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Dies ist eine weitere Fortsetzung von 'All you can eat'. Genauso spannend, humorvoll und ein bisschen schusselig wie in den ersten beiden Teilen, geht es hier mit Emmas und Oles Geschichte weiter.
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Seitenzahl: 232
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Für alle Männer,
die mich zum Lächeln bringen.
Spannend, dass es immer
mehr werden!
6.10. Anreise
7.10 Angekommen
8.10. BBQ
9.10. lange geschlafen
10.10. Rø Plantage
11.10. Minigolf & Pizza
12.10. Bootsfahrt
13.10. Strandtag
14.10. Anziehen
14.10. Spieleabend
14.10. Verloren
15.10. Schweden
16.10. Hochzeitstag
17.10. Almindinger Wald
18.10. Reitjeans
19.10. Fackeln
20.10. Wir packen
21.10. Abfahrt
Es ist Freitag 21:00 h. Hinter meinem Mann Ole und mir liegen anstrengende Wochen und Monate. Vor uns liegt eine nicht weniger anstrengende Fahrt von Niederrhein bis nach Sassnitz/Mukran.
Wir haben uns dieses Mal entschieden keine zusätzlichen Übernachtungen bei der An- und Abreise zu buchen. Das bedeutet, wir fahren nachts am Niederrhein los und müssen irgendwie bis etwa 9:00 Uhr in Sassnitz ankommen. Das bedeutet, dass wir etwa 12 Stunden Zeit für die 700 km haben.
Da ich nachblind bin, fahre ich eigentlich nachts nicht gerne. Zudem bin ich abends echt müde, was auch nicht gerade für eine Nachtfahrt spricht. Darum habe ich mir eine richtig gute Musik-Playlist zusammengestellt und ich suche mir meist ein Fahrzeug mit gut sichtbaren Rückleuchten, an den ich mir dranhängen kann.
So fällt mir die Fahrt leichter und irgendwann gegen 0:00 habe ich meist auch die Müdigkeit überwunden. Dann geht es mit der Fahrerei meist ganz gut.
Wenn ich merke, dass ich doch Müde bin oder Schwierigkeiten bekomme an dem ausgesuchten KFZ dran zu bleiben, wechsele ich mich mit Ole ab. Dann kann ich ein paar Stunden schlafen und bin morgens dann wieder fit. Früh morgens habe ich kaum Probleme mit der Fahrerei. Ich bin halt ein Morgenmensch.
Jedenfalls versuchen wir es dieses Mal ohne zusätzliche Übernachtungen. Wir haben die Koffer zum Teil schon gestern in meinen französischen Kombi geladen. Jetzt kommen noch ein paar Gewürze und Küchenutensilien dazu, bevor wir selber in den Wagen steigen. Abfahrt!
Die Katzen sind versorgt, um Oles Pferd kümmert sich die langjährige Reitbeteiligung Franziska. Wir haben für alles gesorgt, ab jetzt sorgen wir nur noch für uns selber und fahren los.
Wir entscheiden uns für die Strecke über Hannover nach Hamburg und dann über Rostock nach Sassnitz. Bis Hannover halte ich durch, doch dann übergebe ich das Steuer an Ole und schlafe ein bisschen. Irgendwann vor Lübeck hält Ole an und wir schlafen beide etwa 2 Stunden.
Dann übernehme ich wieder und fahre eine Stunde später in den Sonnenaufgang. Das ist wunderschön und es fühlt sich so langsam nach Urlaub an. Wir übertreiben es mit dem Tempo nicht, 120-130 km/h ist eine gute Reisegeschwindigkeit und bringt uns sicher und bequem dem Ziel immer näher!
Es ist 7:28 Uhr als wir an dem Ortseingangsschild „Sassnitz“ vorbeikommen. Perfekt!
Wir fahren zu LIDL und besorgen uns dort ein Frühstück mit frischem Orangensaft. Wir sind etwas müde, aber glücklich, dass unser Plan bis hierhin aufgegangen ist.
Wir sitzen im Auto und frühstücken, als unsere Handys vibrieren.
7:28 – Mika:
Guten Morgen!
Ich wollte mal fragen, wie Eure Anreise läuft. Bekommt ihr die Fähre?
Liebe Grüße von der Insel
7:30 – Ole:
Guten Morgen,
wir sind schon in Sassnitz und Frühstücken gerade. Wir werden die Fähre wohl bekommen.
