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Alkohol, obwohl gesetzlich zugelassen, zählt zu den gefährlichsten und häufigsten Suchtmitteln in Deutschland. Den Betroffenen drohen schwere körperliche Folgeerkrankungen, eine deutliche Minderung der Lebensqualität sowie der Verlust der gesellschaftlichen Teilhabe. Der vorliegende Behandlungspfad beschreibt den Behandlungsverlauf für die ambulante integrierte Versorgung von Patienten mit der Primärdiagnose Alkoholabhängigkeit. Er umfasst Aufgaben ambulanter Gesundheitsakteure, die sich vor allem auf die Versorgung von alkoholabhängigen Patienten ausrichten, und schließt Schnittstellen zur stationären Versorgung mit ein. Ziel ist es, sektorenübergreifende Standards für die Abfolge indizierter Interventionen und die transsektorale Kooperation zu setzen und so die Behandlung von Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit zu optimieren.
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Seitenzahl: 72
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Behandlungspfade für die ambulante Integrierte Versorgung von psychisch erkrankten Menschen
Evidenzbasiert – leitlinienorientiert – sektorenübergreifend – interdisziplinär
Herausgegeben von Wulf Rössler und Jörn Moock
Übersicht über die Bände:
• Dorothea Büchtemann, Denise Kästner, Christian Koch, Kirsten Kopke, Jeanett Radisch, Wolfram Kawohl, Jörn Moock, Wulf Rössler:Mittelschwere und schwere unipolare DepressionISBN: 978-3-17-024846-5
• Denise Kästner, Dorothea Büchtemann, Steffi Giersberg, Christian Koch, Anke Bramesfeld, Jörn Moock, Wolfram Kawohl, Wulf Rössler:Bipolare StörungenISBN: 978-3-17-024826-7
• Jeanett Radisch, Johanna Baumgardt, Elina Touil, Jörn Moock, Wolfram Kawohl, Wulf Rössler:DemenzISBN: 978-3-17-024830-4
• Jeanett Radisch, Katja Kleine-Budde, Johanna Baumgardt, Jörn Moock, Wolfram Kawohl, Wulf Rössler:SchizophrenieISBN: 978-3-17-026076-4
• Steffi Giersberg, Elina Touil, Denise Kästner, Dorothea Büchtemann, Jörn Moock, Wolfram Kawohl, Wulf Rössler:AlkoholabhängigkeitISBN: 978-3-17-029164-5
Wichtiger Hinweis:
Die Medizin und das Gesundheitswesen unterliegen einem fortwährenden Entwicklungsprozess, sodass alle Angaben immer nur dem Wissensstand zum Zeitpunkt der Drucklegung entsprechen können. Die angegebenen Empfehlungen wurden von Verfassern und Verlag mit größtmöglicher Sorgfalt erarbeitet und geprüft. Trotz sorgfältiger Manuskripterstellung und Korrektur des Satzes können Fehler nicht ausgeschlossen werden.
Der Benutzer ist aufgefordert, zur Auswahl sowie Dosierung von Medikamenten die Beipackzettel und Fachinformationen der Hersteller zur Kontrolle heranzuziehen und im Zweifelsfall weitere Spezialisten zu konsultieren.
Der Benutzer bleibt verantwortlich für jede diagnostische und therapeutische Applikation, Medikation und Dosierung. Verfasser und Verlag übernehmen demnach keine Verantwortung und Haftung für Schäden, die auf irgendeine Art aus der Benutzung von im Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entstehen.
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Finanzierung: Innovations-Inkubator der Leuphana Universität Lüneburg aus Mitteln des Landes Niedersachsen und der Europäischen Union
1. Auflage 2015
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-029164-5
E-Book-Formate:
pdf: ISBN 978-3-17-029165-2
epub: ISBN 978-3-17-029166-9
mobi: ISBN 978-3-17-029167-6
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Wir möchten uns bei allen herzlich bedanken, die durch das Bereitstellen Ihres Wissens und Ihrer Erfahrung zur Erstellung des BHP beigetragen haben. Insbesondere danken wir der Arbeitsgruppe »Alkoholabhängigkeit«, zu der Wolfram Beins, Prof. Oliver Pogarell, Klaus Polack, Georg Wiegand und Prof. Günther Wienberg gehörten, für ihre Vorarbeiten.
