Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein - Nathalie Klüver - E-Book

Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein E-Book

Nathalie Klüver

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  • Herausgeber: TRIAS
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Ab heute lieber unperfekt Den Alltag rocken mit Job, Kindern, Partner und Haushalt ist richtig anstrengend. Nathalie Klüver, als Dreifach-Mama, Journalistin und Bloggerin selbst jonglier-erfahren, - hat originelle und wohltuende Ideen für Ihre Auszeiten, - ermuntert Sie dazu, öfter mal keine gute Mutter zu sein, - macht vor, wie man einfach mal Druck rausnimmt. Weil unperfekt einfach sympathisch ist.

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Seitenzahl: 207

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Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein

Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter

Nathalie Klüver

1. Auflage 2018

Und wo bleibe ich?!

»Eins nach dem anderen – ich habe nur zwei Hände!«

Die eine Hand schmiert das Brot für das Kindergartenfrühstück, die andere Hand schenkt ein Glas Milch ein. »Mama, ich muss aufs Klo!«, ruft es da vom Frühstückstisch und der Dreijährige klettert vom Hochstuhl herunter. Der Fünfjährige kippt derweil so viel Milch in sein Müsli, dass die Schüssel überläuft, und während Sie ihm schnell eine Küchenrolle zuwerfen, zieht Sie der Kleine in Richtung Bad, denn »es ist ganz dringend, Mama«.

Ja, eine dritte oder gar eine vierte Hand wären jetzt toll. Eine Hand, die schnell die Frühstücksboxen für den Kindergarten weiter vorbereiten kann, und eine weitere Hand, die schon mal den Kaffee macht, den Sie nach der durchwachten Nacht dringend bräuchten. Während die Kinder endlich ihr Müsli futtern, kommt der Gatte aus dem Schlafzimmer und sucht seine blaue Krawatte. Und ein Kind kräht derweil aus dem Esszimmer: »Ich hab gekleckert!« Zeit, in Ihr eigenes Brot zu beißen, hatten Sie noch keine.

Also ein ganz normaler Morgen: Frühstücksbrote schmieren, müde Kinder aufwecken und überreden, dass es im Kindergarten und in der Schule bestimmt wieder »ganz toll« sein wird, Pausenbrote vorbereiten, Kaffee kochen und, wenn alles gut geht, auch noch warm trinken, beim Anziehen helfen, standhaft bleiben bei Diskussionen, ob sieben Grad und Nieselregen das geeignete Wetter für die Lieblingssandalen sind (oder auch nicht standhaft bleiben, des lieben Friedens wegen), Schnürsenkel binden und dann zur Frühstücksrunde in den Kindergarten oder zur ersten Stunde in die Schule hetzen.

Kennen Sie das Phänomen auch: Egal, wie früh Sie aufstehen, am Ende sind Sie doch wieder kurz vor knapp im Kindergarten?

Danach weiter zur Arbeit, ab an den Schreibtisch. »Ach, die Teilzeitkollegen treffen auch ein«, tönt es vom Nachbarschreibtisch. Das antrainierte Lächeln kommt zum Einsatz, PC an, ach Mist, heute ja noch gar nichts gefrühstückt, Joghurt aus der Tasche, beim E-Mails-Checken nebenher essen und bloß nicht auf die Tastatur kleckern. »Typisch, fast zu spät kommen und dann als Erstes gleich mal Frühstückspause«, kommt es vom geliebten Kollegen einen Schreibtisch weiter. E-Mails, Meetings, mittags nebenher am Computer einen Salat hinunterschlingen, im Kopf die Einkaufsliste notieren, zähneknirschend noch die Kopien für den Kollegen miterledigen (schon wieder nicht geschafft, Nein zu sagen) und dann mal wieder auf den letzten Drücker in den Kindergarten schneien, die vorwurfsvollen Blicke der Erzieherinnen ignorierend.

