Affenleuchten - Weichart Lisa - E-Book

Affenleuchten E-Book

Lisa Weichart

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Beschreibung

Anja führt ein geregeltes Leben. Sie arbeitet erfolgreich in der Immobilienbranche, auf privatem Sektor jedoch kämpft sie hartnäckig um den Weiterbestand ihrer Ehe mit Gero, dem Treue nicht viel bedeutet. Bei einem Unfall während einer gemeinsamen Autofahrt auf dem Heimweg von München kommt Gero ums Leben. Anja weiß nicht, ob sie daran Schuld trägt, ihre Erinnerung an die letzten Augenblicke ist zu lückenhaft und zu verwirrend. Traumatisiert und aus den gewohnten Gleisen geworfen, fährt sie nach einem Jahr der Ängste und einer halbherzig angegangenen Therapie zum ersten Mal wieder selbst mit dem Auto nach München. Ihr Ziel: ein Besuch der Neuen Pinakothek, um das Geschehen von damals Revue passieren zu lassen. Geplant ist, sich auf der Rückfahrt definitiv an der Unfallstelle ihrem Los zu stellen, denn die Stimmen, die sie immer noch verfolgen, quälen sie auf gespenstisch-groteske Weise. Sogar einen Suizid bezieht Anja in ihre Überlegungen mit ein. Bei der U-Bahn-Fahrt in München allerdings begegnet sie ihrem Schicksal, das zunehmend verhängnisvoll seinen Lauf nimmt. Bilderrahmen werden zur Schwelle in eine Welt, in der sich Seelen befreien und überraschenderweise zu wandern beginnen. Der Geist bewegt sich anders als gedacht, wenn man ihn nicht nur als Verstand interpretiert.

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Affenleuchten

Roman

Lisa Weichart

Fehnland-Verlag

Erstausgabe im Juli 2018

Alle Rechte beim Verlag

Copyright © 2018

Fehnland-Verlag

26817 Rhauderfehn

Dr.-Leewog-Str. 27

www.fehnland-verlag.de

Coverdesign durch Tom Jay unter Verwendung eines Gemäldes von G.C.von Max "Affen als Kunstrichter"; Copyright: bpk/Bayerische Staatsgemäldesammlungen.

Lektorat: Dr. Michael Kracht

9783947220342

Inhalt

1

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1

Der Spie­gel war blind. Anja griff nach dem Rand des Wasch­be­ckens und schob ihren Ober­körper höher. Die Finger glit­ten am Edel­stahl ab. Hof­fent­lich Seife! So früh am Morgen musste das Park­haus natür­lich sauber sein, auf­stei­gender Zitro­nen­duft unter­strich diese Hoff­nung. Über den Schlie­ren auf dem Glas tauch­te Anjas Ge­sicht auf. Noch immer zit­terten ihre Beine, aber als sie die schwar­zen Stel­len um die Augen und den roten Fleck neben dem Mund wahr­nahm, hörte das Beben auf und sie stand ruhig, nahm den An­blick kri­tisch hin, nickte ihrem Spie­gel­bild zu, riss ein Papier­tuch aus dem Spen­der und rieb die ver­lau­fene Schmin­ke ab. Mit den Fin­gern löste sie das Haar von der Stirn, schüt­telte den Kopf und fühlte sich all­mäh­lich an­sehn­licher. Die Kinder auf dem Park­deck da draußen hatten sie an­ge­starrt und eines hatte »wow« ge­sagt. Be­äugt worden war sie wie ein Geist. Kein Wunder, es war der Hallo­ween-Tag und Anja musste einem Horror­clown ge­ähnelt haben. Die Fahrt war aber auch wirk­lich grauen­voll ge­wesen. Das erste Mal seit zwei Jahren al­leine mit dem Auto von Regens­burg nach Mün­chen mit der Angst im Nacken. Die Phobie war ihre Fein­din, aber Anja hatte ihr tüch­tig Futter ge­geben. Ohne Thera­pie. Papper­lapapp. Lust auf die Neue Pinako­thek, denn Kunst heilt die Seele. Aller­dings steck­te schon mehr dahin­ter. Morgen an Aller­heili­gen wollte sie nicht wieder wie ein Schat­ten an Geros Grab stehen. Stolz wollte Anja sein auf ihren Sieg über die Angst. Und auf ge­wisse Weise wäre auch Gero zufrie­den mit ihr. Der Gero in ihrem Kopf – der Echte lag unter der Erde. Aber die Er­inne­rung an die Ver­stor­benen ist einem be­son­ders nah um diese Zeit. Die Zeit! Jetzt bloß nicht schon an die Rück­fahrt denken, be­fahl sich Anja und nahm ihren Ring ab, legte ihn neben den Seifen­spen­der und wusch sich eilig die Hände, trock­nete sie ab und be­schloss, den Lippen­stift vor­erst nicht nach­zu­ziehen. Ohne einen weite­ren Blick in den Spie­gel be­gab sie sich zurück ins Park­haus, fand den Kassen­auto­maten und zog ein Strei­fen­ticket für die U-Bahn. Wo­mög­lich böte sich vor dem Mu­seums­besuch noch eine Ge­legen­heit für einen Snack. Und für Kaffee!