Ebenso danken wir den Interviewteilnehmern und Teilnehmern der Konsentierungsrunden für ihre Anmerkungen und den fachlichen Input: Prof. Markus Banger, Wolfram Beins, Dr. Hermann Brands, Dr. Roger Breyer, Barbara Büchtemann, Katharina Büxe, Johannes Dieckmann, Dr. Ralf Drewes-Lauterbach, Edith Hatesuer, Prof. Ursula Havemann-Reinecke, PD Dr. Annemarie Heberlein, Prof. Andreas Heinz, Frank Hübner, Dr. Jürgen Kress, Dr. Joachim Köhler, Dr. Thomas Kuhlmann, Walter Langer, Martina Lapins, Prof. Karl Mann, PD Dr. Jochen Mutschler, Prof. Oliver Pogarell, Klaus Polack, Ina Reichinger, Dr. Martin Reker, Uta Riemenschneider, Ulrike Steffgen, Eberhard Stock, Dr. Markus Stuppe, Dr. Bernhard Thelen, Dirk Vennekold, Dr. Volker Weissinger, Georg Wiegand.
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Methodik
3 Ergebnisse
Versorgung allgemein
Behandlungsmotivation
Diagnostik
Behandlung
Integration in Beschäftigung
Angehörige
Kooperation und Vernetzung
4 Module
4.1 Modulstruktur
4.2 Aufnahme (A)
4.3 Intervention (I)
4.4 Krisen- und Notfallmodule (KN)
4.5 Kooperation und Qualitätssicherung (KQ)
5 Implementierungshinweise
6 Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Anhang A: Priorisierung der Evidenz zur Modulgestaltung
Anhang B: Beispielfrage aus dem Fragenkatalog der Arbeitsgemeinschaft BHP Alkohol
Anhang C: Suchstrategie Literaturrecherche Versorgung von Patienten mit Alkoholabhängigkeit
Anhang D: Flow Chart zur Literaturrecherche Versorgung von Patienten mit Alkoholabhängigkeit
Anhang E: Beispiel Leitfaden
Anhang F: Codierschema zur Auswertung der Experteninterviews
Anhang G: Ergebnis der Konsentierungsverfahren
Anhang H: Alkoholspezifische Screeninginstrumente (von den Leitlinien empfohlen)
Anhang I: Diagnostische Kriterien zu Alkoholkonsum und -abhängigkeit
Anhang J: Prinzipien des Motivational Interviewing
Anhang K: Hilfen zum Abklären von Suizidalität/Umgang mit Suizidalität
Register
A
Aufnahme
AES
Alkohol-Entzugssyndrom-Skala
AKH
Allgemeinkrankenhaus
APP
ambulante psychiatrische Pflegedienste/Pflegekraft (SGB V)
AUDIT(-C)
Alcohol Use Disorder Identification Test, Langform (Kurzform)
B
Basismodul
BHP
Behandlungspfad
CMA
Chronisch mehrfach beeinträchtigte Abhängige
CM
Case-Management/Case Manager
DIPS
Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen
DRV
Deutsche Rentenversicherung
DGPPN
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde
E
Ergänzungsmodul
FA/FÄ
Facharzt/Fachärzte
GKV
Gesetzliche Krankenversicherung
HA/HÄ
Hausarzt/Hausärzte
I
Interventionsmodul
ICD-10
International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, 10. Revision
ICF 2001
International Classification of Functioning Disability and Health
IV
Integrierte Versorgung
KK
Krankenkasse
KQ
Kooperation und Qualitätssicherung
LL
Leitlinie
LL AUS
Guidelines for the Treatment of Alcohol Problems (Proude, Lopatko, Haber, und Linzteris, 2009)
LL NICE 2010
Alcohol Use Disorders: Diagnosis and Clinical Management of Alcohol-related Physical Complications (The National Clinical Guideline Centre for acute and chronic conditions, 2010)
LL NICE 2011
The NICE Guideline on Diagnosis, Assessment and Management of Harmful Drinking and Alcohol Dependence (National Collaborating Centre for Mental Health, 2011)
LL SIGN
The management of harmful drinking and alcohol dependence in primary care (Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN), 2003)
MMSE
Mini-Mental-State-Examination
MFA
Medizinische Fachangestellte
MI
Motivational Interviewing (Motivierende Gesprächsführung)
N
Notfallbehandlung
