ADHS im Erwachsenenalter - Roberto D'Amelio - E-Book

ADHS im Erwachsenenalter E-Book

Roberto D´Amelio

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Beschreibung

Dieser Ratgeber wendet sich an Erwachsene, die unter ADHS leiden, aber auch an Angehörige und Interessierte, die mehr über Ursachen, Formen, Begleiterscheinungen und therapeutische Möglichkeiten bei ADHS im Erwachsenenalter erfahren möchten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Möglichkeiten des Selbstmanagements der Betroffenen, die auf Basis der therapeutischen Erfahrung von den AutorInnen entwickelt wurden und in der Praxis erfolgreich eingesetzt werden. Die 3. Auflage wurde um ein Kapitel zu Problemlösungsstrategien ergänzt. Zahlreiche Arbeitsmaterialien zum Download unterstützen dabei, den Alltag mit ADHS erfolgreich zu meistern.

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Inhalt

Cover

01_DAmelio_Titelei

Vorwort

I Grundlagen

1 Wissenswertes zur ADHS-Symptomatik

1.1 Woran merken Sie, dass Sie ADHS haben?

1.2 Gute Eigenschaften von Menschen mit ADHS

II Ressourcen

2 Meine Ressourcen

2.1 Was sind Ressourcen und wofür sind Ressourcen eigentlich gut?

2.2 Welche verschiedenen Arten von Ressourcen gibt es?

2.2.1 Innere Ressourcen

2.2.2 Äußere Ressourcen

2.3 Zusammenfassung

2.4 Meine Ressourcen

2.4.1 Meine inneren Ressourcen

2.4.2 Meine äußeren Ressourcen

2.5 Ausblick – oder auch: Von der Kunst, sich selbst zu ermutigen und wertzuschätzen

III Selbstmanagement

3 Selbstmanagement-Strategien zur Steigerung von Aufmerksamkeit

3.1 Woran erkenne ich eine Aufmerksamkeitsstörung?

3.2 Was Sie selbst tun können bei ADHS-bedingter Aufmerksamkeitsstörung

3.3 »Probleme« und Lösungsstrategien

3.3.1 »Problem«: Ich verliere oder verlege Dinge

3.3.2 »Problem«: Ich bin leicht ablenkbar und habe große Schwierigkeiten, mit meiner Aufmerksamkeit bei einer Aufgabe zu bleiben

3.3.3 »Problem«: Ich bemerke es gar nicht, wenn ich mit meiner Aufmerksamkeit »wegdrifte«

3.3.4 »Problem«: Ich bin so vergesslich und weiß manchmal schon nachmittags nicht mehr, was ich alles am Vormittag gemacht habe

3.3.5 »Problem«: Es fällt mir schwer in Gesprächen aufmerksam zuzuhören und »bei der Sache zu bleiben«

4 Selbstmanagement-Strategien zur Steigerung von Selbstorganisation

4.1 Woran erkenne ich desorganisiertes Verhalten bzw. einen Mangel an Selbstorganisation?

4.2 Was Sie selbst tun können bei ADHS-bedingten Schwierigkeiten in der Selbstorganisation

4.3 »Probleme« und Lösungsstrategien

4.3.1 »Problem«: Eigentlich weiß ich gar nicht so genau, welches meine wiederkehrenden Aufgaben, Termine sowie Verpflichtungen sind

4.3.2 »Problem«: Ich würde gerne weniger Termine auf meine To do-Liste für den aktuellen Tag eintragen, weiß aber nicht, wie ich dies anstellen soll

4.3.3 »Problem«: Es fällt mir schwer überhaupt mit einer Aufgabe zu beginnen und/oder diese bis zum Schluss durchzuhalten

4.3.4 »Problem«: Routine Aufgaben fallen mir echt schwer, da ich schnell gelangweilt bin, wenn sich etwas wiederholt

4.3.5 »Problem«: Immer, wenn ich mir etwas fest vorgenommen habe, fallen mir Tausend »gute« Argumente ein, warum ist es lieber doch nicht tun sollte

4.3.6 »Problem«: Manchmal sieht meine Wohnung bzw. mein Arbeitsplatz so chaotisch aus, dass ich gar nicht weiß, wo ich überhaupt mit Aufräumen anfangen soll

