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Ich möchte meine Leser, auf humorvolle und auch ernsthafte Weise die Erkrankung ADHS nahebringen. Anhand unserer Familie, die fast alle vom ADHS betroffen sind, versuche ich zu erzählen, wie es ist mit der Krankheit zu leben und klarzukommen. Es gibt sicherlich genug Sachbücher zu dem Thema, deswegen wollte ich es bildlicher machen, mehr Erfahrungsberichte einbringen. Es gibt immer mehr Menschen, die davon betroffen sind, aber das Verständnis der Umwelt ist oft nur wenig oder gar nicht vorhanden. Menschen, die vom ADHS/ ADS betroffen sind, haben oft mit sich und ihrer Umwelt zu kämpfen und ich möchte aufzeigen, wie wichtig es ist, die Diagnose für sich zu kennen, um einen anderen Umgang damit zu kriegen. Wir haben viel erlebt in unserer Familie und auch oft gelacht über viele Begebenheiten.
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Seitenzahl: 106
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Ich wusste erst nicht,wie ich diesen Blog aufbauen soll,wie anfangen. Ich wollte unterhaltend ,witzig und überhaupt alles sein.Wie ein ADHSler ebenso denkt. Ich hatte mir vorgestellt mich kurz vorzustellen,meine Familienverhältnisse und Geschichten aus dem Leben zu erzählen.
Ich stelle immer wieder fest,das durch meine lockere und humoristische Ader, die viele Menschen und Patienten zum Lachen bringt ,oft eben auch an meiner Ernsthaftigkeit und Tiefe gezweifelt wird. Muss man,nur weil das Leben manchmal schwer ist, den ganzen Tag mit hängenden Schultern und genug Drama im Gesicht rumlaufen? Ich für meinen Teil sage nein und ich glaube, das es daher rührt, das ich ADHS habe. Segen und Fluch zu gleichen Teilen.
Ich selbst habe erst vor 5 Jahren erfahren ,das ich ADHS habe , wusste aber instinktiv immer, das ich irgendwie anders war. Ich war immer ein kleiner Rebell ,wollte aber trotzdem dazu gehören. Ich konnte manchmal Dinge, die andere und mich selbst erstaunten und dann widerrum die einfachsten Sachen überhaupt nicht, was mich dann an meiner Intelligenz zweifeln liess.
Eine Ärztin ( ich war natürlich oft in Therapie, wegen Depressionen) sagte mir einmal ganz locker, ich könnte ohne weiteres Abitur machen. Ich drehte mich um, um zu gucken, ob hinter mir noch jemand sitzt und dachte irritiert, das sie wohl mich meinte . Ein anderer Arzt machte einen Intelligenztest mit mir, der 135% ergab . Es gibt Tage, da denke ich, ich bin intelligent, die sind aber eher gezählt . Der Rest der Zeit, wird duch Vergesslichkeit, negative Rückmeldungen von anderen , diese Sichtweise wieder zerstört und die meiste Zeit zweifelt man an sich.
Ich lebe jetzt seit 4 Jahren in der Schweiz, wo die Arbeitszeit noch länger ist, als in Deutschland und die Stunden der Konzentration noch anstrengender sind und ich habe hier viel Kritik einstecken müssen.
Meine Diagnose damals, half mir,erstmal zu verstehen, warum ich anders bin und warum manche Dinge dadurch für mich schwerer zu bewältigen sind. Ich dachte, wenn ich die Diagnose kenne und es in die Welt hinausposaunen kann, versteht jeder, warum ich so bin wie ich bin. Das Problem war aber nun, das viele meinten, ja das stimmt, da hätte man auch draufkommen können, das sich aber im Verhalten meiner Umwelt oder im Verständnis überhaupt nichts änderte. Es wurde zur Kenntnis genommen, ich nahm ja jetzt auch brav Tabletten und jetzt hatte ich halt zu funktionieren.
