Afterwork-Familie - Nathalie Klüver - E-Book + Hörbuch

Afterwork-Familie Hörbuch

Nathalie Klüver

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  • Herausgeber: TRIAS
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

"Mama und Papa, ihr seid klasse! Und die coolsten! Und überhaupt." Hand auf Herz: Das ist es doch, was wir hören wollen von den lieben Kids. Wenn Sie zu den perfekten Eltern gehören – legen Sie dies Buch gleich wieder weg. Wenn Sie irgendwie das Gefühl haben, meine Kinder kommen zu kurz im Alltag, meine Zeit läuft davon, Volldampf-Familie allein kann’s doch auch nicht sein: Alles gut! Völlig normal. Höchste Zeit für ein paar smarte Tricks und eine Gebrauchsanweisung für die Afterwork-Familie (und -Mama) von heute und die knappe Zeit zwischen Kita, Job, Einkauf und Zubettgehen. Das schont Nerven und bringt allen enorm viel, weiß Dreifachmama und Bloggerin Nathalie Klüver. Ihr drittes Buch bei TRIAS liefert Ihnen eine einfache Formel: Humor, Routinen, Rituale. Willkommen zur Afterwork-Familien-Party!

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Zeit:4 Std. 32 min

Sprecher:Anja Lehmann

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Afterwork Familie

Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst

Nathalie Klüver

1. Auflage 2019

8 Abbildungen

Liebe Mütter, liebe Väter,

»Haushalt, Kinder, Einkaufen, die üblichen Familientermine – wie soll ich das alles am Nachmittag nach der Arbeit schaffen? Ich kann mich doch nicht zweiteilen!« Nicht nur haufenweise unerledigte Aufgaben bleiben auf der Strecke, sondern auch der Familienfrieden. Stress macht dünnhäutig und wer dünnhäutig ist, fährt schneller aus der Haut. Und eigentlich möchten wir nicht nur die manchmal lästigen Pflichten erfüllen, sondern auch noch mit den Kindern gemeinsam spielen, basteln oder Freunde besuchen. Ohne Zeitdruck im Nacken. Wie sollen wir das alles in der kurzen Zeit nach der Arbeit unterbringen? Viel zu oft schaffen wir das leider nicht.

Doch das muss nicht so sein. In diesem Buch möchte ich euch zeigen, wie ihr all diese Anforderungen an einem ganz normalen Nachmittag nach der Arbeit unter einen Hut bringen könnt. Ohne dass jemand drunter leidet. Und so, dass der Feierabend nicht in ein Gehetze und Gemecker ausartet, sondern die Zeit mit der Familie so genutzt wird, dass alle auf ihre Kosten kommen – die Kinder, der Partner und auch ihr selbst. Dabei helfen Rituale und eine regelmäßige Tagesstruktur.

Wie diese Rituale und Routinen aussehen können, zeige ich euch mit konkreten Tipps, die sich nicht nur theoretisch gut anhören, sondern sich auch tatsächlich in die Praxis umsetzen lassen. Mit diesen Routinen bleibt dann auch Zeit für euch selbst und euch als Paar. Denn nur so könnt ihr die Akkus für den nächsten Tag aufladen, um mit neuer Energie den täglichen Spagat zwischen Beruf, Haushalt und Familie zu schaffen. So habt ihr einen Feierabend, der seinen Namen verdient – ohne Stress, ohne Genervtsein, ohne Streit. Nicht immer, das wird kaum gelingen, aber immer häufiger. Denn auch Afterwork-parents sind gute Eltern!

Viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren wünscht euch

Nathalie Klüver

Inhaltsverzeichnis

Titelei

Liebe Mütter, liebe Väter,

Teil I After work: Stress oder Quality Time?