5 Selbstmanagement-Strategien zur Steigerung von Selbstkontrolle und Selbstbeherrschung

5.1 Woran erkenne ich ein Übermaß an Impulsivität/Explosivität?

5.2 Was Sie selbst tun können bei ADHS-bedingter Impulsivität/Explosivität

5.3 »Probleme« und Lösungsstrategien

5.3.1 »Problem«: Ich führe des Öfteren spontane und unüberlegte Einkäufe durch, die ein »Loch« in meine Haushaltskasse reißen

5.3.2 »Problem«: Mir fällt es echt schwer, auf etwas zu sparen

5.3.3 »Problem«: Ich unterbreche meine Gesprächspartner oder falle ihnen ins Wort

5.3.4 »Problem«: Manchmal verletze ich andere Menschen, obwohl ich das eigentlich gar nicht will, weil ich etwas Unbedachtes sage oder tue

5.3.5 »Problem«: Ich kann manchmal nur schwer einschätzen, ob sich meine Stimmungslage bereits einem »gefährlichen Siedepunkt« nähert

5.3.6 »Problem«: Ich möchte mich stimmungsmäßig möglichst oft im meinem »grünen Wohlfühlbereich« befinden, weiß aber nicht, wie ich das erreichen kann

5.3.7 »Problem«: Ich bin schnell mal aus der Ruhe gebracht und dann braucht es nur noch ganz wenig bis zum »Auszuflippen« oder »kopflos« reagieren. Wie kann ich in Zukunft länger ruhig und besonnen bleiben?

6 Selbstmanagement-Strategien, um Probleme (noch besser) zu lösen

6.1 Positionsbestimmung: Wie denke ich über »Probleme«?

6.2 Was genau ist ein »Problem« und wofür sind Probleme eigentlich gut?

6.3 Es ist noch niemand an seinen Problemen gewachsen, sondern an und mit seinen Lösungen

6.4 Wie lassen sich Probleme auf methodische Art und Weise lösen?

6.5 Mein Veränderungsprojekt: Ein Problem-Lösungsschema in 6 Stufen

Stufe 1: Klärung des IST-Zustandes/Problemanalyse

Stufe 2: Klärung des SOLL-Zustandes/Zielanalyse

Stufe 3: Brain-Storming/ kreatives Sammeln von Lösungsideen

Stufe 4: Bewertung der Lösungsideen und Auswahl der besten Lösung

Stufe 5: Umsetzung des Lösungsplans bis zur Ziel-Erreichung

Stufe 6: Würdigung & Stabilisierung des Erfolges

7 Anstatt eines Nachworts

Übersicht Ressourcen und Selbstmanagement-Strategien

Online-Zusatzmaterial

Nützliche Adressen

Kohlhammer

Rat + Hilfe

Fundiertes Wissen für Betroffene, Eltern und Angehörige –Medizinische und psychologische Ratgeber bei Kohlhammer

Eine Übersicht aller lieferbaren und im Buchhandel angekündigtenRatgeber aus unserem Programm finden Sie unter:

https://shop.kohlhammer.de/rat+hilfe

Die Autorin und die Autoren

Roberto D´Amelio, Dipl.-Psych. Roberto D'Amelio arbeitet seit 1996 als Psychologischer Psychotherapeut in der Patientenversorgung am Universitätsklinikum des Saarlandes, mit besonderem Fokus auf der Behandlung von Menschen mit ADHS im Erwachsenenalter.

Wolfgang Retz, Prof. Dr. med. Wolfgang Retz ist Direktor des Instituts für Gerichtliche Psychologie und Psychiatrie an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes. Einer seiner wissenschaftlichen Schwerpunkte liegt in der Diagnostik und Behandlung der ADHS im Erwachsenenalter und den sozialen Folgen von ADHS.

Alexandra Philipsen, Prof. Dr. med. Alexandra Philipsen ist seit 2018 Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsklinik Bonn. 2009 habilitierte sie zum Thema Ätiologie, Diagnostik und Behandlung der ADHS im Erwachsenenalter.

Michael Rösler, Prof. em. Dr. med. Michael Rösler war von 1999 bis 2018 Leiter des Instituts für Gerichtliche Psychologie und Psychiatrie des Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg. Im Mittelpunkt seiner Forschung steht die ADHS im Erwachsenenalter.