»Haben Sie die fünf Euro für den Ausflug morgen dabei?« Total vergessen! Man kann doch nicht alles im Kopf haben. Wann waren Sie das letzte Mal am Geldautomaten? Zu lange her, das Portemonnaie ist leer. »Gestern hatten Sie das Geld auch schon nicht dabei.« Stimmt, und vorgestern auch nicht. Beim Kindanziehen noch schnell den Post-It »Bitte neue Windeln mitbringen« von der Garderobe einstecken, damit Sie morgen auch wirklich daran denken. Hing der Zettel nicht gestern auch schon da?! »Und denken Sie dran, morgen müssen die Kinder schon um acht hier sein«, ruft die Erzieherin Ihnen noch hinterher, als Sie endlich nach Hause gehen. Der Ausflug, das hätten Sie fast vergessen. Dafür müssen Sie morgen ja auch noch eine Getränkeflasche extra einpacken.

Das muss jetzt auch noch irgendwo abgespeichert werden, in den Gehirnwindungen zwischen der Einkaufsliste, den fünf Euro für den Ausflug und den Windeln, während die Kinder von ihrem Tag berichten und sich streiten, wer anfangen darf. Der Nachmittag geht so weiter. Irgendjemand will immer etwas von Ihnen. »Mama, kannst du mal?« in der Dauerschleife. Sobald Sie sich hinsetzen und einmal nichts tun, können Sie sich sicher sein, dass eines Ihrer Kinder etwas braucht, dem anderen einen Baustein über die Rübe zieht oder in die Hose gepinkelt hat. Und je fortgeschrittener der Nachmittag, umso quengeliger die Kinder, bis kurz vor dem Abendbrot die Stimmung endgültig kippt und kaum fünf Minuten ohne Geschrei vergehen.

Ein ganz normaler Alltag. Wenigstens steht kein Kinderturnen an und abends gibt es auch nur belegte Brote, da fällt das Kochen weg. Aber Feierabend wird trotzdem erst um 20 Uhr sein. Oder um 21 Uhr, je nachdem, wann die Kinder schlafen. Dann ist endlich Zeit, noch einmal kurz die Beine hochzulegen und im Geiste die To-do-Liste für den nächsten Tag durchzugehen. Falls Sie nicht beim Ins-Bett-bringen der Kinder einschlafen, wie die letzten Tage auch.

Ach ja, da wäre eigentlich noch der Haushalt, der nach dem Ins-Bett-bringen der Kinder nach Ihnen ruft. So ein Haushalt ist ja eine unendliche Geschichte. Kaum ist der Geschirrspüler ausgeräumt, ist er schon wieder voll. Kaum ist der eine Wäscheberg im Kleiderschrank verschwunden, taucht der nächste aus der Waschmaschine auf. Und auf wundersame Weise wächst die Schmutzwäsche im Wäschekorb wie von selbst nach. Haben Sie die Küche gesaugt, tummeln sich schon wieder Brotkrümel auf dem Fußboden. Es hört einfach nicht auf – der Haushalt ist nie fertig! Fertig sind am Ende des Tages nur Sie selbst.

Und wo bleibe ich?! Das fragen sich wohl alle Mütter, die sich täglich zwischen Arbeit, Kindern und Haushalt aufreiben. Einmal eine Minute durchatmen? Einen Nachmittag nur für sich selbst haben? Ohne dass Sie sich Gedanken machen müssen, ob Sie noch Windeln kaufen müssen oder ob der Kindergarten nun morgen um acht oder um halb neun den Ausflug startet? Ohne dass Sie überlegen, was Sie morgen kochen und ob Sie die dringende E-Mail von Ihrem Chef eigentlich schon beantwortet haben? Die berufstätige Mutter von heute ist immer mit einem halben Ohr woanders. Im Büro ist sie in Gedanken bei ihren Kindern und zuckt bei jedem Handyklingeln zusammen – es könnte ja der Kindergarten sein, der möchte, dass man das plötzlich erkrankte Kind abholt. Am Nachmittag beim Biene-Maja-Puzzlen schweifen die Gedanken immer wieder zu den unerledigten Papierstapeln auf dem Schreibtisch. Nein, Feierabend sieht anders aus.

Würden Sie sich manchmal am liebsten schon nachmittags ins Bett legen und die Decke über den Kopf ziehen? Ist Ihnen immer häufiger plötzlich zum Heulen zumute, die kleinsten Dinge bringen Sie auf die Palme, und es gibt Tage, an denen der einzige Gedanke in Ihrem Kopf ist: »Ich kann nicht mehr«? Damit stehen Sie nicht alleine da. Viele Mütter wissen manchmal einfach nicht mehr weiter und schon Banalitäten können sie aus der Bahn werfen. Aber es geht ja nicht anders, denken Sie? »Ich muss ja funktionieren«, sagen Sie? Nein, Sie müssen nicht immer funktionieren!