Instinktiv gewusst, das ich ADHS habe, ist schon ein Jahr vor der Diagnose gewesen. Ich stelle jetzt mal kurz meine Familie vor . Meine älteste Tochter 25 , nicht sicher ADS . Meine jüngere Tochter 24, getestet mit 13, ADHS . Mein Sohn 14, mit 10 getestet, ADHS .Kommt euch eine Idee, weshalb ich es wusste? Ich habe natürlich im Laufe der Jahre viele Bücher gekauft und bis zum Ende auch gelesen, wenn auch nicht immer fliessend. Meine Tochter hatte Therapie, mein Sohn war/ist noch in Therapie und ich natürlich auch . Ich wurde jahrelang auf Depressionen behandelt, was ja auch teilweise so war, aber ich habe immer gemerkt,das ich keine anhaltenen Depressionen habe und nie durchgehend am Boden zerstört war . Die Therapien haben mir meist auch nicht wirklich geholfen, weil der Ansatz eben auch der falsche war . Durch jahrelange Misserfolge, Kritik von Eltern, Lehrern, später Chefs ,wird das Selbstbewusstsein gleich null und daher die Depressionen . Die eigentliche "Krankheit" wurde nie behandelt.
Ich erinnere mich an eine Sitzung mit meiner Therapeutin besonders: sie sass vor mir, guckte mich an und meinte, ich sollte doch endlich mal das Geheimnis lüften , das mich umgibt . Ich guckte sie an und überlegte krampfhaft, was sie denn meinen könnte und zuckte mit den Schultern. Ich sah, das sie ein bisschen verärgert war, aber ich konnte ihr dabei nicht helfen.
Ich kaufte früher natürlich Bücher für Kinder mit ADHS, als meine Tochter älter wurde, dann für Erwachsene. Dabei erkannte ich mich immer mehr wieder und auch einige Verhaltensweisen, die ich mit meiner Tochter gemein hatte . Ich probierte heimlich eine Tablette meiner Tochter aus und stellte zumindestens an dem Tag fest, das sie mir nicht schadete .
Nachdem ich die Erkenntnis hatte , ging es daran, mir eine Ärztin zu suchen, die Erwachsene mit ADHS behandelt. Das war wirklich schwierig, weil ja allgemein gesagt wurde, ADHS wächst sich aus im Teenageralter, deswegen gab es kaum Ärzte für Erwachsene. Ich muss dazu sagen, ich komme aus Hamburg, einer Grossstadt mit fast 2 Millionen Einwohnern und ich fand genau 2 Ärzte, die auf diesem Gebiet spezialisiert waren. Den ersten Arzt, den ich anrief, war dauerbesetzt oder der Anrufbeantworter sprang an. Beim zweiten hatte ich dann mehr Glück . Ich bekam sogar relativ schnell einen Termin.
Nachdem ich ein langes Gespräch mit der Ärztin führte,war schnell klar, das ich vermutlich ADHS hatte, genauer wurde es natürlich mit dem Test, den ich wenige Tage später machte. Ich war so erleichtert über die Diagnose, nicht weil ich gerne krank war, aber weil sich viele Dinge dadurch für mich erklärten. Ich hatte auch gleich zugestimmt,Tabletten zu nehmen, da meine "Leidenszeit"ja nun schon beinahe 50 Jahre betrug, hatte also lange genug geprobt, ohne Tabletten auszukommen. Zeitgleich wurde eine neue Gruppe angeboten, die nur aus ADHSlern bestand und ich stimmte zu, diese zu besuchen. Die Tabletten, die ich bekam, bekämpften in erster Linie die Depressionen und ab einer gewissen Dosis, wirkten sie auch auf das ADHS.
Ich werde die erste Sitzung dieser Gruppe nie vergessen. Ich sass mitten unter Gleichgesinnten, wo jeder etwas, wie mir schien, aus meinem Leben berichtete. Es wurde an dem Tag viel gelacht, obwohl der Leidensdruck bei allen fast gleich hoch war. Man kann natürlich im nachhinein viel lachen über einige Episoden, aber in dem Moment, sind sie oft für denjenigen garnicht witzig. Der Vorteil bei ADHSlern ist natürlich, das sie schnell vergessen, HAHA. Einerseits gut, einerseits schlecht.