Roberto D´AmelioWolfgang RetzAlexandra PhilipsenMichael Rösler

ADHS im Erwachsenenalter

Strategien und Hilfen für die Alltagsbewältigung

3., erweiterte Auflage

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Pharmakologische Daten verändern sich ständig. Verlag und Autoren tragen dafür Sorge, dass alle gemachten Angaben dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung hierfür kann jedoch nicht übernommen werden. Es empfiehlt sich, die Angaben anhand des Beipackzettels und der entsprechenden Fachinformationen zu überprüfen. Aufgrund der Auswahl häufig angewendeter Arzneimittel besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.

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3., erweiterte Auflage 2024

Alle Rechte vorbehalten© W. Kohlhammer GmbH, StuttgartGesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:ISBN 978-3-17-044563-5

E-Book-Formate:pdf:ISBN 978-3-17-044564-2epub:ISBN 978-3-17-044565-9

Vorwort

Vorab noch einige Informationen zum »optimalen« Einsatz dieses Ratgebers

Stellen Sie sich vor, es würde sich hier gar nicht um einen Ratgeber mit Informationen, Strategien, Übungen, Tipps und Tricks für ein (noch besseres) Leben mit ADHS handeln.

Nehmen wir stattdessen an, Sie hätten beschlossen, ein Restaurant zu besuchen, bei dem ganz viele verschiedene Speisen im Rahmen eines Buffets angeboten werden.

→ Die Frage ist nun, wie verhalten sich Menschen üblicherweise an einem Buffet?

Die meisten Menschen verschaffen sich zunächst mal einen Überblick und nehmen alle Speisen in Augenschein, d. h. schauen sich um, ob es überhaupt etwas »leckeres« gibt. Aber wie geht es dann weiter, was landet letztendlich auf dem Teller?

In den meisten Fällen landet nur eine Auswahl der angebotenen Speisen auf dem eigenen Teller. Nicht alles schmeckt einem, und »überessen« möchte man sich ja auch nicht (satt essen vielleicht hingegen schon).

Stellt sich nun die Frage, was hat diese Geschichte mit diesem Ratgeber zu tun? Sicherlich sind Sie schon selbst auf die Antwort gekommen:

→ Betrachten Sie diesen Ratgeber mit den hier beschriebenen Strategien, Tipps, Tricks als »Buffet« voller Lösungsvorschläge.

Nicht alles, was Sie hier vorfinden, wird Ihren Geschmack treffen. Deshalb gilt es zunächst sich einen Überblick zu verschaffen über die hier vorgestellten Lösungsvorschläge und dann auszuwählen.

v

Tipp:

Wählen Sie von dem großen Angebot nur das aus, was gut und nützlich für Sie ist. Probieren Sie dabei auch mal etwas Ungewohntes oder Neues aus, vielleicht »schmeckt« es Ihnen ja (trotzdem).

Lassen Sie sich dabei von der Frage leiten: »Welche Lösungs-Strategie könnte gut in mein Leben passen? Bei welcher Lösungs-Strategie sehen ich die größten Chance, dass ich Sie jetzt und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln ausprobieren bzw. umsetzen kann?«.

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Tipp:

Machen Sie immer einen Schritt nach dem anderen, d. h. probieren Sie erstmal nur eine Lösungsstrategie aus, bis diese »sitzt«, und gehen Sie erst danach zur nächsten über.

Geben Sie sich die notwendige Zeit zur Umsetzung der verschiedenen hier dargestellten Tipps und Lösungsstrategien – Sie alle kennen den Satz: »Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut!«.

Bedenken Sie dabei: Perfektion ist eine Illusion – sich (langsam aber sicher) zu verbessern ist realistisch.

Bleiben Sie dran, es lohnt sich!

I Grundlagen

1 Wissenswertes zur ADHS-Symptomatik

Was sind die Ziele und Inhalte dieses Kapitels?

In diesem Kapitel wollen wir Ihnen relevante Informationen zur ADHS im Erwachsenenalter geben, mit dem Ziel, dass Sie sich ein (noch besseres) Bild Ihrer ADHS bedingten Schwierigkeiten wie auch Stärken machen können.