»Stoppt das Hamsterrad!«

Irgendetwas bleibt immer auf der Strecke im hektischen Mama-Alltag. Sie können sich nun mal nicht zweiteilen und eine dritte Hand ist Ihnen auch noch nicht auf dem Rücken gewachsen. Wann hatten Sie das letzte Mal einfach nur Zeit für sich? Ohne schlechtes Gewissen? Ohne dass irgendjemand etwas von Ihnen wollte? Ohne dass Sie nebenbei den nächsten Arbeitstag geplant haben? Oder den Kindergeburtstag? Höchste Zeit, das zu ändern! Denn so geht es nicht weiter. Niemand kann auf Dauer 120 Prozent geben. Und niemand kann sich ständig aufreiben, ohne auf die eigenen Bedürfnisse zu hören. Denn sonst steuern Sie schneller auf ein Burnout zu, als Ihnen lieb ist. Und wenn Sie zusammenbrechen, ist niemandem geholfen.

Mit Burnout verbinden die meisten Menschen und Medien immer noch das Bild des ausgebrannten Managers, der sich verausgabt hat in einer 70-Stunden-Woche, immer im Dienste der Firma, von Meeting zu Meeting eilend. »Burnout« ist ein Modewort geworden, es ist so sehr in Mode, dass man die Diagnose teilweise nicht mehr ernst nimmt. Dass Lehrer und Angehörige pflegender Berufe auch immer häufiger an den Punkt gelangen, an dem sie einfach nicht mehr können, ist mittlerweile anerkannt. Aber mit Müttern wird »Burnout« eher selten in Verbindung gebracht. Dass sie oft genauso eine 70-Stunden-Woche haben wie der vielzitierte überarbeitete Manager, sich täglich verausgaben und an ihre Grenzen gehen, das sickert eher langsam in das Bewusstsein der Öffentlichkeit ein. Dabei opfern sich Mütter genauso auf wie die besonders gefährdeten Lehrer und Pflegenden – und auch sie sind oft mit falschen Erwartungen in den »Beruf« Mutter gegangen und wurden von der Realität eingeholt.

Anerkennung für ihre Arbeit? Darauf warten die meisten Mütter vergeblich. Denn von vielen Menschen wird das Muttersein nach wie vor einfach nicht als Arbeit angesehen, sondern als Auszeit. Erholsam statt anstrengend, so stellen sich nicht wenige den Mütteralltag vor. Und selbst wer einsieht, dass es anstrengend ist, hat deshalb noch lange kein Verständnis. Kommen Ihnen diese Sätze bekannt vor?

»Vormittags arbeiten und nachmittags auf dem Spielplatz herumhängen, das kann doch nicht so stressig sein.«

»Wenn sie die Kinder so sehr stressen, hätte sie besser keine bekommen sollen.«

»Was kann an dem bisschen Haushalt denn so anstrengend sein?«

»Zeit für sich? Das hat sie doch, wenn sie mit den Kindern spielt.«

»Das haben unsere Mütter doch auch geschafft, und das auch noch ohne Geschirrspüler.«

»Was ist daran so stressig, vier Stunden am Tag zu arbeiten und nachmittags ein bisschen die Kinder zu betüddeln?«

»Sie ist doch nur Hausfrau und muss noch nicht mal ins Büro gehen, wie kann sie da bitte überlastet sein?«

Die Mehrfachbelastung, der Mütter heutzutage ausgesetzt sind, wird oft verkannt und unterschätzt. Dabei sind die Belastungen immens. Und sie werden nicht weniger. Der Spagat zwischen Beruf und Familie, das permanent schlechte Gewissen, man könnte als berufstätige Mutter seine Kinder vernachlässigen, und das ständige Rechtfertigen für so ziemlich alles zerren an den Nerven. Auch wer nicht arbeitet, muss sich allerhand Vorwürfe anhören – dazu kommt, dass gerade Hausfrauen keine Anerkennung für das erhalten, was sie in Haushalt und Erziehung leisten. Nach dem Motto: Sie hat ja genug Zeit, sie geht ja nicht arbeiten. Wie man’s auch macht – man macht es nie richtig.