Die U-Bahn, die U 6 – wo fuhr sie nur gleich wieder ab?

Anja wusste um ihren mise­rablen Orien­tierungs­sinn. Eigent­lich gar um sein Nicht­vor­handen­sein. Nicht rudi­mentär, nicht unter­entwi­ckelt. Tat­säch­lich nicht vor­handen. Auf ge­wisse Fähig­keiten hin­gegen bil­dete sie sich etwas ein; Anja hatte schon immer guten Zu­gang zu Men­schen ge­funden, was wiede­rum Sinn für Ge­schäft­liches nicht aus­schloss, aber auch Kochen ge­hörte durch­aus zu ihren Stär­ken. Vor allem jedoch ihr Kunst­sinn ver­lieh ihr etwas, das sie vom All­täg­lichen ab­hob, wie sie fand. Und sich vom Trott zu be­freien, ist das nicht eben­falls Kunst? Ihre Figur war eher drah­tig, ob­wohl sie kaum Sport trieb, lieber ging sie weite Wege zu Fuß und be­nutzte keinen Lift, nicht ein­mal in Hoch­häu­sern, die sie durch­aus be­stei­gen musste, um Mie­tern und Käu­fern Ob­jekte zu präsen­tieren. Dank Navi klapp­te die Fahre­rei ganz gut. In der Immo-Bran­che braucht frau einen Extra-Gott, dieser musste maß­geb­lich an der Er­fin­dung dieser Dinger be­tei­ligt ge­wesen sein. Wegen der Götter muss man keine Kir­chen be­suchen, wusste Anja. Glaube, was hatte er schon ge­holfen? In jüngs­ter Zeit tat sie es trotz­dem. Seit ihres Mannes Tod sogar öfter als sie sich ein­ge­stand, aber nur in den späten Nach­mit­tags­stun­den, wenn keine Leute zu be­fürch­ten waren, ging sie in den Dom. Seiner Höhe wegen, um sich darin zu ver­lieren.

Himmel, wo war nur die ver­dammte Ab­fahrts­stelle der U-Bahn? Rich­tung Groß­hadern, Klini­kum. Bloß nicht Rich­tung Gar­ching!

Anja sah das Schild mit der Nummer erst, als sie auf der fal­schen Roll­treppe ab­wärts fuhr, drehte sich um, rannte trepp­auf gegen die Roll­rich­tung und schaff­te den Spurt mit un­geahn­ter Ge­schwin­dig­keit. Oben an­gekom­men, sah sie sich um. Ein Ab­gang weiter links, der rich­tige! Wieder die Roll­treppe, Anja hielt sich fest, dass die Finger schmerz­ten. Am Un­fall­tag damals hatte sie sich auf dieser Roll­treppe an Gero ge­lehnt, ihre kalte Hand in seiner großen, warmen. Jetzt be­stand diese Hand (über­haupt ihr ganzer Gero) nur noch aus Asche und lag am Unte­ren Fried­hof zu Regens­burg. Hätte sie ihn sich als Dia­manten pres­sen lassen, er wäre jetzt näher bei ihr als diese imagi­näre Staub­wolke. Er­neut ein Kreuz zu schla­gen, kam ihr selt­sam vor, sie schluck­te nur tro­cken. Nur nicht mehr daran denken, be­fahl sie sich. Er war ja noch hier, er war ganz sicher bei ihr, sie flüs­terte seinen Namen im men­schen­leeren Morgen und Gero ne­belte ein Stück weit über den Bahn­steig, bis er sich auf­löste. In neun Minu­ten käme die U-Bahn, zeigte die Tafel an. Groß­hadern, die Rich­tung stimmt. Ich bin rich­tig gut, so was von gut, wieder ihr Flüs­tern, sie sah ihren Atem und schloss den Mund.

Zwei Jugend­liche schlurf­ten herbei, Smart­phones in den Händen; raste­ten dann ein paar Meter weiter zur Ruhe­posi­tion ein. Das Mäd­chen gähnte blass­mündig und steck­te damit den Jungen an. Pickel­gesich­ter über Dis­plays, trotz­dem auf ge­heime Weise in Ver­bin­dung. Ein Greis schlepp­te sich am Arm einer gut Acht­zig­jähri­gen näher. Sie stütz­ten einan­der, scho­ben und zogen ihre ge­krümm­ten Körper auf eine Bank und ließen sich darauf fallen, als sei es zum letz­ten Mal. Zwei Tauben im Gänse­marsch tip­pelten dicht hinter­einan­der an der Bahn­steig­kante ent­lang. Wohl wieder einer dieser Paar-Tage. Nur Anja al­leine.