Bis später!
7:33 – Mika:
Sehr schön! Wir freuen uns auf Euch. Meldet Euch bitte, sobald ihr angekommen seid.
Wir sind im Garten und schuften.
Bis bald!
Ich gucke zu Ole und lächele. „Mika!“
Ole rollt mit den Augen und lacht.
„Da hat ein großer, blonder Däne aber wohl ganz schön viel Sehnsucht nach Dir.“
Mein Lächeln wird immer breiter. „Das will ich doch hoffen!“
„Auf jeden Fall sieht es danach aus, dass wir die beiden wiedersehen werden.“
Ich schließe die Augen und lehne meinen Kopf an die Kopfstütze auf dem Beifahrersitz. „Mika!“
Ole grinst. „Oh Mann! So wie Du jetzt schon drauf bist, würdest Du doch glatt nach Bornholm rüber schwimmen.“
Ich lache. „Wenn das die einzige Möglichkeit wäre, würde ich es in Erwägung ziehen… und mich doppelt Ärgern, dass ich immer noch keinen Motorboot-Führerschein besitze.“
Ole weiß, dass ein Motorboot Führerschein auf meiner persönlichen Lebenswunschliste weit oben steht.
„Der wäre ja eh nur für Binnengewässer.“
„Bei guter Sicht würde ich es wohl trotzdem schaffen allen Schiffen auszuweichen und irgendwann drüben anzukommen. Voraussetzung ist aber, dass das Schiff hochseetauglich ist. Also ein Fischkutter oder sowas ähnliches.“
„Zum Glück haben wir beides nicht. Weder ein seetaugliches Schiff noch den entsprechenden Führerschein.“
Ich grinse meinen Mann an. „Dann müssen wir es wohl doch besser auf die Fähre schaffen.“
Ole trinkt einen Schluck Espresso aus der Dose. „Das sehe ich auch so und darum fahren wir jetzt gleich auch Richtung Fähre. Brauchen wir noch was von hier, oder aus einer Apotheke?“
Ich schüttele den Kopf. „Nein Danke. Wir können gerne schon zum Anleger fahren und dort eventuell noch eine Stunde schlafen.
„Das klingt nach einem guten Plan.“
Ole startet den Wagen und knapp zehn Minuten später stehen wir schon auf einer Einfahrspur zur Fähre und haben unsere Bordkarten in der Hand.
Ich stelle den Sitz nach hinten und lege mir mein gestreiftes Kissen in den Nacken. So kann ich bequem sitzen und noch ein paar Minuten die Augen schließen. Beim Boarding, wird uns schon jemand wecken.
Wir schlafen noch eine Weile, dann spüren wir, dass Bewegung in die PKW Karawane kommt. Um 9:30 Uhr fahren wir auf die Fähre und stehen kurz darauf mit zwei dampfenden Bechern und knusprigen Spandauern, einem dänischen Gebäck, an Deck.
Um 9:50 Uhr macht die Fähre sich planmäßig zum Ablegen bereit.
Wir schreiben Mika per WhatsApp an, dass wir an Bord sind und bald auf Bornholm ankommen werden.
Er ist überrascht, dass die Fährtickets komplett in dänischer Sprache ausgestellt wurden, aber vielleicht gibt es auf der Rückfahrt ja deutsche Tickets.
Wir lieben den Moment, wenn die Leinen gelöst werden und der Kapitän richtig Schub gibt. Wir sitzen am dann meist draußen auf dem Aussichtsdeck und lassen uns den Wind um die Ohren wehen.
Leider erwischen wir heute nicht die ‚Povl Anker‘, sondern die jüngere ‚Hammershus‘, die deutlich weniger Sitzplätze auf dem Außendeck zu bieten hat.
Da wir mit dem PKW auf der dritten Reihe eingerückt sind, waren wir recht spät auf dem Deck und müssen uns zu einer Mutter mit zwei erwachsenen Söhnen und zwei Hunden dazu setzten.
Heute ist es überraschende knapp 20 Grad warm und es ist trocken. Bestes Wetter also, um mit dünner Jacke draußen zu sitzen.
Die Überfahrt dauert etwas über drei Stunden und gegen 13:10 Uhr erreicht uns diese Nachricht:
Mika scheint sich gerade deutlich weniger um seinen Garten zu kümmern, als darum wo wir uns gerade befinden. Der Mann ist spannend und irgendwie süß!