p-FA
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie mit Niederlassung
PEI
Psychoedukation
PIA
Psychiatrische Institutsambulanz
PK
Psychiatrische Klinik
PT
(Psychologischer) Psychotherapeut
PTBS
Posttraumatische Belastungsstörung
QE
Qualifizierte Entzugsbehandlung/Qualifizierter Entzug
QF
Quantity-frequence estimates/methods (Frequenz-Menge-Methode)
QI
Qualitätsindikatoren
QM
Qualitätsmanagement
QS
Qualitätssicherung
SBS
Suchtberatungsstelle
SGB
V Sozialgesetzbuch Fünftes Buch – Gesetzliche Krankenversicherung –
SGB
VI Sozialgesetzbuch Sechstes Buch – Gesetzliche Rentenversicherung –
SGB
XII Sozialgesetzbuch Zwölftes Buch – Sozialhilfe –
SHG
Selbsthilfegruppe
SpDi
Sozialpsychiatrischer Dienst
WfbM
Werkstatt für behinderte Menschen
WKS
Wernicke-Korsakow-Syndrom
A
Angehöriger
ABE
ambulanter Betreuer
AG
Arbeitsgruppe »Entwicklung Behandlungspfad Alkoholabhängigkeit«
APP
ambulanter psychiatrischer Pflegedienst
DRV
Deutsche Rentenversicherung
FA
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie (mit Niederlassung)
GBE
gesetzlicher Betreuer
HA
Hausarzt
HAS
Hausarzt mit Suchtmedizin
P
Patient (Betroffener)
PIA
Psychiatrische Institutsambulanz
PK1
Psychiatrische Klinik 1
PK2
Psychiatrische Klinik 2
PT
(Psychologischer) Psychotherapeut
SBS1
Suchtberatungsstelle 1
SBS2
Suchtberatungsstelle 2
WIS1
Wissenschaft Sucht 1
WIS2
Wissenschaft Sucht 2
BHP stellen für den Gesundheitssektor eine besondere Form des Versorgungsmanagements dar. Sie gestalten Behandlungsverläufe über einzelne Professionen und Sektoren hinweg und fördern dadurch effektive und effiziente Behandlungsergebnisse im Sinne einer patientenorientierten Versorgung (Sens, Eckardt, und Kirchner, 2009)1.
Der vorliegende BHP beschreibt den Behandlungsverlauf für die ambulante integrierte
Behandlungspfad: Ziel und Aufgabe
Versorgung von Patienten mit der Primärdiagnose Alkoholabhängigkeit. Er umfasst Aufgaben ambulanter Gesundheitsakteure, die sich vor allem auf die Versorgung von alkoholabhängigen Patienten ausrichten, und schließt Schnittstellen zur stationären Versorgung mit ein. Sein Ziel ist es, sektorenübergreifende Standards für die Abfolge indizierter Interventionen und die transsektorale Kooperation zu setzen (Dick et al. 2006). Dabei stellen die Standards keine Einschränkung der Therapiefreiheit dar und entbinden ebenfalls nicht von einer eigenverantwortlichen Einschätzung des Behandlungsbedarfs der Patienten, sondern sind als Handlungsempfehlungen zu verstehen.
Diese Handlungsempfehlungen basieren auf systematisch recherchierten Leitlinien und Fachliteratur sowie auf Erfahrungen von Suchtexperten aus der Wissenschaft und Praxis. Im Gegensatz zu klinischen Leitlinien fokussieren BHP auf organisatorische Prozesse, d. h. auf das »Wer« und »Wann« anstelle des »Was« und »Wie« in der Behandlung. Dies bedeutet im Rahmen des Versorgungssystems, dass sie als Instrumente der Leitlinienumsetzung interdisziplinäre Aktivitäten und Verantwortlichkeiten festlegen. Neben dem Ziel, Versorgungsabläufe leitliniengerecht zu standardisieren und sektorenübergreifend zu koordinieren, schaffen BHP Transparenz sowohl für Leistungserbringer und Kostenträger als auch für Patienten und ihre Angehörigen. Insofern sind sie als wichtige Orientierungshilfe für alle am Behandlungsprozess beteiligten Akteure dienlich, da sie dadurch deren Handlungssicherheit in der Arbeit mit alkoholabhängigen Patienten stärken können.
Für die Bundesrepublik ist die Entwicklung innovativer Versorgungsabläufe bezogen auf
Gesamtgesellschaftliche Relevanz