1 Endlich Feierabend?

1.1 Ein ganz normaler Eltern-Feierabend

1.2 Mehr Zeit und weniger Stress

2 Quality Time oder Quantity Time?

2.1 Zeit mit Kindern verbringen – was heißt das?

2.2 Der Zauber liegt im Alltag

2.3 Wohlig-warme Kindheitserinnerungen

3 Ganztagsbetreuung? Ohne schlechtes Gewissen!

3.1 Ganztagsbetreuung schadet nicht

4 Den Feierabend entrümpeln

4.1 Bestandsaufnahme: Was ist verzichtbar?

4.2 Wie können Lösungen aussehen?

Teil II Kinder brauchen Zeit zum Spielen

5 Freies Spielen ist wichtiger als Förderkurse

5.1 Erfolg ist nicht alles im Leben

5.2 Hört auf, eure Kinder zu vergleichen!

6 Selbstbewusstsein durch freies Spielen

6.1 Spielen kann noch mehr

6.2 Den Spielflow zulassen

6.3 Freies Spielen fördern – so geht’s

7 Gemeinsames Spielen

7.1 Ab an die frische Luft!

7.2 Spielen am besten mit anderen Kindern

Teil III Smartphone und Medienkonsum: Wie viel ist zu viel?

8 Wie gut, dass es das Smartphone gibt!

8.1 Vorsicht: Suchtgefahr!

8.2 Sind Handys anders als Bücher?

9 Eltern als Vorbilder beim digitalen Konsum

9.1 Handyfreie Zonen einführen

9.2 Ausnahmen bestätigen die Regel

9.3 Die richtige Dosis beim Fernsehen

9.4 Was dürfen Kinder im Fernsehen anschauen?

9.5 Kinder behutsam an neue Medien heranführen

Teil IV Routine und Rituale – Ordnung im Alltag

10 Struktur in den Alltag bringen

10.1 Strukturen im Wochenplan festhalten

10.2 Bleibt flexibel

10.3 Routinen entlasten das Gehirn

10.4 Unvorhergesehenes kann uns stressen

10.5 Vorteile täglicher Routine

11 Rituale geben Halt

11.1 Was ist ein Ritual?

11.2 Rituale sorgen für Struktur und Sicherheit

11.3 Als Familie eigene Rituale finden

Teil V Nachmittags beginnt der Feierabend?!