Ein Klassiker ist natürlich die Strategie.Wie plane ich ein Vorhaben. Ich sass neulich gemütlich auf meiner Couch, 3 Bücher neben mir, alle angefangen, der Computer an, der Fernseher lief nebenbei. Ich wollte mir etwas zu trinken holen und ein Schreiben, das auf dem Tisch lag, angucken . Das sah dann folgendermassen aus: Ich ging zum Tisch, suchte das Schreiben und dachte gleichzeitig, ich könnte den Tisch mal aufräumen. Gedacht-getan. Mir fiel dabei ein neuer Ikeakatalog in die Hände, den ich in die Schublade räumen wollte. Ich bemerkte dann, das die Schublade auch mal aufgeräumt werden könnte und machte also dort weiter. Ich brachte den Papiermüll dann in die Küche und sah das Geschirr dort stehen, also fing ich an, abzuwaschen . Ihr könnt euch vorstellen, das es noch ne Weile dauerte bis ich auf meinen Platz auf der Couch zurückkehrte. Ich musste tatsächlich schmunzeln, als es mir anschliessend bewusst wurde .
Es ist mir sogar schon passiert, das ich mein neu gekauftes Yogabuch suchte und es irgendwann gut gekühlt im Kühlschrank wieder fand. Oder das ich mich über die Farbe des Kaffees wunderte und merkte, ich hatte Milchpulver in die Filtertüte getan. Meine Fahrprüfung verlief auch nicht ohne kleine Begebenheiten. Dazu erzähle ich dann morgen mehr...muss meine Vorräte an Konzentration erst wieder auffüllen..
Soo , heute ist Donnerstag und ich melde mich zurück, nicht einen sondern 4 Tage später. Ich habe jetzt 3 Tage gearbeitet und mein Hirn ist abends wirklich leer.
Ich könnte deswegen auch nie abends lernen oder Abendschule machen. Mein Tag beginnt um 5 Uhr und die Arbeit endet ab 16 Uhr, nach hinten ist immer alles offen. Da ich alleinerziehend bin, mit meinem Sohn 14 hier in der Schweiz, folgen nach der Arbeit meist noch der Einkauf und Wäsche usw. Nicht zu vergessen, die Runde mit dem Hund und das Spielen mit der Katze.
Jeder kennt das. Das Problem,das jemand mit ADHS oft hat, er hat keinen Ausschalter ..Er merkt selten, wann stop ist,wann es Zeit ist zu regenerieren.Viele werden sagen, ja das kenn ich, geht mir auch so, ich habe aber kein ADHS......Das ist der Punkt, warum ich diesen Blog mache.Es gibt immer Parallelen und oft erkennen sich Leute in diesem Verhalten wieder, die kein ADHS haben. Aber genau deswegen, darf man ADHS nicht herunterspielen. Es spielen viele Faktoren eine Rolle und nur das Gesamtbild ergibt das Krankheitsbild.