Am besten, Sie legen sich schon einmal Schreibmaterial (Notizblock, Textmarker und Kuli) zurecht, damit Sie wichtige Textpassagen markieren und Ihre Fragen, Gedanken und Anmerkungen zu diesem Kapitel notieren können (Arbeitsblatt 1.1 auf S. 24).

1.1 Woran merken Sie, dass Sie ADHS haben?

Wie Sie sicherlich bereits wissen, ist das Kürzel »ADHS« die Abkürzung für das sogenannte: Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom.

Diese wissenschaftliche Bezeichnung nennt bereits zwei Besonderheiten bzw. Kernprobleme vieler Menschen mit ADHS im Erwachsenenalter: die Aufmerksamkeit zu steuern und/oder zu halten und eine Hyperaktivität bzw. motorische und/oder innere Unruhe.

Manche ADHS-Betroffene geben noch eine dritte Besonderheit bzw. Eigenschaft an: eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Impulsivität.

Wussten Sie schon?

Die Aufmerksamkeitsstörung, die Hyperaktivität sowie die Impulsivität werden auch als die drei Kernsymptome der ADHS bezeichnet.

Der Begriff: »Kernsymptom« bezeichnet in der Fachsprache ein bedeutsames Merkmal für das Vorliegen einer bestimmten Erkrankung oder Störung.

Im Folgenden finden Sie eine Auflistung von charakteristischen Problemen von Betroffenen mit ADHS, bezogen auf die drei Kernsymptome:

Aufmerksamkeitsstörung

Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen; erhöhte Ablenkbarkeit; Schwierigkeiten, sich auf Aufgaben und schriftliche Dinge zu konzentrieren; Vergesslichkeit; häufiges Verlieren oder Verlegen von Gebrauchsgegenständen.

Hyperaktivität

Gefühl der inneren Unruhe; Unfähigkeit bzw. Schwierigkeiten, sich in Ruhe zu entspannen; Nervosität; Unfähigkeit, längere sitzende Tätigkeiten durchzuhalten (Schreibtischarbeit, Spielfilme ansehen, Zeitung lesen); bei Untätigkeit stets das Gefühl, »auf dem Sprung« zu sein.

Impulsivität

Unterbrechen anderer im Gespräch; Ungeduld; impulsiv ablaufende Einkäufe; Schwierigkeiten, Handlungen nach Plan umzusetzen; Sprechen, Handeln und Entscheidungen, ohne lange über die Folgen nachzudenken; spontane unüberlegte Einkäufe; Probleme, Geld zusammen zu halten; Risikofreudigkeit.

Neben diesen drei Kernsymptomen berichten erwachsene ADHS-Betroffene noch über weitere ADHS-bedingte Auffälligkeiten, wie beispielsweise:

Schnell wechselnde Stimmungslage (Affektlabilität)

Leichte Reizbarkeit/Explosivität

Eine gesteigerte emotionale Empfindlichkeit/erhöhte Stressempfindlichkeit

Desorganisiertes Verhalten.

Diese oben genannten, möglichen Nebensymptome einer ADHS im Erwachsenenalter stammen aus den sog. »Wender-Utah-Kriterien«, bei denen Symptome speziell für ADHS im Erwachsenenalter aufgeführt werden. Sie sind hilfreich, um die Beschwerden und Besonderheiten von Betroffenen im Erwachsenenalter näher zu beschreiben bzw. genauer einzuordnen. Im Folgenden finden Sie eine genauere Beschreibung der oben genannten Nebensymptome:

Schnell wechselnde Stimmungslage (Affektlabilität)

Die Betroffenen berichten, dass bei ihnen schnelle Stimmungswechsel auftreten, zumeist zwischen niedergeschlagener und normaler Stimmung. Die Stimmung kann sehr schnell »kippen«, was von Außenstehenden häufig zu Unrecht als »launisch« bezeichnet wird, denn: die Wechsel zur Niedergeschlagenheit treten in der Regel nicht spontan bzw. unbegründet auf, sondern lassen sich meistens auf einen Auslöser zurückführen. Die niedergeschlagene Stimmung hält gewöhnlich nur für kurze Zeit (mehrere Stunden bis höchstens wenige Tage) an.