12 Abholen vom Kindergarten

12.1 Ein typisch nerviger Nachmittag

12.2 Stress und schlechte Laune? – Nicht mit uns!

12.3 Kein Übergang ohne Körperkontakt

12.4 Volle Aufmerksamkeit bei jedem Übergang

12.5 Nie kommt man zur richtigen Zeit

12.6 Genug Zeit einplanen

12.7 Ganz wichtig: Ruhe bewahren

12.8 Das Kind zum Nach-Hause-Gehen motivieren

12.9 Auch Anziehen kann Nerven kosten

12.10 Und wenn man es mal eilig hat?

13 Immer diese Trödelei!

13.1 Tipps gegen das Trödeln

13.2 Geheimzutat: Zeitpuffer

13.3 Pausen einplanen

14 Vertrauen durch aktives Zuhören

14.1 Kinder zum Erzählen ermuntern

14.2 Das Begrüßen von Schulkindern

14.3 Schluss mit Multitasking!

Teil VI Haushalt und Einkaufen

15 Hausarbeit als Quality Time?

15.1 Kinder oder Haushalt? Nein, Kinder und Haushalt!

15.2 Im Haushalt lernen Kinder für das Leben

16 Einkaufen mit Kindern

16.1 So macht Einkaufen mit Kindern allen Spaß

Teil VII Das leidige Thema Hausaufgaben

17 Hausaufgaben ohne Stress und Druck

17.1 Der richtige Zeitpunkt für die Hausaufgaben

17.2 Wo sollten die Hausaufgaben gemacht werden?

17.3 Wie lange dürfen die Aufgaben dauern?

17.4 Wie viel Hilfe bei den Hausaufgaben?

17.5 Die Lernbereitschaft der Kinder fördern

17.6 Was tun bei schlechten Noten?

Teil VIII Der Esstisch: Treffpunkt für die Familie

18 Gemeinsames Essen ist Quality Time

18.1 Wohlfühlatmosphäre statt Gemecker

18.2 Ein Essensplan für die Woche

18.3 Und alle helfen mit!

19 Streitfalle Abendessen? Das muss nicht sein!

19.1 Der richtige Zeitpunkt für das Abendessen

19.2 Für eine entspannte Atmosphäre sorgen

19.3 Keine Machtkämpfe am Esstisch

19.4 Tischmanieren durch Vorbildsein vermitteln

19.5 Gesprächsthemen bei Tisch

19.6 Kein Handy am Esstisch

19.7 Das gemeinsame Essen hat ein gemeinsames Ende

Teil IX Ab ins Bett!

20 Erstmal runterkommen!

20.1 Kein Bildschirmlicht vorm Schlafengehen

20.2 Die richtige Schlafenszeit

20.3 Stressfaktor Zähneputzen

20.4 Zieh deinen Schlafanzug an!

21 Das Einschlafritual

21.1 Vom Tag erzählen

21.2 Vorlesen als Abschluss des Tages

21.3 Kuscheln vor dem Einschlafen? Na klar!

22 Feierabend für die Eltern

22.1 Zeit für den Partner

22.2 Zeit für soziale Beziehungen

23 Jede Familie hat eigene Strukturen und Rituale

23.1 Ausnahmen sind erlaubt

23.2 Routinen und Rituale wachsen mit

23.3 Lachen statt Meckern

24 Service

Autorenvorstellung

Impressum

Teil I After work: Stress oder Quality Time?

1 Endlich Feierabend?

2 Quality Time oder Quantity Time?

3 Ganztagsbetreuung? Ohne schlechtes Gewissen!

4 Den Feierabend entrümpeln

1 Endlich Feierabend?

Früher, in der Vor-Kind-Ära, war Feierabend der Teil des Tages, in dem man endlich die Beine hochlegen konnte. Sich wahlweise aufs Sofa verkrümelte, mit Freunden im Café saß oder in einem guten Buch versank. Erinnert ihr euch? Kommt es euch nicht auch manchmal vor, als sei dieses Feierabendgefühl ein Teil eines anderen Lebens? Einer Parallelwelt? Als sei dieses Feierabendgefühl irgendwo abhandengekommen zwischen dem Hetzen vom Kinderturnen zum Einkaufen, dem Kochen und dem Einschlafritual?

Mit dem Abholen aus dem Kindergarten oder dem Ende der Schulbetreuung beginnt für viele Eltern eben nicht der Feierabend, sondern es fühlt sich eher an wie eine zweite Schicht. Statt die Beine nach getaner Arbeit hochzulegen, geht es nun erst so richtig los. Teilzeitarbeitende Eltern, die von ihren Kollegen mit einem »schönen Feierabend« oder womöglich noch einem blöden Spruch über die viele Freizeit, die sie angeblich haben, verabschiedet werden, fühlen sich geradezu verhöhnt. Feierabend gibt es irgendwann zwischen acht und neun, wenn die kinderlosen Kollegen schon längst beim zweiten Bier in der Kneipe sitzen.

Wieso eigentlich? Wer sagt denn, dass der Feierabend nicht auch genau dann anfangen kann, wann er in grauer Vorzeit angefangen hat: mit dem Beenden der Arbeit? Wer sagt denn, dass der Nachmittag mit Kindern mit Stress gleichzusetzen ist? Wer sagt denn, dass man nicht auch mit Kindern einen gemütlichen Feierabend verbringen kann? Mit einem Buch auf dem Sofa, Tee und Keksen, mit einem schönen Gesellschaftsspiel auf dem Fußboden oder einem geselligen Familienabendessen?