***

»Ich habe van Gogh ge­mocht«, sagte da Gero; direkt aus Anjas Kopf heraus rat­terte er »von Gogh ge­mocht, von Gogh ge­mocht, von Gogh ge­mocht, von Gogh …«, ein Rum­peln der Worte mitten in die Morgen­düster­nis, die blauen Schil­der ver­loren an Farbe, saug­ten Rot vom Feuer­melder, silb­rige Kübel schwärz­ten sich und alles, alles sank zu dem einen Ge­danken zu­sammen. Wenn nun der Zug heran­braust und sein Rat­tern »von-Gogh-ge­mocht-von-Gogh-ge­mocht« rezi­tiert und wenn Anja ein­fach aufs Gleis sprin­gen würde, ganz schnell vor die Räder, ge­mocht­ge­mocht, van­gog­hge­mocht, ge­DONG. Tot. Bei Gero. Ein­fach Schluss mit dem Stuss mit dem In-die-Pinako­thek-Gehen auf seinen Spuren, mit seinen Ge­danken, mit diesem bruta­len Schmerz ein­fach Schluss zu machen, ganz schnell und kurz pur­zeln. Liegen, Metall­räder über die Kno­chen lassen, aus.

Übel­keit drehte am Schwin­del, inner­lich schwank­te Anja, stand aber still. Es sind nur die Er­inne­rungen, es ist nur der Kopf. Gleich wäre die U 6 da, weg mit den Ge­danken, es hatte doch auch eine Zeit vor Gero ge­geben! Wie wäre es, wenn er nie exis­tiert hätte all die Jahre vor dem Un­fall? Nicht ge­mocht, van-Gogh-ge­mocht, doch, Docht. Ein Docht in Anja bog sich im Feuer aus Schmerz, wurde krumm und glomm bläu­lich, Tränen kamen, ihr wurde schlecht. Etwas schmeck­te nach der Früh­stücks­banane und auch wie Pfei­fen­rauch, aber sie rauch­te über­haupt nicht – jetzt einen Cognac, dachte sie, aber sie trank doch gar nicht. Da kam plötz­lich die U-Bahn, brems­te und blieb stehen, als habe sie nie eine Ge­fahr be­deutet.

Anja stieg ein. Der Wagen war so gut wie leer. Ein Platz am Fens­ter fiel ihr ins Auge, viel­leicht war dort auch eine Hei­zung. Hand­schuhe hätte sie mit­nehmen sollen. Ihre Finger waren so klamm, dass sich der obers­te Jacken­knopf wie ein er­frore­ner Frosch an­fühlte. Sie setzte sich auf ihre Finger. Lau­warme Ge­fühle von der Sitz­bank. Anja zog die Hände wieder hervor und klemm­te sie unter die Ach­seln, die Arme über Kreuz. Das hatte etwas Spiri­tuelles, etwas von einer Yoga­stel­lung oder einem In-sich-ge­kehrt-Sein. Wie wirkte sie wohl in dieser Hal­tung auf andere Leute? Eigent­lich egal, hier in der Metro­pole war alles anony­mer als zu Hause. Trotz­dem doof, diese Hal­tung. Ält­lich. So saß kein Mensch in der U-Bahn. Höchs­tens Lehrer, die auf dem Weg zur Arbeit an die Pizza­gesich­ter ihrer pubertie­renden Schü­ler denken oder auch bo­ckige Klein­kinder, denen der Welt­schmerz be­wusst wird, weil sie keine Barbie oder keinen Gold­hams­ter be­kommen; Patien­ten auf dem Weg zum Gastro­entero­logen, die der Schmerz im Ge­därm zu dieser Posi­tion zwingt, viel­leicht auch.

Anja fragte sich, wie das Leben wohl mit Vier­zig sein mochte. Immer­hin war sie neun­und­drei­ßig. Hatte sie das Ticket eigent­lich ab­gestem­pelt? Sie durch­wühlte ihren klei­nen Ruck­sack und fand es in der Seiten­tasche, ordent­lich mit Stem­pel­auf­druck ver­sehen. Un­be­wusst ent­wertet. Was war da wohl noch alles in ihrem Kopf, das auto­ma­tisch ge­schah? Der Ring am Finger! Wo war er? Das Hände­wa­schen im Park­haus! Er musste noch dort liegen, wo sie ihn ab­genom­men hatte: In der Toi­lette, direkt am Wasch­becken! Ja, genau dort. Und wenn sie zurück­käme, wäre er nicht mehr da. Nur ein Ring, nur ein Ding, nicht der von Gero. Nur ein be­son­ders hüb­sches Mode­schmuck­teil, extra im Früh­ling ge­kauft für den Mut zum Neu­anfang. Ein Symbol­ring also. Türkis, silb­rig ein­ge­fasst, er war zu groß ge­wesen und Anja hatte ihn mit Tesa­film ver­dickt. Immer kaufte sie etwas Fal­sches, sie hasste sich auf ein­mal so sehr, dass ihr jetzt erst ins Be­wusst­sein drang, was der ge­sichts­lose U-Bahn-Pilot aus dem Laut­spre­cher-Off ge­nu­schelt hatte.