Wie Sie das Hamsterrad zum Stillstand bringen und endlich mehr Ruhe, mehr Zeit für sich selbst im Alltag finden, dazu möchte ich Ihnen in diesem Buch ganz praktische Tipps geben. Tipps, die wirklich umsetzbar sind. Tipps, wie Sie Pausen im durchgetakteten Familienalltag finden, die sich in den Alltag einbauen lassen; aber auch Tipps, wie Sie sich mehr um sich kümmern und Schluss mit dem Perfektionismus machen. Ohne schlechtes Gewissen. Denn niemand ist perfekt. Und niemand muss perfekt sein. Damit Sie erkennen können, ob Sie »nur« erschöpft sind oder schon am Rande eines Burnouts, werde ich Ihnen die Anzeichen nennen, auf die Sie achten müssen. Ein Burnout schleicht sich an und durchläuft mehrere Phasen. Das Gute daran: In jeder Phase kann man gegensteuern, noch vor dem Total-Zusammenbruch! Wie bei so vielem gilt auch hier: Je früher Sie eingreifen, umso besser. Damit es gar nicht erst zum Zusammenbruch kommt.

Und weil der erste Schritt zum Besserfühlen die Erkenntnis ist, dass es anderen genauso geht und man nicht alleine ist, werden in diesem Buch viele Mütter zu Wort kommen, die Einblicke in ihren Alltag und ihre persönlichen Tricks für mehr Me-Time, Zeit für mich selbst, geben. Eine Patentlösung gibt es nicht, aber viele kleine Lösungsansätze und Schritte, die das Leben einfacher machen – und den Stress reduzieren.

Denken Sie daran: Eine ausgebrannte Mutter nützt niemandem etwas. Und deshalb profitieren alle davon, wenn Sie sich häufiger mal eine Pause gönnen. Ihr Mann, Ihre Kinder – und ja, auch Ihr Chef. Aber vor allem profitieren Sie davon. Fangen Sie also noch heute damit an! Ab sofort geht es um Sie und Ihr Wohlbefinden.

Inhaltsverzeichnis

Und wo bleibe ich?!

»Stoppt das Hamsterrad!«

Teil I Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein

1 Was Mütter heute leisten müssen

1.1 Gesundheitsrisiko Muttersein?

1.2 Die Erwartungen an die Mütter von heute sind hoch

1.3 Rückfall in alte Rollenmodelle

2 »Früher war alles besser« oder: Wie haben unsere Mütter das gewuppt?