In der Theorie könnte es sicher so sein, sagt ihr jetzt. Netter Vorschlag. Aber wo sollen wir es denn unterbringen, das gemütliche Feierabendgefühl und die vielzitierte Quality Time mit unseren Kindern? In einem Nachmittag und Abend, der vollgestopft ist mit Verpflichtungen, mit Haushaltstätigkeiten und anderen Dingen, die man zu erledigen hat? Mit Kindern, die müde und quengelig sind, einen mit ihrer Trödelei und ihren Wutanfällen zur Weißglut bringen können oder mal wieder keine Hausaufgaben machen wollen?

1.1 Ein ganz normaler Eltern-Feierabend

Nach der Arbeit, bei der man mal wieder viel zu spät den Stift hat fallen lassen, stellt sich viel zu oft dieselbe Frage: Einkaufen vor dem Abholen der Kinder und dann kurz vor Toresschluss in den Kindergarten eilen oder aber erst die Kinder abholen und mit ihnen den Supermarkt entern, auf die Gefahr hin, dass sie vor dem Süßigkeitenregal zum Wutzwerg mutieren? Egal, wie man sich entscheidet: Meistens ist es die falsche Entscheidung. Irgendeiner motzt immer. Im Zweifel seid ihr es selbst, weil die Nerven mal wieder dünn wie Angelschnüre sind.

Wenn man dann den Kindergarten betritt, trödelt das Kind wie üblich beim Anziehen, wenn es sich denn überhaupt anziehen will. Der Zettel mit der Aufschrift »Ihr Kind braucht eine Mütze« verschwindet in der Handtasche zu den Zetteln »Ihr Kind braucht neue Windeln« und »Bitte an die fünf Euro für den Zoobesuch denken«. Die frisch angefertigten Kunstwerke des Kindes auch. Ungesehen. In einer halben Stunde ist Kinderturnen, der Weg ist weit, an der Ampel ein Stau und Parkplätze gibt es vor der Turnhalle sowieso keine. Da bleibt keine Zeit, sich von dem Kind erklären zu lassen, was der blaue Krickelkrakel-Strich bedeuten soll. Und für den Regenwurm auf dem Weg zum Auto ist erst recht keine Zeit.

Ein ganz normaler Nachmittag also. Steht kein Turnen an, dann musikalische Früherziehung oder ein Arzttermin. Oder neue Sandalen müssen gekauft werden. Irgendwas ist immer. Ist man dann endlich zu Hause, braucht das Schulkind Hilfe bei den Hausaufgaben, während das Kindergartenkind aus dem Kinderzimmer ruft: »Mama, mir ist langweilig, ich habe nur Baby-Spielzeuge!« Und die Stimmung ist noch mehr im Eimer, als sie es vorher schon war. Gemütlich ist etwas anderes. Dieses Dauergehetze und Gemecker kann auch nicht das sein, was die Leute mit »Quality Time« meinen.

Beim Kücheaufräumen hilft natürlich auch mal wieder – genau! – niemand. Anstatt zum kuscheligen Vorlesen überzuleiten, gibt es wie fast jeden Abend das Zahnputz-Drama in drei Akten. Bis die Kinder schließlich im Bett liegen, jeder noch mal auf dem Klo war und ein Glas Wasser getrunken hat, ist es statt der anvisierten 20 Uhr wie immer 21 Uhr geworden und der Mann auf dem Sofa eingeschlafen. Jetzt noch ein bisschen Stricken oder ein gutes Buch lesen? Dafür fehlt definitiv die Energie, also ab ins Bett, den Wecker vorher auf halb sieben gestellt. »So habe ich mir das Familienleben nicht vorgestellt, immer dieses Hetzen und Meckern und das Gefühl, als ob irgendetwas auf der Strecke bleibt« ist der letzte Gedanke vor dem Einschlafen.

Muss das so sein? Dieses ständige Gefühl, nichts zu schaffen, gepaart mit einem permanent schlechten Gewissen, sich nicht genug um die Kinder zu kümmern? Nein. Es muss nicht so sein.