Wir legen ab und ab jetzt fühlt es sich wirklich nach Urlaub an. Die See ist ruhig und um 13:15 Uhr legen wir planmäßig in Rönnen an. Ich bin ja erst das zweite Mal auf Bornholm, aber ich freue mich, als wenn wir jedes Jahr herkommen würden. Dieses Jahr müssen wir nicht zu DanCenter in ´s Büro, denn der Schlüssel liegt in einem Nummern-Tresor direkt am Haus. Den Code haben wir vor ein paar Tagen per E-Mail bekommen und Bettwäsche haben wir wieder selber mitgebracht.
Die Fahrt zum Haus dauert nur knapp zwanzig Minuten. Der kleine Ort liegt nördlich von Rönne, gehört Postleizahlenmäßig sogar noch dazu. Das rot-weiße Gebäude liegt in einer Reihe mit anderen Ferienhäusern, die alle in Alleinlage stehen, aber rundherum einen Garten oder Grünstreifen besitzen. Vor dem Haus können bequem zwei Fahrzeuge hintereinander parken, der Eingang liegt and er linken Seite des Hauses. Neben der Haustür befindet sich der Schlüssel-Tresor, so dass wir das Gebäude schon in der nächsten Minute betreten können.
Das Haus ist großzügig geschnitten, hat ein riesiges Badezimmer mit Dusche und großer Badewanne. Es gibt zwei Schlafräume und eine sehr große Wohn-Essküche mit einem Tresen und vier Barhockern. Die meisten Möbel und die Wände sind weiß gestrichen. Die Schlafzimmer sind halbhoch in blau oder grün abgesetzt. Das Haus ist so toll, wie es schon auf den Fotos aussah. ‚Dänisch-Landhaus‘ würde ich es mal beschreiben.
Ich bin begeistert und freu mich darauf dem Haus ein Minimum von unserer eigenen Persönlichkeit zu verleihen und hier die nächsten 14 Tage zu verbringen.
Wir haben unser Gepäck auf ein Minimum reduziert und sind mit dem Einräumen und Auspacken schon nach etwa 30 Minuten fertig.
‚Zusammenpacken dauert immer länger‘ schießt es mir durch den Kopf, aber ich möchte jetzt gerade erstmal ankommen, statt schon an die Abreise zu denken.
Unsere Handys vibrieren und ich lasse den letzten Wäschestapel unbeachtet auf dem Bett legen.
13:58 – Mika:
Seid ihr schon angekommen?
13:59 – Emma:
Wir räumen gerade ein und beziehen die Betten.
„Emma!“ höre ich Ole aus dem Nebenraum rufen. Was schreibst Du denn da wieder?“
Ich lache. „Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.“ Ole steckt den Kopf in das Zimmer in dem ich gerade stehe.
„Übertreib es bitte nicht, sonst sehen wir die beiden erst nächste Woche, oder überhaupt nicht.“
„Möchtest Du Freya denn gerne wiedersehen?“
Ole wirkt ein wenig ertappt macht eine unbestimmte Geste mit den Händen. „Bitte übertreib es einfach nicht! Ich weiß, dass Du dich vor allem auf Mika freust, aber wir wissen gar nicht, was und wie die beiden in Bezug auf uns gerade planen.“
Da ist er wieder, mein Mann… vorsichtig, statt emotional, genau wie Freya. Mika und ich sind da völlig anders gestrickt und ich bin überzeugt der hübsche Däne erkennt einen Scherz, wenn ich ihn mache.
Ich winke ab, während mein Handy wieder vibriert. „In Ordnung, ich bin brav.“
14:00 - Mika:
Spannend!
Ich gucke Ole an. „Der Mann versteht einen Witz!“
Ole zuckt mit den Schultern. „Der Mann ist genauso verrückt wie Du! Ich werde antworten!“
„Yes, Sir!“, ich gebe mich geschlagen.
14:00 - Ole:
Wir sind mit dem Ausräumen fast fertig, ziemlich müde und müssen gleich erstmal die wichtigsten Dinge einkaufen.
„Spielverderber!“ murmele ich so laut, dass Ole es mitbekommt.
14:01 - Freya:
Sowas dachten wir uns schon!
Was haltet ihr davon, wenn wir uns morgen treffen?