2.1 Rushhour des Lebens

2.2 Quality Time und Quantity Time

2.3 Der Mythos der »sich aufopfernden Mutter«

3 Mütter unter Druck

3.1 Der Zwang, eine perfekte Mutter zu sein

3.2 Die Mär von der immer glücklichen Mutter

3.3 Die Ansprüche an die heutigen Mütter

3.3.1 Fördern, was das Zeug hält

3.3.2 Wettbewerb unter Müttern

3.3.3 Der Druck, ein perfektes Kind haben zu wollen

3.3.4 Die härtesten Kritiker sind die anderen Mütter

3.4 Der Spagat zwischen Beruf und Familie

3.4.1 Wieso Arbeit auch gut für die Seele ist

3.4.2 Sie geben die Richtung vor!

3.4.3 Feierabend heißt auch Feierabend

4 Ausgebrannt? Oder einfach »nur« erschöpft?

4.1 Was ist Stress?

4.2 Wenn der Akku leer ist: Was ist ein Burnout?

4.2.1 Burnout bei Eltern

4.2.2 Wie entsteht ein Burnout?

4.2.3 Alarmsignale, die ein Burnout ankündigen

4.2.4 Wer ist besonders burnoutgefährdet?

4.3 Schluss mit dem So-tun-als-ob!

5 Mehr Zeit für mich – ohne schlechtes Gewissen!

5.1 Lernen Sie, Nein zu sagen!

5.2 Stressfaktoren und Zeitfresser identifizieren

5.2.1 Kinder haben noch kein Zeitgefühl

5.3 Überfrachten Sie die Tage nicht

5.4 Eltern sind nicht die Alleinunterhalter ihrer Kinder

5.4.1 Übertragen Sie Aufgaben an Ihre Kinder

5.5 Theater, lass nach!

5.6 Sie sind kein Mädchen für alles!

5.7 Sorgen Sie für sich selbst

5.7.1 Auch Mütter haben Hobbys verdient

5.7.2 Genug Schlaf und das richtige Essen

5.7.3 Die Signale des Körpers beachten

5.7.4 Mehr Achtsamkeit im Alltag

5.7.5 Aktiv das Leben in die Hand nehmen

5.7.6 Formulieren Sie positiv!

5.8 Ideen für Mama-Auszeiten

5.8.1 Kleine Rituale im Alltag

5.8.2 Sport

5.8.3 Entspannungstechniken

5.8.4 Freundinnen treffen

5.9 Zeit für den Partner

6 Hilfen für Mütter

6.1 Hilfen einfordern und annehmen

6.2 Praktische Hilfsangebote für Eltern

6.2.1 Großeltern, Babysitter und Co.

6.2.2 Frühe Hilfen

6.2.3 Von den Krankenkassen bezahlte Haushaltshilfen

6.2.4 Eine Mutter-Kind-Kur – auch ein Mittel der Prävention

6.3 Wenn gar nichts mehr geht: Krisenintervention im Ernstfall

6.3.1 Schluss mit dem Perfektionismus!

6.4 Setzen Sie Prioritäten

6.5 Das Pareto-Prinzip

6.6 Multitasking wirkt kontraproduktiv

7 Es wird besser! 

7.1 Weil das Leben mit Kindern wunderschön ist!

8 Service

8.1 Literatur

8.2 Weiterführende Links:

Autorenvorstellung

Sachverzeichnis

Impressum

Teil I Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein

1 Was Mütter heute leisten müssen

2 »Früher war alles besser« oder: Wie haben unsere Mütter das gewuppt?

3 Mütter unter Druck

4 Ausgebrannt? Oder einfach »nur« erschöpft?

5 Mehr Zeit für mich – ohne schlechtes Gewissen!

6 Hilfen für Mütter

7 Es wird besser! 

8 Service

1 Was Mütter heute leisten müssen

Mutter-Zitat:

»Ich bin den ganzen Tag auf Achse. Ich stehe morgens als Erste auf, um die Frühstücksbrote zu schmieren. Ich bringe die Kinder in den Kindergarten und hetze mich ab, um pünktlich im Büro zu sein. Kommt man da zu spät, kommen gleich die Kommentare, ob das nicht zu viel ist mit Kindern und Arbeit. Bei der Arbeit versuche ich mich zu konzentrieren, gehe aber ständig im Kopf die Einkaufsliste durch. Mittagspause? Mache ich nicht, um pünktlich Feierabend zu machen. Denn natürlich habe ich immer mehr zu tun, als ich in den sechs Stunden schaffen kann. Ich mag auch nichts ablehnen – denn dann fühlt sich mein Chef bestätigt, dass ich überfordert sei. Nach der Arbeit in den Kindergarten hetzen, zum Einkaufen, zum Fußball oder was gerade ansteht, Abendessen machen, Kinder ins Bett bringen und dann bin ich selbst oft zu müde, um noch lange wach zu bleiben. Zwei Stunden für mich bleiben mir abends vielleicht – wenn die Kinder pünktlich um acht schlafen, was sie eh nie tun. Und mein Mann? Der kommt um halb acht von der Arbeit und schafft es manchmal noch, den Kindern gute Nacht zu sagen. Ich glaube, er hat sich noch nie Gedanken darüber gemacht, was man abends kochen könnte.«