1.2 Mehr Zeit und weniger Stress

Fragt man Kinder, was sie sich am meisten von ihren Eltern wünschen, sind es keine spektakulären Urlaube oder Nachmittagsaktivitäten, sondern schlicht: mehr Zeit und weniger Stress. Sie wünschen sich mehr gemeinsame Zeit mit der Familie. Ohne Gemecker, ohne Termindruck. Ohne dass die Eltern nur mit einem Ohr bei ihnen sind und mit dem anderen am Handy. Wenn es gelingt, die drei, vier Stunden zwischen Kindergarten/Schule und Ins-Bett-Gehen miteinander statt nebeneinander zu verbringen, ohne Stress und Nörgelei, dann schaffen wir unseren Kindern die beste Voraussetzung dafür, starke, glückliche Menschen zu werden. Ein gemeinsamer Feierabend ohne Hetzen zu Terminen, Förderungsdruck und Streit stärkt die Beziehung und Bindung zwischen Eltern und Kindern.

Zeitdruck und Stress machen schlechte Laune und lassen uns viel zu oft genervt reagieren, auch wenn wir es eigentlich gar nicht so meinen. Es sind gerade diese stressigen Tage, an denen sich ein Termin an den anderen reiht und man eigentlich nur auf dem Sprung ist, an denen man irgendwann aus einer Nichtigkeit heraus explodiert und in die Meckerfalle tappt. Und hat die erst einmal zugeschnappt, kommt man so leicht nicht mehr heraus. Es sind diese Tage, an denen man abends im Bett liegt und sich fragt, wieso der Tag eigentlich so enden musste und an welchem Punkt der Stress ausgeartet ist. Es sind diese Abende, an denen einen das schlechte Gewissen plagt, mit den Kindern wieder viel zu viel geschimpft und viel zu wenig wirkliche Zeit mit ihnen verbracht zu haben.

Verschiedene Stressauslöser

Was stresst Eltern?

»Die ewige Nörgelei ums Essen.«

»Wenn die Kinder sich wegen der unsinnigsten Sachen streiten.«

»Das ständige Trödeln: am Morgen, im Kindergarten, vor dem Ins-Bett-gehen ...«

»Die Quengelei und die Trotzanfälle beim Einkaufen.«

»Wenn das Kind einfach nicht schlafen will.«

»Wenn bei den Meetings im Büro niemand Rücksicht auf die Kindergartenschließzeiten nimmt.«

»Das ständige Gemecker wegen der Hausaufgaben.«

»Das Aufdrehen kurz vorm Schlafengehen.«

»Dass man es nie allen recht machen kann - irgendjemand meckert immer.«

»Der ständige Zeitdruck und das Zuspätkommen.«

»Dass die ganze Hausarbeit an mir hängenbleibt.«

»Dass einem keiner dankt.«

Was stresst Kinder?

»Wenn ich keine Zeit zum Spielen habe.«

»Wenn ich jedes Mal, wenn ich gerade angefangen habe zu spielen, wieder losmuss.«

»Wenn ich leise sein muss.«

»Wenn wir nach dem Kindergarten einkaufen, obwohl ich so müde bin.«

»Wenn meine Mutter ständig meckert.«

»Wenn meine Eltern beim Abendessen die ganze Zeit über ihre Arbeit sprechen.«

»Wenn meine Eltern beim Essen ständig meckern, dass ich mich besser benehmen soll.«

»Wenn ich beim Einkaufen nicht das Spielzeugregal anschauen darf.«

»Wenn ich abends unbedingt ins Bett soll, obwohl ich gerade so schön spiele.«

»Dass meine Eltern ständig aufs Handy gucken, wenn ich ihnen etwas zeigen will.«

»Dass ich nie Paw Petrol gucken darf, obwohl alle anderen das gucken dürfen.«

»Wenn Mama beim Ins-Bett-Bringen ständig auf die Uhr guckt und so komisch seufzt.«