Ich starre meinen Mann an. „Morgen? Warum erst morgen?“
Ole blinzelt. „Weil die beiden vermutlich gerade dieselben Diskussionen führen wie wir. Morgen ist doch prima! Bis dahin sind wir eingerichtet haben eingekauft und sind ausgeschlafen.“
Ich werfe das Mobiltelefon aufs Bett und verschränke die Arme vor der Brust.
„Na Prima!“ maule ich so laut, das mein Mann es garantiert nicht überhören kann und damit ich habe Recht!.
Ole guck mich streng an, er ist offensichtlich wütend: „Frage: Du möchtest schon noch Urlaub mit mir hier machen, oder?“
Jetzt werde ich giftig: „Das ist ja wohl nicht fair! Natürlich machen wir hier zusammen Urlaub, aber es ist doch wohl schon unser Plan so viel Zeit wie möglich mit den beiden zu verbringen, oder? Abgesehen davon, liegen unsere Häuser nur ein paar Hundert Meter voneinander entfernt.“
Ole wird noch strenger: „Wissen die beiden das eigentlich schon?“
Gute Frage! Ich überschlage unsere letzten WhatsApp Nachrichten in meinem Gehirn. „Da bin ich mir nicht sicher.“ gebe ich zu. “Ich habe Mika mal gefragt, ob sie ein Problem damit hätten, wenn wir ein nahegelegenes Haus finden würden. Das hat er verneint, aber die exakte Adresse habe ich ihnen vielleicht noch nicht genannt.“
„Das ist prima Emma!“ höhnt Ole. „Gerade dann sollten wir signalisieren, dass wir ihnen nicht zwei Wochen lang täglich auf die Pelle rücken wollen oder sie stalken werden. Man Emma! Wenn da keine Bäume stehen würden, könnten wir den beiden fast in den Garten gucken.“
Ich bin gefrustet, aber wahrscheinlich hat Ole mal wieder Recht. Ein bisschen Vernunft und Distanz ist wahrscheinlich sinnvoll.
„Mach was Du willst, aber es wäre toll, wenn die beiden morgen zum Grillen kommen würden! Wir haben extra den Hokkaido Kürbis mitgebracht.“
Ole starrt mich an. „Der hält sich auch noch in paar Tage.“
Ich gebe auf, winke ab und beziehe das Bett, vor dem ich gerade stehe fertig. Ich möchte schreien, weinen oder beides zugleich. So hatte ich mir den Beginn unseres Urlaubs nicht vorgestellt. Auf der Matratze vibriert mein Handy, ich ignoriere es.
Ole stehe immer noch irgendwo hinter mir im Raum, ihn ignoriere ich gleich mit.
„Möchtest Du nicht auf das Telefon gucken?“ fragt er leise.
„Nein Danke! Ihr macht das schon!“ Oh Gott! ich bin echt angefressen.
Ole atmet hörbar ein und verlässt den Raum. Ich setzte mich auf das Bett und versuche meinen Puls zu beruhigen. Wahrscheinlich hat er ja Recht, aber ich hatte mich so darauf gefreut die beiden heute vielleicht schon zu sehen und Ole fragt nicht mal danach, ob das in Frage kommt. Wir könnten doch zum Beispiel nachher einfach zusammen MIRACOLI 2.0 essen. Das wäre doch gar kein Problem und völlig unverbindlich! Ich kann es gerade nicht nachvollziehen.
Mein Handy brummt. Was immer Ole auch geschrieben hat, da kommt die Antwort aus der Nachbarschaft.
So dicht dran und doch so weit entfernt… Scheiße!
Mir rinnt eine Träne über die Wange. Ob aus Frust oder Wut kann ich gerade selber nicht sagen. Ich merke nur mal wieder: ich bin zu emotional!
Ich möchte das Handy gerade an die Wand werfen oder einfach zu den beiden rüberfahren, aber ich weiß genau, dass ich beides nicht machen werde. Natürlich möchte ich in erster Linie hier Urlaub machen. Mit meinem Mann!
Trotzdem frage ich mich seit Wochen, wie Freya und vor allem Mika in Bezug auf uns planen. Ist er immer noch am uns oder mir interessiert? Möchte er sich nochmal mit uns ‚treffen‘?
Ich reibe die Träne weg, atme tief durch und greife nach dem Mobiltelefon. Es sind neue Nachrichten angekommen.
Na prima, soviel wusste ich ja auch vorher schon!
14:05 - Ole:
Was haltet ihr davon, wenn ihr morgen um 16:00 zum Grillen vorbei kommt. Bis dahin sind wir hier mit allem fertig.