Leichte Reizbarkeit/Explosivität

Die Betroffenen berichten von einer erhöhten Reizbarkeit (»Niedriger Siedepunkt«; »HB-Männchen«). Damit ist gemeint, dass man sich bereits bei geringen Anlässen provoziert fühlt (»kürzere Zündschnur«) und dann mit zumeist kurzen, aber in ihrer Intensität heftigen Wutausbrüchen reagiert. Auch wenn diese Wutausbrüche in der Regel schnell wieder abklingen, können sie die sozialen Beziehungen/zwischenmenschlichen Kontakte (z. B. zu Partner, Familie, Kollegen oder Bekannten) erheblich belasten.

Gesteigerte emotionale Empfindlichkeit/Erhöhte Stressempfindlichkeit

Die Betroffenen berichten, dass sie bei Stress wenig belastbar sind, d. h. insgesamt eine niedrige Stressresistenz aufweisen: man wird dann »kopflos« bzw. handelt ohne Plan, des Weiteren können die Gefühle »hochkochen« und man reagiert (leicht) gereizt bis aggressiv auf stressige Ereignisse. Auch alltägliche Erlebnisse, wie beispielsweise der Einkauf in einem Supermarkt (mit Waren- und Menschenmassen) können sehr schnell zur Überforderung führen.

Desorganisiertes Verhalten

Die Betroffenen berichten, dass Sie große Schwierigkeiten haben, ihren beruflichen und privaten Alltag zu organisieren und/oder Abläufe zu koordinieren und Pläne einzuhalten. So werden etwa mehrere Tätigkeiten parallel begonnen, jedoch keine »richtig« zu Ende gebracht. Darüber hinaus schaffen es die Betroffenen oft nicht, Verabredungen oder vereinbarte Termine einzuhalten.

Diese Anhäufung von MÖGLICHEN ADHS-bezogenen Problemen kann einen auf den ersten Blick förmlich »erschlagen«. Die gute Nachricht in diesem Zusammenhang aber ist:

Wussten Sie schon?

Betroffene mit ADHS sind üblicherweise »Lebens- und Überlebenskünstler« und haben eine lange Erfahrung, Probleme zu meistern sowie Schwierigkeiten zu überwinden.

Deshalb weist kaum ein ADHS-Betroffener all diese Symptome auf, da er bereits viele der oben genannten Probleme und Schwierigkeiten »in den Griff« bekommen hat.

Deshalb nun (endlich) zurück zum Thema dieses Kapitels:

Denkaufgabe

Woran merken Sie, dass Sie ADHS haben?Um diese Frage zu beantworten, können Sie sich beispielsweise fragen, ob bzw. welche der oben genannten drei Kernsymptome (Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulsivität) sowie der vier Nebensymptome (schnell wechselnde Stimmungslage (Affektlabilität); leichte Reizbarkeit/Explosivität; gesteigerte emotionale Empfindlichkeit/erhöhte Stressempfindlichkeit; desorganisiertes Verhalten) aktuell bei Ihnen vorhanden sind.

v

Tipp:

🗹

Selbstverständlich können Sie auch gerne Ihre guten Bekannten/Freunde fragen, woran diese bemerken, dass Sie ADHS aufweisen.

Um das Ganze (noch) anschaulicher zu gestalten, überlegen Sie in diesem Zusammenhang weiter, wo Ihnen »Ihre« ADHS-spezifischen Kern- und Nebensymptome im Alltag begegnen. Im Folgenden finden Sie einige Beispiele dafür:

Alltagsituation

ADHS-Symptomatik

Ich bekomme gleich Besuch, habe mich wie immer in der Planung verschätzt und deshalb ist das Essen noch nicht fertig.

DesorganisiertesVerhalten

Ich habe gestern eine geschlagene Stunde lang meinen Schlüssel gesucht, weil ich wieder mal nicht wusste, wo ich diesen zuhause hingelegt hatte.

Aufmerksamkeitsstörung

Wenn ich lange hinter einem langsamen Auto hinterherfahre, dann bekomme ich leicht einen »Ausraster« und überhole dann auch an unübersichtlichen Stellen.

Leichte Reizbarkeit/Explosivität

Manchmal kann ich nicht widerstehen und gebe mein ganzes Geld für »Spontankäufe« schon am Monatsanfang aus.