»Zrück­blei­ben«, das »u« fehlte gänz­lich. Bay­risch. Immer­hin Heimat. Das Ver­traute kam lang­sam an­geschli­chen, setzte sich neben den Ärger und dampf­te milde vor sich hin. Muffig­keit machte sich breit; die Sitze sahen aus wie von tau­senden von Hinter­teilen ein­gerit­ten, was sie ver­mut­lich auch waren. Weiter vorne unter­hiel­ten sich zwei alte Frauen. Eine sprach von dem Gang zu den Grä­bern; von Kerzen und einem Ge­steck war die Rede, sie be­schrieb den morgi­gen Aller­heili­gen-Tages­ablauf vom Früh­stücks­zwie­back bis zum Meis­tern des un­ebenen Fried­hof­weges, das Ab­reiben von Moos vom Grab­stein. Zu­neh­mend brei­tete die Stimme der Frau Mün­chens Um­land aus: fahle Herbst­felder, farb­lose Wald­stücke, der Aus­blick auf Nebel und Grau­pel­schau­er in der Vor­weih­nachts­zeit. Die andere Frau machte nur »hmm« und »ahh«, ab und zu würzte sie den Re­de­brei mit der Be­mer­kung, dass sie gerne allein sei, ge­müt­lich zu Hause sitze am Abend und dass die Nach­barn schon fragen würden, was sie so triebe. Pure Freund­lich­keit wohl von­seiten der Nach­barn, aber sie schien ihr wohl­zu­tun, denn das Nicken kam nicht von der Be­wegung, son­dern von ihrer Selbst­gefäl­lig­keit, das sah Anja ganz deut­lich. Oder war die Frau krank und ihr Kopf wackel­te immer? Jeden­falls ent­rang sich ihr nun ein aus­führ­licher Be­richt über den letz­ten Zahn­arzt­besuch. Der Doktor musste ein Relikt aus dem Mittel­alter sein, wenn man ihren bluti­gen Schilde­rungen Glau­ben schen­ken durfte.

Draußen flogen Ge­sich­ter vorü­ber, die Blicke husch­ten wie Eier­stich in einer Glas­nudel­suppe durch­einan­der, spur­ten sich zu Linien, hafte­ten im Ge­dächt­nis als Frem­des, als das Fremde über­haupt. Immer­hin ge­wann die Um­gebung etwas an Farbe. Da war dieses Reh­braun der Waggon­wände, auf Tages­licht war­tend, das Türkis der Sitze mit Hoff­nung auf Sonne. Der heu­tige Tag würde ein so­genann­ter schö­ner Tag werden laut Wetter­be­richt. Kie­fern­garten, ein Stopp. Der Mann, der da ein­gestie­gen war, setzte sich direkt neben Anja, als gäbe es sie gar nicht. Zwar be­rührte er sie leicht mit dem Ellen­bogen, aber er ent­schul­digte sich nicht, hockte in seinem schwar­zen Mantel und heller Hose ein­fach nur da. Ein weißer Seiden­schal unter­strich etwas wie Über­heb­lich­keit, zu­gleich wirkte er mit dem feinen Stoff bei­nahe un­wirk­lich. Natür­lich grüßt man sich nicht in der U-Bahn, auch im Bus zu Hause tat man das nicht, es sei denn, man kannte sich. Und selbst dann kaum Kon­takt – oder doch? Nein, er starr­te an Anja vorbei auf den Bahn­steig, bis die Bahn mit einem Ru­ckeln an­fuhr, dann sah er starr nach vorne. Die Fens­ter­schei­be zeigte sein Profil. Gute Fünf­zig, kantig, aber auf die Unter­lippe folgte ein rund­licher Wulst, fast wie das Moos, von dem die Alte eben noch ge­spro­chen hatte. Ein Hügel­chen, das ihm Trotz ver­lieh oder etwas An­griffs­lusti­ges aus purem Ver­gnügen am Stän­kern, ein provozie­render Knödel. Da löste Anja den Blick von der Schei­be und sah den Mann direkt von der Seite an. Wenn er sich schon ein­fach hatte hier hin­fallen lassen, dann konnte man ihn auch kurz be­trach­ten, sie könnte ja auch an ihm vorbei­sehen wollen, auf die Wer­bung an der Wand zum Bei­spiel, nie­mand konnte ihr das ver­bieten. Wer auch immer für sein Out­fit ver­ant­wort­lich war – er oder viel­leicht sie hatte keinen Sinn dafür, wie man einen an sich gut ge­bauten Körper in ent­spre­chende Klei­dung packen kann. Das Hemd lugte faltig aus der Jacke hervor und gab dem an sich masku­linen Hals etwas von einem Trut­hahn. Schade.