14:07 - Freya:
Das wäre für uns optimal, da wir gerade noch Besuch haben und morgen gerne ausschlafen möchten.
Ich starre auf das Display. Besuch? Verwandtschaft? Freunde? Oder ein anderes Paar? ...ich bekomme gleich Sodbrennen.
Das läuft hier gerade gar nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Zudem bin ich überzeugt, dass die Konversation anders ablaufen würde, wenn Mika und ich uns austauschen würden. Vermutlich hat Ole Recht: Die beiden diskutieren gerade genauso wie wir.
…hoffentlich machen sie das nicht!
Das Handy zeigt den Eingang einer weiteren Nachricht an.
14:10 – Ole:
Prima, wir freuen uns auf Euch.
Morgen also um 16:00 Uhr!
Bis dahin haben wir wirklich alles eingekauft, die Cocktails geplant und ein richtig gutes BBQ vorbereitet. Ich möchte die beiden beeindrucken, dafür benötige ich ein wenig Vorlaufzeit. Die habe ich jetzt… Also werde ich das Maximum aus mir und dem Essen herausholen!
14:12 – Emma:
Bringt Hunger mit, es lohnt sich!
14:13 – Mika:
Hunger habe ich jetzt schon!
Bis Morgen.
Ich lächle das Display an. Mika hat jetzt schon ‚Hunger‘. …ich auch!
Ich schalte das Display ab und gehe in Kampfstimmung zurück in die Wohnküche. Ich möchte jetzt Einkaufen gehen. Morgen möchte ich bitte keine Überraschungen erleben oder irgendeine Zutat nicht bekommen haben. Das Essen wird perfekt!
Ich gehe zurück in die Wohn-Küche und schnappe mir meinen Autoschlüssel und die Handtasche.
„Na dann mal los.“ Ole guckt etwas irritiert aus dem zweiten Schlafzimmer. „Was jetzt... Einkaufen?“
Ich starre ihn an. „Ja, bitte. Das wolltest Du doch heute gerne machen.“
„Man hast Du eine gute Laune.“
„Was dachtest Du denn? Dass ich vor Begeisterung aus dem Hemd springe? Mir hätte heute Abend MIRACOLI zu viert genügt, aber Du fragst nicht mal nach. Jetzt bleibt das Grillen morgen und das muss absolut perfekt werden.“
Ole sieht aus, als wenn er in eine Zitrone gebissen hätte. „Wo soll es denn hingehen?“
Ich bin mindestens genau so sauer: „Ich kenn mich hier noch nicht aus, aber in RØnne gibt es diverse Supermärkte.“
Ole wirft ein Handtuch auf das Bett. „Kvickly?“
„Gerne!“
Wir fahren los und verbringen den Nachmittag mit einkaufen und bummeln.
Nach dem riesigen Supermarkt fahren wir noch in einen LIDL, in dem wir die letzten Zutaten und Lebensmittel wie geräucherte RulepØlse (einen leckeren, dänischen Aufschnitt) und Hirtenkäse bekommen.
Wieder im Ferienhaus verstauen wir die Einkäufe und kochen Nudeln mit Tomatensauce, so wie es am ersten Abend auf Bornholm Familientradition ist. Dazu gibt es frischen Parmesan und einen guten Rotwein.
Der Abend verläuft entspannt, unsere Nerven haben sich wieder beruhigt. Jetzt genießen wir das Essen zu Zweit und den ausklingenden Abend.
Wir sind beide müde, gehen zusammen kurz unter die Dusche und dann recht früh zu Bett.
Den Sonntagvormittag verbringen wir sehr unterschiedlich.
Nach dem gemeinsamen Frühstück holt Ole noch ein paar Getränke, während ich mit den Vorbereitungen für das abendliche BBQ beginne.
Da Mika bei unserem letzten BBQ so sehr von dem mit Tomaten überbackenen Hirtenkäse begeistert war, habe ich mir überlegt eins unserer Lieblingsgerichte für ihn zuzubereiten. Hierfür habe ich aus Deutschland extra einen kleinen Hokkaido-Kürbis mitgebracht, weil ich nicht wusste, ob ich den auf Bornholm bekomme. Dieser wird grob in Spalten geschnitten, kurz in Butter angebraten und dann mit Hirtenkäse und etwas Honig im Ofen überbacken. Beim Servieren wird nochmal ein bisschen Honig darüber verteilt. Wir haben dieses Gericht bei einem italienischen Buffet kennen gelernt und es schmeckt fantastisch. Zudem ist es mal wieder der Beweis, dass gutes Essen weder teuer noch aufwendig sein muss. Man braucht nur Ideen und ein paar gute Zutaten.