2 Quality Time oder Quantity Time?

Die gute Nachricht vorneweg: Eltern verbringen heute doppelt so viel Zeit mit ihren Kindern wie vor 50 Jahren. Und das trotz Teilzeit oder Vollzeit arbeitender Mütter, Ganztagsbetreuung und Kleinkindbetreuung unter drei Jahren, die man vor 50 Jahren noch vergeblich suchte. Die miteinander verbrachte Zeit stieg von 54 Minuten auf 104 Minuten am Tag an – wobei die Väter 1965 noch ganze 16 (!) Minuten am Tag mit ihren Kindern verbracht haben. Wie die Wissenschaftler auf diese Zahl kommen? Die Studienergebnisse wurden 2017 in der italienischen Ausgabe der »Psychologie heute« veröffentlicht, sie basieren auf einer groß angelegten Langzeitstudie von Forschern aus Kalifornien. Diese werteten Elterntagebücher aus elf westlichen Ländern aus. In diesen Tagebüchern hatten Eltern alle Tätigkeiten aufgelistet, die sie mit ihren Kindern gemeinsam machten, darunter zum Beispiel neben Spielen, Trösten und Vorlesen auch Wickeln, fürs Bett fertig machen, gemeinsam essen, vom Kindergarten abholen, beim Fußballtraining zuschauen oder bei den Hausaufgaben helfen.

Sind 104 Minuten viel oder wenig? Und wieso kommt es uns Eltern oft als immer noch zu wenig Zeit vor, obwohl sich die gemeinsam verbrachte Zeit verdoppelt hat? Vielleicht liegt es an unseren heutigen Ansprüchen. Früher zogen die Kinder nach der Schule in Gruppen durch die Nachbarschaft, die kleinen Geschwister wurden einfach mitgenommen. Heute sind wir uns unserer knappen Zeit viel bewusster und wollen sie auch bewusst mit unseren Kindern verbringen. Aber wir schießen dabei manchmal über das Ziel hinaus, indem wir die Tage mit möglichst vielen Aktivitäten vollknallen und am Ende vor lauter Aktivität nicht mehr zum Spielen und Zusammensein kommen, geschweige denn Zeit finden, mit unseren Kindern ungestört ein Wort zu wechseln. Da ist es dann wieder, das Gefühl, dass irgendetwas permanent auf der Strecke bleibt.

2.1 Zeit mit Kindern verbringen – was heißt das?

Wenn es um Familienzeit geht, werden immer wieder die Begriffe »Quality Time« und »Quantity Time« genannt. Doch was steckt genau hinter diesen Modebegriffen? Sie stammen aus dem Englischen. »Quality Time« beschreibt Zeit, die man mit seiner Familie, seinem Partner oder Freunden verbringt. Dieser Begriff stammt übrigens schon aus den 70er Jahren und wurde in den Vereinigten Staaten in der Diskussion um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf benutzt. Dabei geht es um Dinge, die die menschlichen Beziehungen festigen sollen. Die amerikanische Soziologin Arlie Russell Hochschild gab folgende Definition: »Dem Konzept der Quality Time liegt die Annahme zugrunde, dass sich die Zeit, die wir Beziehungen widmen, irgendwie von der persönlichen Zeit trennen lässt. Natürlich gehen Beziehungen auch während der Quantity Time weiter, aber dann sind wir nur passiv bei unseren Gefühlsbindungen und betreiben sie nicht aktiv, gezielt und nicht von ganzen Herzen.«

Im Jahr 2009 fasste das Bundesfamilienministerium den Begriff ein wenig weiter: »Als Qualitätszeit für Familien betrachten wir verlässliche und selbstbestimmte Zeitoptionen, die Familien bewusst für gemeinsame Aktivitäten nutzen. Dabei kann es sich sowohl um gemeinsame Ausflüge oder Spielnachmittage handeln als auch um Aktivitäten wie gemeinsames Kochen und Essen, solange sie bewusst als Familienzeit wahrgenommen werden.«

Aber ist das wirklich so? Müssen wir Eltern uns der Definition von »Quality Time« zufolge nach dem Abholen aus dem Kindergarten oder der Schule bis zum Schlafengehen intensiv unseren Kindern widmen und drei Stunden lang »Mensch ärgere dich nicht« spielen oder Bauklötze stapeln, um qualitativ hochwertige Zeit mit unseren Kindern zu verbringen? Um so unser schlechtes Gewissen zu beruhigen, weil wir sie erst um drei oder vier Uhr nachmittags aus dem Kindergarten abholen?