Das Pech­schwarz seiner Schuhe ver­bat sich jeg­liche Kritik und be­stimmt quietsch­ten sie, wenn es doch jemand wagen sollte, sie zum Bei­spiel als spie­ßig zu be­zeich­nen. Was sie nicht waren. Herren­schuhe haben von Haus aus etwas Riesen­haftes, etwas Boots­mäßi­ges, etwas von Särgen. Daher der Ernst, egal welche Farbe oder wel­cher Stil damit zur Gel­tung kommt. Der Mann war höchs­tens ein klei­nes biss­chen ver­knö­chert, das sah Anja an seinen Wangen. Sicher konnte er sie auf­blasen oder Gri­massen schnei­den, wenn auch die Längs­falten darauf schlie­ßen ließen, dass er dies selten zum Spaß tat.

Flüch­tig ist der Augen­blick, aber viel­leicht prägen sich gerade des­halb so manche Pro­file ein wie jene, die sich auf Münzen be­finden. Dieses ge­hörte defi­nitiv da­zu, fand Anja. Das Ge­sicht wurde von einer großen Nase domi­niert, einem Drei­eck mit jähem aber ästhe­tisch wir­kendem Knick. Wie ein Römer aus einem Comic, dachte Anja und konnte ein­fach nicht weg­schau­en. Eine Narbe unter dem Auge – ganz klar – oder doch nur ein Schnitt vom Rasie­ren? Der Mann roch ziem­lich frisch, sie kam nicht auf den Namen des Par­füms, es war kein ge­wöhn­liches – eher aus­geklü­gelt, zum Näher-Hin­schnup­pern kre­iert. Was er wohl denken mochte, wie er so vor sich hin­blick­te, das graue Haar stramm nach hinten ge­kämmt aber keines­falls über­kor­rekt? War er in Eile ge­wesen? Ober­lippen, von der Seite be­trach­tet, haben etwas Zartes – selbst bei Er­wach­senen – sann Anja. Ein Rest von Kind­heit liegt darauf, Puder­zucker oder der Staub von Kau­gummi­strei­fen, eine Ahnung von Zart­gebäck oder gar Schaum­küssen.

Da drehte der Mann den Kopf schnel­ler, als Anja sich ab­wenden konnte. Für einen Augen­blick trafen sich beider Augen, maßen einan­der und konn­ten es doch nicht in ihrer Rund­heit. Er räus­perte sich, und sie fand ihn plötz­lich alt. Viel älter als Gero ge­wesen war; sie sah Geros Kopf­wunde an dem Frem­den wach­sen und wünsch­te, dieser wäre tot, sodass ihr Mann statt seiner hier säße und etwas sagen würde wie

»Ist dir kalt, Schatz?« oder

»Wir sind schön zeitig dran«.

Aber der Mann schwieg, knurr­te Un­ver­ständ­liches in sich hinein, als ver­schlu­cke er Ge­danken, be­vor sie zu Worten werden konn­ten. Die Bahn hielt. Frei­mann. »Frei, Mann!« assozi­ierte Anja und rutsch­te näher ans Fens­ter. Frei, Frau! Freu dich doch end­lich mal über die Frei­heit! Metall­geruch lenkte sie von ihrem Sug­gestiv­satz ab. Hatte sie eigent­lich Klein­geld für Kaffee dabei oder nur große Schei­ne? Aber dieser Ge­ruch – je näher sie dem Fens­ter kam, desto inten­siver wurde er. Genau wie im Traum, da hatte etwas genau­so metal­lisch ge­rochen. Anja träum­te selten, aber dann rich­tig, wie sie immer ge­sagt hatte, als es noch Men­schen in ihrem Leben gab, die ihr zu­hörten. Oder vor­gaben zu­zu­hören. Oder nur lach­ten, nach­frag­ten und dann von ihren eige­nen Träu­men zu erzäh­len be­gannen.