Diesen Mal wollen wir noch ein bisschen aufwendiger grillen, als im Sommer! Wir machen neben etwas Bio-Fleisch auch ein paar Fischspießchen, mit Parmesan und Sahne überbackene Fächerkartoffeln und natürlich auch einen Salat und etwas Brot. Ich hoffe inständig, dass die beiden dieses Mal etwas mehr essen. Im Mai war nach einer Hühnerbrust mit Beilagen schon Schluss. Das wäre heute wirklich schade!
Als Dessert gibt es Blaubeer-Apfel-Crumble, wahlweise mit Sahne und Zimt-Zucker oder mit Lakritz- oder Schokoladensaucen. In Dänemark gibt es Blaubeeren an jeder Ecke. Damit können wir einfach nichts falsch machen.
Da unser Menü schon in Deutschland feststand, habe ich dieses Mal auch eine schöne Speisekarte vorbereiten können, die gut sichtbar in dem DIN A5 Display steckt, was wir im Mai für die Cocktailkarte extra gekauft haben. Heute Abend gibt es eine beidseitige Karte. Zuerst das Abendessen, später drehe ich die Karte um, dann gibt es die Cocktail Karte.
Da die beiden heute kein Auto mehr fahren müssen, haben wir uns sowohl auf alkoholische, wie auch anti-alkoholische Getränke eingestellt. Für Pia haben wir natürlich auch einen guten Weißwein kaltgestellt, heiße Schokolade mit Rum haben wir auch wieder im Angebot. Wir kennen ja ein paar Vorlieben unserer Gäste und berücksichtigen diese selbstverständlich.
Ich gehe nicht davon aus, dass wir heute nach dem Essen wieder spazieren gehen. Mir schwebt eher ein Spieleabend mit Kniffel oder LUDO (das ist die internationale Bezeichnung für „Mensch Ärgere Dich nicht“) vor. Mal sehen, ob ich damit durchkomme. Ole findet die Idee jedenfalls gut.
Die Zeit rennt und irgendwann sind alle sinnvollen Vorbereitungen abgeschlossen. Ich gehe duschen, achte aber darauf, dass meine Haare nicht nass werden, sondern trocken und glatt bleiben. Dann stehe ich ratlos vor dem Kleiderschrank. Was soll ich anziehen?
Kurze Hose und ein Shirt mit Carmenausschnitt, waren im Mai eine gute Wahl. Allerdings wissen wir ja gar nicht, ob es heute nicht bei einem rein freundschaftlichen Besuch bleibt. Dann wäre es ziemlich peinlich, wenn ich zu viel Haut zeige. Ich möchte das beide sich heute Abend bei uns wohl fühlen und ich werde Mika hier nicht vor seiner Frau irgendwie anbaggern. Ich finde: Sowas gehört sich nicht, auch wenn wir schon zusammen im Bett (und auf der Couch) waren! Es ist Ihr Mann und ich habe keine Ansprüche auf irgendetwas.
Also nehme ich eine rosa Bluse mit dreiviertel Arm, einen passenden Chiffonschal und eine lange schwarze Hose aus dem Schrank. Das ist chic, vorteilhaft und unverbindlich. Schöne Wohlfühlklamotten eben!
Meine vor zwei Tagen geglätteten, frisch gesträhnten Haare liegen gut, mein Schmuck ist eher dezent aber elegant, das Makeup besteht aus Wimperntusche und rotem Labello. Ich habe fertig!
Ich gucke in den Spiegel und finde gut was ich sehe. Das ist bei weitem nicht immer so, aber jetzt gerade sieht das alles so aus, wie ich es gerne hätte. Seit dem Sommer habe ich über 10 kg abgenommen und das sieht man mir auch an. Sehr gut!
Ole entscheidet sich auch für ein ordentliches Outfit. Hemd mit leichtem Pulli, eine lange Hose und braune Lederschuhe. Seine Haare und der Bart sind seit Donnerstag frisch und professionell geschnitten, weil wir einen Doppeltermin beim Frisör hatten. Abgenommen hat er seit dem Sommer auch etwas. Er sieht gut aus!