Wir Mütter müssen Organisationstalente sein. Neben der täglichen Arbeit müssen wir an so vieles denken. Die Kindergartenschließungszeiten in den Sommerferien, das Abschiedsgeschenk für die Erzieherin, diverse Nachmittagskurse und ihre Ferienzeiten, Sommerfeste, Weihnachtsfeste, Adventskalender, Elternabende, Arzttermine, Geburtstagsfeiern, das Geschenk von der Zahnfee und, und, und. Ganz abgesehen von den Kinderkrankheiten, die immer plötzlich in der Nacht auftreten und wichtige berufliche Termine zum Platzen bringen. All das will koordiniert werden. Und an wem bleibt es meistens hängen? Richtig: an der Mutter. Wir alle kennen die Statistiken, nach denen es vor allem die Mütter sind, die Teilzeit arbeiten, ebenso wie die Statistiken, nach denen Väter nach der Geburt der Kinder eher mehr als weniger arbeiten. Und so sind es in der Tat in den überwiegenden Fällen die Frauen, an denen die Alltagsorganisation hängen bleibt. Mit allem Pipapo.

Kein Wunder, dass die Nerven manchmal blank liegen. Da können schon alltägliche Dinge wie der Gang zum Spielplatz in Stress ausarten. Man geht ja nicht einfach aus dem Haus, nein, da muss an die Wasserflasche gedacht werden, an die Wechselhose, die Ersatzwindel, das Lieblingseimerchen. Irgendetwas vergisst man immer. Im Zweifel das, was dann auch am meisten vermisst wird. Es ist Murphys Gesetz: Vergisst man die Wechselwindel, bringt das Kind seine Windel ausgerechnet heute zum Überlaufen. Derselbe Stress, wenn man pünktlich zu Terminen muss: Kleine Kinder wissen nicht, was Pünktlichkeit ist. Auch wenn wir Mütter bestens wissen, dass unsere lieben Kleinen es nicht böse meinen: Trödelei kann nerven. Furchtbar nerven. Und irgendjemand muss immer aufs Klo, meistens dann, wenn der Schneeanzug samt Winterstiefeln fix und fertig angezogen ist.

1.1 Gesundheitsrisiko Muttersein?

»Muttersein ist ein Gesundheitsrisiko«, schrieb das Müttergenesungswerk schon 2014 in seiner Mitteilung zur Jahrespressekonferenz. Moment mal! Ein Gesundheitsrisiko?! Diese süßen Kinder, die uns doch eigentlich so glücklich machen, die doch eigentlich das Beste sind, was uns in unserem Leben passiert ist? Ja. Tatsächlich. Mit dem Muttersein ist ein Gesundheitsrisiko verbunden – und damit ist nicht das Risiko bei der Geburt gemeint.

Verschiedene Statistiken und Studien machen es deutlich. Der englische Herzspezialist Mike Scott etwa verglich die Herzfrequenz von berufstätigen Müttern mit der kinderloser berufstätiger Frauen. Das Ergebnis seiner 24-Stunden-Aufzeichnungen: Kinderlose berufstätige Frauen haben einen Puls von 80. Berufstätige Mütter einen über 100. Mütter sind im Dauereinsatz. Fehlende Ruhepausen treiben den Puls hoch. Ein konstant hoher Puls wiederum ist ein Gesundheitsrisiko, eine Belastung nicht nur für Herz und Kreislauf.

Rund zwei Millionen Mütter in Deutschland sind kurbedürftig, sagt das Müttergenesungswerk. Längst nicht alle dieser Mütter beantragen eine Kur. Weil sie nichts von der Möglichkeit wissen. Weil ihnen dazu die Zeit fehlt. Oder die Kraft. Doch die Zahl der Mütter, die eine Mutter-Kind-Kur beantragen, steigt seit Jahren kontinuierlich. 2013 haben 49 000 Mütter eine Mutterkur oder Mutter-und-Kind-Kur in Anspruch genommen, 2003 waren es noch 3000 weniger. Tendenz: weiter steigend. Das Müttergenesungswerk selbst wurde übrigens 1950 von Elly Heuss-Knapp, der Gattin des damaligen Bundespräsidentin Theodor Heuss, gegründet. 1950 schon! Elly Heuss-Knapp machte damals durch ihren Einsatz darauf aufmerksam, dass viele Mütter am Rande eines Zusammenbruchs stehen und dringend Hilfe benötigen – und sie appellierte damals schon an die Männer, ihre Frauen doch mehr zu unterstützen. Das war vor fast 70 Jahren, und die Thematik ist heute aktueller denn je.