Dieser Traum letzte Nacht war defi­nitiv einer von der Sorte, die man nicht so ein­fach ver­gessen kann. Anja be­schloss, seinen Ab­lauf zu sor­tieren. Was sollte daran ver­kehrt sein? Träume sind oft Weg­weiser. Aber ihnen etwas Über­sinn­liches an­zu­dich­ten, lag ihr doch etwas zu fern. Anja be­schloss, ledig­lich eine ge­wisse Ord­nung in die Er­inne­rung zu brin­gen. Gar nicht so ein­fach. Wo fängt ein Traum an? Am besten an nichts denken, nur an das erste Bild, das einem im Wach­zu­stand gerade ent­glei­ten will. Nicht fest­halten, nur wie eine Seifen­blase be­stau­nen, dann geht’s am besten. Anja hatte Übung, sie hatte früher viel ge­träumt, auch tags­über. Ge­blie­ben war nun eine ge­wisse Zer­streut­heit, aber daran wollte sie sich nun nicht stören.

Vor ihrem drit­ten Auge, wie sie es für sich be­zeich­nete, er­schien das Haus der Leute, bei denen sie im Traum zu Be­such ge­wesen war.

Nette ge­bil­dete Leute. Wahr­schein­lich Steffi von damals und ihre Fami­lie; wie hießen die noch? Von Stade. Der Mann (Arzt im Prak­tikum) auf­stre­bend, ver­geis­tigt aber eben­falls nett. Die Kinder rotz­frech, jedoch intel­ligent. Auf einem Art-De­co-Side­board aus Tu­ja­wur­zel­holz und Pali­sander hatten er­lesene Kunst­gegen­stände ge­stan­den. Origi­nale. So etwas weiß man im Traum. Als Anja daran vorbei­ging, sah sie die Vase. Oder war es eine Urne? Ober­halb des Por­zellan­bau­ches be­fand sich ein ovales Glas­fens­ter­chen. Sie bückte sich und kam ganz nah daran.

Da leuch­teten ihr aus der Höhle hinter dem Glas zwei bern­stein­far­bene Augen ins Ge­sicht. Hin und her spran­gen sie wie Scan­ner. Sie wurde ab­getas­tet. Anja war ein­fach weiter­gegan­gen, dann aber zurück­ge­kehrt, um das Gefäß noch­mals ge­nauer zu be­trach­ten. Sie hatte sich noch­mals ge­bückt, um heraus­zu­finden, was das für ein Ding war. Ein Robo­ter? Auf ein­mal wurde Anja die Echt­heit des Bli­ckes be­wusst. Ein leben­diges Äff­chen stand im Inne­ren des Ge­häuses ge­fangen! Alles an Ener­gie leuch­tete aus seinem Blick, ein Licht, das sich nur in Leben­digem findet. Pupil­len wie Puste­blumen im Gegen­licht der Morgen­sonne. Lebens­gier.

Anja sprang schrei­end zurück. Doch die Dame des Hauses, eine nette Dame, wirk­lich, sie lächel­te nur und meinte »ein Souve­nir«, mehr nicht, nur diese Er­klä­rung und alles war gut für den Moment, weil es ein Traum war. Ande­rer­seits war dies alles doch Reali­tät ge­wesen, so auch dieser all­gegen­wär­tige Duft von ver­brann­ten Blät­tern oder Tabak, etwas Rau­chigem, Herbem mit Würze.

Was der Affe da in seinem Blick trug, war ein feuch­tes Zit­tern hinter Glas. Sein mage­rer Körper be­stand fast nur aus diesen Augen, deren braun­glü­hende Blicke flacker­ten, als würden sie bren­nen und zu­gleich er­trin­ken. Wie konnte das Tier eigent­lich fres­sen, wie war die Ver­dauung ge­regelt? Das fragte sich Anja bis ins Er­wachen hinein; fragte es sich weiter, als sie mit stei­fen Glie­dern aus dem Bett stieg, aber dann hatte der Tag über­wogen. Das Zimmer roch nach Gardi­nen­stärke, keine Spur von dem Räu­cher­werk. Und doch er­in­nerte sich Anja daran, kam nicht dahin­ter, weder hinter den Duft noch hinter eine Be­deu­tung, wenn es denn eine gab.

Aber nun, als die U-Bahn brems­te, da fragte sie es sich wieder. Stu­denten­stadt, wo die Flie­sen sie un­ver­mutet an die Urne aus dem Traum er­inner­ten. Und wo sich die Erde in Rich­tung Stadt­zen­trum öffnet. Was hatte der Traum hinter­lassen? Dieser kleine Affe, hätte sie ihn be­freien sollen? Die Angst wurde wieder spür­bar: Er wäre wo­mög­lich heraus­gesprun­gen, ihr direkt ins Ge­sicht ge­jagt mit seinem ver­küm­merten Körper, den Mumien­fin­gern, und seine winzi­gen Kral­len hätte er in ihre Haut schla­gen können, die Finger­chen waren so schwarz ge­wesen wie die Vi­trine und die Nägel weißer als die Perl­mutt­ein­lagen in dem Möbel. Von Dank­bar­keit über die Be­freiung wäre keine Spur ge­wesen, nur dieses wilde, äffi­sche Krei­schen und sein un­heim­licher Drang nach Frei­heit. Nein, lieber nicht. Oder doch? Schlech­tes Ge­wissen blieb Anja als fader Ge­schmack. Sie war feige ge­wesen aus Furcht vor dem Wesen. Es hätte heraus­kommen können und wäre außer Kon­trolle ge­raten. So musste es ge­wesen sein.