Impulsivität

Achten Sie auch in den nächsten Tagen besonders darauf, in welchen Situationen bzw. bei welchen Aktivitäten Ihre ADHS-typischen Symptome besonders zum Vorschein kommen. Schreiben Sie diese für Sie typischen Situationen bitte auf und bringen Sie Ihre Aufzeichnungen zur nächsten Sitzung mit.

Auf dem Arbeitsblatt 1.2 »Alltagssituationen und ADHS-Symptomatik« auf S. 25 können Sie Ihre Beobachtungen und Erkenntnisse übersichtlich und kompakt eintragen.

Noch eine wichtige Bemerkung zum Abschluss dieses Abschnittes: Lassen Sie sich nicht entmutigen, falls Sie jetzt an sich noch die eine oder andere »Baustelle« bzw. ADHS bedingte Problematik feststellen. Gut, dass Sie es bemerkt haben, denn: (Selbst-)‌Erkenntnis ist der erste Schritt zur Veränderung.

Bedenken Sie in diesem Zusammenhang auch: »Kein Schatten ohne Licht«. Oder mit anderen Worten gesagt:

Wussten Sie schon?

Menschen mit ADHS weisen viele Stärken und ein enormes Potential auf. Mit diesen positiven Aspekten von ADHS´lern werden wir uns im nächsten Abschnitt beschäftigen.

1.2 Gute Eigenschaften von Menschen mit ADHS

Menschen mit ADHS sind in der Regel sehr originelle, kreative Menschen, oft die unbequemen mutigen Vordenker, weil sie sich nicht »stur« an Regeln halten und vieles in Frage stellen können.

T

Unsere Welt wäre ohne Menschen mit ADHS ärmer, denn wir brauchen sie als diejenigen, die Innovationen, Revolutionen und Reformen machen, die hinterfragen und den Mut zum »Anders-Sein« haben.

Lassen Sie uns deshalb zum Abschluss dieses Kapitels einen Blick auf die vielen positiven Eigenschaften, Stärken und Potentiale von Menschen mit ADHS werfen. Im Folgenden finden Sie einige davon (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Menschen mit ADHS ...

🗹

sind künstlerisch kreativ

🗹

sind leidenschaftlich

🗹

zeigen eine hohe Flexibilität im Denken

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können NEUE Lösungen für Probleme finden

🗹

können sich schnell einen Überblick verschaffen

🗹

sind »Entdecker« und bereit, Risiken einzugehen

🗹

können Dinge mehrdimensional und von mehreren Seiten beleuchten

🗹

können gut Verknüpfungen herstellen

🗹

sind ehrgeizig

🗹

sind bis ins hohe Alter verspielt

🗹

können viele Dinge gleichzeitig tun

🗹

haben einen großen Gerechtigkeitssinn

🗹

sind da, wenn man sie braucht

🗹

betreten gerne Neuland bzw. bewegen sich gerne außerhalb »eingetrampelter Pfade«

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sind sensibel für ihre Mitmenschen und zeigen großes Mitgefühl

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sind spontan, hilfsbereit und fürsorglich

🗹

geben nicht leicht auf bzw. haben eine große Zähigkeit (Stehaufmännchen-Phänomen)

Überlegen Sie nun bitte, welche guten ADHS-bezogenen Eigenschaften, Stärken, Kompetenzen und Talente Sie aufweisen – beantworten Sie dazu bitte folgende Fragen:

Denkaufgabe:

Wo liegen meine Stärken?

Was zeichnet mich aus?

Welche guten Eigenschaften, Fähigkeiten, Kompetenzen und Talente weise ich auf?

Was kann ich gut?

Um das Ganze (noch) anschaulicher zu gestalten, überlegen Sie in diesem Zusammenhang weiter, wo Sie »Ihre« ADHS-spezifischen Stärken im Alltag einsetzen. Im Folgenden finden Sie einige Beispiele dafür:

Alltagssituation

ADHS-bezogene Stärken

Letzte Woche habe ich unerwartet Besuch bekommen. Da ich seit Tagen nicht mehr eingekauft hatte, musste ich kurz überlegen, um dann aus den wenigen noch im Kühlschrank vorhandenen Lebensmitteln ein wunderbares Menü zu »zaubern«.

Spontaneität,Kreativität

Gestern hat mich ein Arbeitskollege gefragt, ob ich für nächste Woche seinen Spätdienst übernehmen könnte. Selbstverständlich habe ich zugesagt, um ihm aus der Patsche zu helfen.