Die Zahl der behandlungsbedürftigen Mütter nehme rasant zu, heißt es von Seiten des Müttergenesungswerkes. Die (oft jahrelang verdrängten) Symptome: starke Erschöpfung (68 Prozent aller Mütter, die eine Kur machen, berichten darüber), Schlaf- und Essstörungen (unter ihnen leidet mehr als die Hälfte aller Mütter, die zu einer Kur kommen), Angstzustände, Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen ohne klare Ursache (darüber beklagen sich zwei Drittel aller Mütter, die eine Kur in Anspruch nehmen), häufige Infekte. Alles Symptome, die typisch sind für einen Erschöpfungszustand. Die behandlungsbedürftigen Mütter fühlen sich laut Umfrage des Müttergenesungswerkes vor allem durch Zeitdruck (70 Prozent aller befragten Mütter), berufliche Belastungen (55 Prozent), Unvereinbarkeit von Beruf und Familie (44 Prozent), Erziehungsschwierigkeiten (32 Prozent) und fehlende Anerkennung (25 Prozent) belastet. Dabei liegt oft eine Wechselwirkung vor: Die Gesundheitsstörungen der Mutter belasten die Familie und die Mutter-Kind-Beziehung, und gleichzeitig führen die belastenden Familiensituationen zu Gesundheitsstörungen bei Frauen und Kindern. Diesen Kreislauf gilt es zu durchbrechen.

87 Prozent aller Mütter kommen mit der Diagnose Erschöpfungszustand in die Klinik. Die Ursachen: Unsicherheiten im Lebenslauf, ungleiche Arbeitsverteilung, Angst vor der Armut sowie die belastende Verantwortung für den Bildungserfolg der Kinder. Dazu kommt immer häufiger die Verantwortung für die eigenen, pflegebedürftigen Eltern. Ein Viertel aller Mütter pflegt heute eigene Angehörige, ein Drittel von ihnen erkrankt an den zusätzlichen Belastungen. Die Pflege der Eltern oder Schwiegereltern bleibt wie das Kümmern um die Kinder in den meisten Fällen Frauensache.

Mutter-Zitat:

»Seit zwei Jahren muss ich mich auch noch um meine Schwiegermutter kümmern. Sie ist seit einem Sturz nicht mehr so gut zu Fuß. Zuhause kommt sie zwar noch alleine klar, aber ich kaufe für sie ein, damit sie die Tüten nicht mehr schleppen muss. Das hört sich erstmal nicht so stressig an, aber ich merke, dass es mir alles gerade zu viel wird. Denn ich habe ja eigentlich mit meinen zwei Töchtern genug zu tun, mit der Arbeit und dem täglichen Nachmittagsprogramm. Und als Babysitter fällt meine Schwiegermutter natürlich auch aus, ein Kind kann sie noch übernehmen, aber beide auf einmal sind ihr zu viel. Ich beneide andere Mütter so sehr um ihre fitten Eltern, die ihnen Arbeit abnehmen, anstatt zusätzliche Arbeit zu bereiten.«

1.2 Die Erwartungen an die Mütter von heute sind hoch

Warum sind die Mütter von heute so gestresst? Die Kinder von heute sind so gesund wie nie – 94 Prozent sind laut Robert-Koch-Institut in einem sehr guten bis guten Gesundheitszustand. Und in den vergangenen Jahren hat sich doch viel bewegt – auch in der öffentlichen Debatte. Das Recht auf Teilzeit, der Rechtsanspruch auf einen Kindergarten- und Krippenplatz, Angebote wie Jobsharing und nicht zuletzt das Elterngeld und die Variante Elterngeld Plus ... es hat sich einiges getan. Aber noch immer ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie schwer, noch immer bleibt der Großteil der Hausarbeit an den Müttern hängen, noch immer heißt ein Anspruch auf einen Kindergartenplatz nicht gleich, dass man auch rechtzeitig einen solchen bekommt. Und noch immer müssen Frauen mit den gesellschaftlichen Erwartungen kämpfen, die vorgeben, was es heißt, eine gute Mutter zu sein. Der ständige Kampf mit den Rollenerwartungen, der ständige Spagat zwischen Beruf und Familie und die immer wieder bohrende Frage »Bin ich eine gute Mutter?« bringt immer mehr Mütter an den Rand des Burnouts.