***

Es mochte am Tunnel liegen. Die Ge­danken ver­webten sich zu einem ein­zigen neuen, näm­lich dem an die Nächte, als Gero noch am Leben ge­wesen war. Nicht, dass Anja an Sex dachte, das war es nicht. Es war nur alles an Sicher­heit, die er ihr ver­mit­telt hatte mit seiner etwas um­ständ­lichen Art, seinem schwarz­köpfi­gen Ernst, seinen ge­schlif­fenen Um­gangs­formen, die er sicher­lich der lang­jähri­gen Tätig­keit am Ver­wal­tungs­ge­richt zu ver­danken hatte. All dieses Si­cher­heits-Fehlen schrumpf­te zu einem Schlauch, press­te Anja zu­sammen, er­wärmte ihre Stirn, hinter der sich schon erste Novem­ber­kälte von den Stein­plat­ten am Bahn­steig ab­gespei­chert hatte und füllte Anja mit der Er­inne­rung an Ge­borgen­heit. Aber hier war nur Leere, außer der Stelle mit dem Mann, der immer­hin ein Stück der Fremde mit seinem Grau­braun aus­füllte. Die Ein­sam­keit kroch in eine Ecke des Wag­gons, wo sie lau­ernd ver­harrte. Sicher würde der Typ bald aus­stei­gen, dann sprän­ge sie Anja an. Dunkel­heit schützt, Anja suchte op­tisch jeden Winkel des Tun­nels ab, kroch see­lisch unter Bret­ter, hinter vorü­ber­ja­gende Holz­kons­trukte, ruhte für Sekun­den­bruch­teile in den Schat­ten von Werbe­plaka­ten und hech­tete hinter kno­chige Balken. Das Draußen gab dem Drin­nen Ge­müt­lich­keit, sodass der Wagen Kut­schen­cha­rakter an­nahm. Die Hüllen der Leute stie­gen aus, fort waren die beiden alten Frauen; an ihren Plät­zen hing nur noch der Schleier ihres Ge­sprächs und selbst davon nur Fetzen. Nur hin­gewor­fene Worte und doch Reste von Ge­fühl.

Sie musste nicht dau­ernd so komi­sches Zeug denken, be­schloss Anja und ver­steif­te den Rücken. Bald wäre sie am Odeon­splatz. Wie flott würde sie dann laufen, um nicht zu frie­ren! Der Schal lag zu Hause, sie hätte nicht ge­dacht, dass es so eisig werden würde. Aber es käme ein sonni­ger Tag, ein lich­ter Spät­herbst­tag vor Aller­heili­gen, hatte der Wetter­be­richt an­gekün­digt. Wieder stärk­te der Stolz ihr den Rücken, sie schwank­te stahl­feder­lich: »Alte Heide« brems­te sich als Schild ent­lang und kam zum Still­stand. Der Mann neben­an hielt sich die Hand vor den Mund, wobei etwas am Kiefer knack­te. So gähnen nur Männer mit ihren groben Kno­chen, dachte sie. Kno­chen wieder, nein. Nicht Kno­chen denken, nicht Ge­bein!

***

»Was schau­en sie mich so böse an?«, schien ein Vor­wurf seine wasser­blauen Augen zu kräu­seln. Doch kein Wort war über seine Lippen ge­kommen. Anja spürte, wie sich ihre Mund­winkel hoben, als müsse sie etwas von sich selbst her­zeigen, viel­leicht ein ent­schuldi­gendes Lä­cheln. Es miss­lang und blieb trotz­dem da, sie sah es im Fens­ter­glas vor den vorbei­huschen­den Köpfen, dann vor er­neuter Dunkel­heit des Tunnel­sys­tems. In Filmen klappt so etwas, dachte sie und schmeck­te Ver­bitte­rung. Man lä­chelt sich an, kommt ins Ge­spräch. Musik er­klingt, meis­tens Geigen. Oder Piano. Oder etwas mit Harfe – nein, das wäre zu opu­lent. Über­trie­ben wäre Harfe für eine Melo­die, die nur ein Kennen­lernen um­spielt. Vage Sympa­thie würde kein Regis­seur mit Harfen unter­legen. Viel­leicht über­haupt nur Gi­tarre, etwas Un­ver­fäng­liches?