Nein. Müssen wir nicht. Können wir auch gar nicht. Denn es gibt nun mal Dinge, die erledigt werden müssen. Auch in dieser knappen Zeit zwischen Arbeitsende und Schlafengehen. Der Haushalt, die Wäsche (und das ist mit Kindern schnell eine Waschmaschinenfuhre täglich), das Essen und das Kochen konkurrieren mit dem gemeinsamen Spielen oder Basteln. Wer keinen Butler oder eine in Vollzeit tätige Haushälterin hat (und das haben nun mal die wenigsten), kommt um diese Tätigkeiten meistens nicht herum. Selbst eine regelmäßig kommende Putzhilfe nimmt einem nicht alles ab, was täglich im Haushalt anfällt.

Wie man diese »Pflichttätigkeiten« mit der Qualitätszeit unter einen Hut bringt, dazu geben die folgenden Seiten ganz praktische Tipps. Aber zunächst möchte ich euch das schlechte Gewissen nehmen: Auch gemeinsames Kochen, gemeinsames Blumengießen, gemeinsames Einkaufen oder gemeinsames Wäscheaufhängen können unter »Qualitätszeit« fallen. Denn auch gemeinsam den Geschirrspüler auszuräumen, ist natürlich gemeinsam verbrachte Zeit. Die Frage ist nur: Wie erledigt man diese Aufgaben gemeinsam? Und wie erledigen wir sie so gemeinsam, dass diese Zeit als Qualitätszeit genutzt wird?

Reine Haushaltstätigkeiten zählt auch das Familienministerium in seiner Definition nicht zur Quality Time, sagt aber: »Für uns bemisst sich Zeitwohlstand in bewusster Interaktion, Fürsorge und Zuwendung mit dem Ergebnis von Wohlbefinden.« Und eben genau darauf kommt es an.

2.2 Der Zauber liegt im Alltag

Es ist wichtig, dass wir mit unseren Kindern nicht einfach nebeneinander den Geschirrspüler ausräumen und dabei nebenher auf unser Smartphone schauen, sondern wirklich gemeinsam mit unseren Kindern diese mitunter leidigen Haushaltstätigkeiten erledigen und dabei in eine Interaktion treten, uns dabei unseren Kindern zuwenden. Es ist ein Unterschied, ob wir die Kinder beim Einkaufen nur hinter uns herziehen und allerhöchstens beim Diskutieren über das obligatorische Überraschungsei in einen Dialog treten, oder ob wir mit den Kindern gemeinsam überlegen, welche Zutaten wir für das Abendessen brauchen, die Kinder im Supermarkt die Äpfel einpacken und an der Kasse beim Einladen der Einkäufe helfen lassen. Es ist ein Unterschied, ob wir unsere Kinder vor dem Fernseher parken und derweil das Abendessen vorbereiten, oder ob wir uns gemeinsam als Familie hinsetzen, die Mohrrüben schälen und dabei gegenseitig Witze erzählen oder über den Tag sprechen. (Wobei es auch vollkommen in Ordnung ist, die Kinder ab und zu etwas im Fernsehen schauen zu lassen, um kurz etwas Zeit für sich ▶ selbst zu haben.) Welche Tätigkeiten sich besonders dafür anbieten und was Kinder ab welchem Alter im Haushalt übernehmen können, werde ich im Kapitel »Im Haushalt lernen Kinder für das Leben« ▶ genauer erläutern.