Das bestätigte auch das Müttergenesungswerk in seiner Jahrespressekonferenz 2015: »Die Ursache für die gesundheitlichen Probleme von Müttern sind unter anderem die Diskrepanz zwischen den Erwartungen, die die Frauen an die Gesellschaft und ihre Partner haben, und den Erwartungen, die die Gesellschaft an die Frauen hat.«

Denn trotz Elterngeld, Ausbau der Krippenplätze und Einführung der Vätermonate ist die Zahl der Kleinkind-Eltern, die unter Stress stehen, in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gestiegen, wie mehrere Studien übereinstimmend berichten. Für fast jede zweite Mutter in Deutschland ist ihr Kind ein Stressfaktor, ergab eine Erhebung der Krankenkasse DAK-Gesundheit aus dem Jahre 2013. Der größte Stressfaktor ist der Studie zufolge: die Mehrfachbelastung durch Erziehung, Haushalt und Beruf (für 75 Prozent der Befragten). Für fast 50 Prozent der befragten Mütter sind die psychischen und körperlichen Belastungen durch Kinder sehr groß oder groß.

Mutter-Zitat:

»Wenn mein Mann mal einen Nachmittag auf den Spielplatz geht, erwartet er von mir Lob – fast wie unser Hund, wenn der einen Ball zurückgebracht hat. Dabei mache ich das fast jeden Tag und keiner sagt mir, dass ich es gut gemacht habe. Genauso klatschen alle Beifall, wenn mein Mann sich einen Tag frei nimmt, weil unser Jüngster krank ist. Aber von mir wird es ganz selbstverständlich erwartet. Wo bleibt die Anerkennung für das, was ich den ganzen Tag mache?«

Noch dramatischer ist die Aussage einer Studie zweier Demografen über das sinkende Wohlbefinden von Eltern nach der Geburt ihrer Kinder. Rachel Margolis und Mikko Myrkylä haben in ihrer Untersuchung auf eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zurückgegriffen, bei der 20 0000 Menschen zu der Zufriedenheit in ihrem Leben befragt wurden. 0 konnte hierbei für »total unzufrieden« angegeben werden, 10 für »komplett zufrieden«. Margolis und Myrkylä analysierten diese Studie und fanden heraus, dass das Wohlbefinden nach einer Scheidung oder Tod des Partners um durchschnittlich 0,6 Punkte sinkt. Nach der Geburt des ersten Kindes hingegen sinkt das Wohlbefinden um 1,4 Punkte – also stärker als beim Tod des Partners oder einer Scheidung!

1.3 Rückfall in alte Rollenmodelle

Aber was sind die Gründe für das sinkende Wohlbefinden? Wieso leiden Frauen so sehr unter der Mehrfachbelastung? Wie kommt es überhaupt zu dieser Mehrfachbelastung von Müttern? Man sollte doch meinen, dass die emanzipierten Mütter von heute alle Arbeitsbelastungen um Haushalt und Familie gerecht mit ihren Partnern aufteilen. Das nimmt sich auch die Mehrzahl der Paare vor der Geburt des ersten Kindes vor: 60 Prozent wollen zu gleichen Teilen arbeiten gehen und das Kind versorgen, fand ein Report des Familienministeriums heraus. Doch allen guten Vorsätze zum Trotz verschiebt sich das Verhältnis, sobald das Kind auf der Welt ist. Gerade 14 Prozent der Eltern gelingt es, Arbeit und Kindererziehung tatsächlich hälftig zu teilen, so das Familienministerium. Kaum aus dem Kreißsaal heraus, sehen sich moderne, aufgeklärte Paare zurückgeworfen in alte Rollenmodelle.

Denn diese werden mit der Geburt des ersten Kindes auf einmal wieder lebendig. Vormals in Vollzeit arbeitende, gut ausgebildete Frauen übernehmen auf einmal 80 Prozent der Hausarbeit. Dazu kommt ein Großteil der Verantwortung für die Erziehungsarbeit. Die Frau, die doch eigentlich so gleichberechtigt sein will, sieht sich auf einmal mit den traditionellen Erwartungen der Gesellschaft konfrontiert, die ihr immer noch eine klassische Mutterrolle