Ich komme mal zurück zu meiner Fahrprüfung. Hinten im Auto sass wie üblich der Fahrprüfer, neben mir der Fahrlehrer. Es war ein wunderschöner Tag, kein Wölkchen am Himmel. Der Prüfer sagte mir, ich sollte immer geradeaus fahren, bis er was anderes angibt . Also fuhr ich los. Das erste was ich plötzlich bemerkte war, das ich auf einer Rechtsabbiegerspur fuhr und das kurz vor einer Ampel. Ich geriet kurz in Panik und überlegte natürlich, ob ich die Fahrspur schnell noch wechseln sollte oder eben einfach rechts abbiege. Ich entschied mich, auf der Spur zu bleiben um rechts abzubiegen. Nun wartete ich natürlich auf den Kommentar von hinten, der promt kam ; "Fahren Sie immer über Hannover,wenn sie nach Altona (Stadtteil in Hamburg) wollen?"Ich wusste im ersten Moment nicht, was er mir damit sagen wollte, aber schwieg dann, als nichts mehr kam, ich durfte weiterfahren. Ich fuhr also weiter, bis mein Fahrlehrer neben mir ein seltsames Räuspern von sich gab. Es wiederholte sich mehrmals und ich wusste, irgendwas lief falsch. Ich war mir aber keiner Schuld bewusst. Plötzlich hörte ich ein Quietschen, es wurde immer eindringlicher und ich sah auf einmal, das die Scheibenwischer an waren. Fragt mich nicht wie lange schon, ich hatte es nicht bemerkt, aber auf trockenen Scheiben war das schon sehr ungewöhnlich. Ich durfte mir hinterher anhören, das er dachte,ich würde es nie bemerken. Ich habe die Fahrerlaubnis im übrigen an diesem Tag bekommen, trotz der kleinen Pannen währenddessen.PUUUHHHH
DIES IST DER ORT,IN DEM WIR JETZT SEIT 4 JAHREN LEBEN
Der Satz, zwischen Genie und Wahnsinn ;trifft auf ADHSler wirklich zu. Es gibt Momente, da erkenn ich mich selber nicht wieder. Ich steigere mich derart in eine Situation rein, das es schwierig ist, mich dort wieder rauszubringen. Andere Momente sind dann wieder so klar und ich finde es merkwürdig, das ich nicht viel früher darauf gekommen bin. Dieses *Nicht-Filtern* können,im Kopf eines ADHSlers lässt ihn eben oft kindisch und naiv erscheinen. Die Impulsivität kommt noch hinzu, die er oft nicht steuern kann und schon sprudeln Worte aus dem Mund, die andere verletzen oder vor den Kopf stossen.
DAS IST MEINE HEIMAT, HAMBURG
So da bin ich wieder. Meine Stimmung...tja-ich weiss es nicht. Auf und Ab. Für mich selber oft nicht einschätzbar. Eigentlich gehts mir gut! Eigentlich. Es fehlt mir körperlich nichts, aber mein Hirn arbeitet immer auf Hochtouren. Bin ich abends erstmal eingeschlafen, ist alles gut, wache ich nachts auf, setzt sofort die Denkmaschine ein.
Ich bin in Therapie, bei einer sehr guten Ärztin, wie ich finde, sie versucht, das ich Techniken lerne, mich nur auf meine Atmung zu konzentrieren. Ich versuche es immer wieder, aber mehr als 10 min kriege ich einfach nicht hin ,denn meine Gedanken schweifen immer wieder ab und ich muss mich ständig ermahnen, mich nur auf meine Atmung zu konzentrieren. Manch einer wird sagen, das ist doch leicht, ist doch keine grosse Sache; doch für einen ADHSler eine ziemlich schwierige Angelegenheit. Es ist 20 Jahre her, neee 30, achherjee,da hatte ich bereits meine erste Therapie.
Depressionen, Essstörungen usw . Ich sollte autogenes Training lernen .Wir sassen in einer Gruppe im Kreis auf Holzstühlen ,Augen geschlossen und die Ärztin damals fing an die Entspannenden Sätze zu sagen. „Es ging los mit, mein rechter Arm wird schwer, dann der linke und so gings weiter .“ Das sah bei mir folgendermassen aus: Mein rechter Arm wird schwer; hmm wie hiess das Buch noch , das ich unbedingt lesen wollte? Achja, mein rechter Arm wird schwer. Ich wollte nachher unbedingt noch Wohnungsanzeigen lesen...Mein rechter Arm wird schwer , so ging es 20 min weiter. Zwischendurch blinzelte ich mal, um zu gucken,was die anderen so machen und bekam dann auch noch einen Lachanfall. Sehr unpassend zu diesem Zeitpunkt. Die Ärztin was not amused.
Zu dem damaligen Zeitpunkt, war ADHS noch nicht verbreitet, es wussten noch nicht viele von diesem Syndrom .