Sich gemeinsam dem Haushalt zu widmen, bringt nicht nur mehr Spaß, sondern ist auch eine sehr gute Möglichkeit, sich über das, was einen bewegt, und über den Tag auszutauschen. Wenn ihr ältere Kinder habt, wisst ihr, dass sie im direkten Verhör eher einsilbig auf Elternfragen antworten – aber zum Beispiel beim gemeinsamen Wäscheaufhängen ohne direkten Augenkontakt eher ins Plaudern kommen. In diesen Momenten sollten wir Eltern dann auch genau hinhören und bewusst da sein. Interaktion statt Nebeneinanderher ist das Zauberwort für Qualitätszeit.

Deshalb ist es so wichtig, unsere Kinder am Alltag teilhaben zu lassen. Denn der Zauber liegt im Alltag! Denkt an die Bullerbü-Bücher von Astrid Lindgren: Sie erzählt dort vor allem von Alltagstätigkeiten und schafft es trotzdem, diesen besonderen Kindheitszauber zu erwecken. Die Kinder von Bullerbü verziehen Rüben, holen Schuhe vom Schuster ab und füttern Lämmchen: eigentlich banale Alltagstätigkeiten, aber niemand würde auf die Idee kommen zu sagen, dass die Kinder von Bullerbü keine schöne Kindheit haben. Im Gegenteil, Bullerbü ist zum Synonym für eine schöne Kindheit geworden. Obwohl die Eltern der Kinder von Bullerbü sich nicht permanent um ihre Kinder kümmern, den ganzen Tag mit ihnen spielen oder sie zum Geigenunterricht fahren. Ganz im Gegenteil. Also: Nehmt eure Kinder mit in euren Alltag, statt sie vor dem Fernseher zu parken!

Kinder-Zitat

Wir haben am Wochenende einen Mähdrescher gesehen, der war so groß und ist so schnell übers Feld gefahren. Und der Trecker neben ihm hatte Reifen, die waren größer als Papa! Das war das Beste am ganzen Wochenende. Hoffentlich sehen wir nächste Woche wieder einen.

Für Kinder ist es spannend, mit dem Auto in die Waschanlage zu fahren. Sie lieben es, zu sehen, wie eine Pizza gemacht wird oder wie im Garten Blumen ausgesät werden. Für Kinder ist es ein kleines Abenteuer, an der Baustelle stehenzubleiben und dem Bagger beim Lochausheben zuzuschauen. Durch das Beobachten, Mitmachen und Nachahmen lernen unsere Kinder und übernehmen das, was sie beobachten, mit in ihr Spiel. Genau darum brauchen wir kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn wir uns im Garten von unseren Kindern beim Unkrautjäten helfen lassen. Genauso ist es gemeinsam verbrachte Familienzeit, wenn wir voneinander lernen, uns gegenseitig Dinge erklären und die anderen an unseren Aktivitäten teilhaben lassen. Also wenn der Enkel der Oma das Handy erklärt, die Mutter dem Sohn das Computerprogramm oder der Vater sich von der Tochter die neueste Lieblingsserie schildern lässt. Gegenseitiges Interesse ist eine der Hauptzutaten für ein glückliches Familienleben, wenn es aufrichtig ist und nicht als lästige Pflicht wahrgenommen wird.

Wir sollten uns also von dem Druck befreien, auf Teufel komm raus die gesamte Nachmittagszeit mit Spielen, Basteln oder Vorlesen verbringen zu müssen – und dann nach dem Einschlafen der Kinder noch ganz allein eine Extraschicht im Haushalt einzulegen. Nein, die zwei Stunden, bevor wir selbst ins Bett gehen, sollten wir für uns selbst nutzen und nicht mit Geschirrspüler-Einräumen verbringen. Denn, wenn wir Mütter unser eigenes Wohl immer an die letzte Stelle setzen, ist niemandem geholfen! Ein Burnout kommt schleichend – und damit es gar nicht erst so weit kommt, müssen wir Mütter auch an uns denken und unsere eigenen Bedürfnisse befriedigen. Aber dazu komme ich ▶ später noch.