 stattfindet, werden die Frauen und/oder Mütter dann nahezu gleichzeitig aus der biologischen und oder familiären Versorgerrolle entlassen. Können sich wieder auf sich selbst konzentrieren, noch mal mit neuen Projekten durchstarten.

Andererseits kann der Babywunsch für die 40-jährige Frau das wichtigste Projekt in der Lebensmitte darstellen. Die späte Mutterschaft genau das Richtige sein, um erfüllt in die zweite Lebenshälfte zu starten, da sie bis hierher frei und selbstbestimmt ihre berufliche Karriere verfolgen konnte. Es ist ein Segen der Emanzipation, dass Frauen sich zunächst ganz bewusst ihrer Ausbildung und dem Aufbau ihrer Karriere widmen können, bevor sie Mütter werden. Für unsere Gesellschaft stellt sich allerdings die Aufgabe, wie Frauen (und Männern) die Familiengründung parallel zum Fußfassen im Beruf ermöglicht werden kann – zumal dadurch verhindert werden könnte, dass so viele arbeitende Frauen letztlich ungewollt kinderlos bleiben.

Die Bedeutung der Wechseljahre für unser persönliches Lebensglück

Oft stellen wir in den Wechseljahren fest: Unser Lebensentwurf, das Leben, was wir bisher als ganz selbstverständlich für uns angenommen, manchmal vielleicht eher hingenommen haben, passt so nicht mehr. So gesehen liegt der Sinn der Wechseljahre darin, einmal innezuhalten. Und vielleicht sprechen wir deshalb von Meno-Pause. Unser Körper drückt die Stopp-Taste – und wir haben die Gelegenheit, uns zu sammeln, eine Pause einzulegen, einfach nur zu sein. Weg vom Autopiloten zur Alltagsbewältigung hin zu einem selbstbestimmten Leben.

Die Frauen sehnen sich – so jedenfalls die Erfahrung aus den Gesprächen in meiner Praxis – nach mehr Authentizität und ja, auch nach »Seelenfrieden«. Danach, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Ihr Leben zu überdenken, möglicherweise festzustellen, dass die Zeit reif ist, ihre Lebensrollen neu zu definieren. Je nach persönlichen Umständen kann das für jede Frau natürlich vollkommen unterschiedlich aussehen. Der einen geht es darum, sich Freiräume zu schaffen, um Zeit für die Dinge zu bekommen, die ihr immer wichtiger werden. Die andere hat nach dem Auszug der Kinder plötzlich viel Zeit und Raum für sich und sucht nach einer erfüllenden Beschäftigung.

 

Der Sinn der Wechseljahre liegt also auch darin herauszufinden:

Was macht mir Spaß und Freude?

Wo sprudeln meine Kraftquellen? Was gibt mir neue Energie?

Wann empfinde ich das größte Glück?

Schon die Beschäftigung mit solchen Fragen entschleunigt, trägt zu mehr Gelassenheit und innerer Ruhe bei. Und nur in der Ruhe liegt die Kraft für Neues. Auch die Auseinandersetzung mit den körperlichen und seelischen Nebeneffekten der Wechseljahre ist dabei hilfreich – auch wenn es oft Zeit und vor allem Geduld braucht, das so zu sehen.

 

Denn die Begleitsymptome

können extrem verunsichern,

uns wütend oder traurig machen,

uns Schmerzen bereiten,

uns »ausbluten« lassen,

uns den Schweiß aus den Poren treiben,

uns nicht mehr schlafen lassen oder

uns sogar in depressive Verstimmungen abgleiten lassen.

All das sind Signale unseres Körpers – und es liegt an uns, ob und wie wir sie wahrnehmen, ob und wann wir die Botschaft dahinter entdecken. Heißt zum Beispiel weniger Energie zu empfinden nicht letztendlich auch, dass wir den Gründen dafür nachspüren sollten: Was raubt mir unnötig Kraft? Wo habe ich mir zu viel aufgehalst? Wird es Zeit, kürzerzutreten, Aufgaben abzugeben, mir eine Auszeit zu nehmen oder viele kleine Auszeiten in den Alltag einzubauen?