Flexibilität,Hilfsbereitschaft

Ich habe letzte Woche meinen Staubsauger repariert, ohne Vorerfahrung oder »wirkliche Ahnung« davon zu haben. Ich habe nicht aufgegeben und mich da erfolgreich »festgebissen«, obwohl die ganze Aktion über vier Stunden gedauert hat.

Beharrlichkeit,Neugier

Mein Freund hat mich neulich nachts angerufen, weil er sich ausgesperrt hatte. Selbstverständlich bin ich zu ihm hingefahren und habe ihm geholfen, die Tür zu öffnen.

Zuverlässigkeit

Achten Sie in den nächsten Tagen verstärkt auf Situationen, bei denen Ihre guten (ADHS-bezogenen) Eigenschaften sich zeigen bzw. zum Tragen kommen. Selbstverständlich können Sie auch hier Ihre guten Bekannten/Freunde fragen, welche positiven ADHS-bezogenen Eigenschaften, Fähigkeiten, Kompetenzen und Talente diese bei Ihnen wahrnehmen und schätzen.

Auf dem Arbeitsblatt 1.3 »Meine guten (ADHS-bezogenen) Eigenschaften« auf S. 26 können Sie Ihre Beobachtungen und Erkenntnisse übersichtlich und kompakt eintragen.

Übersicht über die Arbeitsblätter aus Kapitel 1:

Arbeitsblatt 1.1: Fragen, Bemerkungen und Gedanken (S. 24)

Arbeitsblatt 1.2: Alltagssituationen und ADHS-Symptomatik (S. 25)

Arbeitsblatt 1.3: Meine guten (ADHS-bezogenen) Eigenschaften (S. 26)

Arbeitsblatt 1.1 – Grundlagen: Wissenswertes zu ADHS

Fragen, Bemerkungen und Gedanken zur Sitzung 1

Bitte schreiben Sie an dieser Stelle Ihre Fragen, Bemerkungen und Gedanken auf, die durch das Lesen der Broschüren ausgelöst worden bzw. entstanden sind.

Arbeitsblatt 1.2 – Grundlagen: Wissenswertes zu ADHS

Alltagssituationen und ADHS-Symptomatik

Bitte machen Sie an drei »typischen« Beispielen deutlich, in welchen Alltagssituationen sich bei Ihnen Symptome der ADHS bemerkbar machen.

Alltagsituation

ADHS-Symptomatik

Situation 1

Situation 2

Situation 3

Arbeitsblatt 1.3 – Grundlagen: Wissenswertes zu ADHS

Meine guten (ADHS-bezogenen) Eigenschaften

Bitte machen Sie an drei »typischen« Beispielen deutlich, in welchen Alltagssituationen sich Ihre ADHS-bezogenen Stärken bemerkbar machen.

Alltagsituation

ADHS-bezogene Stärke

Situation 1

Situation 2

Situation 3

II Ressourcen

2 Meine Ressourcen

Was sind die Ziele und Inhalte dieses Kapitels?

Im Folgenden wollen wir Ihnen relevante Informationen zu dem Thema Ressourcen geben und mit Ihnen erarbeiten, welche Ressourcen Sie bereits aufweisen bzw. auf welche Ressourcen Sie zurückgreifen können, wie Sie diese Ressourcen (noch besser) für sich nutzen können und auf welche Art und Weise Sie sich weitere hilfreiche bzw. notwendige Ressourcen aneignen oder besorgen können.

Am besten Sie legen sich schon mal Schreibmaterial (Notizblock, Textmarker und Kuli) zurecht, damit Sie wichtige Textpassagen markieren und Ihre Fragen, Gedanken und Anmerkungen zu dieser Broschüre notieren können.

2.1 Was sind Ressourcen und wofür sind Ressourcen eigentlich gut?

Es ist (wahrscheinlich) noch niemand an seinen Problemen gewachsen, sondern vielmehr an und mit seinen Lösungen. Zum Finden und Umsetzen von (Problem-)‌Löse-Strategien benötigt man »Ressourcen«. Deshalb ist es durchaus sinnvoll und nützlich, sich einmal mit seinen eigenen inneren und äußeren Ressourcen zu beschäftigen.