Natürlich fühle ich mich irgendwann wieder wie ein Raubtier im Käfig und möchte einfach nur, dass die Warterei vorübergeht. Ich neige ja nicht dazu bei Nervosität hin und her zu laufe, aber ich sitze auf der Couch und brüte, während Ole in der Küche herumschleicht.
Als es an der Tür klopft bin ich erlöst und springe fast von der Couch. Sie sind da!
Ole ist vor mir an der Tür und öffnet sie. Freya und Mika stehen draußen. Sie sind legerer gekleidet als wir. Freya trägt wie ich eine Hose und einen leichten Pulli. Mir fällt ihre Kette mit einem tollen Anhänger in Kleeblattform mit einem Peridot in der Mitte. Mika trägt mal wieder eine halblange Hose und ein Shirt. Dem Mann scheint schon wieder warm zu sein.
Ole umarmt erst Freya, dann Mika und lässt die beiden dann eintreten. Freya und ich begrüßen uns zwar mit einer festen Umarmung, aber Mika scheint mich gar nicht mehr loslassen zu wollen und streicht mir zudem mit einer Hand über den Rücken. Das fühlt sich wundervoll an und ich bin mir schlagartig sicher, dass es ein ganz wundervoller Abend wird.
Endlich finde ich meine Sprache wieder: „Schön, dass ihr hier seid!“
„Eigentlich wären wir ja jetzt erstmal mit einer Einladung zum Grillen dran gewesen.“ sagt Mika, während er mir nochmal mit seiner Rechten über den Arm streicht.
„Das ist doch völlig egal, Hauptsache wir sehen uns wieder und es wird ein schöner Abend.“ Antworte ich und ergänze: „Ich bin so froh, dass wir uns treffen. Wie wir wissen, können zwei Wochen schnell vorbei sein.“
„Wollen wir einmal kurz durch das Haus gehen?“ fragt Ole und deutet auf den naheliegendsten Raum. Wir wollen! Es gibt die beiden wunderschönen Schlafzimmer und das große Badezimmer mit der Zwei-Personen-Eck-Badewanne.
Mika lächelt über das ganze Gesicht: „Das sieht aber bequem aus.“
Ich lache. „Ja, dieses Mal musste es unbedingt ein Haus mit Badewanne sein. Das ist das einzige, was ich bei dem gelben Haus vermisst habe.“
„Das gelbe Haus ist genial.“ sagt Freya und damit hat sie Recht. Aber es liegt auf der anderen Seite der Insel. Dieses Haus liegt nur wenige hundert Meter von Freyas und Mikas Wohnhaus entfernt. Ein echter Vorteil für einen schönen Abend mit alkoholischen Getränken. Ich gehe nicht davon aus, dass die beiden heute Abend bei uns übernachten wollen, da sie morgen arbeiten gehen müssen. Darum haben wir uns heute auch sehr früh verabredet.
Das Highlight dieses Hauses ist aber die große Wohnküche mit einem Tresen und Barhockern. So kann man auch noch etwas zusammensitzen, während man gleichzeitig kocht oder etwas vorbereitet. Von dem Esstisch aus hat man einen traumhaften Blick in den Garten und das unverbaute Gelände hinter dem Haus. Die eingezäunte Terrasse ist riesig und wird von einem gemauerten Grill dominiert. Man kann hier toll grillen und eine schöne Party feiern.
Trotz guten Wetters haben wir den Esstisch aber innen gedeckt. Es könnte noch deutlich kühler werden und falls wir und wirklich noch für eine Spielrunde entscheiden, sollen die Figuren auch nicht dem Wind zum Opfer fallen.
Ole hat den Grill schon vorgeheizt und das Fleisch aus dem Kühlschrank genommen. Die Kartoffeln und der Kürbis stehen im heißen Backofen. Wir können also jederzeit loslegen.
„Gefällt es euch?“ frage ich.