Die An­kündi­gung des Nord­fried­hofs in Ge­stalt eines Schil­des brems­te Fahrt und Grübe­lei. Ein junger Kerl stieg ein, ließ sich gegen­über von den Beiden auf die Sitz­bank plump­sen und kan­tete sich pass­genau in den Winkel zwi­schen Fens­ter und Lehne, wobei er sein Smart­phone mit einer Hand hielt, die andere kramte in der Jeans­tasche herum. Er zog etwas heraus und als die U-Bahn an­fuhr, kli­ckerte es auf den Boden. Syn­chron bück­ten sich Anja und ihr Bank­nach­bar. Nur ein Reflex, sie grif­fen nicht hin und doch be­rühr­ten sich ihre Schul­tern dabei. Aber der Junge zog an einem dünnen Kabel, bis daran zwei Stöp­sel empor­schweb­ten, die er schließ­lich mit ge­übtem Griff in die Ohren stopf­te. Schon nach ein paar Sekun­den legte sich ihm ein ent­rück­tes Lä­cheln übers Ant­litz. Die Musik war wohl an einer Stelle in ihm an­ge­langt, wo etwas Lieb­liches schlief, das jetzt nur ihm allein ge­hörte.

Anja stell­te die Beine auf Zehen­spit­zen hoch. Sie würde heute viel zu Fuß unter­wegs sein, hof­fent­lich würden die Schuhe nicht scheu­ern. Un­spekta­kulärer Ab­satz, ziem­lich flip­pige Stiefe­letten, ein Tick zu hoch. Eigent­lich nicht un­bequem. Ein Fleck an der Spitze, wohl von der Wasch­aktion im Park­haus. Wieder fiel Anja der Ring ein, sie griff ihren Finger und rieb ihn. Fast wie im Kran­ken­haus damals. Dort hatte man ihr vor der Unter­su­chung den Schmuck ab­genom­men, sogar die Ohr­ringe. Alles. Aber ihr war beim Crash fast nichts pas­siert, ein Schleu­der­trauma und ein paar un­wesent­liche Bles­suren. Sie hatte sich noch ge­freut. Dann hatten sie ihr das Un­fass­bare von Gero mit­ge­teilt, zu dritt waren sie ge­wesen: ein Arzt und ein Psycho­loge und ein Seel­sorger. Als ob die Seele hören könnte in sol­chen Momen­ten. Sonore Stim­men, ein Trio mit Bass, Bari­ton und Tenor. Nicht gleich­zeitig, aber in der Er­inne­rung klang es doch so.

Anja hatte ge­schrien. Tage­lang danach war sie heiser ge­wesen und später oft wieder, zu Hause und auch im Wald ein­mal hatte sie wieder genau­so ge­brüllt, ge­kreischt hatte sie wie ein Tier, dann war ihre Brust irgend­wann leer ge­wesen. Die Brust hohl und der Kopf wie ein Akten­schrank voller Fakten, ein Wust von Momen­ten, mitten­drin der Song von Pink im Auto­radio. Just gi­ve me a rea­son … und plötz­lich der kolos­sale Schlag beim Auf­prall; da­zwi­schen fehlte das Stück des »warum«. Es kam nicht, es kam nicht, es wollte und wollte nicht kommen. Warum war es zu dem Un­fall ge­kommen? Wie?

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Wieder brems­te die Bahn. Diet­lin­den­stra­ße. Neue Men­schen mit einem Kinder­wagen stie­gen ein, darin lagen Sport­schuhe und Bücher. Ver­rückt, dieses Mün­chen. In Anja kam etwas wie Heim­weh auf. Zu Hause könnte sie jetzt Kaffee trin­ken, wo­mög­lich doch ein paar Be­kannte sehen mitten am Haid­platz und wenn sie keine Lust mehr hätte herum­zu­sitzen, dann würde sie in ein Kauf­haus gehen. Jeden Schritt, jede Gasse kannte sie da und jede Stufe. Eben darum müsste es aber auch wohl­tun, hier in der Ferne auf eige­nen Beinen unter­wegs zu sein. Neu­land. Ob­wohl diese Halte­stel­len wie damals kamen. Eine nach der ande­ren, wie an dem Tag, als sie im selben Park­haus das Auto ge­parkt hatten. Ein schö­ner Wagen, ein Merce­des. Aber das große Auto hatte nichts ge­holfen, nicht ein­mal der Air­bag hatte ge­nutzt, nichts nützte jetzt. Nichts­nutz Anja. Nur das Weiter­fahren und die Ret­tungs­idee wieder hoch­zu­päp­peln machte Sinn. Der Be­such der Neuen Pinako­thek, der An­blick der Sonnen­blumen im Rahmen, Licht­blicke zum nächs­ten Raum in der Zeit. Sie würde sich selbst be­lohnen. Sich selbst be­freien, heilen. Es musste etwas be­wirken, mit sich al­leine unter­wegs zu sein, auf eige­nen Beinen und Rädern, auf eige­nen Schie­nen.

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