Mika nickt deutlich, Freya sagt: „Ich hätte gedacht, dass ihr wieder das gelbe Haus bucht.“
Ich gucke Sie an. „Wir mussten diese beiden Wochen Urlaub nehmen, weil wir eigentlich nach Österreich wollten. Das ist im Sommer aber abgesagt worden, darum haben wir uns für einen zweiten Urlaub hier entschieden. Deshalb mussten wir ein zeitlich verfügbar Haus nehmen.“
Freya guckt mich an. „Und verfügbar war ausgerechnet ein Haus in dem Ort, in dem wir wohnen?“
Ole guckt mich auch an. „Ich habe Dir gleich gesagt, dass das eine dumme Idee ist. Das Haus ist zu dicht dran!“
Ich trete schuldbewusst von einem Bein auf das andere. „Es gab eine Alternative in Aakirkeby, aber das hätten wir über Booking.com buchen müssen und das habe ich nach dem Fiasko im Sommer nicht machen wollen. Sonst hätten wir jetzt vielleicht gar kein Ferienhaus und würden jetzt noch in Sassnitz rumstehen.“
Mika lächelt. „Darum hast Du mich auch im Vorfeld gefragt, ob wir ein Problem damit haben, wo genau das Ferienhaus liegt.“
Ich nicke: „Stimmt. Ich dachte halt, wenn wir abends mal was trinken wollen, ist das hier kein Problem, weil niemand mehr Auto fahren muss. Ein Treffen ist so viel einfacher, aber es soll keinen Druck machen, oder eine Belastung für Euch sein. Wir wissen, dass ihr wenig Zeit habt.“
Mika streicht mir wieder über den Arm: „Ich habe kein Problem mit dem Haus. Es ist wunderschön und ich finde es klasse, dass wir es jetzt mal von innen sehen können.“
Freya nickt. „Das stimmt. Es ist schön und praktisch. Trotzdem können wir nicht jeden Abend zu Besuch kommen.“
Ich winke ab. „Das erwarten wir ja auch gar nicht. Aber falls ihr auch mal spontan vorbeikommen möchtet, ist es doch optimal, wenn wir nicht so weit weg sind, oder?“
Freya legt den Kopf schief: „Meinst Du wirklich uns oder vielleicht nur Mika alleine?“
Mein Gehirn explodiert. Das klingt gar nicht gut! Ich dachte sie hätte kein Problem damit gehabt, dass Mika im Sommer einen Tag alleine zu uns gefahren ist.
Es ist Zeit für eine ehrliche Antwort! Ich gucke Freya direkt an. “Liebe Freya, wir haben Euch eingeladen, weil wir heute gerne einen schönen Abend mit Euch beiden verbringen wollen. Ob und wann wir das wiederholen, kann ich nicht sagen, aber falls wir das machen, freue ich mich sehr.“
Sie lächelt. „Wir freuen uns auch auf einen schönen Abend mit Euch. Den Rest warten wir mal ab.“
Ole macht eine einladende Geste in Richtung des Esstisches. „Ich würde sagen, dann fangen wir doch mal an.“
Mika lächelt ihn an. „Kann ich Dir beim Grillen helfen?“
Ole nickt. „Aber klar doch, Grillen ist ja auch Männersache und ich habe leckeres Bio-Fleisch vorbereitet!“
Ich zucke nur mit den Schultern und gucke Freya entschuldigend an, die selber schmunzeln muss. Unsere Männer wollen ‚Feuer machen‘. Sollen sie doch, es entspricht ja ihrer Natur.
Wir Weibchen übernehmen den Rest hier drinnen. Den Tisch habe ich ja schon fertig gedeckt und auch die Speisekarte wird jetzt von Freya bewundert. Ja, wir haben uns mal wieder etwas Mühe gemacht, um die beiden ein bisschen zu beeindrucken und das scheint auch wieder zu funktionieren.
Die Männer legen draußen das Fleisch auf den Rost, ich drehe drinnen den Backoffen auf Grillfunktion.
Ich nutze die Möglichkeit um Freya nochmal persönlich anzusprechen. „Freya, ich würde gerne etwas klarstellen.“
Sie steht neben mir, guckt zu mir rüber.
„Ich habe dieses Haus nicht gebucht, weil wir Euch unter Druck setzten oder Euch auf die Pelle rücken wollen. Wirklich nicht. Ich hatte aber gehofft, dass wir uns wiedersehen und da fand ich ein Haus in Eurer nähe einfach praktisch.“
„Aha…“ sagt sie, scheint aber noch auf etwas zu warten.
„Ich mag Deinen Mann, aber ich bin nicht in ihn verliebt. Ich würde Ole niemals hergeben oder irgendetwas tun, was unsere Ehe gefährdet. Ich bin völlig überzeugt, dass ich mit Ole zusammenbleibe, bis einer von uns beiden irgendwann stirbt.“